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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Trollfågeln
Emilia Amper

(2013)
BIS / Vertrieb: Klassik Center Kassel

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Emilia Amper - Trollfågeln

Emilia Amper und ihr "Zaubervogel"

von Rainer Aschemeier  •  24. Februar 2013
Katalog-Nr.: BIS-2013 / 7318599920139

Die Schlüsselfidel (schwedisch: Nyckelharpa) war in früheren Zeiten auch in Deutschland als Instrument der Volksmusik verbreitet. Tatsächlich gilt sie (zusammen mit einigen anderen Instrumenten, wie etwa Fidel und Rebec) auch als Vorläuferin zur heutigen Violine, was sie auch musikgeschichtlich interessant macht.
Das ungewöhnliche Instrument ist heute fast nur noch in den skandinavischen Ländern verbreitet, vor allem aber in Schweden, wo alljährlich ein Nyckelharpa-Kongress stattfindet, auf dem sich Nyckelharpa-Forscher, -Spieler und -Bauer untereinander fachlich austauschen. Für Interpreten gibt es sogar eine Nyckelharpa-Weltmeisterschaft!

...und die gewann unter anderem Emilia Amper, die sich im Booklet ihres Debütalbums beim schwedischen HiFi-Label BIS deswegen stolz „Nyckelharpa-Weltmeisterin“ nennen kann.
Wer das liest, mag sich fragen: Wie klingt eigentlich dieses komische Ding, das aussieht, als hätten eine Geige und eine Drehleier ein Baby bekommen? Die Antwort auf die Frage lautet: Es klingt genau so, als hätten eine Geige und eine Drehleier ein Baby bekommen!

Emilia Amper stellt uns auf ihrem Album Trollfågeln sowohl Stücke aus der schwedischen Volksmusik in eigenen Arrangements vor, als auch ihre eigenen Kompositionen, die sich zumeist in einem Kosmos zwischen Volksmusik, Folkmusic und Jazz bewegen.
Insgesamt ist das eine reizvolle Mischung, wenn sich man mit dem herb-rauen Klang der Nyckelharpa anfreunden kann. Emilia Amper begleitet die archaisch ruppigen Klänge ihres Instruments mit ihrer glockenhellen, volkstümlichen Mezzosopranstimme, was an Vergleiche denken lässt, wie sie einst zu Zeiten Louie Armstrongs und Ella Fitzgeralds gemacht wurden: Honey and molasses.

Die Musik ist durchweg auf qualitativ hohem Level, bewegt sich aber in der merkwürdigen Zwischenwelt, die man gemeinhin als „World Music“ tituliert. Sie ist – das sollte man sich vergegenwärtigen – ganz heutig und stellt keine Interpretation zum Beispiel im Sinne einer „Alte Musik“-Aufnahme dar.

Ist aber auch ganz egal: Die zu hörenden Titel sind überwiegend ganz zauberhaft und sind – einmal rein spieltechnisch gesehen – absolut perfekt interpretiert. Mir persönlich gefallen die Instrumentalstücke am besten. Nicht, weil mir die schöne Folkstimme Emilia Ampers nicht behagen würde, sonder weil mich ganz einfach vor allem anderen die Nyckelharpa als Instrument interessiert und mich ihr sonderbarer Klang fasziniert.

Dank einer großartigen Produktion, die – BIS-typisch – höchsten HiFi-Ansprüchen genügt, gibt es auch an der Klangfront nichts zu meckern. Ganz im Gegenteil: Diese SACD klingt auf einer hochwertigen Anlage geradezu sensationell gut!

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