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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Die besondere CD: Hymns to St Cecilia

Der Musik selbst ein Ständchen gebracht

von Rainer Aschemeier  •  21. November 2014
Katalog-Nr.: CDA68047 / EAN: 034571280479

Es ist vielleicht einer der skurrilsten Übersetzungsfehler der Geschichte: Das lateinische „Cantantibus organis Caecilia Domino decantabat“ in der Heiligenlegende St. Cäcilias wurde missverstanden, und statt „organis“ nahm man „organum“ für gegeben an. Schwupps: Schon ward die heilige Cäcilia zur Patronin erst der Kirchenmusiker gekürt, später zur Patronin der Musik und der Musiker schlechthin. Die meisten Darstellungen zeigen sie orgelspielend – der alte Übersetzungsfehler lässt grüßen!
Wie dem auch sei: Seit jeher ist Cäcilia als Schutzheilige der Musik natürlich vor allem auch bei Komponisten gut angekommen.

Originals and Beyond
Piano Duo Takahashi Lehmann

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Originals and Beyond – Klaviertranskriptionen von Beethoven, Schönberg und Schumann

Musikarchitekten am Werk

von Rainer Aschemeier  •  11. November 2014
Katalog-Nr.: audite 97.706 / EAN: 4022143977069

Der Musiklaie schiebt die Schuld schnell auf den Komponisten. Wohl deswegen finden sich so viele Vorurteile der Art Robert Schumann habe schlecht instrumentiert oder bei Gustav Mahlers Werken sehe man die Musik vor lauter Bombast nicht mehr. Beide Urteile sind grundweg falsch. Richtig ist aber, dass vor allem Schumann und Mahler – noch schlimmer dessen Nachfolger im Geiste wie etwa Schönberg oder Berg – häufig sehr schlecht interpretiert werden, von Orchestern und Dirigenten, denen es auf die innere Differenzierung eines Werks „nicht so anzukommen“ scheint, die Effekt über Musikalität und Show über Einsicht stellen.

C. Orff – Carmina Burana
Anima Eterna, Collegium Vocale Gent, Cantate Domino – J. v. Immerseel, div. Solisten

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Carl Orff - Carmina Burana

"Zurück zur Partitur"

von Rainer Aschemeier  •  7. November 2014
Katalog-Nr.: ZZT353 / EAN: 3760009293533

Nun erscheint mit der Einspielung des Orchester Anima Eterna Brügge unter der Leitung seines Gründers und langjährigen künstlerischen Leiters Jos van Immerseel eine Aufnahme, die uns keck verspricht, man würde jetzt aufräumen mit allen Vorurteilen. Denn – hört, hört! – man kehre nun „zurück zur Partitur“, und das beseitige eigentlich schon alle Fragen. Nun sollte man meinen, dass eigentlich jedes Orchester und jeder Dirigent die Absicht haben sollte, zur Partitur „zurückzukehren“, wenn ein musikalisches Werk aufgeführt werden soll. Insofern ist der Einführungstext zu der neuen Carmina Burana-CD schon wirklich fast lachhaft.

L. Janáček – Sinfonietta / Taras Bulba
Bamberger Symphoniker – J. Nott

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Leoš Janáček – Sinfonietta / Taras Bulba

Ohrenöffner aus Bamberg

von Rainer Aschemeier  •  4. November 2014
Katalog-Nr.: 7135 / EAN: 812973011354

Notts Dirigat von Janáčeks sinfonischen Hauptwerken „Taras Bulba“ und „Sinfonietta“ (die, wie wir ja wissen, eigentlich eine ausgewachsene Sinfonie ist) gehörte zu den Highlights des Veröffentlichungsjahrs 2006. Schon 2004 eingespielt, zeigt sie Nott und die Bamberger als Meister der musikalischen Transparenz. Wo andere diese Werke schwer und bombastisch musizierten, scheint es im Rückblick, als hätten Nott und sein Bamberger Orchester schon mal für den anstehenden Mahler-Zyklus geübt.

F. Kalkbrenner – Kammermusik
Linos Ensemble

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Friedrich Kalkbrenner – Kammermusik

Rehabilitiert

von Ulrich Hermann  •  30. Oktober 2014
Katalog-Nr.: cpo 777 850-2 / EAN: 7 61203 78502 5

Kein Wunder also, dass sich das vielgelobte Linos Ensemble dieses Mannes angenommen hat. Herausgekommen sind sehr lebendige und bezaubernde Aufführungen, die allen beteiligten Musikern hörbar viel Spaß bereitet haben. Besonders hervorzuheben ist selbstverständlich die Pianistin Konstanze Eickhorst, die mit ihrem überhaupt nicht auftrumpfenden Klavierspiel zwar immer den Ton angibt, aber – dies auch eine Meisterleistung des Aufnahmeteams – den Klang des Flügels so direkt und passend einfügt, dass es ein wahres Vergnügen ist, diese CD mit solch unbekannten und dennoch höchst ansprechenden Kompositionen anzuhören.

Mit Bach durchs Jahr Vol. III
Carsten Zündorf

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Mit Bach durchs Jahr Vol. III

So nahe wie möglich am Wunder Bach

von Rainer Aschemeier  •  28. Oktober 2014
Katalog-Nr.: KAL 6324-2 / EAN: 4260164632424

Wie vielleicht regelmäßigen Lesern unseres Blogs schon bekannt ist, hat the-listener.de ein ganz besonderes Faible für Orgelmusik. Der Grund, warum es trotzdem nicht viel in diesem Genre zu rezensieren gibt, ist der, dass Orgelmusik-CDs häufig a) schlecht aufgenommen und b) mies interpretiert sind. Berüchtigt sind die etwa arhythmischen „Mini-Pausen“ unmusikalischer Organisten, die den Fluss der Musik stören und meist von einer Überforderung des Interpreten zeugen. Ebenso berüchtigt sind CDs, bei denen der Tonmeister in Sachen Mikrofonierung bei einer Kirchenorgel in schwierigen Hallverhältnissen, wie sie eben in einer Kirche vorkommen, eben auch überfordert war, sodass sich das Instrument entweder wie aus weiter Ferne aufgenommen anhört oder mehr Gebläse als Orgelmusik aus den Boxen strömt.

G. Allegri - Miserere (Transkr.)
Chorus sine nomine – J. Hiemetsberger; M. Krenn (Saxophon), div. Solisten

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Gregorio Allegri - Miserere (Transkr.)

Aufnahme mit Kultpotenzial

von Ulrich Hermann  •  27. Oktober 2014
Katalog-Nr.: Gramola 99027 / EAN: 9003643990272

Dass dazu die Ausführenden, der „Chorus sine nomine“ unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger und der Saxophonist Michael Krenn, überzeugend und makellos singen und spielen, selbst von dem, was sie da hervorbringen, sicherlich beeindruckt, lässt das Zuhören zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Wenn dazu gerade Sonntag ist – wie bei meinem ersten Eindruck –, dann ist das fast wie ein eigener, ganz persönlicher „Sonntagsgottesdienst“. Auch das kann eben mit einer solchen CD geschehen.

Carl Nielsen – Sinfonien Nr. 4 & 1
New York Philharmonic – A. Gilbert

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Carl Nielsen – Sinfonien Nr. 4 & 1

von Rainer Aschemeier  •  27. Oktober 2014

Wünscht man sich von so einem eine Nielsen-Gesamtaufnahme? Zwar gibt es genug Menschen, die bei Nielsens Sinfonien vor allem geballte Power suchen, die Sinfonien wie die vierte („Das Unauslöschliche“) oder die zweite („Die vier Temperamente“) sicherlich en masse haben. Doch ist Nielsen eben auch einer, der unglaublich diffizile Feinheiten mit seiner Musik transportiert. Da sei allen anderen Werken seiner Feder voran die grandiose fünfte Sinfonie genannt, aber auch die faszinierende Sechste. Und: Die scheinbaren „Powerstücke“ wie etwa die Vierte sind, wenn man sie genauer betrachtet, ebenfalls höchst fragile Kunstwerke, die einen Dirigenten verdienen, der das erkennt und nicht alles mit einem Full-Power-Hochglanzsound verdirbt.

Antonio Vivaldi – Vivaldi-Edition (66 CDs)
diverse Interpreten

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Antonio Vivaldi – Vivaldi-Edition (66 CDs)

von Rainer Aschemeier  •  20. Oktober 2014

Anfang der 2000er-Jahre startete Brilliant Classics mit einer ersten, repräsentativ verpackten Vivaldi-Ausgabe. Damals umfasste sie 40 CDs und war vor allem mit Lizenzaufnahmen bestückt, von denen die meisten von italienischen Labels wie tactus kamen. Aber auch aus Ungarn bekam man einige Lizenzen vom Hungaroton-Label. Bis heute halte ich diese Ausgabe hoch in Ehren. Ist sie doch in meinen Augen eines der gelungensten Beispiele dafür, wie sich Qualität und Quantität die Hand reichen können, wenn man einen Editor daran setzt, der sein Handwerk versteht. 2010 erlebte die „Vivaldi-Edition“ ein Revival bei Brilliant Classics. In gänzlich neuer Verpackung und nun mit zwei Hand voll Eigenproduktionen ausgestattet, umfasste sie zwar nach wie vor 40 CDs, hatte aber teilweise schon einen anderen Inhalt wie noch zu Beginn des Jahrtausends. Nun, am 31. Oktober 2014, folgt das bislang umfassendste „facelift“ der Vivaldi-Edition. Eigentlich handelt es sich dabei (um im Autojargon zu bleiben) um ein ganz neues Modell.

L. Berio – Orchesterwerke
Finnisches Radiosin-fonieorchester – H. Lintu, V. Räisänen (Mezzosopran)

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Luciano Berio – Orchesterwerke

Bisheriger Höhepunkt in der Folge von Musik des 20. Jahrhunderts in Einspielung Hannu Lintus

von Rainer Aschemeier  •  14. Oktober 2014
Katalog-Nr.: ODE 1227-5 / EAN: 0761195122754

Hannu Lintu ist der Mann, der bei Ondine immer dann zum Einsatz zu kommen scheint, wenn es um die Musikmoderne geht. Allein in den letzten beiden Jahren hat der Finne schon mehrere hochkarätige Alben mit Musik des 20. Jahrhunderts veröffentlicht, von Enescu bis Ligeti, von Messiaen bis (nun ganz neu) Luciano Berio. Dabei ist nicht nur Lintu selbst zu einem der derzeit wichtigsten Interpreten der Musik des 20. Jahrhunderts aufgestiegen, sondern das Ondine-Label hat sich mit seinen hervorragend programmierten und sehr gut klingenden Produktionen auch einen Stammplatz in allen CD-Schränken gesichert, die im Haushalt von Hörern stehen, denen die Musikmoderne nicht egal ist.

J. Cage – one7 / four6
Sabine Liebner (Klavier)

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John Cage – one7 / four6

Die Wiederentdeckung der Stille

von Rainer Aschemeier  •  8. Oktober 2014
Katalog-Nr. WER 6797 2 / EAN: 4010228679724

Sabine Liebner hat – so möchte man meinen – auf diesem Album nicht viel zu tun. Von den exakt 60 Minuten Spielzeit dieser CD bestehen schließlich mindestens die Hälfte aus kompletter Stille. Die feinnervigen Dynamikkontraste, die Sorgsamkeit und der Einfallsreichtum in Dingen der Klangerzeugung sind jedoch der Punkt, worin sich Liebner einmal mehr himmelweit von ihren Interpretenkollegen abhebt.

Myroslav Skoryk – Carpathian Concerto, u.a.
Odessa Philharmonic Orchestra – H. Earle

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Myroslav Skoryk – Carpathian Concerto, u.a.

Musik aus der Ukraine – frisch "entdeckt"

von Ulrich Hermann  •  23. September 2014
Katalog-Nr.: 8.573333

Wieder ein Komponist, dessen Musik eine Neuentdeckung ist. Der 1938 in Lviv geborene ukrainische Komponist Myroslav Skoryk dürfte den meisten Hörern unbekannt sein, auch wenn die Ukraine in den letzten Monaten für „Schlagzeilen“ en masse sorgt. Allerdings ist dieses Land beziehungsweise dessen eigenständige Kultur doch so weit entfernt, dass erst langsam ins westeuropäische Bewusstsein dringt, dass es nicht nur eine russische, sprich sowjetische, Kultur sondern eben auch eine ganz und gar eigenständige in der Ukraine gibt und immer gegeben hat.

C. Saint-Saëns - Sämtliche Klavierkonzerte
Orchester von Radio Luxemburg – L. de Froment / G. Tacchino (Klavier)

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Camille Saint-Saëns - Sämtliche Klavierkonzerte

von Rainer Aschemeier  •  20. August 2014
Katalog-Nr.: 94944 / EAN: 5028421949444

Camille Saint-Saëns ist ein Komponist, der allzu häufig auf seine populäre Orgelsinfonie und den ganz zurecht sehr beliebten „Karneval der Tiere“ reduziert wird. Das soll nicht heißen, dass diese Werke minderwertig oder nebensächlich wären – ganz im Gegenteil!
Nur ist es manchmal einfach unverständlich, warum eine „Orgelsinfonie“ in jedem ernstzunehmenden Klassikregal ein Zuhause hat, während Saint-Saëns‘ großartige Kammermusik für Bläser, seine restlichen Sinfonien, seine herrlichen Klavierkonzerte und seine beeindruckenden Oratorien (um hier einmal nur eine mögliche Auswahl von herrlichen Meisterwerken dieses interessanten Komponisten zu nennen) ein Schattendasein düsterster Art im allgemeinen Konzertleben führen.

Die besondere CD: Andrzej Panufnik – Sinfonische Werke Vol. 8

Der große Unbekannte

von Ulrich Hermann  •  15. August 2014
Katalog-Nr.: Cpo 777 687-2 / EAN: 7 61203 76872 1

Ulrich Hermann schreibt über unsere „besondere CD“ im August: Wie gut, dass ich vor Jahren in einem Konzert schon einmal das Streichsextett des polnisch/englischen Komponisten Andrzej Panufnik gehört habe – es hat mir damals gut gefallen und mir den Namen dieses ansonsten nur speziellen Kennern geläufigen Komponisten näher gebracht. Auf der vorliegenden CD sind drei seiner Konzerte eingespielt. Dirigent ist der, mit Panufniks Musik besonders vertraute Lukas Borowicz, der auch bei den anderen CDs bei der Musik seines Landsmannes „federführend“ ist. Zusammen mit drei hochkarätigen Solisten – das booklet gibt über den Komponisten, sein sehr tragisches Leben und Wirken und auch über die Mitwirkenden erschöpfend Auskunft – realisieren sie eine bei allem „Konstruktivismus“ überragend expressive und packende Musik.

B. Britten – String Quartet in F, Simple Symphony, etc.
Emperor Quartet

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Benjamin Britten – String Quartet in F, Simple Symphony, etc.

Britten hyperexakt

von Rainer Aschemeier  •  14. August 2014
Katalog-Nr.: BIS-1870 / EAN: 74318599918709

Die CD beginnt mit einem von Brittens beliebtesten Werken: der „Simple Symphony“. Normalerweise hören wir dieses Stück in einer Streichorchesterbesetzung, jedoch gibt es vordergründig betrachtet keinen Grund, warum es nicht auch mit dem Streichquartett aufgeführt werden sollte. In der etwas kratzbürstigen Lesart des Emperor String Quartet ist die Simple Symphony jedoch durchaus gewöhnungsbedürftig, und man fragt sich, inwieweit es überhaupt sinnvoll ist, aus so einem gemäßigt komponierten Werk unbedingt eine kompositorische Moderne herauskitzeln zu wollen, die man dem Stück förmlich aus der Nase ziehen muss.

F. Chopin – Sämtliche Nocturnes
Earl Wild (Klavier)

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Frédéric Chopin – Sämtliche Nocturnes

von Rainer Aschemeier  •  11. August 2014

In Europa blieb Earl Wild ein Geheimtipp und für die breite Masse praktisch ein Unbekannter. Auch keine der großen europäischen Plattenfirmen für klassische Musik konnte sich für Wilds Interpretationen erwärmen. Und bei US-Labels wie RCA gab es zwar einige Einspielungen, doch auch dort zündete Earl Wilds Karriere nicht so richtig, denn immerhin war dieser Pianist ja ständig zu hören, wenn man das Radio einschaltete. Wozu noch Schallplatten kaufen? Außerdem hatte Wild einen Vertrag mit dem Buchclub „Reader’s Digest“ abgeschlossen: Im Rahmen einer Serie mit Standardrepertoire kamen Earl Wild-Schallplatten für Reader’s Digest auf Wunsch pfundweise ins Haus.

H. Berlioz - Harold in Italien / Römischer Karneval / Reverie et Caprice / Benvenuto Cellini-Ouvertüre
Orchestre National de Lyon – L. Slatkin / L. Berthaud (Viola)

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Hector Berlioz - Harold in Italien / Römischer Karneval / Reverie et Caprice / Benvenuto Cellini-Ouvertüre

Slatkin mit einer "Harold"-Referenz für das 21. Jahrhundert

von Rainer Aschemeier  •  4. August 2014
Katalog-Nr.: 8.573297 / EAN: 747313329779

Nun hat Slatkin sein zweites Berlioz-Album binnen zwei Jahren vorgelegt, und es hinterlässt einen noch stärkeren Eindruck als seine ebenfalls starke „Symphonie Fantastique“ von 2012.
Slatkins Hang zum Lyrischen zum Hervorkitzeln des „Sanften“ in Berlioz‘ Stücken findet in der Sinfonie „Harold in Italien“ eine besonders dankbare Projektionsfläche. Mit Lise Berthaud steht Slatkin dabei eine Bratschensolistin zur Seite, die einen besonders schönen, kultivierten und eleganten Ton pflegt. Ich würde für dieses Album sogar so weit gehen zu behaupten, dass Slatkins Interpretation an mancher sicher geglaubten Referenz kratzt.

J. Loussier – Violinkonzerte Nr. 1 & 2 / I. Paderewski - Violinsonate
Polish Philharmonic Chamber Orchestra – A. Kostecki

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Jaques Loussier – Violinkonzerte Nr. 1 & 2 / Ignaz Paderewski – Violinsonate

Loussier (not playing Bach)

von Rainer Aschemeier  •  31. Juli 2014
Katalog-Nr.: 8.573200 / EAN: 747313320073

Vor allem Loussiers erstes Violinkonzert aus den Jahren 1987/88 vermag durchaus zu begeistern. Keine Spur allerdings von Loussiers „Bach-goes-Jazz“-Attitüde. Stattdessen lässt der Franzose Erinnerungen an diverse Belmondo-Filmmusiken aufkommen (ich nenne jetzt als Beispiel mal das berühmte Thema aus „Der Profi“) und bewegt sich somit in einem Fahrwasser zwischen Ennio Morricone und nur randseitigen Jazz-Ausflügen.

A. Casella - Sämtliche Klaviermusik
Michele d'Ambrosio (Klavier)

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Alfredo Casella – Sämtliche Klaviermusik

wiedererweckt: Die Klaviermusik Alfredo Casellas

von Rainer Aschemeier  •  28. Juli 2014
Katalog-Nr.: 9281 / EAN: 5029365928120

Ausführender Solist ist Michele d’Ambrosio – und der macht seine Sache wirklich gut. D’Ambrosios Aufnahme ist eine außergewöhnlich überzeugende und von wahrer Leidenschaft für die Musik Casellas sprechende Gesamtaufnahme geworden, in der ich persönlich so gut wie keine Schwächen erkennen kann. Frappierend ist der Gegensatz zwischen Casellas futuristischen, wirklich radikal modernen und unbequemen Werken, seinem späteren Zug zum Neoklassizismus und seinen eher spätromantisch gefärbten, schwelgerischen Klavierkompositionen. Die Gesamtaufnahme auf 3 CDs vermittet diese Musik in der Reihenfolge ihrer Opuszahlen, sodass sich fächerartig ein Bild des Wandels in der Kompositionspraxis Alfredo Casellas ergibt.

R. de Visée - Confidences galantes
Fred Jacobs (Theorbe)

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Robert de Visée - Confidences galantes

Was will man mehr?

von Rainer Aschemeier  •  19. Juli 2014
Katalog-Nr.: MET CD 1089 / EAN: 502816510923

Die Lautenmusik von Robert de Visée wird eher selten für CD eingespielt, aber es gab in der Vergangenheit doch einige Beispiele (unter denen wir übrigens eines auch bei the-listener.de rezensiert hatten, siehe hier). De Visées Lautenmusik ist sehr gut komponiert. Ihr hängt jedoch ein Anflug des Anachronistischen an, denn de Visée, der 1725 starb, gehörte zu den letzten bedeutenden Lautenkomponisten. Und obschon zu seinen Lebzeiten schon Komponisten wie Bach und Telemann musikalisch-barocke Prachtschatullen öffneten, hing de Visée mit seiner Musik eher der Weltentrücktheit der Renaissance nach.

M. Weinberg - Sinfonie Nr. 21 / Polnische Lieder Op. 47,21
Siberian Symphony Orchestra - D. Vasilyev

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Mieczysław Weinberg - Sinfonie Nr. 21 / Polnische Lieder Op. 47,21

Erneut fantastische Ergänzung zur Weinberg-Diskografie

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2014
Katalog-Nr.: TOCC 0193 / EAN: 5060113441935

Es ist ja schon einfach ganz unglaublich, was in den letzten Jahren in Sachen Mieczysław Weinberg passiert ist: Da ist ein Komponist, vergessen von der Welt. Und plötzlich findet jemand heraus, dass man ihn auch ganz gut als so eine Art „Schostakowitschs Erbe“ vermarkten könnte – und das klappt! Es klappt so gut, dass sich inzwischen drei Labels um die erste Gesamteinspielung von Weinbergs Sinfonien balgen, von denen der Komponist immerhin 21 (nummerierte) Exemplare hinterlassen hat, neben mindestens einer unnummerierten Sinfonie und diversen Kammersinfonien. Nun tritt zu diesem illustren Grüppchen, zu dem witzigerweise bislang alle “...os“-Labels (NEOS, chandos und Naxos) gehörten noch das britische Label für Jäger und Sammler, toccata, hinzu.

M. Weinberg – Sinfoniettas Nr. 1 & 2 / Sinfonie Nr. 7
Moscow Chamber Orchestra – R. Barschai / Orchester der Staatsakadmie der UdSSR – E. Svetlanov

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Mieczysław Weinberg – Sinfoniettas Nr. 1 & 2 / Sinfonie Nr. 7, Op. 81

Rare Weinberg-Dokumente aus den 1960er-Jahren

von Rainer Aschemeier  •  3. Juli 2014
Katalog-Nr.: MEL CD 10 02180 / EAN: 4600317121809

Selbst in Weinbergs musikalischer Heimat Russland hat es nur wenige Schallplatten-Aufnahmen zu Lebzeiten des Komponisten gegeben, der überdies lange Zeit unter den Repressalien sowjetischer Kulturpolitik zu leiden hatte.
Die nach meinen Recherchen erstmals auf CD verfügbaren Einspielungen, die diese neue Melodiya-CD bereitstellt, ist denn auch so etwas wie eine kleine Sensation: Echte Weinberg-Tondokumente aus der Zeit, als der Komponist noch in Saft und Kraft stand und Sinfonie auf Sinfonie komponierte – eine besser als die andere.

KARA
Ensemble Olivinn

KARA

Orientalischer "Leiermann"

von Ulrich Hermann  •  29. Juni 2014
EAN: 4251026600019

Die türkisch-deutsche Gruppe Olivinn präsentiert auf ihrer ersten CD ein Dutzend Stücke und Lieder, alle komponiert oder bearbeitet von Sinem Altan, die schon in frühester Jugend mit Komposition und Klavierspiel begann. Dabei reicht bei diesem spannenden Cross-Over die Bandbreite vom anatolischen Volkslied bis zu Schubert, Brahms oder dem Spiritual „Deep River“.

R. Vaughan Williams - Sinfonien Nr. 1-9
Staatssinfonie-orchester des Kultusministe- riums der UdSSR - G. Roschdestwenskij

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Ralph Vaughan Williams - Sinfonien Nr. 1-9

Völlig unkonventioneller Vaughan Williams-Zyklus aus dem Russland der 1980er-Jahre! Eine Entdeckung aus dem Archiv

von Rainer Aschemeier  •  26. Juni 2014
Katalog-Nr.: MEL CD 10 02170 / EAN: 4600317021703

Der vorliegende Vaughan Williams-Zyklus – realisiert in den späten 1980er-Jahren im Rahmen einer kontinuierlichen Abfolge von Rundfunkaufnahmen – ist bislang noch nie auf CD erschienen, und – so wie ich das nachvollziehen konnte – außerhalb Russlands auch nie auf Schallplatte.
Wir haben es hier also mit richtiggehenden Raritäten aus der Klamottenkiste des einstigen Sowjetstaatslabels Melodiya zu tun, und es ist schlichtweg gesagt, ein großes Vergnügen diese Aufnahmen anzuhören.

E. Ysaÿe - Harmonies du soir et autres poèmes
Orchestre Philharmonique Royal de Liège - J.-J. Kantorow, diverse Solisten

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Eugène Ysaÿe - Harmonies du soir et autres poèmes

Schwelgende Jugendstilästhetik in erfreulich guten Aufnahmen

von Rainer Aschemeier  •  23. Juni 2014
Katalog-Nr.: MEW 1472 / EAN: 5425008314723

Ysaÿe wird wegen seiner einstigen Profession als Violinvirtuose und der steigenden Popularität seiner wahrlich faszinierenden Soloviolinsonaten vor allem als Komponist für virtuose Violinmusik wahrgenommen. Das hat dazu geführt, das fast gar nichts anderes aus der Feder des belgischen Komponisten in qualitätvollen CD-Einspielungen erhältlich ist. Dabei liegt die Betonung auf dem Thema „Qualität“, denn natürlich gibt es das eine oder andere aus Ysaÿes Œuvre auch auf CD, doch ist es dann oft von Orchestern und Dirigenten zweifelhafter Qualität eingespielt worden.

L.-E. Larsson – Orchestral Works Vol. 1
Helsingborg Symphony Orchestra – A. Manze

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Lars-Erik Larsson – Orchestral Works Vol. 1

von Ulrich Hermann  •  20. Juni 2014

Bei aller Bandbreite – von seiner ersten Symphonie, die noch deutlich von Sibelius beeinflusst ist – über die idyllischen vier Vignetten zu Shakespeare’s Wintermärchen hin zu seinem wohl „modernsten“ Werk, der Musik für Orchester op.40 von 1949, und den kleineren Werken, dem Pastoral für kleines Orchester (1937) bis zu einem Spätwerk, der „Lyrischen Phantasie“ op. 54 für kleines Orchester von 1967 – ist eine Musik zu hören, die vom ersten Klang und Ton an bewegt und anrührt, „die Seele streichelt“, wie eine Mit-Hörerin kommentierte.

Die besondere CD: Erwin Schulhoff - Konzerte

Klingender Soundtrack der janusköpfigen 1920er-Jahre

von Rainer Aschemeier  •  17. Juni 2014

Vielleicht nur so viel: Schulhoff war einer der wenigen, die sogar Antonín Dvořák noch kennengelernt haben – also einen der wichtigsten Hauptvertreter der Hochromantik – und dann durch das Studium bei Max Reger diese romantischen Werte in eine moderne Richtung gewandelt sahen. Schulhoff nahm neben diesen Einflüssen auch Anleihen bei Strawinsky und sicher auch Bártok, um dann letztendlich aus dieser Melange zu einem schier unverwechselbaren Personalstil zu gelangen, dem charakteristischen „Schulhoff-Sound“, der stets irgendwo zwischen Spätromantik, Expressionismus, Unterhaltungsmusik und Neoklassik hin- und herzupendeln scheint und dennoch so konsistent und kompakt klingt, dass man kaum anders kann, als hier echte Genilaität zu erkennen.

Stravinsky in Hollywood
Marco Capalbo

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Stravinsky in Hollywood

Eine neue Filmdokumentation hinterleuchtet anhand einiger noch nie gezeigter Filmdokumente Stravinskys "amerikanische Phase"

von Rainer Aschemeier  •  9. Juni 2014
Katalog-Nr.: 716404 / EAN: 814337011642

Die Doku stellt teilweise noch nie gesehenes, zum Teil wirklich spektakuläres und interessantes Originalmaterial neben – pardon – ziemlich dämliche, von nur mittelmäßig ähnlichen Stravinsky- und Robert Craft-Doubles nachgestellte Spielszenen, die nichts, aber auch absolut gar nichts zur Handlung und zum Erzählstrang der Dokumentation beizutragen haben. Aber wahrscheinlich muss das heutzutage so sein, weil es alle machen, und wahrscheinlich brauchte man diese (einzigen hochauflösenden) Szenen im Film, um die Herausgabe auch auf Blu-ray rechtfertigen zu können.

P. I. Tschaikowsky - Jahreszeiten Op. 37b / Six morceaux Op. 19
Pavel Kolesnikov

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky - Jahreszeiten Op. 37b / Six morceaux Op. 19

Zwischen Souveränität und Verletzlichkeit: Aufsehenerregendes Labeldebüt des jungen Pianisten Pavel Kolesnikov

von Rainer Aschemeier  •  6. Juni 2014
Katalog-Nr.: CDA68028 / EAN: 034571280288

Kolesnikov betont im Booklet des Albums, als wie innig und verletzlich er diese Musik empfindet – fast „zu schade für eine große Konzerthalle“, wie er es formuliert. Da schreibt jemand tatsächlich, er könne sich vorstellen, die CD sei vielleicht besser noch als das Live-Konzert das geeignete Medium, um eine besonders intime Verbindung zwischen Ausführendem und Hörer herzustellen. Das ist heutzutage, wo fast alle jungen Interpreten nimmermüde betonen, wie sehr sie die Livesituation der scheinbar so sterilen Studioatmosphäre vorziehen, ein beinahe mutiges Statement, das durchaus an die ästhetischen Vorstellungen eines Glenn Gould gemahnt, der einmal gesagt haben soll, sein Traum wäre es, 365 Tage im Jahr in einem Tonstudio Klavier spielen zu können.

F. Busoni - Vollständige Bach-Transkriptionen (2 CDs)
Sandro Ivo Bartoli

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Ferrucio Busoni - Vollständige Bach-Transkriptionen (2 CDs)

Schüler und Mentor – was für ein Unterschied!

von Rainer Aschemeier  •  2. Juni 2014
Katalog-Nr.: 94867 / EAN: 5028421948676

Nicht jeder kann von sich behaupten, Schüler des großen Shura Cherkassky gewesen zu sein. Sicher, es gibt eine ganze Reihe von Pianisten, die mögen bei Sherkassky, einem der letzten echten Granden der russisch-jüdischen Klaviertradition, mal einen Meisterkurs belegt haben oder so etwas. Aber echte Schüler, die über Jahre hinweg eng an der Seite des Meisters studieren durften, davon gibt es nur wenige. Sandro Ivo Bartoli ist so einer. Er hatte jahrelang Gelegenheit, als Schüler den Stil des Meisters zu studieren. Er hätte dem Geheimnis des Sounds dieser einmaligen Pianistengeneration vielleicht auf den Grund gehen können.

E. d'Albert - Orchesterwerke Vol. 2
mdr-Sinfonie-Orchester – Jun Märkl; V. Kaminskaite (Sopran)

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Eugen d'Albert - Orchesterwerke Vol. 2

Zweiter Volltreffer in der d'Albert-Reihe von Naxos

von Rainer Aschemeier  •  27. Mai 2014
Katalog-Nr.: 8.573110 / EAN: 74731331107

Auf der zweiten CD der d’Albert-Reihe von Naxos sind wieder einige eminent spannende Stücke enthalten, wobei diesmal vor allem interessant ist, dass hier Vieles mit literarischen Querbezügen einhergeht. Sei es die frühe Ouvertüre zu Franz Grillparzers „Esther“ aus dem Jahr 1888, die noch ganz das hochromantische Kolorit der „Neudeutschen“ um Franz Liszt versprüht, die weitaus spätere „Aschenputtel-Suite“ aus dem Jahr 1924 nach dem bekannten Märchen der Brüder Grimm, das Stück „Das Seejungfräulein“ nach Andersens Märchen mit Sopranbegleitung oder die verschiedenen Opernouvertüren und -szenen, die hier zur Darbietung kommen, die fast alle auch literarischen Bezug haben (z.B. „Der Rubin“ nach Hebbel oder „Die toten Augen“ nach dem durch Verstrickungen in die Nazi-Kulturpolitik kompromittierten Science-Fiction-Pionier Hanns Heinz Ewers).

Cello con Fuoco – Bach, Ligeti, Kodály
Veronika Wilhelm (Cello)

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Cello con Fuoco – Bach, Ligeti, Kodály

Teilweise rares Repertoire für Solocello in einer Aufnahme mit Hifi-Faktor

von Rainer Aschemeier  •  23. Mai 2014
Katalog-Nr.: KL1507 / EAN: 4037408015073

„Schon wieder so eine CD mit verfehltem Titel“, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich das schöne Soloalbum der Solocellistin des Leipziger Gewandhausorchesters, Veronika Wilhelm, zum ersten Mal in Händen hielt. Ich frage mich dann immer: Wie kann so etwas sein!? Im Booklet-Text wird ganz richtig betont, wie innig, intellektuell anspruchsvoll und eigentlich ganz introvertiert die schmale Literatur für Solocello zumeist (so auch in diesem Fall) ist. Doch auf dieser Einspielung sind ja in Gestalt von Zoltán Kodály und György Ligeti zwei ungarische Komponisten vertreten, sodass wohl irgendjemand von den Labelverantwortlichen unmittelbar den Kurzschluss zog, diese Musik könne man irgendwie in Richtung von Brahms‘ ungarischen Tänzen vermarkten, so nach dem Motto: Paprika, Feuer, Zigeunerpepp.
Das Endergebnis: Der Albumtitel „Cello con Fuoco“ ist gänzlich irreleitend und kann nur verwirren.

R. Schumann - Sinfonien Nr. 1-4
Deutsche Staats-Philharmonie Rheinland-Pfalz - K.-H. Steffens

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Robert Schumann - Sinfonien Nr. 1-4

Tradition trifft Moderne: Karl-Heinz Steffens und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit klugen Schumann-Interpretationen

von Rainer Aschemeier  •  20. Mai 2014
Katalog-Nr.: COV 91403 / EAN: 4039956914037

Der vollmundige Orchesterklang des Orchesters mit Sitz in Ludwigshafen erinnert gelegentlich an die glanzvollen Karajan-Aufnahmen dieser Stücke. Da strahlt das Blech, die Streicher singen.
Doch Steffens vermeidet geschick gefährliche Klischees der Schumann-Interpretation, findet gewissermaßen einen idealen Mittelweg zwischen Tradition und neuen Wegen. Sein Schumann ist zweifellos auf der Höhe der Zeit, was man unter anderem an der durchdachten Orchesterbalance merkt, die Steffens mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz realisiert. Das ist keiner von jenen Dirigenten, die dem ewigen Klischee unterliegen, Schumann sei ein schlechter Instrumentierer und Orchestrator gewesen.

A. Dvořák - Klaviertrios Vol. 1
Tempest Trio

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Antonín Dvořák - Klaviertrios Vol. 1

Beginn einer vielversprechenden Gesamtaufnahme

von Rainer Aschemeier  •  13. Mai 2014
Katalog-Nr.: 8.573279 / EAN: 747313327973

So lässt man sich seinen Dvořák gern gefallen, und diese erste CD lässt großen Appetit aufkommen nach dem hoffentlich in Bälde folgenden zweiten Teil der Edition. Übrigens ist das Highlight auf dieser ersten CD nicht unbedingt das berühmte „Dumky“-Trio, sondern das vom Tempest Trio in bestechender rhythmischer Finesse und großer, strahlender Schönheit dargebotene dritte Klaviertrio Dvořáks.

D. Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 14
Royal Liverpool Philharmonic Orchestra - V. Petrenko / G. James (Sopran) & A. Vinogradov (Bariton)

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Dmitri Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 14

Hosen runter! Schostakowitschs 14. Sinfonie zeigt, was Petrenko wirklich drauf hat.

von Rainer Aschemeier  •  7. Mai 2014
Katalog-Nr.: 8.573132 / EAN: 747313313273

Bei Schostakowitschs Sinfonie Nr. 14 ist zudem immer die Frage: In welcher Sprache führt man dieses „sinfonische Oratorium“ eigentlich auf? Nimmt man ausschließlich russische Texte – also Übersetzungen der Rilke-, Küchelbecker-, Apollinaire- und Lorca-Gedichte, die Schostakowitsch in dieser Sinfonie zu einer Art „literarischem Totentanz“ geformt hat? Oder nimmt man die jeweils originalsprachlichen Versionen (so wie es – um nur ein prominentes Beispiel zu nennen – Bernard Haitink bei seiner gefeierten Gesamtaufnahme in den 1980er-Jahren gemacht hatte)?

J. Gung'l - Märsche, Walzer, Polkas
Nürnberger Sinfoniker - Ch. Simonis

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Josef Gung'l - Märsche, Walzer, Polkas

Der "wilde Gung'l"

von Ulrich Hermann  •  28. April 2014
Katalog-Nr.: 777 582-2 / EAN: 7 6 1203 75822 7

Mir als Münchner ist natürlich „WILDE GUNGL“ seit Jahren ein Begriff als Amateur-Orchester. Aber von seinem Gründer, dem Musiker und Komponisten Josef Gung’l (so schrieb er sich sein Leben lang übrigens!) wusste ich gar nichts. Wie gut, dass diese Lücke jetzt mit der vorliegenden CD geschlossen wird. Auch das zweisprachige Booklet tut das seine dazu, die Bekanntschaft mit Leben und Werk des in Ungarn geborenen und in Weimar gestorbenen Gung’l zu ermöglichen.

L. Nono - la lontananza nostalgica utopica futura
M. Cuckson (Violine) / Ch. Burns (Elektronik)

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Luigi Nono - la lontananza nostalgica utopica futura

Wunderschönes Album, das zum Einstieg in die Musikavantgarde bestens geeignet ist

von Rainer Aschemeier  •  24. April 2014
Katalog-Nr.: UAV-5992-BR / EAN: 783583260336

Wer glaubt, Luigi Nonos Musik sei nun wirklich etwas für ganz Abgebrühte, der sollte sich einmal dieses wunderschöne Album hier anhören.
Das Kernproblem besteht oft in der Annahme, Nonos Musik müsse man – wie jede „klassische Musik“ – unbedingt „verstehen“. Motto: Bruce Springsteen darf ich auch beim Bügeln hören, aber von Bach bis Nono muss ich die Musik „verstehen“. Beethoven beim Bügeleisenschwingen? Unmöglich!
Es ist diese missverständliche, vermeintlich elitäre und im Übrigen völlig dumme Haltung, die oft auch den Blick auf die Musikavantgarde verstellt. Diese Haltung lässt sich ähnlich deuten, als wenn ein Kunstliebhaber einen Picasso an der Wand hängen hat, bei dem er sich selbst auferlegt hat, ihn nur dann anzusehen, wenn er konzentriert und in „Laune auf Kunst“ ist. Bei den profanen Aktivitäten des Alltags muss das Bild verhängt werden.

L. van Beethoven - Klaviertrios Op. 70,1 & 70,2 / "Kakadu-Variationen" Op. 121a
Wiener Klaviertrio

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Ludwig van Beethoven - Klaviertrios Op. 70,1 & 70,2 / "Kakadu-Variationen" Op. 121a

Grandiose Neuaufnahme!

von Rainer Aschemeier  •  22. April 2014
Katalog-Nr.: MDG 942 1842-6 / EAN: 760623184265

Es ist die feine Linie, die Agilität und Poesie der Interpretation, die hier auf eine solche Art und Weise den Ausschlag gibt, dass man jedem nur raten kann, in diese Produktion wirklich reinzuhören. Diese Aufnahme ist besonders und kann mit Worten eigentlich nicht adäquat beschrieben werden.
Der Klang ist für MDG-Verhältnisse schön transparent geraten, wobei sicher auch das moderne Tonstudio im Konzertsaal der Abtei Marienmünster im wunderschönen Kreis Höxter sein Scherflein beigetragen hat.

The Bach Sons
Kammerorchester Basel - Y. Kasai / S.S. Wong (Klavier)

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The Bach Sons

Gut gedacht, aber nicht gut gemacht

von Rainer Aschemeier  •  20. April 2014
Katalog-Nr. & EAN: 88883734632

Die Besetzung (Kammerorchester Basel unter Yuki Kasai mit dem engagierten jungen Solisten See Siang Wong an einem modernen Konzertflügel) ließ Gutes vermuten. Doch diese CD wird für viel Diskussionsstoff sorgen – so viel ist sicher! Bei den Klavierkonzerten haben wir zum Beispiel den Kontrast zwischen dem modernen Konzertflügel und einem Dirigenten, der nun wirklich die Hardcore-Tour in Sachen „historisch informierter“ Aufführungspraxis fährt. Soll heißen: Null Vibrato bei den Streichern, sehr stringent durchgehackte Tempi, die zudem teils sehr schnell ausgefallen sind. Dazu also See Siang Wong in Martin-Stadtfeld-Manier mit maniriert-unterkühltem Spiel auf einem modernen Steinway D-274.

F. Schmidt: Werke für Klavier für die linke Hand und Orchester
Diverse Orchester, Ensembles und Dirigenten - K.-A. Kolly (Klavier)

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Franz Schmidt - Werke für Klavier für die linke Hand und Orchester

Lohnendes Reissue mit viel guter Musik zum annehmbaren Preis

von Rainer Aschemeier  •  18. April 2014
Katalog-Nr.: PC10309 / EAN: 7619990103092

Paul Wittgenstein, ein im Ersten Weltkrieg armamputierter Pianist, wurde hierzulande vor allem durch das D-Dur Klavierkonzert „für die linke Hand“ von Maurice Ravel bekannt.
Dieses Meisterwerk wurde von Paul Wittgenstein bei Ravel in Auftrag gegeben. Einem breiten Publikum ist jedoch kaum bekannt, dass Wittgenstein etliche Kompositionsaufträge an die Elite der Pianisten seiner Zeit vergab, darunter neben Ravel auch Prokoffjew, Korngold, Strauss, Tansman, Britten, Godowsky, Gál und Hindemith (um nur einmal die Prominentesten zu nennen).

Nikolai Rimsky-Korsakow - Sämtliche sinfonische Werke (4 CDs)
Russisches Staatsakademie-Orchester - Evgeny Svetlanov

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Nikolai Rimsky-Korsakow - Sämtliche sinfonische Werke (4 CDs)

Überschwänglicher Rimsky-Korsakow aus den Zeiten der Sowjetunion

von Rainer Aschemeier  •  16. April 2014
Katalog-Nr.: MEL CD 10 02130 / EAN: 4600317021307

Kurz zusammengefasst gibt es hier die komplette sinfonische Musik Borodins, also alle Sinfonien, Sinfoniettas, Konzertouvertüren, Suiten und sinfonischen Dichtungen. Das alles kommt auf vier CDs in einer wunderschön gestalteten Box, die man wahrlich als „edel“ einstufen kann, und die dennoch vergleichsweise nicht viel kostet.
Die Interpretationen des russischen Staatsakademie-Sinfonieorchesters unter Leitung des legendären Evgeny Svetlanov gelten weithin als die ultimative Referenz für dieses Repertoire. Obwohl ich persönlich ein großer Svetlanov-Fan bin, muss ich in Sachen Rimsky-Korsakow sagen, dass ich nicht in jeder Hinsicht der Meinung bin, dass diese Aufnahmen „Referenz“ sind.

W.F. Bach - Sinfonias
Kammerorchester C.P.E. Bach - H. Haenchen

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Wilhelm Friedemann Bach - Sinfonias

Einst der "Boom-Bach", heute wieder der große Unbekannte: Wilhelm Friedemann

von Rainer Aschemeier  •  11. April 2014
Katalog-Nr.: 94690 / EAN: 5028421946900

Ein spannendes Beispiel dafür ist der Fall Wilhelm Friedemann Bach. Noch Mitte der 1990er-Jahre hatte es eine kurzzeitige, aber sehr heftige W.F. Bach-Begeisterung gegeben. Wilhelm Friedemann galt zu jener Zeit unzweifelhaft als der bei einem breiten Publikum bekannteste „Bach-Sohn“. Nun, im Jubiläumsjahr von Wilhelm Friedemanns Bruder Carl Philipp Emanuel hat sich das Bild drastisch gewandelt: Wilhelm Friedemann Bach wird aus dem Topf gezaubert, als sei er der große Unbekannte, während das C.P.E. Bach-Jubiläum ungeahnt rosige Blüten treibt. Mal im Ernst: Wer hat sich denn bis 2013 groß für C.P.E. Bach interessiert? Und nun tauchen dessen Werke plötzlich in den Klassik-Charts auf!

Th. v. Schacht - Symphonies Vol. 1
Evergreen Symphony Orchestra - G. Schmalfuss

Theodor von Schacht - Symphonies Vol. 1

Galoppierende Pferde

von Ulrich Hermann  •  7. April 2014
Kastalog-Nr.: CPO 777 737-2

Gerne würde ich diese Musik des Haydn-Zeitgenossen Theodor von Schacht einmal wirklich hören, denn abgesehen vom Menuetto Maestoso aus der Symphonie in Es-Dur, das in seinem tänzerischen Duktus klar und verständlich „abläuft“, ist auf dieser CD leider keine Musik zu hören, sondern nur belanglose, zusammenhanglose Klänge, angedeutete Melodien, die nicht Zeit und Raum bekommen, sich zu entfalten und zu erklingen, Läufe, die in wahnwitziger Geschwindigkeit „ablaufen“, gespielt von einem „jungen und sehr ehrgeizigen“ taiwanesischen Orchester.

Mendelssohn & Friends
Sax Allemande

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Mendelssohn & Friends

22 Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy für Saxophontriomit und ohne Gastmusiker, und ein Kurzkrimi von Andrea Maria Schenkel

von Ulrich Hermann  •  5. April 2014
Katalog-Nr.: B108082 / EAN: 025438080826

Neben Virtuosem kommt auch die elegische Seite nicht zu kurz, und wie schön drei klassische Saxophone Sopran-, Alt- bzw. Tenor-, und Bariton-Saxophon zusammenspielen und -klingen können, davon bekommt der Hörer, die Hörerin einen bewegenden Eindruck. Zusammen mit den drei Gästen Eric Terwilliger, Horn, Wen-Sinn Yang, Violoncello und Kirill Troussov, Violine entsteht ein klanglich opulentes, fein gewobenes Musizieren, das begeistert und mitnimmt.

L. v. Beethoven: Streich-Quartette Op. 18/2, Op. 18/4 & Op. 95 "Quartetto Serioso"
Minetti Quartett

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Ludwig van Beethoven - Streichquartette Op. 18/2, Op. 18/4 & Op. 95 "Quartetto Serioso"

Moderner, klangschöner, lyrischer Beethoven vom Minetti Quartett aus Österreich

von Rainer Aschemeier  •  4. April 2014
Katalog-Nr.: CD 98.029 / EAN: 4010276026655

Deswegen fühlt man sich gleich in der Defensive, wenn man heutzutage jemandem erzählen soll, dass ein Quartettensemble aus zwei bildhübschen Damen und zwei ebenso attraktiven Herren einfach gut, wirklich gut auch auf künstlerischem Gebiet ist. Das Minetti Quartett wurde zudem von der Fachpresse als das „Musikwunder aus Österreich“ tituliert, und auch bei solchen Ankündigungen ahnt der Experte meistens Schlimmes, denn allzu oft sind die vielen ausgelobten „Musikwunder“ unserer Tage nicht viel mehr als der Nachhall effektreich betriebener Marketingmaschinerie. Ich persönlich kann jedem nur raten, dem Minetti Quartett eine Chance zu geben.

E. Carter - Streichquartette Nr. 1-5
Juilliard String Quartet

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Elliott Carter - Streichquartette Nr. 1-5

Nun ebenfalls "komplett": Die etablierte Gesamtaufnahme des Juilliard Quartets, nun auch mit dem fünften Streichquartett

von Rainer Aschemeier  •  3. April 2014
Katalog-Nr.: 88843033832 / EAN: 888430338326

Sony Classical hat sich für den konsequenten Weg entschieden, und hat nun auch das fünfte Streichquartett vom Juilliard String Quartet einspielen lassen, sodass mit dieser neuen Edition eine Art von „aktualisierter“ Gesamteinspielung vorliegt: Vier Quartette sind (in sehr sehr gutem Sound) 1990 und 1991 eingespielt worden, und das fünfte in einem noch etwas natürlicheren und transparenteren Klangbild im April 2013. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass dies nun nicht die erste „komplette“ Gesamtaufnahme der Carter-Streichquartette ist, denn das hatte zuvor schon das umtriebige Naxos-Label erledigt.

L. v. Beethoven - Klavierkonzerte Nr. 1-5
Academy of St Martin-in-the-Fields - Sir Neville Marriner; Murray Perahia (Klavier)

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Ludwig van Beethoven - Klavierkonzerte Nr. 1-5

Geburtstagspräsent?

von Rainer Aschemeier  •  30. März 2014
Katalog-Nr.: 3085294 / EAN: 880242852946

Als Studienmaterial haben wir hier geradezu vorbildliche, lupenreine Beethoven-Konzerte, die man sich nicht besser denken kann. In punkto Leidenschaft gilt es hier allerdings manchmal Abstriche in Kauf zu nehmen. Nichtsdestotrotz ist diese Edition objektiv gesehen absolut mustergültig. Ich persönlich kann mich – auch aufgrund der etwas inspirationsarmen Regie – des Eindrucks nicht erwehren, den ich seinerzeit im Musikunterricht in der Schule hatte: Die Optik dieser Konzertmitschnitte erinnert in der Tat frappierend an das „Schulfernsehen“ der 1970er- und 80er-Jahre.

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky - Der Nussknacker (GA)
Philharmonia Orchestra - M. Tilson Thomas

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky - Der Nussknacker (GA)

Eine harte Nuss...

von Rainer Aschemeier  •  28. März 2014
Katalog-Nr.: 8802166 / EAN: 8718247711666

Dieses Album stellt den Rezensenten vor ein Problem, denn diese Einspielung hat offensichtliche Schwächen, aber auch erhebliche Qualitäten. Letzten Endes ist eine Abwägung beider Elemente eine ziemlich subjektive Angelegenheit, die sich schwerlich in eine objektive Rezension „pressen“ lässt. Kurz gesagt: Es gilt hier, eine harte Nuss zu knacken. Aber fangen wir mal an mit der „Stärken-Schwächen-Analyse“. Auf der der „Plusseite“ ist zu verbuchen, dass diese Einspielung des Philharmonia Orchestra unter Michael Tilson Thomas (eine CBS-/bzw. Sony-Lizenz aus den 1980er-Jahren) eine der effektvollsten auf Tonträger erhältlichen Wiedergaben von Tschaikowskys „Nussknacker“ in seiner vollen Länge ist.

G. Gershwin - Porgy and Bess
San Francisco Opera - J. DeMain; E. Owens, L. Mitchell u.a.

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George Gershwin - Porgy and Bess

Augen auf, Ohren zu! Porgy and Bess aus San Francisco - ein Drama der besonderen Art

von Rainer Aschemeier  •  26. März 2014
Katalog-Nr.: 2059634 / EAN: 880242596345

Warum hat der Kunde diese Blu-ray erworben und nicht irgendeinen Südstaatenspielfilm? Richtig, wegen der Musik.
Während es an der, zwar etwas routinierten, Interpretation des Orchesters der San Francisco Opera unter Leitung John DeMains weiter nichts zu meckern gibt, ist der Aufnahmeklang, der aus den heimischen Lautsprechern kullert kurz und knapp gesagt eine Katastrophe. Folgendes ist passiert: ...

Die Besondere CD: Engelbert Humperdinck - Hänsel und Gretel

Diskografische Sensation: Erste Studioproduktion von Hänsel & Gretel seit etlichen Jahren!

von Rainer Aschemeier  •  24. März 2014

Eine diskografische Sensation: Zum ersten mal seit etlichen Jahren erscheint Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ wieder in einer hochwertigen Studioproduktion, die so vorbildlich und im besten Sinne modern ist, dass man glatt ins Schwärmen kommt.

Symphonies of Wind Instruments
Blasorchester der Könliglich Norwegischen Marine - I. Bergby

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Symphonies of Wind Instruments

2L schlägt wieder zu: Gnadenlos realistischer Sound, der nicht jedem behagen dürfte.

von Rainer Aschemeier  •  19. März 2014
Katalog-Nr.: 2L 102 / EAN: 7041888519126

Interpretiert wird dieses expressionistisch bis modern geprägte, durchaus schwierig zu nennende, Repertoire von der Blaskapelle der Königlich Norwegischen Marine unter Leitung von Ingar Bargby. Wie viele ähnlich gelagerte Militärblasorchester musiziert auch dieses aus Norwegen spieltechnisch auf allerhöchstem Niveau.
Was wir hier hören, ist wirklich und wahrhaftig vollkommen makellos eingespielt. Manches wirkt hier allerdings emotional etwas distanziert und kühl. Jedoch kann man das nicht unbedingt den Musikern anlasten.

A. Rubinstein & N. Rimsky-Korsakow - Bläserquintette
Diverse Solisten

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Anton Rubinstein & Nikolai Rimsky-Korsakow - Bläserquintette

Aus der großen russischen Schatztruhe...

von Rainer Aschemeier  •  17. März 2014
Katalog-Nr.: MEL CD 10 02099 / EAN: 4600317120994

Das russische Melodiya-Label zehrt bis heute fast ausschließlich von der großen Musikvergangenheit während der Sowjetära, als Melodiya so eine Art „KP“ unter den Schallplattenfirmen war: Im russischen Reich hatte der Staatsbetrieb das uneingeschränkte Klassik-Monopol inne. Alles, was Rang und Namen hatte, von Mravinsky bis Roshdestvensky, fand sich bei Melodiya ein, um Aufnahmen der russischen Klassiker vorzulegen, die unter Experten bis heute Kult- und Referenzstatus genießen. Was dabei häufig übersehen wird, ist, dass es auch jede Menge Einspielungen kleinerer Kammermusikbesetzungen gab, die neben den sinfonischen Highlights der russischen Musikgeschichte zwar auf dem Papier zum Verblassen neigen, auf Tonträger jedoch bis heute hell erstrahlen.

Dowland - A Game of Mirrors
David Chevallier, Anne Magouët, Bruno Helstroffer

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Dowland - A Game of Mirrors

Dowland hinter den Spiegeln...

von Ulrich Hermann  •  15. März 2014
Katalog-Nr.: CD 16302

Wenn alle Musiker so dächten wie der oben erwähnte Musik-Wissenschaftler, säßen wir noch heute „wie die Neanderthaler in musikalischen Höhlen“. Glücklicherweise ist dem nicht so und seit „In Darkness Let me Dwell“ von John Potter, Stephen Stubbs, John Surman, Maya Hombur, die Dowlands Musik ins 20. Jahrhundert brachten, oder Sting, der sich an diese wunderbaren Lieder wagte, ist das Medium CD wieder einmal Vorreiter. So auch diese mit David Chevallier – „Dowland – A Game Of Mirrors“ – , die Gemeinsamkeiten zwischen Jazz und Renaissance aufzeigen will.

Th. Adès & J. Sibelius - Violinkonzerte
Royal Liverpool Phiharmonic Orchestra - H. Lintu, A. Hadelich (Violine)

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Thomas Adès & Jean Sibelius - Violinkonzerte

Im Bann der Violinkonzerte

von Ulrich Hermann  •  13. März 2014
Katalog-Nr.: 2276

Wie unglaublich das doch scheinbar sooo bekannte Geigenstück von Sibelius ist, macht die vorliegende CD spannend und überzeugend deutlich. Vor Jahren hörte ich live ein Konzert mit dem äußerst jungen Ingolf Turban und Sergiu Celibidache im Münchner Gasteig, kann mich aber nicht erinnern, dass mir die Aufführung – abgesehen vom Live-Charakter selbstverständlich – mehr Eindruck gemacht hat als die von Hadelich und Lintu. Besonders der zweite Satz gehört zum absolut schönsten meiner Musikerlebnisse. Mit welch einer Gelassenheit sich das Adagio di molto entfaltet, ist einfach nur bewundernswert.

J. Brahms - Streichquartett Op. 51, Nr. 2 / Klarinetten-quintett Op. 115
Brodsky Quartet / Michael Collins (Klarinette)

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Johannes Brahms - Streichquartett Op. 51, Nr. 2 / Klarinettenquintett Op. 115

Brahms "under pressure"

von Rainer Aschemeier  •  11. März 2014
Katalog-Nr.: CHAN 10817 / EAN: 0911518172

Das Brodsky Quartet aus Großbritannien ist im Klassikgenre der ewige Geheimtipp. Schon seit 1972 ist das Ensemble aktiv, und heute sind immerhin noch zwei der damaligen Gründungsmitglieder an Bord. Wir haben hier also eines der etablierten und durchaus bedeutenden Streichquartettensembles der Welt vor uns, dennoch wollte die Karriere des Brodsky Quartets nie so recht „zünden“. Das mag einerseits an der Abenteuerlust des Quartetts liegen, das vor allem auch für die Aufführung der Klassiker der Moderne wie etwa Bartók und Schostakowitsch und für die Beschäftigung mit Neuer Musik bekannt wurde. Es mag aber auch an den Querbezügen zur Welt der Pop- und Rockmusik liegen: Das Brodsky Quartet arbeitete etwa schon mit Sting, Elvis Costello, Björk und anderen Größen aus der Pop-/Rock- und Indieszene zusammen. Vielen konservativen Klassikhörern mag das verdächtig vorkommen.

J. Canteloube - Chants d'Auvergne / Triptyque
Royal Philharmonic Orchestra - A. de Almeida / F. von Stade (Mezzosopran)

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Joseph Canteloube - Chants d'Auvergne / Triptyque

Klingender Leuchtturm!

von Rainer Aschemeier  •  10. März 2014
Katalog-Nr.: 8802174 / EAN: 8718247711741

Praktisch das einzige Werk, das sich vom französischen Komponisten Joseph Canteloube bis heute im internationalen Konzertrepertoire erhalten hat, sind die „Chants d’Auvergne“. Das ist natürlich schade, denn als Musikwissenschaftler hat sich Canteloube intensiv mit den Volksliedern verschiedenster Regionen Frankreichs beschäftigt und hat diese auch in seinen eigenen Kompositionen verarbeitet. Und so gibt es von ihm außerdem noch die „Chants du languedoc“, „Chants des terroirs Français“ und noch andere Kompositionen, die in direkter Nachfolge der wunderschönen Chants d’Auvergne stehen.

H. Pfitzner - Die drei Cellokonzerte
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - S. Weigle; Alban Gerhardt (Cello), Gergana Gergova (Violine)

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Hans Pfitzner - Die drei Cellokonzerte

Die Unrühmliche Ausnahme von der Regel

von Rainer Aschemeier  •  8. März 2014
Katalog-Nr.: CDA67906 / EAN: 034571179063

In der normalerweise vorbildlichen Reihe „The Romantic Cello Concerto“ erscheinen bei hyperion immer wieder herrliche Repertoirebereicherungen, die Seltenheiten oder gar Raritäten des romantischen Violoncello-Repertoires in überwiegend qualitätvollen Aufnahmen erstmals oder wieder auf Tonträger verfügbar machen.
Nun hat zumeist jede Regel auch ihre Ausnahme, und so ist dieses neue Album in der oben erwähnten Reihe in jeder Hinsicht eine Ausnahme: Es ist ausnahmsweise mal ein Album, das keine Raritäten beinhaltet, sondern Hauptwerke des deutschen Cellokonzert-Repertoires an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es ist zudem kein besonders seltenes Repertoire, denn von Pfitzners fabelhaften Cellokonzerten existieren und existierten durchaus einige – zum Teil hervorragende – Einspielungen. Am gewichtigste dürfte jedoch sein: Dieses Album in der Reihe ist ausnahmsweise mal kein besonders gutes.

R. Vaughan Williams - Klavierquintett c-Moll / F. Schubert - "Forellen-quintett"
Münchner Klaviertrio mit T. Widenmeyer (Viola) & A. Rilling (Kontrabass)

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"Inspired by song": Ralph Vaughan Williams - Klavierquintett c-Moll / Franz Schubert - "Forellenquintett"

Begrüßenswert originelle Werkkopplung, allerdings in nur moderat begeisternder Interpretation

von Rainer Aschemeier  •  6. März 2014
Katalog-Nr.: GEN 14305 / EAN: 4260036253054

Das Münchner Klaviertrio und Schuberts „Forellenquintett“? Hatten wir nicht…, gab es da nicht…? Jawohl, es gab! 1998 erschien das berühmte Schubert-Quintett schon einmal in einer Aufnahme mit dem renommierten Münchner Klaviertrio beim seinerzeit durch Dieter Oehms recht erfolglos ins Leben gerufenen Low Budget-Label „Arte Nova“. Sogar einer der Gäste war damals derselbe, nämlich Bratschist Tilo Widenmeyer. Heute ist diese Aufnahme immer noch erhältlich und mit derzeit etwa neun bis zehn Euro immer noch im Low-Budget-Sektor unterwegs, wenngleich sie damit kurioserweise derzeit teurer verfügbar ist als am Tag ihrer Erstveröffentlichung.

J. N. Hummel - Mozarts Sinfonien Nr. 38, 39 und 40 für Flöte, Klavier, Violine und Cello
U. Grodd (Flöte), F. Eichhorn (Violine), M. Rummel (Cello) & R. Krüger (Klavier)

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Johann Nepomuk Hummel - Mozarts Sinfonien Nr. 38, 39 und 40 für Flöte, Klavier, Violine und Cello

Beglückende Interpretationen von schier genialen Sinfonie-Bearbeitungen!

von Rainer Aschemeier  •  2. März 2014
Katalog-Nr.: 8.572841 / EAN: 747313284177

ohann Nepomuk Hummel war der einzige Schüler Mozarts, dem nach seiner „Lehre“ beim Wiener Meister eine erfolgreiche Solisten- und Komponistenlaufbahn beschieden war. Er war Haydns persönliche erste Wahl, als der greise Komponist einen Nachfolger für sich selbst am Hof der Esterházys vorschlagen sollte. Er studierte nach Mozarts Tod auch noch bei Salieri und war im Rahmen einer problematischen, von Konkurrenzgebahren belasteten Freundschaft auch eng mit Beethoven verbandelt.
Wow! Warum nur ist Hummels Musik nicht längst viel bekannter, verbreiteter? Schließlich gibt es auch etliche Einspielungen von seiner Musik.

J. G. Graun & C. H. Graun - Oboenkonzerte
Batzdorfer Hofkapelle / Xenia Löffler (Oboe)

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Johann Gottlieb Graun & Carl Heinrich Graun - Oboenkonzerte

Von Highlights und Lückenfüllern...

von Ulrich Hermann  •  28. Februar 2014
Katalog-Nr.: ACC 24280 / EAN: 4 015023 242807

Das Anhören der vorliegenden CD mit Werken von den Gebrüdern Graun – die genaue Zuordnung ist bis heute ungeklärt, wie das ausführliche Booklet mit dankenswerter Akribie darstellt – hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck: Vom wunderbar gespielten (erlebten) Concerto à 5 für Oboe, Streicher und B.c. in g-moll (CV: XIII: 144 mit den drei Sätzen Allegro, Andante und Allegro moderato, das für mich den Höhepunkt darstellt, bis zu absoluten Belanglosigkeiten, vor allem, wenn die sehr schön geblasene und klingende Oboe der Solistin Xenia Löffler fehlt.

H. Dutilleux - Kammermusik für Bläser
A. Oliva (Flöte), F. di Rosa (Oboe), F. Bossone (Fagott), A. Makita (Klavier)

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Henri Dutilleux - Kammermusik für Bläser und Klavier

Blendende Referenzaufnahmen unter dem "Segen" des Komponisten

von Rainer Aschemeier  •  28. Februar 2014
Katalog-Nr.: 94738 / EAN: 5028421947389

Ich bin wirklich begeistert, mit welcher Hingabe und mit welchem Elan hier musiziert wird. Im Booklet ist übrigens ein Brief des damals 96-jährigen Komponisten abgedruckt, den er an die Musiker dieser Interpretation richtete und ihnen bei den Aufnahmen gewissermaßen eine „glückliche Hand“ wünschte. Womöglich mag diese persönliche Zuwendung eines so namhfaten Komponisten eine zusätzliche Motivation gewesen sein. Jedenfalls sind diese Aufnahmen herausragend geworden und sollten die derzeitige Referenz für dieses Repertoire markieren, zumal auch der Aufnahmeklang zu gefallen weiß.

A. Tansman - Klaviermusik
Eliane Reyes

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Alexandre Tansman - Klaviermusik

Kühl, distanziert, distinguiert

von Rainer Aschemeier  •  25. Februar 2014
Katalog-Nr.: 8.573021 / EAN: 747313302178

Ob diese Scheibe viele neue Tansman-Fans generieren wird, darf bezweifelt werden. Tansmans Klaviermusik ist eine ziemlich spröde, anspruchsvolle Musik, die sich nicht leicht erschließt. Bemerkenswert ist die Bandbreite dieses Komponisten, der von unverkennbar polnischen Einflüssen wie etwa Chopin oder Szymanowski bis hin zu Poulenc und populärem Jazz offenbar alles in seine Musik eingebaut hat, was ihn zwischen etwa 1930 und 1950 klanglich umgab. Diese Zeitspanne nämlich hat sich die belgische Klaviersolistin Eliane Reyes für ihr Tansman-Recital ausgesucht.

Die Besondere CD: Walter Braunfels - Klavierkonzert Op. 21 / Ariels Gesang Op. 18 / Schottische Phantasie Op. 47

Gute neue Braunfels-Aufnahme aus Großbritannien

von Rainer Aschemeier  •  24. Februar 2014
Katalog-Nr.: CDLX 7304 / EAN: 0765387730420

Der Strauss- und Pfitzner-Zeitgenosse Walter Braunfels hatte ähnlich, wie die zuvor Genannten opulent spätromantische Musik für zumeist riesige Sinfonieorchester geschrieben, die sich selbst hinter den besten Werken Bruckners, Mahlers, Pfitzners und Strauss‘ nicht zu verstecken braucht. Ganz im Gegenteil: Braunfels‘ Musik überrascht immer wieder durch einen faszinierend originellen Personalstil und beeindruckt durch eine überaus bemerkenswerte Handhabung der kompositorischen Mittel. Während nach dem Krieg der jüdischstämmige Braunfels allerdings als Anachronist gehandelt und als solcher fast gänzlich ignoriert wurde, ist eine ähnliche Einschätzung seinen Kollegen Pfitzner und Strauss erstaunlicherweise nicht widerfahren. Dabei waren die – betrachtet man es einmal in der Rückschau – auch nicht wesentlich innovativer als Braunfels. Sie sind nur etwas früher gestorben.

K. Atterberg - Sinfonien Nr. 8 & 2
Göteborger Sinfoniker - Neeme Järvi

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Kurt Atterberg - Sinfonien Nr. 2 Op. 6 & Nr. 8 Op. 48

Das Warten hat ein Ende

von Rainer Aschemeier  •  21. Februar 2014
Katalog-Nr.: CHSA 5133 / EAN: 095115513323

Auf dieses Album werden eine Menge Hörer schon sehnsüchtig gewartet haben. Als Neeme Järvi und das Göteborger Sinfonieorchester im März 2013 die erste Folge ihres Zyklus von Kurt Atterbergs Sinfonien vorlegte, wurde das Album breit beachtet, in fast allen einschlägigen Presseorganen rezensiert – und das zuweilen enthusiastisch (was ich persönlich gar nicht verstanden habe, denn die erste Folge im Atterberg-Zyklus war zwar recht gut, aber nun wahrlich nicht das Gelbe vom Ei; the-listener.de-Rezension jenes ersten Albums aus der Reihe siehe hier). Für mich war diese Euphorie daher durchaus befremdlich und ein Zeichen dafür, dass manche Journalisten scheinbar nur nach den großen Namen auf der CD-Hülle rezensieren und nicht nach dem hörbaren Inhalt eines Albums.

B. Britten: Klavierkonzert / M. Seiber - To Poetry / A. Bush - Voices of the Prophets
London Symphony Orchestra - B. Cameron, N. Mewton-Wood (Klavier), P. Pears (Tenor)

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Benjamin Britten: Klavierkonzert / Matyas Seiber - To Poetry / Alan Bush - Voices of the Prophets

Raritäten in kunstvollen Interpretationen

von Ulrich Hermann  •  19. Februar 2014
Katalog-Nr.: SBT 1493 / EAN: ???

Auf dieser Erstveröffentlichung von BBC-Archivaufnahmen finden sich neben dem viersätzigen Klavierkonzert (1945) von Benjamin Britten (1913-1976) mit dem australischen, frühverstorbenen Pianisten und Komponisten Noel Mewton-Wood, dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Basil Cameron, zwei Liederzyklen von Matyas Seiber (1905-60): „ To Poetry“ (1952), und von Alan Bush (1900-1995): „The Voices of the Prophets“ op.41 (1953), gewidmet N.oel Mewton-Wood und Peter Pears.

M. Reger - Orchesterwerke (GA)
Norrköping Symphony Orchestra - L. Segerstam

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Max Reger - Orchesterwerke (Gesamtaufnahme)

Zeitlos, in jeder Hisicht!

von Rainer Aschemeier  •  17. Februar 2014
Katalog-Nr. BIS-9047 / EAN: 7318590090473

Ich denke, dass Segerstam mit seiner Reger-Gesamtaufnahme eine mustergültige Edition vorgelegt hat, die zeitlos exemplarischen Charakter besitzt. Deswegen halte ich sie sogar als Studienmaterial für geeignet, was man von den allerwenigsten Einspielungen heutzutage behaupten kann.
Das liegt nicht zuletzt auch an einem fantastischen Sinfonieorchester aus Norrköping, das zu der Zeit dieser Einspielungen absolut auf Weltklasseniveau musizierte.

Georg Schumann - Lieder und Klavierstücke
Silvia Weiss (Sopran) / K. Theill (Klavier)

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Georg Schumann - Lieder und Klavierstücke

Bundesverdienstkreuzträger im Spitzenton

von Ulrich Hermann  •  17. Februar 2014
Katalog-Nr.: CPO 777 713 – 2 / EAN: 6120377132

Georg Schumann (1866-1952) – nicht verwandt oder verschwägert mit Robert Schumann, auch wenn er in Sachsen aufgewachsen ist – gehört zu den deutschen Komponisten der Brahms-Nachfolge, die noch immer nicht genügend Beachtung gefunden haben, trotz eines durchaus stattlichen Werkes und erheblicher Verdienste über das Komponieren hinaus: Unter anderem Ihm ist die Erhaltung des Bach-Hauses in Eisenach zu verdanken, er war mit einer anderen Person zusammen der erste Träger des Bundesverdienstkreuzes, und ein halbes Jahrhundert lang (1900-50) Musikdirektor der Berliner Singakademie.

C. und R. Schumann - Instrumental-konzerte
Vogtland Philharmonie - D. Salomon; E. Margolina (Klavier); Hornquartett des Gewandhaus-Orchesters Leipzig

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Clara und Robert Schumann - Instrumentalkonzerte

Nur die halbe Wahrheit?

von Rainer Aschemeier  •  15. Februar 2014
Katalog-Nr.: ARS 38 141 / EAN: 4260052381410

Wahrscheinlich wussten die Verantwortlichen beim Label Ars Produktion selbst nicht so genau, wie sie die musikalisch diverse Mischung auf der hier vorzustellebdeb SACD betiteln sollten. Und so griffen sie halt zum Holzhammer und verpassten dieser CD den unscharfen Titel „Clara und Robert Schumann – Instrumentalkonzerte“. Sicher ist das nicht so falsch, andererseits ist es auch wieder nur die halbe Wahrheit.
Übrigens – das nur nebenbei gesagt: Dieses Album kennt der geneigte Schumann-Fan schon, denn es erschien bereits 2008 auf CD und wird vom Label nun nachträglich noch in hoch auflösender SACD-Qualität vorgelegt. Ein ungewöhnlicher Schritt, aber an sich natürlich erfreulich. Für allem für denjenigen, der sich damals die CD-Fassung nicht gekauft hat.

A. Catalani - "Ero e Leandro" und weitere Orchesterwerke
Orchestra Sinfonica di Roma - F. La Vecchia

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Alfredo Catalani - "Ero e Leandro" und weitere Orchesterwerke

Durch und durch eine positive Überraschung!

von Rainer Aschemeier  •  13. Februar 2014
Katalog-Nr.: 8.573072 / EAN: 747313307272

Alfredo Catalani war jener italienische romantische Komponist, von dem wir heute praktisch nur noch die Oper „La Wally“ kennen. Und aus dieser Oper hat es vor allem die schmachtende Arie „Ebben? Ne andrò lontana“ zu Berühmtheit gebracht, die wir Deutschen als musikalisches Leitmotiv einer Werbung für Gedächtnispillen aus dem Alltag kennen – was übrigens viel über die Sicht der Werbung auf die Zielgruppe der Klassikhörer aussagt…

The Two Francescos
Peter Croton

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"The Two Francescos"

Musik aus einer anderen Zeit...

von Ulrich Hermann  •  9. Februar 2014
Katalog-Nr.: CD 16300 / EAN: 4 0323241630006

Aus dem frühen 16. Jahrhundert ist die Musik auf dieser CD.
Francesco Spinacino, über dessen Leben fast nichts bekannt ist, dessen Kompositionen aber 1507 in Venedig zu den am frühesten gedruckten überhaupt gehören. Und Francesco da Milano (1497-1543), dem auf seinem Instrument magische Fähigkeiten beim Spielen nachgesagt werden, dessen 14 Fantasien und Ricerari vom amerikanischen Lautenisten Peter Croton gespielt werden.

P. de Sarasate - Transkriptionen und Arrangements
Tianwa Yang (Violine) & Markus Hadulla (Klavier)

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Pablo de Sarasate - Transkriptionen und Arrangements

Tianwa Yang - nur ein Sarasate-Wunder?

von Rainer Aschemeier  •  7. Februar 2014
Katalog-Nr.: 8.572709 / EAN: 747313270972

Bis heute schrecken viele Geiger davor zurück, bestimmte Stücke von Sarasate einzuspielen. Sarasate ist einfach technisch sehr, sehr anspruchsvoll – selbst für die größten unter den Flitzefingern.
Die chinesische Geigerin Tianwa Yang wurde jüngst von der Zeitschrift Fono Forum zum chinesischen Sarasate-Wunder ausgerufen. Das kann man freilich so stehen lassen, aber es ist auch ein inhaltlicher Kurzschluss. Wer so etwas sagt, ignoriert die bisherigen Yang-Einspielungen. Und die reichte schon vor ihrem Sarasate-Zyklus von der Hochromantik der Marke Mendelssohn-Bartholdy bis hin zu Neuer Musik vom Schlage Wolfgang Rihm. Tianwa Yang ist eine Geigerin, die ebenso vielfältig ihr Repertoire aufbaut, wie es anspruchsvoll zu sein scheint.

F. W. Grützmacher - Vortragsstücke und Etüden
Martin Rummel (Cello) & Gerda Guttenberg (Klavier)

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Friedrich Wilhelm Grützmacher - Vortragsstücke und Etüden

Lohnende Wiederentdeckung

von Rainer Aschemeier  •  5. Februar 2014
Katalog-Nr.: M 56948 / EAN: 4012476569482

Seine wunderschöne „Fantasie Hongroise“ Op. 7 hätte ebenso gut, nun gut, vielleicht nicht ganz von Brahms, aber dann doch von einem Komponisten des engeren Brahms-Zirkels sein können, wie etwa von Albert Dietrich. Da passt es gut, dass eben der Friedrich Wilhelm Grützmacher, dessen Musik wir auf diesem Album zu hören bekommen, einst der Solist in der Uraufführung von Albert Dietrichs Cellokonzert war. Wir bewegen uns hier also musikalisch im Dunstkreis von Johannes Brahms, Albert Dietrich, Joseph Joachim, vielleicht auch Max Bruch – jedenfalls Komponisten dieser Couleur.

George Szell dirigiert Blacher, Mozart, Brahms und Strawinsky (1958)
Kölner Radiosinfonie-Orchester - George Szell

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George Szell dirigiert Blacher, Mozart, Brahms und Strawinsky

Live-Ereignis aus der Tonkonserve

von Rainer Aschemeier  •  4. Februar 2014
Katalog-Nr.: GHCD 2404 / EAN: 795754240420

George Szell ist hier in seinen „goldenen Jahren“ zu hören – voll auf der Höhe seiner außergewöhnlichen Meisterschaft und mit vollständiger Kontrolle über das – übrigens absolut vorzüglich spielende – Sinfonieorchester aus Köln. Es ist frappierend, wie Szell hier das Kölner Orchester „am Schlafittchen“ packt und den Sound praktisch mal eben auf Cleveland-Verhältnisse umtransformiert. Es ist weiterhin bemerkenswert, wie zackig und punktgenau hier musiziert wird. Während in Deutschland zu dieser Zeit noch der wabernde Furtwängler-Klang oder der damals kometenartig aufstrebende „Schönklang“ des Herrn von Karajan die Szene prägte, haben wir hier mit Szells mustergültiger Interpretation etwa der Brahms‘ Zweiten ein Beispiel dafür, wie es hierzulande auch hätte sein können, wenn man Genies á la Szell, Reiner oder Klemperer nicht (aus jeweils ganz unterschiedlichen Gründen) an die USA verloren hätte.

...back to the roots! - Armenian Classics
Württem-bergisches Kammerorchester Heilbronn - R. Gazarian, V. Mamikonian (Klavier)

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...back to the roots - Armenian Classics

Ruben Gazarian auf der Spur seiner armenischen Musikwurzeln

von Rainer Aschemeier  •  1. Februar 2014
Katalog-Nr.: BR 100 399 / EAN: 4011563103912

Ruben Gazarian, der langjährige Chefdirigent der Heilbronner, ist gebürtiger Armene. Und das erklärt wohl auch den Titel der neuesten CD-Produktion des Heilbronner Orchesters: “...back to the roots – Armenian Classics“. Wir hören auf diesem spannenden Album Musik von Eduar Mikajeli Mirzojan, Arno Babajanyan, Aram Khatschaturjan und Tigran Mansurian. Während man über Khatschaturjan nicht viele Worte verlieren muss – seine Balletsuiten zu „Gayaneh“ und „Spartakus“ sind ja weithin bekannt, darunter vor allem natürlich der furiose „Säbeltanz“ -, sind die anderen Komponisten auf dieser CD hierzulande praktisch unbekannt.

Giuseppe Tartini und andere Komponisten - "e la Scuola delle Nazioni"
Orchestra Barocco Andrea Palladio - G. Guglielmo

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Giuseppe Tartini und andere Komponisten - "e la Scuola delle Nazioni"

von Rainer Aschemeier  •  30. Januar 2014
Katalog-Nr.: TC 692005 / EAN: 8007194105797

Offenbar aber haben die Guglielmos noch immer nicht genug von ihrer Liebe zur Musik Tartinis. Und so legte unlängst Giovanni Guglielmo zusammen mit dem Orchestra Barocca Andrea Palladio eine neue CD vor, die sich der Musik Tartinis widmet. Sie kümmert sich aber auch, und das ist die eigentliche Besonderheit, um die Stücke aus der Feder von Tartinis Schülern, die der Meister aus Padua zu Hunderten hatte und in der 1728 von ihm gegründeten „Scuola delle Nazioni“ um sich scharte.

Johannes Brahms - Werke für Chor und Orchester
BR-Symphonie-orchester - Sir Colin Davis, N. Sultzmann (Alt)

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Johannes Brahms - Werke für Chor und Orchester

Phänomenales Album, hier jedoch mit indiskutablem Booklet-Text

von Rainer Aschemeier  •  29. Januar 2014
Katalog-Nr.: 8802103 / EAN: 8718247711031

Interessanterweise sind Davis‘ ganz außerordentlich guten Aufnahmen von Musik der deutschen Romantiker nie so wirklich gewürdigt worden. Dabei gibt es von ihm nicht weniger als sensationelle Schubert-Aufnahmen und ganz hervorragende Brahms-Einspielungen, neben vielen anderen Großtaten, die an dieser Stelle unerwähnt bleiben sollen.
Auf dem Reissue-Label „newton classics“ erscheint nun eines der besten Alben, die Colin Davis im romantischen Fahrwasser Zeit seiner Karriere veröffentlichte in einem ansprechenden neuen Gewand. Es handelt sich um die vollständig und unumwunden hervorragende Aufnahme von Brahms‘ Musik für Chor und Orchester, die Colin Davis 1993 für das Label RCA realisierte.

"Declamatory Counterpoint"

Das Album-Debüt des Dirigenten und the-listener.de-Autors Christoph Schlüren und des Streichorchesters "Symphonia Momentum"

von Ulrich Hermann  •  27. Januar 2014
Katalog-Nr.: Gramola CD 98004 / EAN: 9 003643 980044

Auf dieser ungewöhnlichen CD des 20-köpfigen Streichorchesters „Symphonia Momentum“ unter dem Dirigenten Christoph Schlüren sind Entdeckungen zu Hauf, angefangen von der symphonischen Fassung des F-moll-Streichquartetts von Reinhard Schwarz-Schilling, über den Beginn des „Dissonanzen-Quartetts“ in der Bearbeitung für Streich-Orchester von Mozart, über zwei Stücke für Streicher bzw. Violine solo von den beiden Zeitgenossen Peter Michael Hamel und dem Schweden Anders Eliasson, dazu Orient & Occident von Arvo Pärt und zum Abschluss die „Cavatina“ aus dem Streichquartett op. 130 von Ludwig van Beethoven!

R. Schumann - Novelletten Op. 8, Allegro Op. 8, Fantasiestücke Op. 111, Gesänge der Frühe Op. 133
Ronald Brautigam (Klavier)

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Robert Schumann - Novelletten Op. 8, Allegro Op. 8, Fantasiestücke Op. 111, Gesänge der Frühe Op. 133

Romantisches Repertoire in der Interpretation eines kühlen Analytikers

von Rainer Aschemeier  •  19. Januar 2014
Katalog-Nr.: PCL 0060 / EAN: 5065001863790

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht in die Tiefe gehen, was das Olympia-Label angeht, obwohl man zu diesem Thema wahrlich so einiges schreiben könnte. Wichtig ist an dieser Stelle nur zu wissen, dass Olympia eine der Stationen war, über die sich ein heutiger Szene-Star seine Karriere aufbaute.
Die Rede ist von dem niederländischen Pianisten Ronald Brautigam. Er wird heute – zusammen mit Ausnahmepianisten wie etwa Mark André Hamelin – vor allem von (meist selbst dazu ernannten) Szene-“Kennern“ geradezu hymnisch verehrt – was übrigens in vielen Fällen durchaus begründet ist.

P. Hindemith - Musik für Violoncello
Séabstien Hurtaud (Cello) & Paméla Hurtado (Klavier)

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Paul Hindemith - Musik für Violoncello

Das Debütalbum zweier "Prizewinner"

von Rainer Aschemeier  •  17. Januar 2014
Katalog-Nr.: 8.573172 / EAN: 747313317271

In der „Laureate Series“ veröffentlicht Naxos schon seit Jahren die CD-Debüts junger Künstler, die man als „frischgebackene Preisträger“ bezeichnen kann. Bekanntlich ist die Klassikszene schon seit vielen Jahren vor allem ein durch Wettbewerbe geprägtes Geschäft. Wer einen der hoch dekorierten Preise ergattern kann, dem winkt mit einer gewiss höheren Wahrscheinlichkeit als denen, die ohne Preis gut sind eine internationale Solistenkarriere.
Bedenkt man aber, wie viele Wettbewerbe und somit auch Preise es heutzutage gibt, so muss man sich nicht wundern, wenn es trotzdem nicht alle Preisträger auch zu Starruhm schaffen.

Windhauch - Tänze von Leben und Tod
A. Koppenwallner (Cembalo) & N. Rodenkirchen (Traversflöte)

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Windhauch - Tänze von Leben und Tod

Musikalischer Totentanz

von Ulrich Hermann  •  15. Januar 2014
EAN: 4020796450458 / Labelcode: 29699

Angela Koppenwallner entlockt „ihren“ Cembali – auch die guten Geister, die diese Instrumente gehegt und gepflegt haben, sind im Booklet erwähnt! –, die wundervollsten tiefen und hohen Töne, es ist ein Vergnügen, diesen teilweise sehr neu-artigen Klängen zu lauschen. Wundervoll ergänzt dazu das Spiel auf der Traversflöte bei den entsprechenden Kompositionen von Norbert Rodenkirchen diesen „Spaß“, der trotz der ernsten Thematik nicht zu kurz kommt.

K. Karajew - Ballettmusiken "Die sieben Schönheiten" und "Der Pfad des Donners"
Royal Philharmonic Orchestra - D. Yablonsky

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Kara Karajew - Ballettmusiken "Die sieben Schönheiten" und "Der Pfad des Donners"

Politically correct? Auf jeden Fall "Musically correct"!

von Rainer Aschemeier  •  13. Januar 2014
Katalog-Nr.: 8.573122/EAN: 747313312276

Lassen wir aber die musikopolitischen Erwägungen beiseite und hören einfach mal rein in die neueste CD mit den Ballettsuiten zu den Stücken „Die sieben Schönheiten“ sowie „Der Pfad des Donners“. Das ist nämlich sehr hörenswerte, klug gemachte Musik. Hörenswert ist sie, weil sie qualitätvoll strukturiert und komponiert ist, klug ist sie, weil sie hörbar einer Traditionslinie folgt, die bei Tschaikowsky ansetzt und den besten Qualitäten der russischen Ballettschule Reverenz erweist ohne den Anschein zu erwecken, sie beruhe auf bloßer Imitation oder sei ein belangloser Anachronismus.

Die besondere CD: Anne Hytta - Draumsyn

Das Carpe Diem-Label erfindet sich neu!

von Rainer Aschemeier  •  10. Januar 2014
Katalog-Nr.: CD-16301 / EAN: 403232416013

Das Label „Carpe Diem Records“ beschreitet neue Wege. Die Firma des hervorragenden Tonmeisters Jonas Niederstadt, die bislang vor allem mit Werken aus dem Alte Musik-Fach Furore gemacht hatte, setzt nun auf ein neues Image – und das umfassend!
Ein neues Design- und Verpackungskonzept, neue programmatische Inhalte und zuguterletzt auch ein neuer Vertrieb sollen das Label breiter aufstellen und neuen Hörerschichten bekannt machen.

S. Rachmaninoff - Moments musicaux Op. 16 / Transcriptions
Alexander Ghindin (Klavier)

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Sergej Rachmaninoff - Moments musicaux Op. 16 / Transcriptions

Rachmaninoff goes Schubert und Bach

von Ulrich Hermann  •  9. Januar 2014
Katalog-Nummer: PCL 0054 / EAN: 5065001863738

Auch wenn es „Brot-Arbeiten“ sind – was man in keinem der Stücke merkt – erklingt „echter“ Rachmaninoff. Die Moment musicaux – sicherlich beeinflusst von Schuberts Musik – sind eine wunderbare Entdeckung, voll Poesie und leisen Tönen, Musik zum Träumen, besonders Nr. 5 (adagio sostenuto), aber natürlich fehlen auch die Stücke mit der großen Klaviermusik-Geste nicht.

D. Schostakowitsch - "Kammersinfonien" Op. 110a & 118a
Amsterdam Sinfonietta - C. Thompson (Violine)

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Dmitri Schostakowitsch - Kammersinfonien Op. 110a & 118a / Mieczysław Weinberg - Concertino Op. 42

Logische Fortsetzung der bisherigen Diskografie der Amsterdam Sinfonietta

von Rainer Aschemeier  •  19. Dezember 2013
Katalog-Nr.: CCS SA 34313 / EAN: 723385344131

Nun folgt mit der Einspielung der Amsterdam Sinfonietta eine alternative Aufnahme dieses vielleicht schönsten und grazilsten aller Weinberg-Konzerte. Die Amsterdam Sinfonietta hat zudem auf diesem neuen Release des niederländischen Qualitätslabels „Channel Classics“ auch die von Rudolf Barshai aus Dmitri Schostakowitschs Streichquartetten für Streichorchester transkribierten „Kammersinfonien“ eingespielt. Das Amsterdamer Streichorchester ist damit seiner seit vielen Jahren eingeschlagenen Linie gefolgt, mit Vorliebe Orchestertranskriptionen von Streichquartetten aufzuführen.

H. Villa-Lobos - "The Guitar Manuscripts: Masterpieces and Lost Works; Vol. 1"
Minas Gerais Philharmonic Orchestra - F. Michetti; A. Bissoli (Gitarre), diverse Instrumental- und Gesangs-Solisten

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Heitor Villa-Lobos - "The Guitar Manuscripts: Masterpieces and Lost Works; Vol. 1"

Ein Blick ins kreative Schaffenszentrum des zwischen Wahnsinn und Genialität schwankenden Originalgenies Villa-Lobos

von Rainer Aschemeier  •  6. Dezember 2013
Katalog-Nr.: 8.573115 / EAN: 747313311576

Bleibt abschließend die Frage: Für wen ist dieses Album eigentlich gedacht? Villa-Lobos‘ Gitarrenkonzert gibt es auch in prominenteren, vielleicht auch besseren Darbietungen, ebenso wie seine Sologitarrenmusik. Eine Antwort findet sich in der faszinierenden Fülle, der verblüffenden Vielfalt der Stile und Ideen, die – so qualitativ unterschiedlich sie auch sein mögen – ganz erstaunlicherweise dem kreativen Genie dieses einen Komponisten entsprungen sind, den wir vielleicht nie voll umfänglich erfassen und verstehen werden können. Was dieses Album also widerspiegelt ist nichts Geringeres, als das ganze schöpferische Potenzial des großen Heitor Villa-Lobos mit all seinen genialen und merkwürdigen Einfällen, Marotten, Kurzschlüssen und großen Würfen.

G. Mahler - Sinfonie Nr. 4 / C. Debussy - "Prélude à l'après midi d'un faune" in Kammermusik-Arrangements von E. Stein
Royal Academy of Music Soloists Ensemble - T. Pinnock; S. Grané (Sopran)

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Gustav Mahler - Sinfonie Nr. 4 / Claude Debussy - "Prélude à l'après midi d'un faune" in Kammermusikarrangements von Erwin Stein

Aus Schönbergs Tagen...

von Rainer Aschemeier  •  30. November 2013
Katalog-Nr.: CKD 438 / EAN: 691062043823

Nun führt uns das schottische HiFi-Label „Linn“ in „ernsthaftere“ Gefilde mit Erwin Steins in den 1920er-Jahren für Schönbergs Gesellschaft angefertigten Arrangements von Claude Debussys „Prélude à l’après midi d’un faune“ sowie Gustav Mahlers wunderschönen Sinfonie Nr. 4.
Das seinerzeit von Stein verwendete Instrumentarium umfasst neben den „typischen“ Instrumenten wie Violine, Viola, Kontrabass, Cello, Flöte, Oboe, Klarinette auch zwei Klaviere, einige Perkussionsinstrumente sowie ein Modeinstrument des frühen 20. Jahrhunderts: Das Konzertharmonium.

S. Rachmaninoff - Works for Orchestra and Choir
diverse Orchester - E. Swetlanow / D. Kitayenko

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Sergej Rachmaninoff - Works for Orchestra and Choir

Die sagenumwobenen Swetlanow-Referenzen - hier alle in einer handlichen Box

von Rainer Aschemeier  •  28. November 2013
Katalog-Nr.: MEL CD 10 02090 / EAN: 4600317120901

Wer Rachmaninoff als äußerstes Wagnis hören will, als kompletten Offenbarungseid, als ultimative Hingabe muss diese Swetlanow-Einspielungen gehört haben. Wenn man sich auch das eine oder andere Mal darüber streiten kann, ob man immer bis zum Alleräußersten hätte gehen müssen, ob manches hier nicht auch arg inszeniertes Drama ist, so kann man doch nicht umhin auch die unbestreitbar objektiven Vorzüge dieser Aufnahme zu loben.
Wo ist etwa der Beginn der „Sinfonischen Tänze“ so punktgenau und exakt wie hier, wo sind diese Stücke ähnlich spritzig und geheimnisumwittert eingespielt?

J. M. Haydn - Complete Wind Concertos Vol. 1
Salzburger Hofmusik - W. Brunner, diverse Solisten

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Johann Michael Haydn - Complete Wind Concertos Vol. 1

Bläserkonzerten vom "Bruder des ungleich berühmteren Joseph..."

von Ulrich Hermann  •  26. November 2013
Katalog-Nr.: CPO 777 781 – 2 / EAN: 761203778126

In welch herrlichen Zeiten leben wir, die Musiker und die Musik-Freunde! Seitdem die CD ihren Siegeszug angetreten hat – zu Beginn hieß es noch, diese Plastikscheibe könne keine Energie übertragen, im Gegensatz zur Vinyl-Scheibe- ist eine beispiellose Entwicklung eingetreten: In den vergangenen drei Jahrzehnten: Entdeckungen über Entdeckungen, Ausgrabung über Ausgrabung. Musik, deren Vorhandensein nicht einmal die Spezialisten kannten, wird in zunehmendem Maß neu- oder wiederentdeckt und auf CD gebrannt. Und was für Welten sich da auftun! Kaum dass man mehr mit dem Hören der Neuerscheinungen nachkommt!

Der Zaubergarten
Maria Lettberg (Klavier)

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Der Zaubergarten

Maria Lettberg interpretiert Klaviertranskriptionen, inspiriert von russischen Märchen - wahrlich zauberhaft!

von Rainer Aschemeier  •  23. November 2013
Katalog-Nr. ES 2048 / EAN: 4015372820480

Die über Schweden nach Berlin ausgewanderte Lettin Maria Lettberg hat auf ihrem charmanten Recital-Album „Der Zaubergarten“ Kompositionen Glinkas, Rimski-Korsakows und Strawinskys ausgewählt, die eigentlich in den Welten von Ballett und Oper entstanden sind. Nachfolgende, zum Teil bedeutende russische Komponisten wie etwa Sergej Liapunow, Sergej Rachmaninoff, Alexander Siloti und auch „nicht-russische“ Komponisten wie Franz Liszt haben diesen Stücken dann durch Transkription ein Klaviergewand angezogen, dass – ich bleibe mal in diesem Bild – mal mehr, mal weniger gut zu passen scheint.

J. Chr. Bach - Klaviersonaten Op. 5
Bart van Oort (Fortepiano)

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Johann Christian Bach - Klaviersonaten Op. 5

Bart van Oort spielt die bekanntesten Werke des "Londoner Bach"

von Rainer Aschemeier  •  21. November 2013
Katalog-Nr.: 94634 / EAN: 5028421946344

Das hat sich auch mit van Oorts neuem Album nicht geändert. Dieser Pianist fordert Aufmerksamkeit von seinen Hörern. Mit Gefühlsduselei hat er nichts am Hut. Gespielt wird das, was in den Noten steht. Mehr wäre zu viel verlangt.
Man muss gestehen, dass man auch schwerlich wird mehr verlangen können. Doch muss man gleichzeitig auch feststellen, dass wirklich geniale Interpreten durchaus in der Lage sind, mehr zu liefern.
Stellen wir jedoch die Fakten nebeneinander…

F. Schubert - Winterreise
Michael Kupfer (Bariton), Margarita Oganesjan (Klavier)

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Franz Schubert - Winterreise

zwischen zwei Polen der Schubert-Interpretation

von Ulrich Hermann  •  19. November 2013
Katalog-Nr.: TZ079 / EAN: 4260186740794

Zwischen solchen Polen – die man noch ausweiten könnte auf allerlei Verdächtiges, wenn es um die Goldene Zitrone geht – bewegt sich die Wiedergabe der Lieder des österreichischen Genies. Und gerade sein letzter Zyklus „Winterreise“, den auch die engsten Freunde nur mit äußerlichem und innerem Kopfschütteln anhörten, ist eine Utopie, wie jedes große Musikwerk.
Für jeden Sänger sind diese 24 Lieder ein Ziel und ein Prüfstein. Es gibt ungezählte Aufnahmen vom Beginn der Schallplattengeschichte an bis heute.
Nun ist eine neue CD erschienen mit dem Bariton Michael Kupfer (*1972), produziert von Gustav Kuhn, der ja der Initiator und Leiter der Festspiele in Erl ist und auch einen Beitrag im Booklet verfasste, in dem er über die Zielsetzung dieser Neueinspielung Auskunft gibt.

L. Janáček - Streichquartette Nr. 1 & 2
Arcadia Quartet

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Leoš Janáček - Streichquartette Nr. 1 & 2

Wer eine neue Referenzeinspielung sucht, sollte diese in Betracht ziehen

von Rainer Aschemeier  •  13. November 2013
Katalog-Nr.: ORC100036 / EAN: 5060189560363

Das nun erschienene Album mit beiden Janáček-Streichquartetten von Orchid-Classics gibt erneut zu Begeisterung Anlass, auch wenn es diesmal vielleicht nicht zur „CD des Jahres“ reichen sollte.
Dass Janáčeks Streichquartette mit den Titeln „Kreutzersonate“ (nach der gleichnamigen Tolstoi-Novelle) und „Intime Briefe“ mit zum Besten gehören, was das Streichquartettrepertoire des 20. Jahrhunderts zu bieten hat, dürfte sich schon lange herumgesprochen haben. Janáčeks Quartette sind längst zu Repertoire-Dauerbrennern geworden – mit allen Vor- und Nachteilen.

M. Mussorgsky - "Bilder einer Ausstellung" (orch. Breiner)
New Zealand Symphony - P. Breiner

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Modest Mussorgsky - "Bilder einer Ausstellung" (orch. Breiner)

Peter Breiner legt eine Neu-Orchestrierung von Mussorgsky berühmtestem Werk vor

von Rainer Aschemeier  •  9. November 2013
Katalog-Nr.: 8.573016 / EAN: 747313301676

Viele Klassik-Liebhaber wissen ja oft gar nicht, dass die viel gehörte Orchesterfassung von Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ nicht aus der Hand des Komponisten stammt. Mussorgsky beließ es einst bei der Klavierfassung, die für meinen persönlichen Geschmack auch nach wie vor das Nonplusultra darstellt. Bislang ist paradoxerweise noch keine Orchestrierung an die Farbigkeit und den Reichtum von Mussorgskys Klavierkomposition herangekommen.
Auch nicht jene von Maurice Ravel, die wir derzeit als die Orchestrierung schlechthin wahrnehmen, wenn es um Mussorgskys bekanntestes Werk geht.

Die Besondere CD: Simeon Ten Holt - Canto Ostinato (für Orgel)

Toon Hagen zaubert auf der großen Orgel der Sint-Michaëlskerk in Zwolle

von Rainer Aschemeier  •  5. November 2013

Die „besondere CD“ des Monats November ist eine absolut begeisternde Neueinspielung von Simeon Ten Holts „Canto Ostinato“ in einer Bearbeitung für Orgel. Toon Hagen ist der großartige Interpret dieser faszinierenden Aufnahme, die womöglich die bislang beste Wiedergabe von Simeon Ten Holts beliebtester Komposition überhaupt sein könnte.

R. Wagner - Der Ring des Nibelungen (symphonische Auszüge)
Orchestre de l'Opéra National de Paris - P. Jordan

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Richard Wagner - Der Ring des Nibelungen (symphonische Auszüge)

Ein Highlight des "Wagner-Jahres"

von Rainer Aschemeier  •  3. November 2013
Katalog-Nr.: 50999 9341422 7 / EAN: 5099993414227

Jene „alten Tugenden“, die ich hier anspreche, beziehen sich auf die schöne Tradition, die Orchestermusik aus Wagners Opern auf für sich stehenden Alben zu kompilieren. Einst gelang Lorin Maazel mit den Berliner Philharmonikern mit dieser Methode ein nie dagewesener Coup, nämlich als er anno 1988 via Telarc-Label das geniale Album „Der Ring ohne Worte“ veröffentlichte. Ähnlich wohlige Schauer wie damals überlaufen mich nun bei dem großartigen Album, das wir hier vorstellen wollen.
Das Orchester der Pariser Nationaloper unter Leitung von Philippe Jordan präsentiert uns hier ebenfalls „symphonische Auszüge“ aus Wagners „Ring des Nibelungen“ – und das ist einer so bestechenden Qualität, so fulminant auf den Punkt gebracht, dass diese Doppel-CD auf dem durch Warner Classics wiedererweckten Erato-Label zu den unbedingten Highlights des bisherigen Veröffentlichungsjahres gezählt werden muss.

D. Schostakowitsch - Violinkonzert Op. 77 / W. Rihm - Gesungene Zeit
Netherlands Radio Philharmonic - E. de Waart / Concertgebouw Orkest - Z. Peskó; J. van Zweden (Violine)

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Dmitri Schostakowitsch - Violinkonzert Op. 77 / Wolfgang Rihm - Gesungene Zeit

Überraschend gute Aufnahmen aus den 1990er-Jahren in perfektem Hifi-Sound

von Rainer Aschemeier  •  1. November 2013
Katalog-Nr.: 8.573271 / EAN: 747313327171

Beide Aufnahmen sind Liveeinspielungen, wobei das Schostakowitsch-Konzert 1994 in Utrecht mitgeschnitten wurde und das Rihm-Stück 1995 im Concertgebouw Amsterdam. Beide Einspielungen sind vorzüglich, und zwar nicht nur interpretatorisch, sondern auch klanglich. Edo de Waart wird seinem guten Ruf auch auf diesem Album wieder einmal gerecht. Seit seinem Karrierebeginn zählt de Waart zu den zwar namhaften, jedoch eminent unterschätzten Dirigenten im globalen Klassikgetümmel. Hier zeigt sich, was für ein toller Schostakowitsch-Dirigent er ist.

The 20th Century Concerto Grosso
Academy of St. Martin-in-the-Fields - Sir Neville Marriner (div. Solisten)

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The 20th Century Concerto Grosso

Eine Legende kehrt zurück: Der fast 90-jährige Neville Marriner dirigiert Schulhoff, Krenek und d'Indy

von Rainer Aschemeier  •  30. Oktober 2013
Katalog-Nr.: CHAN 10791 / EAN: 095115179123

Neville Marriner hat jedoch nicht nur mit der Academy Platten eingespielt – und zwar auf so diversen Labels wie DECCA, EMI, Philips, Collins, ASV, Naxos, chandos, CBS/Sony, capriccio sowie hänssler, sondern er war auch zeitweise Chefdirigent des Minnesota Orchestra (Einspielungen u.a. bei Telarc, EMI, Elektra Nonesuch) und des Radiosinfonieorchesters Stuttgart (Einspielungen u.a. bei capriccio). Etliche Hundert Alben, etliche Hundert Werke hat Marriner dirigiert, von den Anfängen der Barockmusik bis hin zur Neuen Musik und Erstaufführungen (u.a. von Libby Larsen).

G. Enescu - Cellosonaten
Valentin Radutiu (Cello) & Per Rundberg (Klavier)

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George Enescu - Cellosonaten

Die neue Referenz in Sachen Enescus Cellosonaten - leider mit fadem Aufnahmeklang

von Rainer Aschemeier  •  28. Oktober 2013
Katalog-Nr.: CD-No. 98.021 / EAN: 4010276026235

Wer diese CD erwirbt, erhält also „auf einen Streich“ sowohl einen Blick auf Enescus Frühwerk, als auch auf seinen späteren, reifen Stil. Dabei kann man nicht oft genug betonen, dass die Unterschiede zwischen Früh- und Spätwerk bei kaum einem Komponisten derart ausgeprägt sind, wie bei dem Moldaurumänen Enescu.
Vor allem sein Spätwerk gehört in meinen Augen mit zum Qualitätvollsten, Individuellsten und Faszinierendsten, was in der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde. Und wer meint, er kenne Enescu, nur weil er mal dessen berühmte „Rumänische Rhapsodien“ gehört hat, kann versichert sein, dass er nichts, aber auch gar nichts von Enescu verstanden haben kann, bevor er nicht auch in dessen Kammermusik (und hierbei allem Voran die Kammersinfonie und die hier enthaltenen Cellosonaten) hereingeschnuppert oder zumindest in die drei komplexen Sinfonien Enescus hineingehört hat.

Abend wird es wieder
Uli Johannes Kieckbusch

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Uli Johannes Kieckbusch - Abend wird es wieder

Musikalischer Jahresausklanb

von Rainer Aschemeier  •  26. Oktober 2013
Katalog-Nr.: TXA13031 / EAN: 4250702800316

Im Jazz sind Volkslieder weit weniger häufig zu hören. Umso spannender, was der Pianist Uli Johannes Kieckbusch daraus macht. Kieckbusch ist in der Szene nämlich vor allem wegen seiner cool-jazzigen Arrangements von Volksliedern bekannt. Er hat damit eine Nische gefunden, in der sich nicht viel Konkurrenz tummelt.

F. Mendelssohn Bartholdy - Kammermusik für Streicher Vol. 3
Mandelring Quartett, Quartetto di Cremona

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Felix Mendelssohn Bartholdy - Kammermusik für Streicher Vol. 3

Mendelssohn in Perfektion

von Rainer Aschemeier  •  23. Oktober 2013
Katalog-Nr.: audite 92.658 / EAN: 4022143926586

Es ist schade, dass der Mendelssohn-Zyklus des Mandelring-Quartetts im Vergleich zu seinem Schostakowitsch-Zyklus in der Berichterstattung durch die Presse weniger zu „zünden“ scheint. Dass es nicht an der Qualität liegt, die – wie soeben dargelegt – erneut höchstklassig ist, dürfte klar geworden sein. Leider aber hat die Mendelssohn’sche Kammermusik keine so fanatische Gefolgschaft wie Schostakowitschs Kompositionen, leider schätzt man das Genie Mendelssohns, das manchen seiner (zum Teil deutlich namhafteren) Zeitgenossen überragte, hierzulande noch immer relativ gering. Daran hat leider auch das „Mendelssohn-Jahr“ 2009 nicht viel geändert.

P. Vasks - Werke für Flöte
Sinfonia Finlandia Jyväskylä - P. Gallois; M. Faust (Flöte), S. Arnold (Klavier)

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Pēteris Vasks - Werke für Flöte

Plakativ und süßlich aber trotzdem schön

von Rainer Aschemeier  •  21. Oktober 2013
Katalog-Nr.: 8.572634 / EAN: 747313263479

Bei Naxos ist nun Vasks‘ Flötenkonzert auf CD erschienen. Es entstand in den Jahren 2007-2008 und wurde 2011 noch einmal überarbeitet. Zusammen mit der Sonate für zwei Soloflöten von 1992, dem 1980er Stück „Landscape with Birds“ für eine Soloflöte sowie „Arie e danza“ für Flöte und Klavier aus dem Jahr 1972 (bearbeitet 2010) dürfte mit diesem Album ein Großteil dessen vorliegen, was Pēteris Vasks insgesamt für die Flöte als Soloinstrument komponiert hat.

P. Hindemith - Werke für Viola d'amore
Gunter Teuffel (Viola d'amore), diverse Solisten

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Paul Hindemith - Werke für Viola d'amore

Ein Album, das Rätsel aufgibt

von Rainer Aschemeier  •  19. Oktober 2013
Katalog-Nr.: 93.309 / EAN: 4010276026242

Ist es sinnvoll, auf einer CD den Namen „Paul Hindemith“ groß nach vorn zu stellen, wenn mehr als die Hälfte der CD gar nicht aus Werken von Paul Hindemith besteht?

Darüber darf man sich bei dieser neuen Veröffentlichung des Stuttgarter Labels hänssler Classic SCM in Kooperation mit dem SWR wohl streiten. Aber werden wir mal konkret: Wer diese neue hänssler-CD in den Player schiebt, hört zunächst die (übrigens wunderschöne) Partita für zwei Violen d’amore und basso continuo von Heinrich Ignaz Biber und kurz darauf die ebenfalls sehr sehr schöne Sonate D-Dur für Viola d’amore und basso continuo von Carl Stamitz. Was bitteschön hat das mit Hindemith zu tun?

Forgotten Treasures Vol. 11 - Mandolinen-konzerte
Kölner Akademie - M. A. Willens; A. Torge (Mandoline)

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Forgotten Treasures Vol. 11 - Mandolinenkonzerte

Umstrittener Dirigent mit unbekannten Werken - Was kommt dabei heraus?

von Rainer Aschemeier  •  17. Oktober 2013

Manch Einer wird sich wünschen, dass ich hier auch zu den einzelnen Konzerten etwas schreibe, doch das wäre gar nicht so sehr sinnvoll. Wer kennt schon Komponisten wie Giovanni Hoffmann oder Emanuele Barbella? Dann gibt es noch ein anonymes Konzert, bei dem man sich im Booklet zur vorliegenden SACD darüber auslässt, ob es womöglich von Paisiello stammen könnte. Und als „bekanntesten“ Komponisten haben wir auf diesem Album den nun auch nicht unbedingt breitenwirksamen Giovanni Francesco Giuliani. Kein Wunder, dass diese Veröffentlichung in der Ars Produktion-Reihe „Forgotten Treasures“ erscheint.

Die Besondere CD: Mecklenburg - 450 Jahre Kammermusik

Einfach eine tolle Idee!

von Rainer Aschemeier  •  15. Oktober 2013
Katalog-Nr.: Gramola 99015 / EAN: 9003643990159

Vor sage und schreibe 450 Jahren wurde in Schwerin die Mecklenburgische Staatskapelle gegründet und ist damit eines der ältesten Orchester im deutschsprachigen Raum. Das im Gegensatz dazu sehr junge Demmler-Quartett (2012 gegründet) hat sich zu diesem Jubiläum eine besonders schöne Geburtstagsgabe ausgedacht: 450 Jahre Kammermusik von Komponisten, die in Mecklenburg wirkten, hat es ausgesucht, um eine der reizvollsten Streichquartett-CDs des laufenden Jahres einzuspielen. Sie ist unsere „besondere CD“ im Monat Oktober.

J. Haydn - Cellokonzerte Nr. 1 & 2 / J. Mysliveček - Cellokonzert C-Dur
Camerata Chicago - D. Hall / Wendy Warner (Cello)

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Joseph Haydn - Cellokonzerte Nr. 1 & 2 / Josef Mysliveček - Cellokonzert C-Dur

Wendy Warners neuester Coup

von Rainer Aschemeier  •  13. Oktober 2013
Katalog-Nr.: CDR 90000 142 / EAN: 735131914222

Haydns Cellokonzerte sind weltbekannt und liegen in so vielen grandiosen Einspielungen vor, dass es immer dieses „Wozu-also-brauchen-wir-davon-noch-eine-Einspielung“-Gefühl ist, was einen überkommt, wenn man diese Werke einmal wieder als Katalognovität bei einem Plattenlabel sieht.
Wie sich jedoch zeigt, gibt es einfach immer wieder grandiose Interpreten und Interpretinnen, die durch ihre herausragende Musikerpersönlichkeit einfach auch bei der zigsten Einspielung der Haydn-Konzerte noch etwas „zu sagen“ haben.

P. Hindemith - Sämtliche Klavierkonzerte (2 CDs)
Yale Symphony Orchestra - T. Shimada; Idil Biret (Klavier)

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Paul Hindemith - Sämtliche Klavierkonzerte

Problemfall

von Rainer Aschemeier  •  11. Oktober 2013
Katalog-Nr.: 8.573201-02 / EAN: 74731332ß172

Ich bin – ehrlich gesagt – mittelschwer entsetzt, dass Idil Biret sich für so eine unausgegorene Einspielung hergibt. Alles, was vom Klavier kommt, glänzt wie Gold, ist hier jedoch umgeben von einem über weite Strecken chaotisch musizierenden Ensemble – und das ausgerechnet bei Hindemith, der, nicht nur in seinen Kompositionen für Klavier und Orchester, höchste Ansprüche an die Qualität der Ensemblemusiker stellt.

D. Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 4
Royal Liverpool Philharmonic Orchestra - V. Petrenko

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Dmitri Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 4

Die Fortsetzung von Petrenkos viel beachtetem Schostakowitsch-Zyklus

von Rainer Aschemeier  •  30. September 2013
Katalog-Nr.: 8.573188 / EAN: 747313318872

Petrenkos Schostakowitsch zeichnete sich bislang durch kompromisslose Präzision, äußerst fein ausziselierte Dynamik und eine gewisse „Kultiviertheit“ aus, die zwar die feinen Strukturen der Werke bilderbuchartig offen legt, die aber die dramatischen Zerrüttungen dieser Musik manchmal nicht adäquat widerzuspiegeln imstande ist (siehe hierzu auch die Rezension von Petrenkos Einspielung der populären Siebten, die bei Naxos im Mai dieses Jahres erschienen ist).

P. Glass, John Rutter, Jean Françaix - Cembalokonzerte
West Side Chamber Orchestra - K. Mallon, Ch. D. Lewis (Cembalo)

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Philip Glass, John Rutter, Jean Françaix - Cembalokonzerte

Begeisterndes Debüt-Album des West Side Chamber Orchestra

von Rainer Aschemeier  •  27. September 2013
Katalog-Nr.: 8.573146 / EAN: 747313314676

Dass ein Schüler von John Eliot Gardiner, der durch hervorragende Interpretationen der Sinfonien des Wiener Klassikers Johann Baptist Vanhal irgendwann nun Cembalokonzerte auf einem neuen CD-Album vorlegt, ist erstmal nichts besonderes. Dass es sich dabei allerdings um Cembalokonzerte aus dem 20. Jahrhundert handelt, ist schon ein „Hingucker“.
Zwar weiß jeder, der sich auch nur ein wenig für die Musik des 20. Jahrhunderts interessiert, dass das Cembalo vor allem bei den Neoklassizisten der 1920er- und ‚30er-Jahre eine Renaissance erlebte, mit dem vielleicht herausragenden Werk „Concert champêtre“ aus der Feder Francis Poulencs. Doch es ist schon erstaunlich, dass auch aus späteren Jahrzehnten noch Cembalokonzerte vorliegen.

R. Schumann - Bunte Blätter op. 99, Albumblätter op. 124
Tobias Koch (Klavier)

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Robert Schumann - Bunte Blätter op. 99, Albumblätter op. 124

Tobias Koch führt auf bewährte Weise seine beeindruckende Serie von Schumann-Klaviermusik auf historischen Instrumenten fort

von Rainer Aschemeier  •  25. September 2013
Katalog-Nr.: GEN 13285 / EAN: 4260036252859

Auf seinem neuesten Album stellt Tobias Koch ein Instrument aus der Pianoforte-Werkstatt Johann Nepomuk Tröndlins ins Zentrum seiner Aufnahme. Es wurde 1830 gebaut und besitzt eine völlig andere Klanglichkeit als der samtig-voluminöse Erard, den Koch bei früheren Projekten verwendet hatte.
Robert und Clara Schumann – vor allem Clara – scheinen sich im Klang der Tröndlin-Flügel besonders wiedergefunden zu haben und spielten regelmäßig Instrumente aus Tröndlins Werkstatt.

Die besondere CD: Arthur Foote - Complete Piano Music

Absolut herausragende, überraschende Entdeckung!

von Rainer Aschemeier  •  23. September 2013

Was wir in Arthur Footes Klavierwerk haben, ist viel mehr als den bloßen Achtungsapplaus wert. Es ist wirklich großartige, äußerst originelle und schöne, handwerklich perfekt gemachte Musik mit großem lyrisch-emotionalen Gehalt und einigem Tiefgang.
Das ist wirklich und wahrhaftig das womöglich Inspirierteste, was ich aus der US-amerikanischen Szene der Spätromantiker aus der Zeit der Jahrhundertwende und danach bislang wahrgenommen habe.
Kisten Johnson sorgt auf dem DELOS-Label für das Klaviermusikereignis im Frühherbst!

J. Sibelius - rituelle Freimaurermusik Op. 113
H. Vitainen (Orgel), YL (Chor), H. Jurmu & M. Pohjonen (Tenor), Lahti Symphony Orchestra - J. Kuusisto

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Jean Sibelius - rituelle Freimaurermusik Op. 113 - Original und Transkription für Sinfonieorchester

Die letzte Komposition des Jean Sibelius

von Rainer Aschemeier  •  21. September 2013
Katalog-Nr.: BIS-CD-1977 / EAN: 7318590019771

Ebendiese Freimaurermusik ist nun bei BIS in einer für Sibelius-Fanatiker sicherlich aufsehenerrenden Edition erschienen, die sich nicht nur erstmals nach Sibelius‘ originalem finnischen Libretto richtet, sondern zudem alle vorhandenen Fassungen des in der Art einer Suite für Tenor, Männerchor und Orgel angeordneten, rund halbstündigen Werks nebeneinander stellt. Zudem wird auch noch eine bislang noch nie eingespielte Transkription für Sinfonieorchester und Tenor geboten, die der renommierte finnische Komponist Jaakko Kuusisto anno 2007 vorgelegt hat.

G. Enescu - Klaviertrio, Klavierquintett, Aria & Scherzino
Schubert Ensemble

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George Enescu - Klaviertrio, Klavierquintett, Aria & Scherzino

Enescus Klaviertrio in einer aufsehenerregenden neuen Aufführungsfassung

von Rainer Aschemeier  •  19. September 2013
Katalog-Nr.: CHAN 10790 / EAN: 095115179024

George Enescu! Bei kaum einem anderen Komponisten kann man einen derartig starken Unterschied zwischen Früh- und Spätwerk hören, wie bei diesem moldau-rumänischen Komponisten. Zeit seines Lebens war er vor allem bekannt als der europaweit bekannteste Violinvirtuose, der zu seinen Lebzeiten schon ausgedehnte Tourneen unternahm und mit viel „Starrummel“ leben musste… oder leben durfte. Für Enescu war es jedenfalls ein Wechselbad der Gefühle: Seine Virtuosenkarriere sicherte ihm ein bemerkenswertes Einkommen und finanzielle Unabhängigkeit. Auch kann ein so begnadeter Violinist, wie er es war, nur ein großer Musikliebhaber und Interpret mit Leib und Seele gewesen sein. Doch für seine Komponistenlaufbahn war die ganze Solistenlaufbahn eher hinderlich. Es fehlte schlicht die Zeit.

B. Britten - Suiten für Solo-Cello
Jamie Walton

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Benjamin Britten - Suiten für Solo-Cello

Jamie Walton spielt Britten kompromisslos modern

von Rainer Aschemeier  •  16. September 2013
Katalog-Nr.: SIGCD336 / EAN: 635212033623

Benjamin Brittens Suiten für Solocello sind in diesem Britten-Jubeljahr schon einige Male in Neueinspielungen auf CD erschienen. Der bislang prominenteste Herausforderer im Feld der diesjährig erschienenen Einspielungen war wohl Starcellist Alban Gerhardt auf dem hyperion-Label (erschienen im Januar; übrigens hatte Gerhardt die Britten Suiten auch 2004 bereits für Oehms eingespielt.).

A. Lortzing - "Regina"
Münchner Rundfunk-Orchester, Prager Philharmonischer Chor - Ulf Schirmer, div. Solisten

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Albert Lortzing - "Regina"

Überraschende Lortzing-Entdeckung in Top-Interpretation

von Rainer Aschemeier  •  14. September 2013
Katalog-Nr.: cpo 777 710-2 / EAN: 761203771028

„Wir wollen nicht,
was hätten wir davon?
Auch noch besondre Liebespflicht,
bei solchem kargen Lohn!
Wird unser Fleiß nicht anerkannt,
so rühret keiner eine Hand!“

Huch, was haben wir denn da? Ein dichterisches Produkt der aktuellen Wahlkampfstimmung? Nein, kann nicht sein… Wahlkampf findet in Deutschland ja nicht statt.
Was ist es dann?

E. Satie - Klavierwerke
Jan Kaspersen

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Erik Satie - Klavierwerke

Ein Schlüsselwerk der Satie-Interpretation, endlich wieder verfügbar!

von Rainer Aschemeier  •  12. September 2013
Katalog-Nr.: T2CD2012140 / EAN: 8713545221404

Bei „United Classics“ erschien im August eine sehr spannende Wiederveröffentlichung eines Pianisten, der mit seiner erstmals in den frühen 1990er-Jahren beim dänischen Classico-Label erschienenen Einspielung von Saties Klavierwerken schon damals gezeigt hatte, dass es auch anders geht.
Die dänische Jazz-Ikone Jan Kaspersen zeigte mit seinem Satie-Recital, dass gerade auch die vermeintlichen „Träumerein“ oder „Impressionen“ der populären „Gnossiennes“ und „Gymnopédies“ ebenso wie die anderen Stücke Saties die anarchische Fratze Satie’scher Ironie und Gesellschafts- und Kulturverweigerung in sich tragen.

E. Bloch - Sinfonie in cis-Moll / "Sea Poems"
London Symphony Orchestra - D. Atlas

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Ernest Bloch - Sinfonie in cis-Moll / "Sea Poems"

Zwei fast unbekannte Hauptwerke Ernest Blochs in Aufnahmen mit dem London Symphony Orchestra

von Rainer Aschemeier  •  10. September 2013
Katalog-Nr.: 8.573241 / EAN: 747313324170

Den schweizerischen Komponisten Ernest Bloch kennt das Konzertpublikum hierzulande vor allem von seinem pathetischen „Cello-Hit“ „Schelomo“, das auf CD-Alben gern mit Max Bruch „Kol Nidrei“ zusammen gekoppelt wird. Das ist musikalische stets eine etwas wilde Mischung, aber eben wegen dieser häufig stattfindenden Kopplung mit Bruch-Musik ist der 1880 geborene Bloch im öffentlichen Bewusstsein als „Romantiker“ abgestempelt.
Dabei vergisst man allzu leicht, wie modern und zeitgenössisch Bloch nach seiner Exilation in die USA komponiert hat. Da kann man ihn durchaus als veritablen Expressionisten bezeichnen.

S. Rachmaninoff - "Die Glocken" / Symphonische Tänze
Berliner Philharmoniker, Rundfunkchor Berlin - S. Rattle

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Sergej Rachmaninoff - "Die Glocken" / Symphonische Tänze

Ein klingender Beweis von Simon Rattles Dirigierkunst weiß unumwunden zu begeistern

von Rainer Aschemeier  •  8. September 2013
Katalog-Nr.: 9845192

Die Liste möglichen Dirigier-Versagens ist bei Rachmaninoffs „Symphonischen Tänzen“ denkbar lang. Sie beginnt bereits bei jenem berüchtigten Auftakt, den jeder Klavierschüler zu meistern imstande sein sollte und den trotzdem bestimmt 80% aller Sinfonieorchester nicht sauber hinbekommen, selbst jene von höchstem Weltrang. Es geht weiter bei der Behandlung der Einzelstimmen, die bei den Symphonischen Tänzen so eminent wichtig ist, dass man sagen kann: Damit steht und fällt das ganze Stück.

Die besondere CD: Jassen Todorov spielt Eugène Ysaÿes sechs Sonaten Op. 27

Großartige, von außergewöhnlich individueller Handschrift geprägte Aufnahme aus Bulgarien

von Rainer Aschemeier  •  6. September 2013

Was ist nur mit „Bulgaroton“ passiert, jenem bulgarischen „Nationallabel“ für klassische Musik, das ähnlich wie „Melodiya“ in Russland, „Supraphon“ in Tschechien oder „Hungaroton“ in Ungarn seit den Tagen des real existierenden Sozialismus für die Versorgung der Bevölkerung mit kulturell Hochtrabendem gesorgt hatte? Eine CD-Wiederveröffentlichung von einer der interessantesten und ungewöhnlichsten Interpretationen der genialen Soloviolinsonaten Eugène Ysaÿes könnte Antworten geben… oder nur mehr Fragen aufwerfen. Wie dem auch sei: Gut, dass es sie (wieder) gibt!

G. F. Malipiero - Klavierwerke
Gino Gorini

Gian Francesco Malipiero - Klavierwerke

Einspielung: Top! Klang: Erbärmlich!

von Rainer Aschemeier  •  4. September 2013
Katalog-Nr.: 8802199 / EAN: 8718247711994

Zunächst ist es also durchweg erfreulich, dass sich das renommierte Zweitverwerter-Label Newton Classics, das vor einigen Jahren an den Start gegangen war, um vergessene Archiv-Schätze der Majorlabels anhand günstiger und schöner Neuauflagen wieder ans Tageslicht zu hieven, sich nun einer historischen Einspielung des Malipiero-Klavierwerks annimmt. Hierbei zeigt sich, dass auch die Klavierstücke des Italieners so interessant sind, wie nur wenig anderes aus dem 20. Jahrhundert. Malipiero war einfach ein Original, wie es im Buche steht.

J. Brahms - Ein deutsches Requiem
MDR-Sinfonie-Orchester und Rundfunkchor Leipzig - M. Alsop; S. Genz (Bariton), A. L. Richter (Sopran)

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Johannes Brahms - Ein deutsches Requiem

Marin Alsops Brahms-Gastdirigat in Leipzig

von Rainer Aschemeier  •  2. September 2013
Katalog-Nr.: 8.572996 / EAN: 747313299676

Nun also folgt eine aufsehenerregende Neueinspielung von Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“. Aufsehenerregend ist das für den deutschen Klassik-Markt auch deshalb, weil Marin Alsop hierbei dem MDR-Sinfonieorchester Leipzig und seinem nach wie vor ausgezeichneten Rundfunkchor vorsteht. In den letzten Jahren schon hatte sich abgezeichnet, dass sich das MDR-Sinfonieorchester unter der Ägide von Jun Märkl zu neuen Höhen aufzuschwingen vermocht hatte. Mit dem neuen GMD Kristjan Järvi hatte man nach Märkls Abgang dann erneut eine sehr gute Wahl getroffen, und die Entscheidung, Marin Alsop als Gastdirigentin zu verpflichten, ist in meinen Augen ein weiterer Pluspunkt aufseiten der Entscheidungsträger beim MDR.

L. Spohr - Sinfonien Nr. 4 & 5
NDR-Radiophilharmonie - H. Griffiths

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Louis Spohr - Sinfonien Nr. 4 & 5

Die beiden vielleicht stärksten Spohr-Sinfonien unter Leitung von Howard Griffiths

von Rainer Aschemeier  •  31. August 2013
Katalog-Nr.: cpo 777 745-2 / EAN: 761203774524

Spohr steht als Sinfoniker – und das ist zu seiner Zeit die große Ausnahme – nicht in der Nachfolge Beethovens. Spohr setzt vielmehr beim Mozart-Spätwerk an, „überspringt“ die späte Klassik á la Beethoven und setzt dann wieder ein, wo beispielsweise Schubert, Mendelssohn oder Onslow schalten und walten.
Dieser Umstand verleiht dem Spohr’schen Sinfonienkreis ein spezifisches und ungewöhnliches Gepräge, das oft zu Missverständnissen geführt hat. So liest man etwa immer wieder auch in renommierten Musiklexika von der vermeintlichen „Gestrigkeit“ der Spohr’schen Sinfonien.

"The Lyrical Bassoon"
Per Hannisdal (Fagott), Vebjørn Anvik (Klavier)

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Saint-Saëns / Hindemith / Dutilleux / Elgar / Tansman / Koechlin / Kvandal - Musik für Fagott und Klavier

Hervorragende Werkauswahl im Bereich der Kammermusik für Fagott und Klavier

von Rainer Aschemeier  •  28. August 2013
Katalog-Nr.: 2L97 / EAN: 7041888518426

Das Fagott ist unter den Blasinstrumenten im Prinzip tonhöhenmäßig das Äquivalent zum Violoncello bei den Streichern. Ganz ungleich verhält sich jedoch die Popularität des Cellos zu der des Fagotts. Noch immer sind viele Gelegenheitsklassikhörer überrascht, wie reich und vielfältig die Literatur für das Fagott als Soloinstrument ist.
Freilich sind die meisten der virtuosen Werke für das Fagott im 20. Jahrhundert geschrieben worden, in dem man das Fagott für seine Fähigkeit zum expressiven Ausdruck ganz besonders zu schätzen wusste.

Auf vorliegender SACD des norwegischen HiFi-Labels „2L“ wird das Fagott in Stücken vorgestellt, die alle einen herausragenden lyrischen Satzbestandteil haben. Der Titel „The Lyrical Bassoon“ ist also nur die halbe Wahrheit. Camille Saint-Saëns‘ fantastische Fagott-Sonate etwa ist überwiegend ein neoklassisches Stück, gewissermaßen eine Mozart-Reflexion. Nur ein Satz (dieser wirkt jedoch zugegeben als das Kernelement des Stücks) rechtfertigt die Bezeichnung „lyrisch“. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Sonate für Fagott und Klavier von Paul Hindemith und mit den meisten der anderen Stücke auf diesem Album.

Unabhängig davon aber, ob der Titel der SACD passend erscheint, wird hier eine wundervolle Auswahl herrlicher Musik in praktisch perfekten Interpretationen und in einem hyper-aufgelösten Sound geboten. Letzterer ist sicherlich die größte Geschmacksfrage bei quasi allen „2L“-Produktionen. Die Norweger pflegen ihre SACDs klanglich dermaßen hoch aufgelöst anzulegen, dass man buchstäblich die Nadel im Heuhaufen hören zu können meint.
Was in bester Absicht geschieht und in dieser stringenten Konsequenz wohl von keinem anderen Klassik-Label durchgezogen wird, wird manchem Hörer subjektiv vielleicht artifiziell anmuten.
Auf objektiver Ebene ist „2L“ aber nichts vorzuwerfen: Die norwegischen Labelbetreiber machen einfach Bestandteile des Raum- und Instrumentenklangs hörbar, die andere Labels nicht beachten. „2L“ ist eine eigene Klangphilosophie. Man liebt sie oder man liebt sie eben nicht. Aber sie ist eine starke individuelle Stimme auf dem Markt, die man nicht missachten darf.

Die Interpretationen aller Stücke sind – wie bereits gesagt – absolut perfekt ausgeführt. Fagottist Per Hannisdal pflegt selbst einen sehr warmen, lyrischen Ton, der wohl am Ehesten dazu geeignet ist, den Titel dieses Albums zu rechtfertigen. Pianist Vebjørn Anvik ist ein ebenso sensibler wie reaktionsschneller Partner für Hannisdal. Zusammen bilden sie ein grandios aufeinander eingespieltes Duo, an dessen Vortrag es absolut nichts auszusetzen gibt. Unter den vielen Einspielungen von etwa Saint-Saëns‘ Fagottsonate ist diese neue von „2L“ ganz sicher eine der besten.

Da auch die Auswahl der Stücke vollauf überzeugt, ist „The Lyrical Bassoon“ ein rundum empfehlenswertes Album geworden. Einziger Knackpunkt ist der gewöhnungsbedürftige „2L“-Sound, und den muss man mal gehört haben, um zu verstehen, worum es dabei geht.

W. Lutosławski - Sinfonien, Konzerte, Chor- und Vokalwerke (10 CD-Box)
u.a.: Polnisches National-Rundfunk-Sinfonieorchester - Antoni Wit

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Witold Lutosławski - Sinfonien, Konzerte, Chor- und Vokalwerke (10 CD-Box)

10 CDs - durchweg Referenzeinspielungen. _Der_ Knüller zum Lutosławski-Jubiläum!

von Rainer Aschemeier  •  19. August 2013

Das musikalische Erbe des bedeutenden polnischen Komponisten Witold Lutosławski ist umfangreich und vielgestaltig. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden, und bedenkt man Lutosławskis musikhistorische Bedeutung, die diejenige etwa Benjamin Brittens in nichts nachsteht, sie eher sogar noch übertrifft, muss man sich schon fragen, was auf den CD-Markt eigentlich falsch läuft: Wagner, Verdi, Britten everywhere, nur Lutosławski muss man mit der Lupe suchen. Hoffentlich ändert sich das in der zweiten Jahreshälfte 2013 – und zwar ruckartig!
Einen Auftakt zu einem solchen „Ruck“, der durch den Tonträgermarkt gehen muss, könnte die neue, wunderbar ausgestattete und geradezu luxuriös verpackte Naxos-Box sein, die sich den Sinfonien, Konzerten, Orchesterwerken sowie Chor- und Vokalwerken Witold Lutosławskis widmet.

P. Hindemith - Violinkonzert, Symphonische Metamorphosen, Konzertmusik Op. 50
NDR Sinfonieorchester - Ch. Eschenbach, Midori (Violine)

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Paul Hindemith - Violinkonzert, Konzertmusik Op. 50, Symphonische Metamorphosen

Eine Reihe von Neuerscheinungen im Sommer 2013 wirft Schlaglichter auf Hindemiths Orchesterwerke

von Rainer Aschemeier  •  17. August 2013
Katalog-Nr.: ODE 1214-2 / EAN: 0761195121429

Paul Hindemith ist einer der bekanntesten Komponisten der klassischen Musikmoderne – er ist aber auch einer der unterschätztesten. Wie passt das zusammen?
Zum einen gibt es immer noch mehr Leute, die etwas über Hindemith gehört haben als von Hindemith. So lange sich das nicht ändert, wird sich die große Bedeutung der Hindemith’schen Werke kaum weiter herumsprechen. Zum anderen hat das aber auch seinen Grund: Noch immer kolportieren jene, die mehr über Hindemith gehört haben als von ihm, dessen Musik sei (ich nenne die Vorurteile mal in der Reihenfolge, in der man sie am häufigsten hört): 1. zu akademisch, 2. regelrecht unmusikalisch und 3. konstruiert.

Kulturförderung mit Weitblick

Eine neue CD von Jennifer Higdon gibt uns Gelegenheit, die "Atlanta School of Composers" vorzustellen

von Rainer Aschemeier  •  9. August 2013

Sie gehört wohl zum Spannendsten, was auf im derzeitigen Musikleben so passiert: die Atlanta School of Composers. Und sie ist ein Musterbeispiel dafür, wie Kulturförderung gemacht werden sollte: mit Weitblick!

E. Zeisl - "Kleine Sinfonie", "November", "Concerto Grosso"
UCLA Philharmonia - N. Stulberg; A. Lysy (Cello)

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Erich Zeisl - "Kleine Sinfonie", "November", "Concerto Grosso"

Weltersteinspielung der Orchestermusik des Exil-Österreichers Erich Zeisl

von Rainer Aschemeier  •  7. August 2013
Katalog-Nr.: 96820 / EAN: 887516968204

„Yarlung Records“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, wie sie in den USA vor allem das (inzwischen ebenfalls in Würde verblichene) Label „Telarc“ geschlagen hatte: HiFi-Aufnahmen amerikanischer Orchester/Künstler mit internationalem Repertoire. In dieser Tradition führt man bei Yarlung auch die gängige Praxis der Labels weiter, die sich klanglich für etwas Besseres halten: Man zählt im Booklet die verwendeten Mikrofone einzeln auf, man berichtet dem Endkunden stolz von einer speziellen CD-Beschichtung, die eine bessere Klangwiedergabe ermöglichen soll und man schreibt auf das CD-Cover stolz den Slogan „Breaking the Sound Barrier“ drauf.

M. Tyberg - Sinfonie Nr. 2, Klaviersonate Nr. 2
Buffalo Philharmonic Orchestra - J. Falletta / F. Bidini (Klavier)

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Marcel Tyberg - Sinfonie Nr. 2, Klaviersonate Nr. 2

Musikalisches Mahnmal

von Rainer Aschemeier  •  4. August 2013
Katalog-Nr.: 8.572822 / EAN: 747313282272

Wie irre der nationalsozialistische Furor in den 1940er-Jahren wütete, das zeigt kaum eine Geschichte besser als die des 1893 in Wien geborenen Komponisten und Dirigenten Marcel Tyberg. Tyberg, der ein enger Freund des nach dem Zweiten Weltkrieg zu Weltruhm gelangten Dirigenten Rafael Kubelik war, wurde von den Nazis als „Jude“ angesehen, obwohl die letzte Person jüdischen Glaubens in seiner Familie sein Ururgroßvater gewesen war.
Man depotierte den aufstrebenden Komponisten, der sich hauptsächlich mit Tanzmusik über Wasser hielt, aber auch groß angelegte spätromantische und erzkonservative Musik verfasste, die stilistisch eigentlich perfekt zur Nazi-Kulturdoktrin gepasst hätte, ins KZ Auschwitz-Birkenau, wo er Ende 1944 durch die Schergen des Nazi-Regimes ermordet wurde.

M. Ravel - Klaviertrio / C. Debussy - Cellosonate; Violinsonate / G. Fauré - Klaviertrio Op. 120
Trio Shaham Erez Wallfisch

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Maurice Ravel - Klaviertrio / Claude Debussy - Cellosonate; Violinsonate / Gabriel Fauré - Klaviertrio Op. 120

Ein liebenswertes Fest der alten Tugenden

von Rainer Aschemeier  •  2. August 2013
Katalog-Nr.: NI 5905 / EAN: 0710357590528

Sie zählen zu den prominentesten Solo-Virtuosen unserer Zeit: Hagal Shaham, Raphael Wallfisch und Arnon Erez. Sie spielen mit den berühmteten Orchestern und unter den größten Dirigenten. Doch was sich noch immer nicht so richtig herumgesprochen hat: Shaham, Erez und Wallfisch sind seit einigen Jahren auch als richtig tolles Kammermusik-Trio unterwegs. Alles in allem muss man aber immer vorsichtig sein, wenn einem „Supergroups“ der Klassik aufgetischt werden, bei denen für eine Einspielung oder für ein Konzert schnell drei schwer berühmte Solisten in ein Studio oder einen Konzertsaal gesteckt werden, um Kammermusik zu veranstalten.

G. Mushel - Orgelwerke
Benjamin Saunders

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Georgi Mushel - Orgelwerke

Eine spannende "Klangfarbe" aus Usbekistan

von Rainer Aschemeier  •  31. Juli 2013
Katalog-Nr.: 9279 / EAN: 5029365927925

Der russische Komponist Georgi Alexandrowitsch Muschel lebte den größten Teil seines aktiven Lebens in Usbekistan, wo er am Konservatorium von Taschkent Komposition lehrte und Klavierklassen ausbildete. Er selbst wurde am renommierten Moskauer Konservatorium ausgebildet, wo sein Lehrer niemand Geringeres als Nikolai Mjaskowksi war, jener geniale spätromantische Sinfoniker, dem bis heute noch nicht die herausragende Bedeutung innerhalb der russischen Sinfonik zugestanden wird, die ihm eigentlich gebühren würde.

P. Hindemith - Orchesterwerke (5 CDs)
u.a.: Dresdner Philharmonie - H. Kegel

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Paul Hindemith - Orchesterwerke (5 CDs)

Eine Jahrhunderteinspielung kehrt zurück - ...mit weitgehend überflüssigem Bonus-Ballast

von Rainer Aschemeier  •  29. Juli 2013
Katalog-Nr.: 9441 / EAN: 5029365944120

Für Liebhaber der Einspielungen Herbert Kegels markierte das Ende der DDR eine Zäsur: Nicht nur ging mit der „Wendezeit“ auch der Freitod Herbert Kegels einher, sondern im Zuge dessen verschwanden auch die meisten seiner Einspielungen zumindest vorerst vom Markt. Im Prinzip waren nur seine herrlichen Beethoven-Einspielungen und seine Referenzinterpretationen von Orff-Werken dauerhaft erhältlich. Beinahe alles andere war irgendwann einmal vergriffen und nicht erhältlich. Heute kann man wieder (fast) alles kaufen, was Herbert Kegel irgenwann einmal für die Schallplatte oder die CD eingespielt hat – und das ist nur gut so!

A. Casella - Orchesterwerke Vol. 3
BBC Philharmonic - G. Noseda

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Alfredo Casella - Orchesterwerke Vol. 3

Das BBC Philharmonic bleibt in der chandos-Gesamtaufnahme von Casellas Orchesterwerken auf Qualitätskurs

von Rainer Aschemeier  •  27. Juli 2013
Katalog-Nr.: CHAN 10768 / EAN: 095115176825

Es zeigt sich erneut ein ähnliches Bild, wie schon bei den letzten Veröffentlichungen aus dieser Reihe: Das BBC Philharmonic unter Gianandrea Noseda musiziert souverän und technisch perfekt. Noseda tendiert vielleicht etwas dazu, den sperrigen Casella-Sound stellenweise „glatt polieren“ zu wollen, dennoch zeigt er einen hohen Grad an Musikalität und vor allem viel Gefühl für die Rhythmik dieser Musik, die – gerade bei den sinfonischen Schwergewichten – oft unterschätzt wird.

R. Schumann - "An die Sterne" - Weltliche Chormusik
Orpheus Vokalensemble - G. Graden; K. Elser (Klavier)

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Robert Schumann - "An die Sterne" - Weltliche Chormusik

Aus den Schatzkammern der Vergangenheit

von Rainer Aschemeier  •  25. Juli 2013
Katalog-Nr.: Carus 83.327 / EAN: 4009350833272

Schumanns Chormusik führt leider noch immer ein Schattendasein in der allgemeinen Musikwahrnehmung. Doch dieses Schicksal teilt das Schumann-Chorwerk mit dem von Johannes Brahms oder auch Max Bruch. Dass diese Stücke einst auf breiter Basis beliebt und weithin bekannt waren, heute aber nahezu vergessen sind, mag man der allgemeinen Lustlosigkeit der modernen Gesellschaft am Singen anlasten – und dem damit verbundenen immer stärkeren Verschwinden der Hobby- und Laienchöre. Dass Schumanns Chormusik deswegen aber auch weniger gern gehört zu werden scheint, erklärt dieser Umstand aber nicht.

Intimate Voices

Die Kolumne: "Listening for the-listener": Christoph Schlüren - Folge XI

von Christoph Schlüren  •  22. Juli 2013

Christoph Schlüren. Foto: ⓒ Maximilian Rossner

In der elften Folge seiner Kolumne für the-listener.de zeigt sich der Dirigent, Musiker-Mentor und Journalist Christoph Schlüren sehr angetan von einer neuen CD des fabelhaften Ostrobothnian Chamber Orchestra mit dem Titel „Nostalgia“.

Christoph Schlüren studierte von 1981 bis 1996 bei Sergiu Celibidache Dirigieren und Musikalische Phänomenologie, ergänzt durch ein universitäres Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und der Geschichte der Naturwissenschaften.

Als Leiter des Kammerorchesters „Symphonia Momentum“, als künstlerischer Berater und musikalischer Coach für namhafte Künstler sowie als Mitgründer des engagierten neuen CD-Labels „Aldilà Records“ trägt er aktiv zum Musikgeschehen im deutschsprachigen Raum bei. Zudem ist er einer der einflussreichen Musikautoren unserer Zeit. (RA)

J. Brahms - Sinfonie Nr. 4 / B. A. Zimmermann - "Nobody knows de trouble I see"
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck - R. Brogli-Sacher

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Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 4 / Bernd Alois Zimmermann - "Nobody knows de trouble I see"

Sehr guter Abschluss des Lübecker Brahms-Zyklus

von Rainer Aschemeier  •  21. Juli 2013
Katalog-Nr.: M 56954 / EAN: 4012476569543

...und weiter geht es im Lübecker Brahms-Zyklus. Die ersten drei SACDs der Reihe hatte ich hier, hier und hier besprochen. Bislang waren alle SACDs des Zyklus‘ mehr oder weniger überzeugend bis sehr gut ausgefallen. Vor allem die Zweite konnte vollauf überzeugen.

R. Strauss - Josephslegende , Liebesszene aus "Feuersnot", Festmarsch
Royal Scottish National Orchestra - N. Järvi

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Richard Strauss - Josephslegende , Liebesszene aus "Feuersnot", Festmarsch

Strauss-Raritäten im Dreierpack

von Rainer Aschemeier  •  19. Juli 2013
Katalog-Nr.: CHSA 5120 / EAN: 095115512029

Dies zog womöglich auch Igor Strawinsky an, der als Gast bei den Proben zu Strauss‘ Ballett „Josephslegende“ im Publikum saß und sich anerkennend über den Komponisten (und Dirigenten) Strauss äußerte, während er beklagte, dass das Orchester angesichts der Musik sehr störrisch gewesen sei. Strauss hatte den Ärger bei seiner Josephslegende aber auch herausgefordert. Dass er sein Orchester an allen Positionen gleich dreifach besetzen ließ, war schon Provokation genug.

F. Liszt - Ungarische Rhapsodien 1-6
Orchester Wiener Akademie - M. Haselböck

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Franz Liszt - Ungarische Rhapsodien 1-6 (orch.)

"The Sound of Weimar" - continued!?

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2013
Katalog-Nr.: cpo 777 797-2 / EAN: 761203779727

Moment mal! Kennen wir das nicht? Bringen wir das nicht mit irgendeinem griffigen Slogan in Verbindung?
Korrekt: „The Sound of Weimar“ hieß die fünfteilige CD-Reihe, die Haselböck mit seinem „Originalklang“-Orchester für das NCA-Label eingespielt hatte (Rezension dazu siehe hier). Diese Reihe war das womöglich engagierteste und vielleicht auch beste Aufnahmeprojekt, das im Liszt-Jahr 2011 seinen Anfang nahm. Hohes und höchstes Lob (nicht in allen Fällen berechtigt) konnte das Orchester Wiener Akademie einheimsen. In allen Ecken Europas hatten Martin Haselböcks Mannen nach Originalinstrumenten aus Liszts Zeit gefahndet. Mehr noch! Vielmehr hatte man es auf die Instrumente abgesehen, die in Liszts Weimarer Orchester original gespielt worden sind.

L. v. Beethoven - Klavierquartette und -trios
Milander Quartett

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Ludwig van Beethoven - Klavierquartette und -trios

von Rainer Aschemeier  •  15. Juli 2013

Diese Interpretationen sind in jeder Hinsicht gut: Sie sind beseelt, frisch, unverbraucht und enorm spielfreudig. Hier regiert die alte Tugend des „Musizierens auf der Stuhlkante“. Man höre nur darauf, wie gut und empathisch diese vier Musiker/innnen zusammen spielen! In dieser Hinsicht gebührt dem Milander Quartett ein großes Lob.

H. Berlioz - "Harold in Italien" / K. Roger: Bratschensonate / F. Liszt: Romance oubliée
Philip Dukes (Bratsche) & Piers Lane (Klavier)

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Hector Berlioz - "Harold in Italien" / Kurt Roger: Bratschensonate / Franz Liszt: Romance oubliée

Berlioz in Liszt'scher Transkription

von Rainer Aschemeier  •  14. Juli 2013
Katalog-Nr.: 8.573011 / EAN: 747313301171

Berlioz orientierte sich bei dieser Sinfonie mit obligatem Bratschenpart zum einen an Byron’s seinerzeit sehr modischem Buch gleichen Titels, zum anderen an seiner eigenen Biografie.
Das Werk, das der Komponist eigentlich für Niccolo Paganini geschrieben hatte, der es in der Folge aber brüsk ablehnte, ist eine bis heute merkwürdige Abart der „Sinfonia Concertante“, in der Berlioz die von ihm entwickelte Technik der „Idee fixe“ auf die Spitze treibt. Das „Harold-Thema“ zieht sich durch alle Sätze wie ein roter Faden, und das in einem solchen Ausmaß, dass man dieses Werk kaum genussfähig nennen wird, wenn einem dieses schlichte und lyrische Hauptthema nicht behagt.

The Unknown Sibelius
diverse Interpreten

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"The Unknown Sibelius"

Unbekannt = gut?

von Rainer Aschemeier  •  12. Juli 2013
Katalog-Nr.: BIS-2065 / EAN: 7318590020654

Mit „the unknown Sibelius“ ist dieser Versuch durchaus geglückt: Der interessierte Sibelianer erhält hier unter anderem die (im Vergleich zur Endfassung) im Prinzip nur durch einen anderen Schluss erkennbare Frühfassung von Sibelius‘ bekanntestem Stück „Finlandia“, hier unter dem Titel „Finnland erwacht“. Spannender ist da schon die sich von der Endfassung deutlich unterscheidende Erstversion der sinfonischen Dichtung „Die Okeaniden“, die hier in der kürzeren und insgesamt vitaler wirkenden „Yale-Version“ für meinen Geschmack sogar besser ist, als die hinlänglich bekannte Fassung.

J. J. Quantz - Flötenkonzerte
Concerto Armonico - M. Spanyi; M. Oleskiewicz (Barock-Traversflöte)

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Johann Joachim Quantz - Flötenkonzerte

Ein Highlight in der bisherigen Quantz-Diskographie!

von Rainer Aschemeier  •  10. Juli 2013
Katalog-Nr.: 8.573120 / EAN: 747313312078

„Concerto Armonico“ legt bei seinem Naxos-Debüt eine Quantz-Platte auf’s Parkett, die all das hat, was andere nicht haben: Energie, Antrieb, hörbare Musizierfreude – und eine absolut perfekte Ensemble- und Solistenleistung! Wer bislang dachte, Quantz‘ Flötenkonzerte seien langweilig und ewig gleich, wird mit dieser CD eines Besseren belehrt: Mit viel Drive und Spannung, manchmal sogar einer gewissen Ruppigkeit, präsentiert „Concerto Armonico“ Johann Joachim Quantz hier als einen äußerst vitalen, facettenreichen und hochgradig spannenden Komponisten.

J. Brahms - Sinfonie Nr. 3 / W. A. Mozart - Sinfonia Concertante KV 364
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck - R. Brogli-Sacher; N. &. M. Seiler (Violine & Viola)

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Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 3 / Wolfgang Amadeus Mozart - Sinfonia Concertante KV 364

Dritter Teil des Lübecker Brahms-Zyklus

von Rainer Aschemeier  •  8. Juli 2013

Und weiter geht es in schneller Folge beim Lübecker Brahms-Zyklus. Die bislang sehr positiven Erträge innerhalb der Reihe, nämlich den „ersten Teil“ und den „zweiten Teil“ hatte ich bereits besprochen. Bislang gab es überhaupt keinen Grund zur Klage, ganz im Gegenteil! Der Brahms-Sinfonienzyklus unter der Leitung von Roman Brogli-Sacher ist bislang qualitativ sehr solide ausgefallen. Und das bleibt er in den wesentlichen Punkten auch im dritten Teil, der hier zur Debatte steht. Allerdings zeigt diese SACD innerhalb der Reihe erstmals auch Schwächen.

B. Romberg - Cellosonaten Op. 5
Davit Melkonyan (Cello) & Mikael Balyan (Klavier)

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Bernhard Romberg - Cellosonaten Op. 5

Erfreulicher Versuch zur Wiederentdeckung von Rombergs virtuoser Cellomusik - leider verunglückt...

von Rainer Aschemeier  •  6. Juli 2013
Katalog-Nr.: 88883722872 / EAN: 888837228725

Mit ihrer quirligen, nie enden wollenden Virtuosität gibt es auf diesem Album kaum einen ruhigen Moment. Melodien, so scheint es, sind für Romberg vor allem Herausforderungen, um zu zeigen, wie kunstvoll man sie verzieren, ausschmücken, aufwendig modulieren oder einfach nur in atemberaubender Geschwindigkeit spielen kann. Diese Musik bräuchte Interpreten, die sich nicht als vordergründige Techniker erweisen, sondern diesen Stücken – die perse schon aus ihrer Anlage heraus zur Oberflächlichkeit neigen – Tiefe und Gehalt verleihen.

L. Godowsky - Klaviermusik Vol. 11
Konstantin Scherbakov (Klavier)

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Leopold Godowsky - Klaviermusik Vol. 11

von Rainer Aschemeier  •  3. Juli 2013
Katalog-Nr.: 8.225350 / EAN: 636943535028

Schon seit Jahren betreiben sowohl das Naxos-“Entdeckerlabel“ „Marco Polo“ als auch der Pianist Konstantin Scherbakov beharrliche Fleißarbeit und legen die Klaviermusik Leopold Godowskys in einer engagierten Gesamteinspielung vor. Nachdem die letzte CD in der Reihe anno 2010 das Licht der Welt erblickte, hatte man schon fast vermutet, dass es das nun gewesen wäre. Doch so kann man sich irren: Plötzlich steht der elfte Teil der Reihe in den Startlöchern, und natürlich sitzt auch hier wieder der grandiose Konstantin Scherbakov am Klavier.

R. Schumann - Lieder Edition Vol. 7
Thomas E. Bauer (Bariton) & Ute Hielscher (Klavier)

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Robert Schumann - Lieder Edition Vol. 7

Ein leider nur mediokrer neuer Beitrag zur engagierten Schumann Lieder Edition von Naxos

von Rainer Aschemeier  •  1. Juli 2013
Katalog-Nr.: 8.557080 / EAN: 747313208029

Es hat schon einige bemerkenswerte Höhepunkte in der bisherigen Naxos-Reihe mit Schumann-Liedern gegeben. Diese CD hier gehört jedoch nicht dazu. Obwohl der Bariton Thomas E. Bauer und seine Klavierpartnerin Ute Hielscher im Rahmen von etwa der Einspielung der „Dichterliebe“ gezeigt haben, dass sie das Zeug zu guten und sogar sehr guten Schumann-Interpreten haben, macht die nun vorgelegte Aufnahme des berühmten Eichendorff-Liederkreises keine gute Figur.

E. Ysaÿe - Sechs Sonaten Op. 27
Kristóf Baráti (Violine)

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Eugène Ysaÿe - Sechs Sonaten Op. 27

von Rainer Aschemeier  •  29. Juni 2013
Katalog-Nr.: 94678 / EAN: 5028421946788

Nun versucht Brilliant Classics‘ derzeitiger Vorzeige-Geigenvirtuose Kristóf Baráti sein Glück mit Ysaÿe. Auf der „Lady Harmsworth“-Stradivari aus dem Jahr 1703 und in sehr gelungener, schön räumlicher aber nicht zu halliger Soundumgebung erweist er sich vor allem als grandioser Techniker. Aber er hat auch künstlerisch etwas zu sagen. Baráti ist keiner von den oben genannten „Zirkusartisten“. Zum Glück entstammt er auch nicht der Esoterikerfraktion.

K. Goldmark - Sinfonien Nr. 1 "ländliche Hochzeit" & Nr. 2
Singapore Symphony Orchestra - Lan Shui

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Karl Goldmark - Sinfonien Nr. 1 "ländliche Hochzeit" und Nr. 2

Sehr gute Neuaufnahme von Goldmarks Sinfonien

von Rainer Aschemeier  •  27. Juni 2013
Katalog-Nr.: BIS-1842 / EAN: 7318599918426

Mit den zwei wunderbaren Sinfonien Karl Goldmarks hat das Ensemble nun zwei kleine Schätze der österreichisch-ungarischen Romantik gehoben. Vor allem Goldmarks Sinfonie „ländliche Hochzeit“ erfreut sich ja bis heute einer gewissen Beliebtheit. Es gibt eine ganze Reihe von Einspielungen dieses liebenswerten Stücks, das musikalisch etwa zwischen Brahms-Nachfolge und Dvořák-Zeitgenossenschaft zu verorten ist. Durchaus namhafte Dirigenten haben sich dieses schönen Orchesterwerks angenommen, von André Previn über Antal Dorati bis hin zu Leonard Bernstein.

J. Brahms - Sinfonie Nr. 2 op. 73 / O. Schoeck - Violinkonzert op. 21
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck - R. Brogli-Sacher; C. Johnson (Violine)

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Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 2 / Othmar Schoeck - Violinkonzert

Der zweite Teil des Lübecker Brahms-Zyklus

von Rainer Aschemeier  •  25. Juni 2013
Katalog-Nr.: M56947 / EAN: 4012476569475

Es wird absehbar, dass Roman Brogli-Sacher den gesamten Brahms-Zyklus als „großen Bogen“ gestaltet: Erst jetzt, nach Anhören seiner Fassung der zweiten Sinfonie wird für mich logisch, warum er in Brahms‘ Erster eher auf getragene Tempi gesetzt hatte. Die Antwort ist so subtil, wie einfach. Brogli-Sachers eher mäßige Tempi passen bei der Zweiten vorzüglich ins Bild. Doch wer hier Brahms‘ Tempovorschriften so auslegt, muss das eben auch in den anderen Sinfonien so machen.

"Delights & Dances"
Chicago Sinfonietta, Harlem Quartet - Mei-Ann Chen

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"Delights & Dances"

Konzerte für Streichquartett und Orchester

von Rainer Aschemeier  •  21. Juni 2013
Katalog-Nr.: CDR 90000 141 / EAN: 735131914123

„Delights & Dances“ – was mag sich dahinter verbergen. Dazu noch das merkwürdige Retro-Cover…
...könnte alles Mögliche sein.

So oder so ähnlich waren meine ersten Gedanken, als ich diese neue CD der Chicago Sinfonietta und des Harlem Quartet in Händen hielt. Ein erklärender (und in meinen Augen besserer) CD-Titel hätte lauten können: Konzerte für Streichquartett und Orchester. Denn genau darum geht es bei den hier versammelten vier Stücken.

Grimms Märchen
Duo Pianoworte

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Grimms Märchen erzählt in Wort und Musik

Neue Kinderklassik-CD vom Duo Pianoworte

von Rainer Aschemeier  •  20. Juni 2013
Katalog-Nr.: KAL 6323-2 / EAN: 4260164632325

Zusammen haben Thiele und Schulze 2002 schon den „ECHO“ in der Sparte „Klassik für Kinder“ erhalten, ebenso übrigens wie 2007 den „Leopold“, den hierzulande namhaftesten Preis für Veröffentlichungen im Bereich der Musik für Kinder.
Der Schritt des Duos Pianoworte, mit dieser CD auch die Märchen der Brüder Grimm für Kinder in Szene zu setzen, ist also ein logischer.

"Nordic Spring" - Grieg, Sibelius, Atterberg, Svendsen, Bræin
Norwegisches Kammerorchester - T. Tønnesen; L. A. Tomter (Bratsche)

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"Nordic Spring" - Grieg, Sibelius, Atterberg, Svendsen, Bræin

Musikalische Reise durch Skandinavien - von Dänemark bis Finnland

von Rainer Aschemeier  •  19. Juni 2013
Katalog-Nr.: PSC 1264 / EAN: 7033662012640

Im Norden beginnt der Frühling bekanntlich etwas später als hierzulande. Vielleicht erscheint deswegen erst jetzt mit „Nordic Spring“ dieser Tage ein weiterer wunderbarer Sampler, den man einfach weiterempfehlen muss. „Nordic Spring“ ist einer dieser seltenen Fälle, wo einfach alles stimmt: Die Musikauswahl mit „leichten“ und melodieschönen Stücken von Qualitätsgaranten wie etwa Edvard Grieg, Kurt Atterberg, Carl Nielsen, Johan Svendsen oder Jean Sibelius. Mit Edvard Bræins Serenade für Bratsche und Orchester hat sich zudem noch ein hierzulande praktisch unbekannter Spätromantiker eingeschmuggelt.

G. P. Telemann - 12 Fantasien TWV 40
Dorothee Oberlinger (Blockflöte)

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Georg Philipp Telemann - 12 Fantasien TWV 40

von Rainer Aschemeier  •  17. Juni 2013

Amüsant finde ich es dabei, dass auch bei dieser CD im Booklet-Text – ähnlich wie bei dem Album Firmian Lermers – ziemlich um den heißen Brei herumredet, warum denn nun eine Blockflöte geeignet dafür ist, diese Stücke zu spielen. Dass in dem Booklet (zumindest in der englischen Fassung desselben) die Fantasien TWV 40 unverhohlen als Fantasien „für Soloflöte“ dargestellt werden, ist schon ziemlich merkwürdig. Im Telemann-Werkverzeichnis sind diese Stücke gelistet „für Solo-Violine“.
Ich vermute: Niemand weiß es so ganz genau, welches Instrument Georg Philipp Telemann im Sinn gehabt haben mag, als er seine faszinierend schönen Fantasien niederschrieb.

C. Chávez - Klavierkonzert
Orquesta Sinfónica Nacional de México - C. M. Prieto; J. F. Osorio (Klavier)

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Carlos Chávez - Klavierkonzert

Nach 14 Jahren (!) endlich wieder eine Neueinspielung eines Hauptwerks von einem der wichtigen Komponisten des 20. Jahrhunderts

von Rainer Aschemeier  •  15. Juni 2013
Katalog-Nr.: CDR 90000 140 / EAN: 7351319140240

Wissen Sie, wie lange es her ist, das zum letzten Mal eine Neueinspielung eines Werks von Carlos Chávez auf dem deutschen Markt erschienen ist? Vier Jahre ist das nun her!
Und wissen Sie, wann das letzte Mal der Name Carlos Chávez ein Label dazu bewogen hat, diesem hervorragenden Komponisten (fast) eine ganze CD zu widmen? Halten Sie sich fest: 14 Jahre!

H. Górecki - Szeroka woda, Cembalokonzert Op. 40 / M. Górecki - "Concerto Notturno", Nocturne für Orchester
diverse Orchester, Dirigenten und Solisten

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Henryk Górecki - Szeroka woda, Cembalokonzert Op. 40 / Mikołaj Górecki - "Concerto Notturno", Nocturne für Orchester

von Rainer Aschemeier  •  13. Juni 2013

Das polnische Audiophilen-Label DUX ergriff die Flucht nach vorn und veröffentlichte im Mai eine spannende CD: Die Musik Henryk Góreckis wird hier der Musik seines Sohnes Mikołaj Górecki gegenübergestellt. Mikołaj Górecki (*1971) leidet wohl etwas darunter, dass er sich im Schlagschatten seines berühmten Vaters etablieren muss. Insofern ist dies hier eine mutige CD – für das Label DUX ebenso, wie für Mikołaj Górecki, der sich hier einem Vergleich mit dem Werk des Vaters bewusst aussetzt.

Britten 100

Was taugt die bislang günstigste CD-Box zum Britten-Jubiläum?

von Rainer Aschemeier  •  11. Juni 2013

Wir schreiben das Jahr 2013: Wagner und Verdi überall! In keinem Sommer wird es so viel und so laut Oper geben, wie in diesem. So viel steht fest. Dabei gibt es noch einige andere Jubiläen, deren Beachtung sich lohnen würde. Etwa der 100. Geburtstag von Benjamin Britten. Das auf historische Aufnahmen spezialisierte Label „documents“ hat nun die bislang günstigste Britten-Box vorgelegt. 10 CDs zum Preis von gerade einmal 10-15 Euro. Was taugt die Low-Budget-Edition?

A. Copland - Rodeo / Dance Panels / El Salón México / Danzón Cubano
Detroit Symphony Orchestra - L. Slatkin

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Aaron Copland - Rodeo / Dance Panels / El Salón México / Danzón Cubano

spitzenmäßig gespielter, aber schwerfälliger Copland aus Detroit

von Rainer Aschemeier  •  9. Juni 2013
Katalog-Nr.: 8.559758 / EAN: 636943975824

Nun gibt sich auf einer neuen Naxos-CD sogar ein Orchester aus der renommierten Liga der „Big Five“ der US-amerikanischen Symphonieorchester die Ehre, nämlich das Detroit Symphony Orchestra. Es agiert hier unter der Leitung Leonard Slatkins, der dem Orchester – neben seinem Chefdirigentenposten in Lyon – zurzeit als Generalmusikdirektor vorsteht.
Wir erinnern uns: Slatkin war eigentlich immer dann am besten, wenn der US-Orchester dirigieren konnte. Seine Zeit als Chefdirigent des St. Louis Symphony Orchestra etwa ist unvergesslich und mit hervorragenden Aufnahmen beim Telarc-Label eindrucksvoll dokumentiert.

A. Merikanto - Sinfonie Nr. 2 / "Ekho"
Turku Philharmonic Orchestra - P. Sakari

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Aarre Merikanto - Sinfonie Nr. 2 / "Ekho"

Liebens-würdige Musik in Weltersteinspielung

von Rainer Aschemeier  •  7. Juni 2013
Katalog-Nr.: ABCD 351 / EAN: 6417513103519

Fans der skandinavischen Musik und ruhig auch Fans der britischen Spätromantik sei diese Aufnahme mit sinfonischer Musik Aarre Merikantos wärmstens ans Herz gelegt. Das Turku Philharmonic Orchestra bringt unter Petri Sakaris Leitung eine gute Leistung. Sakari hatte vor einigen Jahren schon mit seinem Sibelius-Zyklus mit dem Sinfonieorchester aus Island auf Naxos gezeigt, was für ein großartiger Dirigent nordischer Sinfonik er ist. Bis heute ist dieser Sibelius-Zyklus für mich einer der weitaus besten.

Schumann/Brahms/Dietrich - "F.A.E."-Sonate / Brahms - Sonaten Op. 120 in der Fassung für Violine und Klavier
Terhi Dostal (Klavier) & Annemarie Åström (Violine)

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Schumann/Brahms/Dietrich - "F.A.E."-Sonate / Brahms - Sonaten Op. 120 in der Fassung für Violine und Klavier

von Rainer Aschemeier  •  6. Juni 2013

Ihre „Einzelteile“ sind wohlbekannt, doch nur sehr selten hört man sie einmal im Zusammenhang: Die „F.A.E.“-Sonate. Das Kürzel steht für das selbstgewählte Lebensmotto des Violinisten Joseph Joachim, dem Widmungsträger des Werks: „Frei, aber einsam“.
Glückllicherweise ist die Sonate selbst weniger pathetisch als ihr Motto. Die Namen der an dem Gemeinschaftswerk beteiligten Komponisten lauten auf Robert Schumann (zweiter Satz „Intermezzo“, vierter Satz „Finale“), Albert Dietrich (erster Satz „Allegro“) sowie Johannes Brahms („Scherzo“).
Vor allem Brahms‘ „Scherzo“ ist auch als Einzelsatz bekannt geworden, aber auch Schumanns „Intermezzo“ hört man manchmal im Konzert oder auf CD.

G. Gershwin - Rhapsody in Blue, Strike Up The Band, Catfish Row, Promenade
Buffalo Philharmonic Orchestra - J. Falletta; O. Weiss (Klavier)

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George Gershwin - Rhapsody in Blue, Strike Up The Band, Catfish Row, Promenade

von Rainer Aschemeier  •  5. Juni 2013

Wer Gershwin hört, denkt natürlich sofort an die „Rhapsody in Blue“. Dabei ist weithin wenig bekannt, dass das Stück von Gershwin einst für eine kleine Besetzung komponiert wurde, während das Stück, das heute allerorten von den Symphonieorchestern gegeben wird, eigentlich ein Arrangement von Ferde Grofé ist – also von jenem amerikanischen „Impressionisten“, der mit seinen Suiten, die jeweils amerikanischen Großregionen und/oder Naturmonumenten gewidmet sind, zu denjenigen gehörten, die wussten, wie man durch gekonnte Orchestrierung Eindruck schindet.

J. Brahms - Sinfonie Nr. 1 c-Moll / R. Strauss - Tod und Verklärung
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck - R. Brogli-Sacher

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Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 1 c-Moll / Richard Strauss - Tod und Verklärung

Überzeugender Beginn des Lübecker Brahms-Zyklus

von Rainer Aschemeier  •  3. Juni 2013
Katalog-Nr.: M56936 / EAN: 4012476569369

Zu dieser überraschenden Welle der Wiederbeschäftigung der Plattenlabels mit Brahms‘ sinfonischem Schaffen gesellt sich nun auch eine neue SACD des Kasseler Labels musicaphon. Dieses Label hat die bislang durchgängig hervorragende Reihe „Lübeck Philharmonic Live“ im Angebot, die Live-Aufnahmen des Philharmonischen Orchesters der Hansestadt Lübeck vorstellt. Die derzeit beste aktuelle Gesamtaufnahme der fantastischen Sinfonien des Schweizers Arthur Honegger wurde hier veröffentlicht, die ich persönlich als eine Großtat der jüngeren diskographischen Veröffentlichungshistorie betrachte.

W. A. Mozart - Flötenkonzerte Nr. 1 & 2 / Konzert für Flöte und Harfe
Academy of St. Martin-in-the-Fields - N. Marriner; J. Galway (Flöte), M. Nobles (Harfe)

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Wolfgang Amadeus Mozart - Flötenkonzerte Nr. 1 & 2 / Konzert für Flöte und Harfe

Scheußlich aussehende CD mit wunderbarer Einspielung

von Rainer Aschemeier  •  1. Juni 2013

Lässt man all diese Aufnahmen gegeneinander antreten, sind die Unterschiede nicht, wie häufig bei den Mozart-Einspielungen der Academy unter Marriner, etwa nur marginal, sondern durchaus auffällig. Die RCA-Aufnahme mit Galway, die hier nun wieder zum Günstigstpreis vorliegt, ist mit einigem Abstand die schwungvollste, vitalste, am besten gespielte. Dazu hat sie einen fantastisch transparenten Aufnahmeklang, der zwar den Solisten etwas zu weit in den Vordergrund stellt, aber ansonsten auch heute noch mehr als salonfähig genannt werden kann: Das hier ist eine voll umfänglich HiFi-taugliche Cd ohne wenn und aber.

H. v. Herzogenberg - 24 Lieder
H. Lindqvist (Sopran), Ph. Vogler (Klavier)

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Heinrich von Herzogenberg - 24 Lieder

Eine weitere tolle CD in der Herzogenberg-Reihe des Labels cpo

von Rainer Aschemeier  •  31. Mai 2013

Während die Kammermusik und auch einge symphonische und Chor-Werke Herzogenbergs heute auf CD beeindruckend gut einsgespielt vorliegen (dem Label cpo sei Dank), gab es bisher noch keine Veröffentlichung, die das reiche Liedschaffen des Österreichers ins Zentrum des Interesses gerückt hätte. Erneut hat cpo Abhilfe geschaffen und sich dafür zwei besonders engagierte Interpreten geangelt: Pianist Philipp Vogler und Sopranistin Hélène Lindqvist betreiben gemeinsam das Art Song Project, eine Internetplattform, auf der sie in regelmäßiger Reihenfolge weithin unbekannte Liedkomponisten und ihre Werke vorstellen. Man kann also sagen, dass die Interpreten, die auf dieser CD zu hören sind, ihre Aufgabe weniger als „Job“ begreifen, sondern als Berufung und Leidenschaft. Das hört man!

"La Lanterna Magica"
Rosario Conte (Gitarre) / Keiko Yamaguchi (Violine)

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Niccoló Paganini - Sonaten für Violine und Gitarre / Musik für Gitarre Solo

Paganini mal anders...

von Rainer Aschemeier  •  30. Mai 2013
Katalog-Nr.: CD-16297 / EAN: 4032324162979

Hört man den Namen Paganini, ist in der Regel klar, um was es geht: Um virtuose Werke für Violine. Und nun das: Das Label Carpe Diem – jenes Label also, das sich sonst Alter und ältester Musik verschrieben hat – präsentiert uns eine neue CD mit Paganinis Werken für Gitarre.
Gut, eine Geige ist hier auch im Spiel – aber nicht bei allen Stücken.
Auf dem CD-Cover erkennen wir auf den ersten Blick Rosario Conte, jenen Gitarristen und Lautenisten, der für Carpe Diem im letzten Jahr eine umstrittene Piccinini-CD vorgelegt hatte.

H. Brian - Sinfonien Nr. 22-24 / English Suite No. 1
New Russia State Symphony Orchestra - A. Walker

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Havergal Brian - Sinfonien Nr. 22-24 / English Suite No. 1

Neues aus der Feder des exzentrischen Briten

von Rainer Aschemeier  •  29. Mai 2013
Katalog-Nr.: 8.572833 / EAN: 747313283378

Ich gestehe offen und ehrlich: Für mich gibt es kaum etwas Rätselhafteres im Bereich der klassischen Musik, als die Symphonien von Havergal Brian: Nach Außen vermitteln sie häufig den Anschein von Kompositionen eines Dilettanten – dies vor allem, weil sie auf sehr kleinräumiger Ebene extrem „flatterhaft“ erscheinen (dazu später mehr). Bei näherer Betrachtung des Inneren fällt aber auf, dass diese Herangehensweise Methode hat und sehr durchdacht ausgeführt wurde. Ist Brian also doch kein Scharlatan?

O. Messiaen - Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité
Daniel Beilschmidt (Orgel)

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Olivier Messiaen - Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité

Einfach eine gute Idee!

von Rainer Aschemeier  •  27. Mai 2013
Katalog-Nr.: GEN 13276 / EAN: 4260036252767

Im Rahmen der vom Volkswagen-Konzern co-finanzierten „movimentos edition“ ist beim deutschen Label Genuin eine neue Einspielung von Messiaens „Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité“ erschienen, die aufhorchen lässt. Organist Daniel Beilschmidt – seines Zeichens Thomas-Organist in Leipzig und somit in langer Linie Nachfolger Johann Sebastian Bachs – hat sich nämlich dafür entschieden, die Musik Messiaens an eben der Orgel einzuspielen, an der Messiaen über 30 Jahre lang slebst Organist gewesen ist. Dies erweist sich in der vorliegenden Aufnahme als hervorragende Idee.

W. Braunfels - Große Messe op. 37
Staatsorchester Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart, Knabenchor collegium iuvenum - M. Honeck

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Walter Braunfels - Große Messe op. 37

Unverhofft, doch höchst willkommen!

von Rainer Aschemeier  •  25. Mai 2013

Erst vor wenigen Wochen hatte ich bei the-listener.de die großartige Wiederveröffentlichung des „Te Deum“ von Walter Braunfels auf dem Acanta-Label vorgestellt. Nun gibt es unverhofft aber höchst willkommen schon wieder hoch qualitativen „Nachschub“ für alle Braunfels-Fans – und erneut erscheint damit ein Hauptwerk aus Braunfels’ Œuvre mit geistlicher Musik. Und was für eine tolle Veröffentlichung das ist!

"Devil's Trill"
Imaginarium Ensemble

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"Devil's Trill"

virtuose Violinsonaten von Tartini, Veracini, Mossi und Bonporti

von Rainer Aschemeier  •  24. Mai 2013
Katalog-Nr.: passacaille 996 / EAN: 5425004849960

Tartinis populäre Sonate mit dem „Teufelstriller“ ist aber nur eine von insgesamt fünf ganz wunderbaren barocken Violinsonaten, die wir auf diesem Album zu hören bekommen. Das „Imaginarium“ Ensemble, ein Trio besetzt mit Violine, Cello und Cembalo, führt uns auf dieser Einspielung durch eine bemerkenswert farbige und beim breiten Publikum noch weitgehend unbekannte Welt der virtuosen italienischen Violinsonate des barocken und spätbarocken Zeitalters.

R. Vaughan Williams - Job (Klavierauszug) / I. Gurney - Klaviermusik
Iain Burnside (Klavier)

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Ralph Vaughan Williams - Job (Klavierauszug) / Ivor Gurney - Klaviermusik

Ohrenöffner!

von Rainer Aschemeier  •  21. Mai 2013
Katalog-Nr.: ALBCD015 / EAN: 5060158190157

Klaviermusik von Ralph Vaughan Williams – da fällt einem eigentlich nur dessen herrliches Klavierkonzert ein, egal ob in der Fassung für ein oder zwei Klaviere. Doch in anderen Bereichen sieht es trüb aus. Vaughan Williams war ganz umfassend gesehen kein begeisterter Kammermusikkomponist. Die Ralph Vaughan Williams Society und ihr Label Albion Records haben sich auf die Fahnen geschrieben, seltenes Vaughan Williams-Repertoire, das nach Möglichkeit noch nie zuvor eingespielt worden ist, im Rahmen einer eigenen CD-Reihe zu veröffentlichen. Bereits mit einer Klaviertranskription der sechsten Sinfonie des britischen Komponisten hatte das Label gezeigt, wie man kreativ mit Repertoirelücken im Œuvre eines Komponisten umgeht.

A. Vivaldi - "per l'Orchestra di Dresda"
Les Ambassadeurs - A. Kossenko

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Antonio Vivaldi - "per l'Orchestra di Dresda"

von Rainer Aschemeier  •  19. Mai 2013

Für Vivaldi-Fans dürfte das Klangbild, dass „Les Ambassadeurs“ hier aus den Konzerten RV 562, 568, 569, 571 und 574 herauskitzeln, durchaus auch ein Ohrenöffner sein – zumindest für diejenigen Vivaldi-Hörer, die von dem Komponisten vor allem die Stücke für das Orchester des „Ospedale della Pietà“ kennen. In seinen Dresdener Konzerten erweist sich der komponierende Priester nämlich als erstaunlich wandelbar, und es erscheint in diesem Licht betrachtet nur als logisch, dass sich auch ein Musiker wie Johann Sebastian Bach offenbar eingehend mit dem Werk des Venezianers auseinandergesetzt hat.

Tschechische Streichquartette - Smetana, Dvořák, Janáček, Martinů
Stamitz Quartet

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Tschechische Streichquartette

Kompakter, gut interpretierter Überblick über die tschechische Streichquartettliteratur

von Rainer Aschemeier  •  17. Mai 2013
Katalog-Nr.: 9410 / EAN: 5029365941020

Was Brilliant Classics damals (und heute wieder) auf den Weg gebracht hat, ist nicht weniger als eine der qualitätvollsten und vollständigsten Editionen tschechischer Streichquartetttradition. Und die ist bekanntlich reich an herausragenden Werken, die für echte Streichquartett-Aficionados – und nicht nur die – essenzielle musikgeschichtliche Eckpfeiler bereithält.

R. Strauss - Don Quixote / Till Eulenspiegels lustige Streiche
Gürzenich-Orchester Köln - M. Stenz, A. Gerhardt (Cello)

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Richard Strauss - Don Quixote / Till Eulenspiegels lustige Streiche

Strauss in Köln - sehr beeindruckend!

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2013
Katalog-Nr.: CDA67960 / EAN: 034571179605

Mit „Don Quixote“ und „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ bilden hier zwei der tragikomischen sinfonischen Dichtungen von Strauss das Programm. Die Besonderheit: Sie werden erstmals seit vielen Jahren wieder vom Gürzenich-Orchester Köln eingespielt – jenem Orchester also, das einst die Uraufführungen beider Werke bestritten hatte. Wie unprätentiös und vollmundig, dabei gleichzeitig angenehm entschlackt und trotzdem voller Saft und Kraft man in Köln heute Strauss musiziert, zeigt diese CD auf sehr beeindruckende Art und Weise.

I. Venables - Sämtliche Werke für Klavier Solo
Graham J. Lloyd

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Ian Venables - Sämtliche Werke für Klavier Solo

Die eine und die andere Seite von musikalischem "Verwaltungsdenken"

von Rainer Aschemeier  •  14. Mai 2013
Katalog-Nr.: 8.573156 / EAN: 747313315673

Während der Brite Ian Venables in seinem Heimatland zu den meist aufgeführten zeitgenössischen Komponisten gehört, ist er im Rest der Welt kaum bekannt. Das liegt vor allem daran, dass Venables ein Komponist ist, der sich schwerpunktmäßig dem Liedschaffen gewidmet hat. Während das in Großbritannien nach wie vor in voller Blüte zu stehen scheint, ist hierzulande kaum noch davon zu berichten, dass etwa mehr stattfinden würde, als eine weitgehende „Verwaltung“ des überkommenen Erbes. Schumann, Schubert, ja, das mögen wir Deutschen. Und im Wagner-Jahr dürfen es ja auch gern einmal die Wesendonck-Lieder sein. Nur nicht übertreiben!

F. Lopes-Graça - Klavierkonzerte Nr. 1 + 2
Orquestra Sinfónica do Porto - M. Bamert, E. Nebolsin (Klavier)

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Fernando Lopes-Graça - Klavierkonzerte Nr. 1 + 2

Bemerkenswert facettenreiche Musik

von Rainer Aschemeier  •  12. Mai 2013
Katalog-Nr.: 8.572817 / EAN: 747313281770

Wie drastisch man mit Schubladendenken in die Falle tappen kann, zeigt kaum eine Neuveröffentlichung besser, als diese neue Naxos-CD mit Musik des Portugiesen Fernando Lopes-Graça. Sie stellt – mit bemerkenswert namhafter Besetzung am Klavier und am Dirigentenpult! – die beiden Klavierkonzerte Lopes-Graças vor, der von 1906 bis 1994 gelebt hat und eine der einflussreichen Persönlichkeiten des portugiesischen Musiklebens gewesen ist.
Das Klavierkonzert Nr. 1 entstand 1940, das zweite zehn Jahre später (wurde 1971 allerdings noch einmal umgearbeitet).

E. Elgar - Sinfonie Nr. 2, Sospiri, Elegy for Strings
Royal Stockholm Philharmonic Orchestra - S. Oramo

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Edward Elgar - Sinfonie Nr. 2, Sospiri, Elegy for Strings

Reizvolle Alternative: Elgar aus Stockholm

von Rainer Aschemeier  •  8. Mai 2013
Katalog-Nr.: BIS-1879 / EAN: 7318599918792

Edward Elgar hat insgesamt zwei vollendete Sinfonien geschrieben, von denen vor allem die erste beim Publikum beliebt ist. Sie gilt mit ihrem sonoren, irgendwie typisch britischen Gepräge als der Prototyp der britisch-romantischen Sinfonietradition. Elgars Zweite führt hingegen vergleichsweise ein Schattendasein im Repertoire. Das mag daran liegen, dass sie nach außen zwar ebenso großartig und pompös daherkommt, wie ihr Schwesterwerk, die Erste, aber „hinter den Kulissen“ jede Menge Probleme transportiert.

Live in Concert on Érard
Sergio Fiorentino (Klavier)

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Sergio Fiorentino - Live in Concert on Érard

Il solo altro pianista!

von Rainer Aschemeier  •  6. Mai 2013

Die Lebensgeschichte des Sergio Fiorentino ist im Prinzip schnell erzählt: Vielversprechender junger italienischer Pianist beginnt eine Solistenlaufbahn und gewinnt einen Wettbewerb nach dem anderen. Weil der Erfolg jedoch moderat bleibt, er nach einem Flugzeugunfall mit Rückenschäden nur noch unter Schmerzen Klavier spielen kann und er dem unsteten Reiseleben eines international agierenden Tastenlöwen zudem auch nichts abgewinnen kann, zieht sich der Künstler mehr oder weniger komplett aus dem Rampenlicht zurück, um sich ab dem Zeitpunkt primär einer Laufbahn als Lehrer und Ausbilder zu widmen. Erst nach dem eigentlichen „Rentenalter“ kehrt der Pianist auf das Podium zurück – und zwar einzig und allein aufgrund der privaten Initiative eines Fans!

M. Lindberg - EXPO, Klavierkonzert Nr. 2, Al largo
New York Philharmonic Orchestra - A. Gilbert

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Magnus Lindberg - EXPO, Klavierkonzert Nr. 2, Al largo

CD gewordenes Orchesterspektakel der Sorte "Over the Top"

von Rainer Aschemeier  •  6. Mai 2013
Katalog-Nr.: 8.226076 / EAN: 636943607626

Wow, was pustet denn hier durch die Boxen? Die neue CD des dänischen Labels da capo zeigt, wie viel Erfolg dänische Komponisten in den USA haben können am Paradebeispiel Magnus Lindberg, der zum „composer in residence“ des New York Philharmonic Orchestra aufgestiegen ist.
Kein Wunder, dass die Amerikaner Lindberg in ihr Herz geschlossen haben. Nicht nur heißt er so ähnlich wie einer ihrer größten Helden, die Fliegerlegende Charles Lindbergh, sondern auch seine Musik klingt mehr amerikanisch als skandinavisch.

D. Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 7 "Leningrader"
Royal Liverpool Philharmonic Orchestra - V. Petrenko

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Dmitri Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 7 "Leningrader"

Petrenko tappt nicht in die "Psychologiefalle"

von Rainer Aschemeier  •  4. Mai 2013
Katalog-Nr.: 8.573057 / EAN: 747313305773

Orchester in aller Welt reißen sich um das junge Talent, doch Petrenko hat ihnen erst kürzlich allen eine Absage erteilt und hat seinen Vertrag in Liverpool erst einmal verlängert. Offenbar ist ihm tatsächlich an einer längerfristigen künstlerischen Zusammenarbeit gelegen.
Eins jedenfalls ist klar: Unter Petrenkos Leitung ist das Orchester aus Liverpool so aufgeblüht, wie man es zuletzt beim City of Birmingham Symphony Orchestra gesehen hatte, als dort Simon Rattle den Tatktstock übernommen hatte. Und das war immerhin schon 1980!

J. Brahms - Ein deutsches Requiem
Kammerorchester Basel, Schleswig Holstein Festival Chor Lübeck, C. Karg (Sopran), T. E. Bauer (Bariton) - R. Beck

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Johannes Brahms - Ein deutsches Requiem

Eine der besten Aufnahmen dieses Stücks in den letzten Jahren

von Rainer Aschemeier  •  3. Mai 2013
Katalog-Nr.: CD PH13023 / EAN: 81488130232

Wie soll man das als Rezensenten seinen Lesern klar machen, dass diese CD mit zum Besten gehört, was ich in diesem Jahr bislang gehört habe? Das CD-Cover strahlt in den Farben einer Lidl-Tütensuppe und zeigt ein Motiv, das man eher mit der Werbung für eine U-Bahn-Betreibergesellschaft verbinden würde, als mit dem Werk von Johannes Brahms. Trotzdem: Glauben Sie mir, diese CD lohnt es, gehört zu werden. Wohl wahr: So unansehnlich wie sie ist, wird man sie kaum verschenken können. Daran hat das Label sicher gedacht, als es dieses Coverartwork entwarf und wird mit den dadurch entgangenen Umsatzverlusten sicher leben können.

W. Rihm - 11. Streichquartett, interscriptum, grave
Minguet Quartett / Markus Bellheim (Klavier)

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Wolfgang Rihm - 11. Streichquartett, interscriptum, grave

Drei Gesichter des unberechenbaren Wolfgang Rihm

von Rainer Aschemeier  •  28. April 2013
Katalog-Nr.: WER 6756 2 / EAN: 4010228675627

Vorliegende neue wergo-CD zeigt anhand von drei ausgewählten Stücken für Streichquartett die ganze Vielschichtigkeit von Rihms Werk für Streichquartett. Mit dem 11. Streichquartett, dessen Entstehungsgeschichte sich von 1998 bis 2010 erstreckt (weswegen es erst nach Rihms 12. Streichquartett fertiggestellt wurde), steht ein Hauptwerk aus Rihms umfangreichem Streichquartettœuvre im Zentrum dieser CD. Es ist dies so ein typisches Rihm-Werk, das sich gleichzeitig mit der musikalischen Vergangenheit zu verbrüdern und mit ihr zu brechen scheint. Rihm gibt sich nur scheinbar formbewusst.

J. Haydn - Sechs Sonaten für Violine und Viola
Federico Guglielmo (Violine) / Massimo Piva (Bratsche)

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Joseph Haydn - Sechs Sonaten für Violine und Viola

Ein Blick zurück

von Rainer Aschemeier  •  24. April 2013
Katalog-Nr.: 94476 / EAN: 5028421944760

Jeder hat ja insgeheim seine Liste mit „CDs für die einsame Insel“. Zu meiner Liste gehören seit Jahren die hervorragenden Vivaldi-Eispielungen des Oiginalklang-Ensembles L’Arte dell’Arco mit Solist Federico Guglielmo auf dem cpo-Label.
Zusammen mit dem Bratschisten Massimo Piva (der bislang vor allem beim Münchner Jazz- und Neue Musik-Label ECM aufgenommen hat) veröffentlichte Federico Guglielmo im April eine CD mit den sechs Sonaten für Violine und Viola von Joseph Haydn.

American Anthem
Ying Quartet & A. Neiman (Klavier), R. Scarlata (Bariton)

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"American Anthem"

Musik von Barber, Hanson und Thompson

von Rainer Aschemeier  •  20. April 2013
Katalog-Nr.: DSL-92166 / EAN: 053479216625

Unvoreingenommen betrachtet, und einmal jegliches „Konzept“ außen vor lassend, haben wir hier schlicht und erfreifend eine hervorragende CD (übrigens mit „gratis“ beigelegter Bluray-Audio für die Sourround und HD-Audio-Fans) mit amerikanischer Musik für Streichquartett.
Mit Samuel Barbers Streichquartett Op. 11 ist dabei das sicherlich prominenteste Beispiel eines US-amerikanischen Streichquartetts hier vertreten. Sein zweiter Satz „Adagio“ wurde später von Samuel Barber zum berühmten „Adagio for Strings“ umgearbeitet und in dieser Fassung zum klassischen „Welthit“.

L. Janáček - Im Nebel, Sonate 1.X.1905, Auf verwachs'nem Pfad
Helena Basilova (Klavier)

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Leoš Janáček - Klavierwerke

Die "Radikalkur" in Sachen Janáček

von Rainer Aschemeier  •  18. April 2013
Katalog-Nr.: Q12003 / EAN: 9789078740292>

Dieses Album macht einen beim ersten Hören etwas ratlos, denn es ist so radikal anders, als das bislang Gewohnte. Bei mehrmaligem Durchhören kann man auf objektiver Ebene Frau Basilova jedenfalls nicht absprechen, dass sie eine stupende Technik, einen hyperbrillanten Anschlag und zudem eine Menge Mut hat.

R. De Visée - Suiten für Laute
Toyohiko Satoh (Barocklaute)

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Robert De Visée - Suiten für Laute

Faszinierende CD mit einem spektakulären Instrument aus dem Jahr 1610 (!)

von Rainer Aschemeier  •  16. April 2013
Katalog-Nr.: CD-16296 / EAN: 4032324162962

„Die Laute wird weiterleben, und die Musik wird weiterleben. Ich nicht. Ich werde zuerst gehen.“ So lautet das nur scheinbar resignative Fazit, das der weltberühmte Lautenist Toyohiko Satoh in einem Interview zu seiner neuen CD abgegeben hat. Er sagt es mit einem Lächeln, mit einem Lachen gar.
Doch welche Laute, welche Musik meint er da?

Haas - Furrer - Hidalgo - Oehring - Hechtle
Aleph Gitarrenquartett

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Haas - Furrer - Hidalgo - Oehring - Hechtle

Ein bunter Strauß

von Rainer Aschemeier  •  14. April 2013
Katalog-Nr.: NEOS 11208 / EAN: 4260063112089>

Besonders Gitarrenensembles können ein Lied singen von den Schwierigkeiten, die das Instrument mit sich bringt. Umso beeindruckender ist die Leistung, die das süddeutsche Aleph Gitarrenquartett auf seiner CD auf dem Label NEOS vollbringt. Mit höchster Präzision und technischer Meisterschaft gehen die vier Herren hier daran, eine ziemlich bunt gemischte Palette Neuer Musik zu offerieren.

C. Saint-Saëns - Kamermusik für Violine und Klavier Vol. 1
Fanny Clamagirand (Violine) & Vanya Cohen (Klavier)

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Camille Saint-Saëns - Kamermusik für Violine und Klavier Vol. 1

von Rainer Aschemeier  •  12. April 2013
Katalog-Nr.: 8.572750 / EAN: 747313275076

Dieser Eindruck setzt sich nun auf der ersten CD fort, die sich Saint Saëns‘ Kammermusik für Violine und Klavier widmet. Mit ihrem hohen, mittenzentrierten Ton, den sie ihrer Goffriller-Violine entlockt, erscheint Fanny Clamagirand quasi prädisponiert für romantisches und spätromantisches Repertoire. Die inzwischen von Anne Sophie Mutter und Vladimir Spivakov protegierte Geigerin erwischt zudem den typisch französischen Tonfall des 19. Jahrhunderts: spielerisch, provokativ und leicht distanziert/unterkühlt.

M. Glinka - Divertimento, Mozart-Variationen für Harfe, Nocturne, Viola-Sonate, Donizetti-Serenade
Solisten des Bolschoi-Orchesters - A. Lazarev

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Michail Glinka - Kammermusik

Schmachtende Musik aus Russland

von Rainer Aschemeier  •  10. April 2013
Katalog-Nr.: 94641 / EAN: 5028421946412

Das niederländische Brilliant Classics-Label begeistert bekanntermaßen nicht nur durch qualitätvolle Originalaufnahmen, sondern immer wieder auch durch originelle Wiederveröffentlichungen. Manchmal muss man sich wundern, wie tief in die Klamottenkiste die Brilliant Classics-Programmverantwortlichen eintauchen, um interessante Aufnahmen wieder ans Tageslicht zu zerren oder (wie in diesem Fall) erstmals in unserem Teil der Welt verfügbar zu machen.

Die besondere CD: Joshua Bell dirigiert Beethoven

Bells erste CD seit Antritt seines Postens als neuer künstlerischer Leiter der Academy of St. Martin-in-the-Fields

von Rainer Aschemeier  •  8. April 2013


Seit der Spielzeit 2011/12 ist Joshua Bell der neue künstlerische Leiter der Academy of St. Martin-in-the-Fields. Nun erscheint seine erste CD, auf der der weltbekannte Violinvirtuose rein als Dirigent zu hören ist. Ganz in der Tradition des legendären Sir Neville Marriner entwickelt sich Bell vom Violinisten zum Worldclass-Dirigenten. Sein Beethoven jedenfalls ist gleich aus dem Stand eine Besonderheit geworden.

J. Cage - Electronic Music For Piano
Ciro Langobardi (Klavier) & Agostino Di Scipio (Elektronik)

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John Cage - Electronic Music For Piano

Der bisherige HiFi-Tipp des Jahres, doch mit nur vordergründig beeindruckender Interpretation

von Rainer Aschemeier  •  2. April 2013
Katalog-Nr.: STR33927 / EAN: 8011570339270

Weitaus weniger bekannt ist, dass sich John Cage auch eine elektronisch modifizierte Fassung dieses Klaviermusikzyklus ausgedacht hat. In der Tat besteht die „Komposition“ – sofern man das so nennen kann – lediglich aus einer ziemlich kryptischen und in krakeliger Handschrift auf einen Briefbogen eines schwedischen Hotels gekritzelten Spielanweisung (s. CD-Cover).
Die italienischen Künstler Ciro Longobardi (als Pianist ein Schüler u. a. von Alexander Longquich und Bernhard Wambach, als Kammermusiker Schüler von u. a. Maurice Bourgue) sowie Agostino Di Scipio (ein Künstler aus dem Bereich der elektronischen Neuen Musik) haben nun das Unmögliche versucht: Sie wollten die „Electronic Music For Piano“ tatsächlich in die Realität umsetzen und aufführbar machen.

V. Martynov - Lamentations of Jeremiah
Sirin Choir - Andrey Kotov

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Vladimir Martynov - Lamentations of Jeremiah

Knorrig, slawisch, merkwürdig: Vladimir Martynov

von Rainer Aschemeier  •  31. März 2013
Katalog-Nr.: 9403 / EAN: 5029365940320

Der russische Komponist Vladimir Martynov begann als Avantgardist im Umfeld von Alfred Schnittke und Sofia Gubaidulina. Seine frühen Kompositionen widmen sich dem typische serialistischen Modell der 1960er/70er-Jahre.
In den späten 1970er-/frühen 1980er-Jahren wandte sich Martynov dann – ähnlich wie der Este Arvo Pärt, der bereits einige Jahre vor Martynov diesen Weg gegangen war – Studien von uralter slawischer Kirchenmusik sowie der Folklore seiner russischen Heimat zu.

K. Atterberg - Sinfonien Nr. 4 "Sinfonia Piccola" & Nr. 6 "Dollar Symphony"
Göteborger Symphoniker - N. Järvi

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Kurt Atterberg - Sinfonien Nr. 4 "Sinfonia Piccola" & Nr. 6 "Dollar Symphony" / "Suite Nr. 3" / "En värmlandsrapsodi"

Erste Folge des neuen Atterberg-Zyklus von chandos offenbart erstaunliche Schwächen

von Rainer Aschemeier  •  28. März 2013
Katalog-Nr.: CHSA 5116 / EAN: 095115511626

Seine Sinfonien sind trotzdem äußerst reizvoll, denn legt man das Augenmerk einmal primär auf den melodischen Einfallsreichtum und die Behandlung des Orchesters (Instrumentation, Orchestration) sowie den Umgang mit der sinfonischen Form, gibt es in der Tat nur vielleicht zwei Handvoll Sinfoniker, die im 20. Jahrhundert ähnlich Überzeugendes vorzuweisen hatten, wie Atterberg. Und in diesem Zusammenhang darf er gern auch in einem Atemzug mit den ganz Großen seiner Zeit genannt werden: Sibelius, Nielsen, Vaughan Williams, Schostakowitsch, um nur ein paar zu nennen.

F. Liszt - Symphonische Dichtungen (GA)
Orchester Wiener Akademie - Martin Haselböck

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Franz Liszt - Symphonische Dichtungen (Gesamtaufnahme) (5 CDs)

Epochemachende Edition - endlich komplett erhältlich

von Rainer Aschemeier  •  26. März 2013
Katalog-Nr.: 60250 / EAN: 885150602508

Muss diese Rezension noch geschrieben werden? Liszt-Kenner wissen längst: Diese Aufnahmen hier haben trotz ihrer noch jungen Vergangenheit bereits jetzt schon Geschichte geschrieben. Als Dirigent Martin Haselböck mit seinem Orchester Wiener Akademie im Oktober 2010 die Aufnahmesitzungen zu einem Zyklus von Liszts symphonischen Dichtungen begann, war klar: Hier entsteht etwas Epochemachendes. Nun ist dieses „epochemachend“ oft missverstanden worden. Einfach deswegen, weil jeder mit diesem Begriff gleichsetzt, dass etwas, das epochemachend ist, auch gar nicht mehr besser gemacht werden kann. „Gut“ ist aber nicht gleich „epochemachend“.

Janáček, Prokoffjew, Poulenc - Violinsonaten
Louise Chisson (Violine) / Tamara Atschba (Klavier)

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Janáček, Prokoffjew, Poulenc - Violinsonaten

Von verzweifelt bis sexy - eine grandiose Tour de Force durch drei der besten Violinsonaten des 20. Jahrhunderts

von Rainer Aschemeier  •  24. März 2013
Katalog-Nr.: Gramola 98965 / EAN: 9003643989658

Die qualitativ phänomenale Leistung setzt sich auch in Prokoffjews erster Violinsonate fort, in der Chisson und Atschba sowohl die beißende Ironie als auch die lyrische Kraft der Partitur freizulegen vermögen.
Ihren Poulenc spielen die beiden so hinreißend modern und stilsicher, dass es eine Pracht ist. Der französische Komponist ist in ihren Händen kein Pariser Boulevardkünstler, zu dem er oft herabgewürdigt wird. Chisson und Atschba sehen in Poulenc einen großen Meister des 20. Jahrhunderts und verleihen seiner Sonate dieselbe Expressivität wie zuvor der Janáček- und der Prokoffjew-Sonate, während sie aber die lyrischen, ja „sexy“ Stellen dieses geradezu rätselhaft zwischen Intellekt und Leidenschaft schwankenden Stücks nicht ausblenden.

R. Schumann - Cellokonzert Op. 129 / A. Dvořák - Cellokonzert Op. 104
Philharmonia Orchestra - V. Ashkenazy; J. Walton (Cello)

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Robert Schumann - Cellokonzert Op. 129 / Antonin Dvořák - Cellokonzert Op. 104 & "Leise Wälder" Op. Op. 68, Nr. 5

Medienhighlight mit Ambivalenz-Problem

von Rainer Aschemeier  •  22. März 2013
Katalog-Nr.: SIGCD322 / EAN: 635212032220

Nun, im Fall dieser neuen Vorzeigeveröffentlichung aus dem Hause Signum ist das eine ambivalente Angelegenheit.
Die CD wird zunächst mit einer hervorragenden Darbietung des heute wieder deutlich zu selten gehörten Schumann-Konzerts eröffnet. Hier stimmt einfach alles: Vladimir Ashkenazy setzt auf die bekannten Tugenden der Londoner Philharmonia: Streicher satt!
Geradezu „wohlig“ wirkt dieser samtige Orchesterklang, der nicht zuletzt auch durch Schumanns zurückgenommene Orchestrierung entsteht und somit dem Stück immanent ist. Ashkenazy erkennt das und erliegt glücklicherweise nicht der Versuchung, aus diesem von der Anlage her ja so reflektiven Konzert eine hochdramatische Veranstaltung machen zu wollen.

C. Saint-Saëns - Kammermusik mit Bläsern
Les Solistes de l'Orchestre de Paris et de l'Opéra de Paris

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Camille Saint-Saëns - Kammermusik mit Bläsern

lohnende Wiederveröffentlichung älterer Calliope- und Pathé-Einspielungen

von Rainer Aschemeier  •  20. März 2013
Katalog-Nr.: INDE019 / EAN: 3760039839121

Kennern entfährt ein spitzer Schrei des Jubels, denn die hier zu hörenden Aufnahmen gelten unter Saint-Saëns-Anhängern seit Jahrzehnten als die bei Weitem beste Gesamteinspielung von dessen Kammermusik für Bläser, die es gibt. Dabei bildet die hier vorliegende CD nur die eine „Hälfte“, während eine andere CD noch weitere Kammermusikwerke mit Bläserbeteiligung wiedergibt. Beide CDs sind bei Indésens sowohl als Doppel-CD als auch in Einzelausgaben erhältlich. Hier haben wir es mit einer der beiden Einzelausgaben zu tun.

H. Villa-Lobos - Sinfonien Nr. 3 "Krieg" & 4 "Sieg"
São Paulo Symphony Orchestra - I. Karabtchevsky

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Heitor Villa-Lobos - Sinfonien Nr. 3 "Krieg" & 4 "Sieg"

Erneut hochwertige Einspielung im Villa-Lobos-Zyklus von Naxos

von Rainer Aschemeier  •  18. März 2013
Katalog-Nr.: 8.573151 / EAN: 747313315178

Im Gegensatz zur etwas „wuseligen“ Darbietung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR bei cpo unter Carl St. Clair, die 2002 erschien, lichtet Karabtchevsky eindrucksvoll den Nebel rund um Villa-Lobos‘ dicht gesetzte Kriegssinfonie Nr. 3 sowie auch um die beinahe noch etwas mit Streicherteppichen zugepflasterte Sinfonie Nr. 4. Bekanntlich bilden die Sinfonien 3, 4 und 5 in Villa-Lobos‘ Schaffen eine Trilogie mit den Untertiteln „Krieg“, „Sieg“ und „Frieden“. Sie bieten einen durchaus propagandistisch gefärbten, gigantomanischen Sinfonietryptichon.

H. Dutilleux - "Correspon-dances", "Tout un monde lointain...", "The Shadows of Time"
Orchestre Philharmonique de Radio France - E.-P. Salonen; B. Hannigan (Sopran), Anssi Kartunen (Cello)

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Henri Dutilleux - "Correspondances", "Tout un monde lointain...", "The Shadows of Time"

Fantastische neue Deutsche Grammophon-CD

von Rainer Aschemeier  •  16. März 2013
Katalog-Nr.: B0017944-02 / EAN: 028947911807

Bei Deutsche Grammophon ist eine schlicht sensationell gute CD erschienen. Auf ihr erklingen die Stücke „Correspondances“ für Orchester und Sopran, das Cellokonzert „Tout un monde lointain…“ sowie das meiner Meinung nach beste Stück auf dieser neuen CD, das „Mini-Oratorium“ „The Shadows of Time“ – allesamt aus der Feder des genialen Komponisten Henri Dutilleux, der auch Salonens Kompositionslehrer war.

M. Marais - Folies
P. Pierlot, R. Zipperling, E. Egüez & F. Guerrier

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Marin Marais - Pièces de Viole du 2e Livre, 1701

Ein Highlight in der bisherigen Marais-Diskographiegeschichte

von Rainer Aschemeier  •  14. März 2013
Katalog-Nr.: Flora2511 / EAN: 5425008378701

Das, was wir uns heute mit ein paar Euro kaufen können und in bester Klangqualität genießen können – Marais Musik also – war noch vor einigen Hundert Jahren ausschließlich königlichen Ohren vorbehalten. Das muss man sich immer wieder klar machen. Wir leben in privilegierten Zeiten.

J. Brahms / F. Schubert - Sonaten in Transkriptionen für Viola und Klavier
Robin Ireland (Viola) & Tim Horton (Klavier)

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Johannes Brahms / Franz Schubert - Sonaten in Transkriptionen für Viola und Klavier

Namhafte Solisten stellen äußerst interessante Transkriptionen weltbekannter Sonaten vor

von Rainer Aschemeier  •  12. März 2013
Katalog-Nr.: NI6210 / EAN 0710357621024

Zur Interpretation kann man überwiegend Gutes vermelden, was auch nicht überrascht. Schließlich ist Robin Ireland mehr als 20 Jahre lang Bratschist des weltweit gefeierten Lindsay String Quartet (auch bekannt unter ihrem griffigen Kürzel „The Lindsays“) gewesen. Eine solche Abstammung verpflichtet.
Pianist Tim Horton ist normalerweise Duettpartner des Cellisten Adrian Brendel, Sohn der Klavierlegende Alfred Brendel.

R. Schumann - Fugen, Märsche, Klavierstücke in Fughettenform, Albumblatt "Ahnung", Raritäten
Juan Carlos Rodríguez (Klavier)

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Robert Schumann - Klaviermusik-Raritäten

Raritäten und Kabinettstückchen in qualitätvollem Klangbild

von Rainer Aschemeier  •  10. März 2013
Katalog-Nr.: 8.573094 / EAN: 747313309474

Ich sehe schon: Vor allem bei der Nennung der zweiten Programmhälfte schnellen auch die Augenbrauen von jenen hoch, die glaubten, sie würden schon alles von Schumann kennen.
Naxos hat mit dieser Aufnahme einen guten Griff getan – und dies nicht nur, weil sich unter Schumann-Liebhabern und -Sammlern sicherlich ein Markt für diese CD finden lassen wird. Vielmehr ist auch die Wahl des Interpreten eine recht gute gewesen.

R. Schtschedrin - "Anna Karenina"
Orchester des Bolschoitheaters - Y. Simonov

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Rodion Schtschedrin - "Anna Karenina"

Eine der faszinierendsten Wiederentdeckungen der letzten Jahre!

von Rainer Aschemeier  •  8. März 2013
Katalog-Nr.: MEL CD 10 02054 / EAN: 4600317120543

In der Tat halte ich Rodion Schtschedrin für einen der wichtigsten, inspiriertesten und auch handwerklich besten lebenden Komponisten. Die allermeisten „allgemeinen“ Klassikhörer hierzulande kennen ihn gar nicht, und die „Fachleute“ sind ihm gegenüber oft voreingenommen. Warum? Weil Schtschedrin seit Anbeginn seiner Karriere tonal – zwar stark erweitert tonal, aber eben tonal – komponiert und sich mit den avantgardistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts nie großartig aufgehalten hat.
Ist so jemand nicht reaktionär?

M. Bruch - Schottische Fantasie, Violinkonzert Nr. 1, Violinromanze op. 85
Bamberger Symphoniker - I. Marin; G. Braunstein (Violine)

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Max Bruch - Schottische Fantasie, Violinkonzert Nr. 1, Violinromanze op. 85

Nicht Referenzklasse, aber sehr gut

von Rainer Aschemeier  •  6. März 2013
Katalog-Nr.: 7188 / EAN: 812973011880

Bruch komponierte das Werk, als er sich mit Geldsorgen herumschlug und verkaufte daher die Rechte an dem Werk für einen Hungerlohn. Sein Leben lang musste er nun mit ansehen, wie sich die Popularität seines bekanntesten Werks in aller Welt wie ein Lauffeuer ausbreitete – und er sah dabei keinen einzigen Groschen Tantiemen. Bruch versuchte diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, indem er weitere Violinkonzerte, eine Violinserenade, mehrere Violinromanzen und eine „Fantasie“ für Violine und Orchester (die sogenannte Schottische Fantasie) komponierte – doch vergeblich!

J. S. Bach - Sonate BWV 1001 / Partita BWV 1004 in Bearbeitungen für Laute
Miguel Rincón

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Johann Sebastian Bach - Sonate BWV 1001 / Partita BWV 1004 in Bearbeitungen für Laute

Gewagtes Debüt

von Rainer Aschemeier  •  5. März 2013

Es sind Bearbeitungen der sagenhaft kunstfertig komponierten und im Übrigen äußerst virtuosen Werke BWV 1001 (Sonate für Violine Solo) und BWV 1004 (Partita für Violine Solo). Diese weithin als die Königsklasse der Solomusik bekannten Stücke erklingen hier in Transkriptionen für Barocklaute. Der hier zu hörende Interpret Miguel Rincón hat sie eigens für diese Aufnahme selbst angefertigt.
Der spanische Lautenist – nach dem Genuss dieser CD kann man sagen: einer der aufregendsten und technisch versiertesten der jüngeren Zeit – legt mit dieser neuen „Carpe Diem“-CD sein Debütalbum vor.

F. A. Hoffmeister - Flötenkonzerte Nr. 16, 17 und 22
Prager Kammerorchester; Bruno Meier (Flöte)

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Franz Anton Hoffmeister - Flötenkonzerte Nr. 16, 17 und 22

von Rainer Aschemeier  •  3. März 2013

Das Prager Kammerorchester ist eines der bekanntesten und renommiertesten Orchester seiner Art in Europa – und es ist zudem noch eines der „abenteuerlustigsten“. Das übliche Standardrepertoire ist nämlich nur ein kleiner Teil dessen, was dieses fabelhafte Ensemble alljährlich anpackt. Vielmehr sind die tschechischen Musiker landauf landab berühmt dafür, auch Werke vergessen geglaubter Klassiker wiederzuentdecken.

Z. Kodály - Konzert für Orchester, Sinfonie in C, "Sommerabend"
Miskolc Symphony Orchestra - L. Kovács

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Zoltán Kodály - Konzert für Orchester, Sinfonie in C, "Sommerabend"

willkommene diskographische Bereicherung

von Rainer Aschemeier  •  2. März 2013
Katalog-Nr.: HCD 32723 / EAN: 5991813272324

Mit dem „Konzert für Orchester“, der „Sinfonie (in C)“ sowie dem Stück „Sommerabend“ handelt es sich bei der hier vorgestellten Neueinspielung der Stücke nicht nur um ein prallvolles Programm, sondern auch um eine reizvolle programmatische Mischung. Die genannten Stücke sind nämlich kompositorisch nicht minder wertvoll als Kodálys bekannte „Hary Janos“-Suite oder die gleichfalls sehr bekannten „Tänze aus Galanta“.
Natürlich atmen das Konzert für Orchester oder die Sinfonie weniger „ungarisches Lokalkolorit“ aus, doch sind sie ja dadurch nicht weniger interessant.

Les Ballets Russes, Vol. 9
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern - R. Reimer

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Les Ballets Russes, Vol. 9

Die bislang womöglich spannendste Folge in der löblichen hänssler-Reihe mit Ballettmusik der legendären Tanztruppe um Sergej Diaghilew

von Rainer Aschemeier  •  28. Februar 2013
Katalog-Nr.: 93.296 / EAN: 4010276025689

Alles in allem liegt mit dieser CD jedoch die sicherlich bislang spannendste Folge der „Ballets Russes“-Reihe von hänssler classics vor. Und sie ist – wie schon ihre Vorgängerveröffentlichungen innerhalb der Serie – sehr gut eingespielt. Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (wir erinnern uns: Das Orchester, das keine Bindestriche zu kennen scheint) liefert unter der Leitung des Gastdirigenten Robert Reimer eine hervorragende Einspielung ab.

B. Bartók - Werke für Violine und Klavier, Vol. 2
James Ehnes (Geige), A. Armstrong (Klavier)

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Béla Bartók - Werke für Violine und Klavier, Vol. 2

von Rainer Aschemeier  •  26. Februar 2013

Zur Rezension dieser CD aus dem Hause chandos habe ich mir viel Zeit gelassen, sie immer und immer wieder gehört, um nicht meinem ersten Impuls nachzugeben. Doch an meiner Meinung hat sich auch nach vielfachem Hören nichts geändert: Diese Einspielung ist die (zumindest spieltechnisch) bislang beste Aufnahme der Violinmusik Béla Bartóks, die ich bislang gehört habe.

Trollfågeln
Emilia Amper

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Emilia Amper - Trollfågeln

Emilia Amper und ihr "Zaubervogel"

von Rainer Aschemeier  •  24. Februar 2013
Katalog-Nr.: BIS-2013 / 7318599920139

Die Schlüsselfidel (schwedisch: Nyckelharpa) war in früheren Zeiten auch in Deutschland als Instrument der Volksmusik verbreitet. Tatsächlich gilt sie (zusammen mit einigen anderen Instrumenten, wie etwa Fidel und Rebec) auch als Vorläuferin zur heutigen Violine, was sie auch musikgeschichtlich interessant macht.
Das ungewöhnliche Instrument ist heute fast nur noch in den skandinavischen Ländern verbreitet, vor allem aber in Schweden, wo alljährlich ein Nyckelharpa-Kongress stattfindet.

S. ten Holt - Solo Piano Music Vol. I-V
Jeroen van Veen

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Simeon ten Holt - "Canto Ostinato", "Soloduiveldans" I-IV, "Natalon in E", "Aforisme II", "Eadem Sed Aliter"

Die niederländische Antwort auf den musikalischen "Minimalismus"

von Rainer Aschemeier  •  22. Februar 2013
Katalog-Nr.: 9434 / EAN: 5029365943420

Was oft übersehen wird, ist das musikalische Werk von Simeon ten Holt. Er, der noch bei Arthur Honegger und Darius Milhaud, also den großen Namen der Gruppe „Les Six“ studiert hatte, entwickelte sich nach einem Beginn im Fahrwasser einer Art „Spätexpressionismus“ hin zu einem der bedeutenden musikalischen Minimalisten – und wenn ich sage „bedeutend“, so meine ich das in diesem Fall durchaus weltweit.

J. A. Hasse - Didone abbandonata
Hofkapelle München - M. Hofstetter; diverse Solisten

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Johann Adolph Hasse - Didone abbandonata

Es rumpelt und pumpelt - na und!?

von Rainer Aschemeier  •  20. Februar 2013
Katalog-Nr.: 8.660323-25 / EAN: 730099032377

Es ist mir also ziemlich unverständlich, warum diese CD-Box sich schon kurz nach ihrer Veröffentlichung zu einer der am meisten und am kontroversesten diskutierten der letzten Jahre entwickelt hat. Sollte man sich nicht einfach nur freuen, dass eine solch rare Oper in einer so qualitätvollen Ersteinspielung endlich auf Tonträger vorliegt – und das noch zum sehr günstigen Naxos-Preis? Nein, das kann der deutsche Opernfan nicht.

H. Villa-Lobos - Gitarrenkonzert, Fünf Präludien, Melodia Sentimental
Academy of St. Martin-in-the-Fields - J. M. Florêncio; K. Meisinger (Gitarre)

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Heitor Villa-Lobos - Gitarrenkonzert, Fünf Präludien, Melodia Sentimental

Eine der faszinierendsten CDs der letzten Jahre

von Rainer Aschemeier  •  18. Februar 2013

Hand auf’s Herz: Wann hatten Sie zum letzten Mal das Gefühl, einen wirklich individuellen, geradezu unvergleichen und unnachahmlichen Künstler zu hören, wenn Sie sich auf die Suche nach neuen Talenten begeben haben? Und dies sei bitteschön so wörtlich genommen, dass mir hier niemand mit Formulierungen kommt wie „wenn man davon absieht, dass… dann…“. Also, heraus mit der Sprache: Wie lange ist es her? Eine Woche? Ein Jahr? Viele Jahre?

E. d'Albert - Sinfonie / sinfonischer Prolog zu "Tiefland"
MDR Rundfunk-Symphonieorch. Leipzig - J. Märkl

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Eugen d'Albert - Sinfonischer Prolog zu "Tiefland", Op. 34 / Sinfonie in F-Dur, Op. 4

Grandiose Neueinspielung unterschätzter Werke

von Rainer Aschemeier  •  16. Februar 2013
Katalog-Nr.: 8.572805 / EAN: 747313280575

Die Wahrnehmung des Werks von Eugen d’Albert hat ein Problem: D’Albert wurde von den falschen Leuten gemocht – und deswegen glaubt jeder politisch korrekt denkende Mensch ihn heute ignorieren zu müssen. Konkret: Neben den Opern Richard Wagners war es die Oper „Tiefland“ von Eugen d’Albert, die als Adolf Hitlers „Lieblingsoper“ bekannt wurde und demnach alle nur denkbare Unterstützung vonseiten der nationalsozialistischen „Kultur-“Politik erfuhr. Vor allem dieser Umstand hat nach dem Krieg den Namen „D’Albert“ zur persona non grata auf den Opern- und Konzertpodien in praktisch ganz Mitteleuropa werden lassen.

R. Wagner - Siegfried-Idyll / A. Bruckner - Streichquintett in F-Dur (in Bearb. für Streichorch.)
Württem-bergisches Kammerorchester Heilbronn - R. Gazarian

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Richard Wagner - Siegfried-Idyll / Anton Bruckner - Streichquintett in F-Dur (in Bearbeitung für Streichorchester)

Sehr willkommener Beitrag zum Wagner-Jahr

von Rainer Aschemeier  •  14. Februar 2013
Katalog-Nr.: 100 391 / EAN: 4011563103912

Das Württembergische Kamerorchester Heilbronn zählt spätestens seit Amtsantritt seines zurecht viel gelobten Musikdirektors Ruben Gazarian (seit der Saison 2002/2003 und demnach seit ziemlich genau 10 Jahren) zu den namhaftesten Kammermusikvereinigungen der Republik – und das nicht nur im Konzertsaal. Auch mit seinen CD-Einspielungen bei Labels wie etwa MDG und Deutsche Grammophon hat sich das Orchester in den letzten Jahren einen sehr guten Ruf erworben.

"For The End of Time"
Gryphon Trio & J. Campbell (Klarinette)

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Olivier Messiaen - Quatuor pour la fin du temps / Alexina Louie - Echoes of Time / Valentin Silvestrov - Fugitive Visions of Mozart...

Messiaen mit "Bonustrack"

von Rainer Aschemeier  •  12. Februar 2013
Katalog-Nr.: AN 2 9861 / EAN: 774204986124

Aus Interpretensicht ist es ein sehr komplexes und schwierig zu spielendes Stück, vor allem aber weist es eine sehr ungewöhnliche Besetzung auf. Messiaen war bei der Uraufführung, die noch im Kriegsgefangenenlager stattfand, auf die dort anwesenden Musiker angewiesen – und es gab dort nur einen Violinisten, einen Cellisten, einen Klavierspieler und einen Klarinettisten. Hierdurch erklärt sich die ungewöhnliche Besetzung des Stücks, die es in der Folge den Aufführenden immer wieder schwer gemacht hat, vergleichbare Stücke zu finden, um bei einem Konzert ein abendfüllendes Programm bieten zu können.

F. Mendelssohn Bartholdy - Violinkonzerte, Violinsonate Op. 4
Sinfonia Finlandia Jyväskylä - P. Gallois; T. Yang (Violine), R. Descharmes (Klavier)

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Felix Mendelssohn Bartholdy - Violinkonzerte in e-Moll und d-Moll, Violinsonate Op. 4

Mendelssohn aus Finnland mit hochkarätiger Besetzung

von Rainer Aschemeier  •  10. Februar 2013
Katalog-Nr.: 8.572662 / EAN: 747313266272

Mendelssohns Violinkonzert Op. 64 gehört unbestreitbar zum Standardrepertoire der Stargeiger in aller Welt. Und das aus gutem Grund: Beim Publikum ist es so beliebt, wie kaum ein anderes. Und deshalb wird ein Stargeiger auch erst dann zum echten Publikumsliebling, wenn er sich dem Mendelssohn-Konzert annimmt. Nachdem bei Naxos lange Zeit lediglich eine Einspielung aus den 1980er-Jahren mit der japanischen Virtuosin Takako Nishizaki verfügbar war, veröffentlicht das Label nun eine neue, hochkarätig besetzte Aufnahme aus dem Jahr 2010.

"Kajanus conducts Sibelius" Vol. 3
London Symphony Orchestra / Helsinki Philharmonic Orchestra - R. Kajanus

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"Kajanus conducts Sibelius" Vol. 3

Die dritte und spannendste Folge der sensationellen Naxos-Edition mit historischen Kajanus-Aufnahmen

von Rainer Aschemeier  •  9. Februar 2013
Katalog-Nr.: 8.111395 / EAN: 747313339525

Die dritte und letzte Folge in dieser aufregenden Naxos-Edition dürfte diejenige sein, auf die die meisten Sibelianer gewartet haben. Hier dirigiert Kajanus nämlich die im bereits „reifen“ Sibelius-Stil geschriebenen Sinfonien Nr. 3 und 5.
Dabei gibt es auch hier wieder Überraschungen.

Polnische Blumen

Zwei hochklassige CDs zeigen auf's Neue die Klasse des lange Zeit vergessenen Komponisten Mieczysław Weinberg

von Rainer Aschemeier  •  8. Februar 2013


Mieczysław Weinberg ist ein Komponist, der zurzeit eine regelrechte Renaissance erlebt. Nicht weniger als vier Labels sind derzeit damit beschäftigt, sein umfangreiches und vielschichtiges Werk auf CDs wieder zum Klingen zu bringen: NEOS, chandos, Naxos und Grand Piano. Während sich chandos, NEOS und Naxos allesamt den Sinfonien Weinbergs widmen, ist Grand Piano in einer aufsehenerregenden Aktion dabei, das gesamte Klavierwerk des Komponisten vorzulegen.
Nun erschienen im Februar gleich zwei neue CD-Beiträge, die, wie immer wenn es um die Musik Mieczysław Weinbergs geht, die Augenbrauen nach oben schnellen lassen.

R. Schumann - Fantasiestücke Op. 12; Kreisleriana Op. 16 / J. Brahms: Thema u. Variationen
Imogen Cooper

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Robert Schumann - Fantasiestücke Op. 12 / Kreisleriana Op. 16; Johannes Brahms: Thema und Variationen (1859)

very british and very ladylike

von Rainer Aschemeier  •  6. Februar 2013
Katalog-Nr.: CHAN 10755 / EAN: 095115175521

Imogen Cooper hat bei den ganz Großen studiert: Paul Badura-Skoda, Jörg Demus, Alfred Brendel… die Liste ließe sich fortsetzen. Bereits in den 1970er-Jahren spielte sie an der Seite ihres Lehrers Brendel die Konzerte für zwei und drei Klaviere von Wolfgang Amadeus Mozart mit der Academy of St. Martin-in-the-Fields unter Sir Neville Marriner ein.

Musikalische Glücksfälle, tontechnisches Desaster

Die Kolumne: "Listening for the-listener": Christoph Schlüren

von Christoph Schlüren  •  4. Februar 2013

Christoph Schlüren. Foto: ⓒ Maximilian Rossner

Mit großer Freude begrüßt the-listener.de den namhaften Dirigenten, Musiker-Mentoren und Journalisten Christoph Schlüren, der ab sofort in loser Reihenfolge und in Form einer Online-Kolumne ausgewählte CDs aus dem Programm der namhaften Labels für the-listener.de rezensieren wird.

Christoph Schlüren studierte von 1981 bis 1996 bei Sergiu Celibidache Dirigieren und Musikalische Phänomenologie, ergänzt durch ein universitäres Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und der Geschichte der Naturwissenschaften.

Als Leiter des Kammerorchesters „Symphonia Momentum“, als künstlerscher Berater und musikalischer Coach für namhafte Künstler sowie als Mitgründer des engagierten neuen CD-Labels „Aldilà Records“ trägt er aktiv zum Musikgeschehen im deutschsprachigen Raum bei. Zudem ist er einer der einflussreichen Musikautoren unserer Zeit und schreibt für unterschiedliche Fachzeitschriften und Feuilletons sowie wissenschaftliche Fachorgane.

Für the-listener.de rezensiert er im zweiten Teil seiner Kolumne „Listening for the-listener“ historische Respighi-Einspielungen. (RA)

W. A. Mozart - Violinsonaten in Transkriptionen für Flöte und Klavier
P. Gallois (Flöte) / M. Prinz (Klavier)

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Wolfgang Amadeus Mozart - Violinsonaten KV 376-378 & KV 570 in Arrangements für Flöte und Klavier

Mozarts Violinsonaten mal anders

von Rainer Aschemeier  •  3. Februar 2013
Katalog-Nr.: 8573033 / EAN: 747313303373

Warum nur drucksen die Macher dieser CD hier so herum?
Höchstwahrscheinlich deshalb, weil immer noch das alte Vorurteil herumgeistert, Wolfgang Amadeus Mozart habe eine Art persönlicher Abneigung gegen den Klang der Flöte gehabt. Dieses Vorurteil – eifrig geschürt durch die wohl einflussreichste Mozart-Monographie des 20. Jahrhunderts aus der Feder des Musikwissenschaftlers und Mozartforschers Alfred Einstein – hält sich ja bis heute, obwohl es von der Forschung längst widerlegt werden konnte.

F. Delius - "American Masterworks"
Aarhus Symphony Orchestra - Bo Holten, H. Bonde-Hansen (Sopran), J. Reuter (Bariton), S. Duus (Bariton)

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Frederick Delius - "American Masterworks"

Die Speerspitze der jüngeren Delius-Veröffentlichungsgeschichte - ein Muss!

von Rainer Aschemeier  •  1. Februar 2013
Katalog-Nr.: DACOCD 732 / EAN: 5709499732007

Erstaunlicherweise hatte das „Delius-Fieber“ des letzten Jahres auch einige nicht britische Plattenfirmen erfasst. Und es ist kaum zu leugnen, dass der bei Weitem interessanteste Beitrag zum Delius-Jahr nicht aus Großbritannien kam, sondern aus Dänemark!
In der Form einer hervorragend und thematisch sehr schlüssig edierten, insgesamt 8 CDs umfassenden Delius-Edition hat das dänische Label sowohl einige der bekanntesten, als auch einige der unbekanntesten Delius-Werke zum Teil nach langen Jahren wieder oder gar erstmals auf Tonträger vorgelegt.

"Furtwängler conducts Beethoven"

Der Klang stimmt!

von Rainer Aschemeier  •  30. Januar 2013
Katalog-Nr.: CD-4049 / EAN: 017685404924


Eine neue Box mit historischen Aufnahmen von Beethoven-Sinfonien unter dem Dirigat Wilhelm Furtwänglers ist beim Label „Music & Arts“ erschienen. Ihr Inhalt wird erneut die Gemeinde der Klassikhörer in Furtwängler-Kritiker und Furtwängler-Fans spalten – doch in einem Punkt dürften sich alle einig sein: Der Klang stimmt!

J. Brahms - Sinfonie Nr. 1 / "Liebeslieder-Walzer" / "Ungarische Tänze" Nr. 1, 3 & 10
Swedish Chamber Orchestra - Th. Dausgaard

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Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 1 / "Liebeslieder-Walzer" / "Ungarische Tänze" Nr. 1, 3 & 10

Wohl mehr Dausgaard als Brahms

von Rainer Aschemeier  •  28. Januar 2013
Katalog-Nr.: BIS-1756 / EAN: 7318599917566

...nun also Brahms‘ Erste – und die eröffnet Dausgaard gleich mit einem wahren „Schockeffekt“: Legato, Legato, Legato. Noch krasser als einst beim seligen Karajan erklingt hier der Beginn des ersten Satzes in einer einzigen, unaufhörlich aneinandergereihten Perlenschnur von Noten. Schon in den Takten 5 und 6 treibt es Dausgaard auf die Spitze, indem das Dauerlegato beinahe zum Glissando wird! Schreck lass nach! Die Partitur her!

C. Saint-Saëns - "Le déluge" op. 45 / "Orient et Occident" op. 25 / "Danse Bacchanal"
Württembergische Philharmonie Reutlingen - A. Burda / O. Rudner; Figuralchor der Gedächtniskirche Stuttgart; div. Solisten

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Camille Saint-Saëns - "Le déluge" op. 45 / "Orient et Occident" op. 25 / "Danse Bacchanal"

Sintflut der denkbar angenehmsten Art

von Rainer Aschemeier  •  26. Januar 2013
Katalog-Nr.: ARS 38 127 / EAN: 4260052381274

Mit einem auserlesenen Saint-Saëns-Programm, das man so nicht alle Tage hört, hat die Württembergische Philharmonie Reutlingen beim Label „Ars Produktion“ eine SACD vorgelegt, die einem auf allerlei Ebenen einigen Respekt abnötigt: Da wäre zunächst einmal das tolle Programm der CD. Es umfasst den noch halbwegs populären „Danse Bacchanal“ aus Saint-Saëns‘ Oper „Samson et Dalila“, führt dann aber über den bereits ziemlich obskuren Marsch für Militärkapelle „Orient et Occident“ op. 25 in die weite Welt der quasi totalvergessenen Saint-Saëns-Raritäten.

W.-A. Schultz - Japanische Landschaften
Amaryllis Quartett, Ensemble Obligat, I.-J. Klett

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Wolfgang-Andreas Schultz - Japanische Landschaften

Überzeugende, spannende CD mit Neuer Musik aus Hamburg

von Rainer Aschemeier  •  24. Januar 2013
Katalog-Nr.: ES 2042 / EAN: 4015372820428

In der Regel hat man nur selten die Möglichkeit, Live-Mitschnitte von Uraufführungen auf CD nachzuhören. Warum ist das eigentlich so? Haftet der Uraufführung eines Werks nicht immer ein mystischer Beigeschmack an, in der Art eines kleinen „Wunders“: Immerhin werden hier Noten, die zuvor nur schriftlich vorlagen, zum Erklingen gebracht. Aus schriftlicher Überlieferung wird also im engeren Sinne erst tönende Musik. Wie viele Musikhörer mögen heute heimlich davon träumen, sie hätten einmal dabei sein können, als bestimmte große Werke der Musikliteratur uraufgeführt wurden?

Kajanus conducts Sibelius vol. 2
Royal Philharmonic Orchestra / London Symphony Orchestra - R. Kajanus

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Kajanus conducts Sibelius, vol. 2

Folge zwei in der Reihe mit legendären Sibelius-Interpretationen

von Rainer Aschemeier  •  22. Januar 2013
Katalog-Nr.: 8.111394 / EAN: 747313339426

Es gibt die überzeugenden Einspielungen, die großen und die, welche Legende werden und die Jahrzehnte als zeitlose Referenz überdauern. Zu letztgenannter Fraktion gehört zweifellos die unter Sammlern seit jeher höchst gehandelte Sibelius-Edition des finnischen Dirigenten Robert Kajanus, die dieser in den frühen 1930er-Jahren im Auftrag der finnischen Regierung mit dem Royal Philharmonic und dem London Symphony Orchestra einspielte.

"Lost Generation"
English Chamber Orchestra - D. Parry; U. Anton (Flöte) & R. Ryan (Klavier)

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"Lost Generation" - Musik von Schulhoff, Ullmann und Tauský

Eine weitere lohnende Veröfffentlichung in der vorbildlichen Gramola-Serie "exil.arte"

von Rainer Aschemeier  •  20. Januar 2013
Katalog-Nr.: Gramola 98964 / EAN: 9003643989641

Unter dem Namen „exil.arte“ legt die Wiener Plattenfirma Gramola seit einigen Jahren eine sehr verdienstvolle und gut zusammengestellte Edition auf, die Musik von den Komponisten beinhaltet, die von der NS-Herrschaft wegen ihrer jüdischen Abstammung, ihrer angeblich „entarteten“ Kunst oder aus sonstigen Gründen diskriminiert, verfolgt, ins Exil getrieben oder gar getötet worden sind.

W. B. Molique - Violinkonzerte Nr. 3 & 6
L'arpa festante - Ch. Spering; A. Speck (Violine)

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Wilhelm Bernhard Molique - Violinkonzerte Nr. 3 & 6

Tolle Werke mäßig produziert

von Rainer Aschemeier  •  17. Januar 2013
Katalog-Nr.: ACC 24247 / Katalg-Nr.: 4015023242470

Man mag sich fragen, ob es wirklich notwendig ist, jeden Komponisten, der irgendwann irgendwo einmal auch nur halbwegs prominent gewesen ist, wieder hervorzerren muss, um CDs mit der jeweiligen Musik einzuspielen. Im Fall Wilhelm Bernhard Moliques jedoch ist solch Unterfangen einfach qualitativ gerechtfertigt. Dem deutschen Romantiker, der im 19. Jahrhundert seiner Heimat den Rücken kehrte, um nach Großbritannien auszuwandern, war trotz großer Kompositionbegabung kein großes Glück beschieden.

P. I. Tschaikowksy - Sinfonien Nr. 1 & 2
Seattle Symphony - G. Schwarz

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Pjotr Iljitsch Tschaikowksy - Sinfonien Nr. 1 & 2

Lohnende Wiederveröffentlichung

von Rainer Aschemeier  •  14. Januar 2013
Katalog-Nr.: 8.571225 / EAN: 747313122578

Dass Werke, die zu den allerschönsten im Œuvre eines Komponisten gehören, nicht immer auch zu dessen beliebtesten avancieren, sieht man oft genug, und nur selten einmal ändert sich etwas daran. Im Falle von Tschaikowskis ersten vier Sinfonien – die im Vergleich zu seinen sehr populären Sinfonien 5 und 6 leider noch immer ein Schattendasein führen – scheint in den letzten Jahren aber immerhin ein wenig Schwung in die Sache gekommen zu sein

M. Clementi - Sinfonien Nr. 1 & 2
Orchestra Sinfonica di Roma - F. La Vecchia

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Muzio Clementi - Sinfonien Nr. 1 & 2 / Ouvertüre in D-Dur

Klipp und Klar: Eine Enttäuschung

von Rainer Aschemeier  •  12. Januar 2013
Katalog-Nr.: 8.573071 / EAN: 74731330717

Ähnlich wie der Name Carl Czernys, war auch jener Muzio Clementis zum Schreckgespenst für Klavierschüler verkommen, die über viele Jahrzehnte mit den Etüden Clementis wohl mehr gequält als ausgebildet worden sind. Erst seit vielleicht 20, 30 Jahren und vor allem dank der Initiative mutiger und engagierter CD-Labels ist es uns wieder möglich, einen umfassenderen Blick auf Clementis Schaffen zu werfen.

Die Klassik-CDs des Jahres 2012

Der the-listener.de-Wegweiser durch ein schwaches Veröffentlichungsjahr

von Rainer Aschemeier  •  10. Januar 2013

2011 hatte www.the-listener.de erstmals in seiner Geschichte fast ausschließlich klassische Musik besprochen – ein Trend, der sich auch 2012 fortgesetzt hat. Am 06. Januar 2012 veröffentlichten wir dann einen Artikel zu den „CDs des Jahres 2011“ aus unserer Sicht. Wir bekamen dafür viel Lob und Zustimmung, aber auch Kritik.

J. Françaix - Kammermusik
diverse Interpreten und Solisten

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Jean Françaix - Kammermusik

Bunte Mischung

von Rainer Aschemeier  •  7. Januar 2013
Katalog-Nr.: INDE045 / EAN: 3760039839473

Kommt die Sprache auf den französischen Komponisten Jean Françaix (1912–1997) ist die Meinung oft zwiespältig. Die einen sehen in ihm einen hochgradig unter Wert gehandelten Komponisten hohen Rangs in der Geschichte der klassischen europäischen Musikmoderne. Die anderen halten ihn für einen Kleinmeister, der sich von seinem Strawinsky-Einfluss nie ganz lösen konnte und kaum etwas hinterlassen hat, das man wirklich „bedeutend“ nennen könnte.

R. Schumann - Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques, Faschings-schwank aus Wien
Ottavia Maria Maceratini (Klavier)

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Robert Schumann - Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques Op. 13 & Faschingsschwank aus Wien Op. 26

Beeindruckender Nachfolger zu einem beeindruckenden Debüt

von Rainer Aschemeier  •  4. Januar 2013
Katalog-Nr.: ARCD 002 / EAN: 4250726300021

Die italienische Pianistin Ottavia Maria Maceratini gehört zu den jungen aufstrebenden Künstlerinnen und zeigte bereits mit ihrem eindrucksvollen Debütalbum „One Cut“ beeindruckenden Mut. Wie der Titel des Albums verrät, hatte sie anno 2011 ein CD-Debüt vorgelegt, bei dem sämtliche Titel im Studio live als „First Take“ eingespielt wurden. Auf dem gesamten Album gab es nur einen einzigen Schnitt (daher der Albumname „One Cut“). Dass so ein Vorgehen in unserer Zeit, in der aufwändigste Nachbearbeitungs- und Schnittverfahren zu fast jeder neuen Klassik-CD wie selbstverständlich dazugehören überhaupt noch in Betracht gezogen wird, nötigte einem schon Respekt ab.

Beethoven, Schumann, Thalberg, Liszt
Valentina Lisitsa (Klavier)

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Valentina Lisitsa - Beethoven, Schumann, Thalberg, Liszt

Ein Jahresauftakt, wie er besser nicht sein könnte!

von Rainer Aschemeier  •  1. Januar 2013
Katalog-Nr.: 8.572491 / EAN: 747313249176

Am Ende steht die Frage im Raum, ob diese Einspielung der „Appassionata“ nicht sogar zu den ganz großen Errungenschaften gezählt werden muss, was dieses Repertoire angeht. Valentina Lisitsa erweist sich als äußerst überzeugende und zutiefst beeindruckende Beethoven-Interpretin, die die „Appassionata“ so tüchtig durchgepustet und abgestaubt hat, wie ich das zuletzt höchstens von Friedrich Gulda gehört habe! Doch diese Ausnahmeperformance soll nicht die letzte auf dieser CD gewesen sein.

L. v. Beethoven - Sinfonien Nr. 1-9
The Netherlands Symphony Orchestra - Jan Willem de Vriend

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Ludwig van Beethoven - Sinfonien (Gesamteinspielung auf 6 SACDs)

Sensationelle neue Beethoven-Box, die zur bisherigen Interpretationselite gezählt werden darf

von Rainer Aschemeier  •  18. Dezember 2012
Katalog-Nr.: CC72550 / EAN: 608917255027

Spätestens seitdem ich für die Zeitschrift „crescendo“ die Ehre hatte, ein Porträt über den niederländischen Dirigenten Jan Willem de Vriend verfassen zu dürfen, habe ich mich wohl als Fan desselben geoutet. Im Falle von de Vriends Interpretationen, das muss ich tatsächlich eingestehen, schmelze ich förmlich dahin.
Seine Einspielungen der Beethoven-Sinfonien sind in diesem Jahr in einer Box zusammengefasst erschienen. Sie zeigen, dass auch die gefühlt tausendste Gesamteinspielung dieser wohl am öftesten zyklisch eingespielten Werke der Musikgeschichte noch immer neue Erkenntnisse bringen kann.

C. Koechlin - Complete Musik for Saxophone
David Brutti (Saxophon) - Orchestra Cittá Aperta, Atem Saxophonquartett, diverse Solisten

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Charles Koechlin - Das Gesamtwerk für Saxophon (3 CDs)

mustergültige Edition

von Rainer Aschemeier  •  16. Dezember 2012
Katalog-Nr.: 9266 / EAN: 5029365926621

Komponisten, die nicht so im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen, haben in der Regel keine breite Lobby. Deswegen sind es oft Liebhaber, die sich ihnen annehmen. Sitzen die dann in den Chefetagen der CD-Labels oder gar mit ihrem Instrument selbst auf der Bühne, kann man auch als Musikfan auf dem heimischen Sofa getrost positive Erwartungshaltungen entwickeln.

Viola d'amore solo
Valerio Losito

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Viola d'amore solo

Werke für Viola d'amore von Petzold, Colombi, Morigi, Lopes Nogueira und anonymen Komponisten

von Rainer Aschemeier  •  14. Dezember 2012
Katalog-Nr.: 94367 / EAN: 5028421943671

Kurz vor Toresschluss hält das Jahr 2012 noch einmal ein Highlight für uns bereit, das sich wahrlich gewaschen hat. Mit „Viola d’amore solo“ erschien im Dezember bei Brilliant Classics eine so wunderschöne neue CD-Produktion, dass ich aus dem Jubeln schier gar nicht mehr herauskommen möchte.

J. Svendsen / M. Bruch - Streichoktette
Tharice Virtuosi

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Johan Svendsen / Max Bruch - Streichoktette

rare Meisterwerke in hervorragenden Interpretationen

von Rainer Aschemeier  •  12. Dezember 2012
Katalog-Nr.: 50-1207 / EAN: 7619931120720

Auf der vorliegenden CD des schweizerischen Labels claves hören wir die Tharice Virtuosi, eine schweizerische Kammermusikgruppe, deren Leiter Liviu Prunaru sich mit dem Titel des Konzertmeisters des Concertgebouw Orkest Amsterdam schmücken kann. Von ebendiesem Orchester hat er auch seine Geige bekommen, eine Stradivari aus dem Jahr 1694. Das weckt große Erwartungen, denn unbewusst wird der Hörer auf die Idee kommen, an das hier zu hörende Ensemble ähnlich hohe Erwartungen zu richten, wie eben an das weltberühmte Concertgebouw Orchester aus Amsterdam.

R. Schumann & A. Dvořak - Klavierquintette
Elias String Quartet & Jonathan Biss (Klavier)

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Robert Schumann - Klavierquintett op. 44 / Antonín Dvořak

Die Serie guter Schumann-Kammermusikeinspielungen setzt sich fort.

von Rainer Aschemeier  •  10. Dezember 2012
Katalog-Nr.: ONYX 4092 / EAN: 880040409229

Es handelt sich bei dem hier eingespielten Stück also um ein epochemachendes Werk, und das auf dieser neuen Onyx-CD zu hörende Elias-Quartett, verstärkt durch den Pianisten Jonathan Biss, scheint das stets und ständig vor Augen zu haben. Die (An-)Spannung, die über dieser Aufnahme liegt, ist förmlich mit Händen greifbar. Das sprichwörtliche „Musizieren auf der Stuhlkante“ ist hier Programm. Hier wird nicht verschleppt, hier wird nicht geschludert, hier scheint jeder einzelne Ton dreimal umgedreht und auf Hochglanz poliert worden zu sein.

Favourite Sacred Masterpieces
diverse Interpreten

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Favourite Sacred Masterpieces

Durchaus gelungener neuer Naxos-Sampler

von Rainer Aschemeier  •  9. Dezember 2012
Katalog-Nr.: 8.578210 / EAN: 747313821075

In der Tat hat das Label mit dem wohl umfassendsten Katalog der Tonträgergeschichte mit dem vorliegenden Sampler einmal mehr treffsicher eine Marktlücke erschlossen und ausgefüllt. Berühmte Meisterwerke der geistlichen Musik auf ansprichsvolle Art zu kompilieren, war – das stellt sich nach dem Hören der vorliegenden CD heraus – eine ziemlich gute Idee.

G. P. Telemann - 12 Fantasien TWV40
Firmian Lermer (Bratsche)

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Georg Philipp Telemann - 12 Fantasien TWV40

Die "Mini-Ausgabe" von "I Giardino Armonico"

von Rainer Aschemeier  •  8. Dezember 2012
Katalog-Nr.: pmr 0026 / EAN: 9120040730932

Im Gegensatz zu der Einspielung Ori Kams auf Berlin Classics, der die hier zu hörenden Werke ebenfalls in einer Fassung für Bratsche spielte und dabei sehr „brav“ und akademisch klang, nimmt Lermer Telemanns Fantasien sehr emotional, zuweilen sogar etwas „ruppig“. Er liegt damit ganz im Trend der historischen Aufführungspraxis und erinnert mich an eine „Mini-Ausgabe“ des prägnanten Sounds von Ensembles wie zum Beispiel „Il Giardino Armonico“.

J. Brahms - Sinfonien Nr. 1 & 3
London Philharmonic - K. Tennstedt

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Johannes Brahms - Sinfonien Nr. 1 c-Moll & 3 F-Dur

Einmal mehr: Licht und Schatten auf einer CD. Doch das Licht strahlt hell...

von Rainer Aschemeier  •  6. Dezember 2012
Katalog-Nr.: LPO - 0068 / EAN: 854990001680

Viele seiner Interpretationen scheinen vor Kraft nur so zu strotzen, was ihn zum Idealinterpreten für romantisches und spätromantisches Repertoire machte. Seine Vorliebe für mächtige Blechbläsereinsätze und insgesamt kraftvoll-wuchtige Orchesterdynamik brachte ihm zwar auch Kritik ein, aber in den meisten Fällen muss man doch einfach neidlos anerkennen, dass seine Interpretationen mit ihrer unbändigen Energie, gepaart mit einer sehr hohen Präzision und instrumentalen Differenzierung bis heute in hohem Maße faszinieren und begeistern.

S. Rachmaninoff - Die Toteninsel, Der Fels, Symphonische Tänze
Bergen Philharmonic Orchestra - A. Litton

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Sergej Rachmaninoff - Die Toteninsel, Der Fels, Symphonische Tänze

Rachmaninoffs erstes und letztes Orchesterwerk gemeinsam auf einer SACD

von Rainer Aschemeier  •  4. Dezember 2012
Katalog-Nr.: BIS-1751 / EAN: 7318599917511

Eine neue SACD aus der renommierten schwedischen HiFi-Schmiede BIS records beschert uns zum Jahresausklang eine proppevolle Silberscheibe mit einigen der beliebtesten Werke Sergej Rachmaninoffs. Zu hören sind hier dessen Sinfonische Dichtungen „Der Fels“ und „Die Toteninsel“ sowie das orchestrale Spätwerk „Symphonische Tänze“.
Das Programm ist zwar auch so schon interessant genug, noch ein wenig interessanter wird es allerdings, wenn man sich vor Augen führt, dass sich hier mit „Der Fels“ und den „Symphonischen Tänzen“ Rachmaninoffs allererste und allerletzte Orchesterkomposition quasi kontrastierend gegenüber stehen.

"Manchmal gehe ich mit Alfred Brendel Mittagessen"

Ein Interview mit dem Pianisten Thomas Hell

von Rainer Aschemeier  •  3. Dezember 2012


ⓒ: jo titze photodesign Hannover

Vor wenigen Wochen hatten wir die jüngste CD-Veröffentlichung des Pianisten Thomas Hell (Ligeti: Etudes/Wergo) auf dieser Seite rezensiert, nun gewann erst vor wenigen Tagen eine weitere CD unter der Beteiligung Hells (Korngold: Kammermusik/tacet) den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Wäre es also übertrieben zu sagen, dass Thomas Hell zurzeit zu den interessantesten deutschen Pianisten überhaupt gehört? Ich denke nicht! Seine CDs sprechen bereits eine beredte Sprache, und im Exklusivinterview mit www.the-listener.de hatte der Künstler nun die Möglichkeit, selbst zu Wort zu kommen…

V. Schebalin - Orchestermusik Vol. 1: Orchestersuiten
Sibirisches Sinfonieorchester - D. Vasiliev

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Vissarion Schebalin - Orchestersuiten op. 18 & 22

Ein verheißungsvoller Start in die erste je unternommene Schebalin-Werkschau auf mehreren CDs

von Rainer Aschemeier  •  2. Dezember 2012
Katalog-Nr.: TOCC 0136 / EAN: 5060113441362

Vissarion Schebalin ist einigen Hardcore-Anhängern der russischen Musikmoderne eventuell ein Begriff, die meisten Klassikfans werden mit dem Namen wohl aber nicht so viel anfangen können. Noch stärker als die ebenfalls viel zu unbekannten russischen Komponistengranden Mjaskowski und Weinberg ist Schebalins Werk in der westlichen Welt ins Abseits der Musikrezeption gerutscht oder – noch schlimmer – gar nicht erst wahrgenommen worden.
Dabei gehört Schebalin, ähnlich wie Gavriil Popov oder eben der o.g. Mieczysław Weinberg, zu jenen Komponisten der ehemaligen UdSSR, die ein beeindruckendes kompositorisches Niveau vorzuweisen hatten.

G. Ligeti - études pour piano
Thomas Hell

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György Ligeti - études pour piano

Ligetis rasantes Verwirrspiel namens Etüden

von Rainer Aschemeier  •  2. Dezember 2012
Katalog-Nr.: WER 6763 2 / EAN: 4010228676327

Das Üben von immer gleichen Bewegungsabläufen kann man auch als Meditation auffassen, die notwendige Beschränkung auf das Allernotwendigste als kreative Herausforderung. Und so wundert es nicht, dass sich die Etüde spätestens Ende des 19. Jahrhunderts zu emanzipieren begann.
Von Frédéric Chopin über Claude Debussy bis hin zu den Vertretern der Neue-Musik-Bewegung wurde die Etüde üer ihren bloßen Selbstzweck hinausgehoben. 1985 schließlich begann auch einer der wichtigsten, weil besten, Vertreter der Neuen Musik, sich mit der Gattung auseinanderzusetzen. Es handelte sich um den ungarisch-österreichischen Komponisten György Ligeti.

"Schumann-Project" (13 CDs)
Eric Le Sage

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"Schumann-Project" - Eric Le Sage (13 CDs)

Neue Werkschau auf beeindruckend hohem Niveau

von Rainer Aschemeier  •  30. November 2012
Katalog-Nr.: ALPHA 813 / EAN: 3760014198137

s wird ja höchste Zeit für die Weihnachtsgeschenke, und für all jene, die dabei auch an hochwertige Aufnahmen klassischer Musik denken, ist beim französischen Alpha-Label nun eine wunderbare CD-Box erschienen. Sie beinhaltet das gesamte Klavierwerk Robert Schumanns – ein Unterfangen, zu dem sich bislang nur sehr wenige Pianisten aufgeschwungen haben. Ein Schelm wer Böses dabei denkt…

F. Mendelssohn Bartholdy - Violinkonzerte / Hebriden-Ouvertüre
Orchestra of the Age of Enlightenment - V. Jurowski / A. Ibragimova (Violine)

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Felix Mendelssohn Bartholdy - Violinkonzerte & Hebriden-Ouvertüre

Ein Gastbeitrag des Musik-Blog-Veteranen Sal Pichireddu

von Salvatore Pichireddu  •  28. November 2012
Katalog-Nr.: CDA 67795 / EAN: 0034571177953

Der ab dem 19. Jahrhundert viel strapazierte Begriff vom ‘Wunderkind’ hat letzten Endes nur in ganz wenigen Fällen das gehalten, was man sich davon versprochen hat. Von den Medien zur hochinteressanten (und in gewisser Weise auch zur kuriosen) Figur des öffentlichen Lebens stilisiert, zerbrechen junge Genies oft unter dem Druck der Öffentlichkeit.
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) wurde in seiner Kindheit als Wunderkind und »neuer Mozart«, ja sogar als »Erbe Mozarts« gefeiert, ein Attribut, das gleich im doppelten Sinne zu passen schien…

A. P. Borodin - Borodin Edition (10 CDs)
diverse Interpreten

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Alexander Porfirjewitsch Borodin - Borodin Edition (10 CDs)

Der kompletteste Borodin, den es bislang gab

von Rainer Aschemeier  •  26. November 2012
Katalog-Nr.: 94410 / EAN: 5028421944104

Man merkt es deutlich: Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und die letzten potenziell weihnachtsgeschenktauglichen Produkte treten in die Erdatmosphäre ein. Ob sich hierzulande viele Käufer für eine 10 CDs umfassende Box mit dem „so-ziemlich-gesamt-Werk“ des russischen Komponisten Alexander Porfirjewitsch Borodin werden gewinnen lassen, darf man bezweifeln. Das internationale Käuferinteresse an seiner Person sollte man jedoch nicht unterschätzen.

F. Couperin - Messe pour les Paroisses & Messe pour les Couvents
Adriano Falcioni / Gruppo vocale Armoniosoincanto

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François Couperin - Messe pour les Paroisses & Messe pour les Couvents

Couperins "geistliche Seite" in einer geschmackvollen Neueinspielung aus Italien

von Rainer Aschemeier  •  22. November 2012
Katalog-Nr.: 94333 / EAN: 5028421943336

Eine CD, die mich sehr beeindruckt hat, ist Anfang November bei Brilliant Classics erschienen. Es ist eine Sammlung geistlicher Kompositionen von Francois Couperin. Couperin, der wohl zu seinen Lebzeiten neben Lully einflussreichste französische Barockkomponist, an dem weder Johann Sebastian Bach noch Georg Philipp Telemann, und ja, auch die Herren Italiener nicht vorbei horchen konnten, präsentiert sich auf der hier vorgestellten CD von einer Seite, die man so nur selten zu hören bekommt.
Ist Couperins Stil zumeist vor allem bekannt für seine reiche, prunkvoll verzierte Cembalomusik und seine prächtige, in barockem Blattgoldglanz erstrahlende Kammermusik, finden wir hier einen bemerkenswert durchsichtigen, stellenweise geradezu in sich gekehrten Couperin.

M. Weinberg - Sinfonie Nr. 19 Op. 142 & "Die Banner des Friedens" Op. 143
St Petersburg State Symphony Orchestra - V. Lande

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Mieczysław Weinberg - Sinfonie Nr. 19 "Lichter Mai" Op. 142 & "Die Banner des Friedens" Op. 143

Naxos' Kollektion auserlesener Weinberg-Sinfonien bleibt hochklassig

von Rainer Aschemeier  •  20. November 2012
Katalog-Nr.: 8.572752 / EAN: 747313275274

Mieczysław Weinberg war Mitte der 1980er-Jahre, zu der Zeit, als die auf dieser neuen Naxos-CD enthaltene Musik entstand, bereits ein verbitterter, von der Welt um ihn herum nahezu vergessener Komponist, der wahlweise als kompositorisches Fossil, als Störenfried oder schlicht als belanglos abgetan wurde.
Erst mit seinem Tod im Jahr 1996 oder noch später erkannte die Welt, welch bedeutender Komponist hier jahrelang weitgehend ignoriert eine Sinfonie nach der anderen vorgelegt hatte. Einige seiner Sinfonien sah Weinbergs Kompositionsgenosse Dmitri Schostakowitsch als derart herausragend an, dass er sie als Studienbeispiele für seine Kompositionsklasse nutzte.

P. Glass - Metamorphosis / The Hours
Lavinia Meijer (Harfe)

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Philip Glass - Metamorphosis / The Hours / Opening Piece from "Glassworks"

"... a timbre that was absent before."

von Rainer Aschemeier  •  18. November 2012
Katalog-Nr.: CCS SA 33912 / EAN: 723385339120

Was kann man davon halten, wenn die Bearbeitung von Orchesterwerken für Klavier zum Anlass genommen wird, um sie nochmals für Harfe umzuarbeiten? So suspekt das Ganze klingt: In diesem Fall ist das Unternehmen vollauf gelungen!
Mit dieser neuen CD von dem für seine hochklassigen SACD-Produktionen bekannten niederländischen Label Channel Classics liegt eine besonders schöne Novität für alle Fans des musikalischen Minimalisten Philip Glass vor.

F. Liszt - Klavierkonzerte, Totentanz & Fantasie über ungarische Volkslieder
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - A. Altinoglu; N. Arghamanyan (Klavier)

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Franz Liszt - Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 / Totentanz / Fantasie über ungarische Volkslieder

Grandioser Liszt aus Berlin!

von Rainer Aschemeier  •  16. November 2012
Katalog-Nr.: PTC 5186 397 / EAN: 827949039768

So eine brillante Interpretation hätte man selbst von den großen Meistern der Klavierszene nicht alle Tage erwartet, aus den Händen der 23-jährigen Arghamanyan ist das jedoch eine besondere Sensation.
Sollte das mit ihr so weitergehen, steht ihr hoffentlich eine große Karriere bevor, denn das, was wir hier hören können, ist nichts weniger als absolute Weltklasse, und auch, obwohl die Konkurrenz in diesem Repertoire nicht eben gering ist, ragt diese Einspielung heraus und kann sich mit den Besten messen.

G. Enescu - Cellosonaten op. 26
A. Dmitriev (Cello) & A. Paley (Klavier)

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George Enescu - Cellosonaten op. 26

Mitreißend! Enescu live und ungeschönt.

von Rainer Aschemeier  •  13. November 2012
Katalog-Nr.: LVC 1170 / EAN: 3760028691709

Respekt! So eine ehrliche, ungeschönte Liveaufnahme wie diese neue vom französischen Label Saphir hört man heutzutage nicht mehr oft. Dabei soll das keine Abklassifizierung sein. Ganz im Gegenteil: Die Darbietungen von George Enescus äußerst selten gehörten Cellosonaten gerät unter den Händen von Alexandre Dmitriev (Cello) und Alexandre Paley (Klavier) zu einem mitreißenden Ereignis – auch, wenn hier nicht alles zu 110% passt.

Mendelssohn Bartholdy
Academy of St. Martin-in-the-Fields - N. Marriner; M. Stadtfeld (Klavier)

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Felix Mendelssohn Bartholdy - Klavierkonzert Nr. 1 op. 25, Variations sérieuses op. 54, Lieder ohne Worte

Now and Then - wie schlägt sich die neue Stadtfeld-Einspielung im Vergleich zur '74er-Perahia-Referenz?

von Rainer Aschemeier  •  12. November 2012
Katalog-Nr.: 88725476692 / EAN: 887254766926

Es gab Zeiten, in denen war Manches einfacher. Ging es etwa um die beste Einspielung von Felix Mendelssohn Bartholdys erstem Klavierkonzert, konnte man in jedweden Plattenladen (ja, so etwas gab es damals noch physisch) gehen, und man bekam garantiert überall dieselbe Aufnahme in die Hand gedrückt: Academy of St. Martin-in-the-Fields unter Neville Marriner, Solist: Murray Perahia.
Die wegweisende 1974er-Einspielung – eine der verschwindend wenigen, die die Academy seinerzeit beim CBS-Label realisierte – gilt bis heute als eine der bedeutendsten und zeitlos empfundenen Referenzeinspielungen eines der Hauptwerke der klassischen Musik schlechthin.

Weill - Ibert - Berg
Baton Rouge Symphony Chamber Players - T. Muffitt

Kurt Weill - Jaques Ibert - Alban Berg: Konzerte für Soloinstrument und Bläser aus den 1920er-Jahren

Licht und Schatten in erstaunlicher Diskrepanz

von Rainer Aschemeier  •  11. November 2012
Katalog-Nr.: DSL-92161 / EAN: 053479216120

Eins vorweg: Die Neuerscheinung aus dem Hause Sono Luminus, die ich hier besprechen möchte, ist eine ungewöhnliche CD. Ungewöhnlich deshalb, weil sie einen mindestens so positiven wie negativen Eindruck hinterlässt. Leider steht der negative Eindruck am Beginn…
Erst vor wenigen Tagen konnte ich erfreut eine wahrlich grandiose Neueinspielung von Kurt Weills selten gehörtem Violinkonzert vorstellen, das Naxos in seiner Reihe „Wind Band Classics“ herausgebracht hatte (Besprechung dazu siehe hier). Dass es gegen eine so hervorragende Einspielung jedweder Konkurrent schwer haben würde, war zu erwarten. Dass etwaige Mitbewerber in Sachen Weill-Konzert jedoch so schwachbrüstig ausfallen würden, wie die Aufnahme auf dieser neuen Sono Luminus-CD war doch eine herbe Überraschung.

W. Rihm: Sämtliche Werke für Violine und Klavier
Tianwa Yang (Violine) & Nicholas Rimmer (Klavier)

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Wolfgang Rihm - Werke für Violine und Klavier (Gesamteinspielung)

Musikalische Geburtstagsnachlese auf Weltklasseniveau

von Rainer Aschemeier  •  8. November 2012
Katalog-Nr.: 8.572730 / EAN: 747313273072

Wolfgang Rihm zählt zu den bekanntesten und meist diskutierten Komponisten unserer Tage. Er ist einer von nur wenigen deutschsprachigen Komponisten, die es heute auf internationaler Ebene in die „Upper Class“ der Musikerelite geschafft haben. Dabei ist er nicht unumstritten.
Die Erdung seines absolut unverkennbaren, oft schon anhand der ersten paar Töne identifizierbaren Stils Musik zu schreiben, fand von Anfang seiner Karriere an bis heute in der Spätromantik statt. Nicht wenige werfen Rihm daher vor, ein reaktionärer Komponist zu sein – und im engeren Sinne somit nicht „modern“.

A. Vivaldi - "Nuova Stagione" - Concerti
Gli Incogniti - A. Beyer

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Antonio Vivaldi - Konzerte RV 808, 420, 431, 194, 440, 403, 235 und 517

Mit zwei Weltersteinspielungen!

von Rainer Aschemeier  •  5. November 2012
Katalog-Nr.: ZZT310 / EAN: 3760009293106

Es ist einfach unglaublich! Seit Jahrzehnten wird das umfangreiche Werk Antonio Vivaldis erforscht, und noch immer stößt man dabei auf bislang unentdeckte Schätze!
Über 500 Konzerte soll der „prete rosso“ komponiert haben. Zwei neu entdeckte für Vivaldis Hauptinstrument, die Violine, wurden von der Musikwissenschaft gerade ausgewertet. Das renommierte Ensemble Gli Incogniti, das auf alten Barockinstrumenten musiziert, hat sie nun für das französische Label Zig Zag Territoires eingespielt.

Haydn, Pleyel, Orgitano, Mozart - La lira di Napoli
Ensemble Baroque de Limoges - Ch. Coin

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Haydn, Pleyel, Orgitano, Mozart - La lira di Napoli

Drehleier trifft Kirchenorgel

von Rainer Aschemeier  •  3. November 2012
Katalog-Nr.: LC07 / EAN: 0810473010020

Irgendjemand beim französischen Laborie-Label muss ein Fan ausgefallener, heute nahezu vergessener Musikinstrumente sein. Wie ist es sonst zu erklären, dass wir nach einer CD mit einem von Albrechtsbergers herrlichen Maultrommelkonzerten (Rezension siehe hier-) nun ein Album zu hören bekommen, das sich ganz der organisierten Lyra widnet („lyre organisée“).
Dabei kommt hier „organisiert“ nicht von „Organisierung“, sondern von „Organum“ – also Orgel.
Es ist schon ein komisches Monstrum, dass man da auf dem Foto im Innenteil des Booklets dieser CD zu sehen bekommt.

A. Honegger - Sinfonien Nr. 1 & 3 "Liturgique"
Sinfonieorchester Basel - D. Russell Davies

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Arthur Honegger - Sinfonien Nr. 3 "Liturgique" & 1

Katalog-Nr.: SOB02 / 4260313810024

von Rainer Aschemeier  •  1. November 2012

Sehr sehr aufgeregt war ich wegen der Nachricht, dass es einen neuen Zyklus der Sinfonien des Schweizers Arthur Honeggers geben würde. Nicht, dass das soooo etwas Besonderes wäre. Immerhin ist inzwischen weithin bekannt, dass Honegger zu den herausragenden Sinfonikern des 20. Jahrhunderts zählt, der in einem Atemzug mit Größen wie Schostakowitsch oder Martinů genannt werden sollte.
Doch dass dieser neue Zyklus unter dem Dirigat von Dennis Russell Davies stattfinden würde, das war für mich der eigentliche Grund, um in Jubel auszubrechen.

Nocturnes
Michael Landrum

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Nocturnes

Mit Michael Landrum auf den Spuren des musikalischen Nachtstücks

von Rainer Aschemeier  •  30. Oktober 2012
Katalog-Nr.: DSL-92158 / EAN: 053479215826

In der ominösen Welt der Klavierminiaturen gab und gibt es Mini-Genres, die es quasi nirgendwo anders gibt. Oft existieren sie unter dem Tarnmantel von Tanzbezeichnung wie etwa „Polonaise“ oder „Ecossaise“, usw. Aber es gibt auch die sogenannte „Bagatelle“, die – spätestens seit Beethoven wissen wir’s – oft alles andere als Bagatellcharakter hat und viele weitere, meist ziemlich schwammige Bezeichnungen.
Zu den schwammigsten, aber auch geheimnisumwittertsten zählt das Nocturne – zu deutsch etwa: Nachtstück. Es wurde im 19. Jahrhundert kreiert, und zwar nicht, wie viele denken, von Frédéric Chopin, sondern von niemand Geringerem als dem genialen irischen Komponisten John Field.

F. Delius - Klavierkonzert, Brigg Fair, etc.
Royal Scottish National Orchestra - A. Davies; H. Shelley (Klavier)

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Frederick Delius - Klavierkonzert, Brigg Fair, Paris & Idylle de printemps

Phänomenale Würdigung zu Delius' 150. Geburtstag

von Rainer Aschemeier  •  26. Oktober 2012
Katalog-Nr.: CHAN 10742 / EAN: 095115174227

Erst vor wenigen Tagen hatten wir die Gelegenheit eine Delius-Neuerscheinung vorstellen zu können (Rezension siehe hier), und nun kommt schon die nächste. Woher diese plötzliche Begeisterung aller möglichen Labels (auch EMI und DECCA veröffentlichten in diesem Jahr große, mehrere CDs umfassende Delius-Werkausgaben) für die Musik des Deutsch-Briten nur kommen mag?
Ja, daran sieht man einmal wieder, wie ignorant wir deutschen Klassikhörer durch die Lande laufen: Während wir uns in diesem Jahr gedanklich vom Mahler-Jahr verabschiedeten und uns gleichzeitig schon einmal auf das kommende Wagner-Jahr (ich persönlich ahne da Schlimmstes…) vorzubereiten begannen, war in Großbritannien das Delius-Jahr 2012 in vollem Gange.

pater noster
The King's Singers

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The King's Singers - pater noster

Das Vaterunser im musikalischen Spiegel der Jahrhunderte

von Rainer Aschemeier  •  24. Oktober 2012
Katalog-Nr.: 8.572987 / EAN: 747313298778

Das Vaterunser ist das Gebet der Gebete. Von Jesus Christus selbst soll es laut Bibeltext stammen, und daher ist es jedem Christen auf der Welt bekannt. Es dürfte damit eines der weltweit am meisten verbreiteten Gebete sein, wenn nicht das am meisten verbreitete überhaupt.
Es nimmt daher nicht Wunder, dass sich quer durch die kunstgeschichtlichen Epochen immer wieder Vertonungen des gesamten Gebets oder von einzelnen seiner Textbestandteile ergeben haben. Das reicht von der gregorianischen „Urfassung“, die nur in leichter melodischer Vereinfachung auch heute noch im Gottesdienst gesungen wird, bis hin zu im direkten Vergleich ziemlich aktuellen Fassungen aus dem 20. Jahrhundert.

C. Nancarrow - late and unknown - works on rolls
Ampico Player Piano

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Conlon Nancarrow - late and unknown: works on rolls

Genie oder Scharlatan - ein akustischer Einblick in die durchgeknallte Musikwelt des Conlon Nancarrow

von Rainer Aschemeier  •  22. Oktober 2012
Katalog-Nr.: WER 6754 2 / EAN: 4010228675429

Diese CD zieht einen von Beginn an in ihren Bann: Sie leitet direkt in die auch heute noch ziemlich durchgeknallt wirkende musikalische Welt des Conlon Nancarrow. Heute gilt der einerseits als einer der maßgeblichen Pioniere der globalen Musikmoderne, andererseits aber auch als singulärer Ausnahmefall der Musikgeschichte. War Nancarrow ein Genie, wie György Ligeti meinte? Oder war er, wie die Musikwissenschaft bis in die 1990er-Jahre sich noch ziemlich einig war, ein zwar interessanter, aber im Wesentlichen dilettantischer Komponisten-Scharlatan?

L. Spohr & G. Onslow - Klaviersonaten
Howard Shelley

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Louis Spohr & Georges Onslow - Klaviermusik

Reizvolle, aber etwas arg brav geratene Retrospektive

von Rainer Aschemeier  •  20. Oktober 2012
Katalog-Nr.: CDA67947 / EAN: 034571179476

Der von Tonmeister Ben Connellan für meinen Geschmack etwas flach und höhenarm angelegte Sound ist meines Erachtens der größte Kritikpunkt an dieser Produktion, die manchmal den Charme von musikalischer Archivarsverzückung in sich trägt, aber im Endeffekt durchaus ihre Qualitäten hat.

A. Kraft, C. Stamitz & A. Wranitzky - Cellokonzerte
Prager Kammerorchester; Michal Kaňka (Cello)

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Anton Kraft, Carl Stamitz & Anton Wranitzky - Cellokonzerte

Aus Böhmen kommt die Musik...

von Rainer Aschemeier  •  17. Oktober 2012
Katalog-Nr.: SU 4108-2 / EAN: 099925410827

Bei dem ehemaligen Nationallabel Tschechiens, der renommierten Plattenfirma Supraphon, erschien unlängst eine sehr interessante Zusammenstellung von Cellokonzerten tschechischstämmiger Komponisten, die aber samt und sonders im deutschsprachigen Raum wirkten. Anton Kraft war ein Hansdampf in allen Gassen, könnte man sagen, muss ein sehr umtriebiger und rühriger Musiker gewesen sein, sodass er nicht nur Erster Cellist und Barytonist am Hofe des Grafen Esterházy wurde, sondern im Laufe seiner langen Karriere auch die drei Genies seines Jahrhunderts kennenlernte und mit ihnen zusammen musizierte: Haydn, Mozart und Beethoven.
Ein Mozart-Intimus war auch Anton Wranitzky, den fleißige Mozart-Biographie-Leser als einen der begabtesten Schüler des Wiener Genius kennen. Er schrieb nach seiner Ausbildung bei Mozart vor allem Violinkonzerte – und rätselhafterweise ein einziges Cellokonzert. Auf dieser CD ist es vertreten.

Dragon Rhyme
The Hartt School Wind Ensemble - G. Adsit

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Dragon Rhyme - Musik von Jennifer Higdon, Kurt Weill und Chen Yi

Hervorragende neue CD aus der Reihe "Wind Band Classics"

von Rainer Aschemeier  •  15. Oktober 2012
Katalog-Nr.: 8.572889 / EAN: 747313288977

Eine in allen Belangen wahrlich exzellente neue CD ist jüngst in der Serie „Wind Band Classics“ bei Naxos erschienen. Sie beinhaltet drei Stücke für Blasorchester, zum Teil mit Soloinstrumenten. Alle drei Stücke sind in unterschiedlichem Ausmaß der modernen Musik zuzuordnen.
Eröffnet wird das Programm von dem Sopransaxophonkonzert der von uns immer wieder gern ob ihrer sehr überzeugenden Kompositionsweise gelobten US-Amerikanerin Jennifer Higdon. Higdon gehört in den USA zu den inzwischen etablierten und höchstdotierten Komponistinnen der Gegenwart – und es ist eine Schande, dass sich der deutsche „Kulturbetrieb“ so vehement gegen so hervorragende Komponistenpersönlichkeiten wie sie oder auch ihre Kollegin Libby Larsen verschließt.

Der Herbst ist da!

Zeit für neue CDs mit Musik von Jean Sibelius...

von Rainer Aschemeier  •  13. Oktober 2012

Sibelius-Denkmal Helsinki im Herbst; Bildquelle: wikipedia. Foto: Ralf Roletschek.

Pünktlich zu den ersten Nebeltagen des bislang so gar nicht goldenen Oktobers gibt es Futter für die Fans der nordischen Musik des Finnen Jean Sibelius. Da dürften manche Augenbrauen nach oben schnellen: Es gibt viel zu entdecken, unter anderem eine der letzten Aufnahmen eines Altmeisters vor dessen Karriereende – ...und die eines Ur-Uraltmeisters!

F. Delius - Appalachia / Sea Drift
The Florida Orchestra - S. Sanderling

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Frederick Delius - Appalachia / Sea Drift

mega-unbekannte Delius-Orchesterwerke mit Chor

von Rainer Aschemeier  •  11. Oktober 2012
Katalog-Nr.: 8.572764 / EAN: 747313276479

Frederick Delius ist eine interessante Figur: In Großbritannien wird er – ähnlich wie Edward Elgar – als eine Art musikalischer Nationalheiliger gefeiert, als einer, der die britische Kunstmusik des 19. Jahrhunderts nicht nur maßgeblich mit beeinflusste, sondern vielmehr nachgerade aus der Taufe hob. Hierzulande ist von ihm nicht viel mehr bekannt als seine lautmalerische Komposition „On Hearing the First Cuckoo in Spring“.
Dabei hätten auch wir Grund genug, uns mit Frederick Delius zu beschäftigen. Delius war nämlich nicht nur Sohn deutscher Emigranten und sprach Zeit seines Lebens neben Englisch auch perfekt Deutsch, er war zudem auch als Literaturübersetzer tätig und übersetzte unter anderem eine Biographie eines farbigen US-amerikanischen Ex-Sklaven für den deutschen Buchmarkt.

R. Strauss - Eine Alpensinfonie / symph. Fantasie aus "Die Frau ohne Schatten"
São Paulo Symphony Orchestra - F. Shipway

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Richard Strauss - Eine Alpensinfonie + symphonische Fantasie aus "Die Frau ohne Schatten"

Umwerfend! Die vielleicht bislang beste Orchesterproduktion des laufenden Jahres!

von Rainer Aschemeier  •  8. Oktober 2012
Katalog-Nr.: BIS-1950 SACD / EAN: 7318599919508

Die Geschichte des Dirigenten erinnert mich persönlich ein wenig an die seines Berufskollegen Stanisław Skrowaczewski: Jahrzehntelang wurde er mit Missachtung gestraft, fristete ein künstlerisches Dasein als Chefdirigent obskurer, hierzulande kaum bekannter Orchester und legte – wenn überhaupt – gerade mal zwei Handvoll CD-Aufnahmen auf noch obskureren CD-Labels vor (in Shipways Fall war dies unter anderem eine CD-Produktionsfirma mit dem schönen Namen „Sonia“).
Nun, im hohen Alter, erkennt man plötzlich die herausragende Klasse dieser im Livebetrieb schon lange etablierten Dirigentenpersönlichkeiten. Nun beeilt man sich, mit ihnen Studioaufnahmen einzuspielen, bevor das Karriereende absehbar wird.

Fugenbrücke - Konrad Lang / Ludwig van Beethoven
Katharina Deserno (Cello) und Nenad Lečič (Klavier)

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"Fugenbrücke" - Werke für Violoncello und Klavier von Konrad Lang & Ludwig van Beethoven

Eine der ungewöhnlichsten Komponistenbiografien der letzten Jahre

von Rainer Aschemeier  •  6. Oktober 2012
Katalog-Nr.: KAL 6315-2 / EAN: 4260164631526

Die vorliegende CD „Fugenbrücke“ stellt drei Werke Konrad Langs von Violoncello und Klavier aus den Jahren 2002, 2007 und 2011 vor. Dazu kommt die härteste „Konkurrenz“, die sich ein Komponist überhaupt nur vorstellen kann: Beethoven!
Dessen Cellosonate op. 102 Nr. 2 zählt gemeinhin zu den größten Errungenschaften, die für die Besetzung Cello/Klavier überhaupt geschrieben wurden. Verblassen da die Stücke Langs nicht zur Nullnummer?

A. Dvořák - "Silent Woods" - Musik für Cello und Klavier
C. Poltéra (Cello), K. Stott (Klavier)

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Antonin Dvořák - Musik für Violoncello und Klavier

Werkschau jenseits des weltberühmten Cellokonzerts

von Rainer Aschemeier  •  3. Oktober 2012
Katalog-Nr.: BIS-1947 / EAN: 7318599919478

Es ist einfach sehr, sehr interessant Dvořák auf dem Pfad nachzuspüren, den dieser sozusagen rund um sein weltberühmtes Cellokonzert gelegt hat. Dvořák war bekanntlich zunächst kein begeisterter Cello-Liebhaber. Er hielt das Instrument gleichermaßen für „nasal“ und „grummelnd“. Erst das Spiel des mit ihm befreundeten Cellisten Alois Neruda vermochte ihn zu überzeugen, auch einmal etwas Konzertantes für das Violoncello zu versuchen. Dvořák schenkte der Welt daraufhin sein Cellokonzert, das heutzutage wohl das berühmteste Cellokonzert überhaupt sein dürfte und alljährlich immer und immer wieder in neuen und wiederaufgelegten CD-Einspielungen auf den Markt kommt.

21st century portraits - Shih
Ensemble "Die Reihe" - Georg Fritzsch; National-Sinfonie-Orchester Taiwan - Chien Wen-Pin

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21st century portraits - Shih

Entgegen der "Tradition"?

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2012
Katalog-Nr.: 5111 / EAN: 845221051116

Im Jahr 1974 kam ein 24-jähriger taiwanesischer Musikstudent nach Österreich, um an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst Komposition und Harfe zu studieren – so schreibt es jedenfalls die wikipedia. Sie ist eine der wenigen Quellen, wenn man mehr über Shih herausfinden will – jenen Musikstudenten, der heute zu den interessantesten Komponisten Neuer Musik zählt.
Wer von Shih bislang noch nichts gehört hat, sollte die Schuld nicht bei sich suchen. Gerade einmal eine einzige CD-Veröffentlichung mit Werken Shihs war bis zum Erscheinen dieser hier vorgestellten neuen Retrospektive beim Label capriccio erschienen.

Hommage á Clara Schumann
Katharina Deserno (Cello) & Nenad Lečič

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Hommage á Clara Schumann

Entdeckungen am laufenden Band

von Rainer Aschemeier  •  28. September 2012
Katalog-Nr.: KAL 6317-2 / EAN: 4260164631724

Immer noch wissen viele Klassik-Hörer nicht, dass Clara Schumann neben ihrer weithin bekannten Laufbahn als virtuose Pianistin und natürlich auch als Ehefrau Robert Schumanns auch komponierte. Sie gehört zu den dramatischsten Episoden im Leben der Schumanns: Die Zeit, in der sich Clara Robert zuliebe von der Komposition abwandte und fortan eher ein Schattendasein neben ihrem Ehemann führen sollte.
Man kann an dieser Situation aus heutiger Zeit viel herumkriteln. Hätte Robert Schumann seine hoch begabte junge Frau nicht eher ermuntern sollen, statt sie dazu zu drängen, das Komponieren aufzugeben?

R. Vaughan Williams - Early and Late Works
Royal Scottish National Orchestra - M. Yates

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Ralph Vaughan Williams - Early and Late Works

Teils sensationelle Weltersteinspielungen rarer Früh- und (!) Spätwerke

von Rainer Aschemeier  •  26. September 2012
Katalog-Nr.: CDLX 7289 / EAN: 76587728922

Wie regelmäßige Leser von www.the-listener.de bereits wissen, hatte Ralph Vaughan Williams nach seinem Studium bei Maurice Ravel und der daraus resultierenden Verbesserung seiner Orchestrierungskünste höchstselbst ein Aufführungs- und Publikationsverbot über die meisten seiner frühen Orchesterwerke verhängt. Erst kurz vor ihrem Tod im Jahr 2007 hatte Ursula Vaughan Williams, die Witwe des Komponisten, dieses Publikations- und Aufführungsverbot aufgehoben.
Seitdem strömen in schöner Regelmäßigkeit herrliche CD-Einspielungen auf den Klassikmarkt, die uns mit den zum Teil sehr sehr reizvollen orchestralen Frühwerken Ralph Vaughan Williams‘ bekannt machen.

P. I. Tschaikowksy - Sinfonien Nr. 1-3
London Symphony Orchestra - V. Gergiev

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky - Sinfonien Nr. 1-3

Gergievs Londoner Früh-Tschaikowsky - eine Edition mit vielen Qualitäten!

von Rainer Aschemeier  •  24. September 2012
Katalog-Nr.: LSO0710 / EAN: 822231171027

So ziemlich jedes Orchester von Weltrang hat ja heutzutage sein eigenes CD-Label. Das London Symphony Orchestra war nicht nur eines der ersten Ensembles, die mit ihrer eigenen Veröffentlichungsreihe auf den Markt drängten, die CDs, die dabei herauskamen, gehören vielmehr bis heute auch zu den besten Ergebnissen dieses Trends zur Selbstvermarktung im Orchestersektor.
Dass hohe Qualität in diesem Business nicht selbstverständlich ist, zeigt sich allein schon dadurch, dass viele Sammler von vornherein abwinken, wenn es um Aufnahmen orchestereigener Labels geht. Das verbreitete Vorurteil: Der Sound stimmt oft nicht, die Interpretationen sind selten wirklich gut, und die meisten der eingespielten Werke gibt es anderswo oft einfach in deutlich besseren Versionen.

"Il viaggio"
Marianna Shirinyan

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Marianna Shirinyan - "Il Viaggio"

Musik von Franz Liszt, Alban Berg, Wolfgang Amadeus Mozart und Tigran Mansurian

von Rainer Aschemeier  •  22. September 2012
Katalog-Nr.: SM 173 / EAN: 4260123641733

Die armenischstämmige Pianistin Marianna Shirinyan ist einigen Sammlern vielleicht bereits von ihren Kammermusikaufnahmen bei EMI Classics bekannt. Dort hatte sie zusammen mit der norwegischen Stargeigerin Vilde Frang und dem Cellisten Andreas Brantelid ein Chopin-Album aufgenommen.
Für ihr erstes Recital-Album scheint sich die majorlabelerfahrene Künstlerin aber gedacht zu haben: Lieber eine Nummer kleiner, dafür auch lieber etwas feiner. Und was gibt es derzeit Feineres, als das bayerische Mini-Label „Solo Musica“!

"Wartime Music" Vol. 1 - Mjaskowski
St. Petersburg State Academic Symphony Orchestra - A. Titov

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Nikolai Mjaskowski - Sinfonien Nr. 22, op. 54 + 23, op. 56

Leider etwas wackelige Darbietung zweier wichtiger sinfonischer Werke

von Rainer Aschemeier  •  20. September 2012
Katalog-Nr.: NF/PMA 9966 / EAN: 4607053328677

Eine ziemlich spannende CD-Reihe wurde in diesem Jahr vom russischen CD-Label „Northern Flowers“ begonnen, das sich hauptsächlich um Veröffentlichungen rund um die Komponistenelite der Musikstadt St. Petersburg bemüht.
Mit „Wartime Music Vol. 1“ landete das Label dann auch gleich einen veritablen Volltreffer, indem es die 22. und 23. Sinfonie des großartigen russischen Sinfonikers Nikolai Mjaskowski veröffentlichte. Mjaskowski erfreut sich einer kleinen, aber hartnäckigen Anhängerschaft. Der Prokoffjew-Freund und Schostakowitsch-Zeitgenosse schrieb insgesamt 27 Sinfonien und zusätzlich noch drei kleinere Werke, die er jeweils als „Sinfonietta“ bezeichnete.

"O lieb, so lang Du lieben kannst"
R. de Waal (Klavier), M. van den Akker (Mezzosopran)

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Rian de Waal & Marion van den Akker - "O lieb, so lang du lieben kannst"

Die dritte CD, die sich dem künstlerischen Nachlass des Pianisten Rian de Waal widmet

von Rainer Aschemeier  •  18. September 2012
Katalog-Nr.: --- / EAN: 723385041252

Die CD enthält Aufnahmen aus den Jahren 2004 bis 2010, aufgenommen in der concertboerderij Valthermond, dem selbst gewählten künstlerischen Domizil Rian den Waals und seiner Lebensgefährtin Marion van den Akker.
Es ist wenig bekannt, dass Rian de Waal auch Liedbegleiter war. Zumeist trat er als virtuoser Solopianist in Erscheinung und widmete sich in dieser Funktion bevorzugt dem romantischen bis spätromantischen Repertoire.

A. Casella - Orchesterwerke
Orchestra Sinfonica di Roma - F. La Vecchia

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Alfredo Casella - Suite C-Dur op. 13 / Pagine di guerra, op. 25bis / Konzert für Orchester, op. 61

Das Weltersteinspielungskuriosum

von Rainer Aschemeier  •  16. September 2012
Katalog-Nr.: 8.573004 / EAN: 74731330047

Etwas recht Kurioses ist kürzlich passiert: Nachdem mehr als fünfzig Jahre lang keine Plattenfirma weit und breit auf die Idee gekommen war, Alfredo Casellas bedeutendes Orchesterwerk „Konzert für Orchester“ aus dem Jahr 1937 auf Tonträger einzuspielen, sind nun innerhalb weniger Monate gleich zwei Aufnahmen des Stücks von zwei verschiedenen Labels auf den Markt gekommen – und beide rühmen sich, die „Weltersteinspielung“ zu sein.

S. Rachmaninoff - Sinfonie Nr. 2 / L. Bernstein - Candide-Overture
Philharmonia Orchestra / London Symphony Orchestra - E. Swetlanow

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Sergej Rachmaninoff - Sinfonie Nr. 2 / Leonard Berstein - "Candide"-Overture

Swetlanow in London

von Rainer Aschemeier  •  14. September 2012
Katalog-Nr.: ICAC 5078 / EAN: 5060244550780

Keine Frage: Diese CD ist ohne jeden Zweifel eine der aufsehenerregendsten Archiventdeckungen der letzten Jahre. Rachmaninoff-Sammler dürfen sie ebenso wenig verpassen, wie die eingangs erwähnte neue Referenzeinspielung des Royal Philharmonic Orchestra, die im letzten Jahr erschien. Und ja, auch „Neueinsteiger“ in das Werk Rachmaninoffs sind mit dieser CD sehr gut bedient – auch, wenn sie die erwähnten Eigenmächtigkeiten Swetlanows enthält.

Radio - someone still loves youuuuu...

Von the-listener.de rezensierte CDs nun auch zum Nachhören!

von Rainer Aschemeier  •  13. September 2012

Erstmals seit seinem Beginn vor neun Jahren macht the-listener.de seinem Namen volle Ehre: Alle CDs, die auf unserer Startseite hier rechts in der Rezensionsspalte zu sehen sind, können Sie nun in Auszügen auch anhören!
In Kooperation mit laut.fm haben wir einfach unser eigenes, für alle Nutzer komplett kostenloses webradio ins Leben gerufen: laut.fm/the-listener.
Damit dürfte the-listener.de das derzeit einzige deutschsprachige Klassikrezensionsportal im Netz sein, das seinen Nutzern nicht nur fundierte Rezensionen anbietet, sondern auch die Möglichkeit, das, worüber man gerade noch gelesen hat, gleich probezuhören zu können – und das in hoher Stream-Qualität, technisch unkompliziert, und selbst auf externen Endgeräten nutzbar – natürlich auch als App für IPad, IPhone und co.

"Momentum" - Nordische Cellokonzerte
New Music Orchestra - S. Bywalec; J. Kullberg (Cello)

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Per Nørgård, Arne Nordheim & Kaija Saariaho - Cellokonzerte

Eine anspruchsvolle CD

von Rainer Aschemeier  •  12. September 2012
Katalog-Nr.: ACD5075 / EAN: 7044581350751

Eine mutige CD erschien unlängst beim norwegischen Label für Neue Musik: Aurora Music. Mutig ist sie deshalb, weil es sich bei ihr um eine Zusammenstellung von Cellokonzerten aus den letzten Jahren handelt, die allesamt als nicht leicht verdaulich charakterisiert werden können.
Die hier vorgestellten Konzerte von den Altveteranen der nordischen Komponistenelite, Per Nørgård und Arne Nordheim, sowie von der neben Einojuhani Rautavaara wohl prominentesten Stimme der finnischen Neuen Musik, nämlich Kaija Saariaho, sind in der Tat nichts für Leute, die mal locker-flockig in die Neue Musik-Szene hinein schnuppern wollen. Im Gegenteil: Diese drei Cellokonzerte haben hohen Anspruch und wenden sich an ein selbst anspruchsvolles Publikum.

"Harry our King"
Capella de la Torre - K. Bäuml; C. Daniels (Tenor)

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Harry our King - Musik für Henry VIII. Tudor

Der musikalische König

von Rainer Aschemeier  •  10. September 2012
Katalog-Nr.: CD-16292 / EAN: 4032324162924

Der eigentliche Star der Einspielung ist jedoch die reich besetzte Bläserabteilung der Capella de la Torre. In seltener Klangpracht hört man hier Schalmei, Pommer, Dulzian und Zink – alles Blasinstrumente des 16. Jahrhunderts, die in dieser Zusammensetzung damals wie heute alles andere als alltäglich sind.
Man muss sich das einmal vor Augen führen: Um eine so reichhaltig besetzte Musikgruppierung hören zu können, musste man vor gut vierhundert Jahren König sein! Heute reicht dazu der Kauf dieser CD. Was für einen Luxus wir heute erleben dürfen!

S. Pohjola - Sinfonien Nr. 1 & 2
Finnisches Radio-Sinfonie-Orchester - S. Oramo

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Seppo Pohjola - Sinfonien Nr. 1 & 2

Entdeckenswerte sinfonische Neuheiten aus Finnland

von Rainer Aschemeier  •  7. September 2012
Katalog-Nr.: ABCD 339 / EAN: 6417513103397

Vor allem Pohjohlas erste Sinfonie aus dem Jahr 2002 trägt viel vom Geist Paul Hindemiths in sich – und das ist durchaus als Kompliment gemeint! Das Stück fußt auf einer persönlichen Tragödie im Leben des Komponisten, nämlich dem plötzlichen Tod seiner beiden Brüder. Ihnen ist die klassisch viersätzig gehaltene Sinfonie gewidmet.
Das Stück scheint auch inhaltlich eine Trauerarbeit zu sein.

Latin American Classics
Orquesta Sinfónica de Venezuela - Th. Kuchar

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Latin American Classics

Die Rückkehr! Nach über vier Jahren endlich wieder ein "Lebenszeichen" von Theodore Kuchar

von Rainer Aschemeier  •  3. September 2012
Katalog-Nr.: 9262 / EAN: 5029365926225

Diese CD markiert die Rückkehr eines der interessantesten Dirigenten der letzten 20 Jahre. Ich hatte schon befürchtet, man würde gar nichts mehr von ihm hören, doch hier ist er wieder: Thedore Kuchar!
Der ukrainisch-amerikanische Musiker wurde 1960 in New York City geboren und begann seine Karriere als Bratschist. In diesem Sektor brachte er es bis zum ersten Bratschisten des renommierten Cleveland Orchestra und baute sich nebenbei eine eindrucksvolle als Dirigent auf.

H. Villa-Lobos - Sinfonien Nr. 6 & 7
São Paulo Symphony Orchestra - I. Karabtchevsky

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Heitor Villa-Lobos - Sinfonien Nr. 6 "On the Outline of the Mountains of Brazil" & 7

Grandioser Villa-Lobos aus São Paulo!

von Rainer Aschemeier  •  1. September 2012
Katalog-Nr.: 8.573043 / EAN: 747313304370

Bereits in den 1990er-Jahren hatte das SWR-Sinfonieorchester unter der Leitung des texanischen Dirigenten Carl St. Clair eine Gesamteinspielung der famosen Sinfonien des brasilianischen Vaters der Musikmoderne – Heitor Villa-Lobos – begonnen, die seinerzeit viel Aufmerksamkeit erregte, so auch bei uns (siehe hier).
Leider war jene Edition nicht in allen Belangen zufriedenstellend, denn neben den fransenden Streichern des SWR-Orchesters und dem nicht so ganz zufriedenstellenden Sound der CDs, gab es da noch irgendetwas Anderes, was zumindest mir den Zugang zu der St. Clair-Einspielung der Villa-Lobos-Sinfonien immer erschwert hat. Was dieses „Andere“ war, fällt mir nun wie Schuppen von den Augen, nachdem Naxos die erste CD in seiner ambitionierten Reihe der Gesamteinspielung von Villa-Lobos-Sinfonien aufgelegt hat.

H. Berlioz - Symphonie Fantastique / Le Corsaire (Ouvertüre)
Orchestre National de Lyon - L. Slatkin

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Hector Berlioz - Symphonie fantastique / Le corsaire

Leonard Slatkins furioser Auftakt in Lyon

von Rainer Aschemeier  •  29. August 2012
Katalog-Nr.: 8.572886 / EAN: 74731328867

Einspielungen der „Symphonie fantastique“ sind Legion auf dem internationalen CD-Markt. Umso erstaunlicher eigentlich, dass es bei uns auf www.the-listener.de in den immerhin neun Jahren, die wir inzwischen im www unterwegs sind, bislang noch nie eine Rezension einer Einspielung des Stücks gegeben hat.
Ändern wir das also jetzt mal, und zwar mit einer Aufnahme, die zweifellos ein Bestseller werden wird.

"Dramma"
La Magnifica Comunità; S. Kermes (Sopran)

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Simone Kermes - "Dramma"

So macht "Hochglanz-Klassik" Spaß!

von Rainer Aschemeier  •  27. August 2012
Katalog-Nr.: 88691963952 / EAN: 886919639520

Eine wunderschöne CD ist jüngst beim etablierten Sony Classics-Label erschienen. Sie heißt „Dramma“ und ist die neueste Recital-Produktion der Sopranistin Simone Kermes, die bei Sony bereits ein paar sehr erfolgreiche Produktionen dieses Typs vorgelegt hat.
Bevor man diese neue vorschnell in die Schublade „Hochglanz-Klassik“ für den Massenmarkt steckt, sollte man unbedingt genauer hinschauen und vor allem… reinhören!

E. Bloch - Schelomo, From Jewish Life, Voice in the Wilderness / M. Bruch - Kol Nidrei
BBC Scottish Symphony Orchestra - I. Volkov; N. Clein (Cello)

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Ernst Bloch / Max Bruch - Orchestermusik mit obligatem Violoncello

Bloch und Bruch in selten dagewesener Klangfülle

von Rainer Aschemeier  •  24. August 2012
Katalog-Nr.: CDA67910 / EAN: 034571179100

Auch Cellistin Natalie Clein trägt mit ihrem ungewöhnlich tiefen, sonoren und warmen Celloklang dick auf, indem sie lange Parts ihres Solovortrags in flirrendes Vibrato taucht.
Keine Frage: Auf dieser CD ist Bloch noch durch und durch ein Spätromantiker alter Schule, hier darf er’s sein. Es gibt andere Einspielungen, die Bloch näher an die Expressionisten rücken, mit Vibrato eher geizen, die Ecken und Kanten dieser Musik betonen. Diese Hyperion-CD gehört nicht dazu. Den Exotismus der Musik betonender, grenzenloser Schönklang ist hier das Programm.

W. A. Mozart - Konzerte für zwei und drei Klaviere
Litauisches Kammerorchester - S. Sondeckis; T. Nikolayeva, N. Lugansky, E. Virsaladze (Klavier)

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Wolfgang Amadeus Mozart - Konzerte für zwei und drei Klaviere

Eine historische Einspielung mit wunderschönem Klang und grandioser Interpretation, die Ihresgleichen sucht!

von Rainer Aschemeier  •  21. August 2012
Katalog-Nr.: MEL CD 10 01984 / EAN: 4600317119844

In der UdSSR gab es immer eine lebendige Mozart-Tradition. Man denke nur (als wohl herausragendes Highlight) an die famose Einspielung der Sinfonia Concertante von David und Igor Oistrakh mit den Moskauer Philharmonikern unter Kyrill Kondraschin. Diese (meiner Meinung nach auch Oistrakhs späterer EMI-Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern) hoch überlegene Aufnahme ist wohl einer der Gipfelpunkte der internationalen Mozart-Rezeption – ...aller Zeiten! Nun gab es aber auch noch einige andere herausragende Mozart-Spezialisten in der riesigen Sowjetunion…

P. I. Tschaikowsky - Ballettsuiten
Philharmonisches Orchester Wolgograd - E. Serov

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky - Ballettsuiten zu "Dornröschen" und "Schwanensee"

Wiederveröffentlichung einer Spitzenklasse-Einspielung von vor 19 Jahren

von Rainer Aschemeier  •  19. August 2012
Katalog-Nr.: ES2015 / EAN: 4015372820152

Dass diese Aufnahme so viel Charakter und Herzblut mitbringt, ist sicherlich auch das Verdienst Edward Erovs, der sein Orchester mit zwar ungewöhnlich langsamen Tempi, dafür aber sehr dynamisch durch die Untiefen des Tschaikowskyschen Ballettschaffens führt.
In meinen Augen ist diese Einspielung von 1993 heute so attraktiv, wie vor 19 Jahren und hat nichts, aber auch gar nichts von ihrem zeitlosen Reiz und vor allem von ihrem sensationell hoch aufgelösten HiFi-Sound eingebüßt.

"But Not Forgotten" - Musik afro- amerikanischer Komponisten
M. Eley (Klarinette) / L. DeSa (Klavier)

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"But Not Forgotten" - Musik afroamerikanischer Komponisten

Überraschungen am laufenden Band

von Rainer Aschemeier  •  17. August 2012
Katalog-Nr.: DSL-92156 / 053479215628

Ein Hauch von Dèja-vu-Effekt stellte sich bei mir unlängst ein, als ich die neueste CD des hochklassigen Sono Luminus-Labels (ehemals bekannt als „Dorian“) auf den Schreibtisch bekam. Mit „But Not Forgotten“ legt Klarinettist Marcus Eley zusammen mit seiner Duettpartnerin Lucerne DeSa eine hochklassige Anthologie US-amerikanischer Musik für Klarinette und Klavier vor – und eben das, gab es auch im August 2011 aus dem Hause Sono Luminus (damalige Rezension siehe hier).

P. Mennin - "Moby Dick" / Sinfonie Nr. 3 / Sinfonie Nr. 7
Seattle Symphony - G. Schwarz

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P. Mennin - Concertato for Orchestra "Moby Dick" / Sinfonie Nr. 3 / Sinfonie Nr. 7 "Variation Symphony"

"Ausgrabung" aus dem Keller der gemäßigten US-Musikmoderne

von Rainer Aschemeier  •  15. August 2012
Katalog-Nr.: 8.559718 / EAN: 636943971826

Peter Mennin gehört zur gleichen Generation wie einige der herausragenden und weltweit anerkannten Größen der klassischen US-Musikmoderne, so etwa William Schuman oder Elliott Carter. Im Gegensatz zu diesen vermochte oder wollte Mennin es aber nicht, radikale Neuerungen in der Musik zu akzeptieren oder gar selbst mitzuentwickeln.
Sein Stil blieb durchwegs spätromantisch, auch wenn er sich gelegntlich an den Grenzen der Tonalität rieb und mit einem Bein im Expressionismus zu stehen schien.

Two Lutes - Lautenduette aus Englands "Goldenem Zeitalter"
R. McFarlane & W. Simms

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Two Lutes - Lautenduette aus Englands "Goldenem Zeitalter"

Für Einsteiger und Fachleute gleichermaßen ein Genuss

von Rainer Aschemeier  •  13. August 2012
Katalog-Nr.: DSL-92155 / EAN: 053479215529

Ronn McFarlane, der einst Rockgitarrist war, bevor er sich für die Laute entschied hat zweifellos ein „Händchen“ dafür, wie man den Publikumsgeschmack bedient. Und auch diese CD dürfte niemanden enttäuschen, dem einfach nach schlicht schöner und weitestegehend „unanstrengender“ Lautenmusik ist. Aber diesmal haben McFarlane und sein Duettpartner William Simms auch musikhistorisch – zumindest nach meiner Einschätzung – im absolut wasserdichten Milieu gearbeitet. Soll heißen: Selbst ärgste Puristen werden an dieser Produktion kaum Fehl und Tadel finden können.

Early Music Recordings Vol. 1
Ensemble Unicorn

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Early Music Recordings of: Ensemble Unicorn; Vol. 1

Einer der herausragenden Glücksmomente des laufenden Veröffentlichungsjahrs

von Rainer Aschemeier  •  11. August 2012
Katalog-Nr.: 8.505230 / EAN: 747313523030

Das Ensemble Unicorn ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Musikgeschichte wieder zu Musikpraxis wird. Und spätestens wenn man sich dabei ertappt, wie man plötzlich im Alltag über 600 Jahre alte Melodien vor sich hin pfeift, merkt man: Diese Gruppe ist etwas Besonderes. Die machen Musik nicht für verkopfte Eigenbrödler, sondern die machen Musik aus Freude an dem Lebensgefühl, dass diese zeitlos vermitteln kann. Das ist aller Ehren wert!

R. Vaughan Williams - Konzert für zwei Klaviere / Sinfonie Nr. 5
Musikkollegium Winterthur - D. Boyd, Duo Tal & Groethuysen (Klavier)

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Ralph Vaughan Williams - Konzert für zwei Klaviere / Sinfonie Nr. 5

Kurioser Schweizer Vaughan Williams - eine CD, die Rätsel aufgibt...

von Rainer Aschemeier  •  9. August 2012
Katalog-Nr.: 88725423112 / EAN: 887254231127

Merkwürdige Dinge gehen vor im schweizerischen Winterthur. Anno 2009 wurde dem dort ansässigen, bereits 1629 (!) gegründeten Orchester „Musikkollegium Winterthur“ ein schottischer Chefdirigent verordnet – und nun fängt eben dieser an, auch noch Musik von den britischen Inseln zu importieren!
Geschmack hat er allerdings, dieser Douglas Boyd – das muss man ihm lassen! Das Konzert für zwei Klaviere von Ralph Vaughan Williams, gepaart mit dessen fünfter Sinfonie – das ist ein wirklich tolles CD-Programm…
...das es so allerdings schon ein paar Mal gab.

C. Saint-Saëns - Der Karneval der Tiere / M. Ravel - Ma mère l'oye
Duo La Lueur (Klavier); Helmut Thiele (Erzähler)

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Camille Saint-Saëns - Der Karneval der Tiere / Maurice Ravel - Ma mère l'oye

Für Rasselbanden und Tagträumer

von Rainer Aschemeier  •  7. August 2012
Katalog-Nr.: KAL 6320-2 / EAN: 4260164632028

Saint-Saëns hat seiner anarchischen Tierkarneval-Komposition, die der sonst so formstrenge Franzose zeit seines Lebens unter Verschluss hielt und nur für Privataufführungen freigab, keinen Text beigefügt. Trotzdem sind viele Versionen mit Text erhältlich, die sich in den meisten Fällen dezidiert an Kinder richten.
So ist es auch hier. „Der Karneval der Tiere“ (merkwürdig übrigens, dass Kaleidos diesen Werktitel auf der CD in deutscher Übersetzung angibt, während man bei dem Ravel-Stück beim französischen Titel bleibt) erklingt hier in Kombination mit einer „tierischen Geschichte“ (so die Angabe auf der CD) von Heiner Eckels, Honorarprofessor an der Musikhochschule Detmold und Autor poetischer Lyrik.

R. Vaughan Williams - Archive Recordings
diverse Interpreten

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Ralph Vaughan Williams - "On Wenlock Edge", "Merciless Beauty", "Prelude on Three Welsh Hymn Tunes", "Five Tudor Portraits"

Historisches für Jäger und Sammler von den Gralshütern der Ralph Vaughan Williams-Society

von Rainer Aschemeier  •  5. August 2012
Katalog-Nr.: ALBCD014 / EAN: 5060158190140

Das Remastering eigentlich aller hier vertretenen Aufnahmen bleibt meines Erachtens unter seinen Möglichkeiten. Wie hervorragend alte Aufnahmen klingen können, führen uns andere Labels regelmäßig vor Ohren. Bei Albion Records hingegen hat man sich für „Methode Holzhammer“ entschieden und hat die hohen Frequenzen stark gedeckelt – wohl um sowohl das charakteristische Knacksen alter Schellack-Platten als auch Bandrauschen zu unterdrücken. Dass so etwas heutzutage auch sehr viel eleganter geregelt werden kann, hat sich wohl noch nicht bis zur Ralph Vaughan Williams-Society herumgesprochen.

The Eton Choirbook
Tonus Peregrinus

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Music From The Eton Choirbook

"Freudvoller Lärm"

von Rainer Aschemeier  •  3. August 2012
Katalog-Nr.: 8.572840 / EAN: 74731328407

„Die Franzosen singen, die Italiener trillern, die Deutschen jammern und die Engländer veranstalten freudvollen Lärm!“
So lautet ein 500 Jahre altes Sprichwort, das sich auf das „Eton Choirbook“ bezieht – eine der größten und wohl auch großartigsten Manuskriptsammlungen aus dem vorreformatorischen England. Aus heutiger Sicht würde man es wohl kaum als „Krach“ oder „Lärm“ bezeichnen, was das Vokalensemble Tonus Peregrinus hier auf CD gebannt hat. Es lässt Musik wieder lebendig und hörbar werden, die – das muss man sich einmal vor Augen halten – immerhin ein halbes Jahrtausend (!) auf dem Buckel hat.

M. Ravel / E. Bloch / L. Janáček - Musik für Violine und Klavier
C. Åstrand (Geige), P. Salo (Klavier)

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Maurice Ravel / Ernest Bloch / Leoš Janáček - Musik für Violine und Klavier (CD + DVD)

Irrlichternde Kammermusik-Amour fou - Atemberaubend!

von Rainer Aschemeier  •  1. August 2012
Katalog-Nr.: ORC100022 / EAN: 5060189560226

Es gibt Momente auf dieser CD, die so innig, annähernd transzendental schön sind, dass man mit atemloser Spannung vor der HiFi-Anlage verharrt. Vor allem im ersten Satz von Ravels wunderbarer Sonate und in Blochs poème mystique finden sich solche Stellen. Sie zählen mit zum Ergreifendsten und ganz schlicht Großartigsten, was ich nicht nur in diesem Jahr sondern überhaupt jemals in Sachen Kammermusik auf CD gehört habe.

J. Cage - Klaviermusik
G. Simonacci

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John Cage - "One", "One²", "One⁵", "Music for Piano 1-84", "ASLSP"

Cage im Samtgewand

von Rainer Aschemeier  •  30. Juli 2012
Katalog-Nr.: 9263 / EAN: 5029365926324

Giancarlo Simonacci spielt – wie schon bei der hervorragenden letztjährigen Pizzetti-CD – auf einem enorm klangschönen Fazioli-Flügel in der akustisch offenbar bestens disponierten Fazioli-Konzerthalle der italienischen Stadt Sacile. Tonmeister Matteo Costa und Gabriele Robotti haben auch diesmal wieder einen samtig-sahnigen Luxusklang gezaubert, den Giancarlo Simonacci aber auch willig bedient.

F. Mendelssohn Bartholdy - Musik für Cello und Klavier (Gesamteinsp.)
L. Fiorentini (Cello), S. Redaelli (Klavier)

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Felix Mendelssohn Bartholdy - Musik für Cello und Klavier (Gesamteinspielung)

Eine gute Alternative

von Rainer Aschemeier  •  28. Juli 2012
Katalog-Nr.: 94368 / EAN: 5028421943688

Wenn es um die Musik für Cello und Klavier von Felix Mendelssohn Bartholdy geht, gab es für Musikliebhaber bislang eigentlich nur eine richtige Wahl: Die fantastische Einspielung Von Stephen Isserlis und Melvyn Tan von 1994 auf Sony Classics.
Das – so viel sei vorab verraten – gilt auch nach dem Hören der hier vorgestellten CD.
Jedoch gibt es gute Gründe, um nach Alternativen zu suchen

P. I. Tschaikowsky + C. Nielsen - Violinkonzerte
Dänisches Rundfunk-Sinfonie-Orchester - E. G. Jensen; V. Frang (Geige)

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky / Carl Nielsen - Violinkonzerte

Vilde Frang - der neue Star am Geigenhimmel - berechtigt?

von Rainer Aschemeier  •  26. Juli 2012
Katalognr.: 6025702 / EAN: 5099960257024

Auch in Sachen Sound hat sich EMI nicht lumpen lassen. Jan Oldrup – der Mann, der sonst beim dänischen Nationallabel „dacapo“ für kompromisslosen Spitzensound sorgt, hat für EMI sein ganzes Können in die Waagschale geworfen und eine in jeder Hinsicht großartig klingende Aufnahme produziert. Herrlich sonor der Bass, glasklar die Höhen, samtig weich die Streicher und Bläser des Orchesters… einfach grandios! Wenn alle Klassik-CDs klingen würden wie diese, wäre die HiFi-Welt in Ordnung!

J. MacMillan - Veni, Veni, Emmanuel (MacMillan Series Vol.1)
Niederländische Radio-Kammer-Philharmnonie - J. MacMillan

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James MacMillan - Veni, Veni, Emmanuel (Konzert) / "A Deep but Dazzling Darkness" / Í (A Meditation on Iona)/

Die erste CD in challenge classics' ambitioniertem "MacMillan Series"-Projekt

von Rainer Aschemeier  •  24. Juli 2012
Katalog-Nr.: CC72540 / EAN: 608917254020

Nun soll es gar eine ganze CD-Reihe geben, die sich MacMillans Werken widmet, also offenbar so etwas wie eine Art Werkretrospektive auf mehreren CDs. Und dieses Unternehmen startete unlängst ausnahmsweise mal nicht in Großbritannien, sondern auf dem europäischen Festland, genauer gesagt in den Niederlanden. Das für seine hohe Qualität bekannte Label challenge classics eröffnet mit dem hier vorgestellten „Vol. 1“ seine „MacMillan series“. Wie viele CDs sie letzten Endes umfassen wird, werden wir sehen.

J. Massenet - Ballettsuiten
Academy of St. Martin-in-the-Fields

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Jules Massenet - Ballettmusik aus "Le Cid", "Cendrillon" und "Thaïs"

Was Leichtes für Zwischendurch

von Rainer Aschemeier  •  22. Juli 2012
Katalog-Nr.: 94355 / EAN: 5028421943558

Jules Massenet teilt das gleiche Schicksal wie seine Zeitgenossen Ruggiero Leoncavallo und Pietro Mascagni: Sein heutiger Ruhm gründet sich auf eine einzelne Oper – der Rest des kompositorischen Werks wird praktisch nie aufgeführt.
Vielleicht muss man sagen, dass es im Falle Massenets sogar noch ein wenig schlimmer ist, denn er ist nicht wegen einer Oper bekannt, sondern wegen eines einzigen, recht kurzen Zwischenspiels aus einer Oper. Gemeint ist natürlich die auf zahllosen Klassik-Samplern verteretene „Meditation“ aus der Oper „Thaïs“.

B. A. Zimmermann - Cellokonzert, Photoptosis, Tratto II
Sinfonieorchester des SWF / Radio-Symphonie-Orchester Berlin - H. Zender

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Bernd Alois Zimmermann - Cellokonzert, Photoptosis, Tratto II

Exemplarische CD mit zeitlosem Referenzcharakter

von Rainer Aschemeier  •  20. Juli 2012
Katalog-Nr.: WER 6776 2 / EAN: 4010228677621

Anhand dreier Referenzeinspielungen zweier Radiosinfonieorchester der ARD unter der – wie immer großartigen – Leitung des Komponisten und Dirigenten Hans Zender, erklingen die Stücke „Photoptosis“ (neben der Oper „Die Soldaten“ wohl das bekannteste Werk von B. A. Zimmermann), „Tratto II“ sowie das „Concerto pour Violoncelle“.
Die drei Stücke bieten einen guten Einblick in das typische Spätwerk des Komponisten, dessen vornehmliche Eigenart es war, mit sich überlagernden Schichtungen musikalischen Materials zu arbeiten.

L. Spohr - Klarinetten-konzerte 1-4
Orchestre de chambre de Lausanne / P. Meyer

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Louis Spohr - Klarinettenkonzerte (Gesamteinspielung)

von Rainer Aschemeier  •  18. Juli 2012
Katalog-Nr.: ALPHA 605 / EAN: 3760014196058

Im Juli erschien eine ungewöhnlich wichtige Spohr-Veröffentlichung, nämlich eine Gesamteinspielung von dessen Klarinettenkonzerten, die wegen ihres immensen Schwierigkeitsgrades bislang als beinahe unspielbar galten. Es gab bislang deshalb wohl auch nur eine einzige überzeugende Einspielung von zumindest dem zweiten und vierten Klarinettenkonzert – nämlich (wie sollte es anders sein…) von Sabine Meyer und der Academy of St. Martin-in-the-Fields unter der Leitung von Kenneth Sillito auf EMI Classics.
Nun also beschert uns der Dirigent und Klarinettist Paul Meyer (der sich bislang ausschließlich bei den Majorlabels Deutsche Grammophon, RCA Red Seal sowie EMI herumgetrieben hat) eine ambitionierte Gesamtedition der Spohr-Konzerte.

F. Schubert - Sinfonien Nr. 3 & 4 "Tragische"
Tonhalle-Orchester Zürich - D. Zinman

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Franz Schubert - Sinfonien Nr. 3 & 4 "Tragische"

Konkurrenz für Kleiber?

von Rainer Aschemeier  •  16. Juli 2012
EAN: 88691963792 (Die labeleigene Katalog-Nr. ist deckungsgleich mit der EAN)

Ich möchte hier nicht das Schwärmen anfangen, aber hören Sie sich zum Beispiel mal Zinmans Fassung von Mahlers Siebter an oder Beethovens „Eroica“ – das ist Weltspitzensonderspezialklasse, und ich zumindest kenne einfach nichts Besseres.
Nun also legt die schweizerisch-amerikanische Freundschaft die (zumindest laut Info im Booklet) letzte Schubert-CD vor, die somit den Schubert-Zyklus komplettiert, an dem Zinman und seine Schweizer seit 2010 gewerkelt haben. Moment mal! Komplettiert!?

Ch. Graupner - Konzerte und Ouvertüren für Chalumeau
Ars Antiqua Austria - G. Letzbor

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Christoph Graupner - Konzerte und Ouvertüren für Chalumeau

Lebhafte Musik für ein (fast) vergessenes Instrument

von Rainer Aschemeier  •  14. Juli 2012
Katalog-Nr.: CC72539 / EAN: 608917253924

Zu den vielen Instrumenten der Barockzeit, die heute völlig in Vergessenheit geraten sind, gehört wohl auch das Chalumeau. Fragt man selbst versierte Kenner Alter Musik danach, was denn eigentlich ein Chalumeau überhaupt sei, antworten nicht wenige, es sei quasi dasselbe wie die immerhin noch vage aus der Volksmusik bekannte Schalmei. Das stimmt so jedoch nicht!

A. Dvořák - Klaviertrios (Gesamt-Einspielung)
Gould Piano Trio

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Antonin Dvořák - Klaviertrios (Gesamteinspielung)

Erneut eine Großtat aus dem Hause Champs Hill Records

von Rainer Aschemeier  •  13. Juli 2012
Katalog-Nr.: CHRCD034 / EAN: 5060212590350

Es gibt CDs, denen sieht man ihre hochkarätige Besetzung nicht an. Wer kennt hierzulande schon das Gould Trio? Wenn man aber einmal die Namen der drei beteiligten Musiker des Trios auflistet, macht es bei dem einen oder anderen vielleicht schon eher „Klick“: Lucy Gould zum Beispiel, die das Gould Trio 1992 gründete, hat bereits auf Deutsche Grammophon mit dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Thomas Hengelbrock aufgenommen. Zudem hat sie Majorlabel-Einspielungen mit Stargeiger Daniel Hope bestritten.

Seelenvogel
Meininger-Trio

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Meininger-Trio - "Seelenvogel"

Follow-Up zum letztjährigen Jahresbestenlisten-Kandidaten "Voices of the Rainforest"

von Rainer Aschemeier  •  10. Juli 2012
Katalog-Nr.: 60247 / EAN: 885150602478

Nun legt das Meininger-Trio seine neue CD vor, die den Titel „Seelenvogel“ trägt. Das Konzept ist ähnlich, wie jenes der Vorgänger-CD: Es wird moderne Musik für die ungewöhnliche Besetzung Flöte, Klavier und Cello vorgestellt, wobei insbesondere Stücke Berücksichtigung finden, die über programmatische Aspekte erschlossen werden können. Dieser Ansatz zeichnete bereits „Voices of the Rainforest“ aus und machte jene CD auch zur idealen „Einstiegsdroge“ für Neugierige auf die internationale Kammermusik des 20. und vor allem 21. Jahrhunderts.

R. Schumann - Abegg-Variationen / Sonate Nr. 2, op. 22 / Fantasie, op. 17 / Toccata, op. 7
Idil Biret

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Robert Schumann - Abegg-Variationen, zweite Klaviersonate, Fantasie, op. 17, Toccata, op. 7

Faszinierend! Idil Biret und Robert Schumann - zwei Ausnahmepersönlichkeiten im musikalischen Zwiegespräch

von Rainer Aschemeier  •  8. Juli 2012
Katalig-Nr.: 8.571291 / EAN: 747313129171

Seit langem gilt die türkischstämmige Pianistin Idil Biret als eine der fleißigsten und im positiven Sinne „unerschrockensten“ Pianistinnen der internationalen Klassik-Szene. Sie, die einst noch unter Nadia Boulanger, Alfred Cortot und Wilhelm Kempff studierte, könnte es sich eigentlich mit einer Handvoll Standardrepertoire auf den Konzertpodien dieser Welt gemütlich machen. Noch immer gibt sie Konzerte mit den größten Orchestern, mit den größten Dirigenten. Doch Idil Biret gibt sich damit einfach nicht zufrieden.

F. Schubert - Klaviertrios op. 99 & op. 100
Trio Bamberg

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Franz Schubert - Klaviertrios op. 99 D898 & op. 100 D929

Top-Einspielung unter Referenzverdacht

von Rainer Aschemeier  •  6. Juli 2012
Katalog-Nr.: M 56934 / EAN: 4012476569345

In Sachen Schubert-Klaviertrios führt für qualitätsbewusste Interessenten im (physischen oder virtuellen) Plattenladen des Vertrauens der zielsichere Griff seit mehr als zehn Jahren in eine Richtung: Trio Wanderer auf Harmonia Mundi! Etwas anderes gab es in den letzten Jahren praktisch gar nicht, zumindest nicht für diejenigen, die ihren Schubert nicht Beaux-Arts-Trio-mäßig „überromantisiert“ haben wollte, sondern sich darüber bewusst waren und sind, dass Schubert im Herzen bis zuletzt eigentlich ein Wiener Klassiker war und gerade erst den Anfang der Romantiker-Bewegung in der Musik repräsentiert.
All dies könnte sich nun ändern, denn auf dem Kasseler Qualitätslabel musicaphon ist unlängst eine glänzende Einspielung des Trio Bamberg erschienen, die der des Trio Wanderer einiges entgegenzusetzen hat.

G. Bizet - Orchestermusik (Gesamt-Einspielung)
Orquestra Filarmonica de Mexico, Royal Philharmonic Orchestra - E. Batiz

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Georges Bizet - Sämtliche Orchestermusik (Gesamteinspielung)

Das Beste vom Besten - endlich wieder erhältlich!

von Rainer Aschemeier  •  4. Juli 2012
Katalog-Nr.: 94404 / EAN: 5028421944043

Die hier versammelten Aufnahmen des Royal Philharmonic Orchestra sowie des Orquestra Filarmonica de Mexico unter der Leitung der mexikanischen Dirigentenlegende Enrique Batiz sind samt und sonders Referenzeinspielungen – und zwar sowohl was die künstlerische Qualität angeht als auch die Soundqualität der Einspielungen.

A. Hailstork - Sinfonie Nr. 1 / An American Port Of Call / etc.
Virginia Symphony Orchestra & Chorus - JoAnn Falletta; Kevin Deas (Bariton)

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Adolphus Hailstork - Sinfonie Nr. 1 / "An American Port of Call" und weitere Orchesterwerke

Von fortgeschrittenem "Strawinskynismus" und Pathos-überladenen Oratorien

von Rainer Aschemeier  •  3. Juli 2012
Katalog-Nr.: 8.559722 / EAN: 636943972229

Aus meiner persönlichen Sicht liegen die Amerikaner mit ihrem Trend auch gar nicht so verkehrt, sollte es doch die oberste Maxime sein, Neue Musik auch zu den Menschen zu bringen. Doch das, was manche US-Komponisten so vom Stapel lassen, ist manchmal ganz schön krudes Zeug.
Da gibt es Stücke, die platzen vor Pathos und Historienverehrung, andere sind programmatisch bis zur unfreiwilligen Komik, und wieder andere sind dem Jazz eigentlich näher als der Neuen Musik.
Letztendlich gibt es unter der neu-tonalen US-E-Musik aber auch viel Hörenswertes.

F. X. Dussek - Vier Sinfonien
Helsinki Baroque Orchestra - A. Häkkinen

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Franz Xaver Dussek - Vier Sinfonien

Prager Version der Wiener Klassik

von Rainer Aschemeier  •  2. Juli 2012
Katalog-Nr.: 8.572683 / EAN: 747313268375

Franz Xaver Dussek zählt zu jenen Komponisten, die ich kürzlich in einer Rezension einer Kammermusik-CD als diejenigen „Sterne“ beschrieben habe, die hinter den hell strahlenden „Sonnen“ Mozart und Haydn in den „toten Winkel“ des Musikbetriebs geraten sind. Angesichts des überreichen Füllhorns, dass uns Musikenthusiasten mit der Musik von Haydn und Mozart zur Verfügung steht, hatten Komponisten wie Dussek einfach das Nachsehen – obwohl er durchaus keine unwichtige Rolle im Musikbetrieb seiner Zeit gespielt hat und es sein Werk zudem mit rund 200 fertiggestellten Stücken zumindest quantitativ durchaus mit den großen Namen des 18. Jahrhunderts aufnehmen kann.

69°42' North - 19°00' East Perspectives
Tromsø Chamber Orchestra - Kolbjørn Holthe

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69°42' North - 19°00' East Perspectives

Musik von Webern, Pärt, Kurtág, Högberg und Lutosławski

von Rainer Aschemeier  •  1. Juli 2012
Katalog-Nr.: PSC 1302 / EAN: 7033662013029

Das norwegische Label Simax schafft es immer wieder, erlesenen Auswahl-CDs mit Neuer Musik breite Aufmerksamkeit zu verschaffen. Wie es das macht?
Das zeigt keine CD besser, als die jüngst neu erschienene CD des Kammerorchesters aus Tromsø – eigenen Angaben zufolge übrigens das „nördlichste Kammerorchester der Welt“.
Wer diese CD kauft, erwirbt ein Konzept, keine Komponisten. Unter dem neugierig machenden Titel „69°42‘ North – 19°00‘ East Perspectives“ hat das Kammerorchester aus dem norwegischen Tromsø seinen eigenen Standort zum Thema gemacht.

Schulhoff, Sibelius, Janáček - Streichquartette
Henschel Quartett

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Erwin Schulhoff, Jean Sibelius & Leoš Janáček - Streichquartette

Hochinteressante Wiederentdeckung von Schulhoffs erstem Streichquartett

von Rainer Aschemeier  •  30. Juni 2012
Katalog-Nr.: NEOS 11006 / EAN: 4260063110061>

Das erste Streichquartett von Leoš Janáček zeigt, dass das Henschel-Quartett mit der musikalischen Sphäre der Osteuropäer sehr viel besser zurecht kommt. Janáček spannendes Werk erfährt durch das Münchener Quartett eine sehr inspirierte, geradezu spannende Interpretation, die der Referenzeinspielung des Schulhoff-Stücks auf derselben CD wieder das Wasser reichen kann.
Ich würde die Henschels gerne einmal Schostakowitsch spielen hören! Ich glaube, dieses Quartett wäre dafür wie gemacht!

J. Raff - Klavierwerke Vol. 2
Tra Nguyen

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Joachim Raff - Fantasie-Sonate, op. 168 / Variationen über ein Originalthema, op. 179 / Vier Klavierstücke, op. 196

"Grand Piano" veröffentlicht die zweite CD in seinem ambitionierten Zyklus der Klaviermusik Joachim Raffs

von Rainer Aschemeier  •  29. Juni 2012
Katalog-Nr.: GP612 / EAN: 747313961221

Nachdem wir über die eindrucksvolle Weiterverfolgung des Klavierwerks von Mieczysław Weinberg durch das brandneue Klaviermusiklabel „Grand Piano“ bereits berichtet hatten (Rezension siehe hier), geht nun auch die Edition der Klaviermusik Joachim Raffs in die zweite Runde (über die erste CD dieser Serie kann man an dieser Stelle etwas mehr lesen). Während der Weinberg-Zyklus mit einer beeindruckenden Steigerung aufwarten konnte, fällt der Raff-Zyklus mit dem vorliegenden zweiten Teil der Reihe leider eher etwas ab. Das liegt sowohl an den vorgestellten Stücken selbst, als auch an Interpretation und Aufnahmeklang.

G. Tartini - Sonaten für Solovioline
Črtomir Šiškovič

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Giuseppe Tartini - Sonaten für Solovioline

Fantastische Darbietung von erneut grandioser Tartini-Musik auf dem italienischen Traditionslabel Dynamic

von Rainer Aschemeier  •  27. Juni 2012
Katalog-Nr.: CDS 721-1/2 / EAN: 8007144607210

Jedenfalls erschien jüngst beim italienischen Traditionslabel Dynamic eine der großartigsten CDs des bisherigen Jahres. Dynamic ist als das Label bekannt, das eines der spannendsten Aufnahmeprojekte der Klassikbranche durchführt, nämlich die Gesamtaufnahme der Violinkonzerte Giuseppe Tartinis.
Tartini war etwa 20 Jahre älter als Antonio Vivaldi und wirkte den größten Teil seiner aktiven Laufbahn zeitlich parallel zum Meister aus Venedig. Tartini war einer der einflussreichsten Geigenlehrer seiner Zeit, muss ein ganz außergewöhnlicher Virtuose gewesen sein und wirkte im Gegensatz zu fast allen anderen italienischen Komponisten und Virtuosen seiner Generation schwerpunktmäßig in Padua.

M. Weinberg - Vollständiges Klavierwerk Vol. 2
A. Brewster-Franzetti

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Mieczysław Weinberg - Partita, op. 54 / Sonatina, op. 49 / Klaviersonate Nr. 4, op. 56

Ein wichtiger Werkzyklus geht in die zweite Runde

von Rainer Aschemeier  •  25. Juni 2012
Katalog-Nr.: GP607 / EAN: 747313960729

Die in den letzten zehn Jahren dreifach Grammy-nominierte Pianistin Allison Brewster-Franzetti erweist sich auch auf dieser CD wieder als hervorragende Interpretin für das Werk des großen polnisch-russischen Komponisten. Mieczysław Weinberg konnte es in Sachen kompositorischer Qualität jederzeit mit Prokoffiew, Schostakowitsch oder Mjaskowski aufnehmen, ist trotzdem aber bis heute eher ein „Geheimtipp“ unter Insidern geblieben.

G. Enescu - Sinfonie Nr. 2 / Kammersinfonie
Tampere Philharmonic Orchestra - Hannu Lintu

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George Enescu - Sinfonie Nr. 2 / Kammersinfonie

Nach Jahrzehnten ENDLICH eine Referenzaufnahme von George Enescus Kammersinfonie op. 33

von Rainer Aschemeier  •  23. Juni 2012
Katalog-Nr.: ODE 1196-2 / EAN: 0761195119624

Eine herausragende CD erschien Mitte des Monats Juni beim finnischen Label Ondine! Wer diese Seiten öfter mal liest, weiß, dass ich ein großer Enescu-Fan bin, der die Musik des rumänischen Komponisten, der sich in keine Schublade einsortieren lässt, in höchstem Maße zu schätzen weiß.
Nichts aber finde ich großartiger, als Enescus Kammersinfonie Op. 33, ein geniales Spätwerk, das der in Rumänien geborene, überwiegend aber in Frankreich praktizierende Geiger und Komponist 1954, nur ein Jahr vor seinem Tod, fertigstellte.
Für mich persönlich ist Enescus Kammersinfonie eine der musikalischen Großtaten des 20. Jahrhunderts und rangiert für mich auf derselben Ebene wie etwa Béla Bartóks Konzert für Orchester oder Igor Strawinskys „L’histoire du Soldat“.

G. A. Benda - Sechs Sonaten (1757
Bernhard Klapprott

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Georg Anton Benda - Sechs Sonaten (1757)

Für Tieftaucher in die Vorklassik und Benda-Enthusiasten

von Rainer Aschemeier  •  21. Juni 2012
Katalog-Nr.: AE-10104 / EAN: 4026798101046

Zu eben diesen Komponisten, die heute kaum noch jemand kennt, die aber zu Mozarts Zeiten zu den etablierten Größen der Musikszene gehörten, zählt auch der tschechischstämmige Komponist Georg Anton Benda. Benda schrieb herrliche Konzerte und Sinfonien und wurde vor allem wegen seiner Klaviermusik von der Sonne selbst (von Mozart…) brav gelobt.
Sein Werk ist im Vergleich zu dem der weiter oben genannten Kompositionskollegen überraschend gut auf CD dokumentiert, wozu vor allem die tschechischen und ungarischen Labels Supraphon und Hungaroton beigetragen haben, die sich die Verbreitung von Bendas Werk und Wirken offenbar ganz oben auf die Agenda gesetzt hatten.

O. Messiaen - Et exapecto resurrectionem mortuorum
Orchestre National de Lyon - J. Märkl

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Olivier Messiaen - Et exspecto resurrectionem mortuorum / Le tombeau resplendissant / Hymne

Kühl und distanziert - in Sachen Messiaen: Ein Volltreffer!

von Rainer Aschemeier  •  18. Juni 2012
Katalog-Nr.: 8.572714 / EAN: 747313271474

Jun Märkl war bis zu seinem Antritt als GMD des MDR-Sinfonieorchester der Chefdirigent des Orchestre National de Lyon. Diese Aufnahmen hier, die aus den Jahren 2008 bis 2010 stammen, sind also noch Ausdruck von Jun Märkls Zeit in Frankreich. Auf Naxos war in dieser Besetzung bereits ein Zyklus sämtlicher Orchesterwerke Claude Debussys erschienen, der weltweit viel Lob einheimste, mir persönlich aber wegen seiner emotionalen Kälte überwiegend nicht so gut gefiel.
Wie also schlägt sich die Kombi Märkl/Lyon also nun in Sachen Messiaen?

K. Penderecki - Hornkonzert "Winterreise" u. a. Orchesterwerke
Warschauer Philharmoniker - A. Wit

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Krzysztof Penderecki - Hornkonzert "Winterreise" / Partita / De natura sonoris I / Anaklasis / The Awakening of Jacob / Fonogrammi

Pendereckis umstrittenes Hornkonzert in vollendeter Darbietung

von Rainer Aschemeier  •  16. Juni 2012
Katalog-Nr.: 8.572482 / EAN: 747313248278

Pendereckis „Winterreise“ ist eine überwiegend neoromantische Schwelgerei im Orchester- und Hornklang, die zuweilen Erinnerungen an die Musik von Richard Strauss aufkommen lässt.
Ist das noch Penderecki?
Einerseits ja, natürlich, denn das Konzert stammt schließlich aus seiner Feder. Andererseits… ist das Stück dann eine Kapitualation des Avantgardisten vor dem Reaktionären?

Th. Dubois - Klavierkonzert Nr. 2, Ouvertüre "Frithiof", Dixtuor
Les Siècles - François-Xavier Roth; Vanessa Wagner (piano)

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Théodore Dubois - Klavierkonzert Nr. 2 / Ouvertüre "Frithiof" / Dixtuor

Die womöglich beste Dubois-CD, die bislang erschienen ist

von Rainer Aschemeier  •  14. Juni 2012
Katalog-Nr.: ASM 09 / EAN: 3149028017625

Wer unter Musikfans, selbst unter versierten, nach französischen Spätromantikern fragt, wird höchstwahrscheinlich die „üblichen Verdächtigen“ genannt bekommen: Camille Saint-Saëns… (lange Pause) dann wohl César Franck (obwohl der Halb-Belgier war) und vielleicht noch Charles-Marie Widor (wenn der Befragte ein Faible für Orgelmusik hat).
Kaum jemand aber wird auf Anhieb den Namen Théodore Dubois aus dem Ärmel schütteln. Dabei war dieser Komponist zu seinen Lebzeiten (und er ist schließlich noch nicht einmal Hundert Jahre tot…) eine der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten Frankreichs, darüber hinaus Organist von Weltruf und der vielleicht bedeutendste Kompositionsprofessor im französischen Sprachraum. 1861 gewann er den Prix de Rome, den bis in die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts hinein wohl bedeutendsten Kompositionspreis der Welt.

J. G. Albrechtsberger - "Entre Ciel et terre"
Ensemble Baroque de Limoges, Quatuor Mosaïques, div. Solisten

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Johann Georg Albrechtsberger - Raritäten

Wiederentdeckung eines zu lange vernachlässigten Klassikers

von Rainer Aschemeier  •  11. Juni 2012
Katalog-Nr.: LC08 / EAN: 0810473010037

Nun sorgt das auf dem deutschen Markt neu vertretene französische Label LABORIE für eine handfeste Überraschung, indem es eine CD mit kaum bekannten Albrechtsberger-Raritäten auf den Markt wirft – darunter auch das schönste der besagten vier Konzerte für Maultrommel, Viola da Gamba und Streichorchester.
Die CD ist – das sage ich mal gleich vorweg – ein echter Volltreffer.

G. Holst - Sinfonie "The Cotswolds" & weitere Orchesterwerke
Ulster Orchestra - JoAnn Falletta

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Gustav Holst - Orchesterwerke

DAS Klanghighlight des bisherigen Jahres ist eine Naxos-CD!

von Rainer Aschemeier  •  8. Juni 2012
Katalog-Nr.: 8.572914 / EAN: 747313291472

Wenn es eine Firma gibt, die so etwas wie die „Gustav-Holst-Ehrenmedaille“ verdient hätte, so ist es eindeutig Naxos. Das preisgünstige Label hat in den vergangenen 20 Jahren immer wieder hervorragende CDs herausgebracht, die selbst für versierte Holst-Kenner immer wieder neue Überraschungen im Gepäck hatten. Das Gros dieser Veröffentlichung war und ist zudem so überragend gut eingespielt und aufgenommen, dass sich die Frage nach einer gleichwertigen Konkurrenz gar nicht erst stellt – selbst, wenn es sie denn gäbe.

S. Prokoffjew - Sinfonie Nr. 5 / "Das Jahr 1941"
São Paulo Symphony Orchestra - Marin Alsop

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Sergej Prokoffjew - Sinfonie Nr. 5, Op. 100 / "Das Jahr 1941", Op. 90

Erstklassiker Prokoffjew aus dem mittleren Osten Brasiliens

von Rainer Aschemeier  •  5. Juni 2012
Katalog-Nr.: 8.573029 / EAN: 747313302970

Eines von den Dingen, die man gar nicht recht glauben mag, bevor man einmal nachrecherchiert, ist die Geringschätzung der Sinfonien mancher namhafter Komponisten vonseiten der Klassiklabels. So sind zum Beispiel von Sergej Projoffjews Sinfonien – die zum Teil zu den bedeutendsten Beiträgen zur Gattung im 20. Jahrhundert gehören – derzeit gerade einmal eine Hand voll – zum Teil auch noch uralte – Gesamteinspielungen erhältlich.

A. Casella - Konzert für Orchester, A Notte Alta, Suite aus "La Donna Serpente"
BBC Philharmonic - G. Noseda; M. Roscoe (Klavier)

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Alfredo Casella - Orchesterwerke Vol. 2

Chandos "Italienische Reihe" geht mit einem Highlight in die nächste Runde

von Rainer Aschemeier  •  2. Juni 2012
Katalog-Nr.: CHAN 10712 / EAN: 095115171226

Es ist doch immer wieder sehr spannend zu sehen, wie sich bestimmte Trends plötzlich, scheinbar aus dem Nichts heraus, auf dem internationalen Klassik-CD-Markt auftun. Jahrzehntelang hat sich – mit Verlaub – praktisch niemand bei den Klassiklabels für die reiche Hinterlassenschaft der italienischen Musikmoderne geschert (von wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel dem Kleinst-Label cpo mal abgesehen), und plötzlich gibt es gleich einen ganzen Schwung namhafter Labels, die sogar ganze Reihen mit moderner italienischer Musik auflegen.

F. Poulenc - Kammermusik (Gesamteinsp.)
London Conchord Ensemble

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Francis Poulenc - Kammermusik (Gesamteinspielung)

Beachtliche Gesamteinspielung des vielgestaltigen Kammermusikwerks von Francis Poulenc

von Rainer Aschemeier  •  29. Mai 2012
Katalog-Nr.: CHRCD028 / EAN: 5060212590299

Eine schöne, wenngleich schwer fassbare Doppel-CD ist auf dem von uns in letzter Zeit bereits vielfach gelobten britischen Label Champs Hill Records erschienen. Es handelt sich dabei um die Gesamteinspielung aller Kammermusikwerke des wohl prominentesten Mitglieds der legendären Komponistengruppe „Les Six“ – nämlich Francis Poulenc. Bereits mehrfach habe ich mich darüber ausgelassen, wie sträflich unterbewertet Poulencs Œuvre heutzutage ist (wer etwas darüber nachlesen möchte, kann das unter anderem hier und hier tun).

A. Glasunow / N. LeFanu / K. Meyer - Saxophon-Konzerte
Niederländische Radio-Kammer-Philharmonie - M. Hamel, J.-E- Kelly (Saxophon)

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Glasunow, LeFanu, Meyer - Saxophonkonzerte

Sternstunden für ein "aquatisches Instrument"

von Rainer Aschemeier  •  26. Mai 2012
Katalog-Nr.: NEOS 10910 / EAN: 4260063109102>

Die meisten Musikhörer kennen es so gut wie ausschließlich aus der Jazzmusik, nicht wenige halten es im klassischen Orchester perse für verzichtbar und Claude Debussy beschimpfte es einst als ein „aquatisches Instrument“: Das Saxophon.
Keine Frage – das Saxophon hatte es als relativ späte Entwicklung nicht leicht, sich im klassischen Sinfonieorchester durchzusetzen. 1840 von dem belgischen Instrumentenbauer Adolphe Sax erfunden, bekam das Saxophon mit seinem sonoren Sound ab 1845 zunächst einen Stammplatz in französischen Militärkapellen. Erst etwas später entdeckten es klassische Komponisten wie Hector Berlioz oder Giacomo Meyerbeer.

Froberger
Alina Rotaru

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Johann Jacob Froberger - Suiten und Toccaten

Herrliche Froberger-Retrospektive aus dem Hause Carpe Diem Records

von Rainer Aschemeier  •  23. Mai 2012
Katalog-Nr.: CD-16290 / EAN: 4032324162900

Die erste CD „Fortune my foe“, die in der Fachpresse bereits sehr löblich besprochen wurde, kenne ich leider nicht, doch vermute ich, dass die nun erschienene zweite CD „Froberger“ noch einmal ein Sprung nach vorn für die Künstlerin geworden ist.
Wie der Titel der CD schon besagt, widmet sich Rotaru auf ihrem zweiten Solo-Album ganz den Suiten und Toccaten des Cembalisten und Komponisten Johann Jacob Froberger. Er wurde 1616 in Stuttgart geboren, starb 1667 in Frankreich und zählte zu den bedeutendsten Cembalospielern deutscher Provenienz. Sein Hauptanliegen war es, den deutschen Cembalo-Stil in Europa zu vertreten, womit er zeitweise auch große Erfolge feiern konnte.

All Shall Be Well
Exultate Singers, D. Ogden

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"All Shall Be Well"

von Rainer Aschemeier  •  21. Mai 2012

Jeder von uns kennt das: Musik beeinflusst die psychische Stimmungslage. Daher ist es umso erstaunlicher, dass die Musik, die das Trauern begleiten soll – also einen der eindrücklichsten Wesenszustände des Menschen – in der Publikumswahrnehmung solch ein Schattendasein führt.
Erst, wer selbst in Trauer, zum Beispiel über den Tod eines geliebten Menschen, verfällt, wird nach Reflexionsmitteln suchen, um die schwere Zeit durchstehen und verarbeiten zu können. Ein solches Mittel kann Musik sein.

M. Weinberg - Sinfonie Nr. 20 / Cellokonzert
Göteborger Sinfoniker - Th. Svedlund, C. Gunnarsson (Cello)

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Mieczysław Weinberg - Sinfonie Nr. 20 Op. 150 / Cellokonzert Op. 43

Weinberg-Einspielung aus Göteborg

von Rainer Aschemeier  •  19. Mai 2012
Katalog-Nr.: CHSA5107 / EAN: 095115510728

Es ist erst wenige Wochen her, da habe ich an dieser Stelle eine ganz wunderbare Einspielung der ebenso wunderbaren Sinfonie Nr. 6 des polnisch-russischen Komponisten Mieczysław Weinberg besprechen dürfen (Rezension s. hier). Diese Sinfonie aus dem Jahr 1949 hatte großen Eindruck auf mich gemacht, und deswegen habe ich mal die Augen offen gehalten, was weitere Weinberg-Neuigkeiten betrifft.

J. Cage - Sonaten u. Interludien f. präp. Klavier
C. Pescia

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John Cage - Sonaten und Interludien für präpariertes Klavier

Grandiose Cage-CD aus dem Berliner Funkhaus an der Nalepastraße

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2012
Katalog-Nr.: AECD 1227 / EAN: 3760058360279

1951 wurde es beauftragt, das unnachahmliche Gebäudeensemble des Funkhauses Nalepastraße an der Spree in Berlin. Beinahe vierzig Jahre lang wurde von dort aus jeglicher Rundfunk in der DDR aufgenommen, gesendet – und kontrolliert.
Nur wenige Jahre vorher, in den Jahren 1946 bis 1948, kreierte der US-Amerikaner John Cage eine neue Art, ein klassisches Klavier zu präparieren. Mit Schrauben, Büroklammern, Radiergummis, Papierstreifen und allerlei anderen Gegenständen traktierte Cage fortan Klaviere, um aus dem Instrument völlig neue, bis dahin ungekannte Sounds herauszuholen.
Auf der vorliegenden CD des französischen Labels Aeon, das sich ganz der Verbreitung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts verschrieben hat, werden nun beide Welten zusammengeführt – auf denkbar anregendste Art und Weise.

P. Maxwell Davies - Sinfonie Nr. 2 & St Thomas Wake
BBC Philharmonic - P. Maxwell Davies

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Sir Peter Maxwell Davies - Sinfonie Nr. 2 & St Thomas Wake

Die Maxwell Davies-Offensive von Naxos geht in die nächste Runde...

von Rainer Aschemeier  •  12. Mai 2012
Katalog-Nr.: 8.572349 / EAN: 747313234974

Gerade mal einen guten Monat ist es her, da besprach www.the-listener.de den Naxos-Rerelease von Peter Maxwell Davies‘ erster Sinfonie. Schneller als erwartet, wird nun bereits die zweite Sinfonie nachgelegt, die im Rahmen der hier vorzustellenden Wiederveröffentlichung erneut aus den Archiven des in Würde verstorbenen Collins Classics-Label hervorgeholt wurde.
Wie schon bei der ersten Sinfonie erwies sich dieses Vorgehen als ausgezeichnete Wahl, denn die hier enthaltenen Einspielungen, die anno 1991 und ‚94 bei Collins Classics erschienen waren, sind immer noch ganz vorzüglich.

Schumann, Britten, Schostakowitsch - Werke für Bratsche und Klavier
K. Chorzelski, K. Apekisheva

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Schumann, Britten, Schostakowitsch - Werke für Viola und Piano

Britisches Understatement zum Klingen gebracht...

von Rainer Aschemeier  •  10. Mai 2012
Katalog-Nr.: CHRCD029 / EAN: 5060212590305

Schon wieder erfreut uns das britische Label „Champs Hill Records“, das seinen Namen einem Konzertsaal mit offenbar hervorragender Akustik in Sussex entliehen hat, mit einer Spitzeneinspielung wunderschöner Kammermusik. Nahezu alle bisher von uns gehörten Champs Hill-CDs hatten hohe oder Höchstwertungen einheimsen können – nicht nur wegen der in der Regel beachtlich hohen Qualität der Interpretationen, sondern auch wegen des erstklassigen Sounds.

Shipwrecked
Ex Ensemble

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Shipwrecked - Ensemble Ex

Einladung zur musikalischen Häresie

von Rainer Aschemeier  •  7. Mai 2012
Katalog-Nr.: HERESY001DE / EAN: 5060268640085

Jahrzehntelang war die Alte-Musik-Szene eine ziemlich verknöcherte, dogmatische Gemeinschaft, die nach außen hin in etwa so ansprechend wirkte, wie eine frisch vom Baum gefallene Kastanie: Irgendwie schön und faszinierend, aber auch ziemlich pieksig und abweisend. „Bloß nicht anfassen, das können nur Spezialisten“, schien lange Zeit ein Motto derer zu sein, die die Musik aus Mittelalter, Renaissance und Frühbarock durch Mittel historischer Aufführungspraxis wieder zu Gehör brachten.

21st century portraits
Ensemble XX. Jahrhundert

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21st century portraits - Ensemble XX. Jahrhundert

Mehr oder weniger zukunftsweisende Klänge aus dem 21. Jahrhundert

von Rainer Aschemeier  •  5. Mai 2012
Katalog-Nr.: 5129 / EAN: 845221051291

Wer www.the-listener.de regelmäßig liest, weiß, dass unsere website neben vielem anderen vor allem ein Augenmerk auf die Musik der klassischen Moderne sowie der sogenannten Neuen Musik hat.
Leider ist von der „E-Musik“ des bisherigen 21. Jahrhunderts derzeit immer noch sehr wenig in Einspielungen erhältlich. Eine vorbildliche CD des Ensembles XX. Jahrhundert tritt nun an, um dies zu ändern.

A. Rubinstein - Symphonie Nr. 2 "Der Ozean"; "Feramors"-Ballettmusik
Russisches Staats-Symphonieorchester - I. Golovchin

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Anton Rubinstein - Symphonie Nr. 2, op. 42 "Der Ozean" / Ballettmusik aus "Feramors"

Der Maßstab in Sachen Rubinstein-Interpretation!

von Rainer Aschemeier  •  3. Mai 2012
Katalog-Nr.: DRD2010 / EAN: 013491201023

Wäre es wohl vermessen, Anton Rubinstein den russischen Bruckner zu nennen?
Sie haben jedenfalls eine ganze Menge gemeinsam, diese beiden: Fast auf das Jahr genau decken sich ihre Geburts- und Sterbedaten, sie hießen beide Anton mit Vornamen und sie agierten beide als Sinfoniker – soll heißen: Als Komponisten, deren Sinfonien fraglos im Zentrum ihres gesamten Schaffens stehen.

R. Schumann - Klaviertrios (Gesamteinsp.)
Trio di Parma

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Robert Schumann - Klaviertrios (Gesamteinspielung), Phantasiestücke op. 88, Sechs Stücke in kanonischer Form op. 56

Beeindruckende Live-Aufnahmen mit bemerkenswert gutem Sound

von Rainer Aschemeier  •  26. April 2012
Katalog-Nr.: CD 2065-2 / EAN: 8012665206521

Es ist nun natürlich spannend, eine Außenseiter-Produktion, wie die hier vorliegende, auf die großen, etablierten Namen der Majorlabels loszulassen. Ein gewichtiger Unterschied zwischen der Neueinspielung des Trios aus Parma und den eingangs genannten Produktionen von EMI records und Onyx classics sollte aber nicht verschwiegen werden: Bei der hier vorgestellten Novität handelt es sich um Liveaufnahmen vor Publikum, die am 24. und 25. November 2010 in Reggio Emilia mitgeschnitten wurden.

W. Mathias - Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 / R. Vaughan Williams - Fantasie f. Klavier u. Orchester
Ulster Orchestra - G. Vass, M. Bebbington (Klavier)

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William Mathias - Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 / Ralph Vaughan Williams - Fantasie für klavier und Orchester

Grandiose CD aus Großbritannien mit sensationeller Vaughan Williams-Wiederentdeckung

von Rainer Aschemeier  •  23. April 2012
Katalog-Nr.: SOMMCD 246 / EAN: 748871324626

Es ist schon etwas Wahres dran, an der Feststellung, mit welcher der Deutschland-Vertrieb des britischen HiFi-Labels „Somm Recordings“ die hier vorgestellte CD bewirbt: Es ist in der Tat kaum zu glauben, dass es von einem mittlerweile weithin populären Komponisten wie Ralph Vaughan Williams noch immer Werke gibt, die als praktisch unbekannt gelten müssen und bislang noch nie auf CD erschienen sind.

E. Satie - Gymnopédies / Gnossiennes
R. de Leeuw

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Erik Satie - Gymnopédies, Gnossiennes, etc.

Eine der besten alten Philips-Aufnahmen, nun wiedergeboren auf dem DECCA-Label

von Rainer Aschemeier  •  18. April 2012
Katalog-Nr.: CD 0289 478 3364 2 DB / EAN: 0028947833642 EAN: 747313269570

In letzter Zeit – das muss man schon feststellen – haben die Majors echte Perlen aus ihren Lagern geholt, bei denen Klassik-Einsteiger garantiert nichts falsch machen können, während Kenner mit der Zunge schnalzen und sich freuen können, dass sie für nur 5, 6 oder vielleicht höchstens noch 7 Euro an echte Highlights der Tonträgergeschichte kommen können, die bis vor Kurzem noch zu Sammlerpreisen gehandelt wurden.

L. Janáček - Taras Bulba / Mährische Tänze / Walachische Tänze
Warschauer Philharmoniker - Antoni Wit

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Leoš Janáček - Taras Bulba, Mährische Tänze, Walachische Tänze

Leoš Janáčeks sinfonische Dichtung "Taras Bulba" in einer überzeugenden neuen Einspielung

von Rainer Aschemeier  •  17. April 2012
Katalog-Nr.: 8.572695 / EAN: 747313269570

Dieser Wind hat sich gehörig gedreht. Heute wissen viele „Gelegenheits-Klassikhörer“ nicht einmal mehr etwas von der Sinfonietta, geschweige denn von „Taras Bulba“ oder gar den anderen, auf dieser CD enthaltenen Stücken – den mährischen und den walachischen Tänzen.
Heute ist – zumindest in Deutschland – der Name Janáček annähernd gleichzusetzen mit Oper – vor allem Jenufa. Aber auch die Opern „Das schlaue Füchslein“ oder „Die Sache Makropulos“ sind inzwischen äußerst populär geworden.

M. Weinberg - Sinfonie Nr. 6
St. Petersburg Symphony Orchestra - V. Lande

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Mieczysław Weinberg - Sinfonie Nr. 6 / Rhapsodie über moldawische Themen

Große russische Sinfonik in einer Spitzeneinspielung, die Ihresgleichen sucht

von Rainer Aschemeier  •  14. April 2012
Katalog-Nr.: 8.572779 / EAN: 747313277971

Die Labels Neos und Chandos haben in der jüngeren Vergangenheit beide versucht, Gesamteinspielungen der immerhin 22 Sinfonien Weinbergs zu realisieren, sind jedoch bislang beide noch in der Anlaufphase „stecken geblieben“. Auch dies zeigt, dass das Œuvre des in Polen geborenen und später in die UdSSR übersiedelten Komponisten zwar von Kritikern und Liebhabern hoch geschätzt wird, bislang aber in der Publikumsgunst nicht ganz so weit vorne lag.

I. Strawinsky - Werke für Violine und Piano
Carolyn Huebl & Mark Wait

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Igor Strawinsky — Suite italienne, Divertimento, Duo Concertant

Das Duo Huebl und Wait: Letztes Jahr Referenzklasse, heute leider nur moderat

von Rainer Aschemeier  •  10. April 2012
Katalog-Nr.: 8.570985 / EAN: 747313098576

Nun also erscheint das Duo Concertant noch einmal auf Naxos, diesmal im Rahmen einer CD, die alle Werke für Geige und Klavier auf sich vereint, die Strawinsky geschrieben hat. Die Interpreten aus den genannten Gründen ungewöhnlichen dieser Naxos-Novität ließen ebenfalls große Taten erwarten, handelt es sich doch um niemand Geringeres als Carolyn Huebl und Mark Wait, die im letzten Jahr eine geradezu atemberaubende Gesamteinspielung der Schnittke-Violinsonaten eingespielt hatten, die mit zum Besten gehörte, was im letzten Jahr auf CD überhaupt veröffentlicht wurde.

C. Saint-Saëns - Karneval der Tiere & Septett op. 65
M. André, M. Béroff und weitere Solisten

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Camille Saint-Saëns - Karneval der Tiere & Septett op. 65

Die heimliche Anarchie des Camille Saint-Saëns

von Rainer Aschemeier  •  7. April 2012
Katalog-Nr. & EAN: 5099960231628

Eine Werke der klassischen Musik sind einfach so wunderbar, dass es sie gar nicht oft genug auf Schallplatte oder CD geben kann. Und so kommt es, dass viele der populärsten Werke der musikalischen Weltliteratur bis heute immer wieder aufgenommen wurden und geradezu zigfach erhältlich sind.
Ein Beispiel dieser Art ist zum Beispiel „Le carnaval des animaux“, der „Karneval der Tiere“, von seinem Schöpfer Camille Saint-Saëns einst humorig als „Grande fantaisie zoologique“ bezeichnet.
Bis heute ist dieses Stück ein Musterexemplar für heitere, ausgelassene, aber stets niveauvolle Programmmusik.

F. Chopin - Klaviersonaten 2 & 3, Scherzo, Nocturnes
Sergei Edelmann

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Frédéric Chopin - Klaviersonaten Nr. 2 & 3, Scherzo Nr. 2, Nocturnes Nr. 13 & 14 — Sergei Edelmann

Die ideale Chopin-CD!

von Rainer Aschemeier  •  5. April 2012
Katalog-Nr.: OVCT-00074 / EAN: 4526977930745

Früher gab es begnadete Chopin-Granden, wie Claudio Arrau oder Nikita Magaloff. Ihre Aufnahmen, die schlicht so perfekt waren, das man sie bis heute als Referenz für dieses Repertoire erachtet, werden immer wieder neu aufgelegt und verkauft, sodass es womöglich auch daran liegen mag, dass heutzutage nur noch wenige Pianisten als Chopin-Spezialisten gelten. Neben der äußerst vielversprechenden Olga Scheps, die gleich mit ihrem Debüt-Album „Chopin“ aus dem Jahr 2010 alle Chopin-Begeisterten berechtigtermaßen zum Schwärmen brachte, ist eben auch Sergei Edelmann so einer, der Chopin spielt, wie kein Zweiter.

Sinfonie Nr. 1 / Violinkonzert Nr. 2
W. Weller - Orchestre National de Belgique, L. Gatto (Violine)

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Bohuslav Martinů — Sinfonie Nr. 1 / Violinkonzert Nr. 2

Hoch interessante Neueinspielung von Martinůs unterschätzer erster Sinfonie

von Rainer Aschemeier  •  31. März 2012
Katalog-Nr.: FUG589 / EAN: 5400439005891

Einspielungen der bedeutenden Sinfonien des nicht minder bedeutenden tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů gibt es inzwischen eine ganze Reihe. Während man früher nur schwer an CD-Einspielungen von Werken des Tschechen mit der unbequemen Musiksprache kam, sind seit den 1990er-Jahren immer mehr engagierte Künstler hervorgetreten, die sich dezidiert dem Schaffen Martinůs gewidmet haben.

P. Maxwell Davies - Sinfonie Nr. 1 / Mavis in Las Vegas
BBC Philharmonic - P. Maxwell Davies

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Peter Maxwell Davies — Sinfonie Nr. 1 / Mavis in Las Vegas

Konservative Hipness aus dem Collins-Keller

von Rainer Aschemeier  •  28. März 2012
Katalog-Nr.: 8.572348 / EAN: 747313234875

Sammler, die oft Seltenheit und Werterhaltung ihrer Tonträgersammlung aus sind, werden es wahrscheinlich schlimm finden, doch für alle „Ottonormalhörer“, die einfach nur am gepflegten Musikgenuss interessiert sind, ist die Zeit, in der wir leben, ein Fest. Denn nun erscheinen auch solche, seit langer Zeit vergriffen geglaubte „Schätzchen“ wieder auf CD, die man für immer verloren geglaubt hatte. War man also gerade noch dabei, gedanklich zu kalkulieren, wie schmerzvoll es sein würde, vielleicht zwischen 30 und 50 Euro für eine seltene CD der in Würde versorbenen Klassik-Indies Collins Classics und Music Masters zücken zu müssen, kann man nun sehr viel budgetorientierter an die begehrte Musik kommen.

D. Schostakowitsch / R. Schtschedrin - Klavierkonzerte
Mariinsky-Orchester - V. Gergiev

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Dmitri Schostakowitsch - Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 / Rodion Schtschedrin - Klavierkonzert Nr. 5

Licht und Schatten

von Rainer Aschemeier  •  25. März 2012
Katalog-Nr.: MAR0509 / EAN: 822231850922

Die Neuerscheinung auf dem eigenen Label des Orchesters aus St. Petersburg, das einst die Uraufführungen großer Tschaikowsky- und Prokoffiew-Ballette bestritt, enthält auch heuer ein durch und durch russisches Programm. Beide Klavierkonzerte von Dmitry Schostakowitsch – einst Raritäten des Tonträgersektors, heute aber in vielen zum Teil sehr guten Einspielungen verfügbar geben sich die Klinke in die Hand mit einem auch heute noch sehr selten auf CD zu findenden Stück. Es handelt sich hierbei um das fünfte Klavierkonzert des großen zeitgenössischen Komponisten Rodion Schtschedrin.

J. S. Bach - Chromatische Fantasie und Fuge, Italienisches Konzert, Partita Nr. 6
S. Edelmann

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Johann Sebastian Bach — Klavierwerke

Sergei Edelmanns unanständig neoromantischer Bach

von Rainer Aschemeier  •  19. März 2012
Katalog-Nr.: EXCL-00021 / EAN: 4526977050214

Nun aber widmen wir uns erst einmal Edelmanns Bach! Der erste Eindruck ist ja oft derjenige, der zählt. Und im Fall von Sergei Edelmanns Bach-Darbietung kann man den ersten Eindruck mit einem Wort beschreiben: Befremdlich!
Als hätte die „Originalklang“-Bewegung nie stattgefunden, musiziert Edelmann Bach mit sämtlichen romantischen Rafinessen, wie dem freien und stark emotionalisierenden Einsatz von Anschlagsdynamik und vor allem Rubato, Rubato, Rubato. Es ist schon sehr erstaunlich, dass sich so etwas heute überhaupt noch jemand traut!

G. Mahler - Sinfonie Nr. 7
Bamberger Symphoniker - J. Nott

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Gustav Mahler — Sinfonie Nr. 7

Jonathan Nott und die Bamberger Symphoniker führen Mahlers Siebte in bislang unerreichte Höhen

von Rainer Aschemeier  •  16. März 2012
Katalog-Nr.: 7176 / EAN: 812973011767

Es ist schon komisch: Während man noch Ende der 1980er-Jahre Gesamtausgaben der Mahler-Sinfonien als Zyklus mit der Lupe suchen musste, ist das Œuvre des gebürtigen Böhmen heute geradezu inflationär verfügbar. Doch ist die Gesamtsituation dadurch besser geworden? Ich persönlich denke: Nein!
Zwar gibt es heute tausendundeinen Mahler-Zyklus, einige sogar für sehr wenig Geld, andere wiederum sehr teuer, doch die meisten davon scheren sich nicht um die ganz spezifische, hoch emotionale und vor allem auch sehr psychologisch motivierte Klangwelt Gustav Mahlers – auch wenn bei praktisch jeder Neuauflage Gegenteiliges behauptet wird.

E. Brown: Abstract Sound Objects
S. Liebner (Klavier)

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Earle Brown — "Abstract Sound Objects"

Überblick über das Klaviermusikschaffen eines der Hauptvertreter der "New York School"

von Rainer Aschemeier  •  13. März 2012
Katalog-Nr.: WER 67452 / EAN: 4010228674521

Hier also stellt Liebner nun eine neue CD mit Werken von Earle Brown vor, die dieser in der Zeit zwischen Mitte der 1950er-Jahre bis etwa 1995 geschrieben hat. Sie bieten einen guten Überblick über die Entwicklung dieses Komponisten, der zusammen mit John Cage, Morton Feldman, Christian Wolff und David Tudor heute zur „New York School“ im Bereich der zeitgenössischen Komponisten gerechnet wird. Leider wurde Earle Browns Musik bislang keine solche Renaissance auf Tonträger zuteil, wie man sie bei Morton Feldman oder John Cage in den letzten Jahren erlebt hat.

"Sounds of Defiance"
Y. Kutik (Geige), T. Bozarth (Klavier)

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Schnittke, Achron, Schostakowitsch, Pärt - Yevgeny Kutik, Timothy Bozarth

Nachwuchswunder mit spannendem CD-Debüt

von Rainer Aschemeier  •  7. März 2012
Katalog-Nr.: MAR 81429 / EAN: 774718142924

Unermüdlich stelle ich an dieser Stelle immer mal wieder die zum Teil herausragenden CDs des kanadischen Indie-Labels „Marquis“ vor. Leider sind diese Schmuckstücke nach wie vor nur über Importkanäle zu beziehen. Entgegen meiner vor einiger Zeit vorschnell gegebener Ankündigung (s. hier) gibt es für die CDs des engagierten Labels aus Toronto leider auch weiterhin keinen Deutschlandvertrieb.

"A Lotus Blossoming"
Ensemble Liaison

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"A Lotus Blossoming"

Nachgelegt! Das Ensemble Liaison aus Melbourne erweist sich erneut als die Kammermusikentdeckung schlechthin

von Rainer Aschemeier  •  4. März 2012
Katalog-Nr.: MR301132 / EAN: 9314574113228

Das musikalische Programm setzt dort an, wo die Debüt-CD des Ensembles anno 2011 aufhörte: Man endete seinerzeit bei Bruch und beginnt die neue CD nun mit dem wunderbaren Klarinettentrio von Alexander von Zemlinsky. Besonderes Augenmerk verdient jedoch die Einspielung von Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“, also das „Quartett für das Ende der Zeit“. Es gilt nicht nur als eines der herausragenden Meisterwerke der Kammermusik des 20. Jahrhunderts sondern stellt auch hohe Anforderungen an seine Interpreten, und zwar nicht nur technisch, sondern vor allem auch auf empathischer Ebene.

Der Mut der Tüchtigen

Das neue Klaviermusiklabel "Grand Piano" im Porträt

von Rainer Aschemeier  •  1. März 2012

Wie würde man wohl ein neues Label nennen, das sich die Aufgabe gestellt hat, seine Hörer ausschließlich mit Klaviermusik zu versorgen? Und wie würde man ein Label nennen, dass diese Aufgabe nicht darin begreift, die einmillionste Gesamtedition von Beethoven-Klaviersonaten auf den Markt zu werfen, sondern stattdessen mutig Gesamteditionen des Klavierwerks von so unterschiedlichen Komponisten wie Camille Saint-Saëns, Erwin Schulhoff, Mieczysław Weinberg und Joachim Raff angeht?
Wie würde man ein solches Label nennen, bei dem das Klavier und die für es geschriebene Musik mehr im Mittelpunkt stehen, als irgendwo sonst?

Rosa e Orticha
Ensemble Syntagma

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Rosa e Orticha

Klänge aus der Zeit des Trecento

von Rainer Aschemeier  •  23. Februar 2012
Katalog-Nr.: CD-16287 / EAN: 4032324162870

Die später als „Protorenaissance“ bezeichnete Zeit ist angebrochen. Sie setzt mit ihrer Rückbesinnung auf antike Vorbilder einen „Trend“, der die Renaissance (scheinbar) schon 400 Jahre vor ihrer Zeit hätte einleiten können. Doch nichts dergleichen geschah. Räumlich beschränkt und vorerst nicht weiter geführt blieb die Protorenaissance eine verhältnismäßig kurzlebige Episode der Kunstgeschichte. Die Kunsthistoriker bezeichnen diese Zeit gern auch als „Trecento“.

Fiddler's Spring
Ostrobothnian Chamber Orchestra - J. Kangas

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"Fiddler's Spring"

Wenn Finnen fiedeln ...

von Rainer Aschemeier  •  21. Februar 2012
Katalog-Nr.: ABCD 330 / EAN 6417513103304

Ein bisschen sieht es aus, wie aus einem Pippi-Langstrumpf-Film, das knallgelbe Rathaus der finnischen Mittelstadt Kokkola am Bottnischen Meerbusen. Schweden ist immerhin schon beinahe in Sichtweite, die Landschaft ist auch potenziell Astrid-Lindgren-kompatibel, doch was man in dieser Idylle nicht unbedingt vermuten würde, wäre ein Kammerorchester von Weltrang. Doch eben dies gibt es eben auch in Kokkola.
1972 gründete der Dirigent Juha Kangas dort das „Ostrobothnian Chamber Orchestra“. Seither hat sich das Orchester weltweit einen hervorragenden Ruf erspielt und tritt bis dato auf über 50 CD-Aufnahmen in Erscheinung.

Portals
St. Petersburg Symphony Orchestra - V. Lande

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"Portals"

Neue CD des St. Petersburger Sinfonieorchesters unter der großartigen Leitung von Vladimir Lande

von Rainer Aschemeier  •  19. Februar 2012
Katalog-Nr.: MARQUIS 81423 / EAN: 774718142320

Die CD, die auf dem in Deutschland leider nur per Import zu beziehenden kanadischen „Marquis“-Label erschien, ist vom St. Petersburger Sinfonieorchester unter Leitung seines ersten Gastdirigenten Vladimir Lande hervorragend eingespielt worden. Es ist dies nun schon die zweite CD in dieser Besetzung, die www.the-listener.de vollauf überzeugen konnte.

C. Theofanidis - Symphony No. 1 / P. Lieberson - Neruda Songs
Atlanta Symphony Orchestra - R. Spano

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Christopher Theofanidis - Symphony No. 1 / Peter Lieberson - Neruda Songs

Das "singende" Orchester des Christopher Theofanidis

von Rainer Aschemeier  •  16. Februar 2012
Katalog-Nr.: CD-1002 / EAN: 816436010014

Die erste hier auf www.the-listener.de vorzustellende Neuerscheinung von „ASO Media“ ist deren erst erst zweite Veröffentlichung auf dem brandneuen Label. „ASO Media“ ist nämlich das neue, eigene Label des Atlanta Symphony Orchestra.

Zukunftsweisend, altbacken oder einfach nur renitent?

Zeitgenössische US-Komponisten feiern Welterfolge mit neu-tonaler Musik - und die deutsche Klassik-Szene verschläft es!

von Rainer Aschemeier  •  14. Februar 2012

Während wohl kaum jemand abstreiten wollen würde, dass Amerika nach wie vor DER Taktgeber in Sachen Popmusik ist, nach dessen Pfeife die ganze Welt zu tanzen bereit ist, wird doch der Unterschied zwischen europäischer und amerikanischer Denkweise nirgendwo offensichtlicher als im Bereich der klassischen Musik.

E. York Bowen - Bratschensonaten Nr. 1 & 2
Bridge Duo

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Edwin York Bowen - Violasonaten Nr. 1 & 2 / "Phantasy"

Britische Spätromantik, "Teil 2"

von Rainer Aschemeier  •  12. Februar 2012
Katalog-Nr.: 8.572580 / EAN: 747313258079

Beim stets für Entdeckungen guten Naxos-Label erschien nämlich jüngst eine CD mit Bratschensonaten des bis heute wohl am wenigsten publikumsbekannten Vertreters der britischen Spätromantik.

Englische Klarinetten-Sonaten
D. Jarzynski (Klarinette) / A. Czaicka (Piano)

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Englische Klarinettensonaten

Britische Spätromantik in erstklassigen Interpretationen

von Rainer Aschemeier  •  9. Februar 2012
Katalog-Nr.: DUX 0798 / EAN: 5902547007984

Dawid Jarzynski und Anna Czaicka liefern grandiose Interpretationen ab, spielen sehr schön homogen und sind somit ein echtes Duo, und nicht nur zwei Musiker, die zufällig dasselbe Stück spielen. Diese beiden sind eine musikalische Einheit und meistern nicht nur jede spieltechnische Hürde dieser zum Teil sehr anspruchsvollen Werke (vor allem Malcolm Arnold verlangt seinen Interpreten hier eine Menge virtuoses Können ab). Ihre Interpretationen sind darüber hinausgehend vielmehr auch sehr empathisch und durchdacht. Das kann man getrost als Referenzniveau bezeichnen.

G. Enescu - Kammermusik 1895-1906
diverse Solisten

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George Enescu - Kammermusik 1895-1906

Für Enescu-Komplettisten

von Rainer Aschemeier  •  6. Februar 2012
Katalog-Nr.: INDE036 / EAN: 3760039839305

Beim französischen Mini-Label Indesésens erschien in den letzten Tagen des Jahres 2011 noch einmal eine CD, bei der Liebhaber einer der ungewöhnlichsten Musikerpersönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts mit der Zunge schnalzen werden. Die Rede ist von George Enescu, jenem rumänischstämmigen Komponisten und Violinvirtuosen, dessen Werk tragischerweise bis heute unerklärlicherweise und dazu noch höchst ungerechtfertigt ein Schattendasein in der allgemeinen Musikrezeption zugekommen ist.

Piccinini
Rosario Conte

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Alessandro und Leonardo Maria Piccinini - Werke für Laute

Zu viel des Guten?

von Rainer Aschemeier  •  4. Februar 2012
Katalog-Nr.: CD-16288 / EAN 4032324162887

Auf dem deutschen Label, „Carpe Diem“, das sich in jüngerer Vergangenheit vor allem durch Aufnahmen Alter und ältester Musik sowie ungewöhnliche „Jazz meets Alte Musik“-Projekte im kompromisslosen HiFi-Sound einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat, erschien zum Jahresbeginn eine Neueinspielung der weithin beliebten Lautenwerke Alessandro Piccininis.

Il vero orfeo
Friederike Heumann u. div. Solisten

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Il vero orfeo - Sonaten für Viola da Gamba von und inspiriert von Arcangelo Corelli

Leicht konfus unterwegs auf den Spuren Corellis

von Rainer Aschemeier  •  1. Februar 2012
Katalog-Nr.: ACC 24233 / EAN: 4015023242333

Eins mal vorweg: Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese Neuveröffentlichung des traditionsreichen belgischen Labels „accent“, das vor allem auf qualitätvolle Veröffentlichungen im Bereich der Alten Musik spezialisiert ist, in der Presse höchstwahrscheinlich wieder hohe und höchste Bewertungen einfahren wird. Und so mache ich mich mit dieser Besprechung wahrscheinlich angreifbar, weil ich vorhabe, die hier vorgestellte Neuerscheinung als eher „mittelmäßig“ einzustufen. Aber ich vermeine, diese Beurteilung auch begründen zu können.

Quartettsätze
Signum Quartett

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Signum Quartett — Quartettsätze

Für Freigeister und Weltumarmer

von Rainer Aschemeier  •  30. Januar 2012
Katalog-Nr.: C5064 / EAN: 845221050645

„Wer soll das eigentlich hören?“
Das war meine erste, nicht abwertend, sondern durchaus mit Hochachtung gemeinte Reaktion nach dem Hören der hier vorgestellten, zweiten CD der jungen Musikerinnen und Musiker des Signum Quartetts. Es gehört jedenfalls gehörige Chuzpe dazu, ein solch kunterbuntes CD-Programm auf den Markt zu werfen.

C. Ives - Violinsonaten (Gesamt-Einspielung)
H. Hahn, V. Lisitsa

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Charles Ives — Violinsonaten (Gesamteinspielung)

Ives auf Trockeneis

von Rainer Aschemeier  •  27. Januar 2012
Katalog-Nr.: 477 9435GH / EAN: 028947794356

Eher selten bekommt man auf unseren Seiten im Internet mal eine CD der Deutschen Grammophon Gesellschaft zu sehen, was wohl einfach daran liegt, dass diese Firma nicht eben den Mut zur Programmvielfalt gepachtet zu haben scheint.
Doch nun liegt auf dem traditionsreichen Klassiklabel mal eine doppelte Überraschung vor: Nicht nur gibt es heuer eine Neuaufnahme der bislang eher selten eingespielten Violinsonaten des Vaters der US-amerikanischen Musikmoderne, Charles Ives, zu hören, es ist dazu auch noch eine Spitzenbesetzung am Werk!

C. Koechlin - Les heures persanes
Ralph van Raat

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Charles Koechlin — Les heures persanes , Op. 65

rauschhafter Entdeckungstrip durchs Zweistromland

von Rainer Aschemeier  •  23. Januar 2012
Katalog-Nr.: 8.572473 / EAN: 747313247370

Der Niederländer Ralph van Raat gehört ohne Zweifel zu den herausragenden jungen Interpreten, die in den letzten Jahren auf dem Naxos-Label aufgetaucht sind. Fast alles, was van Raat bislang eingespielt hat, meistens Werke der zugänglicheren Moderne (Adams, Tavener, Strawinsky, nicht zuletzt eine auch von www.the-listener.de besprochene, sehr schöne Platte mit Klavierwerken Arvo Pärts) konnte man quasi blind kaufen. Doch jetzt wagt sich van Raat auf ein Gebiet vor, bei dem er sich einem der denkbar großartigsten Konkurrenten überhaupt aussetzt – nämlich Michael Korstick!

I. Pleyel - Sinfonien in B- und G-Dur + Flötenkonzert in C-Dur
Sinfonia Finlandia Jyväskylä - P. Gallois (Flöte & Dirigat)

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Ignaz Joseph Pleyel - Sinfonien in G- und B-Dur, Flötenkonzert in C-Dur

Matchwinner!

von Rainer Aschemeier  •  19. Januar 2012
Katalog-Nr.: 8.572550 / 747313255078EAN:

Fraglos gehört Patrick Gallois zu den außergewöhnlich prominenten Musikern unserer Zeit, ist er doch neben Musikern wie Jean-Pierre Rampal und Emmanuel Pahud einer der seit 1984 weltweit meist nachgefragten Flötenvirtuosen. Doch seit vielen Jahren verfolgt Gallois auch eine Dirigentenlaufbahn, die jedoch dasselbe Schicksal zu ereilen scheint, wie ähnlich gelagerte Versuche von Spitzensolisten wie Yehudi Menuhin oder Dietrich Fischer Dieskau: Auch die wollte jeder nur Geige spielen bzw. singen hören, nicht aber dirigieren sehen.

R. Schumann - Die Violinsonaten
Ulf Wallin (Violine), Roland Pöntinen (Klavier)

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Robert Schumann - sämtliche Violinsonaten

Für HiFi-Gourmets!

von Rainer Aschemeier  •  17. Januar 2012
Katalog-Nr.: BIS-SACD-1784 / EAN: 7318599917849

Diese Neuveröffentlichung vereint sämtliche Violinsonaten Robert Schumanns, die alle in den Jahren 1851 bis 1853 entstanden sind.
Sie gehören zu den nicht ganz so populären Stücken des großen Romantikers, weswegen wir ihre neuerliche Wiederauferstehung auf Tonträger besonders herzlich begrüßen. Zudem stellt es erst die zweite Veröffentlichung dieser Stücke im hochauflösenden SACD-Format dar, das insbesondere bei Kammermusik oftmals ganz grandiose Ergebnisse zeitigt.

E. Cordero - Caribbean Concertos
I Solisti di Zagreb; P. Romero (Gitarre), G. Figueroa (Geige)

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Ernesto Cordero — Caribbean Concertos

Weniger karibisch als vielmehr Pop-/Musical-beeinflusst

von Rainer Aschemeier  •  21. Dezember 2011
Katalog-Nr.: 8.572707 / EAN: 747313270774

Mit Komponisten aus Puerto Rico hat man es nicht alle Tage zu tun, doch Ernesto Cordero ist einer der wenigen „Klassik“-Tonschöpfer aus dem karibischen Inselstaat, der mit seiner Musik nicht nur international bekannt geworden ist, sondern vielmehr sogar zu einigem Weltruhm gelangt ist. Naxos widmet Cordero unter dem Titel „Caribbean Concertos“ nun eine ganze CD. Enthalten sind Konzerte für Gitarre und Geige aus den Jahren 1998 bis 2009 — für Klassik-Maßstäbe also sehr junge Werke.

Gulfstream
enhakē

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Gulfstream — enhakē

Musik komponierender Nachkommen in die USA ausgewanderter Europäer

von Rainer Aschemeier  •  19. Dezember 2011
Katalog-Nr.: 8.559692 / EAN: 636943969229

Eine ganz spannende neue Kammermusik-CD ist im Dezember bei Naxos erschienen. Enthalten sind Stücke US-amerikanischer oder in die USA ausgewanderter Komponisten. Besonders neugierig war ich auf das praktisch brandneue Stück „Rodeo Queen of Heaven“ von Libby Larsen (wie immer, wenn es mal etwas Neues von dieser kompositorischen Ausnahmebegabung zu hören gibt). Jedem, der Libby Larsens Musik noch nicht kennt, ist dringend zu empfehlen, die Bekanntschaft damit schleunigst nachzuholen, denn zumindest für mein Empfinden, gehört die Komponistin aus den USA schon seit den 1980er-Jahren zu den wenigen wirklich vollauf überzeugenden Musikschöpfern der Gegenwart.

R. Vaughan Williams - Musik für Bratsche und Klavier
T. L. Cayouette (viola) & M. Patenaude (Klavier)

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Ralph Vaughan Williams — Musik für Bratsche und Klavier

Seltenes Repertoire in klangschöner Darbietung, jedoch mit Intonationsmanko

von Rainer Aschemeier  •  14. Dezember 2011
Katalog-Nr.: CRC 3107 / EAN: 044747310725

Im März dieses Jahres ist im „Rest der Welt“ eine CD des US-amerikanischen Labels „Centaur“ erschienen, das Kammermusik für Bratsche und Klavier des britischen Komponisten Ralph Vaughan Williams beinhaltet. Nun kommen auch wir Deutschen zu dem Vergügen, uns diese neue CD anhören zu können.
„Centaur“ war ganz vorne mit dabei, als es Anfang bis Mitte der 1980er-Jahre galt, die seinerzeit noch deutlich weniger bekannte Musik des bedeutenden britischen Sinfonikers Vaughan Williams auf CD zu bringen. Einige grandiose Aufnahmen aus dieser Frühzeit des Labels sorgten seinerzeit für große Aufmerksamkeit, wie ich mich noch gut erinnern kann.

Französische Musik für Klarinette und Klavier
E. Veglianti & E. M. Polimanti

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Französische Musik für Klarinette und Klavier

Saint-Saëns, Milhaud, Debussy, Honegger, Tailleferre, Poulenc...

von Rainer Aschemeier  •  12. Dezember 2011
Katalog-Nr.: 9.70166 / EAN: 730099716611

Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Wenn es eine CD-Neuerscheinung im Dezember verdient hat, möglichst noch zum diesjährigen Weihnachtsfest wie verrückt gekauft und verschenkt zu werden, dann ist es die hier vorgestellte.
Die vorliegende Novität aus dem Hause Naxos vereint einfach sehr viele Tugenden in sich, die es mir praktisch unmöglich machen, diese CD nicht wärmstens zu empfehlen.

M. Bruch - Sämtliche Streichquartette
Quartetto Academica

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Max Bruch — sämtliche Streichquartette

Eine Pioniertat der Tonträgergeschichte wird neu beleuchtet

von Rainer Aschemeier  •  5. Dezember 2011
Katalog-Nr.: DM8024 / EAN: 8007144680244

Die Opuszahlen zeigen es schon an: Opus 9 und 10, die einzigen beiden Streichquartette im Schaffen des deutschen Komponisten Max Bruch, gehören zu dessen frühen Werken. Der zum Zeitpunkt der Komposition erst 22-jährige Bruch komponierte diese vitalen, munteren Stücke in den Jahren 1859 und 1860 in Bonn, in einer unsteten, von häufigen Wohnortwechseln geprägten Zeit, die verschiedene Biografen im weiteren Sinne noch zur „Ausbildungszeit“ des nur sieben Jahre später durch sein erstes Violinkonzert zu Weltruhm gelangten Spätromantikers zählen.

Konzerte für mehrere Instrumente vol. VI
Café Zimmermann

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Johann Sebastian Bach — Konzerte für mehrere Instrumente, vol. VI

Der "hörbare" Bach

von Rainer Aschemeier  •  3. Dezember 2011
Katalog-Nr.: ALPHA 181 / EAN: 3760014191817

„Wow! Was ist DAS denn?“

So ungefähr war mein erster Gedanke, als ich die neue CD der französischen Kammermusikformation „Café Zimmermann“ in den CD-Schacht geschoben hatte. Kann das wirklich Bach sein? Der Bach, der jahrzehntelang entweder schwer karajanisiert und melasseartig aus den Boxen quoll oder kratzbürstig und widerborstig auf „Originalklang“ gebürstet selbst wohlwollende Bach-verstehen-Woller auf Sicherheitsabstand hielt?

Phoenix
English Chamber Orchestra, B. Wallfisch; E. Pailthorpe (Oboe)

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Patterson, Vaughan Williams, Howells - Oboenkonzerte

Tolle Zusammenstellung von konzertanten Oboenwerken aus Großbritannien

von Rainer Aschemeier  •  1. Dezember 2011
Katalog-Nr.: CHRCD025 / EAN: 5060212590268

Die vorliegende CD bietet eine schöne Zusammenstellung konzertanter Werke für Oboe und Orchester aus Großbritannien — mit einigen bemerkenswerten Ungewöhnlichkeiten: Das beginnt bereits bei der Vermarktung der CD. Ohne Zweifel sind Orchester und Dirigent bei dieser Einspielung die „zugkräftigen“ Namen. Trotzdem wird die relativ unbekannte walisische Oboistin Emily Pailthorpe hier ganz ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Und das durchaus zurecht…

"Baroque Favourites"
Academy of St. Martin-in-the-Fields - N. Marriner

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"Baroque Favourites"

Eine echte Gelegenheit

von Rainer Aschemeier  •  28. November 2011
Katalog-Nr.: 6782902 / EAN: 5099967829026

Eine CD, die seit ihrer Erstauflage bereits x-mal wiederveröffentlicht, zwei-, dritt- und viertverwertet wurde, ist nun erneut im Rahmen der neuen Low Budget-Serie „National Gallery“ beim Klassiklabel EMI aufgetaucht. Die hier vorzustellende Anthologie „Baroque Favourites“ war in den letzten Jahren bereits unter den Titeln „Baroque Masterpieces“ und „Favourite Baroque Classics“ erhältlich gewesen. Bei ihrer Erstauflage im Jahr 1988 wurde die hier vorliegende Kollektion von Einspielungen barocker „Hits“ aus den Jahren 1973-88 als „The Academy in concert“ unter die Leute gebracht – was ein ziemlich irreführender Titel war, denn es handelt sich hier sämtlichst nicht um Liveaufnahmen.

F. Mendelssohn Bartholdy / R. Schumann - Violinkonzerte
hr-Sinfonie-Orchester - P. Järvi, Ch. Tetzlaff (Violine)

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Felix Mendelssohn Bartholdy / Robert Schumann — Violinkonzerte

Eine zwiespältige Angelegenheit

von Rainer Aschemeier  •  26. November 2011
Katalog-Nr.: ODE 1195-2 / EAN: 0761195119525

Kurz vor Weihnachten erscheint auf dem finnischen Label „Ondine“ eine hochkaraätig gehandelte Einspielung, die sicher ihre Liebhaber und „Verschenker“ finden wird. Es handelt sich dabei um die Vilonkonzerte Mendelssohn Bartholdys und Schumanns, die in Live-Darbietungen des Frankfurter Radiosinfonieorchesters des Hessischen Rundfunks unter der Leitung des von der Kritik in den letzten Jahren mit geradezu überschwenglichem Lob bedachten Paavo Järvi – Sohn des estnischen Ausnahmedirigenten Neeme Järvi. Solist der vorliegenden Aufnahme ist Christian Tetzlaff, der nicht nur aber gerade auch im laufenden Jahr ein paar geradezu sensationelle Einspielungen vorgelegt hat.

J. Cage - "etudes australes"
Sabine Liebner

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John Cage — "etudes australes"

Lost in the stars...

von Rainer Aschemeier  •  23. November 2011
Katalog-Nr.: WER 6740 2 / EAN: 4010228674026

Über John Cage kann man denken, wie man will. Die Einen sehen in ihm ein musikalisches Genie, vielleicht das größte nach Strawinsky, die Anderen sprechen ihm sogar den Status als Komponist ab. Letztere Extremmeinung ist sogar gar nicht so abwegig, wenn man einige seiner Werke näher betrachtet. Die auf der vorliegenden Novität neu eingespielten „etudes australes“ zum Beispiel sind Meisterwerke aus John Cages aleatorischer Phase. Das bedeutet, dass sowohl bei ihrem Schöpfungsprozess, der „Komposition“, der Zufall ein ebenso wesentlich bestimmendes Element war, als er es auch bei der „Nachschöpfung“, der Interpretation, ist.

B. Maderna - Klavierkonzerte + "Quadrivium"
diverse Interpreten und Solisten

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Bruno Maderna — Klavierkonzerte + "Quadrivium"

Tour de Force durch fast 30 Jahre Maderna-Musik

von Rainer Aschemeier  •  21. November 2011
Katalog-Nr.: 8.572642 / EAN: 747313264278

Von den „Leuchttürmen“ der Neuen Musik war Bruno Maderna schon immer einer derjenigen, die nicht ganz so hell gestrahlt haben. Kein Wunder: Bereits 1973 verstorben stand er eigentlich immer im übergroßen Schatten der beiden Größen der italienischen Neuen Musik: Luigi Nono und Luciano Berio. Häufig vergessen wird indes, dass Madernas Werk noch im Expressionismus und Futurismus italienischer Prägung fußt, dass er noch beim Großmeister Gian Francesco Malipiero in die „Lehre“ ging und dass Maderna somit (ganz ähnlich übrigens wie György Ligeti) eine beachtliche Entwicklung durchmachte. Aus der „Serialismus-Falle“, in die fast alle avantgardistischen Komponisten in den 1960er- und 70er-Jahren hineingerieten, konnte er sich indes nicht mehr befreien.

From The Street
Ivana Gavrić

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Janáček, Ravél, Prokoffjew — Ivana Gavrić

Drei Meister der Klaviermusik in "coolen" Deutungen

von Rainer Aschemeier  •  16. November 2011
Katalog-Nr.: CHRCD026 / EAN: 5060212590275

„From The Street“ ist das zweite Album der jungen bosnischen Pianistin Ivana Gavrić und erscheint erneut auf dem äußerst entdeckenswerten und ebenfalls jungen britischen Label „Champs Hill Records“. Gavrić gilt als Janáček-Spezialistin, und mit ihrer jüngsten CD führt sie ihr ebenso einfaches wie überzeugendes Konzept fort, die wichtigsten Klavierwerke Leoš Janáčeks als Zyklus einzuspielen, indem sie ihnen Werke anderer bedeutender Komponisten aus der gleichen Entstehungszeit gegenüber stellt. Das Ergebnis ist ein schillerndes Kaleidoskop europäischer Klavieravantgarde um 1900.

Music from Diaghilev's Ballet russes
BBC National Orchestra of Wales - Thierry Fischer

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Musik für die "Ballet russes" — Strawinsky, Poulenc, Liadow

Strawinskys französische Seite

von Rainer Aschemeier  •  12. November 2011
Katalog-Nr.: SIGCD271 / EAN: 35212027127

Eine famose Sache erschien unlängst als Boxset beim britischen Qualitätslabel „Signum“, nämlich drei hochkarätig gehandelte Aufnahmen des BBC National Orchestra of Wales unter der Leitung seines Chefdirigenten Thierry Fischer. Sie wurden zu ihren jeweiligen Ersterscheinungsdaten von den Kollegen der englischsprachigen Fachpresse geradezu über den grünen Klee gelobt. Von „joy“ war die Rede, die Aufnahmen seien „outstanding“, „marvellous“ oder gar „wonderful“. Höchstwertungen hinsichtlich sowohl Interpretation als auch Sound prasselten auf die walisischen Musiker mit ihrem schweizerischen GMD nur so hernieder.

L. Spohr - "So mach die Augen zu..."
Duo Arparla

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Louis Spohr - Musik für Harfe und Violine

Von einem, der auszog, sein Publikum zu betören...

von Rainer Aschemeier  •  9. November 2011
Katalog-Nr.: STR 33848 / EAN: 8011570338488

Von einem Duo aus Violine und Harfe, das sich einen so raffinierten Namen wie „Arparla“ ausdenkt (der sowohl das Wort „arpa“, also Harfe, beinhaltet als auch „parla“, also im weitesten Sinne Kommunikation heraufbeschwört) sollte man eine CD erwarten können, die mit einem ebenso raffinierten Programm aufwartet. Und das ist auch der Fall. Endlich einmal hat sich hier mit dem italienischen Label „stradivarius“ eine Firma bereitgefunden, um die heute zwar kaum noch aufgeführte, gleichwohl aber wunderschöne Musik für Harfe solo sowie Harfe und Violine des Romantikers Louis Spohr angemessen in Szene zu setzen.

Lorin Maazel conducts Sibelius
Pittsburgh Symphony Orchestra - L. Maazel

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Jean Sibelius - Sinfonien 1-7, Sinfonische Dichtungen, Violinkonzert, etc.

Sensationelle Sibelius-Einspielungen — Die womöglich besten am Markt!

von Rainer Aschemeier  •  6. November 2011
Katalog-Nr.: -- / EAN: 886978083326

Eine wirklich großartige Sibelius-Box ist dieses Jahr bei Sony Classics erschienen. Die auf 5 CDs versammelten Aufnahmen des Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Lorin Maazel zum Budetpreis von lediglich 15-20 Euro gehören definitiv zu den besten Sibelius-Zyklen, die derzeit am Markt erhältlich sind und toppen die (wesentlich bekannteren) Sibelius-Einspielungen, die Maazel in den 1960er-Jahren mit den Wiener Philharmonikern auf DECCA vorgelegt hatte — ...und das nicht nur in klangtechnischer Hinsicht.

J. C. Schiefferdecker - Musicalische Concerte
Elbipolis Barockorchester Hamburg

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Johann Christian Schiefferdecker - Musicalische Concerte (Hamburg 1713)

Zu unrecht vergessene Fröhlichkeiten

von Rainer Aschemeier  •  3. November 2011
Katalog-Nr.: CC72531 / EAN: 608917253122

Großen großen Spaß hat mir unlängst eine CD vom niederländischen Qualitätslabel „challenge classics“ bereitet. Es ist eine CD mit Weltersteinspielungen einiger Konzerte des Hamburger/Lübecker Komponisten Johann Christian Schiefferdecker, der in puncto Bekanntheitsgrad stets darunter gelitten hatte, dass die Fußstapfen, in die er in Lübeck als Organist und Komponist trat, vielleicht einfach eine Nummer zu groß für ihn waren: Er folgte nämlich auf den in Lübeck bis heute legendären Dietrich Buxtehude.

P. Hindemith - artist & educator
I. Bieler, G. Sarkisjan

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Paul Hindemith — 41 Stücke für 2 Violinen / Sonaten op. 31/1 und 31/2 für Sologeige

"Schule" mal anders...

von Rainer Aschemeier  •  1. November 2011
Katalog-Nr.: COV 61114 / EAN: 4039956611141

Eine der schönsten CDs, die ich in diesem Jahr gehört habe, stammt aus dem renommierten Hause „Coviello classics“. Manch einer wird die Stirn runzeln und sich fragen, ob etwas, was einem „Geigen-Schulwerk“ entspringt und zudem noch vom für seinen „akademischen Stil“ berüchtigten Paul Hindemith komponiert wurde, wirklich „schön“ genannt werden kann. Doch ja, es stimmt!

Bach — Villa-Lobos — Jobim
Orchestra Villa-Lobos; G. Gomiero (Sopran)

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H. Villa-Lobos - Bachianas Brasilerias 1 & 5 / J. S. Bach & A. C. Jobim: Cellotranskriptionen

Preisgünstige Gelegenheit, allerdings mit "Rhythmusstörungen"

von Rainer Aschemeier  •  28. Oktober 2011
Katalog-Nr.: FAB 12079-2 / EAN: 8032979620790

Es ist nur konsequent, wenn das Cello-Ensemble, das auf dieser CD musiziert, sich „Orchestra Villa-Lobos“ nennt, denn der brasilianische Komponist verlangte für seine erste „Bachiana Brasileira“ vom Beginn der 1930er-Jahre explizit ein „Orchestra of cellos“. Und genau das haben wir hier…
Das Orchestra Villa-Lobos unternahm bei seiner 1995 erstmals erschienenen CD, die nun in äußerst schmuckloser Form (noch nicht einmal ein CD-Booklet ist enthalten) beim Label „Fabula Classica“ wiederveröffentlicht wird, den an sich sehr sinnvollen Versuch, Musik von Bach der von Villa-Lobos gegenüberzustellen.

F. Busoni - Klavierkonzert
Orchestra Sinfonica di Roma - F. La Vecchia; R. Cappello (Klavier)

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Ferruccio Busoni — Klavierkonzert

Monströse Gigantomanie, die alle Grenzen sprengt

von Rainer Aschemeier  •  25. Oktober 2011
Katalog-Nr.: 8.572523 / EAN: 747313252374

Und doch gibt es ein Beispiel dieser Gattung, das alle Dimensionen sprengt, das wie kein anderes Instrumentalkonzert mit der eigenen Gattung zu ringen scheint — ...um wie mit lautem Feuerwerk zu glänzen, zu erstrahlen, viel viel Getöse zu machen und letzten Endes doch nur zwei Eindrücke zu hinterlassen: Viel heiße Luft und Lärm um nichts!

S. Rachmaninoff - Sinfonie Nr. 2 / Vocalise
Royal Philharmonic, D. Yablonsky

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Sergej Rachmaninoff — Sinfonie Nr. 2 / Vocalise

Offenbarung zum Nachhören — Sensationelle neue Rachmaninoff-Referenz aus London

von Rainer Aschemeier  •  21. Oktober 2011
Katalog-Nr.: RPO SP 031 / EAN: 507000026756

Dass es auch im Klassikgeschäft Einsparmaßnahmen und „Joint Venture“-Effekte unterschiedlichster Art gibt, konnte man ja ahnen. Doch nur selten wird so etwas so „sichtbar“ und hörbar, wie bei der hier vorgelegten Aufnahme des Royal Philharmonic Orchestra, die in diesen Tagen auf dem orchestereigenen Label erscheint.

I. Pizzetti - Das Klavierwerk
G. Simonacci

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Ildebrando Pizzetti — Das Klavierwerk (Gesamteinspielung)

Wertvolle Gesamtedition zum Budget-Preis

von Rainer Aschemeier  •  18. Oktober 2011
Katalog-Nr.: 9202 / EAN: 5029365920223

Interpret ist Giancarlo Simonacci, der bereits für seine Aufnahmen mit Werken von John Cage und Erik Satie auf dem Brilliant-Label viel Beifall von der Musikkritik erhalten hatte. Mit Pizzetti widmet er sich nun einem Landsmann, was sich in besonders hingebungsvollen Interpretationen niederschlägt.
Die Edition ist chronologisch angelegt und beginnt mit dem frühesten bekannten Klavierstück, das Pizzetti schrieb, der „Romanza senza parole“ aus dem Jahr 1899, einer von den erwähnten Weltersteinspielungen auf der CD.

R. Saxton - The Wandering Jew
BBC Symphony Orchestra, A. de Ridder, div. Sol.

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Robert Saxton — The Wandering Jew

Effektreiches Technikspektakel mit toller Musik und schwachem Libretto

von Rainer Aschemeier  •  14. Oktober 2011
Katalog-Nr.: NMC D170 / EAN: 5023363017022>

Während es einige Figuren in der jüngeren Operngeschichte gibt, deren Charakter auf die Mythologie des „Wanderjuden“ Bezug nimmt (so etwa in Janáčeks „Die Sache Makropulos“), ist Robert Saxtons Oper „The Wandering Jew“ meines Wissens nach die erste seit dem 19. Jahrhundert, welche die legendäre Überlieferung wieder „wörtlich“ nimmt, also den ewigen Juden als Person und Individualcharakter versteht.

J. Ireland - Klavierkonzert, "Legend" & div. Klavierm.
Royal Liverpool PO - J. Wilson; J. Lenehan (Klavier)

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John Ireland - Klavierkonzert, "Legend", diverse Stücke für Soloklavier

Abgestaubt und durchgepustet: Die Wiederentdeckung der Frische bei Irelands Klavierkonzert!

von Rainer Aschemeier  •  11. Oktober 2011
Katalog-Nr.: 8.572598 / EAN: 747313259878

Die hier zu besprechende CD bildet den furiosen „Schlussakkord“ der Ireland-Klaviermusikreihe bei Naxos und beinhaltet dessen beliebtes Klavierkonzert, die Sinfonische Dichtung „Legend“ sowie einige Soloklaviermusik, die hier zum ersten Mal auf Tonträger vorgelegt wird.

Musik der russischen Avantgarde 1905-1926
Roger Woodward (Klavier)

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Musik der russischen Avantgarde 1905-1926

Weniger spannend, als man hätte erwarten können...

von Rainer Aschemeier  •  8. Oktober 2011
Katalog-Nr.:

Auf dem Papier eine ganz famose Sache, doch als Hörerfahrung leider eher mau… so etwas gibt es ja immer wieder. Auch bei der hier zu besprechenden CD war ich leider gerade an der Stelle enttäuscht, wo ich es eigentlich nicht erwartet hätte. Also Tacheles geredet: Was stimmt nicht mit dieser CD, bei derem Titel „Music of the Russian Avantgarde“ mir doch vor Vorfreude geradezu das Wasser im Mund zusammengelaufen ist?

My Broken Machines
Ed Bennett

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Ed Bennett - My Broken Machines

Zwischen Breakbeat und Langeweile

von Rainer Aschemeier  •  5. Oktober 2011
Katalog-Nr.: NMC D169 / EAN: 5023363016926>

Bennetts Markenzeichen ist eine gewisse rhythmische Vertracktheit, die mal abgehackt und „kantig“ wirkend Erinnerungen an Breakbeat-Klänge aus dem Popmusikbereich aufkommen lässt, um gleich darauf in lange, mitunter eintönig wirkende Passagen automatisiert wirkender „Dampfmaschinenmusik“ zu verfallen, wie wir sie von Komponisten wie Mossolow oder Honegger schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts zu hören bekamen. Zwar haben alle Stücke auf dieser Neuveröffentlichung des lobenswerten britischen NMC-Labels ihre Eigenheiten, doch rhythmische Kinkerlitzchen der genannten Art weisen sie alle auf, die Kompositionen von Ed Bennett.

Russische Violinkonzerte
Bournemouth Symphony Orchestra - Th. Sanderling; M. Ostrovsky (Violine)

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Russische Violinkonzerte

Souverän und empathisch

von Rainer Aschemeier  •  3. Oktober 2011
Katalog-Nr.: 8.572631 / EAN: 747313263172

Hinter dem schlichten Titel „russische Violinkonzerte“ steckt eine grandiose Neuveröffentlichung, die nicht nur in Sachen Repertoirewert, sondern auch in puncto Interpretation kräftig punkten kann. Dargeboten werden hier zwei „alte Bekannte“, nämlich das e-Moll-Violinkonzert von Julius Conus (einst ein „Standard“ im Repertoire von Jascha Heifetz sowie Yehudi Menuhin) sowie das ungewöhnliche, einsätzige a-Moll-Violinkonzert, op. 54 von Anton Arensky. Als „Bonus“ und eigentlicher „Star“ des Programms ist aber das bis vor kurzem als verschollen geglaubte Concertino, op. 42 für Violine und Streichorchester von Mieczeslaw Weinberg aus dem Jahr 1948 zu feiern.

Aserbaidscha-nische Klavierkonzerte
Royal Philharmonic Orchestra - D. Yablonsky; F. Badalbeyli & M Adiegezalzade (Klavier)

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Aserbaidschanische Klavierkonzerte

"Weltmusik" mal anders...

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2011
Katalog-Nr.: 8.572666 / EAN: 74731326667

Eine sehr sehr spannende CD erblickt in diesen Tagen auf dem Naxos-Label das Licht der Welt. Es handelt sich dabei um eine kleine aber feine Kollektion von sinfonischer Musik für Soloklavier und Orchester von vier Komponisten aus Aserbaidschan. Dass diese Werke allesamt bislang noch nicht auf CD erhältlich gewesen sind (ein Konzert auf dieser Neuveröffentlichung war bis zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht einmal gedruckt!), konnte man sich schon denken. Doch dass diese raren Ergebnisse des jüngeren aserbaidschanischen Kulturbetriebs dann auch noch in einer solchen Edelbesetzung eingespielt werden, nötigt doch einigen Respekt ab.

Th. Dubois - Violinkonz. / E. Lalo - "Symph. Espagnole"
Slowak. Staats-Philharmonie - Z. Müller

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Théodore Dubois - Violinkonzert / Edouard Lalo - "Symphonie Espagnole"

Konzert für Violine und enttäuschten Hörer

von Rainer Aschemeier  •  29. September 2011
Katalog-Nr.: BNL 112964 / EAN: 3491421129642

Der französische Komponist Théodore Dubois dürfte vor allem Liebhabern von Orgelmusik bekannt sein; gehört er doch zu den produktivsten Komponisten für dieses Instrument, die im 19./20. Jahrhundert gelebt haben und war ab 1855 erster Organist des berühmten Pariser Invalidendoms. Ähnlich wie im Falle Charles Marie Widor, deren Zeitgenosse Dubois war, wird das Werk dieses interessanten Komponisten ungerechtfertigterweise zumeist auf die zugegebenermaßen schönen und eindrucksvollen Orgelwerke reduziert.

G. B. Platti - 6 Cellosonaten (1725)
A. Wolf & S. Hess

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Giovanni Benedetto Platti — 6 Cellosonaten (1725)

"Elektrisierend" oder "gekünstelt"? Ein strittiger Fall...

von Rainer Aschemeier  •  26. September 2011
Katalog-Nr.: OC 794 / EAN: 4260034867949

In den letzten Jahren sind nach und nach immer mehr Kompositionen und Bearbeitungen Plattis aufgetaucht und machten deutlich, um was für einen großartigen Komponisten es sich bei ihm handelte, der durchaus zu den wichtigen Komponisten seiner Zeit gezählt werden muss. Doch viele seiner Werke gelten als verschollen oder sind nur in Handschriften überliefert, sodass bislang eine Aufarbeitung seines Gesamtwerks nur lückenhaft stattfinden konnte.

G. Popov - Kammersinfonie & Sinfonie Nr. 1
Staatsakademie-Orchester St. Petersburg - A. Titov

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Gavriil Popov — Kammersinfonie & Sinfonie Nr. 1

Fantastisches "Comeback" von zwei Werken eines verfemten Komponisten

von Rainer Aschemeier  •  23. September 2011
Katalog-Nr.: NF/PMA 9996 / EAN: 4607053326048

Leider sollte Popovs Glück jedoch nicht lange anhalten, denn der expressive Stil des Russen, der in seiner Kammersinfonie zuweilen an Hindemith erinnert, war den Kulturoberen der UdSSR ein Dorn im Auge. Es folgte, was folgen musste: Ähnlich wie Mjaskowski und Schostakowitsch wurde auch Popov von Stalins „Kultur-Sheriffs“ gemaßregelt. Bereits einen Tag nach der Uraufführung im Jahr 1935 wurde seine erste große Sinfonie verboten. Dieses Stück ist damit die erste Sinfonie, deren Aufführung in Stalins Reich untersagt wurde. Viele weitere sollten folgen.

Digitale Schatztruhe für "Jäger und Sammler"

Das Stream- und Download-Label "Naxos Classical Archives" im Portrait

von Rainer Aschemeier  •  20. September 2011

In einer nie dagewesenen Mammutaktion hat das Naxos-Label genau an den Punkten angesetzt, die „Jäger und Sammler“ in helle Aufregung versetzen: Rare Einspielungen, die vor allem für Sammler interessant sind, in grundlegenden, oft maßstabsetzenden Erstdigitalisierungen — und das zu Hunderten…

Und so kommt es, dass wir im Programm „Naxos Classical Archives“ mehrere Hundert großartiger Sammlerschätze aus den Archiven bedeutender Schallplattenfirmen rund um den Erdball finden. Beispiele gefällig???

M. Castelnuovo-Tedesco / O. Respighi - Violinkonzerte
St. Petersburg SO / V. Lande

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Mario Castelnuovo-Tedesco & Ottorino Respighi — Violinkonzerte

Endlich auch in Deutschland: Wunderschöne CD des kanadischen Labels "Marquis"

von Rainer Aschemeier  •  19. September 2011
Katalog-Nr.: MAR-407 / EAN: 774718140722

Eine 2009 beim kanadischen Label „Marquis“ erschienene, sehr sehr lohnende und schöne CD ist nun endlich auch in Deutschland erhältlich. Trotz mehrerer schriftlicher und telefonischer Anfragen von www.the-listener.de bei der für Deutschland zuständigen Vertriebsfirma im Zeitraum Juli/August hat sich dort jedoch nie jemand gemeldet. Das könnte erklären, warum es trotz der grundsätzlich erfreulichen Meldung, dass es für die spannenden CDs aus dem Hause Marquis nun endlich einen deutschen Vertrieb zu geben scheint, die CDs des Labels immer noch nur mit großer Mühe bei den gängigen Onlinehändlern zu finden sind.

F. Liszt - Klaviersonate h-Moll / F. Schubert - Wanderer-Fantasie
Sergei Edelmann

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Sergei Edelmann — Liszt - Klaviersonate h-Moll / Schubert - Wandererfantasie

Der Geheimtipp unter den Geheimtipps

von Rainer Aschemeier  •  16. September 2011
Katalog-Nr.: EXCL-00038 / EAN: 4526977050382

Wenn unter Musikfans von Pianisten-“Geheimtipps“ die Rede ist, so ist Sergei Edelmann schon eher der Geheimtipp unter den Geheimtipps. Zwar gibt es von ihm bereits einige hervorragende Aufnahmen, wie etwa die Klavierkonzerte von Felix Mendelssohn-Bartholdy, bei denen Edelmann von den Bamberger Sinfonikern unter Claus Peter Flor begleitet wurde, doch den ebenfalls mittlerweile recht zahlreichen Solo-CDs des Pianisten ist bislang noch nicht die Aufmerksamkeit zugekommen, die ihnen gebührt.

Monteverdi - a trace of grace
Michel Godard

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Michel Godard — Monteverdi - a trace of grace

Monteverdi goes Jazz?

von Rainer Aschemeier  •  14. September 2011
Katalog-Nr.: CD-16286 / EAN: 4032324162863

Wäre „Crossover“ nicht so ein Wort, bei dem man sofort zusammenzuckte und unweigerlich an Mambo-Versionen von Bach-Konzerten denken müsste, so wäre es sicher ein passender Begriff für diese neue CD aus dem Hause Carpe Diem records: ein Jazz-Trio und drei Musiker aus den Bereichen Alte und Neue Musik treffen aufeinander und beschließen, sich in einem kreativen Schaffensprozess der Musik von Claudio Monteverdi zu nähern. Sie tun das in einem Zisterzienserkloster, der Abtei von Noirlac im Herzen Frankreichs. Am Ende stehen etwa 50% neuer Jazzkompositionen, die zum Teil auf Instrumenten aus Monteverdis Zeiten (Stichwort „Serpent“) gegeben werden und 50% originale Monteverdi-Stücke, die jedoch alles andere als „original“ dargeboten werden, sondern mit neuen Arrangements und einem ordentlichen Schlag Cool Jazz versehen werden.

E. Svetlanov - Kompositonen für Sinfonie-Orchester
div. Orch. u. Sol. - E. Svetlanov

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Evgeny Svetlanov — Kompositionen für Sinfonieorchester (4-CD-Box)

Lehrstunde in russischem Stil

von Rainer Aschemeier  •  12. September 2011
Best.-Nr.: SVCO 001/4-004/4 / EAN: 4607202210044>

Evgeny Svetlanov war einer der russischen Dirigenten des „alten Schlags“, der zusammen mit seinen Kollegen Mravinsky, Kondrashin, Barshai und Roshdestvensky wohl am meisten das verkörpert, was Musikliebhaber durch die ganze Welt als den „russischen Stil“ verstehen: Eine übersatte, dunkel kolorierte Klangpalette und einen daraus resultierenden Orchestersound mit überwältigender Tiefe und Wärme, aber auch stets mit leichten „Fehlern“, wie zum Beispiel nicht immer punktgenauen Einsätzen und gelegentlich auch mal ausfransenden Streichern, die aber die Interpretationsleistung nur noch charakteristischer und durchaus auch sympathischer machten. Bei Svetlanovs Aufnahmen ging emotionale Tiefe und spritzige Feurigkeit stets vor technischer Präzision, obwohl auch diese von ihm teilweise in ganz beeindruckender Qualität erzielt worden ist.
Und so sind vor allem die Tschaikowsky-, Arensky-, Mjaskowsky- und Rimsky-Korsakoff-Einspielungen Svetlanovs weltweit absolut berechtigterweise über alle Maßen gerühmt und geschätzt. Auch ich wage zu sagen: Es gibt in dem Sektor eigentlich nichts Besseres, höchstens Alternativen.

Arvo Pärt - Klaviermusik
R. van Raat, Niederländ. Radio-Kammerphilharm., JoAnn Falletta

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Arvo Pärt — Klaviermusik

Toller Überblick über das Klavierschaffen des estnischen Star-Komponisten

von Rainer Aschemeier  •  10. September 2011
Best.-Nr.: 8.572525 / EAN: 747313252572

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde diese neue Naxos-CD vor allem Musik für Solo-Klavier von Arvo Pärt enthalten, jenem estnischen Komponisten, der spätestens seit der zigtausendfach verkauften ECM-CD mit dem Titel „Tabula Rasa“ zu den Bestsellern unter den zeitgenössischen Komponisten gehört. Doch das stimmt nicht: Die CD enthält etwa gleich viel Soloklaviermusik und Musik für Klavier und großes Orchester. Der Eindruck entsteht nur dadurch, dass es sich bei dem Programm dieser CD um relativ viele relativ kurze Klavierstücke handelt und um einen mehr als 35-minütigen „Orchesterboliden“ namens „Lamentate: Homage to Anish Kapoor and his sculpture `Marsyas´“ aus dem Jahr 2002.

Beethoven, Brahms, Bruch - Kammermusik für Klarinettentrio
Ensemble Liaison

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Beethoven, Brahms, Bruch — Kammermusik für Klarinette, Cello und Klavier

Heißer Anwärter für die Klassik-CD des Jahres — MUSS man gehört haben!

von Rainer Aschemeier  •  8. September 2011
Best.-Nr.: TP217 / Best.-Nr.: 9399001002177

Selbst vom viel eingespielten und gern gehörten Beethoven-Trio habe ich selten eine Aufnahme gehört, die das Prädikat „mustergültig“ mehr verdient hätte, als diese hier. Die australischen Musiker kommen mit dem heiter-besinnlichen Tonfall des Stücks bestens zurecht, beweisen größtes instrumentales Können, perfektestes Zusammenspiel und eine Bandbreite an Dynamikabstufungen, die ich als einzigartig titulieren möchte.

A. Campra - Le Carnaval de Venise
Chœr et Orchestre du Concert Spirituel, div. Sol. - H. Niquet

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André Campra — Le Carnaval de Venise

Spektakuläre Wiederentdeckung eines musikhistorischen Kuriosums

von Rainer Aschemeier  •  6. September 2011
Best.-Nr.: GCD 921622 / EAN: 8424562016224

In diesen Tagen erscheint eine neue CD beim spanischen Edel-Label „Glossa“, die beweist, dass es zumindest an Versuchen, beide Stile einander anzunähern nicht fehlte. Hierbei sollte allerdings gesagt sein, dass André Campras als „Opéra-ballet“ titulierter Vorstoß eine einmalige, selbst aus heutiger Sicht noch gewagt anmutende Kuriosität gewesen ist. Campra, zu seiner Zeit einer der beliebtesten Komponisten von Opern und geistlicher Musik im barocken Paris, nahm den „Karneval von Venedig“ zum Anlass, um ein groß angelegtes Bühnenwerk zu kreieren. Die Franzosen hatten zu der Zeit bereits viel vom venezianischen Karneval gehört, wobei die Stories, die man sich darüber hinter vorgehaltener Hand ins Ohr tuschelte, wohl vor allem die frivole und lustvolle Seite dieser Traditionsveranstaltung hervorgehoben haben dürften.

G. F. Malipiero - Impressioni da vero & Pause del silenzio
Orchestra Sinfonica di Roma - F. La Vecchia

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Gian Francesco Malipiero — Impressioni dal vero & Pause del Silenzio

Faszinierend gespielte und klanglich perfekt ausbalancierte Referenzaufnahme von Malipieros wichtigen Frühwerken

von Rainer Aschemeier  •  4. September 2011
Best.-Nr.: 8.572409 / EAN: 747313240975

In der Reihe von Veröffentlichungen mit Werken italienischer Komponisten des 20. Jahrhunderts bei Naxos erscheint nun nach der großen Casella-Offensive auch eine Malipiero-CD. Sie beinhaltetet gleich vier Weltersteinspielungen, und dies auch noch von wirklich wichtigen Werken aus dem eigenwilligen Œuvre Gian Francesco Malipieros, dessen Musik nur allzu berechtigt in den letzten zehn Jahren eine echte Renaissance auf Tonträger zuteil wurde.

Lysøen - Hommage à Ole Bull
Nils Økland & Sigbjørn Apeland

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Nils Økland & Sigbjørn Apeland — Lysøen - Hommage à Ole Bull

Die Geschichte vom geschwundenen Weltruhm des Geigers Ole Bull

von Rainer Aschemeier  •  30. August 2011
Best.-Nr.: ECM 2179 / EAN: 0602527402468

Es sind exakt diese Platten, die zwischen allen Stühlen die Freiheit an der Musik neu ausloten, die das Leben als Musikhörer auch weiter spannend machen. Ein großartiges Experiment und eine herrliche Hommage an einen heute vergessenen Weltstar von einst. So melancholisch, wie man angesichts des total geschwundenen Weltruhms von Ole Bull werden kann, so melancholisch ist das Album „Lysøen“.

M. Mussorgsky - Bilder einer Ausstellung
Nobuyuki Tsujii

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Modest Mussorgsky — Bilder einer Ausstellung / Franz Liszt — Klavierwerke /

Mussorgskys weltbekannter Klavierzyklus in ungewohnt inniger Deutung

von Rainer Aschemeier  •  28. August 2011
Best.-Nr.: CC72526 / EAN: 608917252620

Nobuyuki Tsujii machte in den letzten Jahren immer mehr von sich reden, und zwar nicht nur, weil er einer der wenigen von Geburt an blinden professionellen Pianisten im „Konzertbetrieb“ unserer Tage ist. Seine Einspielung des zweiten Klavierkonzerts von Sergej Rachmaninoff mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin gilt als eine der allerbesten am Markt und dass der blinde Tsujii die Goldmedaille beim extrem renommierten Van Cliburn-Klavierwettbewerb gewann, wurde als Sensation wahrgenommen und ging durch die musikalisch interessierte Weltpresse.

Russische Bratschen-Sonaten
Eliesha Nelson & Glen Inanga

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Eliesha Nelson & Glen Inanga - Russian Viola Sonatas

Vom "russischen Brahms" bis hin zum Kompositionslehrer von Prokoffjew und Mjaskowski

von Rainer Aschemeier  •  26. August 2011
Best.-Nr.: DSL-92136 / EAN: 5347921362

So kann’s gehen! Da müssen erst zwei afroamerikanische Künstler eine CD mit Bratschensonaten russischstämmiger Komponisten aufnehmen, um uns an einen der einstmals im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts beliebtesten Komponisten zu erinnern. Die Rede ist von Paul Juon, der ab 1897 als Professor an der Berliner Musikhochschule tätig war. Mithilfe der Unterstützung von Joseph Joachim entwickelte Juon sich nicht nur zu einem der namhaften Lehrer dieser Universität sondern auch zu einem der beliebtesten Komponisten des späten 19./ frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland, der den Besuchern von Konzerten, in denen seine Musik gespielt wurde, als „russischer Brahms“ geläufig war.

Central Europe
A. Mital & O. Tolan

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Adam Mital & Olimpia Tolan - "Central Europe"

Gelungene CD mit missglücktem "Motto"

von Rainer Aschemeier  •  24. August 2011
Best.-Nr.: SM 153 / EAN: 4260123641535

Adam Mital ist ein junger Cellist aus der Schweiz. Im Alter von 32 Jahren legt er nun seine Debüt-CD beim bayerischen Solo Musica-Label vor. Er bietet auf der mit insgesamt sieben unterschiedlichen, zum Teil mehrsätzigen Stücken recht voll gepackten CD ein Programm, das sich vor allem den osteuropäischen Komponisten Dvořák, Janáček und Martinů widmet. Doch irgendwie musste offenbar auch noch ein richtiger „Crowdpleaser“ mit aufgenommen werden, denn irgendwer muss die CD schließlich kaufen.

Geld Macht Musik - Musik für die Fugger
♭FIVE

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Geld Macht Musik

Die "Fugger-Charts"

von Rainer Aschemeier  •  22. August 2011
Best.-Nr.: COV 21105 / 4039956211051

Unter dem witzigen Titel „Geld Macht Musik“ sind ♭FIVE tief in die Archive der Fugger’schen Musiksammlung abgetaucht. Diese reiche Kaufmannsfamilie war finanziell problemlos in der Lage, Kopistenaufträge zu vergeben, die im Prinzip den Wunsch beinhalteten, von Zeit zu Zeit ein Notenalbum mit den „Best of“ der Kompositionen aus ganz Europa zusammengestellt zu bekommen. Diese Kompositionen — welch ein Luxus! — konnten sich die Fugger dann entweder von einer eigenen Kapelle vorspielen lassen.

R. Schumann - Sinfonien (Gesamteinsp.)
Philharmonia Orch. - R. Muti

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Robert Schumann - Sinfonien (Gesamteinspielung)

Träger, teils martialischer Schumann für die Masse, doch ohne Klasse

von Rainer Aschemeier  •  20. August 2011
Best.-Nr.: 0979932 / 5099909799325

EMI Classics veröffentlicht in diesen Tagen eine CD-Box nach der anderen mit den im Archiv dieses Labels befindlichen Aufnahmen des italienischen Dirigenten Riccardo Muti. Ohne auf dessen Karriere-Hochs und -Tiefs zu achten, wird nahezu alles wieder ans Tageslicht gezerrt, was im Dunkel des EMI-Archivs zu finden war.

Toccata und Fuge
Leopold Stokowski and his Symphony Orchestra

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Leopold Stokowski — Bach-Transkriptionen

Mit Pauken und Trompeten...

von Rainer Aschemeier  •  19. August 2011

In dieser Sphäre also schrieb Stokowski, der Klangmagier, der von jeher einen Hang zum Monumentalen hatte, seine Transkriptionen von Musik Johann Sebastian Bachs und ließ sie (buchstäblich) unter Anwendung von Pauken und Trompeten (besser noch Tuben und Posaunen) wieder auferstehen. Unterstützt wurde Stokowski dabei von seinem eigenen Sinfonieorchester und von den besten Toningenieuren der damaligen Zeit, die das ganze Projekt so ausrichteten, das alles, aber auch wirklich alles auf den Maestro maßgeschneidert wurde.

D. Schostakowitsch - Violasonate, Cellosonate (i. Transkr. f. Viola), Suite aus "Die Hornisse"
Håvard Gimse (Klavier), Lars Anders Tomter (Viola)

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Dmitry Schostakowitsch - Violasonate, op. 147, Cellosonate, op. 40 (in Transkr. f. Viola), Suite für Viola u. Klavier aus "Die Hornisse"

Problematische "klassizistische" Lesart

von Rainer Aschemeier  •  17. August 2011
Best.-Nr.: SOMMCD 030 / EAN: 748871303027

Das soll nicht heißen, dass diese CD schlecht wäre. Durchaus im Gegenteil: Die Solisten sind sehr versiert, der Klang ist recht ordentlich (wenngleich es etwas Trittschall gibt, der manch unschönes Subsonic-“Bollern“ zur Folge hat) und das dargebotene Programm ist sehr reizvoll. Daher gibt es von mir guten Gewissens auch eine Wertung im guten Bereich.

I. Pizzetti - Streichquartette
Lajtha Quartett

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Ildebrando Pizzetti — Streichquartette

Intime Kompositionen für Streichquartett in zeitlos empfehlenswerter Interpretation

von Rainer Aschemeier  •  15. August 2011
Best.-Nr.: 8.570876 / EAN: 747313087679

Unter den Komponisten der italienischen „Generation der 1880er“, ist Ildebrando Pizzetti derjenige, um den es bislang noch am ruhigsten geblieben ist. Die „Generation der 1880er“, mittlerweile ein feststehender Begriff in der Musikgeschichtsschreibung, ist gleichzusetzen mit Namen wie Ottorini Respighi, Alfredo Casella und Gian Francesco Malipiero. Sie gelten zusammengefasst als Erneuerer und als Begründer eines zeitgenössischen E-Musik-Stils in Italien.

E. Reusner - "Delitiae Testudinis", Vol. 1
Paul Beier

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Esaias Reusner - Delitiae Testudinis, Vol. 1

Für Lautenisten und Ornithologen

von Rainer Aschemeier  •  14. August 2011
Best.-Nr.: STR 33867 / EAN: 8011570338679

Es ist schon erstaunlich, was heute alles seinen Weg auf CD findet. Zwar erlebt die Lautenmusik im Allgemeinen scheinbar eine Art „Boom“ am Tonträgermarkt, doch das, was hier auf dem italienischen Label „Stradivarius“ erscheint, ist schon extrem seltenes Repertoire.

Howe Gelb is all over the map - ein Interview und ein Konzert mit Gästen

GIANT SAND - 5.8.2011, Haus der Kulturen, Berlin

von Frank Castenholz  •  13. August 2011


GIANT SAND & FRIENDS: Nikolaj Heyman, Howe Gelb, Jon Villa, Brian Lopez, Gabriel Sullivan

Howe Gelb, ohnehin nicht für lange Schaffenspausen bekannt, war in den letzten Jahren selbst für seine Verhältnisse erstaunlich umtriebig. Der eigenwillige Workaholic, der 1980 seine erste 7“-Single unter dem Namen Giant Sandworms aufnahm und seitdem mit seiner Band Giant Sand, solo und unter einer Vielzahl von Projektnamen über 40, mal mehr, mal weniger offizielle Alben veröffentlicht hat, ist tatsächlich „all over the map“, wie eine gleichnamige Giant Sand-LP von 2004 suggeriert – geographisch wie stilistisch. Anlässlich des WasserMusik-Festivals in Berlin spielte Howe nun Anfang August erstmals in einer um Musiker des Sergio Mendoza y La Orkestra und zwei Violinen erweiterten Formation, Giant Giant Sand sozusagen. Das Orkestra, das seinen latin-geprägten Big Band-Psychedelia-Rock als „Indie Mambo“ bezeichnet, hat auch Calexico schon auf Bühne und Platte verstärkt. Wenn Howe jetzt mit einer neuen Generation von Musikern aus Tucson spielt, die ihrerseits von Calexico beinflusst wurden, schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Giant Sand erweitern damit ihren eklektischen Sound um ungestüme Latin-Elemente und schlagen ein neues Kapitel in der ewig evolvierenden Band-Geschichte auf. Eine Verstetigung des Projekts scheint naheliegend.
Im Interview erfahren wir von Howe unter anderem, wie es zu dieser vielversprechenden Zusammenarbeit kam.

The Lviv Lute
Ensemble Sarmatica

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Sarmatica — The Lviv Lute

Herrlich musikpolitisch unkorrekte, folkloristich-schmissige Deutung einer der wichtigsten europäischen Lautenmusiksammlungen. Leider mit Masteringfehler!

von Rainer Aschemeier  •  13. August 2011
Best.-Nr.: DSL-92134 / EAN: 05347921342

Mit „The Lviv Lute“ ist eine Lautentabulatur gemeint, die in der Universität von Lemberg (ukrianisch = Lwiw) aufbewahrt wird, aber auch als Krakauer Lautentabulatur bekannt ist, da es höchstwahrscheinlich ist, dass die Sammlung ab ca. 1553 bis ins frühe 17. Jahrhundert hinein in Krakau zusammengestellt wurde. Diese Lautentabulatur ist gleich aus mehreren Gründen besonders.

I. Strawinsky / P. Pincemaille - Der Feuervogel; Petruschka in Transkriptionen für Orgel
Pierre Pincemaille

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Igor Strawinsky / Pierre Pincemaille — "Der Feuervogel", "Petruschka" (Transkriptionen für Orgel)

P. Pincemailles faszinierende Strawinsky-Transkriptionen: Ein Orgelfeuerwerk der Extraklasse!

von Rainer Aschemeier  •  12. August 2011
Best.-Nr.: SOCD 153 / EAN: 3279791532039

Mit vollkommener Beherrschung des Instruments, schwindelerregender Virtuosität und Sinn für das richtige Registertimbre an der richtigen Stelle, dazu noch unterstützt von Triangel- und Perkussionseffekten, ergibt sich qua CD eine musikalische Erfahrung, die jeder als eigenständige künstlerische Leistung beurteilen wird, der sie einmal gehört hat. Durch die Aufnahmesituation in den offenbar bestens ausgestatteten Räumlichkeiten von Radio France, wurde auch der Klang dieses Orgelfeuerwerks äußerst naturgetreu und frei von dem lästigen Lüfterrauschen aufgezeichnet, das einem recht häufig etwas weniger gut aufgenommene Orgelaufnahmen vermiest.

A. Copland - Quiet City (Welt-Ersteinspielung in Original-Instrumentation)
Christopher Brellochs und div. Sol.

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Aaron Copland - Quiet City (Weltersteinspielung in Originalinstrumentation)

Copland reconstructed

von Rainer Aschemeier  •  11. August 2011
Best.-Nr.: DSL-92135 / EAN: 053479213525

Es ist ein Naturreflex bei Plattensammlern, und das Wort „Weltersteinspielung“ löst ihn aus: Kurzes Zusammenzucken, gedankliches Überschlagen der Repertoire-Reichweite dieses Vorfalls, sodann (bei positiver Prüfung) gedankliches Überschlagen des zur Verfügung stehenden Raums im CD-Ständer und des zur Verfügung stehenden CD-Budgets für den laufenden Monat — Das ganze passiert innerhalb von etwa 30 Sekunden. Plattenfirmen wissen das genau.

Birth of the Violin
Rebekka Hartmann

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Rebekka Hartmann — Birth of the Violin

Geminiani trifft Carrera-Bahn

von Rainer Aschemeier  •  9. August 2011

Vor vier Jahren erschien beim deutschen Label „Solo Musica“ die Veröffentlichung „Birth of the Cello“, auf welcher der Ausnahmecellist Julius Berger auf einem der ältesten bekannten und spielfähigen Violoncelli der Welt, dem wunderschönen „Carlo IX“-Cello von Andrea Amati, zwei der ältesten bekannten Solowerke für Violoncello vorstellte. Das war damals eine rundherum runde Sache und konnte vollauf überzeugen.
Im Juli 2011 nahm „Solo Musica“ dieses überzeugende Konzept erneut auf und veröffentlichte die CD „Birth of the Violin“ mit der Violinistin Rebekka Hartmann.

W. Lutosławski - "Opera Omnia", Vol. 3
NFM Kammerorchester, NFM Philharmonie-Orchester, div. Dir. u. Sol.

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Witold Lutosławski — "Opera Omnia", Vol. 3

Beeindruckender neuer Beitrag zur Reihe mit Lutosławskis Gesamtwerk bei "CD Accord"

von Rainer Aschemeier  •  7. August 2011
Best.-Nr.: ACD 166-2 / EAN: 5902176501662

Die musikalische Entwicklung Lutosławskis verlief also unter Ausprägung eines sehr originellen und authentischen Personalstils, der sich zudem in ständiger Wandlung befand. Hier war jemand, der nicht ständig ein und dasselbe komponierte, sondern der willens war, seinen Stil bis ins hohe Alter immer und immer wieder neu zu hinterfragen und umzugestalten. Das hatte offenbar eine immense Anziehungskraft auf die Zuhörer, zumal man einen Personalstil dieser Güteklasse nur alle Jubeljahre einmal zu Gehör bekommt. Und so muss auch ich gestehen, dass ich den polnischen Altmeister der Moderne für einen der besten Komponisten des 20. Jahrhunderts halte.

Voices of the Rainforest
Meininger-Trio

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Meininger-Trio — Voices of the Rainforest

Keine Angst vorm Regenwald!

von Rainer Aschemeier  •  5. August 2011
Best.-Nr.: PH11039 / EAN: 881488110395

Das Meininger-Trio musiziert (wie man aus den bisherigen Ausführungen sicher schon herauslesen konnte) in der Besetzung Flöte, Klavier und Violoncello. Sämtliche Stücke dieser CD spielt es in einer Präzision, die beachtlich ist, jedoch an Emotionalität und Wärme ebenfalls nichts vermissen lässt. Es ist diese beeindruckende Kombination, welche die hier versammelten Darbietungen wirklich zu etwas ganz Besonderem machen. Die Aufnahme wird durch einen annähernd perfekt eingefangenen Sound abgerundet, der endlich (!) auch mal zeigt, wie tief in den Basskeller ein Klavier hinabreicht.

A. Dvořák - Streichquartette Nr. 9 & 14
Delmé Quartett

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Antonín Dvořák - Streichquartette Nr. 9 & 14

Hyperbrillanter Dvořák aus Großbritannien

von Rainer Aschemeier  •  4. August 2011
Best.-Nr.: SOMMCD 231 / EAN: 748871323124

Beide Stücke werden vom Delmé-Quartett mit großer Hingabe und sehr hohem Können interpretiert. Dabei können vor allem die leisen Parts überzeugen, denn die Piano- und Pianissimo-Stellen werden von den Briten einfach hinreißend gespielt. Es ist ja manchmal nur ein „Hauch“, aber die Emotionalität, die sich dabei entfaltet, kann einem schon den Atem rauben. Diese Einspielung gehört definitiv zu den allerbesten, die ich bei diesem Repertoire gehört habe.

F. Liszt - Etudes d'execution transcendante
V. Ovchinnikov

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Franz Liszt — Etudes d'execution transcendante

Aus den Archiven gehobener Schatz — leider nur in Frankreich erschienen

von Rainer Aschemeier  •  3. August 2011

Diese CD ist der Beweis, dass es immer noch viele Schätze gibt, die seit Jahren und Jahrzehnten in den Archiven der Majorlabels ein trauriges Schicksal fristen. Es wäre zu wünschen, dass bei Veröffentlichungsreihen digital überarbeiteter Klassikalben, die immer als „best of the best“ oder ähnlich superlativ angepriesen werden, nicht immer nur auf die Prominenz der Ausführenden geachtet wird, sondern auch einmal auf die tatsächliche Qualität der Aufnahmen.

P. Moss - Meditation und Psalm, Voyage, Cinq tableaux de Caspar David Friedrich
Poln. Nat.-Radio-Sinfonieorch. Katowice, Michał Klauza, div. Sol.

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Piotr Moss - Meditation und Psalm, Voyage, Cinq tableaux de Caspar David Friedrich

Von Harfen, die mit dem Schlagzeug streiten und sinfonischen Kommentaren zu den Gemälden eines großen Romantikers

von Rainer Aschemeier  •  1. August 2011
Best.-Nr.: DUX 0820 / EAN: 5902547008202

Piotr Moss, 1949 geboren, hatte bei Witold Lutosławski studiert (den ich persönlich für einen der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts halte) und war offenbar auch einer der letzten Schüler Nadia Boulangers, die bekanntlich von Aaron Copland über Quincy Jones bis hin zu Philip Glass eine extrem hohe Anzahl Studenten um sich versammeln konnte, die später zu den einflussreichsten Musikgenies der Gegenwart gehören sollten.

H. Brian - Sinfonien Nr. 20 & 25, Fantastic Variations
Nat. Sinfonieorch. d. Ukraine, Andrew Penny

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Havergal Brian - Sinfonien Nr. 20 & 25; Fantastic Variations on an Old Rhyme

Keine Musik für die "Liebe auf den ersten Blick"

von Rainer Aschemeier  •  29. Juli 2011
Best.-Nr.: 8.572641 / EAN: 747313264179

Ich muss gestehen: Selten stand ich Musik ratloser gegenüber als hier. Natürlich kann man bestimmte „Eckpfeiler“ von Brians Musik aufzählen. Der Stil der Stücke ist durchwegs spätromantisch, jedoch teils an der äußersten Grenze zur radikalen Moderne, manchmal sogar an der Grenze zur freien Atonalität. Dennoch steht Brians Musik mit einem Fuß noch ganz in der Tradition britischer Sinfoniker wie etwa Ralph Vaughan Williams oder Arnold Bax, die auch (zumindest zeitweise) seine Zeitgenossen waren. Gleichzeitig erinnern mich Brians Sinfonien frappierend an die Sinfonien Robert Simpsons, der zeitweise für die BBC tätig war, viel mit Havergal Brian konferierte und sich stark für dessen Musik einsetzte.

Village Of The Pharoahs / Wisdom Through Music
Pharoah Sanders

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Pharoah Sanders - Impulse 2-on-1

Durchgeknallte Sounds aus den Tagen des Black Power-Movements

von Rainer Aschemeier  •  27. Juli 2011

Hinter dem völlig durch den Wolf gedrehten Coverartwork dieser Wiederveröffentlichung verbergen sich zwei der abgedrehtesten Alben der Jazz-Geschichte, die seinerzeit klar machten, wo sich die Ursprünge des Jazz nach damaliger Auffassung befanden: In Afrika nämlich und somit in der Musik der dort ansässigen Stämme und Naturreligionen. Nirgendwo wird das deutlicher als auf dem bereits vom Titel her völlig durchgeknallten Epos „Village of the Pharoahs“ des Tenorsaxophonisten Pharoah Sanders, bei dem einst noch Lonnie Liston Smith in die Lehre gegangen war.

W. A. Mozart - Divertimenti für drei Bassetthörner + Harmoniemusik aus "Le Nozze di Figaro"
Stadler Trio

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Wolfgang Amadeus Mozart - Divertimenti für drei Bassetthörner & Harmoniemusik aus "Le Nozze di Figaro"

Reizvolle Wiederveröffentlichung einer Referenzaufnahme

von Rainer Aschemeier  •  25. Juli 2011
Best.-Nr.: GCD c80602 / EAN: 8424562806023

Ein ganz besonderes Kleinod der Musikgeschichte hat die vorliegende Wiederveröffentlichung des spanischen Labels Glossa zum Inhalt. Selten genug lässt sich Kammermusik für drei gleiche Instrumente finden, noch mehr Seltenheitswert hat das Repertoire, wenn es für drei Instrumente gesetzt wurde, die heute höchstens noch Exotenstatus besitzen.
Wahrscheinlich wären deswegen Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimenti für drei Bassetthörner heute in der Klamottenkiste der vergessenen Musikwerke verschollen, wenn, ja wenn Sie eben nicht von Wolfgang Amadeus Mozart wären.

Barbara Mühlenhoff - Goethe und die Musik

Ein neues Buch beleuchtet Goethes Beziehungen zu berühmten Komponisten seiner Zeit und seine Gedanken zur Musik an sich

von Rainer Aschemeier  •  23. Juli 2011
ISBN: 9783650238153

Vor wenigen Tagen erschien das neue Buch der Musikwissenschaftlerin und Musikrezensentin Barbara Mühlenhoff, die einige Leser vielleicht von ihren Konzerteinführungen im Rahmen des Festivals Klevischer Klaviersommer her kennen. Frau Mühlenhoff beleuchtet in ihrem neuesten Buch die Beziehungen des deutschen „Dichterfürsten“ Johann Wolfgang von Goethe zu den Komponisten seiner Zeit sowie seine Gedanken zur Musik als Kunstform.

E. v. Dohnányi & K. Penderecki - Sextette
Ensemble Kheops

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E. v. Dohnányi - Sextett op. 37 & K. Penderecki - Sextett für Klarinette, Horn, Streichtrio und Klavier

Rare Sextette für Entdecker

von Rainer Aschemeier  •  22. Juli 2011
Best.-Nr.: FUG585 / EAN: 5400439005853

Ein sehr spannendes Programm serviert uns die belgische Kammermusikformation „Ensemble Kheops“ auf ihrer neuesten CD, die beim französischen Label „Fuga Libera“ erscheint. Es werden hier nämlich zwei Hauptvertreter der osteuropäischen Moderne einander gegenübergestellt, von denen der eine (Ernő von Dohnányi) ein weitgehend vergessenes „Überbleibsel“ modern angestrichener Spätromantik der Jahrhundertwende darstellt, während der andere (Krzysztof Penderecki) ein mittlerweile gemäßigter Ex-Avantgardist und einer der bekanntesten Komponisten unserer Zeit ist.

C. P. Stamitz & F. A. Hoffmeister - Violakonzerte
Baltimore Chamber Orchestra - Markand Thakar; Viola: Victoria Chang

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C. P. Stamitz & F. A. Hoffmeister - Violakonzerte

Raritäten aus Mannheimer Schule und Wiener Klassik in wenig aufregenden Darbietungen

von Rainer Aschemeier  •  20. Juli 2011
Best.-Nr.: 8.572162 / EAN: 74313216277

Das eigentlich Besondere an dieser neuen Naxos-CD ist jedoch die Tatsache, dass hier Bratschenkonzerte aus der Mannheimer Schule und der Wiener Klassik erklingen, Konzerte für ein Instrument also, dass damals wie heute nur selten als Soloinstrument eingesetzt wird. In der Wiener Klassik muss es allerdings noch deutlich seltener als heute vorgekommen sein, dass die Viola solistisch zum Einsatz kam. Dies wird auch deutlich durch die sehr lückenhafte Quellensituation, die den hier eingespielten Stücken zugrunde liegt.

Live at Donington 1990
Whitesnake

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Whitesnake - Live at Donington 1990

Flashback aus der "aphonen Phase"

von Rainer Aschemeier  •  18. Juli 2011
Best.-Nr.: FR CDVD 516 / EAN: 8024391051641

Man muss schon ziemlich viel Chuzpe haben, um in einem Jahr gleich zwei Whitesnake-Alben auf den Markt zu werfen, doch das italienische Frontiers-Label macht exakt das. Neben dem höchst mittelmäßigen neuen Opus „Forevermore“, das im Frühjahr erschien, legen die Jungs von Frontiers records pünktlich zum Start der Whitesnake-Europatour noch ein Doppellivealbum drauf. Ob das Zufall ist?

Glosas
More Hispano - V. Parilla

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More Hispano & Vicente Parilla - "Glosas"

Mut zur Stille

von Rainer Aschemeier  •  15. Juli 2011
Best.-Nr.: CD-16285 / EAN: 4032324162856

Die Ausführenden bieten auf „Glosas“ eine Art „Hitparade“ der Renaissance-Musik, die sie in unterschiedlichen Besetzungen neu interpretieren. Manche Stücke erklingen mit dem wunderbar natürlichen, man möchte sagen „naturschönen“, Gesang von Sopranistin Raquel Andueza, andere Stücke erklingen im Ensemble mit der Begleitung von Violen, Cembalo und einer (herrlich aufgenommenen) Renaissance-Trommel. Die allermeisten Kompositionen stellen jedoch den warmen Klang von Vicente Parillas Blockflöten den Klängen der Laute gegenüber, die durch das Spiel von Jesús Fernández in unaufdringlicher Art und Weise zum unverzichtbaren Bestandteil dieser Musik wird.

A. Borodin - Sinfonien (Gesamtaufn.)
Seattle Symphony - G. Schwarz

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Alexander Porfirjewitsch Borodin - Sinfonien (Gesamtaufnahme)

Russische Seele und amerikanisches Blech

von Rainer Aschemeier  •  13. Juli 2011
Best.-Nr.: 8.572786 / EAN: 747313278671

Die hiermit neu erscheinende Gesamteispielung der Sinfonien Borodins bei Naxos trifft also auf ein Feld starker Konkurrenzeinspielungen. Doch Naxos muss sich nicht verstecken, denn mit der Seattle Symphony unter der seit Jahrzehnten bewährten Leitung von Gerard Schwarz, der auch am Pult des Radiosinfonieorchesters Berlin häufig anzutreffen ist, wartet das Label mit einer äußerst hochkarätigen Besetzung auf. Außerdem ist der Augenblick günstig, denn eine aktuelle Einspielung — auf auch klanglich aktuellem Niveau — hat es schon seit Jahren nicht mehr gegeben.

Dedicated to Chaos
Queensrÿche

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Queensrÿche - Dedicated to Chaos

Es fehlen weiterhin Saft und Kraft

von Rainer Aschemeier  •  12. Juli 2011
EAN: 016861773427

Überwiegend regiert ein schwerer Mid-Tempo-Beat, der durch grungig-angezerrte Gitarren und jede Menge effekthascherischer postproduction-Sounds begleitet wird. Sänger Geoff Tate ist weiterhin hervorragend bei Stimme, wirkt jedoch zunehmend wie ein Fremdkörper, da er die einzige Konstante aus alten Glanzzeiten zu sein scheint. Selbst gute Ansätze, wie etwa das knackige Riff von „Retail Therapy“, werden durch erstaunlich uninspirierte Melodien „drumherum“ zunichte gemacht; selbst der Innenaufbau solcher Songs wirkt chaotisch oder besser gesagt „unaufgeräumt“.

H. Genzmer - Orchesterwerke Vol. IV
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern - W. A. Albert

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Harald Genzmer - Orchesterwerke Vol. IV

Hindemiths wichtigster Schüler in erneut beispielhafter Einspielung gewürdigt

von Rainer Aschemeier  •  11. Juli 2011
Best.-Nr.: CTH 2560 / EAN: 4003913125606

Harald Genzmer gilt als wichtigster Schüler Paul Hindemiths; wichtig deswegen, weil er nicht nur Hindemiths Bekenntnisse zur erweiterten Tonalität einerseits und zur Laienmusik andererseits aufgenommen und fortentwickelt hat, sondern auch, weil er mit seiner Musik zunächst eine enorme Breitenwirkung erzielen konnte. Er komponierte seine Stücke stets nach dem von ihm definierten Motto: „Musik soll vital, kunstvoll und verständlich sein. Als praktikabel möge sie den Interpreten für sich gewinnen, als erfassbar sodann den Hörer.“

G. J. Werner - Musikalischer Kalender
Aura Musicale

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Gregor Joseph Werner - Musikalischer Kalender

Optimales Geschenk für Hörer, die schon "alles" haben...

von Rainer Aschemeier  •  9. Juli 2011
Best.-Nr.: HCD 32654-55 / EAN: 5991813265425

Diese wunderbare Neuveröffentlichung von Hungaroton ist eine willkommene Wiederentdeckung mit sehr schöner Musik und einem hübsch gestalteten, informativen Booklet. Eigentlich das optimale Geschenk für Leute, die sonst schon alles haben… Gleichwohl: Wirklich „wegweisend“ oder von herausragender Bedeutung ist diese Musik nicht. Dafür hat Joseph Haydn dann später schon gesorgt, indem er den von seinem Vorgänger begonnenen programmatischen Ansatz auf alles ausdehnte, was nicht bei Zehn auf den Bäumen war… Hühner, Uhren, Tageszeiten…

The Art of Vivaldi's Lute
The Bach Sinfonia, Daniel Abraham; Ronn McFarlane (Laute)

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Antonio Vivaldi - "The Art of Vivaldi's Lute"

Von verschwindenden Lauten und fehlenden Cembali

von Rainer Aschemeier  •  7. Juli 2011
Best.-Nr.: DSL-92132 / EAN: 05347921322

Auf ihrem aktuellen Album „The Art of Vivaldi’s Lute“ bietet man ein buntes Programm von Werken des venezianischen Barockkomponisten, in denen die Laute mal mehr, mal weniger prominent eine Rolle spielt. Solche Zusammenstellungen gab es schon häufig auf dem Klassikmarkt. Also musste eine besondere „Idee“ her, die das Album mit dem notwendigen „Alleinstellungsmerkmal“ (so nennen das die Vertriebsleute gern, wenn ihnen die Qualität der Aufführung oder die Prominenz der Ausführenden allein nicht ausreicht, um die CD als gut verkäuflich zu betrachten) auszustatten. Die Ausführenden entschieden sich dazu, Vivaldis Musik ohne Cembalo aufzuführen und die Basso-Continuo-Begleitung per Theorbe zu erledigen.

What's It All About
Pat Metheny

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Pat Metheny - What's It All About

Metheny als Fan

von Rainer Aschemeier  •  4. Juli 2011
EAN: 0075597964707

Beinahe jedes Jahr beglückt Gitarrist Pat Metheny sein Publikum mit einem neuen Album. Und obwohl man Metheny in einschlägigen Musiklexika und selbst in der wikipedia in der Regel unter „Jazz“ einsortiert findet, gibt es doch kaum einen Musiker, der das Schubladendenken á la Lexikon mehr ad absurdum geführt hat, als er. Der US-Amerikaner rekrutiert seine Fans schon seit langem aus allen möglichen Lagern – egal, ob Rockfans, Jazzer, passionierte Klassikhörer, Folkbarden oder Gelegenheits-Musikhörer: Irgendwie finden alle Metheny gut.

R. Schumann - Klaviertrios (Gesamtaufn.)
Ilya Gringolts, Peter Laul, Dmitry Kouzov

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Robert Schumann - Klaviertrios (Gesamtaufnahme)

Introvertierte Deutung mit viel russischem "Schmelz"

von Rainer Aschemeier  •  2. Juli 2011

Vor zwei Tagen hatten wir bereits die EMI-Neueinspielung der Schumannschen KLaviertrios in der Aufnahme mit Leif Ove Andsnes, Christian Tetzlaff und Tanja Tetzlaff in höchsten Tönen gelobt (http://www.incoda.de/listener/reviews/204/robert-schumann-klaviertrios-gesamtaufnahme). Nun folgt die Onyx classics-Version, die ebenfalls mit einer beeindruckenden Starbesetzung aufwarten kann. Bei Onyx (einem Label, das anno 2005 vom ehemaligen Senior Executive des mittlerweile leider eingestellten Edel-Labels DECCA gegründet wurde) musiziert mit Ilya Gringolts (Violine), Peter Laul (Klavier) und Dmitry Kouzov (Cello) eine durch und durch russisches Aufgebot namhafter Solisten.

Fomo
Liam Finn

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Liam Finn - Fomo

Lauer Grillabend mit Schlagsahne-Bad

von Rainer Aschemeier  •  30. Juni 2011
EAN (CD-Version): 602527720333

Bislang vor allem in Australien und Neuseeland zu den hippen Acts gezählt, führt Liam Finn hierzulande noch ein Schattendasein. Finns Geschichte ist ganz ähnlich, wie die von Musikern wie Jeff Buckley oder Arlo Guthrie, denn auch hier lautet die Konstellation: Begabter Sohn folgt auf legendären Vater. In Liam Finns Fall lautet der Vorname des Herrn Papa „Neil“ — und damit dürfte eigentlich alles gesagt sein. Denn Neil Finn ist bekanntlich das Mastermind hinter der legendären Gruppe „Crowded House“.

"A Meeting Place" - Medieval & Renaissance Music for Lute & Ud
A. Denhard (Laute) & M. N. Beken (Ud)

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" A Meeting Place" - Mittelalter- und Renaissancemusik für Laute und ͑Ūd

Musikalisches "Meeting" der ungewöhnlicheren Sorte

von Rainer Aschemeier  •  27. Juni 2011
Best.-Nr.: DSL-92133 / EAN: 05347921332

Die CD „A Meeting Place“ geht zum einen der Frage nach, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten die beiden Zupfinstrumente verbinden bzw. voneinander trennen. Zum anderen geht das Programm dieser Neuveröffentlichung jedoch noch darüber hinaus: Es hinterfragt nämlich auch, ob das, was wir heute als „clash of the cultures“ empfinden, in Mittelalter und Renaissance nicht eher „an der Tagesordnung“ war. Nicht zuletzt durch Pilgerreisen ins „Heilige Land“ und die Kreuzzüge waren doch eine ganze Reihe von Europäern — darunter sicher auch viele Musiker — mit „morgenländischen“ Klängen in Kontakt gekommen. Die Frage ist, ob sich dies im Umkehrschluss dann auch auf die europäische „Szene“ dieser Zeit übertrug.

R. Schumann - Klaviertrios (Gesamtaufn.)
L. O. Andsnes, Ch. Tetzlaff, T. Tetzlaff

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Robert Schumann - Klaviertrios (Gesamtaufnahme)

Deutsch-norwegischer Wirbelwind...

von Rainer Aschemeier  •  25. Juni 2011
EAN: 5099909418028

Man muss bei solchen All-Star-CDs immer etwas vorsichtig sein, denn nur allzu oft treffen sich weniger drei große Musiker zum Kammermusikstelldichein, als vielmehr drei große Egos zum musikalischen Ringkampf. Es gibt viele missglückte Beispiele der zuletzt genannten Gattung; man muss sie hier nicht aufführen. Fast jeder Klassik-Fan fällt einmal auf die Ankündigung großer Namen herein, die dann im Endeffekt doch nur Durchschnittliches zustande bringen. Wie verhält es sich nun bei diesem „Trio“ bestehend aus Andsnes und den Tetzlaff-Geschwistern?

Harmonia Caelestis
Lajos Lencsés, verschdn. Orch.

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Lajos Lencsés - "Harmonia Caelestis"

Harmonie mit Abstrichen

von Rainer Aschemeier  •  22. Juni 2011
Best.-Nr.: BR 100 372 CD / EAN: 4011563103721

Ich freue mich sehr, dass wir an dieser Stelle einmal eine Bayer Records-CD besprechen können, denn das tapfere kleine Label ist mir mit seiner Beharrlichkeit, seiner beeindruckenden Veröffentlichungspalette (die auch viele Repertoireseltenheiten umfasst) und seinen qualitativ oft genug hochwertig zu nennenden CDs schon seit Langem sehr sympathisch.

Channel Pressure
Ford & Lopatin

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Ford & Lopatin - Channel Pressure

"Futureshock" für Youngster

von Rainer Aschemeier  •  20. Juni 2011
EAN: 602527706825

Ganz spannend finde ich eine neue Veröffentlichung im Bereich der elektronischen Musik, die ich Euch deswegen hier vorstellen möchte. Es handelt sich dabei um das Debüt des Duos „Ford & Lopatin“. Dahinter verbergen sich die Produzenten Daniel Lopatin (in der Szene wohl besser unter dem haarsträubenden Synonym „Oneohtrix Point Never“ bekannt) und Joel Ford, der eigentlich bei der Elektro-meets-70’s-Disco-Kapelle „Tigercity“ musiziert.

F. Poulenc - Konz. f. zwei Klaviere, Suite Française, Concert Champêtre
Anima Eterna, Jos v. Immerseel, verschdn. Solisten

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Francis Poulenc - Zwei Konzerte & "Suite Française"

Referenzeinspielung der schönsten Werke eines verkannten Meisters

von Rainer Aschemeier  •  16. Juni 2011
Best.-Nr.: ZZT 110403 / EAN: 3760009292475

Poulenc, der einst der „Groupe des Six“ angehörte, einem Zirkel französischsprachiger Komponisten, die sich auf die Fahnen geschrieben hatten, romantische Schwerfälligkeit aus der Musik ihrer Zeit zu fegen und mit unterschiedlichen Stilmitteln einen „frischen Wind“ zu kreieren, der bei allen „Mitgliedern“ dieser losen Gruppierung ganz unterschiedlich ausfiel. Im Falle von Francis Poulenc lag der „frische Wind“ zum einen in einer Zuneigung zur Neoklassik und zum anderen in einer Vorliebe für die Unterhaltungsmusik der Zwanziger- und Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts. Letzteres mag ein Grund dafür sein, dass Poulencs Schaffen heute von vielen als nicht ganz als „vollwertig“ wahrgenommen wird.

R. Vaughan Williams - Sinfonien Nr. 5 & 6
Academy of St.-Martin-in-the-Fields - N. Marriner

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Ralph Vaughan Williams - Sinfonien Nr. 5 + 6

Das CD gewordene Glück des Jägers und Sammlers

von Rainer Aschemeier  •  14. Juni 2011
Best.-Nr.: RETR0006 / EAN: 5065001863165

Zwar mag sich die Welt seit der Steinzeit ungeheuerlich entwickelt haben, doch der „Sammler und Jäger“ in uns existiert weiter im Genom und führt dazu, dass sich erwachsene Menschen (meistens Männer) auf CD- u d Schallplattenbörsen mit gesenkten Häuptern in Kisten vertiefen und nach dem „Erlegen“ einer lang gejagten Beute nicht selten in spontane Freudentänze ausbrechen. Seit der Erfindung des ziemlich sinnlosen Claims „digitally remastered“ (schließlich musste auch in den Achtzigerjahren schon jede CD digital gemastert werden, damit sie einmal CD werden kann) sieht man diese illustren Gestalten seltener auf Börsen lungern, denn wir schwelgen heute in nie dagewesenem Überfluss. Es muss festgestellt werden: Beinahe alles, was das Herz begehrt, ist derzeit auch auch verfügbar.

A. Schnittke - Violinsonaten (Gesamtaufn.)
Carolyn Huebl & Mark Wait

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Alfred Schnittke - Violinsonaten (Gesamtaufnahme)

Das letzte Kompositionsgenie des 20. Jahrhunderts in einer Referenzaufnahme

von Rainer Aschemeier  •  10. Juni 2011
Best.-Nr.: 8.570978 / EAN: 7473313097876

Unter diesen ganz großen Komponisten muss zweifellos auch der Wolgadeutsche Alfred Schnittke (1934-1998) genannt werden. David Geringas sagte beispielsweise von Schnittkes „Epilog“ aus dem Ballett „Peer Gynt“ für Cello, Klavier und Tonband, dass es das beste Stück für Cello und Klavier seit Beethovens Cellosonaten sei – und das bedeutet: Alleroberste Kategorie!

A. Casella - Sinfonie Nr. 3 + Elegia eroica
Orchestra Sinfonica di Roma - Francesco La Vecchia

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Alfredo Casella - Sinfonie Nr. 3 + Elegia eroica

Die vielen Gesichter des Alfredo Casella

von Rainer Aschemeier  •  7. Juni 2011
Bestell-Nr.: 8.572415 / EAN: 747313241576

Alfredo Casella war und ist bis heute eine sehr umstrittene und auch undurchsichtige Figur: Er folgte nicht nur der faschistischen Kulturästhetik des Mussolini-Regimes, er vertrat sie auch aus vollem Herzen — und komponierte Musik, die 1935 in Wien von den Nationalsozialisten als „nicht erwünscht“ einsortiert wurde und somit praktisch nicht mehr aufführbar war. Er war ein bekennender, laut lospolternder Antisemit und tat zum Teil herbe Äußerungen in diese Richtung — und heiratete doch eine französische Jüdin. Er verscherzte es sich aufgrund seiner unnachgiebigen Starrköpfigkeit mit vielen Musikerkollegen — und wurde doch von allen, selbst von den größten Komponisten seiner Zeit, wie etwa Bartók und Strawinsky, geachtet, während Casellas Werk von so namhaften (und unzweifelhaft als „political correct“ eingestuften) Dirigenten wie etwa Christopher Hogwood oder Peter Maag aufgeführt und propagiert wurde.

Anthology
Salif Keita

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Salif Keita - Anthology

Afropop in Reinkultur

von Rainer Aschemeier  •  3. Juni 2011
EAN-Code: 0602527631158

Salif Keita dürfte zusammen mit Baaba Maal und Youssou N’dour einer der bekanntesten Vertreter des Sounds sein, den man oft mit schneller Geste als „Afropop“ tituliert. Dabei vergisst man gerne mal, wie riesig und kulturell vielgestaltig der afrikanische Kontinent ist, sodass man sich vor Augen führen muss, dass die zuvor angesprochenen drei Künstler alle aus einem vergleichsweise „kleinen“ Kulturraum im Westen Afrikas stammen.

W. A. Mozart - Divertimento KV 563
H. Kraggerud, L. A. Tomter, Ch. Richter

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Mozart - Divertimento, Es-Dur KV 563

(Fast) perfekte Wiedergabe eines musikalischen Weltwunders

von Rainer Aschemeier  •  1. Juni 2011
Bestell-Nr.: 8.572258 / EAN-Code: 747313225873

Wenn wir eines lernen aus dem sehr informativen Booklet der bei Naxos brandneu erschienenen Neueinspielung von Mozarts Divertimento KV 563, dann das: Mozart war ein begnadeter Komponist aber wohl ein miserabler Billiard-Spieler. Billiard nämlich war das bevorzugte Spiel der Wiener „High Society“ des 18. Jahrhunderts, und Mozart war als gefragter „Promi“ scheinbar bei so mancher Partie mit dabei. Mozart verdiente üppig, und brauchte trotzdem ständig Geld. Warum? Neben seiner Vorliebe für das Luxusleben allgemein (man fand z. B. Quittungen über vom Mittelmeer nach Wien gelieferte Meeresfrüchte in seinem Nachlass), lag es wohl auch an einer ausgeprägten Leidenschaft für’s Spiel.

King of Zydeco
Clifton Chenier

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Clifton Chenier - King of Zydeco

Der King lebt!

von Rainer Aschemeier  •  1. Juni 2011
ISBN: 0786617799

Als ich gesehen habe, dass auf der Novitätenliste der letzten Woche auch ein Titel von Clifton Chenier auftauchte, habe ich die Gelegenheit ergriffen, um Euch den 1987 verstorbenen Akkordeonisten mal etwas näher zu bringen. Außerdem dürfte „King of Zydeco“ wohl zu den skurrilsten Veröffentlichungen des laufenden Jahres gehören — Grund genug, um einmal näher hinzusehen.

G. Ferlendis - Sämtliche Orchesterwerke
Orchestra "G. Ferlendis"; PierAngelo Perlucchi, Marino Bedetti (Solist)

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Giuseppe Ferlendis - Sämtliche Orchesterwerke

Mozarts Oboist der Wahl

von Rainer Aschemeier  •  28. Mai 2011
Bestellnummer: TC750602 / EAN-Code: 8007194104899

1777 trat Giuseppe Ferlendis in die fürsterzbischöfliche Kapelle von Hieronymus Graf Colloredo ein, jenem Colloredo, der etwas später den jungen Wolfgang Amadeus Mozart unsanft per Fußtritt darauf aufmerksam machen sollte, dass sich der junge Herr Hofcompositeur bitte mehr um das Musizieren und weniger um das Reisen zu kümmern habe. 1778 war auch für Ferlendis schon wieder Schluss in der Kapelle des Grafen, doch in der Zwischenzeit hatte es ein bedeutendes Ereignis gegeben.

Mission accomplished!

Zum ersten Mal in der Geschichte der Tonaufzeichnung werden die Sinfonien Alfredo Casellas als Gesamtaufnahme verfügbar sein

von Rainer Aschemeier  •  27. Mai 2011

Im Juni 2011, 64 Jahre nach dem Tod des Komponisten, ist es endlich soweit: Mit der Einspielung der drei Sinfonien des Italieners Alfredo Casella wird das Naxos-Label wieder einmal seinem Ruf als Komplettisten- und Entdeckerlabel gerecht werden. Zum ersten Mal in der Geschichte der Tonaufnahme werden zu diesem Zeitpunkt nämlich alle drei Sinfonien Casellas als Gesamtaufnahme vorliegen.

A. Vivaldi - "Giorno e Notte"
Conrad Steinmann, u. a. Solisten

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A. Vivaldi - "Giorno e Notte" (Flötenkonzerte)

"Vivaldi goes Greek"

von Rainer Aschemeier  •  24. Mai 2011

Bei Conrad Steinmann ist Vivaldi jedenfalls kein reiner „E-Musiker“, sondern auch ein „Volksmusiker“, der wesentliche Einflüsse auch aus der Mittelmeerfolklore bezieht – und dieser Ansatz ist gerade im Fall von Blockflötenkonzerten womöglich nicht eben der Falscheste. Man kann jedoch ruhig auch annehmen, dass dieser Ansatz bei Conrad Steinmann gewissermaßen „Programm“ ist, denn der Musiker, der auch als Musikwissenschaftler arbeitet, beschäftigt sich intensiv und experimentell mit der Erforschung und Aufführung der ältesten Musik, die wir kennen, nämlich jener der Aulos-Spieler aus dem alten Griechenland.

Beethoven - Septett op. 20; Sextett op. 71
Scharoun-Ensemble

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Beethoven - Septett op. 20 & Sextett op. 71

Eine Referenzaufnahme (fast) ohne Makel

von Rainer Aschemeier  •  23. Mai 2011

Stichwort „andere Aufnahmen“: Im Rahmen eines Interpretationsvergleichs ließ ich das Scharoun-Ensemble in Sachen Sextett gegen Aufnahmen von Mozzafiato (Sony Classics) und Otetto Italiano (Arts Music) antreten und schickte die Berliner in Sachen Septett gegen das Academy of St. Martin-in-the-Fields Chamber Ensemble (chandos) sowie eine Kammerbesetzung des Tonhalle Orchesters Zürich (Arte Nova) ins Feld. In allen Fällen waren die Leistungen des Scharoun-Ensembles nicht einfach nur besser, sondern geradezu überragen überlegen.

Avenging Angel
Craig Taborn

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Craig Taborn - Avenging Angel

Racheengels großer Auftritt

von Rainer Aschemeier  •  18. Mai 2011

Craig Taborn ist mit „Avenging Angel“ ein ganz großer Wurf gelungen und ECM darf stolz darauf sein, ein so wunderbares Album veröffentlichen zu dürfen — auch wenn die Kunden, die sich für solche Musik interessieren womöglich äußerst „überschaubar“ bleiben dürfte. Taborns erste ECM-CD ist erfreulicherweise weder etwas für unterkühlt-loungige Cocktail-Schlürfer, noch etwas für hochgeistige Avantgarde-Snobs, noch etwas für eingefleischte Jazz-Puristen. Es ist einfach ein Album für Leute mit Gefallen an richtig gutem Musikgeschmack — und ich nehme polemischerweise mal an, da bleibt heutzutage vielleicht noch ein knappes Prozent der „Masse“ übrig. Oder sehe ich die Dinge zu schwarz?

A. Ginastera - Cellokonzerte
Bamberger Symphoniker - Lothar Zagrosek; Cello: Mark Kosower

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Ginastera - Cellokonzerte Nr. 1 + Nr. 2

Erneut eine Spitzenaufnahme aus Bamberg

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2011

Heureka! Wie selten hat man das, dass man eine CD am liebsten abknutschen würde, und vom weit geöffneten Fenster aus in die Welt hinausrufen möchte: „Mitbürger, die Ihr spannende Musik wertschätzt: Kauft diese Einspielung!!!“? Richtig: Das hat man sehr, sehr selten mal. Umso erfreulicher, dass wir hier nun eine CD dieser raren Gattung besprechen dürfen.

C. Debussy - Orchestermusik Vol. 6
Orchestre National de Lyon - Jun Märkl

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Debussy - Orchestermusik Vol. 6

Leidenschaftsloser Maskenball

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2011

Hifi-Fans kommen bei der erneut glänzenden Aufnahmetechnik des Naxos-Labels und seinem Haus- und Hof-Tonmeister Tim Handley voll auf ihre Kosten. Man hat nicht nur das Gefühl, die einzelnen Instrumentengruppen wie mit dem Messer getrennt serviert zu bekommen, sondern selbst innerhalb der Instrumentensektionen vermeint man einzelne Violinen, einzelne Bläser, usw. trennscharf ausmachen zu können. Die Harfen wurden hierbei besonders enthusiastisch nach vorne gemischt, was den Effekt zur Folge hat, dass im Verlauf der gesamten CD die Harfentöne wie Perlen aus den Lautsprechern kullern. Das vermag zweifellos zu faszinieren, kann jedoch die Eiseskälte von Märkls nächtlichem Maskentanz nicht wiedergutmachen.

Razorback Killers
Vicious Rumors

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Vicious Rumors - Razorback Killers

Von der Stange...

von Rainer Aschemeier  •  14. Mai 2011

Der raue Sound von Allens Stimme verleitet auch die gesamte Band dazu, wieder härter zur Sache zu gehen, als es für Vicious Rumors gut ist. So befindet man sich auf „Razorback Killers“ erneut im Grenzbereich zwischen Power Metal und Thrash Metal, man könnte auch sagen: Zwischen allen Stühlen. Da können auch Gaststar-Auftritte übriggebliebener Helden von damals (Mark McGee) nix retten. Die Songs sind von der Stange des heutigen gesichtslosen Musikbetriebs im Sektor Metallwaren, Sortierung: grob.

Dr. Faith
Christopher Cross

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Christopher Cross - Dr. Faith

'bisschen Schmalz auf's Brot ist ja auch mal nett...

von Rainer Aschemeier  •  3. Mai 2011

Hatten wir solche von Plate Hall-Effekten versilberten Vocalspuren, weichgespülten Streicher und vor Choruseffekten durchgenudelten Pianoparts nicht schon vor mindestens 16, 17 Jahren kollektiv zu den Akten gelegt? Egal! Christopher Cross holt sie alle wieder raus aus der Klamottenkiste.

Jennifer Higdon - The Singing Rooms
Atlanta Symphony Orchestra and Chorus - Robert Spano (Dir.), Jennifer Koh (Violine)

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Musik von Higdon, Singleton, Skrjabin

Ekstatischer Sahnehappen

von Rainer Aschemeier  •  28. April 2011

Das Atlanta Symphony Orchestra gilt spätestens seit der Verpflichtung seines derzeitigen GMD Robert Spano vor zehn Jahren nicht nur als eines der allerbesten, sondern auch als eines der abenteuerlustigsten Orchester Amerikas – vielleicht sogar der Welt. Eine CD-Veröffentlichung wie die hier vorliegende würde, käme sie von den Berliner Philharmonikern mit Simon Rattle, Aufschreie des Entsetzens unter denjenigen hervorrufen, die meinen, das sich gute Musik lediglich in einem Zeitkorridor zwischen Haydn und Strauss abspielt und dass ein großes nationales Orchester schließlich für etwas anderes, das ja dann sowieso nur „B-Liga“ sein könnte – zumal, wenn es aus Amerika stammt – „zu schade“ sei. Wie engstirnig und langweilig ist doch der Großteil der deutschen und europäischen Klassik-Szene!

Last of the Country Gentlemen
Josh. T. Pearson

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Josh T. Pearson - Last of the Country Gentlemen

Tief empfundene Rauschebartmusik

von Rainer Aschemeier  •  8. April 2011

Eine der merkwürdigsten Gestalten des heutigen Musikbiz meldet sich zur Entzückung von derzeit vielen Musikzeitschriften zurück. Es handelt sich um Josh T. Pearson, einen Singer/Songwriter, der in den Neunzigern mit einer Indie-Kapelle namens Lift to Experience eine EP, eine Single und ein Doppelalbum aufgenommen hatte. Pearson – damals noch unter dem Namen Josh „Buck“ Pearson firmierend – bekehrte sich anschließend selbst zum Alt.-Country-Sound, reiste jahrelang durch die USA, um auf Festivals und Politveranstaltungen zu singen und ließ sich einen Rauschebart wachsen. Ein dabei (beim Singen, nicht beim Bart wachsen lassen) mitgeschnittenes Bootleg war die bislang einzige reguläre Solo-Veröffentlichung des Künstlers, der nun von Kultur-Spiegel bis in die Tiefen der webblogs Schreie der Verzückung bei seinen Hörern bzw. Rezensenten hervorruft. Klar also, dass sich auch „The Listener“ diesen schratigen Kauz mal näher vornehmen musste.

J. C. Bach - Klaviersonaten Op. 5
Susan Alexander-Max

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J. C. Bach - Klaviersonaten Op. 5

Londoner Bach auf dem Clavichord

von Rainer Aschemeier  •  5. April 2011

Wer glaubt, die Sonaten Op. 5 von Johann Christian Bach nicht zu kennen, möge sich und sein CD-Regal noch einmal prüfen. Immerhin hat kein Geringerer als der kleine Wolfgang Amadeus Mozart im Rahmen einer Familienreise nach London drei der hier vorgestellten Klaviersonaten des Bach’schen Opus 5 zu den drei Mozart’schen Klavierkonzerten umgearbeitet, die zusammengefasst als KV 107 durchaus ein paar Reinkarnationen auch auf Schallplatte erlebt haben.

Michael
Michael Jackson

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Michael Jackson - Michael

Zwischen Heldenverehrung und Leichenfledderei

von Rainer Aschemeier  •  28. März 2011

Als nach dem Tod Michael Jacksons bekannt wurde, dass noch Musik für etwa neun (!) komplette Alben vorliege, welche aber in einem unvollständigen Status sei und erst noch von namhaften Produzenten „fertiggestellt“ werden müsse, war Schlimmes zu erwarten. Zwar hatte Michael Jackson in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten selbst eifrig daran gearbeitet, dass seine Alben kaum mehr für voll genommen werden konnten, doch wer, wie ich, in den goldenen Achtzigern popsozialisiert wurde, für den ist klar: Michael Jackson ist der Meister! Punkt! Alle, die Gegenteiliges zu sagen haben: Setzen, Sechs in Popmusikgeschichte!

Franz Schubert - Die 10 Sinfonien
Neville Marriner, Academy of St. Martin-in-the-Fields

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Franz Schubert - 10 Symphonien

Die kompletteste erhältliche Schubert Sinfonienbox

von Rainer Aschemeier  •  22. März 2011

Die vorliegende Box wurde zwischen November 1981 und Januar 1984 aufgenommen und 1985 erstmals als Gesamtedition bei Philips Classics veröffentlicht. Da es auch seinerzeit schon eine ganze Reihe von Schubert-Komplett-Packs gab, hat man für die vorliegende Edition tief in die Trickkiste gegriffen und selbstbewusst von „10 Sinfonien“ auf dem Cover gesprochen.

Beethoven And His Teachers
Cullen Bryant & Dmitry Rachmanov

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Beethoven und seine Lehrer - Musik für Klavier, vierhändig

Aufschlussreiche Schwelgerei im Originalklang

von Rainer Aschemeier  •  21. März 2011

Horcht man allerdings der besprochenen CD mit zwei so schön klingenden und gut aufgenommenen Instrumenten wie den hier zu hörenden Flügeln von Caspar Katholnig (ca. 1805-1810) und Johann Nepomuk Tröndlin (1830), fragt man sich, ob das nicht doch deutlich (!) schöner ist, als der gleichmacherische, „patentierte“ Steinway-Sound, der uns heute von wirklich jeder Bühne entgegentönt.

Robert Schumann - Musik für Cello und klavier
Karine Georgian & Jan Willem Nelleke

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Robert Schumann - Musik für Cello und Klavier

In die Irre geführt

von Rainer Aschemeier  •  21. März 2011

Kenner werden ob des Titels der hier besprochenen CD womöglich stutzen, denn der Anteil Musik, den Robert Schumann neben seinem furiosen Cellokonzert noch für das Instrument komponiert hat, ist (vermeintlich) verschwindend gering. Lediglich eine Kammermusikkomposition ist überliefert, die zudem kaum ein CD-füllendes Programm darstellen würde. Wie also haben Karine Georgian und Jan Willem Nelleke die vorliegende CD überhaupt zusammenstellen können?

Suburban Nature
Sarah Jaffe

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SARAH JAFFE ∙ Suburban Nature

von Frank Castenholz  •  13. März 2011

Durch eine Radiosendung, Roots mit Wolfgang Doebeling auf Radio Eins, bin ich letztens dankenswerterweise auf diese LP aufmerksam gemacht, die in den USA bereits Mitte 2010 auf CD und Vinyl (mit Bonus-Track „Vulnerable/Alternate Version“) veröffentlicht wurde. Die Texanische Singer/Songwriter-Dame hatte bereits 2008 eine erste EP namens „Even Born Again“ eingespielt (gerade wiederveröffentlicht – bislang nur auf CD).

„Suburban Nature“ schafft das Kunststück, einerseits in sich schlüssig und homogen zu klingen und eine überzeugende Ökonomie der Arrangements zu pflegen, andererseits jedem einzelnen Track einen eigenen Ausdruck, eine Individualität zu verleihen. Gitarren, Violinen, Cello, Piano, Wurlitzer, Vibraphon, Akkordeon setzen dezente songdienliche Akzente, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht aber immer der (glücklichweise nie aufdringlich expressive oder zu sehr nach vorne gemischte) Gesang, dessen „girl next door“-Charme nicht über Sarah Jaffes Kunstfertigkeit hinwegtäuscht. Man könnte bei ihr wohl Spuren z.B. von Heather Nova, früher Tori Amos, mehr noch von frühen Bright Eyes (z.B. „Watch Me Fall Apart“), Ryan Adams (zu „Love Is Hell“-Zeiten: man höre sich „Swelling“ an) oder Alela Diane ausfindig machen, in manchen Fällen aber eher unter dem Vorzeichen „die Platte, die X schon immer gerne mal aufgenommen hätte“. Die genannten Referenzen zeigen jedenfalls den Drang zur Intimität auf. Die Grenzen zur plakativen Emotionalisierung (etwa im Sinne der ersten Jewel-LP) oder auf der anderen Seite zum gefühligen Easy Listening (Norah Jones) werden aber zum Glück nie überschritten. Dass sie schon sowohl mit Lou Barlow (Dinosaur Jr.) als auch mit Norah Jones auf Tour war, steckt den Rahmen gleichwohl ganz gut ab. Aufgrund des hervorragenden Songmaterials gibt es neben dem durch seine Eingängigkeit hervorstechenden Clementine bis zur letzten Minute sehr viel zu entdecken. Für mich ein guter Grund, meine Top 10 von 2010 neu zu ordnen.
(Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Vinyl makellos gemastered und gepresst wurde.)

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Label/Mail Order: Kirtland Records

You’ve Been Leadin’ Me On
The Steinways

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The Steinways - You’ve Been Leadin’ Me On

von Frank Castenholz  •  16. Januar 2011

A: You’ve Been Leadin’ Me On
B: My Heart’s Not In It Anymore (Babe, Babe, Babe)

Diese Single, die beiderseitig vom Ende einer Beziehung kündet, ist ein einziger Glücksfall und vereint alle Qualitäten, die man mit Northern Soul landläufig assoziert: Motown-inspirierter Girl Group Sound, aber kantiger produziert und weniger schematisch strukturiert, flott und enorm eingängig und natürlich rar und ziemlich teuer (deutlich dreistellig).
„You’ve Been Leadin’ Me On“ setzt originelle Akzente insbesondere durch die Schlagzeug-Fills, die man eher im Surf- als im Soul-Bereich verorten würde – eine Vermutung, die sich später durch ein unerwartetes Gitarren-Break bestärkt. Ein Track, der beim ersten Spin schon überzeugt, aber mit jedem neuen Durchgang noch gewinnt.
Schlagartig verliebt hatte ich mich in die Flipside „My Heart’s Not In It Anymore“, eine noch offenkundigere Motown-Referenz. Der umwerfende Charme des Tracks liegt für mich in der vermeintlichen Schlichtheit des Aufbaus – die bezwingende Melodie der Eingangsstrophe wird ohne Wechsel in einen Refrain bis zum Ende beibehalten, doch durch das sich gegenseitig befeuernde Zusammenspiel von weiblichem Leadgesang und männlichem Background und die wachsende Begleitkulisse (erst nur Saxophon, Piano, finger snapping, dann Drums, Bläser, Streicher etc.) steigt die Spannung kontinuierlich bis zum Ende.

Erfolgreich war dieser doppelte Geniestreich nicht, Sängerin Frankie Gearing nahm nach einer weiteren Single für Oliver mit anderen Gruppen u.a. für Chips Moman (The Glories auf Date) und Willie Mitchell (Quiet Elegance auf Hi) auf und veröffentlichte auch ein paar Solo-45s.

Right or Wrong/Funnel of Love
Wanda Jackson

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Wanda Jackson - Right Or Wrong/Funnel of Love

von Frank Castenholz  •  16. Januar 2011

A: Right Or Wrong
B: Funnel of Love

Der Country-Heuler “Right Or Wrong” ist schon schön, aber bereitet nicht im Entferntesten darauf vor, was einen auf der anderen Seite erwartet. Da treffen Rhythm & Blues, Rockabilly und Country so unvermittelt aufeinander, dass eine Verschubladung unmöglich scheint. Gesanglich gelingt Wanda eine unvergleichliche Gratwanderung zwischen Country-Schmelz und guttural derbem Rockabilly-Twang.

„Here I go,
Going down, down, down,
My mind is a blank,
My head is spinning around and around,
As I go deep into the funnel of love.“

Niemand wird diesen Song je so perfekt interpretieren können wie sie – nicht mal Mark E. Smith.

(Die Single ist nicht selten, dürfte aber in sehr guten Zustand durchaus ihre 20 – 30 € Wert sein.)

My Life (Is In Your Hands)
The Paper Dolls

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The Paper Dolls - My Life (Is In Your Hands)

von Frank Castenholz  •  16. Januar 2011

A: My Life (Is In Your Hands)
B: There’s Nobody I’d Sooner Love

Tiger, Spyder und Copper – so nannten sich die perückenbewehrten Mitglieder der UK-Girl Group The Paper Dolls, die auf Pye einige sympathische Singles und ein Album („Paper Dolls House“) veröffentlichten. In ihrem Sound kann man sowohl Spuren von Motown (mit weniger Soul und Swing, dafür einer ordentlichen Portion Britishness), der opulenten Pop-Epen der Walker Brothers (allerdings mit mehr Niedlichkeit, schlichteren Arrangements und weniger dramaturgischer Finesse) und sicherlich noch diversen anderen orchestralen Brit- und US-Pop-Nummern der 1960er Jahre finden. Mit ihrer ersten Single „Something Here In My Heart (keep’s a-tellin’ me no)“ hatten sie einen UK-Chart-Erfolg, den sie mit späteren Veröffentlichungen nicht mehr wiederholen konnten – auch nicht mit dieser, ihrer zweiten Single. Ich könnte mir vorstellen, dass die Aufnahmen bereits zu Zeiten der Veröffentlichung etwas nostalgisch klangen.

Ein Lob dieser 7“, die von Tony Macaulay arrangiert und produziert wurde, lässt sich wohl nur aussprechen, indem man ihre Schwächen benennt und sie als Stärken versteht. Der vernuschelte Strophen-Gesang bei „My Life“, der kaum gegen die Big Band ankommt, ist süß und weckt Helferinstinkte, der etwas holperige Orchesterbeat und der leicht unbeholfene Wechsel zwischen Strophe und Refrain sind erfrischend und der ein wenig zu sehr auf Eingängigkeit und Schmiss getrimmte Refrain ist auch im Scheitern noch hübsch. Tanzen kann man darauf, glaube ich, nicht.

Dann aber die Flipside „There’s Nobody I’d Sooner Love“, bei der plötzlich alles stimmt, der Groove, die Dramaturgie, das Ineinandergreifen von Leadgesang und Chor, die laszive Lässigkeit des Strophengesangs und eine unwiderstehliche Melodie, Widerstand zwecklos. Spontan assoziiert: So hätte Nina Persson mit den Cardigans Ende der 60er klingen können, im besten Fall.

(Die UK-Single ohne Picture Sleeve ist für wenige Pfund zu haben, Exemplare mit Sleeve wie diese norwegische Ausgabe sind deutlich seltener.)

GIANT SAND am Strand - Chaos and Creation in Howe's Backyard

Rolling Stone Weekender, Weißenhäuser Strand, 11.11.2010

von Frank Castenholz  •  1. Dezember 2010

Der Rolling Stone Weekender an der Ostsee etabliert sich zunehmend als attraktive Alternative zur Novemberdepression. Das „Indoor-Komfort“-Konzertwochenende in einer zweckmäßigen Ferienanlage am Weißenhäuser Strand, deren Glanzlosigkeit eine denkbar unabgelenkte Befassung mit der Musik erlaubt, fand 2010 das zweite Mal statt. Das Festival versprach auch dieses Jahr wieder mit Auftritten von arrivierten Bands wie Element of Crime, The Gaslight Anthem, Tindersticks, Cowboy Junkies, The Black Keys und vielversprechenden Newcomern wie insbesondere Warpaint ein fein abgeschmecktes All-you-can-hear-Büffet für den Freund gediegener Ü30-Pop/Rock-Vollwertkost.
Dabei wusste insbesondere der erwartbar unkonventionelle Auftritt von Giant Sand zu polarisieren, denn deren Chef Howe Gelb unternahm einmal mehr keine Anstrengung, sich den Konsumgewohnheiten des flüchtigen Festivalpublikums anzupassen und ein dramaturgisch durchkonzipiertes Set zu spielen.

Russische Musik für Cello und Klavier
Wendy Warner & Irina Nuzova

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Wendy Warner & Irina Nuzova - Russische Musik für Cello und Klavier

Schwelgerische Musik angenehm nüchtern interpretiert

von Rainer Aschemeier  •  16. November 2010

Eine CD, die sich der Verbreitung seltenst zu hörender und zutiefst originär russischer Musik widmet, würde man auf den ersten Blick nicht unbedingt beim Label Cedille vermuten. Denn „Cedille Records“ ist das Plattenlabel der Chicago Classical Recording Foundation, einer Stiftung, die sich der Dokumentation von Tonaufnahmen von Künstlern aus dem Großraum Chicago gewidmet hat und in den sonst finanziell doch eher unspaßigen USA tatsächlich von der Steuer befreit ist. Fördert der US-amerikanische Staat also nun den alten Klassenfeind?

Dio at Donington: Live 1983 & 1987
Dio

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Dio at Donington - Live 1983 & 1987

Rare Livedokumente

von Rainer Aschemeier  •  14. November 2010

Echte, nimmermüde und nimmersatte Dio-Fans kannten die Aufnahmen, die nun als erste „Nachlese“ nach dem Tode des großen, einflussreichen Metalsängers Ronnie James Dio das Licht der Welt erblickten längst. Die hier versammelten BBC-Live-Mitschnitte der beiden Gastauftritte des stimmgewaltigen Sängers beim „Monsters of Rock“-Festival in Castle Donington in den 1980er-Jahren genießen ohnehin Kultstatus.

Omega
Asia

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Asia - Omega

Genau wie anno Dunnemals...

von Rainer Aschemeier  •  7. September 2010

Es gibt Rockbands, deren Fans ans Unverwüstliche grenzen. Egal, ob die Band gerade ein Spitzenalbum abgeliefert hat oder doch mal wieder nur Durchschnittsware produziert: die Helden werden gnadenlos abgefeiert – …von denen, die sie schon immer abgefeiert haben. Der Rest der Welt sieht die Sache meist weniger durch die rosarote Brille. Ein Fall von dieser Art war und ist auch die in Fankreisen legendär zu nennende Band „Asia“.

Shore to Shore
Norman Palm

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Norman Palm - Shore to Shore

Knarzende Analogsounds auf dem Weg zur Heavy Rotation

von Rainer Aschemeier  •  24. August 2010

Seine Musik klingt beeindruckend international, verbindet beste Songwriter-Traditionen alter Schule, Glitterhouse-mäßige Schrulligkeit, modernes Elektropop-Feeling und wirklich gutes Songwriting miteinander auf denkbar harmonischste Art und Weise.

Destroy The War Machine
Warrior Soul

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Warrior Soul - Destroy The War Machine

Kory Clarke endlich wieder politisch unbequem

von Rainer Aschemeier  •  29. Mai 2010

Nach dem letzten – und wohl besten – Album in der Karriere der Kultband Warrior Soul im Jahre 1994 war es doch relativ still geworden um Frontmann Kory Clarke. Clarke, der Ende der 1980er angetreten war, um mit Warrior Soul eine spektakuläre und von Beginn an politisch äußerst unbequeme Mischung aus „Iggy Pop meets Heavy Metal“ auf’s Parkett zu legen, gehört schon lange zu den kultisch verehrten Größen des Undergrounds.

"Rock and Roll ends with my eyes"

Trauer um Ronnie James Dio - Ein Nachruf

von Rainer Aschemeier  •  18. Mai 2010

Die Nachricht traf uns unvorbereitet: Am 16. Mai um 7:45 Uhr Ortszeit ist Ronald James Padavona, besser bekannt als Ronnie James Dio im Alter von vermuteten 66 Jahren in einer Klinik in Houston/Texas gestorben.
Mit Ronnie James Dio verlässt einer der ganz Großen die Rockbühne, einer, von dem die Wenigsten wissen, wie irrsinnig lange er als Musiker aktiv war. Ronnie James Dio begann seine Karriere mit Rockabilly-Bands wie „The Vegas Kings, „Ronnie and the Rumblers“, „Ronnie and the Red Caps“ und „Ronnie Dio and the Prophets“. Seine erste 7“-Single soll aus dem Jahr 1957 datieren…

Number Nine
The Van Dyke Parks

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The Van Dyke Parks - Number Nine

von Frank Castenholz  •  10. April 2010

A: Number Nine
B: Do What You Wanta

Die Trompetenfanfare zu Beginn könnte man vielleicht noch als verlockendes Intro zu einem Soul-Groover („Harlem Shuffle“?) fehldeuten. Sobald aber die Band einsteigt und Parks das Hauptmotiv aus der „Ode an die Freude“ zunächst – „da da da…“ – andeutet, dann nacheinander deutsch und englisch intoniert, wird man auf seinem Single-Debüt in eine singuläre Klangwelt entführt, die mich, wie spätere Werke von ihm auch, staunend zurücklassen; sie ist vor allem geprägt von Parks sanfter Stimme, seiner völlig unironisch anmutenden Melodieseeligkeit sowie der unaufdringlichen Intelligenz der Arrangements – offenherzig und kaltschnäuzig zugleich.
Die psychedelisch angerockte, gleichfalls melodisch bezwingende B-Seite klingt zunächst konventioneller, gleichwohl steckt auch hierin mehr ungestümer (Irr)Witz, als die Charts erlaubten.

Papa's Got A Brand New Bag
James Brown

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James Brown - Papa's Got A Brand New Bag

von Frank Castenholz  •  10. April 2010

Meine Werkskenntnis von James Brown beschränkte sich lange auf die Partyfeger „I Got You (I Feel Good)“ und „Sex Machine“, „It’s A Man’s Man’s Man’s World“ und „Living In America“ (später dann noch die „Live At The Apollo“ LP). Es gibt also weitaus Berufenere als mich, um über Browns Werdegang oder seine Qualitäten zu philosophieren. Bei allem Respekt – insbesondere vor „I Got You“ – waren das für mich alles Tracks, die ich schon freiwillig oder (viel öfter) aufgedrängt seit Urzeiten so oft gehört hatte, dass mir nie der Sinn danach stand, sie physisch meiner Sammlung einzuverleiben. In einem unvorbereiteten Moment stolperte ich dann allerdings im Kontext eines Soul/Funk-Mixes über „Papa’s Got A Brand New Bag“ – und mir war sofort klar, dass ich diese Single eher früher als später haben musste. Dass sie als stilistischer Wendepunkt in Browns Entwicklung und zugleich als Grundsteinlegung für das Funkgenre bezeichnet wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Vieles an dieser Aufnahme fasziniert auf Anhieb, das fängt an bei dem ökonomischen Arrangement, geht über den präzisen Groove, insbesondere die sehr präsenten Bassmotive, bis hin zu den originellen Lyrics. Es geht um einen älteren Herren, der vielleicht nicht mehr modisch an vorderster Front mitspielt, aber immer noch lässig den neuesten Tanz aus der Tasche ziehen kann, und das war damals eben so was wie „The Jerk“, „The Fly“, „The Monkey“, „The Mashed Potatoes“, „Jump back Jack“, oder „See you later alligator“.

Die vorliegende EP, eine französische vom King-Label lizensierte Pressung, hat auf der A-Seite die beiden Teile des Titelsongs, auf der B-Seite finden sich „I Got You“ und „I Can’t Help It“. Ich mag das Picture Sleeve-Design (flip back), kann mir aber vorstellen, dass die US-Single noch um einiges druckvoller klingt.

Eindrücke vom Brüsseler Offscreen-Festival III (2. Teil)

NDW, Pink & Violent, 10.000 Ways to Die

von Frank Castenholz  •  21. März 2010

Im zweiten Teil des Berichts zum diesjährigen Offscreen-Festival (04/03 – 21/03/2010) werden die Programm- schwerpunkte Neue Deutsche Welle, Pink & Violent und Spaghetti Western vorgestellt.

Am 7. März führte der Musiker Felix Kubin durch den deutschen Abend des Festivals. Thema war NDW, so dass wir nach dem Spielfilm auch eine obskure Fernsehdokumentation über die damalige Szene zu sehen und ein DJ-Set von Kubin zu hören bekamen.

Tscherwonez (Deutschland, 1982) von Gabor Altorjay wurde einst für das Kleine Fernsehspiel gedreht und war in dieser Reihe so erfolgreich, dass der Film später noch mehrmals wiederholt wurde. Schwer vorstellbar, dass ein ähnliches Werk heute noch Chancen auf Finanzierung und Publikumserfolg im öffentlichrechtlichen Rundfunk hätte. Erzählt wird die Geschichte des russischen Matrosen Dimitri (Tom Dokupil, Keyboarder von The Wirtschaftswunder), der sich bei einem Landgang in Hamburg von seinen Kameraden absetzt und auf die Suche nach seinem verschollenen Bruder macht. Auf seiner Odyssee durch die Hafenstadt sind ihm der KGB, die deutsche Geheimpolizei, Journalisten und Waffenhändler auf den Fersen. Finanziell schlägt er sich mit ein paar russischen Goldmünzen durch, die dem Film seinen Namen geben. Gedreht wurde hauptsächlich mit Musikern, Laiendarstellern und Hamburger Kiezgrößen an Original-Schauplätzen. Die Erzählweise ist lakonisch, der Humor skurril, der Film hält gekonnt die Balance zwischen Melancholie und Komik. Die Schwarzweißaufnahmen erhalten von Szene zu Szene unterschiedliche Farbstiche, mal grau, mal rötlich, oder blau. Den tollen Soundtrack steuert die Band The Wirtschaftswunder bei. Kurz: es wurde alles richtig gemacht!
Der Film ist laut Regisseur Altorjay, der nach der Vorführung Fragen zum Film beantwortete, noch nicht auf DVD erschienen. Er wird aber ab und zu bei Festivals wie diesem gezeigt.

Eindrücke vom Brüsseler Offscreen-Festival III (1. Teil)

Star guest: Jess Franco

von Frank Castenholz  •  20. März 2010

Die Reize von Jess Francos filmischem Schaffen haben sich mir, obgleich vermeintlich offenkundig (Klischee: sex and violence), erst nach längerer Reflektionsphase erschlossen. Erwartet hatte ich wohl Filme, die in verlässlicher Genretradition süffig, sexy, spannend und rasant Schauwerte liefern. Zu sehen bekam ich (nehmen wir als Beispiel mal meinen einst ersten Franco-Kontakt „Female Vampire“) langatmige Monologe, die sich mit ausschweifenden Kamerastreifzügen über den Körper von Lina Romay abwechselten – oder auch zeitgleich Filmzeit okkupierten. Und das nicht sonderlich technisch avanciert.

Spätestens nach Sicht der drei Filme, die ich nun kennenlernen durfte, muss ich aber öffentlich revidieren, was ich früher mal heimlich dachte. Franco ist top – und ca. 190 weitere Filme harren nach und nach der Sichtung.

Introducing The Masqueraders...

von Frank Castenholz  •  30. Januar 2010

Bei den Masqueraders handelt es sich um eine Vokalgruppe, die zwar nie den Status der Temptations, O’Jays oder Dells erreichte, es aber gleichwohl in zwei Jahrzehnten auf geschätzte 25 Singles und drei LPs brachte, bei Labels wie Wand, Amy, Bell und Hi unter Vertrag stand und mit Produzenten wie Chips Moman und Isaac Hayes arbeitete. Aufgrund der Qualitätsdichte ihrer Singles, insbesondere der exzellenten, gospelgeschulten Harmoniesätze und dem glücklichen Händchen für passende Songs habe ich schnell eine besondere Vorliebe für ihr Schaffen entwickelt – und um sich ihren Reiz zu erschließen, muss man nicht mal die (natürlich bestens investierten) 500 $ oder mehr für „Do you love me baby“ (Wand 1172) auf den Tisch blättern (mittlerweile auch als Reissue bei Jazzman erhältlich). Aufgrund größerer Auflagen und weniger Northern Soul-Tanzbarkeit lassen sich diverse Perlen auch zu weitaus unaufgeregteren Preisen finden.

Jenseits von gut und böse: Nazisploitation

"Salon Kitty" und "Ilsa": Zwei Fallstudien

von Frank Castenholz  •  31. Oktober 2009

Der gestrige Abend der Cinematek, des königlich belgischen Filmmuseums, war einem Thema gewidmet, das in deutschen (zumal staatlich geförderten) Kinos vermutlich keinen Platz hätte: Nazisploitation. Die Rede ist von einem obskuren Sub-Genre der Exploitation, also von Filmen, die in der Regel mit geringem Budget und Zeitauwand produziert wurden und primär darauf zielten, den Zuschauer durch rohe Darstellung von Gewalt, Motoren, Frauenknästen, nackten Nonnen und sonstigen Primärreizen bei Laune zu halten. Indem Nazisploitation Szenerien und Schauplätze aus dem III. Reich und Zweiten Weltkrieg in den Dienst reißerischer Inszenierungen stellt, die vornehmlich die Erwartung des Publikums auf Spannung, Schock, Komik oder Erotik befriedigen sollen, reiht sie sich im Grunde nahtlos in die Riege anderer süffiger Unterkategorien des „Ausbeutungsfilms“ wie Blaxploitation, Sexploitation oder Nunsploitation ein, ist allerdings aufgrund der politisch-historischen Dimension des Sujets weitaus heikler.

Sittin' And Thinkin'
Charlie Rich

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Charlie Rich - Sittin' And Thinkin'

Country Classics On Vinyl (V)

von Frank Castenholz  •  15. Oktober 2009

„I hate that song. I can’t stand it. You know, it really hits home. That’s Charlie, that’s his life. That’s the real Charlie sure as life.” (Margeret Ann Rich)

Schon seit einigen Jahren hege ich eine besondere Sympathie für Charlie Rich, die mich auch in Regionen seines Werkes hat vordringen lassen, die wohl nur mit sturer, von Zuneigung getragener gnädiger Neugier zu erklären sind. Damit meine ich nicht mal seine anschmiegsamen frühen Epic-Aufnahmen unter Billy Sherrill bis hin zu „Behind Closed Doors“, sondern das was dann nach seinem kommerziellen Durchbruch noch mit zunehmender Deliktsschwere bis Ende der 70er Jahre an (größtenteils) schematischer Pop/Country-Schnulzen folgte. Immerhin teile ich diese Zugeneigtheit für Rich mit Peter Guralnick, in dessen Essaysammlungen „Feel Like Going Home“ und „Lost Highway“ jeweils Kapitel über Rich enthalten sind, die auf persönlichen Begegnungen fußen und sich im heiklen Spannungsfeld zwischen kritischem Journalismus und freundschaftlicher Verbundenheit verorten lassen. Rich hat gar seine wohl letzte große Komposition der 70er, eben „I Feel Like Going Home“, nach Guralnicks Buch benannt.

UK-Shooting Stars "The XX" auf Europatour

11. Okober, Botanique, Brüssel

von Frank Castenholz  •  15. Oktober 2009

Das Debütalbum von The XX ist einer der Überraschungserfolge des Jahres 2009. Insbesondere die zwei Singles, „Basic Space“ und „Crystalised“, zeigen die Stärken dieser schwer greifbaren Melange auf: fragile Melodiebögen im schüchternen Duettgesang werden von spärlich-konzentrierten Arrangements aus Gitarre, Bass, Synthies (und viel Luft zum Atmen) getragen, die Assoziationen an britischen Elektro/Wave/Minimalpop der 80er Jahre (von Young Marble Giants bis frühe Depeche Mode) wecken. Die mal mehr, mal weniger präsenten fragmentarischen Beats sind allerdings nur vor dem Hintergrund späterer popmusikalischer Entwicklungen (insbesondere Trip Hop, R’n’B) vorstellbar. Der gesamte Ansatz ist sympathisch, obwohl bzw. gerade weil mich ob des professionellen Ansatzes im Design (Sound wie Optik) die These von den unschuldigen Teenies, die da mal eben ganz unbedarft etwas total frisches und spontanes in ihren Schlafzimmern zusammengebastelt haben, nicht recht überzeugt; das ist schon, bis hin zur „Heroes“-Anverwandlung „VCR“, alles ziemlich ausgefuchst.

Civilians
Joe Henry

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Joe Henry - Civilians

Der Maisfeldersatz fürs CD-Regal

von Rainer Aschemeier  •  24. August 2009

„Civilians“ ist in der Tat ein sehr reizvolles Album, auch für die Sommeranwendung. Nein, nicht solche Sommer, wie wir sie hier in Baden-Württemberg, Brüssel, Italien oder Weißrussland erleben, sondern solche Sommer, wie man sie aus amerikanischen Roadmovies kennt: Mit unbarmherziger Sonne, Straßenstaub und nicht enden wollenden Korn- und Maisfeldern.

Shades of Blue
Jerry Beadlecomb & The Purple Haze

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Jerry Beadlecomb & The Purple Haze - Shades of Blue

von Frank Castenholz  •  2. August 2009

A: Shades Of Blue
B: Someday Baby

Der Song heißt “Shades of Blue”, Jerry Beadlecomb singt, The Purple Haze spielen, der Ort ist Montgomery, Alabama, die Zeit wohl Anfang der 70er. Mehr weiß ich über diese Single nicht. Zu hören ist klassischer Rock’n’Roll im Stil von Chuck Berry, allerdings mit einer dominannten Fuzz-Gitarre im Vordergrund und kontinuierlichen Trommelwirbeln im Hintergrund. Einfach, effektiv, liebenswert. Die B-Seite ist zu vernachlässigen.

Let Me Be Your Boy
Wilson Pickett

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Wilson Pickett – Let Me Be Your Boy

von Frank Castenholz  •  2. August 2009

Picketts Solo-Debüt nach seiner Zeit mit den Falcons, aufgenommen im Studio des Detroiter Independent-Labels Correct-Tone. Die A-Seite, geschrieben vom Studiopianisten Willie Harbert, der sich im Arrangement einige schöne Klavierakzente gönnt, ist noch weit entfernt von der funkiness, die ihn bei Attlantic zum Erfolg führen sollte. Picketts Stimme hält sich souverän in einer orchestralen Inszenierung, die mit Streichersätzen und satten Background-Chören (gerüchteweise von den Supremes) aufwartet.

Behold
Bob Meyer and The Rivieras

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Bob Meyer and The Rivieras – Behold

von Frank Castenholz  •  26. Juli 2009

The Rivieras aus Charlotte, North Carolina, firmieren zwar auch unter dem Label “Beach Music”, haben aber zu den Rivieras von „California Sun“ keine Beziehung. Von R&B und Doo Wop geprägt, verdienten sie in den 60er Jahren ihr Geld vornehmlich als lokale Backing Band bei Liveauftritten für Acts wie The Coasters, The Drifters, Chuck Berry und diverse Motown-Gruppen. Mit dem selbstverfassten „Behold“ landeten sie einen regionalen Hit, der trotz ihrer Vorbilder nicht schwärzer als ein beliebiger Track der Beatles oder Beach Boys klingt.

Long After Tonight Is All Over
Jimmy Radcliffe

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Jimmy Radcliffe – Long After Tonight Is All Over

von Frank Castenholz  •  26. Juli 2009

A: Long After Tonight Is All Over
B: What I Want I Can Never Have

„Long After Tonight Is All Over“ darf man als eine der größten und langlebigsten Hymnen der Northern Soul-Szene begreifen (traditionellerweise am frühen Morgen zum perfekten Abschluss eines „Allnighters“ gespielt), obwohl es sich szeneuntyisch nicht mal um ein ungemein seltenes Fundstück handelt. James „Jimmy“ Radcliffe, selbst ein profilierter Songwriter, nahm die Burt Bacharach/Hal Davis-Komposition eigentlich als Gesangsvorlage für seinen Label-Kollegen Gene Pitney auf. Die Qualität der Interpretation überzeugte Musicor verständlicherweise, das Demo als Single unter seinem Namen zu veröffentlichen.
Unter Soul kann man die Aufnahme allenfalls auf Grundlage der sanften, gleichwohl expressiven Stimme von Radcliffe verbuchen. Das Arrangement von Bacharach ist feinster Pop: orchestral, opulent, hymnisch und zugleich von einer berückenden Subtilität, die auch die Stimme eines Roy Orbison oder eben Gene Pitney bestens gebettet hätte.

Die Original-Single, die in den USA auf Musicor (MU-1042) und im UK auf Stateside (SS 374) veröffentlicht wurde (und es dort in die Top 40 schaffte), ist trotz ihrer relativ hohen Auflage mittlerweile kein Schnäppchen mehr. Es gibt seit den 70ern mehrere Nachpressungen, zu deren Qualität und Legalität ich aber nichts sagen kann.

The Last Time
Candy & The Kisses

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Candy & The Kisses - The Last Time

von Frank Castenholz  •  12. Juli 2009

Bislang bin ich auf wenige Soul-Coverversionen der Rolling Stones gestoßen, die mich vollends überzeugt haben, insbesondere die vielen „Satisfaction“-Adaptionen (auch die von Aretha Franklin oder Otis Redding) sagen mir nicht sonderlich zu. Anders verhält es sich mit dieser Single.

Ticket To Ride
"Wee" Willie Walker

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“Wee” Willie Walker - Ticket To Ride

von Frank Castenholz  •  12. Juli 2009

Walker stand bei Goldwax wohl zu sehr im Schatten von Größen wie James Carr, O.V. Wright oder The Ovations, um sich als Künstler zu profilieren. So konnte er in den 60er Jahren, wenn ich recht informiert bin, nur drei Singles veröffentlichen, zwei davon als Lizenzprodukt bei Checker, nur eine bei seinem Vertragslabel, später wurden noch diverse Demos für Kompilationen verwertet. Der geringe Output ist bedauerlich, denn sein Stil passt bestens zum Sound der Goldwax-Familie, ich höre Ähnlichkeiten zu Sam Cooke, aber auch zu seinen Label-Kollegen, mit denen er den Gospel-Hintergrund teilt.

I Never Cared For You
Willie Nelson

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Willie Nelson - I Never Cared For You

Country Classics On Vinyl (IV)

von Frank Castenholz  •  7. Juli 2009

„I Never Cared For You“ war mir über viele Jahre nur in der Einspielung von „Teatro“ (1998) bekannt, dort – mit dem Backing von Emmylou Harris – ein Höhepunkt des Albums, mit Flamencopercussion und einem dieser wunderbar pointierten Akustikgitarrensolos von Willie. Das originelle Arrangement hatte ich dem Produzenten Daniel Lanois zugerechnet. Etwas voreilig, denn Nelson hatte den Song erstmals bereits über 30 Jahre zuvor auf ähnliche Weise eingespielt: eine Single, die auch aus seinem an Stilexperimenten durchaus reichen 60s-Katalog positiv herausragt.

E. Rautavaara - Sinfonien Nr. 1-8
versch. Orch. und Dirig.

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Einojuhani Rautavaara - Sinfonien Nr. 1-8

Zwischen Avantgarde und Establishment

von Rainer Aschemeier  •  7. Juni 2009

Wie man es auch dreht und wendet: Bei Einojuhani Rautavaara scheiden sich die Geister. Jeder sollte die Musik des Finnen selbst erleben, damit sie oder er sich ein Bild davon machen kann. Lohnen tut sich das auf alle Fälle, denn es gibt nicht viele Komponisten in diesen Tagen, die nicht nur zu einer eigenständigen Tonsprache gefunden haben (das hat Rautavaara nämlich ganz zweifellos), sondern bei denen man so schön und wie in einem offenen Buch die Entwicklung eines Komponisten „nachlesen“ kann, wie in diesen acht Sinfonien.

The Very Best Things
Filter

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Filter - The Very Best Things

Leicht Gestörte leben länger

von Rainer Aschemeier  •  6. Juni 2009

Als 1995 Filters Debütalbum „Short Bus“ erschien, hätte ich alles Mögliche erwartet, aber nicht, dass ich 14 Jahre später einmal ein „Best Of“-Album dieser Band in Händen halten würde.

Doomsday, Giallo, Ozploitation...

Rückblick auf den Brüsseler Filmfrühling (Teil 1)

von Frank Castenholz  •  1. Juni 2009

In Brüssel gab es auch diesen Frühling wieder zwei hochkarätige Filmfestivals zu feiern, die Freunde des Abseitigen und Schrägen voll auf ihre Kosten kommen ließ.

Zunächst stand im März die zweite Auflage des Offscreen-Festivals an, diesmal mit den Themenschwerpunkten „Interactive cinema“, William Castle: king of the gimmick“, „Doomsday: Post-apocalyptic film“, „Giallo: Italian genre movies“ und „Ozploitation“.

Together Through Life
Bob Dylan

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Bob Dylan - Together Through Life

Mit Akkordeon durchs Leben...

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2009

„Together Through Life“ ist auch diesmal wieder eine dieser schönen „Road Movie“-artigen Scheiben, die einem die südwestdeutsche Autobahn zum Highway werden lassen – und den eigenen FIAT zum Chevy…

The Devil You Know
Heaven & Hell

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Heaven & Hell - The Devil You Know

Böse Überraschung!

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2009

Ein besonders fies dreinblickender Doibel schaut uns an vom Cover der lang erwarteten und immer wieder verschobenen neuen CD „The Devil you Know“ des Black Sabbath-Derivats „Heaven & Hell“. Klar: ohne Augen, dafür mit drei Zungen, Parodontose und einer schweren, wahrscheinlich seit Millionen Jahren andauernden Hauterkrankung – da kann man schon mal ausflippen.

Igor Strawinsky - Sinfonie in C; Sinfonie in drei Sätzen, Oktett, "Dumbarton Oaks"
Philharmonia Orchestra; Orchestra of St. Luke's - Robert Craft

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Igor Strawinsky - Zwei Sinfonien, Oktett, Konzert "Dumbarton Oaks"

Robert Craft beleuchtet Strawinskijs Neoklassizismus

von Rainer Aschemeier  •  1. Februar 2009

In schöner Regelmäßigkeit – wenngleich in für meinen Geschmack viel zu langen Zeitabständen – veröffentlicht das Naxos-Label tapfer die populären und weniger populären Orchesterwerke Igor Strawinskijs. Was ist das Besondere daran? Naxos hat die Aufnahmen des Dirigenten Robert Craft wieder ausgegraben, die dieser in den 1990er Jahren mit verschiedenen Ensembles bei den Labels Music Masters (ein leider mittlerweile pleite gegangenes, wegen seiner audiophilen Aufnahmen bis heute legendäres US-Klassik-Label) sowie Koch/Schwann realisierte.

Long Gone Daddy
PAT CUPP & THE FLYING SAUCERS

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Pat Cupp & The Flying Saucers - Long Gone Daddy

The Complete 50's Recordings

von Frank Castenholz  •  29. Januar 2009

Neben den großen Namen und Geschichten, für die Musiker wie Elvis Presley, Gene Vincent, Carl Perkins, Johnny Burnette oder – als Produzent und Eigentümer von Sun Records – Sam Philllips stehen, hat die kurze Gründerzeit des Rockabilly ca. 1954-‘57 auch eine kaum überblickbare Zahl von One Hits, Almosts und Should Haves
hervorgebracht. Der über die Generationen anhaltenden Strahlkraft dieses Genres ist es zu verdanken, dass solche Liebhaber-Labels wie Bear Family, Norton oder El Toro es sich seit Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht haben, nicht nur den Back Catalogue der Schwergewichte durch qualitativ hochwertige Reissues zu pflegen, sondern den nachkommenden Hörerschaften auch den Zugang zu weniger bekannten Helden des Rockabilly zu verschaffen – ohne dass man gleich mehrere hunderte Dollar für eine einzelne schlecht erhaltene Single hinblättern müsste.

Bukarest Fleisch
Regie: Andy Fetscher

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Bukarest Fleisch

von Frank Castenholz  •  17. Januar 2009

Andy Fetscher, Absolvent der Filmakademie Baden-Würtemberg, hat mit seinem Spielfilmdebüt ein angenehm handlungs- und logikentschlacktes, streng auf Wirkung konzentriertes Werk vorgelegt.

Freischwimmer
Regie: Andreas Kleinert

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Freischwimmer

von Frank Castenholz  •  17. Januar 2009

„Freischwimmer“ ist für eine kleine deutsche Produktion geradezu stargespickt: August Diehl, Fritzi Haberlandt und Jürgen Tarrach schmücken die Geschichte um den hörgeschädigten Schüler Rico (Frederick Lau), der als Außenseiter in der Kafka-Schule (hüstel!) nicht viel zu lachen hat. Er ist unglücklich verliebt und wird von Lehrern und Schülern aufgrund seiner Schmächtigkeit gehänselt. Schön ist es nur im Kunstunterricht seines Lieblingslehrers (August Diehl mit spärlich gewachsenem Bärtchen) , der ebenso zartbesaitet und verschroben ist. Der Prolet Robert, Freund der angeschmachteten Blondine, verendet eines Tages an einem vergifteten „Liebesknochen“, der eigentlich für Rico bestimmt war. Auf der Suche nach dem Täter wird das Verhältnis Ricos zu seinem Lehrer immer intensiver und beide haben offenbar mehr dunkle Geheimnisse, als man zunächst ahnen soll (aber natürlich doch recht schnell ahnt).

Nummernrevue 2008

Meine Alben und Filme des Jahres

von Frank Castenholz  •  17. Januar 2009

Besser spät als nie habe ich es doch noch geschafft, mich der bürokratischen Fleißarbeit zu widmen, eine persönliche Bilanz des vergangenen Jahres zu ziehen, zumindest in Gestalt zweier Listen. Die Wertung sieht sich allerdings dem gravierenden Vorbehalt ausgesetzt, dass ich diverse Veröffentlichungen, die in anderen Listen Spitzenplätze belegen, mangels Zeit oder Interesse nicht mit der Sorgfalt wahrgenommen habe, die eine Listenplatzierung möglich gemacht hätte. Wer also z.B. Oasis, Congregation, James Yorkston, White Hinterland, Kitty, Daisy & Lewis, Joane Robertson, Grace Jones oder TV On The Radio vermisst, der sei getröstet: es ist allein meiner Ignoranz geschuldet. Weiterhin gehen meine musikalischen Entdeckungsreisen vornehmlich in die vergangenen Jahrzehnte, so dass ich dem aktuellen Geschehen nicht die vollste Aufmerksamkeit entgegenbringen kann. Jetzt geht es aber los…

The Complete Sun Masters
Johnny Cash

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Johnny Cash - The Complete Sun Masters

Für Jäger und Sammler

von Rainer Aschemeier  •  16. Januar 2009

Bei „The Complete Sun Masters“ ist der Name Programm. Die engagierten Macher der optisch leider weniger engagiert gestalteten Box haben sich in die tiefsten Tiefen der Archive begeben und haben auf 3 CDs echt alles, alles und nochmals alles zusammengetragen, was Johnny Cash jemals auf Sam Phillips‘ „Sun“-Label veröffentlicht hat. Nicht wenige Anhänger des „Man in Black“ sind ja bis heute der Meinung, die „Sun“-Phase sei seine beste gewesen. Ob dem tatsächlich so ist, kann nun jeder Fan selbst ergründen.

Felix Mendelssohn Bartholdy - Sämtliche Meisterwerke
verschiedene Interpreten

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Felix Mendelssohn Bartholdy - "sämtliche Meisterwerke"

Zum Vererben schön!

von Rainer Aschemeier  •  16. Januar 2009

Die rund 50 Euro in die 40-CD-Box sind hervorragend investiertes Geld. Außer den Sinfonien, dem ersten Violinkonzert und einigen Klavierstücken kommt man hier alternativlos durchs ganze Leben. Falls es in 40 Jahren noch CD-Player gäbe, dann wäre das eine Sammlung, die man gern vererben würde. Es gibt hier einzigartig gute Musik zu entdecken, und es ist völlig unverständlich, warum Mendelssohn nicht mindestens genauso häufig zu hören ist, wie seine heutzutage prominenteren Zeitgenossen.

Gian Francesco Malipiero - Sinfonien Vol. 1
Moskauer Sinfonieorchester - Antonio de Almeida

Gian Francesco Malipiero - Sinfonien Vol. 1

Moskauer Sinfonieorchester - Antonio de Almeida

von Rainer Aschemeier  •  13. Dezember 2008

Diese Aufnahmen von Sinfonien des hochinteressanten italienischen Komponisten Gian Francesco Malipiero sind jedoch – man muss es leider so hart formulieren – ein Verbrechen an der Menschheit. Und zwar ein besonders schlimmes Verbrechen: Ein Verbrechen der Art „Es hätte so schön sein können, wenn…“ Situationen dieser Art sind schon im Leben häufig genug und meistens kaum zu ertragen, deswegen ist es ein besonders schlimmes Vergehen, wenn eine Plattenfirma einen solchen Zustand auch noch auf CD presst, sodass ihn sich der unbescholtene Hörer immer wieder vor Ohren führen muss.

Mondo Cherry
Jacques Palminger And The Kings of Dub Rock

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Jacques Palminger And The Kings of Dub Rock : Mondo Cherry

von Frank Castenholz  •  22. Oktober 2008

Jacques Palminger war Schlagzeuger bei den Waltons und Dackelblut, gehört neben Heinz Strunk und Rocko Schamoni zum anarchischen Unterhaltungskollektiv Studio Braun und macht ansonsten noch alles mögliche zwischen Musik, Theater und Body Painting. Geiler Typ!

They don't look back: Conor Oberst and the Mystic Valley Band

3.9.2008, Botanique (Brüssel)

von Frank Castenholz  •  7. September 2008

Erstmals unter eigenem Namen unterwegs mit neuer Platte und neuer Band: Man durfte gespannt sein, was sich gegenüber der letzten Bright Eyes-Tour ändern würde. Tatsächlich herrschte in Brüssel an diesem Abend eine gänzlich andere Stimmung als letztes Jahr in Berlin, obwohl genauso konzentriert und aufgeräumt gespielt wurde.

Aliens vs. Predator II
The Brothers Strause

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Aliens vs. Predator II

Atomarer Großangriff auf die Drehbuch-Logik

von Rainer Aschemeier  •  27. Juni 2008

Selbstverständlich befindet sich nicht nur das „Predalien“ bei bester Gesundheit, sondern auch einige – offenbar für weitere Großwildjagden gezüchtete und bis dahin erst einmal in Glaskübeln konservierte – Alien-Sprößlinge sind wohlauf und fackeln nicht lange. Der Absturz des Raumschiffs alarmiert einen Stützpunkt auf dem Predator-Heimatplaneten. Hier wird zur Eindämmung der „Seuche“ ein „Cleaner“ losgeschickt – einer, der aufräumt, wenn die Alien-Parties der Verwandschaft außer Kontrolle geraten.

Willard Grant Conspiracy & Howe Gelb: C'mon, play us a jazz solo!

Live in Gent am 24. Mai 2008

von Frank Castenholz  •  25. Mai 2008

Willard Grant Conspiracy hatten sich für diese Tour – begleitend zum neuen Album „Pilgrim Road“ – etwas besonderes ausgedacht. Man gönnt sich den Luxus, als 11-köpiges Orchester auf die Bühne zu gehen und die Spielorte nach stimmigem Ambiente handzuverlesen. Die Genter Handelsbeurs wird diesen Ansprüchen ganz gerecht, ein wunderschöner Saal mit gutem Klang sorgte für bestmögliche Voraussetzungen für einen schönen Abend.

Good to be Bad
Whitesnake

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Whitesnake - Good to be Bad

Weiße Schlange mit Zahnprothese

von Rainer Aschemeier  •  20. Mai 2008

Der erste Höreindruck: Unverschämt druckvoller Sound! Fast schon zu druckvoll – ähnlich übertrieben wie seinerzeit das ebenfalls überfrachtete „Coverdale/Page“-Album – bläst die CD vom ersten Moment an alles weg, was sich zufällig gerade vor den Boxen aufgehalten hat. Kein Wunder: „produced, engineered and mixed by the Brutal Brothers“. Es musste ja so kommen: Nach 30 Jahren im Business ist Coverdale reif für eine Reise nach Klapsmühl…

In the Midst of Beauty
MSG

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MSG - In the Midst of Beauty

Michael Schenker endlich wieder in Amt und Würden!

von Rainer Aschemeier  •  20. Mai 2008

Michael Schenker braucht keine erneute Vorstellung. Jeder weiß, er ist DER deutsche Rockgitarrist. Der Typ, der normalerweise in einem Atemzug mit Eddie Van Halen, Jimmy Page, Ritchie Blackmore und Jimi Hendrix genannt wird – aber leider auch der Typ, der während der letzten zehn Jahre wie eine Mischung aus Rübezahl und Wischmopp durch die Gegend gelaufen ist. Das „Deutsche Universalwörterbuch“ aus dem Hause „Duden“ definiert den „Mopp“ übrigens wie folgt: „einem Besen ähnliches Gerät mit langen [in einem Öl getränkten] Fransen zum Aufnehmen des Staubes auf dem Fußboden.“ Diese Zeiten sind im Hause Schenker also nun vorbei…

PORTISHEAD in Brüssel

Forest National, 8.5.2008

von Frank Castenholz  •  10. Mai 2008

Nach einer halben Stunde, als die aktuelle Single „Machine Gun“ erklang, wurde ein sehr gutes Konzert zu einem Atemberaubenden: diese singulär gelungene Vermählung von agressiven Maschinen-Beats mit melodiesbeseelter Stimme, die die Kontraste nicht glattbügelt, sondern ungefiltert gegenüberstellt und damit die doppelte Wirkdosis erreicht, ist live eine noch existenziellere Erfahrung als auf Platte. Dann „Cowboys“, „Glory Box“, „Roads“, „Magic Doors“, „Hunter“... Man möchte Beth Gibbons eigentlich nur die ganze Zeit anschauen, bewundern und ihr, ein bisschen Kitsch darf sein, Seifenblasen-Herzen zupusten. Ein faszinierender Widerspruch zwischen Fragilität und Stärke, Entrücktheit und Autarkie – die Negierung von Show, Extrovertiertheit und Ausstrahlungsfixiertheit führt zu einem Maximum an Aura. Und doch regiert immer die Musik den Saal, es gibt keine „Show“, keine „Performance“, es reicht völlig, einer Band beim konzentrierten Klangmeißeln beizuwohnen, um keine Sekunde missen zu wollen. Zum Schluss bei „We Carry On“, bei schneidenden Gitarren, fallen die letzten Schranken und Kiefer, Beth nimmt ihr Halsband ab, steigt in den Graben und wirft sich wie eine Stagediverin zu uns in die Menge. Was für ein Abend.

Die 10-jährige Wartezeit hat sich übrigens gelohnt: Es gibt keinerlei ernstzunehmende Indizien dafür, dass „Third“ noch von einem anderen Album der Rang als Album des Jahres 2008 streitig gemachten werden könnte.

Viva
Regie: Anna Biller

Offscreen Reviews IX: VIVA

von Frank Castenholz  •  26. März 2008

Das Spielfilmdebüt von Anna Biller ist eine Hommage an die Sexploitation-Ära der 70s und beutet nun seinerseits diverse Vorbilder und Klischees aus jener Zeit aus. Angekündigt als „feast of style, color, drugs and baby doll lingerie“ war dies eine Vorführung, die man sich, wenn man noch halbwegs bei Trost ist, natürlich nicht entgehen lassen konnte.

Switchblade Sisters
Regie: Jack Hill

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Offscreen Reviews VIII: SWITCHBLADE SISTERS

von Frank Castenholz  •  26. März 2008

„Dilettantisch inszenierter und gespielter Film um eine New Yorker Schulmädchen-Gang, deren einziges „Lernziel“ die Ausübung von Gewalt ist. Ein Zeugnis menschenverachtender Gesinnung.“
(Lexikon des internationalen Films, hrsg. Vom katholischen Filmdienst, zitiert nach Filmstarts.de)

Anders gesagt: In „Swichtblade Sisters“ zeigt Hill uns, laut Eigenauskunft von Shakespeares „Othello“ inspiriert, mit wunderbar unverstellt agierenden, charismatischen Darstellerinnen eine brillant inszenierte, actionsatte Eifersuchtstragödie im Teen-Gang-Milieu, in dem eindeutig die Frauen die Hosen (Hotpants) anhaben; nicht nur Tarantinos Lieblings-Hill, sondern auch ein “lesbian cult movie”.

The Big Doll House
Regie: Jack Hill

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Offscreen Reviews VII: THE BIG DOLL HOUSE

von Frank Castenholz  •  26. März 2008

Als die Veranstalter des Offscreen-Festivals “The Big Doll House” einleitend vollmundig als innovatives Gründungsdokument des Women-in-Prison-Genres priesen, stand Jack Hill am Rande, grimassierte unkontrolliert, rollte mit den Augen, wackelte mit den Brauen und verzog die Mundwinkel, als sei ihm dieser Huldigung hochnotpeinlich: „I was at one of my low points of my carreer, and I desperately needed to make another film“. Beim ersten Blättern im Drehbuch dachte er nur_ “Oh my god!”; es handelte sich um die zweite Fassung eines Skripts, dass in Zuge der Überarbeitung sogar noch schlechter geworden war. Hill nahm auf Grundlage der Urfassung die ihm möglichen Schönheitskorrekturen vor. „At least I added some humor to the script“, entschuldigt er sich, so seien, fügt er verschmitzt hinzu, die humorvollen Stellen auf ihn zurückzuführen, der Rest hingegen,_ “well,…,you got to be in a special mood to enjoy this movie, I guess”_ (Augenrollen).

Pitstop
Regie: Jack Hill

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Offscreen Reviews VI: PIT STOP

von Frank Castenholz  •  26. März 2008

Das wäre dann wohl Jack Hills Stockcar Race-Variante von “The Hustler” (zunächst war übrigens der weitaus schlüssigere Titel „The Winner“ vorgesehen): Der verschlossene Alleingänger Rick Bowman (Dick Davalos) wird von einem undurchsichtigen Rennpromoter angeheuert, um den so übermächtigen wie überheblichen Favoriten Hawk Sidney (Sid Haig) vom Thron zu stoßen. Auf seinem beschwerlichen Weg vom Schrottplatzhelfer zum Rennstar findet Bowman zunächst Liebe, Erfolg und Anerkennung, wird dabei aber zunehmend skrupelloser. Die natürliche Identifikation des Publikums mit dem Underdog gerät nach und nach ins Wanken, während zugleich die Freude am Untergang des impulsiven, arroganten Großmauls Hawk schwindet; bravourös, wie Sid Haig, Hills Langzeitkollaborateur und „favourite actor“, eine manische Intensität in die Rolle legt, die zugleich der Menschlichkeit des Charakters hinreichend Raum lässt: beklemmend etwa, wie Hawk, von Eifersucht und dem Schock der Niederlage getrieben, Bowman stellt, niederstreckt und wortlos dessen Auto mit einer Axt zertrümmert, während das zu Bowman übergelaufene (übrigens ganz entzückende) Groupie Jolene (Beverly Washburn) noch fassungslos im Wagen sitzt.

Spider Baby
Regie: Jack Hill

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Offscreen Reviews V: SPIDER BABY

von Frank Castenholz  •  26. März 2008

Jack Hill bezeichnete „Spider Baby“, seinen erster großen Spielfilm, als seinen Liebsten (man tue sich ja auch schwer, unter seinen Kindern das Liebste auszuwählen, aber wenn es schon sein müsse, dann wohl…). Entsprechend groß war meine Erwartung. Als ich am Samstag abend das Kinofoyer betrat, wunderte ich mich zunächst, von welch merkwürdigem Publikum ich umgeben war, das kaum Überschneidungen zu der üblichen Art House-Kundschaft aufzuweisen schien: abgeschminkte Marilyn Mansons, aufgeschminkte Dita von Teeses, Lederjackenschwule, New-Wave-Dominas…

Rendez-Vous mit Jack Hill (Offscreen Notizen - Teil 2)

von Frank Castenholz  •  26. März 2008

Welches Bild man sich auch instinktiv von einem Filmemacher macht, der die diversen, aus expliziter Gewalt-, Sex- und Motoren-Zurschaustellung Kapital schlagenden Exploitation/Grindhouse-Spielarten der ´60s und ´70s wesentlich geprägt und das Women-In-Prison-Subgenre gar begründet hat, man dürfte daneben liegen: Hill, der mittlerweile um die 70 Jahre alt sein dürfe und anlässlich einer Werkschau auf dem diesjährigen Offscreen Festival in Begleitung seiner Gattin nach Brüssel reiste, ist ein schmächtiger, höflicher, bescheidener, ganz auf Understatement und feine Ironie setzender Feingeist und Gentleman, den man sich eher am Set einer Woody Allen-Komödie statt auf den Philippinen beim Dreh einer Schlammcatchszene mit knappst bekleideten, vollbusigen Sträflingen vorstellen kann.

Du kannst mich an der Ecke rauslassen
Niels Frevert

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Niels Frevert - Du kannst mich an der Ecke rauslassen

Erfreulich schlanker Sound aus Hamburg

von Rainer Aschemeier  •  16. März 2008

Eine echte Überraschung ist das neue Album des Ex-Nationalgalerie-Sängers Niels Frevert geworden. Da ich von Hause aus eine gewisse Allergie gegen die sogenannte Hamburger Schule habe, gehörten weder Nationalgalerie noch Herr Frevert als Solokünstler bislang zu meinen besonderen Lieblingen.

B. Bartók - Der holzgeschnitzte Prinz
Bournemouth Symphony Orchestra - Marin Alsop

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Béla Bartók - Der holzgeschnitzte Prinz

Bartók im Märchenland

von Rainer Aschemeier  •  9. März 2008

Die Bernstein-Schülerin Marin Alsop, die in der jüngeren Vergangenheit mit dem Bournemouth Symphony Orchestra in schöner Regelmäßigkeit völlig unkalkulierbare Aufahmen vorgelegt hatte, deren Qualität von „eher mittelmäßig“ bis hin zu Prädikat „Referenzcharakter“ reichten, präsentiert mit ihrer Interpretation des frühen Bartók-Ballets eine höchst gelungene und deshalb höchst willkommene Ergänzung der Bartók-Diskografie.

Flesh For Frankenstein (3-D)
Regie: Paul Morrissey

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Offscreen Reviews IV: FLESH FOR FRANKENSTEIN (3-D)

von Frank Castenholz  •  27. Februar 2008

Udo Kier als Baron Frankenstein mit hartem deutschen Akzent, der sich aus Leichenteilen ein wohlgeformtes Zombiepärchen zusammenflickt, die ihm eine Herrenrasse zeugen soll; Joe Dallesandro als lendenstarker Bauernbursche Nicholas, der sich als Liebhaber von Frankensteins nymphomaner Schwester & Gattin in Personalunion in die Gemäuer des Schlosses einschleicht – und eine böse Ahnung hat, was mit den Überresten seines geköpften Freundes Sacha geschieht; Srdjan Zelenovic als homophiles Monster (sprich: das was von Sacha halsaufwärts übrig blieb), das sich lieber mit Nicholas ins Heu legen würde als mit seinem weiblichen Gegenpart…

Revenge of the Shogun Women (3-D)
Regie: Mei Chung Chang

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Offscreen Reviews III: REVENGE OF THE SHOGUN WOMEN (3-D)

von Frank Castenholz  •  27. Februar 2008

“Hilarious 3-D extravaganza about 9 nuns who transform into sword fighting and ass-kicking kung fu babes. Never in the history of cinema have so many objects been thrown at the audience. Duck, you sucker!“, versprach das Programmheft.
Wer könnte da Nein sagen?

The Stewardesses (3-D)
Regie: Alf Silliman Jr.

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Offscreen Reviews II: THE STEWARDESSES (3-D)

von Frank Castenholz  •  27. Februar 2008

Ossi-Tours bietet mittlerweile FKK-Flüge nach Usedom an. Wer wissen will, wie sexy es wirklich in einem Flugzeug zugehen kann, sollte sich aber besser nach The Stewardesses umschauen.

House of Wax (3-D)
Regie: André de Toth

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Offscreen Reviews I: HOUSE OF WAX (3-D)

von Frank Castenholz  •  27. Februar 2008

Mit House Of Wax, den ich bereits aus dem Fernsehen kannte, hatte ich nun während des Brüsseler Offscreen Festivals mein erstes 3-D-Filmerlebnis. Vincent Price spielt Prof. Harrod, den schöngeistigen Skulpteur eines Wachsfigurenkabinetts, welches durch eine Intrige seines Geschäftspartners in Flammen aufgeht. Wie durch ein Wunder überlebt Harrod das Feuer; als verkrüppeltes, verunstaltetes Phantom kehrt er zurück, nimmt Rache und sucht fortan lebendes Menschenmaterial für sein neues Horrorkabinett…

Notizen zum Offscreen Festival 2008 in Brüssel (Teil 1)

von Frank Castenholz  •  27. Februar 2008

Fernab vom eurokratischen Getummel und der dort gerne gepflegten Präsentation nationaler bzw. regionaler Vorzeigeprodukte, deren Augenmerk ganz auf den staatstragenden interkulturellen Dialog gerichtet ist, existiert im belgischen Brüssel eine lebhafte Kinoszene, die sich mit besonderer Aufmerksamkeit den schrägen, innovativen, unbequemen, unkorrekten Werken widmet, für die wohl kaum ein europäischer Regierungschef freiwillig einen Sektempfang ausrichten würde. Wohl renomiertestes Produkt dieses cinephilen Biotops ist das Brussels International Festival Of Fantastic Film (BIFFF), das seit 1983 eine Weltschau aktueller Produktionen aus dem Bereich Fantasy, Horror und Science Fiction bietet.
Seit diesem Jahr ist nun ein weiteres Festival hinzugekommen, das sich ganz den abseitigeren Leinwandvergnügungen widmet: vom 21. Februar bis 14. März 2008 läuft derzeit die erste Auflage des Offscreen Festivals.

I'm Not There

Zwischen selbstgefälliger Dekonstruktion und Mythoskitsch: Todd Haynes' fiktionalisierte Filmbiographie über Bob Dylan

von Frank Castenholz  •  26. Februar 2008

Eine gütige Bewertung verdient der Film – abgesehen von seinen drei mit Abstand schönsten Minuten, die er einem unverhofften Auftritt der Band „Calexico“ mit Gastsänger Jim James („Goin‘ To Acapulco“) in der fiktiven Westernstadt „Riddle“ verdankt – wohl nur aus einem Grund: der dunklen Ahnung, die sich irgendwann im letzten Drittel regt, dass daraus mit einem anderen Regisseur, anderen Schauspielern, einem weitaus skrupelloseren Cutter ( „Sorry, Mr. Gere, but your scenes didn’t make it….“ ) – und notwendigerweise wohl auch einem anderen Sujet – ein recht passabler Film hätte werden können. Denn die Idee, einer zerrissene Biographie mit mehreren Schauspielern auf mehreren potentiellen Lebenswegen unchronologisch nachzugehen, muss nicht unbedingt zum Scheitern verurteilt sein.

Kristofferson (Me And Bobby McGee)
Kris Kristofferson

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Kris Kristofferson - Kristofferson (Me And Bobby McGee)

Country Classics On Vinyl (III)

von Frank Castenholz  •  11. Januar 2008

Nashville im Jahr 1970, wir befinden uns auf der Bühne der ehrenwerten Country Music Association Awards Show. Soeben fällt der Name Kris Kristoffersons, dem als Autor von „Sunday Morning Comin´ Down“ der Song Of The Year Award verliehen werden soll. Johnny Cash hatte das Lied in diesem Jahr souverän auf Nummer 1 der Country Charts geparkt. Kristofferson – mit langen Haaren, schwarze Lederjacke, Rollkragenpulli und bedröhntem Grinsen – springt auf, torkelt gen Bühne und wird von Moderator Tennessee Ernie Ford wie auch vom allseits Smoking- und festtagsbekleideten Publikum mit ungnädig-konsterniertem Blick empfangen. Als er schließlich nach anfänglichen Orientierungsproblemen das Mikro findet, murmelt er einige scheinheilige Worte über seinen Respekt für Merle Haggard, der in diesem Jahr für seinen Anti-Hippie-Song „Okie From Muskogee“ nominiert war. Das Country Establishment war nicht amüsiert – aber beeindruckt, denn zu allem Überfluss hatte Kristofferson im selben Jahr bereits den Song of the Year Award der Konkurrenzorganisation Academy of Country Music für Ray Prices Hit-Version von „For The Good Times“ eingeheimst.

Igor Strawinsky - Späte Ballette
diverse Orchester und Solisten - Robert Craft

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Igor Strawinsky - "Later Ballets"

Philharmonia Orchestra, London Symphony Orchestra, Twentieth Century Classics Ensemble, Orchestra of St. Lukes - Robert Craft

von Rainer Aschemeier  •  26. Dezember 2007

Die nunmehr neunte Ausgabe von Strawinsky-Werken in Naxos’ löblicher „Robert-Craft-Collection“ beinhaltet Ballettspätwerke, die im Gegensatz zu den frühen Balletten des Komponisten (Feuervogel, Petruschka, Le Sacre du Printemps) leider ein Schattendasein im internationalen Repertoire führen.

Johann Stamitz - Klarinettenkonzert & Sinfonien -
Academy of Ancient Music - Christopher Hogwood

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Johann Stamitz - Klarinettenkonzert B-Dur, Symphonie G-Dur, Symphonie op. 4 Nr. 2, Symphonie op. 3 Nr. 2

Kratzbürstige Wiederentdeckung

von Rainer Aschemeier  •  23. Dezember 2007

Einspielungen wie diese waren es wohl, die einst kampfeslustige Diskussionen um Pro und Contra der historischen Aufführungspraxis einläuteten. „Muss das eigentlich so schräg und kratzig klingen?“ mag sich manch einer gefragt haben.

Control

Anton Corbijn verfilmt das Leben von Ian Curtis (Joy Division)

von Frank Castenholz  •  29. Oktober 2007

Letzten Freitag Nacht habe ich im Actor’s Studio, einem äußerst charmant verkommenen Art House-Kino in der Brüsseler Innenstadt, meinen Film des Jahres gesehen. Ich bin ergriffen und erschlagen zugleich.


Kinostart in Deutschland: 10.01.2008

Einleitend sei bekannt, dass ich weder fanatischer Anhänger der Band noch Intimus der Biographie von Ian Curtis bin. Wenn ich diesen Film nun (Ende Oktober 2007 zugegebenermaßen etwas voreilig) als Jahresliebling ausweise, dann hat das folglich nichts mit voreingenommenem Fantum zu tun. Ich maße mir auch nicht an zu beurteilen, inwiefern die einzelnen Charaktere richtig und gerecht beleuchtet wurden. Das Drehbuch beruht auf den Erinnerungen von Curtis‘ Witwe Deborah. Dass der Film u.a. von ihr und Tony Wilson (Gründer des Factory Labels) co-produziert wurde und der Soundtrack von Curtis‘ ehemaligen Bandkollegen New Order stammt, zeigt jedenfalls, dass der Regisseur Corbijn das Vertrauen derer genoss, die Curtis am intensivsten erlebt haben.
Was ich sagen kann, ist dass mich der Film – ungeachtet der Themenwahl und Motivation – als Film auf mehreren Ebenen tief beeindruckt hat.

The Dio Years
Black Sabbath

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Black Sabbath - The Dio Years

Auf ein Neues... Die von Krisen geschüttelte Hassliebe Dio - Iommi geht in die dritte Runde

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2007

Da mögen pseudo-subkulturelle Szene-Typen angewidert die Nase rümpfen, da mögen abtrünnige Ex-Metaller sich ruhig tausendmal den musikalischen Offenbarungseid „Sowas hör’ ich heut’ nicht mehr“ ausstellen – eins bleibt unbestreitbar: zu ihren besten Zeiten haben Black Sabbath den Rock so stark beeinflusst wie höchstens noch Led Zeppelin, The Who, Deep Purple, die Stones, Pink Floyd und… ja verdammt noch mal…die Beatles!

Barber, Ives, Copland, Cowell, Creston
Academy of St. Martin-in-the-Fields - Sir Neville Marriner

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Barber, Ives, Copland, Cowell, Creston

Academy of St. Martin-in-the-Fields - Sir Neville Marriner

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2007

Es gibt gewisse CD’s, an die geht man einfach nicht unbefangen heran. Meist sind dies solche Tonträger, die einem in früher Jugend begegnet sind und die einen aus irgendeinem Grund seitdem nicht mehr losgelassen haben. Mit der vorliegenden Veröffentlichung des allseits bekannten Decca-Labels ist just dies wieder einmal geschehen.

"Alle Meisterwerke"
Ludwig van Beethoven

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Ludwig van Beethoven - "Meisterwerke"

Box mit 60 CDs in Wallets plus E-Booklet und Libretti auf CD-Rom

von Rainer Aschemeier  •  6. Mai 2007

Der eine wird begeistert sein, der nächste entsetzt: In das seit einiger Zeit beliebte „Bitte alles auf einmal“-Programm des niederländischen Wiederverwertungslabels Brilliant Classics steigen jetzt offenbar die Majors ein. Warum auch nicht?

They are the Scissor Sisters - and so are we

Wer tanzt, gewinnt - Columbiahalle, Berlin, 14.4.2007

von Frank Castenholz  •  15. April 2007

Die erste gute Idee des Abends, bei der man sich fragt, weshalb das nicht andere Bands ebenso machen: Zwischen One-Man-Vorgruppe Snax und dem Auftritt der Scissor Sisters legte für eine kurzweilige halbe Stunde ein DJ auf: sehr coolen, teils poppigen, teils knarzig wummernden Elektro/Techno, der das Publikum bestens bei Laune hielt und zum Tanzen animierte.

Als die Scissor Sisters dann auftraten, blieb es dabei, dass man sich eher auf einer Party denn auf einem Konzert fühlte, den Blick zwar grob gen Bühne gerichtet, ansonsten aber stetig am Wippen und Tanzen. Im Publikum herrschte überwiegend lächelnde Freundlichkeit, auch der leider ziemlich dürftige Sound konnte da die ausgelassene Stimmung nicht verderben.

For The Last Time
Bob Wills And His Texas Playboys

Bob Wills And His Texas Playboys - For The Last Time

Country Classics On Vinyl (I)

von Frank Castenholz  •  29. März 2007

Kunst des letzten Atems lässt sich schwerlich nach herkömmlichen Maßstäben beurteilen, lädt doch jede Zeile, jede Note dazu ein, nach ihrer Bedeutungsschwere vermessen zu werden. Der Hörer wird zu einer Anteilnahme gezwungen, der er allenfalls durch Zynismus, Kitsch-Alarmismus oder Verdammung der unvermeidlich tragikgetriebenen Produktvermarktung entkommen mag. Genre- und qualitätsübergreifend: Wer konnte sich bei erster Begegnung schon der trotzigen Grandezza von Freddie Mercury’s „The Show Must Go On“ entziehen, wer war nicht zumindest einige Augeblicke heimlich beklommen von Falco´s todesahnenden Zeilen in „Out Of The Dark“, wem insbesondere wird das Herz nicht schwer bei Johnny Cash´s von der American-Reihe würdig dokumentiertem Abschied auf Raten?

Auch „For The Last Time“ ist – wie man schon angesichts des Titels vermuten mag – so ein Album, das sich herkömmlicher Bewertung entzieht, da es so von Geschichte(n) durchdrungen ist.

Road To Joy: BRIGHT EYES' furiose Flucht aus dem Jugendzimmer

26. März 2007, Columbia Club (Berlin)

von Frank Castenholz  •  27. März 2007

Das für den Bright Eyes-Konzertdebütanten Erstaunlichste vorweg: der Auftritt im ausverkauften Columbia Club bereitete ganz einfach und unangestrengt einen Riesenspaß – zu hören waren keine introvertierten, mitleidheischenden Selbstzerfleischungen eines Postpubertierenden, sondern fast durchgehend druckvolle, gleichwohl luftige, gradlinig nach vorne gehende Band-Arrangements, oft im Stil der aktuellen Auskoppelung „Four Winds“, immer eine Prise beschwingten Country im Rücken, aber auch oft schön hart auf den Punkt gerockt. Jawohl, es war geradezu uplifting.

Alles ohne Zucker: Kris Kristofferson beehrt Hamburg

11. März 2007, Deutsches Schauspielhaus

von Frank Castenholz  •  13. März 2007

Kris Kristofferson wird man – auch wenn ihn viele nur noch als B-Movie-Schauspieler in Erinnerung haben mögen – ohne Übertreibung eine Legende nennen können. Dass er einer der profiliertesten und einflussreichsten Nashville-Songwriter im üppigen und schwer nach Genre zu sortierenden Country/Folk/Pop-Gestrüpp der Endsechsziger war, Outlaw schon, bevor es diesen Terminus gab, darf man nie vergessen, selbst wenn ihm schon nach seinem zweiten Album „The Silver Tongued Devil And I“ 1971 zunehmend die Inspiration versiegte und er fortan musikalisch nur noch allenfalls Passables zu leisten vermochte … bis hin zum überraschend überzeugenden Album „This Old Road“ im vergangenen Jahr, das mit wenig Pathos und gänzlich ohne Zucker zeigte, wie ein Mann egal welchen Alters noch die Herzen packen kann, wenn er nur sein eigenes bloß legt. Ob ihm dies auch live gelingen mochte, durfte man mit einiger Spannung erhoffen, ist Kristofferson doch, wie viele seiner Kollegen aus dem niveauvolleren Country-Segment, in Deutschland ein rarer Gast.

Diebstahl im Reich der Tasten

Der kuriose Skandal um die Pianistin Joyce Hatto

von Rainer Aschemeier  •  23. Februar 2007

Eine skandalöse Meldung des britischen „Grammophone“-Magazins sorgte unlängst für gestiegene Schweißabsonderungen auf den Stirnen von Klassikliebhabern und Klassiklabels gleichermaßen. Noch ist unabsehbar, welche Auswirkungen der sog. „Hatto-Skandal“ auf die Klassik-CD-Branche haben wird. Ein simpler Vorgang war der Auslöser für eine der kuriosesten Skandal-Geschichten, die die Tonträger-Branche bislang hervorgebracht hat.

Charles Ives - Symphonien Nr. 1 & Nr. 4
Dallas SO - Andrew Litton

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Charles Ives - Symphonien Nr. 1 & 4

(SACD)

von Rainer Aschemeier  •  8. Februar 2007

Charles Ives – der zu seinen Lebzeiten mehr als Versicherungskaufmann denn als Komponist von sich reden machte – ist aus heutiger Sicht eines der verkannten Genies der Musikgeschichte. Er experimentierte bereits mit Zwölftonexperimenten als Brahms noch lebte (!) und Schönberg noch nicht mal an Zwölftonreihen dachte. Polymetrik, Collage, graphische Notation, Bitonalität, Clusterbildung, etc. – all das findet sich bei Ives sehr früh, teilweise musikgeschichtlich sogar erstmals.

Paul Hindemith - Klaviermusik
Christian Seibert

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Paul Hindemith - Klaviermusik

Klaviersonate Nr. 3 - In einer Nacht op. 15 - Tanzstücke op. 19

von Rainer Aschemeier  •  8. Februar 2007

In Zeiten in denen allgegenwärtig wieder die Klassik-Krise postuliert oder zumindest diskutiert wird (s. z.B. die neueste Ausgabe des Magazins „Crescendo“), bringt mich die hier besprochene CD auf einen Gedanken: Klassik-Krise hin oder her, von einer Interpreten-Krise kann jedenfalls nicht die Rede sein.

2006 gern gehört

Ein persönlicher Jahresrückblick

von Frank Castenholz  •  30. Januar 2007


Thirteen Cities
Richmond Fontaine

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Richmond Fontaine - Thirteen Cities

Sie können’s: Roadmovie-Songs vom Feinsten

von Rainer Aschemeier  •  24. Januar 2007

Das Bild einer Landkarte und einer Route, an der Städte und Songs aufgereiht wie an einer Perlenschnur auftauchen, passt als Motiv für das neue, 7. Album von Richmond Fontaine in mehrerer Hinsicht.

Darius Milhaud - Klavierkonzerte Nr. 1-5
SWR RO Kaiserslautern - A. Francis, M. Korstick

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Darius Milhaud - Musik für Klavier und Orchester (Gesamtaufnahme)

SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern - Alun Francis, Michael Korstick

von Rainer Aschemeier  •  23. November 2006

CD-Einspielungen von Werken Darius Milhauds sind heutzutage selten geworden. Dabei zählte Milhaud einst zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit. Als Mitglied des avantgardistischen frankophonen Komponistenbunds „Les Six“ befand er sich in den 1920er und 30er Jahren in der illustren Gesellschaft von Francis Poulenc, Germaine Tailleferre, Georges Auric, Arthur Honegger und Louis Durey. Das Grüppchen wurde durch den Einzug der Nationalsozialisten in Frankreich in alle Winde zerstreut und Milhaud landete – wie viele seiner Musikerkollegen – zunächst in den USA und machte dort Karriere.

Heitor Villa-Lobos - Symphonie Nr. 2
RSO Stuttgart - C. St.Clair

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Heitor Villa-Lobos - Symphonie Nr. 2 + "New York Skyline Melody"

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR - Carl St.Clair

von Rainer Aschemeier  •  23. November 2006

Der Brasilianer Heitor Villa-Lobos galt lange Zeit in qualitativer Hinsicht als „nicht sichere Bank“. Vielen Schreibern kam das gewaltige Lebenswerk des Komponisten, der die kaum überschaubare Masse von annähernd 1000 vollendeten Werken hinterließ, offenbar verdächtig vor: eintausend Stücke – das konnte doch nicht alles gleichwertig gut sein.

Die in den letzten Jahren erfreulicherweise in starkem Maße zunehmende Anzahl von CD-Einspielungen – auch von bisher unzugänglichen Villa-Lobos-Kompositionen – zeigte jedoch, dass viel mehr gute Musik aus der Feder des eigenwilligen Brasilianers strömte, als bisher angenommen wurde.

Igor Strawinsky - Geistliche Werke
Philharmonia Orchestra, Orchestra of St. Luke's, uvw. - Robert Craft

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Igor Strawinsky - Geistliche Musik

Philharmonia Orchestra, Orchestra of St. Luke's, Simon Joly Chorale, Gregg Smith Singers, diverse Solisten

von Rainer Aschemeier  •  20. November 2006

Manchen mag es erstaunen, dass die beeindruckendste geistliche Musik oft gerade von jenen Komponisten stammte, die nicht unbedingt für einen frommen Lebenswandel bekannt oder gar der inneren Hinwendung zum Göttlichen zugeneigt waren. Der Lebemann Mozart schrieb zum Ende seines kurzen Lebens das herzzerreißende Requiem. Der musikalische Aufklärer Beethoven haderte in seiner monumentalen Missa Solemnis offen mit Gott und dem Schicksal.
Igor Strawinsky kannte geistliche Musik vorwiegend aus der Zeit seiner Kindheit im ländlichen Russland. Später machte er als lebenslustiger Pariser Bohemien von sich reden.

Spirit of Man
Bob Catley

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Bob Catley - Spirit of Man

von Rainer Aschemeier  •  8. November 2006

Bei der Rezension des letzten Bob Catley-Soloalbums (s. früheres „The Listener“-Review) konnte man durchaus voll des Lobes sein. Das 2003er Album „When Empires Burn“ war ein echt guter Solostreich und stand somit den vorherigen CDs des blonden Briten in nichts nach. Mit dem neuen Album „Spirit of Man“ bekennt sich Bob Catley, der sonst bei den Veteranen von „Magnum“ gesanglich seine Brötchen verdient, wiederum zu seiner italienischen Plattenfirma „Frontiers Records“ und dürfte somit nun fast der dienstälteste Künstler auf diesem Label sein mit insgesamt 5 verfügbaren Scheiben im Backkatalog.

L. v. Beethoven - Klavierkonzerte Nr. 1-5
Tonhalle Orchester Zürich - David Zinman, Yefim Bronfman

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Ludwig van Beethoven - Klavierkonzerte Nr. 1-5

Tonhalle Orchester Zürich - David Zinman, Yefim Bronfman (Klavier)

von Rainer Aschemeier  •  2. November 2006

Mitte der 1990er wurde David Zinman, ein amerikanischer Weltklassedirigent Musikdirektor eines, zu dieser Zeit, in Not geratenen Zürcher Symphonieorchesters. Zinman, der vormals schon das Baltimore Symphony Orchestra auf Weltniveau gehievt hatte, nahm sich gleich mit dem ersten CD-Projekt viel vor; Beethovens Symphonien sollten es sein. Als Clou des Projekts organisierte man als Notenmaterial die brandneue Urtext-Edition des Bärenreiter-Verlags und damit gelang Zinman das, was vormals für unvereinbar gehalten wurde: Er schaffte es mit seinem vorzüglich disponierten Tonhalle Orchester alle Facetten von Beethovens Musik unter einen Hut zu bringen und befriedigte damit „Originalklang-Pädagogen“, Romantiker, Klassiker und „Sturm-und-Drang-Revoluzzer“ gleichermaßen. Bis heute steht Zinmans mustergültige Symphonien-Box als eine der besten Beethoven-Gesamteinspielungen der Tonträgergeschichte da.

Etwa zehn Jahre später folgte das nächste Mammutprojekt, dessen Vollendung wir pünktlich zum Winterbeginn auf CD genießen dürfen: Zinman beendete seine Gesamteinspielung von Beethovens Instrumentalkonzerten. Zentraler Fokus: Die 5 Klavierkonzerte.

Dmitri Schostakowitsch - Violin- & Violasonate: Fassung für Streichorchester
Kremerata Baltica - Gidon Kremer & Yuri Bashmet

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Dmitri Schostakowitsch - Violinsonate op. 134 & Violasonate op. 147 in Umarbeitung für Streichorchester

Kremerata Baltica - Gidon Kremer (Violine & Dirigat) - Yuri Bashmet (Viola)

von Rainer Aschemeier  •  2. November 2006

Ein vermeintlicher Klassik-Trend der jüngsten Zeit äußert sich in einer zunehmenden Zahl umarrangierter Kammermusikkompositionen. Mitte des Jahres erschien z. B. die mediokre Brilliant Classics-Gesamteinspielung der zu sog. Kammersymphonien umarrangierten Streichquartette Schostakowitschs. Erst vor Kurzem zauberte das Naxos-Label eine ebenfalls höchst mittelmäßige Streichorchester-Ausgabe einiger Schumann-Streichquartette aus dem Hut.

Casino Twilight Dogs
Youth Group

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Youth Group - Casino Twilight Dogs

von Rainer Aschemeier  •  24. Oktober 2006

Eine eher obskure CD-Veröffentlichung flatterte mir unlängst als „Hör-Dir-das-mal-an-Tipp“ auf den Tisch: „Casino Twilight Dogs“, zweites (oder drittes?) Album der australischen Band „Youth Group“. „Casino Twilight Dogs“ ist so ein Fall, bei dem es schwer fällt, eine objektive CD-Wertung abzugeben – einerseits ist die CD durchweg hörbar, gefällt teilweise richtig gut. Andererseits ist „Youth Group“ wieder eine dieser Bands, die sich quer durch die Rockgeschichte klauen. In der Tat ist der dritte Song des Albums mit dem Titel „Let it Go“ so ziemlich die allerdreisteste „Like A Rolling Stone“-Kopie, die ich je gehört habe.

Dmitri Schostakowitsch - Violinkonzerte Nr. 1 & 2
BBC SO - Maxim Schostakowitsch

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Dmitri Schostakowitsch - Violinkonzerte Nr. 1 & 2

BBC Symphony Orchestra - Maxim Schostakowitsch, Solist: Daniel Hope

von Rainer Aschemeier  •  23. Oktober 2006

Das Jahr 2006 wird den meisten Feuilleton-Lesern wohl am ehesten als „Mozart-Jahr“ im Gedächtnis bleiben. Mittlerweile dürfte sich jedoch herumgesprochen haben, dass wir in diesem Jahr auch ein „Schumann-Jahr“ (150. Todestag) und ein „Schostakowitsch-Jahr“ (100. Geburtstag) feiern dürfen.

Viele Veröffentlichungen widmeten sich dem russischen Symphoniker Schostakowitsch insbesondere in den Monaten rund um September (dem Geburtsmonat des Komponisten). Einer der frühen CD-Releases in diesem Jahr brachte eine Neueinspielung der zwei Violinkonzerte mit dem gefeierten Jungstar Daniel Hope. Hier konnte man gespannt sein, wie sonst kaum.

Nashville
Solomon Burke

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Solomon Burke - Nashville

Country Got Soul!

von Frank Castenholz  •  18. Oktober 2006

Ich habe mich ja zunächst aufrichtig dagegen gewehrt, diese Platte gut zu finden. Alles klingt zu sehr nach einem Marketing-Trick, zugeschnitten auf die Konsumbedürfnisse des Rezensenten: Soullegende nimmt Country-Album auf, interpretiert Songs u.a. von Tom T. Hall, Bruce Springsteen und George Jones, lässt Buddy Miller kernig-rootsgetreu produzieren, und dann weiß man nicht mal, ob man sich mehr über Dolly Parton oder Gillian Welch als Duettpartnerin freuen soll (ferner stehen Patty Griffin, Emmylou Harris und Patty Loveless auf der Gästeliste). Ach ja, David Rawlings zupft natürlich auch noch mit!

Four on the Floor
Juliette and the Licks

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Juliette and the Licks - Four on the Floor

von Rainer Aschemeier  •  17. Oktober 2006

Juliette Lewis ist den meisten immer noch am ehesten als Schauspielerin ein Begriff: Ob in Robert Rodriguez’ „From Dusk ’til Dawn“, in Oliver Stones „Natural Born Killers“ oder in Martin Scorseses „Cape Fear“ (Oscar-Nominierung!) – die Dame wusste auf der Leinwand stets zu überzeugen. Als Juliette Lewis vor drei Jahren plötzlich ins Musikfach wechselte und ihren weitgehenden Ausstieg aus dem Filmrummel bekanntgab, konnte sich so mancher ein Schmunzeln nicht verkneifen. Spätestens jedoch als letztes Jahr das ratzescharfe (Europa)-Debüt „You’re Speaking my Language“ von „Juliette and the Licks“ erschien – in Amerika gab es 2003 bereits das Album “...like a Bold of Lightning“ –, war klar: Die Frau macht Ernst.

Highway Companion
Tom Petty

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Tom Petty - Highway Companion

von Rainer Aschemeier  •  10. Oktober 2006

Es bleibt also dabei, wer ein Tom Petty-Album erwirbt, bekommt Qualität. Dass Tom Petty die musikalische Innovation nicht unbedingt gepachtet hat, sollte inzwischen jeder mitbekommen haben. Der Mann fährt seit 1977 im Prinzip denselben Sound. Wer ausgerechnet auf „Highway Companion“ neue Offenbarungen erwartet, dem ist eben nicht zu helfen.

Gustav Holst - The Planets
Berliner Philharmoniker - Sir Simon Rattle

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Gustav Holst - The Planets

Berliner Philharmoniker - Sir Simon Rattle

von Rainer Aschemeier  •  9. Oktober 2006

Sir Simon Rattle hat es derzeit nicht einfach. Als er noch britische Provinzorchester mit Fleiß, Verve und jugendlicher Unbekümmertheit auf Weltniveau hievte, wurde Rattle als einer der vielversprechendsten Dirigenten seiner Generation gefeiert, wurde im Nullkommanichts von der weltweiten Musikkritik zum Star empor geschrieben, die in jeder neuen CD-Einspielung des Symphonieorchesters der miefigen Industriestadt Birmingham plötzlich wahre Wunder hören wollte.

2002 wurde Simon Rattle GMD der Berliner Philharmoniker und hat damit den begehrtesten Chefdirigentenposten auf dem Erdenrund inne. Seitdem sieht sich Sir Simon dem geballten Kreuzfeuer der Musikkritiker ausgesetzt.

Roy Harris - Symphonien Nr. 3 & 4
Colorado SO - M. Alsop

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Roy Harris - Symphonien Nr. 3 & 4

Colorado Symphony Orchestra & Chorus - Marin Alsop

von Rainer Aschemeier  •  8. September 2006

Roy Harris muss in den USA eine Art musikalischer Nationalheiliger sein. Dies täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass sein recht umfangreiches Oeuvre im Rest der Welt im Prinzip keine Rolle spielt.

Eine Ausnahme hierbei bildet Harris’ dritte Symphonie aus dem Jahr 1938. Leonard Bernstein setzte sich Zeit seines Lebens stark für das einsätzige Stück ein und Sergej Kussewitzkij lobte das Werk nach seiner Uraufführung als „die erste große Symphonie eines Amerikaners“.

American V: A Hundred Highways
Johnny Cash

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Johnny Cash - American V: A Hundred Highways

von Frank Castenholz  •  1. September 2006

Johnny Cashs Schwanengesang beschert uns die wohl am kritischsten rezipierte Veröffentlichung seiner American Recordings. Was wurde im Vorfeld nicht alles befürchtet und beklagt: Produzent Rick Rubin zocke nur ab; Cash habe der Fledderei doch bestimmt niemals zugestimmt; seine mythologische Verklärung steige postum; die erst nach seinem Tod beigefügten Arrangements verfälschten, seien süßlich und verkitscht.

Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy (Deluxe Edition)
Elton John

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Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy (Deluxe Edition)

von Frank Castenholz  •  1. September 2006

Mit Bernie Taupin als kongenialem Texter legte Elton John im Jahr 1975 ein loses Konzeptalbum über die mühsamen Anfänge ihrer gemeinsamen Karriere vor. Das schöne daran: Man muss von der Thematik gar nicht besonders gefesselt sein, um sich an jeder funkelnden Sekunde von Songs wie „Tower Of Babel“, „Someone Saved My Life Tonight“ oder „Curtains“ zu weiden. Sein neben „Madman Across The Water“ und „Goodbye Yellow Brick Road“ herausragendes – und unter den Dreien ambitioniertestes, geschlossenstes – Meisterstück ist mittlerweile in einer Deluxe-Version erhältlich.

Under The Iron Sea
Keane

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Keane - Under The Iron Sea

von Rainer Aschemeier  •  31. August 2006

Wem der Name „Keane“ bisher nichts sagt, möge kurz aufgeklärt werden. Bei „Keane“ handelt es sich um eine junge britische Band, die innerhalb kürzester Zeit von Null auf Eins in die britischen Charts gehypt wurde. Dabei klingen „Keane“ wie ein exakter Klon aus „Travis“ (Gesang) und den weniger inspirierten Momenten von „Coldplay“ (Musik).

Rock Did It
Dirty Rig feat. Kory Clarke

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Dirty Rig feat. Kory Clarke - Rock Did It

von Rainer Aschemeier  •  31. August 2006

Jaaaaaaaaa! Der personifizierte Wahnsinn in Form von Kory Clarke ist wieder da!

„ENDLICH!“ kann man da nur beherzt seufzen. Immerhin ist Kory Clarke nicht nur als Ex-Frontmann von Kultbands wie „Warrior Soul“ oder „Space Age Playboys“ bekannt, sondern auch als einer der gemeinhin eifrigsten Konsumenten harter Drogen die die weltweite Rockszene zu bieten hat. Deswegen bin jedenfalls ich als Fan immer froh, alle paar Jahre wieder zu erfahren, dass der Mann überhaupt noch lebt.

W. A. Mozart - Die Zauberflöte
Bayerisches Staatsopernorchester - W. Sawallisch

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Wolfgang Amadeus Mozart - Die Zauberflöte

Bayerisches Staatsopernorchester - Wolfgang Sawallisch

von Rainer Aschemeier  •  21. August 2006

„Die Zauberflöte“ dürfte – im ewigen Wettstreit mit „Don Giovanni“ – wohl Mozarts beliebteste Oper sein. Doch wenn wir einmal hinter die Kulissen blicken, wird offensichtlich, wie viel Missverständnisse diese Oper bis heute auslöst.

So denkt z. B. immer noch ein Gutteil der Gesellschaft, dass „Die Zauberflöte“ eine „Kinderoper“ sei, ähnlich wie Humperdincks „Hänsel und Gretel“ beispielsweise. Auch soll es immer noch Zeitgenossen geben, die tatsächlich denken, Mozart selbst habe die Handlung der Zauberflöte kreiert und habe so quasi seine vermeintliche „Kindsköpfigkeit“ auf die Bühne übertragen.

Ernst Toch - Symphonien Nr. 1-7
RSO Berlin - A. Francis

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Ernst Toch - Symphonien Nr. 1-7

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - Alun Francis

von Rainer Aschemeier  •  13. August 2006

Die Kunst des 20. Jahrhunderts hat in fast allen Gattungen keinen einfachen Stand bei der Publikumsrezeption. Expressionistische Gemälde werden als „Schmiererei“ abgetan, Bauhaus-Architektur wird als „schmucklos und hässlich“ empfunden, Romane und Bücher erhalten „Prädikate“ wie „zu schwierig“ oder „handlungsleer und sinnlos“. Dennoch: Wohl keine Kunstgattung hatte es seit dem Zeitpunkt ihrer Entstehung so schwer wie die sog. „E-Musik“, also die „klassische Musik“, des 20. Jahrhunderts.

Fragt man selbst Leute mit hohem Bildungsniveau nach den maßgeblichen Kompositionen von Schönberg, Schostakowitsch, Hindemith, Bartok oder Strawinsky (den man vielleicht noch als den populärsten unter den sog. „Zeitgenössischen“ durchgehen lassen könnte), stößt man oft auf rudimentäres Halbwissen, noch öfter aber auf gähnende Leere.

Ein kleines Wunder ist es deshalb immer wieder, wenn man sich beguckt, mit welchen Repertoire-Seltenheiten das kleine Klassiklabel cpo (classic produktion osnabrück) seinen Lebensunterhalt verdient.

Emusic.com - Eldorado für frustrierte Klassikfans?

von Rainer Aschemeier  •  11. August 2006

Musik-Downloads aus dem Internet sind so eine Sache: Der eine mags, der andere nicht. Was aber, wenn aus dem Händler-Programm längst gestrichene CD’s als Download (wieder) auftauchen? Da mag so mancher seine Ressentiments über Bord werfen und mit Begeisterung die Titel laden, hinter denen man seit Jahren her ist.

Für Klassikliebhaber ist das Internet bisher keine allzu große Fundgrube gewesen. Seit einiger Zeit hat sich das geändert: Der amerikanische Anbieter Emusic.com führt in seinem umfangreichen Downloadprogramm sämtliche (!!!) CD’s der Labels Naxos und Marco Polo. Das Wort „sämtliche“ umfasst hierbei auch die längst gestrichenen Titel.

Schostakowitsch & Barshai: Kammersinfonien
Mailand SO - R. Barshai

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Dmitri Schostakowitsch / Rudolf Barshai - Kammersymphonien Nr. 1-5

Orchestra Sinfonica di Milano "Giuseppe Verdi" - Rudolf Barshai

von Rainer Aschemeier  •  1. August 2006

Rudolf Barshai: Russischer Dirigent von Weltruf. Letzter „Überlebender“ einer Generation russischer Weltklassedirigenten wie z. B. Jewgenij Swetlanow, Kyrill Kondraschin und Gennadij Roshdestwenskij. Studienkollege von Dmitrij Schostakowitsch, Dirigent zahlreicher Uraufführungen seiner Werke. Arrangierte 5 Schostakowitsch-Streichquartette für Kammerorchester zu sog. „Kammersymphonien“. Op. 110 entstand nach Streichquartett Nr. 8 noch zu Lebzeiten des Komponisten, der so begeistert von der Orchesterfassung war, dass er sie als op. 110a in den offiziellen Katalog seines Oeuvres aufnahm.

Dmitrij Schostakowitsch: Russischer Komponist von Weltruf. Gilt heute allgemein als bedeutendster Sinfoniker des 20. Jh. Musikalisches Genie und Wunderkind, dem Alexander Glasunow einst attestierte, er sei die „größte musikalische Begabung seit Mozart“. Der persönlichen Missgunst Stalins ausgeliefert, schwebte Schostakowitsch während der Zeit der „Kultursäuberungsaktionen“ durch Schdanow jahrelang in Lebensgefahr – erschütternde Memoiren, die erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden.

Vivaldi - Violinkonzerte 3CD-Box
Sonatori de la gioiosa marca - G. Carmignola

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A. Vivaldi: Le Quattro Stagioni - Le Humane Passioni - Concerti per le Solennità

Sonatori de la gioiosa Marca - Giuliano Carmignola

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2006

Vivaldi-Afficionados wissen es längst: Es gibt kaum bessere Vivaldi-Aufnahmen als die Einspielungen der „Sonatori de la gioiosa Marca“ und ihrem Leiter Giuliano Carmignola. Sowohl in punkto Interpretation als auch in punkto Hifi-Sound gehörten bislang alle Vivaldi-Veröffentlichungen dieses Orchesters zur internationalen Weltspitze, sind nicht selten gar als die unabdingbare Referenz anerkannt.

Herbert Kegel - Portrait eines Querdenkers

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2006

Wenn man in Deutschland unter Freunden klassischer Musik eine Umfrage nach den wichtigsten deutschen Dirigenten des 20. Jh. machen würde, welche Namen kämen dabei heraus? Sicherlich an vorderster Front Herbert von Karajan und Wilhelm Furtwängler. Danach vielleicht Kurt Masur, Carlos Kleiber, Otto Klemperer, Günter Wand, Bruno Walter, Eugen Jochum, Karl Böhm, Wolfgang Sawallisch und und und… Es gab viele bedeutende Dirigenten deutschsprachiger Abstammung.

Wenn man nun in Japan diese Umfrage durchführen würde, gäbe es eine große Gemeinsamkeit: Herbert von Karajan. Und einen großen Unterschied: Herbert Kegel, der in Japan als einer der wichtigsten Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jh. verehrt wird. In seinem Heimatland wurde Maestro Kegel stets mit einiger Skepsis betrachtet.

Kegels Name steht deswegen heute auch als Mahnmal dafür, was der sog. „Musikbetrieb“ und staatlich regulierte Kulturpolitik anrichten kann.

The Firm
The Firm

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The Firm

The Firm

von Rainer Aschemeier  •  30. Juni 2006

Alles begann mit einer Tragödie griechischen Ausmaßes: Am 24. September 1980 verstarb Led Zeppelin-Drummer John Bonham nach einer Orgie (ebenfalls griechischen Ausmaßes) in einer von Zep-Gitarrist Jimmy Page zur Villa umgebauten mittelalterlichen Mühle in Windsor. Einige Monate später war klar: Led Zeppelin waren ein für allemal Geschichte.

Mean Business
The Firm

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Mean Business

The Firm

von Rainer Aschemeier  •  30. Juni 2006

Nach einer Welttournee wurde zunehmend klarer, „The Firm“ einfach keine Band war, sondern 4 Solokünstler, die mehr oder weniger zufällig auf einer Bühne standen. Als dann 1986 das zweite Album „Mean Business“ erschien, war allein das schon eine Überraschung. Das Debüt „The Firm“ war in kommerzieller Hinsicht eher ein mittelprächtiger Erfolg gewesen: Kurze Zeit war es Nr. 17 der US Billboard Charts. In Großbritannien, dem Heimatland aller beteiligten Musiker, lief es nicht viel besser.

Business as Usual
Men at Work

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Business as Usual

Men at Work

von Rainer Aschemeier  •  29. Juni 2006

Viel geschmäht von den Einen und kultisch verehrt von den Anderen: Die Musik der Achtziger. Dass es neben New Order und Paul Hardcastle auch noch richtig gute handgemachte Musik gab, wird heutzutage leider allzu oft vergessen (im Übrigen aber nichts gegen New Order…).

Cargo
Men at Work

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Cargo

Men at Work

von Rainer Aschemeier  •  29. Juni 2006

Das Follow-Up zu Men at Works erfolgreichem Debüt folgte im Prinzip nach Schema F dem auf „Business as Usual“ begonnenen Songbook. Während andere Acts in den 1980-ern dublettenverdächtige Langspielplatten en masse ablieferten und dafür gefeiert wurden, erfolgte bei der Veröffentlichung von „Cargo“ der Großangriff der weltweiten Popkritik. Zu ähnlich sei der „Cargo“-Sound dem gefeierten Debüt. Und dann seien auch noch die Songs qualitativ minderwertiger, und überhaupt…

Two Hearts
Men at Work

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Two Hearts

Men at Work

von Rainer Aschemeier  •  29. Juni 2006

Das Unglück begann mit „Two Hearts“. In der Tat konnte man beim 1985-er Abschiedsalbum der Australier das Gefühl bekommen, zwei Herzen schlügen in ihrer Brust. Ein Herz wollte gerne wieder catchy rhythmusbetonte Songperlen wie auf „Business as Usual“ und „Cargo“ hervorzaubern. Das andere Herz hatte sich plötzlich schmalzigen Synthie-Soundteppichen und halligen Vocal-Effekten verschrieben. So nimmt es nicht Wunder, dass „Two Hearts“ im Jahr 1985 nicht interessanter daher kam als jedes andere Popalbum.

Pearl Jam
Pearl Jam

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Pearl Jam

von Rainer Aschemeier  •  29. Juni 2006

Vier Jahre gingen ins Land, seit dem hervorragenden „Riot Act“-Album. Wirkte das letzte Werk vom optischen Eindruck her eher düster, so überrascht das neue Werk vor allem durch zwei äußere Merkmale: 1.: Der Titel des Albums ist schlicht „Pearl Jam“ betitelt. 2.: Das Cover zeigt eine halbierte Avocado (!). Spielen Pearl Jam damit etwa auf das Denkvermögen von George W. Bush an?

Shooting John - Moodswings

Moodswings
Shooting John

Shooting John - Moodswings

Schon wieder Schweden: Shooting John bereiten den Sommer vor

von Jens Füchtmann  •  25. Mai 2006

45 Minuten wunderbarer Soundtracks zu Tagen wie Sommerabenden. Eine echte Lieblingsplatte.

Death Cab For Cutie in Brüssel: Triumpf der Knuffigkeit

Live im Ancienne Belgique am 7. März 2006

von Frank Castenholz  •  8. März 2006

Die Band aus Seattle kannte ich bislang nur dem (originellen) Namen nach, habe sie lose unter Indie Pop verbucht – was das ganze ganz gut trifft. Aber warum soll man nicht einfach mal in unschuldiger Neugier ein Indie Pop-Konzert besuchen? Also nichts wie hinein ins „Ancienne Belqique“. Der Konzertsaal im Brüsseler Stadtzentrum unweit von Börse und Grand Place ist trotz seiner überraschenden Größe recht gemütlich. Er war proppevoll, gefühlt ausverkauft, das Publikum bestand ganz überwiegend aus schnuckeligen Indiepopgirlies und dazugehörigen Hornbrillenboys, es roch aller Orten nach Teenieschweiß.

Howe Home : The Listener / The Band Of Blacky Ranchette : Still Looking Good To Me

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Howe Gelb ... Still Sounding Good To Me!

von Frank Castenholz  •  20. Januar 2004

Ob Howe Gelb seine unerschöpfliche Kreativität nun unter seinem eigenen Namen, als Howe Home, unter Giant Sand, OP8 oder Blacky Ranchette auslebt, spielt letztlich keine entscheidende Rolle, da er bei jeder seiner Veröffentlichungen seinem Stil treu bleibt. Das heißt einerseits umwerfende Songideen und souveräne Musikalität, andererseits das Unfertige, Skizzenhafte, Verrauschte, Unproduzierte als Prinzip. Mit unerwarteten Wendungen und Brüchen ist stets zu rechnen. Auch bei „The Listener“ und „Still Looking Good To Me“ handelt es sich wieder um Platten, die von Gelb aus diversen Aufnahmeorten und Bandbesetzungen zusammengeschaufelt wurden. Durch beide Produkte zieht sich eine souveräne, zutiefst beseelte, federnde Lässigkeit, diesmal aber weitestgehend unter Zusicherung der Zugänglichkeit, selbst und gerade für diejenigen, denen Verschrobenheit nur Argwohn bereitet. Der Klang der beiden Veröffentlichungen ist gleichwohl recht verschieden.

2003 gern gehört

Ein persönlicher Jahresrückblick

von Frank Castenholz  •  10. Januar 2004

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Show Me Your Tears

Show Me Your Tears
Frank Black And The Catholics

Show Me Your Tears

von Frank Castenholz  •  3. November 2003

Weshalb eine neue Frank Black rezensieren? Bleibt doch eh alles beim Alten. Wieder mal hat der Indie-Onkel mit Unterstützung seiner Katholiken und ein paar Gästen (u. a. Van Dyke Parks am Klavier) 13 Songs auf 2-Spur live (im Sinne von: im Kollektiv und ohne Nachbearbeitung) eingespielt. Und die Platte klingt eigentlich nicht anders als das, was er so über die letzten 5 Jahre aufgenommen hat. Und die Cover-Kunst sieht genauso hingeschlunzt billig aus wie ehedem. Keine Experimente. Das provoziert dann allenfalls einige kurze Kritiken in der Musikpresse, die sich Schulter zuckend, gelangweilt oder genervt geben (so z.B. Spex 9/03: „nur in smaller Dosis dauerhaft zu ertragen“).

UNDER BYEN in Hamburg: Sounds of Silence

Live im Deutschen Schauspielhaus am 11. Oktober 2003

von Frank Castenholz  •  2. November 2003
Fotos von Jint (www.jint.dk) vom Konzert am 16. Mai 2003 in Aarhus, Dänemark

Man kann wohl kaum sagen, dass die aus Aarhus stammenden Under Byen hierzulande eine bekannte Größe sind. Zwar war ihr Auftritt im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses, einer intimen Studiobühne mit Sitzplätzen, nicht ihr erstes Gastspiel in der Hansestadt. In Dänemark haben sie bereits zwei Platten veröffentlicht (die aktuelle CD aus dem Jahr 2002 heißt “Det er mig, der holder træerne sammen“). Da es bislang aber an internationalen Veröffentlichungen mangelt, sind sie südlich der dänischen Grenze noch ein echter Geheimtipp (der immerhin schon im Rolling Stone lobende Erwähnung fand). Ein wenig überregionale Aufmerksamkeit konnten Under Byen indes mit ihrem Gastspiel auf Howe Gelbs wunderbarer 2003er CD „The Listener“ erhaschen. Während sie auf diesen Aufnahmen jedoch gediegen-zurückgelehnten Barjazzbackground für Gelbs melancholische LoFi-Studien lieferten, schwebt ihr eigener Sound in gänzlich anderen Sphären.

CALEXICO: Spiel ohne Grenzen

Live im Hamburger Stadtpark am 14. August 2003

von Frank Castenholz  •  2. November 2003
(Fotos v. 22. Juli 2003, Muffathalle München: Tommy Gailer)

Zwei Wochen war Hamburg durch eine für hiesige Breiten ungewöhnliche Hitzeperiode lahm gelegt gewesen. Kein Wölkchen am Himmel, flimmernde 30 Grad bis in die Nacht, kaum ein Lüftchen. Die Versuchung war also groß, den nachfolgenden Bericht mit begähnenswerten Anspielungen auf das Wüstenklima zu spicken, mit welchem Calexico – so wird ja gewöhnlich in Platten- oder Konzertrezensionen glaubhaft versichert – jedes Wohnzimmer und jeden Konzertsaal aufheizen. Die Rede ist dann regelmäßig von Mariachis und Morricone, Chilischoten und Kakteen, Gitarrengewirbel unterm Sombrero …

CD-Cover Wilco Bridge

Bridge EP
Wilco

WILCO - Status: quo vadis?

U-Turn, Überholspur oder verkehrsberuhigte Zone?

von Frank Castenholz  •  2. Oktober 2003

Vor nicht allzu langer Zeit konnten sich doch irgendwie noch alle auf Wilco einigen, oder? Mit der Doppel-LP „Being There“ (1996), spätestens aber mit „Summerteeth“ (1999) wurde Sänger und Songschreiber Jeff Tweedy mit seiner Truppe zum Liebling der seriösen Musikkritik; und diese Auffassung teilten sogar fast alle Musikliebhaber, die sich für die Schubladen Alt.Pop/Alt.Country/Americana/Singer-Songwriter (...) begeistern konnten: „Veröffentlichung des Jahres“, „Meilenstein“, „Referenzplatte dieses Genres“ usw. – kurz: Konsens aller Orten.

Ten

Ten
Pearl Jam

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Ten

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

Als harter Rock Anfang der 1990er Jahre in der Krise war, richteten sich die Augen auf eine Stadt im äußersten Nordwesten der USA: Seattle. Hier hatten bereits seit einigen Jahren Independent Bands versucht, dem üblichen Rock-Einerlei zu entgehen. Seattle war keine farbenfrohe Hollywood-Metropole wie Los Angeles, Seattle war grau und regnerisch, ein bisschen vergessen und ganz bestimmt nicht der Ort wo man eine Revolution der Rockmusik vermutet hätte. In dieser Stadt also entstand aus verschiedenen Vorgängerbands (darunter u.a. Mother Love Bone und Green River) die Formation Pearl Jam. Zusammen mit Nirvana waren sie die ersten, die Einflüsse von Siebziger Jahre-Rock, Independent und Wave sowie Punk zu einer Einheit verschmolzen. Dieser Sound sollte fortan als „Grunge“ von sich reden machen.

Das Debüt von Pearl Jam war beiderseits des Atlantiks ein Riesenerfolg. Besonders aber in den USA, wo „Ten“ 1992 auf Platz 2 der Charts schoss. Das Album war ein Parforceritt, ein nie da gewesener Geniestreich einer jungen Band, die bereits mit ihrem Debüt einen mit Hymnen gespickten Klassiker vorlegte. Nicht weniger als drei Hitsingles wurden aus dem Album ausgekoppelt und man fragte sich woher die kreative Energie dieser Bande von Großstadt-Provinzlern stammte, die Legenden wie „Once“, „Jeremy“, „Garden“ und insbesondere das getragene „Alive“ am Fließband abzuliefern schien. Bereits kurz nach dem Erscheinen von „Ten“ war klar, dass das Album in die Rockgeschichte eingehen würde. Pearl Jam hatten sich selbst die Messlatte für alles Kommende extrem hoch gelegt.

Einhergehend mit der Veröffentlichung des Albums wurden die Mitglieder der Band über Nacht zu Stars der Jugendkultur. Unzählige Poster und Devotionalien, sowie eine schier nicht enden wollende Tournee quer durch die Vereinigten Staaten machten Eddie Vedder, Stone Gossard, Mike McCready, Jeff Ament und Dave Abbruzzese, kurz Pearl Jam, zu den Helden der sog. „Generation X“. Besondere Kennzeichen: Ausgeprägter Weltschmerz, lässig um die Hüfte geschlungenes Karo-Hemd und kritische Haltung zur damaligen Regierung von George Bush Sr..

Auch aus heutiger Sicht wirkt „Ten“ keineswegs wie ein Trendprodukt, sondern hat auch über zehn Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Faszination verloren. Ein wahrer Klassiker der Rockgeschichte, auch wenn man im Lauf der Zeit einige unausgereifte Arrangements entdeckt, die man seinerzeit kommentarlos schluckte. „Ten“ steht noch immer über den Dingen und bleibt Pearl Jam’s bis heute bestes Album, dies sei vorweg genommen.

VS

Vs.
Pearl Jam

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Vs.

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

Nach dem Megaerfolg von „Ten“ zu beiden Seiten des Atlantiks warteten die jungen hungrigen Grunge-Fans auf neues Futter von ihren Vorzeigestars Pearl Jam. Obwohl die Musik von „Vs.“ von vielen Fans eher reserviert aufgenommen wurde, wurde es Pearl Jam’s bis dato erfolgreichstes Album und die erste Nr. 1-Platzierung in den Billboard-Charts.

„Vs.“ zeigte eine wesentlich besser eingespielte Band. Offenbar hatte sich die Routine die sich während der Mammuttournee zur Promotion des „Ten“-Albums eingestellt hatte durchweg positiv ausgewirkt. Im direkten Vergleich mit „Ten“ merkte man der Band an, dass sie musikalisch, sowohl was die Ideen aber auch was die spielerischen Fertigkeiten angeht, gewachsen war. Dazu kam eine weitere produktionstechnische Glanzleistung von Producer Brendan O’Brian. So dürfte „Vs.“ noch heute das Pearl Jam-Album mit dem besten und kraftvollsten Sound sein.

Was die Massen von Fans seinerzeit irritierte, war, dass „Vs.“ keine Hymnen lieferte, so wie man es wohl erwartet hatte. Während es mit Songs wie „Daughter“, „Glorified G.“ und „Go“ wieder reichlich Material zum Abrocken und melancholischen vor sich hindeprimieren gab (und immerhin Material für drei erfolgreiche Hitsingles), vermisste man doch den hymnischen Charakter von Songs wie „Alive“ oder „Jeremy“, die das erste Album so besonders hatten erscheinen lassen (als Hymne könnte man auf „Vs.“ am Ehesten noch die Single „Dissident“ durchgehen lassen). „Vs.“ war jedoch ein deutliches Statement einer Band, die sich mit diesem Album als (im positiven Sinne gesprochen) gewöhnliche Rockband outete. Während viele Grunge-Acts ihren ersten Gehversuche keine gleichwertigen musikalischen Leistungen entgegenzusetzen hatten, bekannten sich Pearl Jam zu Authentizität und Einfachheit und, ganz wichtig, lieferten keinen Abklatsch von „Ten“ ab, sondern ein eigenständiges Album, welches noch heute zu den Besten in Pearl Jam’s Karriere gehört.

CD-Cover Vitalogy

Vitalogy
Pearl Jam

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Vitalogy

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

Das Augenfälligste an „Vitalogy“ ist das außergewöhnlich gestaltete Albumcover. In Form eines Buches und somit in einer jedem handelsüblichen CD-Ständer tapfer trotzenden Form kam „Vitalogy“ einst daher und begeisterte landauf landab mit seinem grandiosen Coverkonzept.

Diese Wertung bezieht sich nicht nur auf den äußeren Schein, sondern auch auf den Bookletinhalt, der abwechselnd die Texte, in Eddie Vedder-typischer Manier auf irgendwelche Rechnungen oder sonstige Marginalien hingekritzelt, und Auszüge aus den Büchern „Lecture To Boys“ und „Lecture to Girls and Young Women“ (beide wohl um die Jahrhundertwende erschienen) enthält. Während man bei den sexualfeindlichen Texten der zuletzt erwähnten Buchauszüge aus heutiger Sicht das pädagogische Grausen bekommt, erfreut die Musik des Albums um so mehr.

1994 begann aber auch die Phase der Bandgeschichte, in der man es geschickt verstand immer den miesesten Song des Albums als erste Single auszukoppeln und somit eine Hitsingle quasi gezielt zu vermeiden :-). So war die erste Single dieses Albums „Spin The Black Circle“, sicherlich einer der uninspiriertesten „Vitalogy“-Tracks und verdientermaßen in den USA noch nicht einmal in den Top 50 der Charts vertreten (unerklärlicherweise jedoch eine Top Ten-Platzierung in Großbritannien, sehr strange!).

Der Großteil der CD war allerdings ein vorzüglicher Mix aus gediegenen Rockern (s. z.B. „Whipping“, „Not For You“, „Satan’s Bed“) und zauberhaften Balladen (insbesondere „Nothingman“, „Better Man“ und „Immortality“).

„Vitalogy“ zeigt erstmals eine sehr „erwachsen“ aufspielende Band. Nicht so sehr die jugendliche Aggression der ersten beiden Alben regiert hier, sondern vielmehr eine „Aura des musikalischen Werks“. „Vitalogy“ verdient es als Gesamtkunstwerk betrachtet zu werden. Pearl Jam wiederholten sich auch auf ihrem dritten Album nicht und schafften es wieder musikalische Neuerungen in ihrem Sound zu entwickeln.

Zwischenzeitliche psychedelische Ausflüge („Bugs“, „Aye Davanita“ und „Hey Foxymophandlemama, That’s me“) wirkten auf den ersten Blick etwas merkwürdig, bereichern jedoch im Nachhinein die Kernaussage des Albums auf eigenartige Weise. Und wenn sich bei „Bugs“ oder bei „Hey Foxymophandlemama, That’s me“ plötzlich die Nackenhaare senkrecht stellen, dann weiß man, dass auch diese „Songs“ ihren Wert haben.

Das Songmaterial kann zwar rein qualitativ nicht ganz gegen die spontane Art von „Ten“ oder „Vs.“ anstinken, dennoch sei jedem angehenden Pearl Jam-Fan das „Vitalogy“-Album hiermit wärmstens empfohlen, auch wenn die CD ein paar Durchläufe braucht um gänzlich erschlossen zu werden. Übrigens: Wer sich nach dem Genuss des vorzüglich gestalteten Booklets das Album trotzdem als gebrannte Raubkopie in den Schrank stellt, kann nur als Rüpel bezeichnet werden und verdient die Bezeichung Pearl Jam-Fan sicher nicht!

CD-Cover Merkinball

Merkinball (E.P.)
Pearl Jam

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Merkinball (E.P.)

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

1995 sah den Großteil von Pearl Jam als Backingband für das „Mirrorball“-Album der amerikanischen Rock- & Folk-Institution Neil Young. Von Pearl Jam plötzlich als „Godfather of Grunge“ hochverehrt, wollte man Neil Youngs Namen bei dieser Gelegenheit wohl auch in die Annalen der eigenen Bandgeschichte einfließen sehen. Ergebnis war die 2-Song-E.P. „Merkinball“, die das Prinzip von „Mirrorball“ kurz und ergreifend ins Gegenteil verkehrte: Hier waren Pearl Jam die Stars und Neil Young durfte ein bisschen schräg Gitarre zupfen. Die beiden Songs auf der E.P. gehören nicht unbedingt zu den Sternstunden der Bandgeschichte, sind jedoch alles andere als schlecht. Klarer Gewinner ist der zweite Song „Long Road“, der seither immer wieder gern von der Band als Opener für ihre legendären Livegigs genommen wird. Außerdem war dieser Track Bestandteil des Soundtracks zum Film „Dead Man Walking“, Pearl Jam’s erster Beitrag zu einer Filmmusik.

„I Got I.D.“, der E.P.-Opener, birgt einen kleinen Skandal. Der Song, der sich für amerikanische Verhältnisse verhältnismäßig offen mit Drogen beschäftigt, sollte ursprünglich „I got Shit“ heißen (wobei man ja weiß wofür das Wort „Shit“ im amerikanischen Großstadtslang-Sprachgebrauch vornehmlich verwendet wird). Die Bosse von „Epic“ hatten für diesen Vedder-Text nun überhaupt kein Verständnis und strichen kurzerhand den Songtitel auf die verstümmelte Version „I got I.D.“ zusammen.

Fazit: Kein Muss, aber wer die E.P. hat, kann trotzdem zufrieden sein, zumal es sich bei der Mini-LP mittlerweile um ein äußerst begehrtes Sammlerstück in Fankreisen handelt.

CD-Cover Code

No Code
Pearl Jam

No Code

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

Man hatte es geahnt: Pearl Jam würden nicht immer so kraftvolle Scheiben produzieren wie „Ten“ oder „Vs.“. Auch experimentell Innovatives á la „Vitalogy“ spielt sich eine Band nicht jeden Tag aus dem Ärmel. Krisenstimmung allenthalben, da wundert es nicht, dass sich Drummer Dave Abbruzzese nach einem neuen Job umsah und fortan durch Jack Irons ersetzt wurde.

„No Code“ war eine herbe Enttäuschung. Schon der Opener „Sometimes“ zeigt eine ausgebrannte Band, geradezu verzweifelt auf der Suche nach kreativen Ansatzpunkten. Oft scheint auf diesem Album ein Soundeffekt mehr zu zählen als ein Song, oft wirkt das Material von „No Code“ aufgesetzt, gekünstelt und einfach uninspiriert. Die weitgehend im Midtempobereich operierenden Songs scheinen meilenweit entfernt von Geniestreichen wie „Whipping“, „Glorified G.“ oder „Once“ entfernt zu sein. Highlights gibt es keine…

Putzig ist, dass „No Code“ quasi zeitgleich mit dem beginnenden Untergang der Grunge-Szene stattfand. Während sich jedoch Bands wie die Stone Temple Pilots konsequenterweise ganz auflösten und sich Alice In Chains ein ausgiebiges Bad im Drogensumpf gönnten, begnügten sich Pearl Jam, Soundgarden und die Smashing Pumpkins vorerst damit, einfach Mist abzuliefern. Das hielt aber das amerikanische Publikum nicht davon ab, auch das „No Code“-Album wieder auf Platz 1 der Billboard-Charts zu hieven.

Viele hielten Pearl Jam seinerzeit trotzdem für den nächsten Abschusskandidaten. Ich für meine Person war eigentlich erst nach „Yield“ so richtig besorgt, doch wie sagt Nina Ruge immer: „Alles wird Gut!“, und die scheint es irgendwie zu wissen… ;-)

CD-Cover Yield

Yield
Pearl Jam

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Yield

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

„Yield“ ist Pearl Jam’s Ausflug in die Rockgeschichte. So könnte man es positiv formulieren. Negativ formuliert könnte man auch sagen: Auf „Yield“ klauen die Buben aus Seattle einmal kreuz und quer alles was im kunterbunten Garten der Rockmusik so wächst. Hier ein Schnipsel The Who, da ein Quentchen Neil Young und gaaaaanz viel Led Zeppelin. Das geht sogar soweit, dass die Single des Albums „Given To Fly“ zu weiten Teilen nahezu notengetreu dem Led Zeppelin-Song „Going To California“ entlehnt wurde. Desweiteren vergriff man sich an John Bonhams (.) Drumsound und griff mit dem unbetitelten Instrumental „•“ John Bonhams großartige Idee eines „melodischen Drumsolos“ auf (das „Original“ kennt man als „Bonzo’s Montreux“ von Led Zeppelin’s posthum veröffentlichtem „Coda“-Album).

Neben dem ganzen Rumgeklaue gibt es einige hörenswerte Tracks, die einen besseren Eindruck vermitteln als noch kurz zuvor auf „No Code“. Für mich hat das „Yield“-Album den unangenehmen Beigeschmack des Uneigenständigen und „Unrechtmäßig Dauerentliehenen“ (drücken wir’s mal so aus). Nach dem Genuss von „Yield“ war mir eines klar: Die, die da Mucke machen brauchen eine kreative Inspiration. Etwas Neues! Zum Beispiel… einen neuen Drummer…!?

CD-Cover Binaural

Binaural
Pearl Jam

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Binaural

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

Ex-Soundgarden-Drummer Matt Cameron stieg in die Gruppe ein und Pearl Jam gingen mit alter Technologie ins neue Jahrtausend. „Binaural“, der Titel des 2000er Albums, wurde abgeleitet von der sog. binauralen Aufnahmetechnik, die insbesondere in den 1970er Jahren verwendet wurde. Bands wie Led Zeppelin und The Who produzierten ihre Alben in dieser frühen Technik der Stereo-Ära. Dabei wurde das Effektsignal von der Audiospur getrennt und auf dem benachbarten Kanal wiedergegeben. Während also z.B. die Gitarre auf der linken Box zu hören ist, ist auf der rechten Box der Halleffekt zu hören, der der Gitarrenspur zugeordnet ist. Diese Technik, die durch die weit fortschrittlichere Methode, das Audiosignal auf beide Kanäle anteilshalber so zu verteilen, dass ein „Rundum-Stereoeffekt“ erzielt werden konnte, abgelöst wurde, findet aber noch heute ihre Fans, zumal sie einen speziellen Charme des Unvollkommenen transportierte. Außerdem kann man die Instrumentalspuren bei einer guten Produktion in der binauralen Technik glasklar auseinander halten.

„Binaural“ ist zwar partiell in dieser alten Technik entstanden, klingt aber im Endeffekt soundmäßig nicht wesentlich anders als jedes andere Pearl Jam-Album, so dass man diesen produktionstechnischen Ausflug als einmaliges (?) Kuriosum verbuchen kann.

Musikalisch unterscheidet sich „Binaural“ relativ stark von seinen Vorgängern „No Code“ und „Yield“. Mit mehr Kraft und Selbstbewusstsein werden Songs wie „Breakerfall“, „Evacuation“, „Light Years“ und „Of The Girl“ dargeboten. Der musikalische Wechsel scheint zumindest teilweise durch Neuzugang Matt Cameron bedingt zu sein. Der Ex-Soundgarden-Schlagzeuger liefert auf „Binaural“ einen rundum begeisternden Einstand ab. Man hat den Eindruck, dass Cameron mit den (im Vergleich zu Soundgarden) transparenteren Pearl Jam-Arrangements einfach fantastisch harmoniert und hörbare eigene Akzente setzen kann.

Das Songmaterial erweist sich im besten Sinne als ausgereift und wird auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig. „Nothing As It Seems“, „Thin Air“ oder „Sleight Of Hand“ sind zwar keine Hymnen wie seinerzeit auf „Ten“, doch sie zeigen eine Band, die erwachsen geworden ist und es nicht mehr nötig hat (wie noch zuletzt auf „Yield“ geschehen), sich aus dem Fundus des Vergangenen zu bedienen. Man hat wieder einen eigenen Sound. Wie befreiend das auch auf Pearl Jam selbst gewirkt haben muss, merkt man „Binaural“ mit jeder Note an und genau das macht das Album zum Besten der Band seit dem 1994er Werk „Vitalogy“. Grunge ist tot, es lebe Pearl Jam!!!

CD-Cover Riot

Riot Act
Pearl Jam

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Riot Act

von Rainer Aschemeier  •  1. Oktober 2003

Nach dem künstlerischen Erfolg von „Binaural“ legten Pearl Jam im Spätjahr 2002 ihr Album „Riot Act“ vor. Das Cover der CD ist in dunklen Braunschattierungen gehalten und vermittelt einen eher düsteren Eindruck. „Riot Act“ selbst macht jedoch durchaus keine düstere Figur, sondern greift die lässige Stimmung des Vorgängers „Binaural“ bereits mit dem ungewöhnlich sphärischen Opener „Can’t Keep“ wieder auf. Überhaupt erinnert „Riot Act“ ein ums andere mal an den famosen Vorgänger, was sich sogar bis hin zu der (zumindest von der Form her) identischen Aufmachung des Digipaks zieht.

„Riot Act“ kann mit der bisher besten Produktion unter allen Pearl Jam-Alben aufwarten. Auch diesmal lag der Sound in den bewährten Händen von Brendan O’Brian, welcher nunmehr jedoch „nur“ als Mixer, nicht als Produzent in Erscheinung tritt. Die Band macht einen spielfreudigen, vitalen Eindruck, wenn auch Eddie Vedder bei den langsameren Songs des Albums in übertriebenem Maße zum Nuscheln neigt. Die übliche Bandbesetzung wird auf „Riot Act“ durch dezent aber klug eingesetzte Hammondorgel-Parts ergänzt. Dies macht sich insbesondere bei „Love Boat Captain“ und „Thumbing My Way“ bemerkbar, die zu den besten Songs des Albums gezählt werden müssen.

„Riot Act“ hinterlässt alles in allem einen hervorragenden Eindruck. Es gehört klar zu den besten Pearl Jam-Alben und hat im Vergleich zu „Binaural“ auch wieder mehr innovative Momente (so z.B. bei „You Are“ und „Arc“). Das Songmaterial erscheint mit üppigen 15 Tracks jedoch etwas zu viel des Guten, zumal nicht alle 15 Songs das hohe Qualitätsniveau der eingangs genannten halten können. Ein experimenteller Polit-Song á la „Bu$hleaguer“ ist zwar inhaltlich recht putzig, doch was nützt das wenn die musikalische Seite zu wünschen übrig lässt?

Die gewählte Single „I Am Mine“ kann im Übrigen nur als der neuerliche Versuch betrachtet werden, mehrere mögliche Hitsingles durch die Wahl des potentiell uninspiriertesten Songs gezielt zu umgehen. Als Fazit könnte man also sagen: Außer den wenigen angesprochenen Schwachstellen das vermutlich konsistenteste Album der Band, das eine zusammengewachsene Einheit zeigt und Pearl Jam als die letzte überlebende Macht des Grunge definiert.

Pearl Jam
Pearl Jam

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Pearl Jam

von Rainer Aschemeier  •  25. September 2003

Vier Jahre gingen ins Land, seit dem hervorragenden „Riot Act“-Album. Wirkte das letzte Werk vom optischen Eindruck her eher düster, so überrascht das neue Werk vor allem durch zwei äußere Merkmale: 1.: Der Titel des Albums ist schlicht „Pearl Jam“ betitelt. 2.: Das Cover zeigt eine halbierte Avocado (!). Spielen Pearl Jam damit etwa auf das Denkvermögen von George W. Bush an? Könnte immerhin sein, denn schon beim Aufklappen des Digipaks enthüllt sich die schreckliche Wahrheit: Die Band als „Pile of Skulls“, also als enthaupteter Schädelhaufen. Reichlich Kunstblut und Schmodder komplettieren das splattermäßige „Bandfoto“, das zusätzlich noch durch eine – ebenfalls nicht eben gemütliche – Fotomontage eines sich puzzlemäßig auflösenden Kopfes (Vedder?) eingerahmt wird.

Die Musik geht so geradlinig und kompromisslos nach vorne los, wie seit mindestens „Vitalogy“ nicht mehr. Insbesondere die höchst gelungene Single-Auskopplung „World Wide Suicide“ könnte auch problemlos in der Playlist von „Vs.“ oder gar dem famosen Debüt „Ten“ stehen. Und so geht es dann erst einmal weiter. Hätte die gute alte Schallplatte noch Konjunktur, würde man vermutlich eine „wütende A-Seite“ attestieren. Wütend sind im Übrigen auch die Texte. Im mit platzenden Schädeln und krabbelnden Kakerlaken passend dekorierten Booklet wird festgestellt, das das Leben ein Vakuum sei und man selbst nicht mehr als ein Objekt. Das Individuum funktioniere am besten als Kanonenfutter im weltweiten Selbstmord. Und wenn man schon eins in die Zähne kriegt, dann aber richtig und gleich noch ein paar Mal nachgelangt. Harter Tobak – insbesondere für eine US-amerikanische Band, die dazu noch absolut massenkompatible Verkaufszahlen aufweist.

Musikalisch ist nicht nur die Aggression alter Tage wieder da, sondern es konnte auch das Qualitätsniveau der letzten Veröffentlichungen „Binaural“ und „Riot Act“ weitgehend gehalten werden. Songs wie „Marker in the Sand“ („Four Sticks“-Reminiszenz in der Strophe trifft auf John Denver-mäßige Melodie im Refrain), „World Wide Suicide“ (Finde keine Worte, hart, wütend, Knüller!), „Big Wave“ (hier merkt man einmal mehr den allgegenwärtigen Led Zeppelin-Einfluss) oder „Inside Job“ (resignative Ballade mit einem Anfang á la „Welcome to the Machine“) stellen klar: Hier ist ein Album am Start, das vor guten Songs nur so wimmelt. Prädikat: Unbedingt empfehlenswert!

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