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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Du kannst mich an der Ecke rauslassen
Niels Frevert

(2008)
Tapete

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Niels Frevert - Du kannst mich an der Ecke rauslassen

Erfreulich schlanker Sound aus Hamburg

von Rainer Aschemeier  •  16. März 2008

Eine echte Überraschung ist das neue Album des Ex-Nationalgalerie-Sängers Niels Frevert geworden. Da ich von Hause aus eine gewisse Allergie gegen die sogenannte Hamburger Schule habe, gehörten bislang weder Nationalgalerie noch Herr Frevert als Solokünstler zu meinen besonderen Lieblingen.

Mit „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ ist Niels Frevert aber ein echter Geniestreich gelungen. Eigentlich jeder der leider nur neun Songs hat Ohrwurmpotenzial ohne dabei gewöhnlich zu sein. Und das ist ja heutzutage selten genug. Viel mehr als das: gelingt es Frevert doch insbesondere beim Highlight des Albums „Niendorfer Gehege“, aber auch bei anderen Songs wie z. B. „Baukran“, „Waschmaschine“ oder „Aufgewacht auf Sand“ echten Tiefgang zu verbreiten.

Besonders positiv möchte ich aber den insgesamt abgespeckten, wohltuend durchhörbareren Sound von „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ anmerken, der sich erfrischend von dem stets leicht süßlich anmutenden Ton abhebt, den man bisher von Freverts Adresse gewohnt war. Zwar schimmert hier und da immer noch der Kitsch der Hamburger Schule durch – teils in Form des unvermeidlichen Streicherarrangements, teils durch die nicht immer bis ins Letzte einfallsreichen Texte – doch seien wir mal ehrlich: Kitsch war doch auch für die von jedem ehrbaren Musikfan geschätzen Folk-Größen wie Nick Drake, Sandy Denny oder Harry Chapin nie ein Fremdwort.

Und zumindest der größere Teil von „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ operiert songwritingtechnisch auf internationalem Niveau. Neil Halstead hätte es auch nicht schöner gemacht. Zwei Songs „S.O.S“ und „Genug ist genug, Gnu“ können jedoch m. E. den hohen Standard nicht halten. Bedenkt man dann noch die anachronistisch kurze Spielzeit von gerade mal 30 Minuten (!), fällt das Zücken von 15 hart erarbeiteten Euros vielleicht nicht ganz leicht. Dennoch lohnt es sich. Musik gehorcht halt keiner Logik…

Fazit: Die Hamburger Schule lebt noch! Wer hätte das gedacht?

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