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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

L. Godowsky - Klaviermusik Vol. 11
Konstantin Scherbakov (Klavier)

(2013)
Marco Polo / Vertrieb: Naxos

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Leopold Godowsky - Klaviermusik Vol. 11

von Rainer Aschemeier  •  3. Juli 2013
Katalog-Nr.: 8.225350 / EAN: 636943535028

Leopold Godowsky (1870-1938) ist in der Öffentlichkeit in erster Linie als Pianist hervorgetreten. Er, der einst noch bei Franz Liszt studieren sollte und dann doch bei Camille Saint-Saëns gelandet ist, war jedoch auch ein sehr produktiver Komponist – und dies natürlich vor allem von Klaviermusik.

Schon seit Jahren betreiben sowohl das Naxos-“Entdeckerlabel“ „Marco Polo“ als auch der Pianist Konstantin Scherbakov beharrliche Fleißarbeit und legen die Klaviermusik Leopold Godowskys in einer engagierten Gesamteinspielung vor. Nachdem die letzte CD in der Reihe anno 2010 das Licht der Welt erblickte, hatte man schon fast vermutet, dass es das nun gewesen wäre. Doch so kann man sich irren: Plötzlich steht der elfte Teil der Reihe in den Startlöchern, und natürlich sitzt auch hier wieder der grandiose Konstantin Scherbakov am Klavier. Es dürfte so oder so nur wenige Pianisten geben, die der irrwitzigen Spieltechnikweißglut Godowskys gewachsen sind. Scherbakov ist einer, der auch die virtuosesten Passagen scheinbar mühelos durch die Klaviermechanik schickt.

Oft hört man die immensen Schwierigkeitsgrade, die diese Musik mit sich bringt, gar nicht. Manches aus Godowskys Klavier-Œuvre wirkt sogar regelrecht unscheinbar. Meistens handelt es sich um flüssige, girlandierende, sich am französischen Impressionismus gleichermaßen wie an Chopin, Field und Schumann reibende, nicht selten romantisch verträumte Miniaturen.

Das ist zumindest auf dieser CD so, auf der folgende Stücke versammelt sind: „Six Pieces for both hands“, „Märchen“, „Suite for the left hand alone“, „Prelude and Fugue for the left hand alone“, „Moto Perpetuo“ sowie die „Sinfonischen Metamorphosen“ des „Schatz-Walzer“-Themas aus Johann Strauss‘ „Zigeunerbaron“ – auch dieses letzte Stück versah der in den USA lebende Godowsky mit dem schlichten Hinweis „for the left hand alone“.

Hört man dann die entsprechenden Werke und stellt sich vor, wie diese Musik mit nur der linken Hand zu bewältigen sein soll, gibt es für alle, die sich ein wenig mit dem Klavierspielen auskennen, eigentlich nur einen Gedanken: Sehnenscheidenentzündung!

Wollen wir hoffen, dass Konstantin Scherbakov, der weltweit zu den virtuosesten Pianisten überhaupt gehört, diese Einspielung wieder unbeschadet überstanden hat.
Die Interpretation ist, wie auch schon in den vorherigen Folgen aus dieser Reihe, wieder makellos. Dabei hören wir jenen typischen, ganz charakteristisch hellen „Glockenklang“-Anschlag, den so nur Konstantin Scherbakov zuwege zu bringen scheint. Sein Spiel ist wie immer: grandios, irr virtuos, mit nur moderatem Dynamik-Zugriff, aber sehr einfühlsam und mit einem natürlichen Gespür für Phrasierung. Konstantin Scherbakov untermauert auch mit diesem Album seinen Ruf, ein Ausnahmepianist unserer Zeit zu sein. Dass manche Kritiker diesen beeindruckenden Pianisten als einen bloßen Techniker abstempeln, kann ich nicht nachvollziehen.
Sicher, der Scherbakov-Sound ist oft auch eine Kompromissveranstaltung. Dies resultiert jedoch häufig genug und vor allem daraus, dass Scherbakov sich immer wieder mit der kniffligsten Klaviermusik beschäftigt, die es musikgeschichtlich überhaupt gibt. Godowskys Musik gehört zweifellos dazu. Doch ist sie – ganz ähnlich, wie hier ihr Interpret – „seelenvoll“ genug, um mehr zu sein, als vordergründiges Zurschaustellen virtuoser Zirkusnummern.

Fazit: Auch die elfte Folge in Marco Polos Godowsky-Reihe lohnt die Anschaffung. Auch die Klangtechnik aus den Händen von John Taylor, aufgezeichnet in der bekannt klangschönen Wyastone Concert Hall, die sich im Besitz des britischen Nimbus-Labels befindet, kann sich hören lassen. Eine Empfehlung in jeder Hinsicht!

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