J. M. Haydn - Complete Wind Concertos Vol. 1
Salzburger Hofmusik - W. Brunner, diverse Solisten

(2013)
cpo / Vertrieb: jpc.de

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Johann Michael Haydn - Complete Wind Concertos Vol. 1

Bläserkonzerten vom "Bruder des ungleich berühmteren Joseph..."

von Ulrich Hermann  •  26. November 2013
Katalog-Nr.: CPO 777 781 – 2 / EAN: 761203778126

In welch herrlichen Zeiten leben wir, die Musiker und die Musik-Freunde! Seitdem die CD ihren Siegeszug angetreten hat – zu Beginn hieß es noch, diese Plastikscheibe könne keine Energie übertragen, im Gegensatz zur Vinyl-Scheibe – ist eine beispiellose Entwicklung eingetreten in den vergangenen drei Jahrzehnten: Entdeckungen über Entdeckungen, Ausgrabung über Ausgrabung. Musik, deren Vorhandensein nicht einmal die Spezialisten kannten, wird in zunehmendem Maß neu- oder wiederentdeckt und auf CD gebrannt. Und was für Welten sich da auftun! Kaum, dass man mehr mit dem Hören der Neuerscheinungen nachkommt!

So auch die vorliegende CD mit Konzerten und Konzertinos von Johann Michael Haydn, dem jüngeren Bruder des ungleich berühmteren Joseph. Über sein Leben und Wirken – 43 Jahre lang war er vor allem in Salzburg tätig – gibt das umfassende und sehr ansprechend gestaltete Booklet erschöpfend Auskunft. Bei Wikipedia heißt es, dass ein Grossteil seiner Musik noch der Wiederentdeckung harrt, da zu J.M. Haydns Lebzeiten kaum etwas gedruckt vorlag, das meiste sind Abschriften, die in den verschiedensten österreichischen Klöstern lagerten.
Doch zur Musik: Sehr musikalisch sind alle fünf Stücke gespielt mit Lust und Spaß. Allerdings auch mit dem nötigen Zusammenspiel – die Solisten begreifen sich nie als Herrscher oder Herrscherin; man merkt der Salzburger Hofmusik und Ihrem Leiter Wolfgang Brunner die intensive Beschäftigung mit der Zeit und der entsprechenden Musik an. Einige Solisten – die Flötistin (Solistin im Flötenkonzert, Linde Brunnmayr-Trutz) und der Trompeter Franz Landlinger (Solist im Trompeten-Concertino) – spielen im Gesamt-Ensemble mit, was man am gemeinsamen Musizieren deutlich merkt.

Mein Favorit ist das Andante aus dem Concerto für Flöte in D (auf der CD Nr. 9), wunderbar gespielt von der Solistin, aber ebenso wunderbar begleitet vom Orchester. Aber auch alle anderen Kompositionen erfüllen die Noten mit dem empfindsamsten und belebtesten Musizieren, das Anhören dieser neuentdeckten
Musik des Johann Michael Haydn ist ein Vergnügen – meistens übrigens in D-Dur – und lässt es deutlich werden, dass Wolfgang Amadé Mozart und J. Michael Haydn sich gegenseitig sehr wertschätzten. Auf eine Fortsetzung dieses verdienstvollen Projekts ist zu hoffen.