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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

H. v. Herzogenberg - 24 Lieder
H. Lindqvist (Sopran), Ph. Vogler (Klavier)

(2013)
cpo / Vertrieb: jpc.de

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Heinrich von Herzogenberg - 24 Lieder

Eine weitere tolle CD in der Herzogenberg-Reihe des Labels cpo

von Rainer Aschemeier  •  31. Mai 2013

Das Werk des österreichischen Komponisten Heinrich von Herzogenberg führt heute ein Schattendasein und taucht nur sehr selten auf Spielplänen der Konzerthäuser oder im Veröffentlichungsplan der CD-Labels auf. Er war ein Brahms-Zeitgenosse und lernte den großen Romantiker auch persönlich kennen. Herzogenberg zählt zu den Gründern des Leipziger Bach-Vereins und war Kompositionsprofessor an der Berliner Hochschule für Musik. Das alles liest sich ganz ähnlich wie die Lebensgeschichte Paul Juons (vergleiche zu Juons Biografie etwa hier), und in der Tat gibt es viele Gemeinsamkeiten – bis hin zu der Tatsache, dass sowohl Herzogenberg als auch Juon einst eminent wichtig für die deutsche „Kulturszene“ (würde man heute wohl sagen) waren, nach ihrem Tod aber bald in Vergessenheit geraten sind.

Während die Kammermusik und auch einige symphonische und Chor-Werke Herzogenbergs heute auf CD beeindruckend gut eingespielt vorliegen (dem Label cpo sei Dank), gab es bisher noch keine Veröffentlichung, die das reiche Liedschaffen des Österreichers ins Zentrum des Interesses gerückt hätte.

Erneut hat cpo Abhilfe geschaffen und sich dafür zwei besonders engagierte Interpreten geangelt: Pianist Philipp Vogler und Sopranistin Hélène Lindqvist betreiben gemeinsam das Art Song Project, eine Internetplattform, auf der sie in regelmäßiger Reihenfolge weithin unbekannte Liedkomponisten und ihre Werke vorstellen. Man kann also sagen, dass die Interpreten, die auf dieser CD zu hören sind, ihre Aufgabe weniger als „Job“ begreifen, sondern als Berufung und Leidenschaft. Das hört man!

Lindqvist und Vogler erweisen sich als ideales Team für die oft beeindruckend schlicht gehaltenen, romantischen Liedkleinodien Heinrich von Herzogenbergs. Was sich auf dieser CD an einprägsamen Melodien tummelt, mag man kaum glauben. Diese zugänglichen, qualitätvollen Liedkompositionen sind von Publikum und Interpreten allen Ernstes seit über 100 Jahren so sträflich ignoriert worden?
Doch Halt: Ein „Gassenhauer“ hat sich hier versteckt. Das Lied „Die Graserin“ (“...Bald gras‘ ich am Neckar, bald gras‘ ich am Rhein…“) ist auch in der Fassung Herzogenbergs (es gibt ja zahllose Versionen dieses „Wunderhorn“-Textes) heute noch in manchen populären Liederbüchern vertreten.

Um zur Sache zu kommen: Beileibe nicht alles, was uns als „ungerechtfertigt vergessen“ präsentiert wird, ist auch ungerechtfertigt vergessen. Doch Herzogenbergs Lieder hätten wahrlich ein größeres Publikum verdient. Sie sind so schön schlicht, im positiven Sinne einfach und vor allem melodisch so reich und schön, dass wir es uns nicht leisten sollten, dieses unmittelbar zu erfassende Liederbe nicht wiederzubeleben.

Da es etliche Lieder aus Herzogenbergs Feder gibt, bleibt nun zu hoffen, dass dies nicht die letzte cpo-CD war, die uns mit dem Liedschaffen des österreichischen Romantikers vertraut macht. Philipp Vogler und Hélène Lindqvist würde man dann gern auch ein weiteres Mal mit diesem schönen Repertoire hören – zumal in so gepflegter Klangqualität, wie sie der Saarländische Rundfunk (als co-Produzent der Aufnahme) hier vorgelegt hat.

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