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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

K. Atterberg - Sinfonien Nr. 8 & 2
Göteborger Sinfoniker - Neeme Järvi

(2014)
Chandos / Vertrieb: note 1

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Kurt Atterberg - Sinfonien Nr. 2 Op. 6 & Nr. 8 Op. 48

Das Warten hat ein Ende

von Rainer Aschemeier  •  21. Februar 2014
Katalog-Nr.: CHSA 5133 / EAN: 095115513323

Auf dieses Album werden eine Menge Hörer schon sehnsüchtig gewartet haben. Als Neeme Järvi und das Göteborger Sinfonieorchester im März 2013 die erste Folge ihres Zyklus von Kurt Atterbergs Sinfonien vorgelegt hatten, wurde das Album breit beachtet, in fast allen einschlägigen Presseorganen rezensiert – und das zuweilen enthusiastisch (was ich persönlich gar nicht verstanden habe, denn die erste Folge im Atterberg-Zyklus war zwar recht gut, aber nun wahrlich nicht das Gelbe vom Ei; the-listener.de-Rezension jenes ersten Albums aus der Reihe siehe hier). Für mich war diese Euphorie daher durchaus befremdlich und ein Zeichen dafür, dass manche Journalisten scheinbar nur nach den großen Namen auf der CD-Hülle rezensieren und nicht nach dem hörbaren Inhalt eines Albums.

Wie dem auch sei. Järvis Atterberg-Zyklus hat damit auf jeden Fall eines jetzt schon geschafft: Er hat den Komponisten Kurt Atterberg in den Mainstream geholt – wo er auch hingehört! Atterbergs schwelgerische Spätromantik mit ihren hinreißenden Harmonien, ihrem Rachmaninoff-Schmelz und ihrer immer wieder einmal zart durchschimmernden Moderne ist absolut unwiderstehlich.

Doch sie war bislang eher ein Nischenmarkt für Jäger und Sammler. Jene fanden in seltenen Uralteinspielungen (u.a. hatte sich Toscanini der „Dollar“-Sinfonie Nr. 6 angenommen) und den Pioniertaten der jüngeren Zeit (und hier möchte ich noch vor dem fantastischen cpo-Zyklus der Sinfonien der deutschen Radioorchester unter Ari Rasilainen die Schallplatten der 1960er- und 1980er-Jahre betonen, die in Schweden bei Labels wie BIS oder caprice erschienen sind und sehr sehr gute Aufnahmen der Atterberg-Sinfonien unter anderem unter Leitung von Okku Kamu und Sixten Ehrling beinhalteten) reichlich Gelegenheit zum Sammeln und Austoben.

Wichtig ist es aber, dass das breite Publikum auf Kurt Atterbergs Musik aufmerksam wird. Und das scheint nun Järvis Zyklus erstmals wirklich hinzubekommen. Das muss man hoch würdigen!

Wie aber ist nun die zweite CD aus der Atterberg-Reihe der Göteborger? Um es kurz und knapp zu sagen: Viel besser als die Erste!
Endlich stimmt nämlich die Präzision innerhalb des Orchesters. Rhythmische Wackeligkeiten, wie sie noch auf der ersten Folge gar nicht selten zu hören gewesen waren, kommen hier nicht mehr vor. Dabei gäben die Werke, die hier eingespielt worden sind durchaus Anlass zu mancher Schluderei, etwa im rhythmisch sehr vertrackten Finale der Achten oder auch im ungestümen Beginn des Scherzos der Zweiten. Doch die Göteborger zeigen sich unter Järvi diesmal von ihrer besten Seite.

Auch der Aufnahmeklang wirkt etwas transparenter und nicht mehr so „dicht“, wie beim ersten Teil des Zyklus, obwohl er noch immer nicht optimal ist und noch mehr Durchhörbarkeit vertragen könnte. So sind etwa die Streicher und die Holzbläser zusammen doch sehr kompakt, was aber ein Klangwunsch des Tonmeister gewesen sein kann – klingt doch gerade auf diese Weise der „romantische Schmelz“ von Atterbergs Musik besonders verlockend.

Die Werke sind, wie nicht anders zu erwarten war, erneut sehr interessant. Die zweite Sinfonie zeigt einen Komponisten im Aufbruch – zwar noch unzweifelhaft vom Stil Stenhammars und Berwalds beeinflusst, hat Atterberg aber doch schon seine ureigene Musiksprache gefunden und traut sich auch die eine oder andere unkonventionelle harmonische bzw. inhaltliche Wendung zu. Trotzdem ist die achte Sinfonie sehr viel interessanter. Allein schon ihr ambivalenter Beginn, wo aus fast sibelianischer Düsternis plötzlich die Sonne hervorzubrechen scheint, ist ein echter Coup für eine Sinfonieeröffnung. So etwas ist mir in dieser Form von keinem anderen Komponisten bekannt, wenngleich ein Ur-Urmodell dieses Prinzips bei Brahms‘ Vierter liegen könnte. Für ihre Entstehungszeit (1944) ist die Sinfonie zweifellos geradezu anachronistisch romantisch und erinnert mich damit etwa an die Werke von Walter Braunfels aus derselben Zeit (von dem gibt es übrigens gerade eine schöne Neuaufnahme des Klavierkonzerts bei Dutton Epoch, die wir in Kürze hier bei the-listener.de besprechen werden, aber das nur am Rande).

Kurz und gut: Der zweite Teil aus Järvis Atterberg-Reihe ist wesentlich besser als der erste und lässt hoffen, dass es nun so weitergeht. Wenn Atterberg in dieser guten Qualität ein breites Publikum findet, wird Järvis Gesamtaufnahme ganz sicher nicht die letzte bleiben, und das kann für die Atterberg-Rezeption nur positiv sein.

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