F. Liszt - Ungarische Rhapsodien 1-6 (2013)
• • • • • Franz Liszt - Ungarische Rhapsodien 1-6 (orch.)"The Sound of Weimar" - continued!?von Rainer Aschemeier • 17. Juli 2013
Er ist es! Der unnachahmliche Sound des Orchesters Wiener Akademie unter Martin Haselböck. Moment mal! Kennen wir das nicht? Bringen wir das nicht mit irgendeinem griffigen Slogan in Verbindung? Es kam dabei – vor allem was die Blasinstrumente angeht – zu aufsehenerregenden Entdeckungen: Instrumente mit ganz anders gearteten Mechaniken, als wir sie heute kennen kamen zum Einsatz und klangen – welche Wunder – auch ganz anders, als man bis dato Liszt „im Ohr“ hatte. Haselböck fand auch heraus, dass Liszts Orchester in Weimar durchschnittlich nur mit 30 bis 40 Musikern besetzt war. Er probierte das Experiment aus und kreierte so einen viel helleren, durchhörbareren Liszt-Klang, der so gar nichts mehr zu tun hatte mit dem Karajan-Brei, dem Solti-Donner oder dem Bernstein-Pomp, den man aus den vergangenen Jahrzehnten zwar kennen aber kaum schätzen gelernt hatte. Keine Frage: Martin Haselböck und das Orchester Wiener Akademie haben Liszts Orchestermusik rehabilitiert. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie mit intensiven musikwissenschaftlichen Forschungen nachgewiesen haben, dass Liszt offenbar weit mehr Werke selbst orchestriert hat, als es bislang angenommen worden war. Haselböck hat also auch Liszt selbst rehabilitiert. Nun erscheint überraschend bei jpc’s firmeneigenem cpo-Label eine Gesamtaufnahme der Ungarischen Rhapsodien in der Fassung für Orchester, die Liszt bekanntermaßen gemeinsam mit dem Flötisten Franz Doppler orchestrierte – in der Einspielung des Orchesters Wiener Akademie unter Martin Haselböck. Ursprünglich war diese CD wieder unter dem Titel „The Sound of Weimar“ angekündigt gewesen, und zwar als deren sechster Teil. Irgendetwas muss aber hinter den Kulissen stattgefunden haben, denn nun liegt das Album leibhaftig vor mir, und von „The Sound of Weimar Vol. 6“ ist zumindest auf dem Cover nicht mehr die Rede. Stattdessen gibt es nur einen recht unscheinbaren Hinweis auf die Zugehörigkeit zur Reihe am linken Rand im CD-Tray-Hintergrund. Wie dem auch sei, die Einspielung folgt dem bisherigen Muster: Liszts Musik wird zunächst entschlackt und in kleineren Besetzungen dargeboten und dann dynamisch und rhythmisch einer Verjüngungskur unterzogen. Es ist kaum zu glauben, was für ein schlankes, agiles Stück dabei plötzlich aus der als verstaubten Boliden wahrgenommenen Ungarischen Rhapsodie Nr. 2 geworden ist. Oder man höre sich auch die dritte Rhapsodie an mit ihren Cimbalom-Solo-Parts. Das bekommt so nur Martin Haselböck mit seinem Orchester hin. Ich gehe so weit zu behaupten, dass diese hervorragende Neuerscheinung die bei weitem beste in der „The Sound of Weimar“-Serie ist, seit 2011 die Dante-Sinfonie bei NCA erschienen ist. Insofern ist diese Aufnahme unverzichtbar für all jene, die der Reihe bislang die Stange gehalten haben. Und für alle, die neu zu Haselböcks Fangemeinde hinzukommen, sind die Ungarischen Rhapsodien ein wahrlich gelungener Einstieg. |
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