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The Listener

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J. Sibelius - rituelle Freimaurermusik Op. 113
H. Vitainen (Orgel), YL (Chor), H. Jurmu & M. Pohjonen (Tenor), Lahti Symphony Orchestra - J. Kuusisto

(2013)
BIS

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Jean Sibelius - rituelle Freimaurermusik Op. 113 - Original und Transkription für Sinfonieorchester

Die letzte Komposition des Jean Sibelius

von Rainer Aschemeier  •  21. September 2013
Katalog-Nr.: BIS-CD-1977 / EAN: 7318590019771

Es gibt einige Merkwürdigkeiten im Leben und im Werk des Finnen Jean Sibelius. Eine der erstaunlichsten – und im Übrigen ebenso erstaunlich wenig beachteten – darunter ist die Tatsache, dass Sibelius bereits 1927/28 jegliches Komponieren einstellte (er starb immerhin erst 1957), um sich nur noch mit Bearbeitungen seiner Werke zu beschäftigen.

Dass das letzte vollendete Werk des Finnen ausgerechnet auch noch eine sogenannte rituelle Freimaurermusik ist, kann man als weitere Ungewöhnlichkeit verbuchen.

Ebendiese Freimaurermusik ist nun bei BIS in einer für Sibelius-Fanatiker sicherlich aufsehenerrenden Edition erschienen, die sich nicht nur erstmals nach Sibelius‘ originalem finnischen Libretto richtet, sondern zudem alle vorhandenen Fassungen des in der Art einer Suite für Tenor, Männerchor und Orgel angeordneten, rund halbstündigen Werks nebeneinander stellt. Zudem wird auch noch eine bislang noch nie eingespielte Transkription für Sinfonieorchester und Tenor geboten, die der renommierte finnische Komponist Jaakko Kuusisto anno 2007 vorgelegt hat.

Ein wenig geht dabei die Einheitlichkeit des Stücks verloren, doch durch den bei einer CD-Einspielung natürlich fehlenden rituellen Rahmen ist dieser Punkt eh vernachlässigbar.
Sibelius‘ Ritualmusik erscheint erstaunlich zurückhaltend und (auf das Wesentliche) reduziert. Die Orgel bildet weite Klangflächen aus, über die der Tenor in ungewöhnlich tiefen Klangfarben gewissermaßen rhapsodiert.

In der Originalfassung für Orgel, Chor und Tenor wird die ganze Schlichtheit und auch Kargheit dieser Musik deutlich – was im Übrigen aus heutiger Perspektive sehr modern wirkt. Die Musik von Neutönern wie etwa Arvo Pärt scheint auf den ersten Blick gar nicht so weit von diesem späten Sibelius entfernt zu sein.

Die Orchesterfassung aus Kuusistos Feder ist – und das liegt in der Natur der Sache – zwar abwechslungs- und farbenreicher. Doch liegt gerade darin eigentlich eine Verfälschung des klanglichen Eindrucks.
Beide Versionen liegen in dieser BIS-Einspielung in hervorragenden Einspielungen vor, jedoch lässt der sonst so herausragende BIS-Sound ein wenig zu wünschen übrig – vor allem in der Orchesterfassung, die es etwas an Räumlichkeit und Brillanz vermissen lässt.

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