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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Lorin Maazel conducts Sibelius
Pittsburgh Symphony Orchestra - L. Maazel

(2011)
Sony classics

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Jean Sibelius - Sinfonien 1-7, Sinfonische Dichtungen, Violinkonzert, etc.

Sensationelle Sibelius-Einspielungen — Die womöglich besten am Markt!

von Rainer Aschemeier  •  6. November 2011
Katalog-Nr.: -- / EAN: 886978083326

Eine wirklich großartige Sibelius-Box ist dieses Jahr bei Sony Classics erschienen! Die auf 5 CDs verteilten Aufnahmen des Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Lorin Maazel zum Budgetpreis von lediglich 15-20 Euro gehören definitiv zu den besten Sibelius-Zyklen, die derzeit am Markt erhältlich sind und toppen die (wesentlich bekannteren) Sibelius-Einspielungen, die Maazel in den 1960er-Jahren mit den Wiener Philharmonikern auf DECCA vorgelegt hatte — ...und das nicht nur in klangtechnischer Hinsicht.

Während Maazels DECCA-Zyklus der Sinfonien des Komponisten Jean Sibelius, der den Finnen berechtigtermaßen geradezu als „Nationalheiliger“ gilt, zwar eine echte Pioniertat war (die wenigsten Mitteleuropäer wussten seinerzeit, dass es jemanden namens Sibelius überhaupt gegeben hatte), war die Edition in jeder anderen Hinsicht doch alles andere als besonders. Es handelt sich bei den DECCA-Aufnahmen vielmehr aus heutiger Hinsicht um eine von vielen Einspielungen ohne größere Besonderheiten. Maazels Sony-Box mit dem Sinfonieorchester aus Pittsburgh, die neben den Sinfonien zudem noch einige Sinfonische Dichtungen, den „Valse triste“, die Karelia-Suite, die Violin-Serenade und das berühmte Violinkonzert enthält, ist hingegen ein echter Geniestreich und gehört zu den Großtaten der Tonträgergeschichte.
Sagenhaft, wie die siebte Sinfonie unter Maazels Leitung atmet und pulsiert, wie die Dritte von ihm regelrecht „freigelegt“ wird und in einer faszinierend leichten neoklassischen Lesart daherkommt, wie federnd und animierend die Karelia-Suite musiziert wird, wie ätherisch und nebelverhangen die Violin-Serenade tönt, wie chirurgisch die fünfte Sinfonie geradezu Ton für Ton „seziert“ wird… und, und, und… Es ist einfach nur atemberaubend, wie grandios diese Aufnahmen sind. Beim Violinkonzert musiziert Julian Rachlin als Solist, wobei anzumerken ist, dass diese Partie in anderen Händen schon überzeugender ausgefüllt wurde. Doch was ist dieses leichte Manko gegenüber der fantastischen Lesart der Karelia-Suite und der Sinfonischen Dichtungen, die wir hier zu hören bekommen?

Diese Box ist somit in einem Atemzug mit Jahrhundertmonumenten, wie etwa den fantastischen Karajan- und Järvi*-Einspielungen der Sibelius-Musik zu nennen. Von Karajan gibt es bekanntermaßen keinen kompletten Sinfonienzyklus der Sibelius-Sinfonien, und sowohl die Karajan’schen EMI- als auch dessen Deutsche Grammophon-Hinterlassenschaften sind klangmäßig auch arg in die Jahre gekommen. Der Järvi-Zyklus auf BIS hingegen ist nach wie vor unverschämt teuer. Unter diesen Gesichtspunkten ist die hier neu vorliegende Maazel-Box nicht nur eine echte Gelegenheit, sondern vielmehr die derzeitige Empfehlung schlechthin. Vor allem die Sinfonien wird man kaum gleichwertig oder gar besser finden. Da verblassen selbst die sonst viel gelobten Zyklen von Leonard Bernstein, Simon Rattle und Colin Davis, die mir im Vergleich zu Maazels Pittsburgh-Aufnahmen geradezu matt erscheinen (und teilweise übrigens auch nur mit relativ mäßigen Orchesterleistungen aufwarten können, was mich insbesondere bei Bernsteins Sibelius-Zyklus mit den Wiener Philharmonikern immer wieder überrascht).

Die Sony-Box, die hier vorgestellt wird, ist auch klanglich in der Oberliga situiert. Auch wenn sie soundmäßig sowohl hinter den BIS-CDs (Järvi) als auch hinter Rattles beeindruckend gut aufgenommenem EMI-Zyklus aus den 1980er-Jahren leicht zurücksteht, dürften diese Mittneunziger-Sony-Aufnahmen auch anspruchsvollere HIFI-Affiçionados zufriedenstellen. Lediglich über dem Höhenbereich liegt ein samtiger „Schleier“, der die Streicher gelegentlich etwas zu „düster“ erscheinen lässt. Aber das grandiose Blech des sagenhaft hochkarätig und auf alleroberstem Weltklasseniveau agierenden Pittsburgh Symphony Orchestra pustet so machtvoll und auf Hochglanz poliert aus den Boxen, dass es die reine Freude ist.

Fazit: Etwas anderes als diese zu Box kaufen, wäre Verschwendung und somit schlicht ein Fehler! Schade ist allerdings, dass die Zusammenstellung völlig ohne Booklet ausgeliefert wird. Aber für den, der mehr wissen will, gibt’s schließlich Konzert-/Kulturführer oder Musiklexika!
———————————————————————————— *In Sachen Järvi ist zu beachten, dass es zwei Sibelius-Zyklen gibt: Einen aus den 1980er-Jahren für BIS, der zu den grandiosesten überhaupt gehört und einen zweiten für Deutsche Grammophon aus den Jahren 1992-2005, den man einfach nur als komplett „verunglückt“ bezeichnen muss.

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