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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Aliens vs. Predator II
The Brothers Strause

(2008)
20th Century Fox

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Aliens vs. Predator II

Atomarer Großangriff auf die Drehbuch-Logik

von Rainer Aschemeier  •  27. Juni 2008

Zur Abwechslung mal wieder ein kleiner Beitrag, der eigentlich unter dem Banner „The Watcher“ stehen müsste…

Kann es einen zweiten Teil eines Films geben, von dem es keinen ersten gab? Vermutlich würden das die meisten unter uns verneinen. 20th Century Fox hat mit „Aliens vs. Predator II“ dieses Kunststück trotzdem geschafft. Vermutlich wollte man mit der unbeholfenen Titelgebung des Films andeuten, dass man hier die Fortsetzung des 2004 veröffentlichen Paul W. Anderson-Films „Alien vs. Predator“ (Alien OHNE „s“!) versuchen wollte.

Soviel zum weder schlimmsten noch offensichtlichsten Logikfehler des Regiedebüts der Special Effects-Spezialisten Greg und Colin Strause, seit „Aliens vs. Predator II“ bizarrerweise als „Die Gebrüder Strause“ auf der DVD-Hülle angepriesen. Nur einige Hundert Jahre nach den Gebrüdern Grimm haben wir hier also ein weiteres Geschwisterpaar, das blutrünstige Geschichten auf die Jugend dieser Welt loslässt. Statt des bösen Wolfs gibt es diesmal eine Mutation aus Alien und Predator, das im Internet bereits viel diskutierte „Predalien“.

Eine kurze Zusammenfassung der Story: Der Film beginnt exakt an der Stelle, wo „Alien vs. Predator“ 2004 aufhörte: Der tote Predator, der im – ebenfalls logisch konfusen aber ansonsten wunderbar „old-schooligen“ – Film von Sci-Fi-Horror-Routinier Paul W. Anderson in einer verschütteten, prähistorisch-“mexikogyptischen“ Pyramide in der Arktis zusammen mit seinen Kumpels eine rasante Großwildjagd auf versehentlich aufgetaute Aliens veranstaltet hatte, wird – wie es sich für einen Film mit Hans-Ruedi Gigers Alienmonster gehört – letztendlich selbst zum Überträger der Alien-“Seuche“. Soviel also zum Ursprung des „Predaliens“, dem Mega-Bösewicht der Filmfortsetzung. Nachdem besagtes „Predalien“ einige künstlerische Differenzen mit der Besatzung des Predator-Raumschiffs, auf dem es sich befindet, entwickelt, stürzt besagtes UFO führerlos zurück zur Erde und zerschellt in einem Wald irgendwo in den USA.

Selbstverständlich befindet sich nicht nur das „Predalien“ bei bester Gesundheit, sondern auch einige – offenbar für weitere Großwildjagden gezüchtete und bis dahin erst einmal in modisch aufgehängten Glaskübeln konservierte – Alien-Sprößlinge sind wohlauf und fackeln nicht lange. Der Absturz des Raumschiffs alarmiert einen Stützpunkt auf dem Predator-Heimatplaneten. Hier wird zur Eindämmung der „Seuche“ ein „Cleaner“ losgeschickt – also einer, der aufräumt, wenn die nervigen Alien-Parties der Verwandschaft mal wieder außer Kontrolle geraten sind.

Aus dieser spannenden Grundidee (immerhin haben wir hier zum ersten Mal Alien-Monster auf dem Planeten Erde!) hätte man durchaus eine richtig spannende und atmosphärisch dichte Geschichte stricken können. Leider verließen nach den ersten 20 Minuten sowohl Drehbuchautor Shane Salerno als auch die Regie-Gebrüder Strause offenbar sämtliche Kreativkräfte. Statt einer auch nur halbwegs logisch nachvollziehbaren Story wird dem Zuschauer ein „videoclipesquer“ dauerstroboskopmäßig geschnittener Film zugemutet, der das Wort „Logik“ zugunsten der Special Effects und Action-Szenen drastisch in den Hintergrund treten lässt.

Am allerschlimmsten ist die Tatsache, dass mindestens 20 Aliens im Film herumlaufen, ein Predator und mittendrin das „Predalien“, welches aber optisch kaum vom Predator zu unterscheiden ist, was den ultraschnell geschnittenen Streifen noch konfuser werden lässt. Im Übrigen kommt es immer wieder zu völlig unkalkulierbaren Story-Sprüngen: Hatte der Predator gerade noch seinen zwittrigen Widersacher in einem Kraftwerk bekämpft, tummelt man sich nur eine Szene später plötzlich zusammen mit kreischenden Teenies im Swimmingpool der örtlichen Schule. „Wie bitteschön sind die dahin gekommen?“, mag sich der verwirrte Zuschauer fragen. Die Gebrüder Strause lassen uns im Ungewissen über diese Frage – Hauptsache es knallt, spritzt und schleimt schön.

Da mag man sich wehmütig an die frühen Alien-Filme von Ridley Scott und James Cameron erinnern, bei denen Atmosphäre und Action noch gleichberechtigt waren. Man mag sich auch an die hervorragenden beiden Predator-Filme aus den Jahren 1987 und 1990 erinnern, die das Genre wirklich zu beeinflussen wussten.
Das große Verdienst von Paul W. Andersons auf einer Comic-Reihe gleichen Namens basierendem Film „Alien vs. Predator“ von 2004 war, dass er es wusste, die Atmosphäre beider Filmreihen gekonnt zu verschmelzen. Außerdem war sein Storyboard zwar von der Grundidee hanebüchen, blieb aber in sich vom Verlauf der Geschichte her schlüssig.

Aber es gibt auch einen „Tabubruch“ zu vermelden. Erstmals ist in diesem Film wirklich unkalkulierbar, wer wohl das nächste Opfer der Aliens, Predaliens oder Predatoren ist, denn in bisher noch nicht dagewesener Weise werden auch aufwendig in die Story eingeführte Sympathieträger von einem Moment auf den anderen mal eben weggemetzelt. Hierbei machen die Monster übrigens weder vor Kindern noch vor Schwangeren halt, was einige wirklich unappetitliche Szenen zur Folge hat.

Der Schluss von „Aliens vs. Predator II“ legt nahe, dass es in näherer Zukunft einen dritten Teil geben wird. Darauf ist die Story jedenfalls ziemlich eindeutig ausgerichtet. Es steht zu befürchten, dass uns dann auch die Strauses wieder im Regiestuhl begegnen werden. In diesem Sinne kann man wohl nur noch den endgültigen Untergang zweier der besten Science Fiction-/Horror-Reihen der Filmgeschichte betrauern. Es ist eine Schande!

Zum Schluss des Films explodiert eine Atombombe. Es hätte ein so netter Anlass sein können, um Aliens und Predatoren endlich in Frieden ruhen zu lassen…

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