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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Fiddler's Spring
Ostrobothnian Chamber Orchestra - J. Kangas

(2011)
ALBA / Klassik Center Kassel

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"Fiddler's Spring"

Wenn Finnen fiedeln ...

von Rainer Aschemeier  •  21. Februar 2012
Katalog-Nr.: ABCD 330 / EAN 6417513103304

Ein bisschen sieht es aus, wie aus einem Pippi-Langstrumpf-Film, das knallgelbe Rathaus der finnischen Mittelstadt Kokkola am Bottnischen Meerbusen. Schweden ist immerhin schon beinahe in Sichtweite, die Landschaft ist auch potenziell Astrid-Lindgren-kompatibel, doch was man in dieser Idylle nicht unbedingt vermuten würde, wäre ein Kammerorchester von Weltrang. Doch eben dies gibt es eben auch in Kokkola.

Rathaus der finnischen Stadt Kokkola am Bottnischen Meerbusen. Bildquelle: http://de.wikipedia.org; Foto: Tomisti


1972 gründete der Dirigent Juha Kangas dort das „Ostrobothnian Chamber Orchestra“. Seither hat sich das Orchester weltweit einen hervorragenden Ruf erspielt und tritt bis dato auf über 50 CD-Aufnahmen in Erscheinung. Das Repertoire des Ensembles umfasst praktisch alles, vom Barock bis in die jüngste Zeit. Vor allem Komponisten des 21. Jahrhunderts finden sich auf den Konzertprogrammen des Ostrobothnian Chamber Orchestra, ist es doch das Orchester Finnlands, das die meisten Kompositionsaufträge an junge Künstler vergibt.

Unter dem Titel „Fiddler’s Spring“ erschien nun unlängst die neueste CD des Orchesters, das – so viel sei gleich vorab verraten – hiermit die in meinen Ohren bislang schönste CD des jungen Jahres 2012 vorgelegt hat (Die CD erschien zwar noch in den letzten Tagen des Jahres 2011, doch praktisch erhältlich ist sie somit erst seit Januar 2012). Die Veröffentlichung umfasst sieben Stücke, überwiegend für Streicherensemble. Darunter sind so bekannte und beliebte Werke wie etwa die „St. Paul’s Suite“ von Gustav Holst und das Opus 1 von Einojuhani Rautavaara mit Namen „Pelimannit“ („Die Fiedler“), und das Programm reicht ferner bis hin zu absoluten Raritäten, wie dem Divertimento Nr. 1 des ungarischen Spätromantikers Leó Weiner oder Werken aus jüngster Zeit, wie etwa einem 2006 komponierten Stück des erst 2008 verstorbenen Finnen Pehr Henrik Nordgren.

Die Veröffentlichung kommt als Super Audio CD unter dem treffenden Titel „Fiddler’s Spring“ und stellt ausschließlich solche Kompositionen zusammen, die im Zeitraum vom beginnenden 20. bis zum beginnenden 21. Jahrhundert unter dem Vorsatz komponiert worden waren, die Volksmusik britischer und skandinavischer Provenienz mit der hohen „Kunstmusik“ zu verquicken. Das Endergebnis ist die für meine Ohren unterhaltsamste und schlicht und erfreifend schönste CD des bisherigen Jahres.
Wer bislang glaubte, Holsts St. Paul’s Suite sei ein Solitär munterer Zurschaustellung musikantischer guter Laune auf höchstem Niveau, hat diese CD noch nicht gehört: Jedes Stück ist ein Volltreffer. Es gibt hier wahrlich keine „Ausfälle“. Die CD bietet fast 70 Minuten Hörgenuss der schönsten Art. Dabei sind die vertretenen Stücke durchaus keine reinen Gelegenheitswerke oder „nette“ Stückchen von irgendwelchen Kleinmeistern. Tatsächlich erweisen sich alle musikalischen Werke auf dieser wunderhübschen Veröffentlichung als veritable kleine Meisterwerke, die nicht nur beim einmaligen, zweimaligen Hören Spaß machen, sondern für lange Zeit einen Stammplatz im SACD-Player beanspruchen werden.

Stichwort SACD: Diese Veröffentlichung lohnt sich auch für HiFi-Fans! Selten habe ich eine so natürlich und klangschön aufgenommene Streichorchester-Einspielung aus meinen Boxen perlen gehört. Der Aufnahmesound dieser Neuheit vom finnischen Qualitätslabel „ALBA“ hält höchsten Ansprüchen stand und kann also auch aus dieser Perspektive nur wärmstens empfohlen werden.

Fazit: Eine rundum lohnenswerte Veröffentlichung, bei der die Musik begeistert, die Interpretation entzückt und die die HiFi-Anlage zu Höchstleistungen antreibt. Wunderbar!
Im Februar ist es sicher noch zu früh, von potenziellen Kandidaten für die CD des Jahres zu sprechen, doch diese hier kommt schon mal prophylaktisch auf die Auswahlliste.

((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „Klassik Center Kassel, zur Verfügung gestellt.))

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