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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

B. Bartók - Werke für Violine und Klavier, Vol. 2
James Ehnes (Geige), A. Armstrong (Klavier)

(2013)
chandos / Vertrieb: note 1

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Béla Bartók - Werke für Violine und Klavier, Vol. 2

von Rainer Aschemeier  •  26. Februar 2013

Zur Rezension dieser CD aus dem Hause chandos habe ich mir viel Zeit gelassen, die Platte immer und immer wieder gehört, um nicht meinem ersten Impuls nachzugeben. Doch an meiner Meinung hat sich auch nach vielfachem Hören nichts geändert: Diese Einspielung ist die (zumindest spieltechnisch) beste Aufnahme der hier enthaltenen Violinmusik Béla Bartóks, die ich bislang gehört habe.

Und so kann man schon im Februar 2013 feststellen: So viele hervorragende Veröffentlichungen wie in den ersten beiden Monaten dieses Jahres erschienen sind, hat es fast im gesamten letzten Jahr nicht gegeben. Die Klassikbranche stellt einen doch immer wieder vor Rätsel und (in diesem Fall) vor sehr positive Überraschungen.

James Ehnes ist der ideale Bartók-Interpret. Er hat einfach alles, was man für diese Musik benötigt: Perfekte, absolut makellose Technik, Sinn für’s Dramatische, eine große Phrasierungsgabe und nicht zuletzt an den Stellen, die es brauchen, auch einen volkstümlichen Tonfall, der sehr „ungarisch“ rüberkommt.
Die Sonate für Solovioline gerät unter Ehnes zu einer Demonstration virtuoser Fähigkeiten, wie man sie nicht häufig zu hören bekommt. Ehnes geht diese Sonate erstaunlicherweise (aber sehr überzeugend!) recht „klassisch“ an, stellt Bartóks Stück als Punkt in einer Traditionslinie vor, die einst mit den Meisterwerken Bachs ihren Anfang nahm.
Das ist ein Ansatz, der – wie gesagt – überrascht, aber vom ersten Moment an sehr für sich einnimmt.

Ganz anders nehmen Ehnes und sein Duettpartner Andrew Armstrong die frühe, noch spätromantisch geprägte Sonate in e-Moll aus dem Jahr 1903. Hier steht Bartók plötzlich mit Namen wie Brahms und Bruch in Verbindung. Und Ehnes erliegt – glücklicherweise – nicht der Versuchung, aus dieser ziemlich konservativen Sonate ein Stück Musikmoderne gestalten zu wollen. Ganz konsequent tragen hier beide Musiker mit dickem Pinsel spätromantisches Klangkolorit auf. Ebenfalls sehr überzeugend!

Abschließend folgen die drei Suiten „Ungarische Volkslieder“, „Ungarische Volksmelodien“ und „Rumänische Volkstänze“. Von ihnen sind vor allem die Rumänischen Volkstänze sehr bekannt geworden. Nicht nur, weil es sie auch in einer orchestrierten Fassung gibt, sondern auch deswegen, weil sie ganz objektiv gesehen einfach die beste der drei „volkstümlichen“ Suiten repräsentieren.
James Ehnes schafft hier den bemerkenswerten Spagat zwischen der Nähe zur Folklore und dem expressionistischen, typisch „Bartók’schen“ Tonfall, der die Musik des Ungarn zu dieser Zeit (Mitte der 1920er- bis 1930er-Jahre) auszeichnete.
In den „Rumänischen Volkstänzen“ spielt er die Flageoletts so sauber und hinreißend schön, wie ich sie selten gehört habe.

Bei dieser CD brauche ich keine großen Reden zu halten: Sie ist von vorn bis hinten einfach großartig, und es würde mich nicht wundern, wenn sie bald auf diversen „Referenzlisten“ auftaucht.
Dies nicht zuletzt auch deswegen, weil die Aufnahme – im Prinzip chandos-untypisch – recht trocken und mit wenig Hall einhergehend aufgenommen wurde. Das führt zu einem schönen und vor allem sauberen Kammermusikaufnahmeklang, den man insgesamt nur loben kann.

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