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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

C. und R. Schumann - Instrumental-konzerte
Vogtland Philharmonie - D. Salomon; E. Margolina (Klavier); Hornquartett des Gewandhaus-Orchesters Leipzig

(2014)
Ars Produktion / Vertrieb: note 1

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Clara und Robert Schumann - Instrumentalkonzerte

Nur die halbe Wahrheit?

von Rainer Aschemeier  •  16. Februar 2014
Katalog-Nr.: ARS 38 141 / EAN: 4260052381410

Wahrscheinlich wussten die Verantwortlichen beim Label Ars Produktion selbst nicht so genau, wie sie die musikalisch ziemlich diverse Mischung auf der hier vorzustellenden SACD betiteln sollten. Und so griffen sie halt zum Holzhammer und verpassten dieser CD den unscharfen Titel „Clara und Robert Schumann – Instrumentalkonzerte“. Sicher ist das nicht so falsch, andererseits ist es auch wieder nur die halbe Wahrheit.
Übrigens – das nur nebenbei gesagt: Dieses Album kennt der geneigte Schumann-Fan schon, denn es erschien bereits 2008 auf CD und wird vom Label nun nachträglich noch in hoch auflösender SACD-Qualität vorgelegt. Ein ungewöhnlicher Schritt, aber an sich natürlich erfreulich. Für allem für denjenigen, der sich damals die CD-Fassung nicht gekauft hat.

Auf diesem Album hören wir zwei in doppelter Wortbedeutung „vollendete“ Meisterwerke von Clara und Robert Schumann sowie auch zwei Fragment gebliebene, die hier in rekonstruierten Fassungen erklingen.
Das Programm startet mit dem selten gehörten Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester Op. 86. Das ist schon einmal eine tolle Sache, denn außer einer zugegebenermaßen sehr guten Neueinspielung durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Kent Nagano aus dem Jahr 2011 gibt es dieses durchaus kuriose Konzertstück Schumanns nur in Uraltversionen aus der Analogära.

Mit Clara Schumanns Klavierkonzert Op. 7, das man auch nicht alle Tage auf Tonträger zu hören bekommt, bietet uns dieses Album zudem eine schöne Alternative zu der Referenzaufnahme der Bamberger Symphoniker unter Joseph Silverstein mit der Pianistin Veronica Jochum, 1992 erschienen beim Tudor-Label.

Ziemlich alternativlos sind hingegen die rekonstruierten Fassungen des Konzertsatzes d-Moll von Robert Schumann (den es außer auf dieser CD nur in einer brutal misslungenen Fassung des RSO Wien unter Johannes Wildner mit dem Solisten Lev Vinocour bei RCA gibt) und des Konzertsatzes f-Moll von Clara Schumann (den es nach meinen Recherchen sonst nur noch auf einer recht exotisch anmutenden Danacord-Produktion aus dem Jahr 2009 mit einem Orchester aus Südjütland gibt).

Alles in allem ist diese SACD bis heute eine erfreuliche Angelegenheit: Der Sound der inzwischen immerhin 14 Jahre zurückliegenden Aufnahmesession ist zwar etwas sehr räumlich/hallig (ein Klangcharakter, den man bei Ars Produktion scheint’s sehr schätzt, weil man ihn dort immer wieder antrifft), aber ansonsten tadellos. In der SACD-Fassung kommen noch mehr Feinheiten der wunderbar transparent durchhörbar aufgenommenen Einspielung heraus.
Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach ist ein gutes Orchester, das zwar nicht auf dem Niveau der besten Orchester Deutschlands rangiert, aber sich seine Meriten aber doch wahrlich zu verdienen weiß. Das kann man getrost als solide bezeichnen, und beim Konzertstück für vier Hörner darf man das Lob gern auch darüber hinaus ausweiten. Ähnliches gilt für Solistin Elena Margolina. Sie besitzt ebenfalls solide Klasse mit durchaus feinem Einfühlungsvermögen und profunder Technik. Ihre Phrasierung könnte zwar besser sein und ihre Spieltechnik ist nicht immer 100%ig überzeugend, doch alles in allem gelingt ihr eine gute Interpretation.

Am besten finde ich persönlich das Hornquartett des Gewandhauses Leipzig, was auch nicht sonderlich überrascht. Diese Hornisten erweisen sich als mit allen Wassern gewaschene Vollprofis auf ihrem Instrument. Das ist wahrlich Weltklasse, was wir hier von ihnen zu hören bekommen.

Fazit: Ein schönes, lohnendes Album für Schumann-Fans, die auf der Suche nach Raritäten in modernen, qualitätvollen Einspielungen sind. Dieses Album überzeugt durch seine gute, interessante Zusammenstellung allerdings mehr als durch seine interpretatorische Qualität, die man anderswo vielleicht auch noch ein Quäntchen besser bekommt – man müsste dann allerdings bereit dazu sein, mehrere Alben anzuschaffen statt nur einem.

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