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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Michael
Michael Jackson

(2010)
Epic/MJJ Music/Sony Music

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Michael Jackson - Michael

Zwischen Heldenverehrung und Leichenfledderei

von Rainer Aschemeier  •  28. März 2011

Als nach dem Tod Michael Jacksons bekannt wurde, dass noch Musik für etwa neun (!) komplette Alben vorliege, welche aber in einem unvollständigen Status sei und erst noch von namhaften Produzenten „fertiggestellt“ werden müsse, war Schlimmes zu erwarten. Zwar hatte Michael Jackson in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten selbst eifrig daran gearbeitet, dass seine Alben kaum mehr für voll genommen werden konnten, doch wer, wie ich, in den goldenen Achtzigern popsozialisiert wurde, für den ist klar: Michael Jackson ist der Meister! Punkt! Alle, die Gegenteiliges zu sagen haben: Setzen, Sechs in Popmusikgeschichte!

Zu groß war und ist immer noch der Nimbus von Alben wie „Off the Wall“ und „Thriller“, produziert von keinem Geringeren als Quincy Jones, eingespielt von der Creme de la Creme der Session-Mucker ihrer Zeit, darunter die komplette Toto-Besatzung, Eddie Van Halen, etc. unter Beteiligung von Paul McCartney, Diana Ross. Jetzt mal ernsthaft: Das ist nicht nur unglaublich gut gewesen, es war einfach die Musik, die ALLES kommende im Bereich der Popmusik so entscheidend prägte, dass man aus heutiger Sicht in eine Ära vor und nach „Thriller“ unterscheiden muss. Michael Jackson beeinflusste nicht nur Funk, Pop und Rock sondern eine ganze Generation von Subkulturen.

Tragisch war es mitansehen zu müssen, wie zuerst die Qualität der Alben – begonnen mit „Bad“ und endend im erschreckend schwachen „Invincible“ und anschließend der Ruhm schwand, Letzteres begleitet von absolut bizarren Gerichtsprozessen und Pädophilie-Vorwürfen, an denen – und das ist das Schlimmste – wohl vermutlich auch das eine oder andere „dran“ gewesen sein dürfte.

Nun also der vorerst erste Schlussakkord – von mehreren, die noch folgen dürften. Ein kurzes Fazit vorab: Es hätte schlimmer kommen können. Auf „Michael“ findet sich manche geschmackvolle Pop-Nummer, wie etwa „Hold my Hand“ (Duett mit Akon), „Hollywood Tonight“ oder “(I Can’t Make It) Another Day (mit Lenny Kravitz als Lückenfüller). Besonders gespannt konnte man sein auf die Songs, die als Konzept noch aus der „Thriller“-Ära übrig geblieben waren. In letzterem Punkt machen wir es kurz und schmerzlos: Sie waren wohl nur im Rohzustand und selbst diese Rudimente sind von den Goldkettchen-Produzenten des 21. Jahrhunderts vernichtet worden. Schade. Warum ist eigentlich kein Mensch mal auf die Idee gekommen, mal Quincy Jones zu fragen, was der aus den Songs gemacht hätte, die ja zu den Zeiten begonnen wurden, als er noch regelmäßig mit Jackson zusammenarbeitete und dessen Sound entscheidend prägte.

Es war aus Sicht des Hörers eindeutig ein Fehler, einen erkennbar „alten“ Song, wie „Behind the Mask“, in dem Michael Jackson klingt, wie ein 20-Jähriger (war er damals ja auch…), so zu produzieren, als hätte ihn der Jackson der „Blood on the Dancefloor“-Zeit eingespielt. Das sind dann auch die – leider viel zu zahlreichen – geschmacklosen Momente eines Albums, von dem das Fazit aber ernüchtert „positiv“ bleibt: Es hätte wirklich schlimmer kommen können.

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