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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Windhauch - Tänze von Leben und Tod
A. Koppenwallner (Cembalo) & N. Rodenkirchen (Traversflöte)

(2013)
Sutonique

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Windhauch - Tänze von Leben und Tod

Musikalischer Totentanz

von Ulrich Hermann  •  15. Januar 2014
EAN: 4020796450458 / Labelcode: 29699

Das Motiv des „Totentanzes“ ist uralt. Natürlich besonders in der Bildenden Kunst, wo die verschiedensten Ausformungen des Totentanzes noch heute an vielen Orten zu besichtigen sind: Basel, Paris, Lübeck u.a. Aber auch in der Musik ist das Motiv des Totentanzes, des „Danse Macabre“ nicht selten. Die vorliegende DC mit dem schönen Titel „Windhauch“ der Cembalistin Angela Koppenwallner und des Flötisten (und Komponisten) Norbert Rodenkirchen umspannt mit zwei „alten“ Kompositionen von A. Kircher (1602-1680) Erste Phythische Ode und mit der Suite in C-Dur von Johann Jacob Froberger (1616-1667) zwei Stücke der zeitgenössischen Komponisten Wolfgang Andreas Schultz (*1948) „Totentanz – sieben Holzschnitte für Cembalo“ (1986) und „Fragmente für Cembalo und Traversflöte (2011) von Norbert Rodenkirchen (*1962) in einem gewagten, aber sehr gelungenen Bogen die Jahrhunderte zwischen alt und neu.

Außerdem ist ein hervorragend gestaltetes Booklet dabei, das sowohl über die Kompositionen und ihre Schöpfer als auch über die beiden Spieler sehr informativ Auskunft gibt (auf Deutsch und auf Englisch natürlich).

Ge-spielt (in des Wortes wahrer Bedeutung) werden die Stücke auf einem Cembalo, das mit den zirpenden Exemplaren der üblichen Barock-Musik nichts mehr gemein hat. Nikolaus Harnoncourts Klage, die er des Öfteren äußerte, es gäbe keine guten Cembali, ist spätestens mit dieser CD ad absurdum geführt. Angela Koppenwallner entlockt „ihren“ Cembali – auch die guten Geister, die diese Instrumente gehegt und gepflegt haben, sind im Booklet erwähnt! –, die wundervollsten tiefen und hohen Töne, es ist ein Vergnügen, diesen teilweise sehr neu-artigen Klängen zu lauschen. Wundervoll ergänzt dazu das Spiel auf der Traversflöte bei den entsprechenden Kompositionen von Norbert Rodenkirchen diesen „Spaß“, der trotz der ernsten Thematik nicht zu kurz kommt.

Der Totentanz von Werner Andreas Schultz für Cembalo solo ist sowohl von der Länge als auch von der Intensität der Komposition das Kernstück dieser CD. Vom tanzenden Tod zu Beginn über die einzelnen Personen, die mit dem Tod tanzen (müssen), ist die absolut moderne und dennoch sehr assoziativ verständliche Musik in den Händen der Spielerin bestens aufgehoben. Die Personen und ihre Emotionen dem Tod gegenüber werden plastisch und beeindruckend vorgestellt. Moderne Musik kann – wird sie so quasi aus dem Moment gespielt – sehr überzeugend und anregend sein.
Eine echte Entdeckung!

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