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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

C. Theofanidis - Symphony No. 1 / P. Lieberson - Neruda Songs
Atlanta Symphony Orchestra - R. Spano

(2011)
ASO Media / Naxos

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Christopher Theofanidis - Symphony No. 1 / Peter Lieberson - Neruda Songs

Das "singende" Orchester des Christopher Theofanidis

von Rainer Aschemeier  •  16. Februar 2012
Katalog-Nr.: CD-1002 / EAN: 816436010014

Hin und wieder gibt es selbst in der tendenziell schrumpfenden Szene der Klassiklabels auch mal wieder ganz neue Mitbewerber, die mit ihren CDs im Umfeld der riesigen Konkurrenz „da draußen“ auf den Plan treten. In den letzten Jahren waren das vor allem Labels, die auf Eigeninitiative der großen Orchester gegründet wurden. So verhält es sich auch mit dem erst 2011 ins Leben gerufenen Label „ASO Media“.

Die erste hier auf www.the-listener.de vorzustellende Neuerscheinung von „ASO Media“ ist deren erst erst zweite Veröffentlichung auf dem brandneuen Label. „ASO Media“ ist nämlich das neue, eigene Label des Atlanta Symphony Orchestra.

Höchst angenehm für Hifi-Freunde: Nach der Pleite des audiophilen „Telarc“-Labels, das über Jahrzehnte die prächtigen CDs des Atlanta Symphony Orchestra herausgebracht hatte (s. unter anderem hier), hat ASO Media deren vortreffliche Tonmeister übernommen. Und so ist der markerschütternde Beginn von Christopher Theofanidis erster Sinfonie klanglich eben das: Markerschütternd!

Das erste Wort zu diesem Sinfoniebeginn muss amerikanisch sein: Wow!
Mehr fällt einem erst einmal kaum ein, bei dieser Tour de Force, die Theofanidis mit seinem ersten Sinfoniesatz auf sein Publikum loslässt. Das ist packend und spannend von der ersten bis zur letzten Note. Es fällt allerdings bereits zum Satzbeginn auf, wie sehr Theofanidis das an den Tag legt, was die US-Amerikaner „formulaic approach“ nennen; soll heißen: Er bedient sich bestimmter kompositorischer Stilmittel, wie etwa dem Erzeugen von Echo-Effekten oder dem verschwenderischen Einsatz von Glissandi immer und immer wieder und prägt auf diese Weise eine unverwechselbare kompositorische „Visitenkarte“. Andererseits: Das haben Komponisten wie Carl Nielsen und selbst Dmitri Schostakowitsch auch gemacht. Wer also wollte Theofanidis dieses Vorgehen als musikalische Unmoral vorhalten

Im zweiten Satz dann offenbart sich die wahre Genialität dieses Komponisten, denn er lässt das Orchester „singen“ beziehungsweise vokalisieren: Die Musiker haben klare Anweisung, dass bestimmte Klangflächen so klingen müssen, als würde ein Chor ein lang gezogenes „aaaaah“ oder „ooooh“ singen. Wie verblüffend und täuschend „echt“ dies rüberkommt, lässt einem die Nackenhaare senkrecht stehen. Das ist Gänsehaut pur und zeigt wahre, kompositorische Meisterschaft.
Das Scherzo orientiert sich für meinen Geschmack etwas zu offensichtlich am klassischen Vorbild Beethoven’scher Prägung, und im Finale gibt es dann ein mächtiges, allzu sehr auf Publikumswirksamkeit hinkomponiertes Getöse, dass dem üppig besetzten Atlanta Symphony Orchestra auch seine letzten dynamischen Reserven abverlangt. Das ASO spielt erneut einfach sensationell grandios, was wieder zeigt, dass dieses Orchester unter seinem Leiter Robert Spano einfach der derzeit unerreicht beste Klangkörper des amerikanischen Doppelkontinents ist.

Die introvertiert konservativen „Neruda-Songs“ des erst kürzlich im Jahr 2011 verstorbenen US-Komponisten Peter Lieberson sind nach diesem spektakulären Orchesterfeuerwerk höchster Kajüte dann nurmehr ein „laues Lüftchen“.
Auch sie haben zwar unbestreitbar ihre Qualitäten, können jedoch weder in Sachen kompositorischer Klasse noch in Sachen Publikumswirksamkeit mit der grandiosen Theofanidis-Sinfonie mithalten. Auch die dunkel und eigenwillig gefärbte Stimme der ausführenden Mezzo-Sopranistin Kelley O’Connor ist dabei womöglich nicht jedermanns Sache.

((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma Naxos, zur Verfügung gestellt.))

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