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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

O. Messiaen - Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité
Daniel Beilschmidt (Orgel)

(2013)
Genuin / Vertrieb: note 1

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Olivier Messiaen - Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité

Einfach eine gute Idee!

von Rainer Aschemeier  •  28. Mai 2013
Katalog-Nr.: GEN 13276 / EAN: 4260036252767

Die Musik des 20. Jahrhunderts gehört oft genug nicht gerade zu den Verkaufsschlagern der Klassik-Labels. Das ist vor allem deswegen schade, weil es doch zahlreiche Werke aus dem letzten Jahrhundert gibt, die ohne Umschweife zu den wertvollsten Schöpfungen der Musikgeschichte überhaupt gezählt werden können. Es ist einfach schade, dass das allgemeine Publikum nach wie vor bereit ist, auf diese wunderbare Musik fast zu verzichten oder – etwas milder formuliert – sie doch zumindest weniger wertzuschätzen, als die Musik früherer Jahrhunderte.

Interessanterweise gilt eine solche „Weltordnung“ nicht mehr, wenn man sich in die einzelnen Nischen der Musikvermarktung begibt. Nehmen wir etwa die Orgelmusik, so ist festzustellen, dass – natürlich – Johann Sebastian Bach als „Übervater“ der Orgelmusik das Feld der verfügbaren Einspielungen mit weitem Abstand dominiert. Doch schon an zweiter Stelle – und das kann man getrost so sagen – folgt die Orelmusik Olivier Messiaens. Sie zählt nicht nur zum Musikerbe des 20. Jahrhunderts, sondern eben auch zum Besten, was es in Sachen Orgelrepertoire überhaupt gibt.

Nun ist im Rahmen der vom Volkswagen-Konzern co-finanzierten „movimentos edition“ beim deutschen Label Genuin eine neue Einspielung von Messiaens „Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité“ erschienen, die aufhorchen lässt.
Organist Daniel Beilschmidt – seines Zeichens Thomas-Organist in Leipzig und somit in langer Linie Nachfolger Johann Sebastian Bachs – hat sich nämlich dafür entschieden, die Musik Messiaens an eben der Orgel einzuspielen, an der Messiaen über 30 Jahre lang slebst Organist gewesen ist. Dies erweist sich in der vorliegenden Aufnahme als hervorragende Idee.
Nun ist es nicht so, dass Beilschmidt etwa der erste gewesen wäre, der diesen Weg geht. Bedenken wir etwa, dass Messiaen selbst seine Orgelwerke einst auf der Orgel der Église de la Sainte-Trinité in Paris eingespielt hat. Andere Organisten folgten seinem Beispiel. Jedoch ist Beilschmidt interpretationstechnisch hier ein echter Coup geglückt, der womöglich auch mit der hervorragenden Tontechnik der Genuin-Tonmeister zu tun hat.

Beilschmidt hat die Orgel der Église de la Sainte-Trinité im Rahmen eines Studienaufenthalts eingehend kennengelernt. Er gibt im Booklet in einem durchaus interessant zu lesenden Interview Auskunft über ihre Besonerheiten. Die Orgel, so Beilschmidt, interagiert mit der Architektur der Église de la Sainte-Trinité, sodass bestimmte Register dort einfach anders klingen, als wenn man vergleichbare Register auf einer anderen Orgel romantischen Zuschnitts heranziehen würde.
Insgesamt zeichnet sich das riesige Instrument in Paris durch einen merkwürdig „soften“ Klang aus, auch dann, wenn durch den Einsatz üppigster Register buchstäblich Mark und Bein der Hörer erschüttert werden.

Es zeigt sich, dass Daniel Beilschmidt nicht nur ein sehr versierter Interpret ist, der insbesondere mit der vertrackten Rhythmik der Messiaen-Stücke weit besser zurechtkommt, als manch anderer, durchaus auch namhafterer, Zeitgenosse. Er ist vielmehr auch einer, der weiß, wie man Register so kombiniert, dass sie möglichst werkdienlich und interessant klingen.
In Kombination mit der gelungenen, sehr räumlichen, Tontechnik, die darauf setzt, den üppigen Naturhall der Kirche in Paris nicht etwa „auszublenden“, sondern voll ins Konzept mit einzubeziehen, enstand hier eine CD, an der eigentlich kein echter Orgelmusikfan vorbei kommt.

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