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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Th. v. Schacht - Symphonies Vol. 1
Evergreen Symphony Orchestra - G. Schmalfuss

(2014)
CPO / Vertrieb: jpc

Theodor von Schacht - Symphonies Vol. 1

Galoppierende Pferde

von Ulrich Hermann  •  7. April 2014
Kastalog-Nr.: CPO 777 737-2

Gerne würde ich diese Musik des Haydn-Zeitgenossen Theodor von Schacht einmal wirklich hören, denn abgesehen vom Menuetto Maestoso aus der Symphonie in Es-Dur, das in seinem tänzerischen Duktus klar und verständlich „abläuft“, ist auf dieser CD leider keine Musik zu hören, sondern nur belanglose, zusammenhanglose Klänge, angedeutete Melodien, die nicht Zeit und Raum bekommen, sich zu entfalten und zu erklingen, Läufe, die in wahnwitziger Geschwindigkeit „ablaufen“, gespielt von einem „jungen und sehr ehrgeizigen“ taiwanesischen Orchester (so das Booklet, das durchaus ergiebig informiert über den Komponisten von Schacht und sein erstaunliches Umfeld), dem aber selbst bei der letzten „Echo-Symphonie“ die Ruhe und Gelassenheit nicht gegeben wird, das Phänomen eines „Echos“ auch nur ansatzweise zu realisieren. (Denn es ist ja nicht damit getan, das, was erst laut gespielt wird, sofort hinterher leise zu wiederholen, da ändert sich ja etwas, wenn man genau hinhört und hinspürt.)

Außerdem war die damalige – größtmögliche, allerdings nur kurzzeitige – Geschwindigkeit die eines galoppierenden Pferdes, und die beträgt ca. 36 km/h. Schon bei der ersten Eisenbahn befürchteten die Menschen bei 8 km/h – so schnell war „Der Adler“ von Fürth nach Nürrnberg – Herzattacken oder gar Schlimmeres. Dementsprechend war das Tempo selbstverständlich auch in der Musik gelassener, selbst wenn das die heutigen – wohlgeübten MusikerInnen – nicht mehr glauben wollen oder können.

Beim Anhören dieser CD schwante mir, dass die Kompositionen des Theodor von Schacht so simpel und belanglos nicht sind, wie sie dargeboten werden, hemdsärmelig und allzu flink realisiert, obwohl doch – seit Mahlers Bonmot – jeder einigermaßen informierte Musiker und erst recht jeder Dirigent wissen müsste, dass das Wichtigste nicht in den Noten steht. Aber dazu bedarf es vielleicht nicht unbedingt eines jungen und ehrgeizigen Orchesters, das zum Ruhm des Landes, aus dem es kommt, spielt, und eben nicht zum Ruhm von Frau Musica selbst…

Mit der Musik von Anton Bruckner ging es übrigens genau so, sie wurde ja auch erst in den letzten Jahrzehnten überhaupt umfassend entdeckt und adäquat aufgeführt, worüber man sich, Gottlob, durch die mannigfachen CD-Mitschnitte von Sergiu Celibidache und den Münchner Philharmonikern ein entsprechendes „Hörbild“ machen kann.
Wie gesagt, ich würde die Musik des Freiherrn v. Schacht gerne einmal so hören können, wie er sie komponiert und gemeint hat, so vermessen dies auch in manchen Ohren klingen mag…

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