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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

E. Satie - Gymnopédies / Gnossiennes
R. de Leeuw

(2012)
DECCA

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Erik Satie - Gymnopédies, Gnossiennes, etc.

Eine der besten alten Philips-Aufnahmen, nun wiedergeboren auf dem DECCA-Label

von Rainer Aschemeier  •  18. April 2012
Katalog-Nr.: CD 0289 478 3364 2 DB / EAN: 0028947833642 EAN: 747313269570

Eher selten kommt es auf unserer website zu Rezensionen von Wiederveröffentlichungen, schon gar nicht von solchen, die im Rahmen von den oft ziemlich lieblos zusammengewürfelten Billigserien der Majorlabels im Akkord auf den Markt geworfen werden.
Doch in letzter Zeit – das muss man schon feststellen – haben die Majors echte Perlen aus ihren Lagern geholt, bei denen Klassik-Einsteiger garantiert nichts falsch machen können, während Kenner mit der Zunge schnalzen und sich freuen können, dass sie für nur 5, 6 oder vielleicht höchstens noch 7 Euro an echte Highlights der Tonträgergeschichte kommen können, die bis vor Kurzem noch zu Sammlerpreisen gehandelt wurden.
Vor Kurzem erst hatten wir bei www.the-listener.de so ein Highlight, als EMI die einfach nur beste Aufnahme des „Karnevals der Tiere“ von Camille Saint-Saëns zum Schleuderpreis wieder unters Volk brachte (für ausführliche Rezension hier klicken).
Nun erscheint im Rahmen der Universal-Billigwiederverwertung des ehemaligen Philips-Classics-Katalogs, der seit einiger Zeit ziemlich lieblos und für viele Käufer sicher auch sehr verwirrend auf DECCA umgelabelt wird, eine der grandiosesten Klavieraufnahmen, die in der glorreichen Philips-Classics-Geschichte überhaupt je erschienen waren.
Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Einspielungen der bekanntesten Klavierwerke des Franzosen Erik Satie, die der niederländische Pianist und Neue-Musik-Spezialist Reinbert de Leeuw Ende der 1970er- / Anfang der 1980er-Jahre bei Philips aufnahm.
Diese Satie-Aufnahmen sind unerreicht, was ihre Reduzierung auf das Notwendigste angeht, die fast schon Ausschaltung jeglicher emotionaler Betonung der Musik, die faszinierenderweise gerade dadurch erst ihre opalisierende, mystische Aura erlangt. Während spätere Interpreten, wie z. B. Pascal Rogé, Satie fast immer auch als Abkömmling des französischen Impressionismus sahen, begriff de Leeuw das Werk dieses Sonderlings als das, was es war: Als Solitär in der Musikgeschichte, als eigenständigen Kosmos, der eine Hinwendung zum Impressionismus nicht nur gar nicht nötig hat, sondern geradezu negiert.

Reinbert de Leeuw nahm seinerzeit das gesamte damals bekannte Klavierwerk Erik Saties auf, später erschien das Ganze als viel verbreitete 3-CD-Ausgabe zu einem Preis von etwa 20 DM pro CD in einer reizvollen und über lange Zeit erhältlichen Gesamtausgabe, die nur zu empfehlen ist.
Wer den „ganzen“ Satie aber nicht braucht, sondern eben nur die bekannten „Gymnopedies“ oder die fast genauso bekannten „Gnossiennes“ sucht und darüber hinaus einen Blick über diesen Tellerrand nicht scheut, ist mit der hier vorgestellten CD bestens bedient.

Dies ist einer der seltenen Fälle, wo tatsächlich mal eine Jahrhundertaufnahme zum Schleuderpreis zu haben ist. Wer sie noch nicht in seinem CD-Regal hat, sollte unbedingt zugreifen!
Natürlich kommt die CD – wie bei den Billigserien üblich – ohne jegliche Info, ohne Booklet, etc., aber diese Musik spricht für sich selbst, gerade in der vorliegenden, wirklich ganz unglaublich innigen Interpretation, die alles andere, was an Satie-Interpretation in den 80er-Jahren stattfand, tief in den Schatten stellt.
Der Sound ist etwas in die Jahre gekommen, aber ist dennoch gut. Ein hörbares Grundrauschen verpasst der Aufnahme eine fast angenehme, schon leicht historische Aura. Fehlende Höhen jedoch sind eine Sünde der damaligen Philips-Tonmeister, die auch durch moderne Technik nicht wieder gutzumachen ist.

Dennoch: Diese CD ist Pflichtprogramm und gehört zum Großartigsten, was man sich per Tonkonserve geben kann. Ein absolutes Muss, für den, der sie nicht kennt!

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