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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Death Cab For Cutie in Brüssel: Triumpf der Knuffigkeit

Live im Ancienne Belgique am 7. März 2006

von Frank Castenholz  •  9. März 2006

Die Band aus Seattle kannte ich bislang nur dem (originellen) Namen nach, habe sie lose unter Indie Pop verbucht – was das ganze ganz gut trifft. Aber warum soll man nicht einfach mal in unschuldiger Neugier ein Indie Pop-Konzert besuchen? Also nichts wie hinein ins „Ancienne Belqique“. Der Konzertsaal im Brüsseler Stadtzentrum unweit von Börse und Grand Place ist trotz seiner überraschenden Größe recht gemütlich. Er war proppevoll, gefühlt ausverkauft, das Publikum bestand ganz überwiegend aus schnuckeligen Indiepopgirlies und dazugehörigen Hornbrillenboys, es roch aller Orten nach Teenieschweiß.

Aha, im Studio geht´s offenbar unterhaltsamer zu als auf der Bühne...

Die Musik alleine lohnte den Besuch allerdings nur bedingt: Harm- und zahnloser Indiepop eben, mit dem man so zahm und unhysterisch nach den Pixies eigentlich nicht mehr rechnen muss, basierend auf sehr flüchtigen, zum größten Teil wenig zwingenden Melodien, so gar nichts irritierendes, verstörendes, überrraschendes, fesselndes, atonales, grooviges, drastisches. Ab und an immerhin blitzt aber dann in ein paar längeren Instrumentalpassagen und auch bei zweidrei (für mich: namenslosen) Songs doch auf, dass die Buben tatsächlich rocken könnten, wenn sie nicht so knuffig wären. Ich würde ihnen gerne mal ein paar Jazz-, Klassik-, Heavy Metal-, Punk- oder Country-Platten aufs Ohr drücken (es reicht aber natürlich auch einfach die „kicking television“ von WILCO), um zu zeigen, was man so alles live mit Musik anstellen kann, um nicht einzuschläfern. Wem Coldplay mittlerweile zu zu jämmerlich sind, zu eingängig und zu erfolgreich, der dürfte hier fündig werden. (Nein, sooo schlimm war es nun auch nicht.)

Beeindruckender jedenfalls als die Show war das Publikum, das sehr enthusiastisch mitging, gegen Ende krabbelten tatsächlich einige Indiepopgirlies auf die Bühne, jubelten, herzten den Gitarristen und ließen sich seelig von den Ordnern wegschleifen. Das hatten Death Cab offenbar selbst noch nicht erlebt, „there´s a first time for everything“ sprach der Sänger erstaunt.

Als wir dann den Saal verließen, sahen wir zwischen Eingang und Tourbus diverse Plakatverkäufer, die die Schnuckelvisagen von Death Cab tatsächlich ohne jegliche ironische Brechung auf großformatigen Plakaten feilboten. Aha, also doch eine Boygroup!

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