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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Konzerte für mehrere Instrumente vol. VI
Café Zimmermann

(2011)
α (alpha) / note 1

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Johann Sebastian Bach — Konzerte für mehrere Instrumente, vol. VI

Der "hörbare" Bach

von Rainer Aschemeier  •  3. Dezember 2011
Katalog-Nr.: ALPHA 181 / EAN: 3760014191817

„Wow! Was ist DAS denn?“

So ungefähr war mein erster Gedanke, als ich die neue CD der französischen Kammermusikformation „Café Zimmermann“ in den CD-Schacht geschoben hatte. Kann das wirklich Bach sein? Der Bach, der jahrzehntelang entweder schwerst karajanisiert und melasseartig aus den Boxen quoll oder kratzbürstig und widerborstig auf „Originalklang“ gebürstet selbst wohlwollende Bach-verstehen-Woller auf Sicherheitsabstand hielt?

Jawoll, er ist es: Der ewige Liebling des deutschen Gelehrtenpublikums — Johann Sebastian Bach. Von wohl keinem der „großen“ Komponisten gibt es mehr Werkinterpretationen als von ihm, und von wohl keinem anderen Komponisten gibt es derart viele schwer verdauliche Einspielungen. Bach zählt für viele „Ottonormal-Klassikhörer“ (ähnlich übrigens wie Brahms) zum „Pflichtprogramm“ — also zu etwas, was man sich nicht wirklich gern anhört, aber von dem man meint, es mal gehört haben zu müssen, um „mitreden“ zu können.
Die echten Bach-“Freaks“ hingegen scheinen stets und ständig auf der Jagd nach Neuem „Futter“ — je schwerer zugänglich die Interpretation, desto jubelnder wird sie oft begrüßt.

So genau, wie dieses tausendmal gesehene Porträt Johann Sebastian Bachs glauben viele auch seine Musik zu kennen. Bildquelle: wikimedia commons


Es ist daher eine wirkliche Besonderheit, die uns das fabelhafte, auf Barockinstrumenten musizierende Kammerorchester „Café Zimmermann“ hier darbietet: Bach wird endlich für alle fassbar und „hörbar“ dargeboten und klingt hier stellenweise so leicht und luftig, wie ein verschollenes Vivaldi-Werk. Dabei spielen die Musiker ganz exzellent, niemals abgehoben á la „Originalklang-Elfenbeinturm“ und vermitteln vor allem Eines: Geradezu unbändige Spielfreude! Hier haben welche einfach richtig große Lust darauf, das Werk von Johann Sebastian Bach einfach nur munter und frisch zu musizieren. Dabei entreißen sie es fast nebenbei aus der lästigen Aura des allzu Anspruchsvollen und „Denkmalhaften“. Die erfrischend heitere Musikanten-Aura, die da mitschwingt, wird zusätzlich ergänzt durch absolut makellose Orchester- und Solistenleistungen, sodass einem manchmal wirklich staunend der Mund offen stehenbleibt. So habe ich Bach noch nie gehört — und ich frage mich wirklich warum, denn genau so sollte Bach für meinen Geschmack einfach immer klingen.

Apropos Klang: Auch in dieser Disziplin gehört die vorliegende CD zur Extraklasse! Fabelhafte Auflösung, hervorragende Räumlichkeit, fantastischer Detailreichtum, großartige Ortbarkeit der Einzelmusiker, dazu noch eine packende Dynamik: Es könnte wirklich nicht besser sein. Das Label „α“ (alpha) hat mit der durch diese CD beendete Reihe von Bach-Orchesterwerken eine editorische Großtat vollbracht. Dies hier ist der „Jedermann-Bach“! Und das ist eine Leistung, wie man sie sich besser nicht hätte wünschen können! Fantastisch!

Inhalt der CD: Ouvertüre Nr. 4 D-Dur, BWV 1069; Cembalokonzert A-Dur, BWV 1055; Brandenburgisches Konzert Nr. 1, BWV 1046; Konzert für viel Cembali a-Moll, BWV 1065.

((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“, zur Verfügung gestellt.))

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