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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

They don't look back: Conor Oberst and the Mystic Valley Band

3.9.2008, Botanique (Brüssel)

von Frank Castenholz  •  7. September 2008

Erstmals unter eigenem Namen unterwegs mit neuer Platte und neuer Band: Man durfte gespannt sein, was sich gegenüber der letzten Bright Eyes-Tour ändern würde. Tatsächlich herrschte in Brüssel an diesem Abend eine gänzlich andere Stimmung als letztes Jahr in Berlin, obwohl genauso konzentriert und aufgeräumt gespielt wurde. Conor, der inmitten der Milchbubis der Mystic Valley Band mittlerweile nahezu reif und altersweise wirkt, spielte ausschließlich Songs vom aktuellen selbstbetitelten Album, bislang unveröffentlichtes und Cover-Versionen, kein einziger Rückblick auf frühere Veröffentlichungen. Die Mitmusiker sind kompetent, aber unscheinbarer als Bright Eyes, jemand prägendes vom Schlage eines Mike Mogis, der durch seine vielschichtiges Spiel der Performance ebenso seinen Stempel aufdrückte wie Oberst, findet sich nicht. Dafür bekommt fast jeder der Musiker (ob er nun singen kann oder nicht) die Gelegenheit, einen eigenen Song vorzutragen, vermutlich größtenteils Covers – u.a. den durch Dylan bekannten Standard „Corrina, Corrina“ und „Everybody’s Talkin‘“ von Fred Neill.

Spaß hatten sie (und wir) allemal, aber der Auftritt war doch etwas nüchterner und kontrollierter als vor einem Jahr in Berlin bei der „Cassadaga“-Tour. Höhepunkte waren für mich u.a. „Cape Canaveral“, „Danny Calahan“, besagtes „Everybody’s Talkin‘“ wegen der schönen Überraschung (obwohl das erst ins Gelingen überging, als Conor selbst den Gesang übernahm), insbesondere das mächtig vorwärts polternde „I Don’t Want To Die In The Hospital“ sowie ein neuer episch-countryesker Song mit unbekanntem Titel. Die paar neuen Lieder bewegen sich alle auf dem (hohen) Niveau des aktuellen Albums, da kommen also noch einige schöne Veröffentlichungen auf uns zu.

Dass Oberst mit neuer Band ausschließlich frisches Material spielt, zeugt nicht nur von ausgeprägtem Selbstbewusstsein in Bezug auf die bleibende Güte seines Songwriting, sondern auch von einem konsequenten Drang zur Weiterentwicklung. Anerkennend darf man sagen: He’s an artist, he don’t look back. Eine solche Beschränkung aufs Aktuelle und die konsequente Vermeidung einer Greatest Hits-Show kann sich beileibe nicht jeder Künstler mit einem so umfangreichen Back Catalogue erlauben. Ein kurzweiliger (und mit 80 Minuten auch recht kurzer) Auftritt, überzeugend und mit großem Unterhaltungswert – auch wenn es einigen meiner Begleiter „too much country“ war. Pah!

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