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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Symphonies of Wind Instruments
Blasorchester der Könliglich Norwegischen Marine - I. Bergby

(2014)
2L / Vertrieb: Naxos

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Symphonies of Wind Instruments

2L schlägt wieder zu: Gnadenlos realistischer Sound, der nicht jedem behagen dürfte.

von Rainer Aschemeier  •  19. März 2014
Katalog-Nr.: 2L 102 / EAN: 7041888519126

„Symphonies of Wind Instruments“ heißt ein neues Album des norwegischen HiFi-Labels 2L. Und damit dürfte schon klar sein, wohin die Reise geht: Bei diesem Titel liegt zumindest ein Stück gleich auf der Hand, nämlich Igor Strawinskys „Bläsersinfonien“.

Rund um dieses Hauptwerk der klassischen Moderne hat man bei 2L für gleichartigen Nachschub gesorgt: Hindemiths Konzertmusik für Blasorchester von 1926 und seine Symphony in B-Flat for Concert Band von 1951, Arnold Schönbergs „Thema und Variationen“ Op. 43a von 1943 und abschließend noch Rolf Wallins „Changes“ von 1984.

Was ist das alles nun? Kein einziges dieser Stücke ist eine reinrassige „Sinfonie“ im Sinne des Wortes. Und so liegt die CD auch programmatisch ganz auf der Linie von Strawinskys „Bläsersinfonien“, die weder mehrere „Sinfonien“ sind, noch überhaupt eine Sinfonie. Es geht hier also auch um Verwirrspielchen, um eine Herausforderung des Hörers. Das entzückt sicher die, die das begreifen. Alle anderen erhalten mit dem Titel des Albums zumindest erst einmal eine grobe Inhaltsbeschreibung und können damit auch ganz zufrieden sein.

Interpretiert wird dieses expressionistisch bis modern geprägte, durchaus schwierig zu nennende, Repertoire von der Blaskapelle der Königlich Norwegischen Marine unter Leitung von Ingar Bargby. Wie viele ähnlich gelagerte Militärblasorchester musiziert auch dieses aus Norwegen spieltechnisch auf allerhöchstem Niveau.

Was wir hier hören, ist wirklich und wahrhaftig vollkommen makellos eingespielt. Manches davon kommt allerdings emotional distanziert und kühl rüber. Jedoch kann man das nicht unbedingt den Musikern anlasten, denn viele Dirigenten unterliegen ja dem Irrtum, Hindemith und Strawinsky müsse man quasi „emotionsbereinigt“ darbieten. In diesem Sinne hören wir hier also eine Einspielung, die sich durchaus in einen schon seit Jahrzehnten grassierenden Trend eingliedert.

Doch auch der typische 2L-Sound trägt mit dazu bei, dass sich beim Hören dieses Album keine Kuschelatmosphäre einstellen will. Wie immer durchhörbar bis zum letzten Atemzug erkauft sich 2L auch diesmal wieder kompromisslose Transparenz und Räumlichkeit mit etlichem Ventilgeklapper und einem insgesamt störgeräuschanfälligen Raumeindruck. Das wirkt sehr real und lebensnah, was man auf der „Plusseite“ verbuchen muss. 2L ist das Label, das weltweit am meisten Wert auf klangliche Transparenz und Authentizität legt.
Ich frage mich aber immer wieder, ob das wirklich das ist, was ein HiFi-affiner Plattenkäufer eigentlich sucht. Ist der Audiophile nicht gerade derjenige, der im Konzertsaal von den kleinen Störgeräuschen rund um ihn so genervt ist, dass er sich zuhause teure Spezialelektronik gekauft hat, um völlig störfreie Musik genießen zu können?
Bei 2L bekommt er das realistischst mögliche Klangerlebnis, damit aber auch alle Klicker- und Klackergeräusche eines Blasorchesters frei Haus geliefert. Ich gebe zu: Auch wenn ich ein ausgesprochener Transparenz-Fan bin was die klangliche Anlage von Einspielungen klassischer Musik angeht, geht mir Vieles aus dem Hause 2L einen Schritt zu weit. Hier wird harte Sachlichkeit aufgetischt, während andere, vielleicht etwas weniger realitätsnahe Aufnahmen oft eleganter wirken.
Letztendlich bleibt alles an diesem Album Geschmackssache. So auch, dass man es gleich in drei verschiedenen Formaten bekommt, wenn man diese Platte kauft: Enthalten sind Blu-ray Audio, SACD und (auf der SACD-Hybrid-Disc) zusätzlich noch die „normale“ CD-Spur.
Meine Rezension bezieht sich auf die Blu-ray Audio-Tonspur, wobei SACD und CD klanglich ebenfalls sehr nah an der Blu-ray-Spur liegen.

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