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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Favourite Sacred Masterpieces
diverse Interpreten

(2012)
Naxos

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Favourite Sacred Masterpieces

Durchaus gelungener neuer Naxos-Sampler

von Rainer Aschemeier  •  9. Dezember 2012
Katalog-Nr.: 8.578210 / EAN: 747313821075

Wenn Plattenfirmen zur Zweitverwertung ihres Katalogs schreiten, ist oft Skepsis, zumindest aber einige Vorsicht angebracht – kommen dabei doch oft lieblos zusammengewürfelte Sampler heraus, mit denen man in der Regel nicht viel anfangen kann.
Wenn ein Label jedoch mit Sinn für’s Schöne und Verstand für Programmatik an die Sache herangeht, kommt manchmal ein kleines Highlight dabei heraus. Und ein kleines Highlight: das haben wir hier in Form der „neuen“ CD „Favourite Sacred Masterpieces“ aus dem Hause Naxos.

In der Tat hat das Label mit dem wohl umfassendsten Katalog der Tonträgergeschichte mit dem vorliegenden Sampler einmal mehr treffsicher eine Marktlücke erschlossen und ausgefüllt. Berühmte Meisterwerke der geistlichen Musik auf anspruchsvolle Art zu kompilieren, war – das stellt sich nach dem Hören der vorliegenden CD heraus – eine ziemlich gute Idee.
Diese Wertung darf unter anderem auch deswegen erfolgen, weil Naxos löblicherweise hier keinen Sampler nach dem Motto vorgelegt hat: „Wir nehmen von diesem Werk einen Satz und dann noch von jenem einen…“. Nein, auf dieser Zusammenstellung finden sich ausschließlich komplette und zusammenhängende Werke.

Ein weiterer „Generalverdacht“, unter dem Sampler dieser Art für gewöhnlich stehen, ist, dass oft nur solche Werke kompiliert werden, die eh schon jeder im Schrank stehen hat.
Auf „Favourite Sacred Masterpieces“ wurde auch dieser Umstand gekonnt umschifft. Natürlich gibt es hier die „Hits“ der geistlichen Klassik, wie etwa Mozarts „Ave verum corpus“ oder Gounods „Ave Maria“. Aber der überwiegende Teil der CD stellt Werke ins Zentrum, die noch lange nicht im Mainstream angekommen sind, die aber gerade deswegen diese Katalognovität so lohnenswert machen.
Die CD beginnt mit Spitzenaufnahmen von Thomas Tallis‘ „Spem in alium“ und Gregorio Allegris „Miserere“ in Einspielungen der gewohnt großartigen Oxford Camerata unter der Stabführung ihres langjährigen Leiters Jeremy Summerly.
Weiter geht es mit einer vollständigen, rund 35-minütigen Einspielung von Pergolesis wunderschönem „Stabat Mater“. Dieses Stück füllt somit mehr als 50% der CD-Spielzeit. Die Camerata Budapest agiert hier unter der Leitung von Michael Halász, seines Zeichens seit vielen Jahren „conductor in residence“ an der Wiener Staatsoper.

Es folgen – wie bereits erwähnt – Mozarts „Ave verum corpus“ und Gounods „Ave Maria“. Beim Mozart-Stück ist Johannes Wildner, einer der besten Mozart-Dirigenten unserer Zeit und langjähriger Leiter der Neuen Philharmonie Nordrhein-Westfalen, ein Garant für eine stilvolle Darbietung – wenngleich sich nicht verhehlen lässt, dass der slowakische Chor, der ihm hier zur Seite steht, den lateinischen Text nicht gerade akzentfrei darbietet.
In dem Punkt deutlich besser ist die von Ingrid Kertesi umwerfend schön gesungene Version von Goundos „Ave Maria“ mit der im postiven Sinne recht unauffällig begleitenden Camerata Budapest unter László Kovács, jenem Dirigenten der einst von Antal Dorati persönlich protegiert wurde.
Dieselbe Kombination aus Orchester und Dirigent serviert uns abschließend noch César Francks „Panis Angelicus“. Es ist dies eigentlich die einzige Darbietung auf der ansonsten durchweg sehr guten CD, die den Qualitätsstandard der anderen Aufnahmen nicht in gleicher Weise erfüllen kann – was primär an den Gesangsdarbietungen liegt, die in Sachen Intonation und Vibrato einiges zu wünschen übrig lassen.

Fazit: Eine (bis auf eine gerade einmal vierminütige Ausnahme von der Regel) sehr gut kompilierte CD, die einigen der bekanntesten Meisterwerke der geistlichen Musik einige der besten – wenngleich nicht so bekannten – gegenüber stellt. Rund 50% der CD bestehen aus Pergolesis „Stabat Mater“, und das ist, bedenkt man, dass die gesamte CD rund 68 Minuten Spielzeit aufweist, vielleicht etwas unverhältnismäßig. Andere Kritikpunkte kann man allerdings kaum finden, zumal auch der Klang bei den allermeisten Aufnahmen in Ordnung geht. Hier und da ist beim Bestreben um eine Lautstärkeangleichung des Aufnahmematerials das Mastering allerdings etwas über’s Ziel hinausgeschossen und verursacht Clipping-Effekte, zum Beispiel bei Tallis‘ „Spem in alium“ und bei Pergolesis „Stabat Mater“.
Doch das sind eher marginale Einschränkungen. Alles in allem ist dieser neue Naxos-Sampler durchaus eine Empfehlung wert!

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