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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

J. Haydn - Sechs Sonaten für Violine und Viola
Federico Guglielmo (Violine) / Massimo Piva (Bratsche)

(2013)
Brilliant Classics / Vertrieb: edel:kultur

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Joseph Haydn - Sechs Sonaten für Violine und Viola

Ein Blick zurück

von Rainer Aschemeier  •  24. April 2013
Katalog-Nr.: 94476 / EAN: 5028421944760

Jeder hat ja insgeheim seine Liste mit „CDs für die einsame Insel“. Zu meiner Liste gehören seit Jahren die hervorragenden Vivaldi-Einspielungen des Oiginalklang-Ensembles L’Arte dell’Arco mit Solist Federico Guglielmo auf dem cpo-Label.
Zusammen mit dem Bratschisten Massimo Piva (der bislang vor allem beim Münchner Jazz- und Neue Musik-Label ECM aufgenommen hat) veröffentlichte Federico Guglielmo im April eine CD mit den sechs Sonaten für Violine und Viola von Joseph Haydn. Diese Stücke sind nur selten zu hören, und der, der sie aufführt, begibt sich auf dünnes Eis: So wenig ist über diese Werke und die Umstände ihrer Entstehung bekannt, dass nicht einmal sicher ist, dass die Sonaten tatsächlich von Haydn stammen.

Die Qualität der Kompositionen spricht hier allerdings für sich: Die sechs Sonaten für Violine und Viola sind ganz bezaubernde Kleinodien der Kammermusik der Wiener Klassik. Doch sie sind durchaus noch mehr als das, wirken sie doch wie eine Auseinandersetzung Haydns mit barocken Vorbildwerken. In diesem Zusammenhang betrachtet sind die Stücke äußerst spannende Gattungsbeiträge zu der eh schon raren Familie der Sonaten für zwei Streichinstrumente. Beim Hören muss der Musikliebhaber natürlich zudem an die nur etwas populäreren Duette für dieselbe Besetzung aus Geige und Bratsche denken, die etwas später ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart verfasst hat.

Doch wo man auch hinblickt: Wer sich der Besetzung Geige/Bratsche gewidmet hat, hat dies stets mit einem Blick zurück in die Musikgeschichte getan. Haydn bildet da keine Ausnahme.
Im Rahmen des schmalen Repertoires für diese Besetzung ragen Haydns Stücke weit heraus. Sie sind keine Gelegenheits- sondern reife Meisterwerke. Auch wenn, wie gesagt, kaum etwas über ihre Entstehungsumstände bekannt ist, ist es sonnenklar, dass diese Stücke reine Liebhabermusik waren. Mit Werken wie diesen beglückt man bis in die heutige Zeit garantiert kein Mainstream-Publikum. Kenner jedoch heben die Augenbrauen. Das wird zu Haydns Lebzeiten nicht viel anders gewesen sein.

Federico Guglielmo und Massimo Piva werden ihrem guten Ruf auch auf der vorliegenden CD wieder einmal gerecht. An ihrer Deutung gibt es nichts Substanzielles auszusetzen. Allerdings merkt man ihnen beiden an, dass ihre Wurzeln in der Aufführung italienischer Barockmusik liegen. Und so klingt auch ihr Haydn zuweilen etwas „italianisiert“. Das verschafft einem manchmal einen Klangeindruck, den andere Solisten womöglich etwas anders angelegt hätten.

Der Klang der Aufnahme ist routiniert gut und weiß zu gefallen. Kein Wunder: Hier war einmal mehr Tonmeister Fabio Framba im Einsatz, der bislang quasi alle Aufnahmen von L’Arte dell’Arco für alle Labels abgemischt hat, auf denen dieses Orchester bislang reüssierte – von Dynamic bis cpo, von Arts bis Brilliant Classics.

Es bleibt also dabei: Das Orchester L’Arte dell’Arco und seine „Derivate“ (so, wie hier) bilden nach wie vor eines der heißesten Eisen im Schmiedeofen des niederländischen Brilliant Classics-Labels. Das darf gern so weitergehen…

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