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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

B. Romberg - Cellosonaten Op. 5
Davit Melkonyan (Cello) & Mikael Balyan (Klavier)

(2013)
Deutsche Harmonia Mundi / Vertrieb: Sony

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Bernhard Romberg - Cellosonaten Op. 5

Erfreulicher Versuch zur Wiederentdeckung von Rombergs virtuoser Cellomusik - leider verunglückt...

von Rainer Aschemeier  •  6. Juli 2013
Katalog-Nr.: 88883722872 / EAN: 888837228725

Er musizierte mit seinem Bruder und Ludwig van Beethoven im Haus von Elonore Breuning, einer Klavierschülerin Beethovens: Der Cellist und Komponist Bernhard Romberg. Er galt zu seinen Lebzeiten als der „Paganini des Cellos“, und dies – wie die nun bei „Deutsche Harmonia Mundi“ veröffentlichten Cellosonaten Op. 5 Rombergs zeigen – ganz zurecht.

Romberg fordert von seinen Interpreten eine irrwitzige Beherrschung der spieltechnischen Mittel – und diese Forderung erstreckt sich übrigens nicht nur auf den Part des Cellisten, sondern auch auf den Klavieranteil dieser Sonaten. Rombergs Kompositionen huldigen trotz ihrer durchaus zeitgemäßen Virtuosität, die typisch für das frühe 19. Jahrhundert war, als diese Sonaten entstanden, einem schon zu Rombergs Lebzeiten verflossenen musikalischen Ideal.
Rombergs Sonaten aus dem Jahr 1803 sind vordergründig sehr wohl Werke ihrer Zeit, weisen aber immer wieder weit zurück bis in die Frühzeit (!) Haydns, beinahe bis in den Spätbarock.

Mit ihrer quirligen, nie enden wollenden Virtuosität gibt es auf diesem Album kaum einen ruhigen Moment. Melodien, so scheint es, sind für Romberg vor allem Herausforderungen, um zu zeigen, wie kunstvoll man sie verzieren, ausschmücken, aufwendig modulieren oder einfach nur in atemberaubender Geschwindigkeit spielen kann.

Diese Musik bräuchte Interpreten, die sich nicht als vordergründige Techniker erweisen, sondern diesen Stücken – die perse schon aus ihrer Anlage heraus zur Oberflächlichkeit neigen – Tiefe und Gehalt verleihen.

Leider ist das dem Cellisten Davit Melkonyan und dem Pianisten Mikael Balyan nicht gelungen. Beide sind fantastische Virtuosen auf ihrem Instrument, spieltechnisch jederzeit Herr der Lage. Doch haben sie einfach kein Gespür für die Wichtigkeit der Dynamik bei Musik wie dieser. Gleichförmig mit nur geringen dynamischen Schwankungen tackern sie sich durch Rombergs Musik. Das ist und bleibt auch nach mehrmaligem Hören unbefriedigend.

Auch die Tontechnik, die vom Deutschlandfunk angelegt wurde, lässt leider sehr zu wünschen übrig. Vor allem das historische Lagrassa-Fortepiano aus dem Jahr 1815 klingt spröde, trocken, hart… und es quietscht! Das hätte der Tontechnik nicht passieren dürfen, dass wir mit so vielen störenden mechanischen Nebengeräuschen bei dieser Klavieraufnahme leben müssen. Es ist leider nicht das erste Mal in letzter Zeit, dass ausgerechnet die Tontechniker des renonmmierten Deutschlandfunk hier eine Klangumgebung eingefangen haben, die ganz und gar nicht zu überzeugen versteht. Dies schließt auch das Cello ein, das räumlich viel zu nah am Klavier zu sein scheint.

Fazit: An sich ist es erfreulich, dass sich einmal ein Label dem beinah vergessenen Werk Bernhard Rombergs widmet. Aber mit dieser CD wird man nicht viele Freunde für Rombergs Werke gewinnen können. Sehr viel besser ist da schon die Einspielung von Romberg-Stücken durch Cellolegende Anner Bylsma und den „Smithsonian“-Pianisten Stanley Hoogland, erschienen in den 1990er-Jahren bei Sony Classical in der „vivarte“-Reihe.

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