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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

The Very Best Things
Filter

(2009)
Reprise Records/Rhino

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Filter - The Very Best Things

Leicht Gestörte leben länger

von Rainer Aschemeier  •  6. Juni 2009

Als 1995 Filters Debütalbum „Short Bus“ erschien, hätte ich alles Mögliche erwartet, aber nicht, dass ich 14 Jahre später einmal ein „Best Of“-Album dieser Band in Händen halten würde. Und überhaupt konnte man ja von „Band“ nie wirklich sprechen. „Filter“ startete anno Neunzehnfümmeneunzich als Projekt der beiden „Nine Inch Nails“-Musiker Richard Patrick und Brian Liesegang. Wahrscheinlich wäre „Short Bus“, das mit minimalem Budget in einem kleinen Privathaus in Cleveland eingespielt wurde, unter normalen Umständen das einzige Album der beiden geblieben – als so eine Art „Hobby-Platte“. Doch der riesige Hype der folgte und der sich vor allem auf den gigantischen Überraschungserfolg des Openers „Hey Man Nice Shot“ gründete, war alles andere als normal.

Es kam, wie es kommen musste: Man zerstritt sich erstmal ordentlich, sodass zum Erscheinen des Zweitlings „Title of Record“ im Jahr 1999 nur noch Richard Patrick als kreative Kraft hinter „Filter“ stand. Und weil das in den Neunzigern zum guten Ton gehörte, wurde bekanntgegeben, dass Patrick unter Depressionen leide und womöglich demnächst irgendwo auch mal vom Turm hüpfen könnte. Doch auch „Title of Record“ beinhaltete einen Überraschungshit. Diesmal war es das hierzulande eher einige Jahre später durch den (exzellenten) Soundtrack zur (weniger exzellenten) Hollywood-Sommerkomödie „The Girl Next Door“ bekannt gewordene „Take A Picture“. Das Stück wurde wohl bereits zur Jahrtausendwende im US-Radio rauf und runter genudelt. 2002 stand dann das dritte Album „The Amalgamut“ in den Läden und konnte mit „Where Do We Go From Here“ wieder einen Hit aufweisen.

Für Außenstehende, die nicht jeden Tag irgendein Musikmagazin durchblättern, kam dann 2005 die Nachricht, dass Richard Patrick „Filter“ auflösen wolle, um mit dem Ex-Tourdrummer von David Lee Roth und einigen „Stone Temple Pilots“ eine neue Band namens „Army of Anyone“ zu gründen, doch sehr überraschend. Spätestens jetzt konnte man das endgültige Aus von „Filter“ vermuten, denn 2006 erschien tatsächlich das selbstbetitelte Debütalbum der „Army…“ und erreichte recht erfolgreiche Chartplatzierungen.

Doch die Haus- und Hofprojekte leicht gestörter Egozentriker haben sich in der Rockgeschichte ja bekanntermaßen schon oft als besonders langlebig erwiesen, und so erschien 2008 wiederrum ziemlich überraschend das neue „Filter“-Album „Anthems For The Damned“, das in den Billboard-Charts wieder bis #60 kletterte, in den Independet-Charts (und solche Platzierungen sind für eine Band wie „Filter“ sicher wichtiger als die Billboard-Charts) aber Platz 5 erreichen konnte – das hatte vorher noch kein „Filter“-Album geschafft.

Kommen wir schlussendlich zur vorliegenden „Best Of“-CD, die 2009 aktuell erschien: Um „Filter“ kennenzulernen, ist „The Very Best Things“ sicher die ideale Wahl. Die CD versammelt nicht nur alle Singles und die wirklich tollen Albumtracks, sondern auch die mittlerweile gesuchten Soundtrack-Beiträge (neben dem bereits erwähnten, auch die zu den Kinofilmen „The Crow“, „Spawn“ und „The X-Files“). Die Qualität der „Filter“-Alben ist in der Regel eine stark schwankende Angelegenheit, und keines der vier Studioalben ist wirklich eine hundertprozentige Bank. Deswegen ist das vorliegende „Best Of“-Album umso empfehlenswerter: Hier wurden die Rosinen aus dem Filter gepickt und mit einem schön gestalteten Booklet mit umfänglichen Linernotes zu einem attraktiven CD-Package kompiliert. Toll, dass es das in diesen Tagen noch gibt. Leider haben sich aber auch auf die 14 Songs der knapp 66-minütigen „Best Of“ noch zwei „Füller“ eingeschlichen: das schlicht nutzlose „Thanks Bro“ und das ebenfalls weniger tolle „One“ vom „The X-Files“-Soundtrack. Deswegen gibt’s „nur“ eine vier-Punkte-Wertung. Ansonsten eine sehr empfehlenswerte Angelegenheit, die man jedem Fan von Rockmusik härterer Gangart nur wärmstens ans Herz legen kann.

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