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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Barber, Ives, Copland, Cowell, Creston
Academy of St. Martin-in-the-Fields - Sir Neville Marriner

(2007/1976 (Jahr der Erstveröffentlichung))
Decca/Universal

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Barber, Ives, Copland, Cowell, Creston

Academy of St. Martin-in-the-Fields - Sir Neville Marriner

von Rainer Aschemeier  •  17. Juli 2007

Es gibt gewisse CD’s, an die geht man einfach nicht unbefangen heran. Meist sind dies solche Tonträger, die einem in früher Jugend begegnet sind und die einen aus irgendeinem Grund seitdem nicht mehr losgelassen haben. Mit der vorliegenden Veröffentlichung des allseits bekannten Decca-Labels ist just dies wieder einmal geschehen.

Aber mal ehrlich: Die gesamte Universal Reihe „The Originals“ die sogenannte „Legendary Recordings“ aus den Katalogen von Deutsche Grammophon, Philips und eben Decca in einem attraktiven Produktportfolio zusammenfasst, ist ja zu mehr als 90% eine reine Nostalgieveranstaltung. Der edelste Zweck der in dieser Serie vorgelegten CDs ist es ja, dem geneigten Käufer den Seufzer „Hach, die hatte ich mal auf LP“ abzuringen.

Hin und wieder gibt es dann aber doch wahre Schätze, sogenannte „Referenzaufnahmen“, die dann in einem schönen Remastering in der Reihe „The Originals“ wieder zu Ehren kommen. Eine Referenzaufnahme ist – zumindest in Teilen – auch die hier wiederveröffentlichte CD-Compilation von amerikanischer Klassik, die von Evergreens wie Barber’s „Adagio“ für Streichorchester und Coplands wunderschönem „Quiet City“ über eine Bereicherung der Ives-Diskographie (dritte Sinfonie) bis hin zu selten Gehörtem reichen. Zu letzterer Kategorie zähle ich jetzt mal die Stücke „Hymn and Fuguing tune No. 10“ vom Ives-Freund Henry Cowell sowie „A Rumour“ von Paul Creston.

Erscheinen die Stücke auf den ersten Blick recht unterschiedlich in Art und Anmutung, so erkennt man auf den zweiten Blick, dass alle enthaltenen Stücke mehr oder weniger neoklassisch geprägt sind. Im Prinzip haben wir hier also eine reizvolle Sightseeing-Tour durch die (nicht eben weitläufige) Prärie der US-amerikanischen Neoklassik vor uns. Hierbei ist festzuhalten, dass die Zusammenstellung des Programms hin und wieder besser ist als dessen Ausführung. So mag man sich denn trefflich über die ungewöhnlich langsamen – oder sollte man sagen langatmigen – Tempi der an sich so luftig-locker interpretierbaren dritten Symphonie des amerikanischen Vorzeige-Komponisten Charles Ives streiten. Ebenfalls kann man durchaus diskutieren, ob Cowell sein Stück wirklich so britisch-pastoral gefärbt hätte sehen wollen – klingt hier eher wie später Vaughan Williams oder Howells.

Unstrittig ist aber, dass auf dieser CD zwei der besten verfügbaren Aufnahmen von Coplands „Quiet City“ und Barber’s „Adagio“ zu haben sind – und, seien wir ehrlich, deswegen kaufen die meisten Hörer die Platte wohl auch. Paul Crestons „A Rumour“ nimmt man auch gern mit und kommt zu dem Schluss, dass diese CD mal wieder keine „echte“ Referenzaufnahme ist (wie im Übrigen die meisten der lauthals als „legendär“ vermarkteten Neuauflagen alter Universal-Backlist-Titel). Trotzdem macht sie Spaß. Warum? Weil die Jugend so schön war – ist doch klar!

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