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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

P. Hindemith - Sämtliche Klavierkonzerte (2 CDs)
Yale Symphony Orchestra - T. Shimada; Idil Biret (Klavier)

(2013)
Naxos

• •

Paul Hindemith - Sämtliche Klavierkonzerte

Problemfall

von Rainer Aschemeier  •  12. Oktober 2013
Katalog-Nr.: 8.573201-02 / EAN: 74731332ß172

Im Prinzip ist es löblich, alle Kompositionen für Klavier und Orchester von Paul Hindemith auf einer Doppel-CD zu kompilieren. Allein schon deshalb, weil fast alle dieser Kompositionen nur seltenst zu hören sind (auch in CD-Einspielungen) aber ebenfalls fast alle zu den Hindemith’schen Sternstunden gehören (insbesondere das fabelhafte 1945-er Klavierkonzert).

Sofern man das Unterfangen aber so angeht wie hier, darf man sich nicht wundern, wenn die Fangemeinde für diese Werke klein bleibt. Was haben wir hier?

Wir haben auf der anderen Seite eine fabelhafte, legendäre, mit allen Wassern gewaschene Solistin: Idil Biret zählt zu den legendären Solopianistinnen unserer Zeit, die bei Nadia Boulanger studierte, Wilhelm Kempff und Alfred Cortot. Sie hat eine Laufbahn bestritten, von der andere nur träumen können. Sie zählt zu den letzten verbliebenen Individualistinnen des aktiven Klavierlebens.
Und auf der anderen Seite? Da haben wir das studentische Sinfonieorchester der Yale University unter Leitung eines Dirigenten, der selbst da noch Dissonanzen in Hindemiths Musik entdeckt, wo es sie gar nicht gibt.

Mit quälend langsamen Tempi schleppen sich die musizierenden Studenten hier durch die Partituren, schleifen Idil Biret förmlich an den Haaren hinterher und vermögen es trotzdem nicht, ihre Blechbläser „kieks“-frei und ihre Holzbläser intonationsrein zu bekommen. Streicher und Bläser spielen wie in zwei verschiedenen Welten, aber nicht im selben Orchester. Und ganz schlimm wird es dann, wenn – wie im dritten Satz der Konzertmusik Op. 49 – zwei Holzbläser aus dem Orchester solistisch aus dem Ensemble hervortreten und mit der Pianistin ein Trio bilden sollen.

Ich bin – ehrlich gesagt – mittelschwer entsetzt, dass Idil Biret sich für so eine unausgegorene Einspielung hergibt. Alles, was vom Klavier kommt, glänzt wie Gold, ist hier jedoch umgeben von einem über weite Strecken chaotisch musizierenden Ensemble – und das ausgerechnet bei Hindemith, der, nicht nur in seinen Kompositionen für Klavier und Orchester, höchste Ansprüche an die Qualität der Ensemblemusiker stellt.

Wenn wenigstens der Sound noch gut wäre, aber auch von der Front gibt es nichts Positives zu vermelden: Mit vielen Knacks-, Knurps-, Atem- und Blätter-Nebengeräuschen ausgestattet, gerät diese Doppel-CD auch in klanglicher Perspektive zum Problemfall.
Fazit (so gerne ich etwas anderes schreiben würde): Nicht empfehlenswert!

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