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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Dowland - A Game of Mirrors
David Chevallier, Anne Magouët, Bruno Helstroffer

(2014)
Carpe Diem / Vertrieb: Harmonia Mundi

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Dowland - A Game of Mirrors

Dowland hinter den Spiegeln...

von Ulrich Hermann  •  16. März 2014
Katalog-Nr.: CD 16302

„Das darf man mit Bach nicht machen!“ (So der Münchner Musikwissenschaftler Prof. Dr. R. Bockholt über die Bearbeitung von Anton Webern vom 6-stimmigen Ricercare aus dem „Musikalischen Opfer von J. S. Bach).

David Chevallier © Jonas Niederstadt

Wenn alle Musiker so dächten wie der oben erwähnte Musik-Wissenschaftler, säßen wir noch heute „wie die Neanderthaler in musikalischen Höhlen“. Glücklicherweise ist dem nicht so und seit „In Darkness Let me Dwell“ von John Potter, Stephen Stubbs, John Surman, Maya Hombur, die Dowlands Musik ins 20. Jahrhundert brachten, oder Sting, der sich an diese wunderbaren Lieder wagte, ist das Medium CD wieder einmal Vorreiter.

Aufnahmen zu "Dowland - A Game of Mirrors" © Jonas Niederstadt

So auch diese mit David Chevallier – „Dowland – A Game Of Mirrors“ – , die Gemeinsamkeiten zwischen Jazz und Renaissance aufzeigen will.

Zusammen mit der perfekt Englisch singenden Sopranistin Anne Magouët – keine Selbstverständlichkeit für eine Französin – und dem Theorbenspieler Bruno Helstroffer gewinnen sie einigen Liedern des Shakespeare-Zeitgenossen John Dowland faszinierende neue Seiten ab. Wobei das Booklet englisch/französisch Aufschluss gibt über den Zugang von David Chevallier und seinen Mitmusikern.

So sehr ein „Alte-Musik-Freund“ auch bei einem oder anderem Song die Nase rümpfen mag, zeigt diese Aufnahme doch einmal mehr, wie der Transport von absolut meisterlicher Renaissance-Musik in moderne Musiksprache sich anhört, und welche Türen damit geöffnet werden können.

Anne Magouët © Jonas Niederstadt

Und es gibt ja nicht nur haufenweise zu entdeckende Barock-, Klassik- oder moderne Komponisten, gerade die Musik der Renaissance ist ein Betätigungsfeld für Übertragungen in zeitgenössische Klänge. Die Palette der ungeheuer vielseitigen – und vielsaitigen – Instrumente schreit geradezu nach Kompositionen der Zeitgenossen. (Einiges ist ja auch schon geschehen).

Bruno Helstroffer © Jonas Niederstadt

Ob mit dieser „Cross-Over“-CD beide Seiten zufriedengestellt werden, ist eine andere Frage, allerdings ist dies gelungene und sehr animierende Experiment ein durchaus ernstzunehmender Beitrag zu einer Musik, die sich nicht darum kümmert, was „man“ darf und was „man“ nicht darf. Und damit erweist sie der „Frau Musica“ einen nicht unerheblichen Dienst.

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