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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

The Bach Sons
Kammerorchester Basel - Y. Kasai / S.S. Wong (Klavier)

(2014)
deutsche harmonia mundi / Vertrieb: Sony

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The Bach Sons

Gut gedacht, aber nicht gut gemacht

von Rainer Aschemeier  •  20. April 2014
Katalog-Nr. & EAN: 88883734632

Mit das Netteste an dem erstaunlich breit rezipierten Carl Philipp Emanuel Bach-Jubiläum 2014 ist, dass auch eine ganze Reihe von CDs erscheinen, die sich dem Werk der anderen „Bach-Söhne“ widmen.

Auf dieser Neuerscheinung der Deutschen Harmonia Mundi sind auf der ersten enthaltenen CD vier Klavierkonzerte aller vier Bach-Söhne (Wilhelm Friedemann, Johann Christian, Carl Philipp Emanuel und, ja, auch dem selten gespielten Johann Christoph Friedrich Bach) enthalten. Auf der zweiten CD gibt es Soloklaviermusik aller vier „Bache“.

Die Besetzung (Kammerorchester Basel unter Yuki Kasai mit dem engagierten jungen Solisten See Siang Wong an einem modernen Konzertflügel) ließ Gutes vermuten.
Doch diese CD wird für viel Diskussionsstoff sorgen – so viel ist sicher! Bei den Klavierkonzerten haben wir zum Beispiel den Kontrast zwischen dem modernen Konzertflügel und einer Ensembleleiterin, die nun wirklich die Hardcore-Tour in Sachen „historisch informierter“ Aufführungspraxis fährt. Soll heißen: Null Vibrato bei den Streichern, sehr stringent durchgehackte Tempi, die zudem teils sehr schnell ausgefallen sind. Dazu also See Siang Wong in Martin-Stadtfeld-Manier mit maniriert-unterkühltem Spiel auf einem modernen Steinway D-274.

Ich gebe zu: Wenn ich das höre, kann ich nur mit den Achseln zucken. Hier macht einfach jeder das, was er will. Nur ist das, was der Solist macht, nicht auf einer Linie mit dem, was das Orchester im Sinn hat. Das sind ganz unterschiedliche Interpretationsansätze, die hier aufeinanderprallen. Und man hört der steril wirkenden Produktion an, dass hier jeder Beteiligte seine liebe Müh und Not gehabt haben muss.

Sehr viel souveräner wirkt da schon CD2 mit den Soloklavierwerken. Doch auch hier gibt es zum Teil eklatante Schwächen. So outet sich See Siang Wong nicht in jeder Hinsicht als makelloser Techniker, doch – was schlimmer ist – seine Phrasierungen wirken häufig wie Stückwerk, das abschnittsweise einstudiert und erst im Nachhinein „zusammengesetzt“ wurde. Und was das ewige, bei Wong nun wirklich bis zum Extrem getriebene, girlandierende Verzieren der Melodien soll? Ich weiß es nicht…
Selbst der Aufnahmesound, der vom Schweizerischen Rundfunk mitgeschnitten wurde, ist nicht wirklich zeitgemäß.

Fazit: Gut gedacht ist nicht gleich gut gemacht. Und diese Doppel-CD ist (leider!) ein Paradebeispiel für dieses Motto.

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