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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

G. Enescu - Cellosonaten
Valentin Radutiu (Cello) & Per Rundberg (Klavier)

(2013)
hänssler Classic SCM / Vertrieb: Naxos

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George Enescu - Cellosonaten

Die neue Referenz in Sachen Enescus Cellosonaten - leider mit fadem Aufnahmeklang

von Rainer Aschemeier  •  28. Oktober 2013
Katalog-Nr.: CD-No. 98.021 / EAN: 4010276026235

Über die beiden Cellosonaten von George Enescu hatte ich bereits an dieser Stelle so einiges geschrieben. Dabei bin ich vor allem auf die Ungewöhnlichkeit eingegangen, dass sich Enescus Cellosonaten zwar die gleiche Opuszahl teilen, dass sie aber mit großem zeitlichen Abstand zueinander verfasst worden sind.

Wer diese CD erwirbt, erhält also „auf einen Streich“ sowohl einen Blick auf Enescus Frühwerk, als auch auf seinen späteren, reifen Stil. Dabei kann man nicht oft genug betonen, dass die Unterschiede zwischen Früh- und Spätwerk bei kaum einem Komponisten derart ausgeprägt sind, wie bei dem Moldaurumänen Enescu.
Vor allem sein Spätwerk gehört in meinen Augen mit zum Qualitätvollsten, Individuellsten und Faszinierendsten, was in der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde. Und wer meint, er kenne Enescu, nur weil er mal dessen berühmte „Rumänische Rhapsodien“ gehört hat, kann versichert sein, dass er nichts, aber auch gar nichts von Enescu verstanden haben kann, bevor er nicht auch in dessen Kammermusik (und hierbei allem Voran die Kammersinfonie und die hier enthaltenen Cellosonaten) hereingeschnuppert oder zumindest in die drei komplexen Sinfonien Enescus hineingehört hat.

Nun haben wir mit dieser neuen Einspielung der vergleichsweise selten gehörten Cellosonaten durch Valentin Radutiu (Cello) und Per Rundberg (Klavier) ein wirklich erfüllendes Musikereignis, das man getrost als die neue Referenzeinspielung für diese Werke preisen darf. Der Pokal geht in dieser Hinsicht vor allem an den jungen Münchner Cellisten Radutiu, einem Schüler von Heinrich Schiff, David Geringas und Clemens Hagen. Radutiu ist einer der wenigen Cellisten, die über der – bei diesem Instrument besonders heiklen – Technik stehen, die sich ganz dem künstlerischen, lyrischen Ausdruck widmen können. Selten habe ich in den letzten Jahren so enorme Portionen von Persönlichkeit, Klasse und musikalischem Einfühlungsvermögen gehört, wie auf dieser fabelhaften Doppel-CD von Valentin Radutiu.

Auch sein Duopartner Per Rundberg ist gut, bildet mit Radutiu ein optimales Duo, dessen Vortrag Hand in Hand greift, eine musikalische Partnerschaft von Bedeutung bildet.
Diese beiden würde man gern auch in einer Beethoven-Einspielung hören und würde daraus eine große Aufnahme von Weltrang erwarten.

Einzig enttäuschend (übrigens WIEDER EINMAL enttäuschend – Hallo hänssler!) ist die Klangqualität der CD, die so klingt, als wäre hänssler in den 1980er-Jahren steckengeblieben. Keine Spur von Transparenz, das Cello klingt, als würde es unter einer Wolldecke spielen, das Klavier ist hingegen klimperig und in den oberen „Registern“ mit einer Art „Glockenton“ ausgestattet, der – so viel kann man glaube ich abschätzen – nicht vom Instrument oder vom Interpreten kommt, sondern von der Tontechnik.
Ich kann mir das bei dieser CD nun gar nicht erklären, zumal die ausführende Tritonus Musikproduktion normalerweise für ihre soliden, zeitgemäßen und in 99% der Fälle sehr ansprechenden Aufnahmestandards bekannt ist. Es mag in diesem Fall womöglich an der akustisch vielleicht nicht optimalen Aufnahmeumgebung des Kulturhauses in Leverkusen liegen. Und da muss man einfach auch mal den hehren Förderern dieser Aufnahme (Bayer Kultur) entgegenrufen: Alle Fördergelder nützen nichts, wenn ihr zum Schluss darauf besteht, dass die Musik in einer akustisch suboptimalen Umgebung partout in Leverkusen eingespielt werden muss. Wer Geld für CD-Produktionen ausgibt, sollte nicht beim Klang sparen!

Abschließend möchte ich aber nochmals darauf hinweisen, dass wir es hier mit einer Weltklasseinterpretation zu tun haben, die man bei keinem Label besser finden wird, als hier. Umso trauriger ist der fade, matte Klang der CD. Trotzdem: Ein Highlight des bisherigen Veröffentlichungsjahres und ein Eintrag auf der „Shortlist“ zur „CD des Jahres“!

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