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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

E. d'Albert - Orchesterwerke Vol. 2
mdr-Sinfonie-Orchester – Jun Märkl; V. Kaminskaite (Sopran)

(2014)
Naxos

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Eugen d'Albert - Orchesterwerke Vol. 2

Zweiter Volltreffer in der d'Albert-Reihe von Naxos

von Rainer Aschemeier  •  27. Mai 2014
Katalog-Nr.: 8.573110 / EAN: 74731331107

Im Februar war bereits der erste Teil in einer fortlaufenden Reihe mit Neueinspielungen der Orchesterwerke des deutschen Komponisten Eugen d’Albert erschienen (haben wir an dieser Stelle rezensiert). Schon damals ließen sowohl Musik als auch Interpretation aufhorchen.
Zu den politischen Kalamitäten, die bislang die Rezeption d’Alberts in Deutschland und der Welt nachhaltig behinderten, siehe ebenfalls die Rezension vom Februar.

Auf der zweiten CD der d’Albert-Reihe von Naxos sind wieder einige eminent spannende Stücke enthalten, wobei diesmal vor allem interessant ist, dass hier Vieles mit literarischen Querbezügen einhergeht. Sei es die frühe Ouvertüre zu Franz Grillparzers „Esther“ aus dem Jahr 1888, die noch ganz das hochromantische Kolorit der „Neudeutschen“ um Franz Liszt versprüht, die weitaus spätere „Aschenputtel-Suite“ aus dem Jahr 1924 nach dem bekannten Märchen der Brüder Grimm, das Stück „Das Seejungfräulein“ nach Andersens Märchen mit Sopranbegleitung oder die verschiedenen Opernouvertüren und -szenen, die hier zur Darbietung kommen, die fast alle auch literarischen Bezug haben (z.B. „Der Rubin“ nach Hebbel oder „Die toten Augen“ nach dem durch Verstrickungen in die Nazi-Kulturpolitik kompromittierten Science-Fiction-Pionier Hanns Heinz Ewers).

Kurz und gut: Diese CD macht nicht nur Freude wegen der insgesamt sehr inspirierten, hervorragend instrumentierten, wenn auch gelegentlich etwas anachronistisch anmutenden Musik, sondern auch, weil sie gleichzeitig den Blick auf das Buchregal lenkt und Lust darauf macht, beim Hören gleich mal wieder ein wenig in der lange vernachlässigten Hebbel-Ausgabe zu blättern.

Das mdr-Sinfonieorchester Leipzig unter Leitung seines ehemaligen Chefdirigenten Jun Märkl macht seine Sache auch auf diesem zweiten Teil der d’Albert-Reihe wieder ganz ausgezeichnet. Es ist frappierend, wie unterschiedlich Märkls Sicht auf d’Albert im Vergleich zu seiner Lesart der gar nicht sooooooo weit von d’Alberts bildhaftem Lyrismus entfernten Musik Claude Debussys gestaltet. Wirkte Märkls Debussy ein ums andere Mal eher kühl und reserviert (vgl. dazu u.a. die Rezension an dieser Stelle), so weht durch Märkls d’Albert-Interpretationen geradezu eine sanfte, warme Brise.
Der Dirigent scheint diese Musik tatsächlich sehr zu lieben, und das mdr-Sinfonieorchester erweist sich wieder einmal als Orchester, das jede noch so feine Dynamiknuance zu vermitteln versteht. Das gesamte Programm auf diesem Album wirkt zudem gut durchgeprobt, sodass man den Endruck von tatsächlich kohärenten, sehr logisch und emotional einfühlsam phrasierten Darbietungen gewinnt.
Lediglich Sopranistin Viktorija Kaminskaite ist mit ihrer tendenziell eher mezzosopranartigen Stimme vielleicht eine Spur zu dunkel gefärbt für d’Alberts „Seejungfräulein“ und hat auch hörbare Mühe, ganz hohe Töne ohne „Wackeln“ zu bewältigen. Andererseits sind es gerade Stimmen wie die Kaminskaites, die so eine gewisse mattgoldene „Fin de Siècle“-Ästhetik vermitteln, und das ist gerade bei dieser Musik durchaus reizvoll.

Fazit: Der zweite Volltreffer in Folge, mit nur minimalem Punktabzug. Eine „Eins minus“ sozusagen. Übrigens ist dieses Album auch wieder genial was die hervorragende Klangqualität der Einspielung angeht, die Naxos‘ Mann für die HiFi-Kundschaft (Tim Handley) besorgt hat. Spitze!

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