![]() A. Vivaldi – Konzerte für zwei Violoncelli • • • • Antonio Vivaldi – Konzerte für zwei VioloncelliVivaldi auf der Goldwaage?von Rainer Aschemeier • 4. November 2014
Keine Frage: Julian Lloyd Webber ist ein Weltstar unter den Cellisten. Und unter denen gibt es ja nicht so viele, die sich mit dieser Plakette schmücken könnten. Allerdings ist bei ihm auch immer fraglich, ob dieser Ruhm wirklich ganz auf seiner Karriere als Cellist beruht oder ob nicht auch etwas vom strahlenden Glanz seines älteren Bruders, dem Musicalkomponisten von Smash-Hits wie „Jesus Christ Superstar“, „Cats“, „Phantom of the Opera“ oder „Starlight Express“ auf ihn abgefärbt hat. Mit Bach durchs Jahr Vol. IIISo nahe wie möglich am Wunder Bachvon Rainer Aschemeier • 28. Oktober 2014
Wie vielleicht regelmäßigen Lesern unseres Blogs schon bekannt ist, hat the-listener.de ein ganz besonderes Faible für Orgelmusik. Der Grund, warum es trotzdem nicht viel in diesem Genre zu rezensieren gibt, ist der, dass Orgelmusik-CDs häufig a) schlecht aufgenommen und b) mies interpretiert sind. Berüchtigt sind die etwa arhythmischen „Mini-Pausen“ unmusikalischer Organisten, die den Fluss der Musik stören und meist von einer Überforderung des Interpreten zeugen. Ebenso berüchtigt sind CDs, bei denen der Tonmeister in Sachen Mikrofonierung bei einer Kirchenorgel in schwierigen Hallverhältnissen, wie sie eben in einer Kirche vorkommen, eben auch überfordert war, sodass sich das Instrument entweder wie aus weiter Ferne aufgenommen anhört oder mehr Gebläse als Orgelmusik aus den Boxen strömt. Antonio Vivaldi – Vivaldi-Edition (66 CDs)von Rainer Aschemeier • 20. Oktober 2014 Anfang der 2000er-Jahre startete Brilliant Classics mit einer ersten, repräsentativ verpackten Vivaldi-Ausgabe. Damals umfasste sie 40 CDs und war vor allem mit Lizenzaufnahmen bestückt, von denen die meisten von italienischen Labels wie tactus kamen. Aber auch aus Ungarn bekam man einige Lizenzen vom Hungaroton-Label. Bis heute halte ich diese Ausgabe hoch in Ehren. Ist sie doch in meinen Augen eines der gelungensten Beispiele dafür, wie sich Qualität und Quantität die Hand reichen können, wenn man einen Editor daran setzt, der sein Handwerk versteht. 2010 erlebte die „Vivaldi-Edition“ ein Revival bei Brilliant Classics. In gänzlich neuer Verpackung und nun mit zwei Hand voll Eigenproduktionen ausgestattet, umfasste sie zwar nach wie vor 40 CDs, hatte aber teilweise schon einen anderen Inhalt wie noch zu Beginn des Jahrtausends. Nun, am 31. Oktober 2014, folgt das bislang umfassendste „facelift“ der Vivaldi-Edition. Eigentlich handelt es sich dabei (um im Autojargon zu bleiben) um ein ganz neues Modell. Robert de Visée - Confidences galantesWas will man mehr?von Rainer Aschemeier • 19. Juli 2014
Die Lautenmusik von Robert de Visée wird eher selten für CD eingespielt, aber es gab in der Vergangenheit doch einige Beispiele (unter denen wir übrigens eines auch bei the-listener.de rezensiert hatten, siehe hier). De Visées Lautenmusik ist sehr gut komponiert. Ihr hängt jedoch ein Anflug des Anachronistischen an, denn de Visée, der 1725 starb, gehörte zu den letzten bedeutenden Lautenkomponisten. Und obschon zu seinen Lebzeiten schon Komponisten wie Bach und Telemann musikalisch-barocke Prachtschatullen öffneten, hing de Visée mit seiner Musik eher der Weltentrücktheit der Renaissance nach. Cello con Fuoco – Bach, Ligeti, KodályTeilweise rares Repertoire für Solocello in einer Aufnahme mit Hifi-Faktorvon Rainer Aschemeier • 23. Mai 2014
„Schon wieder so eine CD mit verfehltem Titel“, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich das schöne Soloalbum der Solocellistin des Leipziger Gewandhausorchesters, Veronika Wilhelm, zum ersten Mal in Händen hielt. Ich frage mich dann immer: Wie kann so etwas sein!? Im Booklet-Text wird ganz richtig betont, wie innig, intellektuell anspruchsvoll und eigentlich ganz introvertiert die schmale Literatur für Solocello zumeist (so auch in diesem Fall) ist. Doch auf dieser Einspielung sind ja in Gestalt von Zoltán Kodály und György Ligeti zwei ungarische Komponisten vertreten, sodass wohl irgendjemand von den Labelverantwortlichen unmittelbar den Kurzschluss zog, diese Musik könne man irgendwie in Richtung von Brahms‘ ungarischen Tänzen vermarkten, so nach dem Motto: Paprika, Feuer, Zigeunerpepp. The Bach SonsGut gedacht, aber nicht gut gemachtvon Rainer Aschemeier • 20. April 2014
Die Besetzung (Kammerorchester Basel unter Yuki Kasai mit dem engagierten jungen Solisten See Siang Wong an einem modernen Konzertflügel) ließ Gutes vermuten. Doch diese CD wird für viel Diskussionsstoff sorgen – so viel ist sicher! Bei den Klavierkonzerten haben wir zum Beispiel den Kontrast zwischen dem modernen Konzertflügel und einem Dirigenten, der nun wirklich die Hardcore-Tour in Sachen „historisch informierter“ Aufführungspraxis fährt. Soll heißen: Null Vibrato bei den Streichern, sehr stringent durchgehackte Tempi, die zudem teils sehr schnell ausgefallen sind. Dazu also See Siang Wong in Martin-Stadtfeld-Manier mit maniriert-unterkühltem Spiel auf einem modernen Steinway D-274. Pietro Locatelli - Concerti Grossi Op. 1Meisterleistung der Historischen Aufführungspraxisvon Rainer Aschemeier • 21. März 2014
Die sogenannte Historische Aufführungspraxis ist ein merkwürdiges Ding. Ab Mitte der 1950er-Jahre gab es zunächst wenige, dann immer mehr Orchester, die sich einer Art des Musizierens verschrieben, die sich anhand historischer Muster entwickelte: Erstmals musizierte man auf Originalinstrumenten (oder dem, was davon übrig war) aus der Zeit der interpretierten Kompositionen, man studierte alte Bücher zur Spieltechnik der Barockzeit und der Wiener Klassik und zog sogar Gemälde aus früheren Jahrhunderten heran, um die Spieltechnik der Musiker früherer Zeiten möglichst genau nachempfinden zu können. Johann Gottlieb Graun & Carl Heinrich Graun - OboenkonzerteVon Highlights und Lückenfüllern...von Ulrich Hermann • 28. Februar 2014
Das Anhören der vorliegenden CD mit Werken von den Gebrüdern Graun – die genaue Zuordnung ist bis heute ungeklärt, wie das ausführliche Booklet mit dankenswerter Akribie darstellt – hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck: Vom wunderbar gespielten (erlebten) Concerto à 5 für Oboe, Streicher und B.c. in g-moll (CV: XIII: 144 mit den drei Sätzen Allegro, Andante und Allegro moderato, das für mich den Höhepunkt darstellt, bis zu absoluten Belanglosigkeiten, vor allem, wenn die sehr schön geblasene und klingende Oboe der Solistin Xenia Löffler fehlt. ![]() Giuseppe Tartini und andere Komponisten - "e la Scuola delle Nazioni" • • • • Giuseppe Tartini und andere Komponisten - "e la Scuola delle Nazioni"von Rainer Aschemeier • 30. Januar 2014
Offenbar aber haben die Guglielmos noch immer nicht genug von ihrer Liebe zur Musik Tartinis. Und so legte unlängst Giovanni Guglielmo zusammen mit dem Orchestra Barocca Andrea Palladio eine neue CD vor, die sich der Musik Tartinis widmet. Sie kümmert sich aber auch, und das ist die eigentliche Besonderheit, um die Stücke aus der Feder von Tartinis Schülern, die der Meister aus Padua zu Hunderten hatte und in der 1728 von ihm gegründeten „Scuola delle Nazioni“ um sich scharte. ![]() Windhauch - Tänze von Leben und Tod • • • • Windhauch - Tänze von Leben und TodMusikalischer Totentanzvon Ulrich Hermann • 15. Januar 2014
Angela Koppenwallner entlockt „ihren“ Cembali – auch die guten Geister, die diese Instrumente gehegt und gepflegt haben, sind im Booklet erwähnt! –, die wundervollsten tiefen und hohen Töne, es ist ein Vergnügen, diesen teilweise sehr neu-artigen Klängen zu lauschen. Wundervoll ergänzt dazu das Spiel auf der Traversflöte bei den entsprechenden Kompositionen von Norbert Rodenkirchen diesen „Spaß“, der trotz der ernsten Thematik nicht zu kurz kommt. Paul Hindemith - Werke für Viola d'amoreEin Album, das Rätsel aufgibtvon Rainer Aschemeier • 19. Oktober 2013
Ist es sinnvoll, auf einer CD den Namen „Paul Hindemith“ groß nach vorn zu stellen, wenn mehr als die Hälfte der CD gar nicht aus Werken von Paul Hindemith besteht? Darüber darf man sich bei dieser neuen Veröffentlichung des Stuttgarter Labels hänssler Classic SCM in Kooperation mit dem SWR wohl streiten. Aber werden wir mal konkret: Wer diese neue hänssler-CD in den Player schiebt, hört zunächst die (übrigens wunderschöne) Partita für zwei Violen d’amore und basso continuo von Heinrich Ignaz Biber und kurz darauf die ebenfalls sehr sehr schöne Sonate D-Dur für Viola d’amore und basso continuo von Carl Stamitz. Was bitteschön hat das mit Hindemith zu tun? ![]() Forgotten Treasures Vol. 11 - Mandolinen-konzerte • • • • • Forgotten Treasures Vol. 11 - MandolinenkonzerteUmstrittener Dirigent mit unbekannten Werken - Was kommt dabei heraus?von Rainer Aschemeier • 17. Oktober 2013 Manch Einer wird sich wünschen, dass ich hier auch zu den einzelnen Konzerten etwas schreibe, doch das wäre gar nicht so sehr sinnvoll. Wer kennt schon Komponisten wie Giovanni Hoffmann oder Emanuele Barbella? Dann gibt es noch ein anonymes Konzert, bei dem man sich im Booklet zur vorliegenden SACD darüber auslässt, ob es womöglich von Paisiello stammen könnte. Und als „bekanntesten“ Komponisten haben wir auf diesem Album den nun auch nicht unbedingt breitenwirksamen Giovanni Francesco Giuliani. Kein Wunder, dass diese Veröffentlichung in der Ars Produktion-Reihe „Forgotten Treasures“ erscheint. ![]() J. J. Quantz - Flötenkonzerte • • • • • Johann Joachim Quantz - FlötenkonzerteEin Highlight in der bisherigen Quantz-Diskographie!von Rainer Aschemeier • 10. Juli 2013
„Concerto Armonico“ legt bei seinem Naxos-Debüt eine Quantz-Platte auf’s Parkett, die all das hat, was andere nicht haben: Energie, Antrieb, hörbare Musizierfreude – und eine absolut perfekte Ensemble- und Solistenleistung! Wer bislang dachte, Quantz‘ Flötenkonzerte seien langweilig und ewig gleich, wird mit dieser CD eines Besseren belehrt: Mit viel Drive und Spannung, manchmal sogar einer gewissen Ruppigkeit, präsentiert „Concerto Armonico“ Johann Joachim Quantz hier als einen äußerst vitalen, facettenreichen und hochgradig spannenden Komponisten. Georg Philipp Telemann - 12 Fantasien TWV 40von Rainer Aschemeier • 17. Juni 2013 Amüsant finde ich es dabei, dass auch bei dieser CD im Booklet-Text – ähnlich wie bei dem Album Firmian Lermers – ziemlich um den heißen Brei herumredet, warum denn nun eine Blockflöte geeignet dafür ist, diese Stücke zu spielen. Dass in dem Booklet (zumindest in der englischen Fassung desselben) die Fantasien TWV 40 unverhohlen als Fantasien „für Soloflöte“ dargestellt werden, ist schon ziemlich merkwürdig. Im Telemann-Werkverzeichnis sind diese Stücke gelistet „für Solo-Violine“. "Devil's Trill"virtuose Violinsonaten von Tartini, Veracini, Mossi und Bonportivon Rainer Aschemeier • 24. Mai 2013
Tartinis populäre Sonate mit dem „Teufelstriller“ ist aber nur eine von insgesamt fünf ganz wunderbaren barocken Violinsonaten, die wir auf diesem Album zu hören bekommen. Das „Imaginarium“ Ensemble, ein Trio besetzt mit Violine, Cello und Cembalo, führt uns auf dieser Einspielung durch eine bemerkenswert farbige und beim breiten Publikum noch weitgehend unbekannte Welt der virtuosen italienischen Violinsonate des barocken und spätbarocken Zeitalters. Antonio Vivaldi - "per l'Orchestra di Dresda"von Rainer Aschemeier • 19. Mai 2013 Für Vivaldi-Fans dürfte das Klangbild, dass „Les Ambassadeurs“ hier aus den Konzerten RV 562, 568, 569, 571 und 574 herauskitzeln, durchaus auch ein Ohrenöffner sein – zumindest für diejenigen Vivaldi-Hörer, die von dem Komponisten vor allem die Stücke für das Orchester des „Ospedale della Pietà“ kennen. In seinen Dresdener Konzerten erweist sich der komponierende Priester nämlich als erstaunlich wandelbar, und es erscheint in diesem Licht betrachtet nur als logisch, dass sich auch ein Musiker wie Johann Sebastian Bach offenbar eingehend mit dem Werk des Venezianers auseinandergesetzt hat. Robert De Visée - Suiten für LauteFaszinierende CD mit einem spektakulären Instrument aus dem Jahr 1610 (!)von Rainer Aschemeier • 16. April 2013
„Die Laute wird weiterleben, und die Musik wird weiterleben. Ich nicht. Ich werde zuerst gehen.“ So lautet das nur scheinbar resignative Fazit, das der weltberühmte Lautenist Toyohiko Satoh in einem Interview zu seiner neuen CD abgegeben hat. Er sagt es mit einem Lächeln, mit einem Lachen gar. Marin Marais - Pièces de Viole du 2e Livre, 1701Ein Highlight in der bisherigen Marais-Diskographiegeschichtevon Rainer Aschemeier • 14. März 2013
Das, was wir uns heute mit ein paar Euro kaufen können und in bester Klangqualität genießen können – Marais Musik also – war noch vor einigen Hundert Jahren ausschließlich königlichen Ohren vorbehalten. Das muss man sich immer wieder klar machen. Wir leben in privilegierten Zeiten. Johann Sebastian Bach - Sonate BWV 1001 / Partita BWV 1004 in Bearbeitungen für LauteGewagtes Debütvon Rainer Aschemeier • 5. März 2013 Es sind Bearbeitungen der sagenhaft kunstfertig komponierten und im Übrigen äußerst virtuosen Werke BWV 1001 (Sonate für Violine Solo) und BWV 1004 (Partita für Violine Solo). Diese weithin als die Königsklasse der Solomusik bekannten Stücke erklingen hier in Transkriptionen für Barocklaute. Der hier zu hörende Interpret Miguel Rincón hat sie eigens für diese Aufnahme selbst angefertigt. Johann Adolph Hasse - Didone abbandonataEs rumpelt und pumpelt - na und!?von Rainer Aschemeier • 20. Februar 2013
Es ist mir also ziemlich unverständlich, warum diese CD-Box sich schon kurz nach ihrer Veröffentlichung zu einer der am meisten und am kontroversesten diskutierten der letzten Jahre entwickelt hat. Sollte man sich nicht einfach nur freuen, dass eine solch rare Oper in einer so qualitätvollen Ersteinspielung endlich auf Tonträger vorliegt – und das noch zum sehr günstigen Naxos-Preis? Nein, das kann der deutsche Opernfan nicht. ![]() R. Schumann - Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques, Faschings-schwank aus Wien • • • • Robert Schumann - Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques Op. 13 & Faschingsschwank aus Wien Op. 26Beeindruckender Nachfolger zu einem beeindruckenden Debütvon Rainer Aschemeier • 4. Januar 2013
Die italienische Pianistin Ottavia Maria Maceratini gehört zu den jungen aufstrebenden Künstlerinnen und zeigte bereits mit ihrem eindrucksvollen Debütalbum „One Cut“ beeindruckenden Mut. Wie der Titel des Albums verrät, hatte sie anno 2011 ein CD-Debüt vorgelegt, bei dem sämtliche Titel im Studio live als „First Take“ eingespielt wurden. Auf dem gesamten Album gab es nur einen einzigen Schnitt (daher der Albumname „One Cut“). Dass so ein Vorgehen in unserer Zeit, in der aufwändigste Nachbearbeitungs- und Schnittverfahren zu fast jeder neuen Klassik-CD wie selbstverständlich dazugehören überhaupt noch in Betracht gezogen wird, nötigte einem schon Respekt ab. Viola d'amore soloWerke für Viola d'amore von Petzold, Colombi, Morigi, Lopes Nogueira und anonymen Komponistenvon Rainer Aschemeier • 14. Dezember 2012
Kurz vor Toresschluss hält das Jahr 2012 noch einmal ein Highlight für uns bereit, das sich wahrlich gewaschen hat. Mit „Viola d’amore solo“ erschien im Dezember bei Brilliant Classics eine so wunderschöne neue CD-Produktion, dass ich aus dem Jubeln schier gar nicht mehr herauskommen möchte. Favourite Sacred MasterpiecesDurchaus gelungener neuer Naxos-Samplervon Rainer Aschemeier • 9. Dezember 2012
In der Tat hat das Label mit dem wohl umfassendsten Katalog der Tonträgergeschichte mit dem vorliegenden Sampler einmal mehr treffsicher eine Marktlücke erschlossen und ausgefüllt. Berühmte Meisterwerke der geistlichen Musik auf ansprichsvolle Art zu kompilieren, war – das stellt sich nach dem Hören der vorliegenden CD heraus – eine ziemlich gute Idee. Georg Philipp Telemann - 12 Fantasien TWV40Die "Mini-Ausgabe" von "I Giardino Armonico"von Rainer Aschemeier • 8. Dezember 2012
Im Gegensatz zu der Einspielung Ori Kams auf Berlin Classics, der die hier zu hörenden Werke ebenfalls in einer Fassung für Bratsche spielte und dabei sehr „brav“ und akademisch klang, nimmt Lermer Telemanns Fantasien sehr emotional, zuweilen sogar etwas „ruppig“. Er liegt damit ganz im Trend der historischen Aufführungspraxis und erinnert mich an eine „Mini-Ausgabe“ des prägnanten Sounds von Ensembles wie zum Beispiel „Il Giardino Armonico“. ![]() F. Couperin - Messe pour les Paroisses & Messe pour les Couvents • • • • François Couperin - Messe pour les Paroisses & Messe pour les CouventsCouperins "geistliche Seite" in einer geschmackvollen Neueinspielung aus Italienvon Rainer Aschemeier • 22. November 2012
Eine CD, die mich sehr beeindruckt hat, ist Anfang November bei Brilliant Classics erschienen. Es ist eine Sammlung geistlicher Kompositionen von Francois Couperin. Couperin, der wohl zu seinen Lebzeiten neben Lully einflussreichste französische Barockkomponist, an dem weder Johann Sebastian Bach noch Georg Philipp Telemann, und ja, auch die Herren Italiener nicht vorbei horchen konnten, präsentiert sich auf der hier vorgestellten CD von einer Seite, die man so nur selten zu hören bekommt. Antonio Vivaldi - Konzerte RV 808, 420, 431, 194, 440, 403, 235 und 517Mit zwei Weltersteinspielungen!von Rainer Aschemeier • 5. November 2012
Es ist einfach unglaublich! Seit Jahrzehnten wird das umfangreiche Werk Antonio Vivaldis erforscht, und noch immer stößt man dabei auf bislang unentdeckte Schätze! The King's Singers - pater nosterDas Vaterunser im musikalischen Spiegel der Jahrhundertevon Rainer Aschemeier • 24. Oktober 2012
Das Vaterunser ist das Gebet der Gebete. Von Jesus Christus selbst soll es laut Bibeltext stammen, und daher ist es jedem Christen auf der Welt bekannt. Es dürfte damit eines der weltweit am meisten verbreiteten Gebete sein, wenn nicht das am meisten verbreitete überhaupt. Radio - someone still loves youuuuu...Von the-listener.de rezensierte CDs nun auch zum Nachhören!von Rainer Aschemeier • 13. September 2012 Erstmals seit seinem Beginn vor neun Jahren macht the-listener.de seinem Namen volle Ehre: Alle CDs, die auf unserer Startseite hier rechts in der Rezensionsspalte zu sehen sind, können Sie nun in Auszügen auch anhören! Simone Kermes - "Dramma"So macht "Hochglanz-Klassik" Spaß!von Rainer Aschemeier • 27. August 2012
Eine wunderschöne CD ist jüngst beim etablierten Sony Classics-Label erschienen. Sie heißt „Dramma“ und ist die neueste Recital-Produktion der Sopranistin Simone Kermes, die bei Sony bereits ein paar sehr erfolgreiche Produktionen dieses Typs vorgelegt hat. Christoph Graupner - Konzerte und Ouvertüren für ChalumeauLebhafte Musik für ein (fast) vergessenes Instrumentvon Rainer Aschemeier • 14. Juli 2012
Zu den vielen Instrumenten der Barockzeit, die heute völlig in Vergessenheit geraten sind, gehört wohl auch das Chalumeau. Fragt man selbst versierte Kenner Alter Musik danach, was denn eigentlich ein Chalumeau überhaupt sei, antworten nicht wenige, es sei quasi dasselbe wie die immerhin noch vage aus der Volksmusik bekannte Schalmei. Das stimmt so jedoch nicht! Giuseppe Tartini - Sonaten für SoloviolineFantastische Darbietung von erneut grandioser Tartini-Musik auf dem italienischen Traditionslabel Dynamicvon Rainer Aschemeier • 27. Juni 2012
Jedenfalls erschien jüngst beim italienischen Traditionslabel Dynamic eine der großartigsten CDs des bisherigen Jahres. Dynamic ist als das Label bekannt, das eines der spannendsten Aufnahmeprojekte der Klassikbranche durchführt, nämlich die Gesamtaufnahme der Violinkonzerte Giuseppe Tartinis. ![]() J. G. Albrechtsberger - "Entre Ciel et terre" • • • • Johann Georg Albrechtsberger - RaritätenWiederentdeckung eines zu lange vernachlässigten Klassikersvon Rainer Aschemeier • 11. Juni 2012
Nun sorgt das auf dem deutschen Markt neu vertretene französische Label LABORIE für eine handfeste Überraschung, indem es eine CD mit kaum bekannten Albrechtsberger-Raritäten auf den Markt wirft – darunter auch das schönste der besagten vier Konzerte für Maultrommel, Viola da Gamba und Streichorchester. Johann Jacob Froberger - Suiten und ToccatenHerrliche Froberger-Retrospektive aus dem Hause Carpe Diem Recordsvon Rainer Aschemeier • 23. Mai 2012
Die erste CD „Fortune my foe“, die in der Fachpresse bereits sehr löblich besprochen wurde, kenne ich leider nicht, doch vermute ich, dass die nun erschienene zweite CD „Froberger“ noch einmal ein Sprung nach vorn für die Künstlerin geworden ist. Igor Strawinsky — Suite italienne, Divertimento, Duo ConcertantDas Duo Huebl und Wait: Letztes Jahr Referenzklasse, heute leider nur moderatvon Rainer Aschemeier • 10. April 2012
Nun also erscheint das Duo Concertant noch einmal auf Naxos, diesmal im Rahmen einer CD, die alle Werke für Geige und Klavier auf sich vereint, die Strawinsky geschrieben hat. Die Interpreten aus den genannten Gründen ungewöhnlichen dieser Naxos-Novität ließen ebenfalls große Taten erwarten, handelt es sich doch um niemand Geringeres als Carolyn Huebl und Mark Wait, die im letzten Jahr eine geradezu atemberaubende Gesamteinspielung der Schnittke-Violinsonaten eingespielt hatten, die mit zum Besten gehörte, was im letzten Jahr auf CD überhaupt veröffentlicht wurde. ![]() J. S. Bach - Chromatische Fantasie und Fuge, Italienisches Konzert, Partita Nr. 6 • • • • Johann Sebastian Bach — KlavierwerkeSergei Edelmanns unanständig neoromantischer Bachvon Rainer Aschemeier • 19. März 2012
Nun aber widmen wir uns erst einmal Edelmanns Bach! Der erste Eindruck ist ja oft derjenige, der zählt. Und im Fall von Sergei Edelmanns Bach-Darbietung kann man den ersten Eindruck mit einem Wort beschreiben: Befremdlich! Il vero orfeo - Sonaten für Viola da Gamba von und inspiriert von Arcangelo CorelliLeicht konfus unterwegs auf den Spuren Corellisvon Rainer Aschemeier • 1. Februar 2012
Eins mal vorweg: Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese Neuveröffentlichung des traditionsreichen belgischen Labels „accent“, das vor allem auf qualitätvolle Veröffentlichungen im Bereich der Alten Musik spezialisiert ist, in der Presse höchstwahrscheinlich wieder hohe und höchste Bewertungen einfahren wird. Und so mache ich mich mit dieser Besprechung wahrscheinlich angreifbar, weil ich vorhabe, die hier vorgestellte Neuerscheinung als eher „mittelmäßig“ einzustufen. Aber ich vermeine, diese Beurteilung auch begründen zu können. Johann Sebastian Bach — Konzerte für mehrere Instrumente, vol. VIDer "hörbare" Bachvon Rainer Aschemeier • 3. Dezember 2011
„Wow! Was ist DAS denn?“ So ungefähr war mein erster Gedanke, als ich die neue CD der französischen Kammermusikformation „Café Zimmermann“ in den CD-Schacht geschoben hatte. Kann das wirklich Bach sein? Der Bach, der jahrzehntelang entweder schwer karajanisiert und melasseartig aus den Boxen quoll oder kratzbürstig und widerborstig auf „Originalklang“ gebürstet selbst wohlwollende Bach-verstehen-Woller auf Sicherheitsabstand hielt? "Baroque Favourites"Eine echte Gelegenheitvon Rainer Aschemeier • 28. November 2011
Eine CD, die seit ihrer Erstauflage bereits x-mal wiederveröffentlicht, zwei-, dritt- und viertverwertet wurde, ist nun erneut im Rahmen der neuen Low Budget-Serie „National Gallery“ beim Klassiklabel EMI aufgetaucht. Die hier vorzustellende Anthologie „Baroque Favourites“ war in den letzten Jahren bereits unter den Titeln „Baroque Masterpieces“ und „Favourite Baroque Classics“ erhältlich gewesen. Bei ihrer Erstauflage im Jahr 1988 wurde die hier vorliegende Kollektion von Einspielungen barocker „Hits“ aus den Jahren 1973-88 als „The Academy in concert“ unter die Leute gebracht – was ein ziemlich irreführender Titel war, denn es handelt sich hier sämtlichst nicht um Liveaufnahmen. Johann Christian Schiefferdecker - Musicalische Concerte (Hamburg 1713)Zu unrecht vergessene Fröhlichkeitenvon Rainer Aschemeier • 3. November 2011
Großen großen Spaß hat mir unlängst eine CD vom niederländischen Qualitätslabel „challenge classics“ bereitet. Es ist eine CD mit Weltersteinspielungen einiger Konzerte des Hamburger/Lübecker Komponisten Johann Christian Schiefferdecker, der in puncto Bekanntheitsgrad stets darunter gelitten hatte, dass die Fußstapfen, in die er in Lübeck als Organist und Komponist trat, vielleicht einfach eine Nummer zu groß für ihn waren: Er folgte nämlich auf den in Lübeck bis heute legendären Dietrich Buxtehude. Giovanni Benedetto Platti — 6 Cellosonaten (1725)"Elektrisierend" oder "gekünstelt"? Ein strittiger Fall...von Rainer Aschemeier • 26. September 2011
In den letzten Jahren sind nach und nach immer mehr Kompositionen und Bearbeitungen Plattis aufgetaucht und machten deutlich, um was für einen großartigen Komponisten es sich bei ihm handelte, der durchaus zu den wichtigen Komponisten seiner Zeit gezählt werden muss. Doch viele seiner Werke gelten als verschollen oder sind nur in Handschriften überliefert, sodass bislang eine Aufarbeitung seines Gesamtwerks nur lückenhaft stattfinden konnte. ![]() A. Campra - Le Carnaval de Venise • • • • • André Campra — Le Carnaval de VeniseSpektakuläre Wiederentdeckung eines musikhistorischen Kuriosumsvon Rainer Aschemeier • 6. September 2011
In diesen Tagen erscheint eine neue CD beim spanischen Edel-Label „Glossa“, die beweist, dass es zumindest an Versuchen, beide Stile einander anzunähern nicht fehlte. Hierbei sollte allerdings gesagt sein, dass André Campras als „Opéra-ballet“ titulierter Vorstoß eine einmalige, selbst aus heutiger Sicht noch gewagt anmutende Kuriosität gewesen ist. Campra, zu seiner Zeit einer der beliebtesten Komponisten von Opern und geistlicher Musik im barocken Paris, nahm den „Karneval von Venedig“ zum Anlass, um ein groß angelegtes Bühnenwerk zu kreieren. Die Franzosen hatten zu der Zeit bereits viel vom venezianischen Karneval gehört, wobei die Stories, die man sich darüber hinter vorgehaltener Hand ins Ohr tuschelte, wohl vor allem die frivole und lustvolle Seite dieser Traditionsveranstaltung hervorgehoben haben dürften. Leopold Stokowski — Bach-TranskriptionenMit Pauken und Trompeten...von Rainer Aschemeier • 19. August 2011 In dieser Sphäre also schrieb Stokowski, der Klangmagier, der von jeher einen Hang zum Monumentalen hatte, seine Transkriptionen von Musik Johann Sebastian Bachs und ließ sie (buchstäblich) unter Anwendung von Pauken und Trompeten (besser noch Tuben und Posaunen) wieder auferstehen. Unterstützt wurde Stokowski dabei von seinem eigenen Sinfonieorchester und von den besten Toningenieuren der damaligen Zeit, die das ganze Projekt so ausrichteten, das alles, aber auch wirklich alles auf den Maestro maßgeschneidert wurde. Esaias Reusner - Delitiae Testudinis, Vol. 1Für Lautenisten und Ornithologenvon Rainer Aschemeier • 14. August 2011
Es ist schon erstaunlich, was heute alles seinen Weg auf CD findet. Zwar erlebt die Lautenmusik im Allgemeinen scheinbar eine Art „Boom“ am Tonträgermarkt, doch das, was hier auf dem italienischen Label „Stradivarius“ erscheint, ist schon extrem seltenes Repertoire. Rebekka Hartmann — Birth of the ViolinGeminiani trifft Carrera-Bahnvon Rainer Aschemeier • 9. August 2011 Vor vier Jahren erschien beim deutschen Label „Solo Musica“ die Veröffentlichung „Birth of the Cello“, auf welcher der Ausnahmecellist Julius Berger auf einem der ältesten bekannten und spielfähigen Violoncelli der Welt, dem wunderschönen „Carlo IX“-Cello von Andrea Amati, zwei der ältesten bekannten Solowerke für Violoncello vorstellte. Das war damals eine rundherum runde Sache und konnte vollauf überzeugen. Whitesnake - Live at Donington 1990Flashback aus der "aphonen Phase"von Rainer Aschemeier • 18. Juli 2011
Man muss schon ziemlich viel Chuzpe haben, um in einem Jahr gleich zwei Whitesnake-Alben auf den Markt zu werfen, doch das italienische Frontiers-Label macht exakt das. Neben dem höchst mittelmäßigen neuen Opus „Forevermore“, das im Frühjahr erschien, legen die Jungs von Frontiers records pünktlich zum Start der Whitesnake-Europatour noch ein Doppellivealbum drauf. Ob das Zufall ist? Queensrÿche - Dedicated to ChaosEs fehlen weiterhin Saft und Kraftvon Rainer Aschemeier • 12. Juli 2011
Überwiegend regiert ein schwerer Mid-Tempo-Beat, der durch grungig-angezerrte Gitarren und jede Menge effekthascherischer postproduction-Sounds begleitet wird. Sänger Geoff Tate ist weiterhin hervorragend bei Stimme, wirkt jedoch zunehmend wie ein Fremdkörper, da er die einzige Konstante aus alten Glanzzeiten zu sein scheint. Selbst gute Ansätze, wie etwa das knackige Riff von „Retail Therapy“, werden durch erstaunlich uninspirierte Melodien „drumherum“ zunichte gemacht; selbst der Innenaufbau solcher Songs wirkt chaotisch oder besser gesagt „unaufgeräumt“. Gregor Joseph Werner - Musikalischer KalenderOptimales Geschenk für Hörer, die schon "alles" haben...von Rainer Aschemeier • 9. Juli 2011
Diese wunderbare Neuveröffentlichung von Hungaroton ist eine willkommene Wiederentdeckung mit sehr schöner Musik und einem hübsch gestalteten, informativen Booklet. Eigentlich das optimale Geschenk für Leute, die sonst schon alles haben… Gleichwohl: Wirklich „wegweisend“ oder von herausragender Bedeutung ist diese Musik nicht. Dafür hat Joseph Haydn dann später schon gesorgt, indem er den von seinem Vorgänger begonnenen programmatischen Ansatz auf alles ausdehnte, was nicht bei Zehn auf den Bäumen war… Hühner, Uhren, Tageszeiten… Antonio Vivaldi - "The Art of Vivaldi's Lute"Von verschwindenden Lauten und fehlenden Cembalivon Rainer Aschemeier • 7. Juli 2011
Auf ihrem aktuellen Album „The Art of Vivaldi’s Lute“ bietet man ein buntes Programm von Werken des venezianischen Barockkomponisten, in denen die Laute mal mehr, mal weniger prominent eine Rolle spielt. Solche Zusammenstellungen gab es schon häufig auf dem Klassikmarkt. Also musste eine besondere „Idee“ her, die das Album mit dem notwendigen „Alleinstellungsmerkmal“ (so nennen das die Vertriebsleute gern, wenn ihnen die Qualität der Aufführung oder die Prominenz der Ausführenden allein nicht ausreicht, um die CD als gut verkäuflich zu betrachten) auszustatten. Die Ausführenden entschieden sich dazu, Vivaldis Musik ohne Cembalo aufzuführen und die Basso-Continuo-Begleitung per Theorbe zu erledigen. Liam Finn - FomoLauer Grillabend mit Schlagsahne-Badvon Rainer Aschemeier • 30. Juni 2011
Bislang vor allem in Australien und Neuseeland zu den hippen Acts gezählt, führt Liam Finn hierzulande noch ein Schattendasein. Finns Geschichte ist ganz ähnlich, wie die von Musikern wie Jeff Buckley oder Arlo Guthrie, denn auch hier lautet die Konstellation: Begabter Sohn folgt auf legendären Vater. In Liam Finns Fall lautet der Vorname des Herrn Papa „Neil“ — und damit dürfte eigentlich alles gesagt sein. Denn Neil Finn ist bekanntlich das Mastermind hinter der legendären Gruppe „Crowded House“. Lajos Lencsés - "Harmonia Caelestis"Harmonie mit Abstrichenvon Rainer Aschemeier • 22. Juni 2011
Ich freue mich sehr, dass wir an dieser Stelle einmal eine Bayer Records-CD besprechen können, denn das tapfere kleine Label ist mir mit seiner Beharrlichkeit, seiner beeindruckenden Veröffentlichungspalette (die auch viele Repertoireseltenheiten umfasst) und seinen qualitativ oft genug hochwertig zu nennenden CDs schon seit Langem sehr sympathisch. Ford & Lopatin - Channel Pressure"Futureshock" für Youngstervon Rainer Aschemeier • 20. Juni 2011
Ganz spannend finde ich eine neue Veröffentlichung im Bereich der elektronischen Musik, die ich Euch deswegen hier vorstellen möchte. Es handelt sich dabei um das Debüt des Duos „Ford & Lopatin“. Dahinter verbergen sich die Produzenten Daniel Lopatin (in der Szene wohl besser unter dem haarsträubenden Synonym „Oneohtrix Point Never“ bekannt) und Joel Ford, der eigentlich bei der Elektro-meets-70’s-Disco-Kapelle „Tigercity“ musiziert. Frank Turner - England Keep My BonesDer Soundtrack für die Alltagspiraten unserer Ellbogengesellschaftvon Rainer Aschemeier • 12. Juni 2011
Es ist mir ein wenig ein Rätsel, warum Turner von einigen sonst Ernst zu nehmenden internationalen Internetmagazinen ein „herausragender Tiefgang“ attestiert wird. Für mich ist Turners neue Platte „England Keep My Bones“ eher etwas für raue und feucht-fröhliche Sauf- und Spaßveranstaltungen in britischen Pubs oder in hip hergerichteten Gewölbekellern von Studentenwohnheimen. Versteht man das Album so und überlässt das große Wort „Tiefgang“ einfach den anderen, die es verdient haben, macht die Scheibe auch richtig Spaß und weiß zu gefallen. Magnum - The VisitationWillkommener Besuch!von Rainer Aschemeier • 5. Juni 2011
Nachdem ich das 2009 erschienene Magnum-Album „Into The Valley Of The Moon King“ doch ziemlich verrissen hatte (und dahinter stehe ich auch heute noch zu 100%), zeigen die englischen Traditionsrocker, das anno 2011 wieder mit ihnen zu rechnen ist. Aber so war es ja immer schon: 1985 war „On A Storyteller’s Night“ DER Bringer schlechthin und wurde nur ein Jahr später gefolgt von dem völlig verzichtbaren „Vigilante“. Und so ging es nun munter weiter: 1988 „Wings of Heaven“: Spitzenalbum, 1990 „Good Night L. A.“: Rohrkrepierer, 1993 „Sleepwalking“: Spitzenalbum, 1994 „Rock Art“: Rohrkrepierer, und so weiter… ![]() G. Ferlendis - Sämtliche Orchesterwerke • • • • Giuseppe Ferlendis - Sämtliche OrchesterwerkeMozarts Oboist der Wahlvon Rainer Aschemeier • 28. Mai 2011
1777 trat Giuseppe Ferlendis in die fürsterzbischöfliche Kapelle von Hieronymus Graf Colloredo ein, jenem Colloredo, der etwas später den jungen Wolfgang Amadeus Mozart unsanft per Fußtritt darauf aufmerksam machen sollte, dass sich der junge Herr Hofcompositeur bitte mehr um das Musizieren und weniger um das Reisen zu kümmern habe. 1778 war auch für Ferlendis schon wieder Schluss in der Kapelle des Grafen, doch in der Zwischenzeit hatte es ein bedeutendes Ereignis gegeben. A. Vivaldi - "Giorno e Notte" (Flötenkonzerte)"Vivaldi goes Greek"von Rainer Aschemeier • 24. Mai 2011 Bei Conrad Steinmann ist Vivaldi jedenfalls kein reiner „E-Musiker“, sondern auch ein „Volksmusiker“, der wesentliche Einflüsse auch aus der Mittelmeerfolklore bezieht – und dieser Ansatz ist gerade im Fall von Blockflötenkonzerten womöglich nicht eben der Falscheste. Man kann jedoch ruhig auch annehmen, dass dieser Ansatz bei Conrad Steinmann gewissermaßen „Programm“ ist, denn der Musiker, der auch als Musikwissenschaftler arbeitet, beschäftigt sich intensiv und experimentell mit der Erforschung und Aufführung der ältesten Musik, die wir kennen, nämlich jener der Aulos-Spieler aus dem alten Griechenland. Christopher Cross - Dr. Faith'bisschen Schmalz auf's Brot ist ja auch mal nett...von Rainer Aschemeier • 3. Mai 2011 Hatten wir solche von Plate Hall-Effekten versilberten Vocalspuren, weichgespülten Streicher und vor Choruseffekten durchgenudelten Pianoparts nicht schon vor mindestens 16, 17 Jahren kollektiv zu den Akten gelegt? Egal! Christopher Cross holt sie alle wieder raus aus der Klamottenkiste. Nazareth - Big DogzHunde die beißen, bellen nicht!?von Rainer Aschemeier • 21. April 2011 Das jüngste Album der schottischen Rock-Veteranen Nazareth markiert das nicht weniger als 40-jährige (in Worten: VIERZIG!) Veröffentlichungsjubiläum des Nazareth-Debüts im Jahr 1971. Die Band selbst gibt es bereits seit 1968, wobei von Frontmann Dan McCafferty stets betont wird, dass die Ursprünge der Kapelle sogar bis 1962 zurückreichen. Und noch ein Umstand kommt hinzu: Während Kollegen wie etwa „Deep Purple“, „Whitesnake“, „Uriah Heep“ und wie sie alle heißen, mit längeren Pausen, Splits, Wiedervereinigungen und Ähnlichem von sich reden machten, rockten Nazareth einfach weiter – vierzig Jahre lang! Wow! Whitesnake - ForevermoreFür immer und immer schon wieder ein und dasselbe...von Rainer Aschemeier • 8. April 2011 Es weiß ja kaum noch jemand, aber diese Band war mal richtig gut! Und nicht nur das: Diese Band war auch mal richtig ehrlich und authentisch – authentischer als so manch andere Kapelle zu der Zeit. Diese Zeit, von der da die Rede ist, kann grob mit Mitte der 1970er-Jahre bis Anfang der 1980er-Jahre umrissen werden. Mit Alben wie „Trouble“, „Lovehunter“, „Ready an‘ Willing“, „Come an‘ Get it“ oder auch (obwohl weniger gut…) „Saints & Sinners“ waren die Whitesnake dieser Ära ein Garant für hervorragend gemachten, bluesbeeinflussten Gitarrenrock der Marke „mehr davon!“. Wanda Jackson - Right Or Wrong/Funnel of Lovevon Frank Castenholz • 16. Januar 2011 A: Right Or Wrong Der Country-Heuler “Right Or Wrong” ist schon schön, aber bereitet nicht im Entferntesten darauf vor, was einen auf der anderen Seite erwartet. Da treffen Rhythm & Blues, Rockabilly und Country so unvermittelt aufeinander, dass eine Verschubladung unmöglich scheint. Gesanglich gelingt Wanda eine unvergleichliche Gratwanderung zwischen Country-Schmelz und guttural derbem Rockabilly-Twang. „Here I go, Niemand wird diesen Song je so perfekt interpretieren können wie sie – nicht mal Mark E. Smith. (Die Single ist nicht selten, dürfte aber in sehr guten Zustand durchaus ihre 20 – 30 € Wert sein.) Dio at Donington - Live 1983 & 1987Rare Livedokumentevon Rainer Aschemeier • 14. November 2010 Echte, nimmermüde und nimmersatte Dio-Fans kannten die Aufnahmen, die nun als erste „Nachlese“ nach dem Tode des großen, einflussreichen Metalsängers Ronnie James Dio das Licht der Welt erblickten längst. Die hier versammelten BBC-Live-Mitschnitte der beiden Gastauftritte des stimmgewaltigen Sängers beim „Monsters of Rock“-Festival in Castle Donington in den 1980er-Jahren genießen ohnehin Kultstatus. Asia - OmegaGenau wie anno Dunnemals...von Rainer Aschemeier • 7. September 2010 Es gibt Rockbands, deren Fans ans Unverwüstliche grenzen. Egal, ob die Band gerade ein Spitzenalbum abgeliefert hat oder doch mal wieder nur Durchschnittsware produziert: die Helden werden gnadenlos abgefeiert – …von denen, die sie schon immer abgefeiert haben. Der Rest der Welt sieht die Sache meist weniger durch die rosarote Brille. Ein Fall von dieser Art war und ist auch die in Fankreisen legendär zu nennende Band „Asia“. Iron Maiden - The Final Frontier"Eddie" im Weltraumvon Rainer Aschemeier • 28. August 2010 “’The Final Frontier‘ ist ein Album, das die Urteilskraft des zufälligen Hörers testet. Aber Iron Maiden waren nie auf solche Kunden angewiesen. Die Millionen ihrer Getreuen werden jede Sekunde innig lieben.“ Backspacervon Rainer Aschemeier • 9. August 2010 Schon seit längerer Zeit liegt es mir am Herzen, die Pearl Jam-Diskographie, die seit den Anfangstagen unserer Homepage zum festen Inventar gehört, auf aktuellen Stand zu updaten. Endlich finde ich hier die Zeit. Mit „Backspacer“ veröffentlichte das Grunge-Urgestein anno 2009 bereits ein Album, das wohl an keinem vorbei gegangen sein dürfte, dem gute Rockmusik am Herzen liegt. Mit „The Fixer“ hatte man sogar nach e w i g e n Zeiten mal wieder einen veritablen Single-Hit landen können. Selbiges „The Fixer“ kann wohl auch guten Gewissens als einer der besten Pearl Jam-Songs seit mindestens „Vitalogy“, wenn nicht sogar „Vs.“ verbucht werden. Lostboy! a.k.a. Jim KerrFehlendes Selbstbekennnis zum Incognito, oder: Wie man einen Weltstar "alternative" verpacktvon Rainer Aschemeier • 9. August 2010 Er fühle sich in der heutigen Musiklandschaft wie ein „lost boy“, wie ein „verlorener Junge“, wahrscheinlich wie einer, der vor lauter Spielsachen kaum weiß, was er ausprobieren soll. Er habe vor, die Frische und Unverbrauchtheit der Anfangstage seiner Karriere in Form seines ersten Soloalbums erneut zu entdecken und auszuleben. Der, der das sagt, ist Sänger bei einer der bekanntesten Bands des Planeten, deren Musik – zur Werbeuntermalung verkommen – uns allabendlich in Form einer TV-Bierreklame frei Haus gespielt wird. Warrior Soul - Destroy The War MachineKory Clarke endlich wieder politisch unbequemvon Rainer Aschemeier • 29. Mai 2010 Nach dem letzten – und wohl besten – Album in der Karriere der Kultband Warrior Soul im Jahre 1994 war es doch relativ still geworden um Frontmann Kory Clarke. Clarke, der Ende der 1980er angetreten war, um mit Warrior Soul eine spektakuläre und von Beginn an politisch äußerst unbequeme Mischung aus „Iggy Pop meets Heavy Metal“ auf’s Parkett zu legen, gehört schon lange zu den kultisch verehrten Größen des Undergrounds. "Rock and Roll ends with my eyes"Trauer um Ronnie James Dio - Ein Nachrufvon Rainer Aschemeier • 18. Mai 2010 Die Nachricht traf uns unvorbereitet: Am 16. Mai um 7:45 Uhr Ortszeit ist Ronald James Padavona, besser bekannt als Ronnie James Dio im Alter von vermuteten 66 Jahren in einer Klinik in Houston/Texas gestorben. Scott Matthews - ElsewhereVon vorbeiziehenden Fremden und einem echten Gott des Rocksvon Rainer Aschemeier • 24. August 2009 Nicht nur die Melodieführung sondern auch die erstaunlich wandlungsfähige Stimme des Singer/Songwriters klingt wie eine höchst reizvolle Melange aus dem sanften Melancholieschmelz von Nike Drake und der kraftvollen Sonorität von Pearl Jam’s Stilikone Eddie Vedder. In den hohen Passagen schimmert dann tatsächlich Jeff Buckley durch und gerade dann, als man auch noch eine Imitation von Robert Plant zu hören glaubt, stellt man beim Blick ins CD-Booklet von „Elswhere“ fest: Mein Gott, er isses! Joe Henry - CiviliansDer Maisfeldersatz fürs CD-Regalvon Rainer Aschemeier • 24. August 2009 „Civilians“ ist in der Tat ein sehr reizvolles Album, auch für die Sommeranwendung. Nein, nicht solche Sommer, wie wir sie hier in Baden-Württemberg, Brüssel, Italien oder Weißrussland erleben, sondern solche Sommer, wie man sie aus amerikanischen Roadmovies kennt: Mit unbarmherziger Sonne, Straßenstaub und nicht enden wollenden Korn- und Maisfeldern. Jerry Beadlecomb & The Purple Haze - Shades of Bluevon Frank Castenholz • 2. August 2009 A: Shades Of Blue Der Song heißt “Shades of Blue”, Jerry Beadlecomb singt, The Purple Haze spielen, der Ort ist Montgomery, Alabama, die Zeit wohl Anfang der 70er. Mehr weiß ich über diese Single nicht. Zu hören ist klassischer Rock’n’Roll im Stil von Chuck Berry, allerdings mit einer dominannten Fuzz-Gitarre im Vordergrund und kontinuierlichen Trommelwirbeln im Hintergrund. Einfach, effektiv, liebenswert. Die B-Seite ist zu vernachlässigen. Travis - Ode to J. SmithOde mit begrenzter Freudevon Rainer Aschemeier • 10. Juli 2009 Nur ein Jahr später legen Travis also „Ode to J. Smith“ vor. Und erstmals seit gefühlten Jahrzehnten ist wieder ein erkennbarer Wechsel im Sound der Band auszumachen. Man greift wieder rockiger in die Stromgitarre. Phoenix - Wolfgang Amadeus PhoenixDie französische Kneipp-Kurvon Rainer Aschemeier • 6. Juni 2009 Diese Franzosen halten nun seit neun Jahren mit jeder CD ein anhaltend und beeindruckend hohes Qualitätslevel, was für mich – ich sag das jetzt mal so – erfreulicher, beruhigender und erholsamer als jede Kneipp-Kur ist. Gehts mir mal schlecht, weil ich an der Musikszene von heute zweifle, kommt „Phoenix“ in den CD-Schacht und ich weiß: Wenigstens in einem kleinen Dorf in Gallien leistet man dem Blödsinn unerbittlich Widerstand. Bob Dylan - Together Through LifeMit Akkordeon durchs Leben...von Rainer Aschemeier • 16. Mai 2009 „Together Through Life“ ist auch diesmal wieder eine dieser schönen „Road Movie“-artigen Scheiben, die einem die südwestdeutsche Autobahn zum Highway werden lassen – und den eigenen FIAT zum Chevy… Heaven & Hell - The Devil You KnowBöse Überraschung!von Rainer Aschemeier • 16. Mai 2009 Ein besonders fies dreinblickender Doibel schaut uns an vom Cover der lang erwarteten und immer wieder verschobenen neuen CD „The Devil you Know“ des Black Sabbath-Derivats „Heaven & Hell“. Klar: ohne Augen, dafür mit drei Zungen, Parodontose und einer schweren, wahrscheinlich seit Millionen Jahren andauernden Hauterkrankung – da kann man schon mal ausflippen. Pat Cupp & The Flying Saucers - Long Gone DaddyThe Complete 50's Recordingsvon Frank Castenholz • 29. Januar 2009 Neben den großen Namen und Geschichten, für die Musiker wie Elvis Presley, Gene Vincent, Carl Perkins, Johnny Burnette oder – als Produzent und Eigentümer von Sun Records – Sam Philllips stehen, hat die kurze Gründerzeit des Rockabilly ca. 1954-‘57 auch eine kaum überblickbare Zahl von One Hits, Almosts und Should Haves Coldplay - Viva La Vida or Death And All His FriendsDie Entdeckung der Bescheidenheitvon Rainer Aschemeier • 19. Juni 2008 Während sich Coldplay bislang von Album zu Album steigern konnten und auf dem erwähnten „X & Y“ m. E. ihren kreativen Zenit erreicht hatten, ist es nun heraus: Eine weitere Steigerung konnte nicht erreicht werden – wäre ja auch fast beängstigend gewesen. Whitesnake - Good to be BadWeiße Schlange mit Zahnprothesevon Rainer Aschemeier • 20. Mai 2008 Der erste Höreindruck: Unverschämt druckvoller Sound! Fast schon zu druckvoll – ähnlich übertrieben wie seinerzeit das ebenfalls überfrachtete „Coverdale/Page“-Album – bläst die CD vom ersten Moment an alles weg, was sich zufällig gerade vor den Boxen aufgehalten hat. Kein Wunder: „produced, engineered and mixed by the Brutal Brothers“. Es musste ja so kommen: Nach 30 Jahren im Business ist Coverdale reif für eine Reise nach Klapsmühl… MSG - In the Midst of BeautyMichael Schenker endlich wieder in Amt und Würden!von Rainer Aschemeier • 20. Mai 2008 Michael Schenker braucht keine erneute Vorstellung. Jeder weiß, er ist DER deutsche Rockgitarrist. Der Typ, der normalerweise in einem Atemzug mit Eddie Van Halen, Jimmy Page, Ritchie Blackmore und Jimi Hendrix genannt wird – aber leider auch der Typ, der während der letzten zehn Jahre wie eine Mischung aus Rübezahl und Wischmopp durch die Gegend gelaufen ist. Das „Deutsche Universalwörterbuch“ aus dem Hause „Duden“ definiert den „Mopp“ übrigens wie folgt: „einem Besen ähnliches Gerät mit langen [in einem Öl getränkten] Fransen zum Aufnehmen des Staubes auf dem Fußboden.“ Diese Zeiten sind im Hause Schenker also nun vorbei… Arcade Fire - Neon BibleDas neue Evangelium von Bowies Lieblingsbandvon Rainer Aschemeier • 9. März 2008 Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass es in den letzten zehn Jahren wohl keine Band (außer vielleicht den „White Stripes“) gegeben hat, die derart globales Aufsehen in der Indie-Szene erregte. Die spannende Frage war also, ob „Arcade Fire“ das beeindruckend hohe Niveau von „Funeral“ auf den neuen Tonträger „Neon Bible“ würden hinüberretten können. Magnum - Princess Alice And The Broken Arrow"Princess Alice" weckt das "Kingdom of Madness" aus seinem Dornröschenschlaf...von Rainer Aschemeier • 28. Oktober 2007 Das sehr atmosphärische Albumcover von „Princess Alice and the Broken Arrow“ weckte mit deutlichen Reminiszenzen an „On A Storyteller’s Night“ angenehmste Erinnerungen und große Erwartungen. Black Sabbath - The Dio YearsAuf ein Neues... Die von Krisen geschüttelte Hassliebe Dio - Iommi geht in die dritte Rundevon Rainer Aschemeier • 17. Juli 2007 Da mögen pseudo-subkulturelle Szene-Typen angewidert die Nase rümpfen, da mögen abtrünnige Ex-Metaller sich ruhig tausendmal den musikalischen Offenbarungseid „Sowas hör’ ich heut’ nicht mehr“ ausstellen – eins bleibt unbestreitbar: zu ihren besten Zeiten haben Black Sabbath den Rock so stark beeinflusst wie höchstens noch Led Zeppelin, The Who, Deep Purple, die Stones, Pink Floyd und… ja verdammt noch mal…die Beatles! Bob Catley - Spirit of Manvon Rainer Aschemeier • 8. November 2006 Bei der Rezension des letzten Bob Catley-Soloalbums (s. früheres „The Listener“-Review) konnte man durchaus voll des Lobes sein. Das 2003er Album „When Empires Burn“ war ein echt guter Solostreich und stand somit den vorherigen CDs des blonden Briten in nichts nach. Mit dem neuen Album „Spirit of Man“ bekennt sich Bob Catley, der sonst bei den Veteranen von „Magnum“ gesanglich seine Brötchen verdient, wiederum zu seiner italienischen Plattenfirma „Frontiers Records“ und dürfte somit nun fast der dienstälteste Künstler auf diesem Label sein mit insgesamt 5 verfügbaren Scheiben im Backkatalog. Youth Group - Casino Twilight Dogsvon Rainer Aschemeier • 24. Oktober 2006 Eine eher obskure CD-Veröffentlichung flatterte mir unlängst als „Hör-Dir-das-mal-an-Tipp“ auf den Tisch: „Casino Twilight Dogs“, zweites (oder drittes?) Album der australischen Band „Youth Group“. „Casino Twilight Dogs“ ist so ein Fall, bei dem es schwer fällt, eine objektive CD-Wertung abzugeben – einerseits ist die CD durchweg hörbar, gefällt teilweise richtig gut. Andererseits ist „Youth Group“ wieder eine dieser Bands, die sich quer durch die Rockgeschichte klauen. In der Tat ist der dritte Song des Albums mit dem Titel „Let it Go“ so ziemlich die allerdreisteste „Like A Rolling Stone“-Kopie, die ich je gehört habe. Juliette and the Licks - Four on the Floorvon Rainer Aschemeier • 17. Oktober 2006 Juliette Lewis ist den meisten immer noch am ehesten als Schauspielerin ein Begriff: Ob in Robert Rodriguez’ „From Dusk ’til Dawn“, in Oliver Stones „Natural Born Killers“ oder in Martin Scorseses „Cape Fear“ (Oscar-Nominierung!) – die Dame wusste auf der Leinwand stets zu überzeugen. Als Juliette Lewis vor drei Jahren plötzlich ins Musikfach wechselte und ihren weitgehenden Ausstieg aus dem Filmrummel bekanntgab, konnte sich so mancher ein Schmunzeln nicht verkneifen. Spätestens jedoch als letztes Jahr das ratzescharfe (Europa)-Debüt „You’re Speaking my Language“ von „Juliette and the Licks“ erschien – in Amerika gab es 2003 bereits das Album “...like a Bold of Lightning“ –, war klar: Die Frau macht Ernst. Tom Petty - Highway Companionvon Rainer Aschemeier • 10. Oktober 2006 Es bleibt also dabei, wer ein Tom Petty-Album erwirbt, bekommt Qualität. Dass Tom Petty die musikalische Innovation nicht unbedingt gepachtet hat, sollte inzwischen jeder mitbekommen haben. Der Mann fährt seit 1977 im Prinzip denselben Sound. Wer ausgerechnet auf „Highway Companion“ neue Offenbarungen erwartet, dem ist eben nicht zu helfen. Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy (Deluxe Edition)von Frank Castenholz • 1. September 2006 Mit Bernie Taupin als kongenialem Texter legte Elton John im Jahr 1975 ein loses Konzeptalbum über die mühsamen Anfänge ihrer gemeinsamen Karriere vor. Das schöne daran: Man muss von der Thematik gar nicht besonders gefesselt sein, um sich an jeder funkelnden Sekunde von Songs wie „Tower Of Babel“, „Someone Saved My Life Tonight“ oder „Curtains“ zu weiden. Sein neben „Madman Across The Water“ und „Goodbye Yellow Brick Road“ herausragendes – und unter den Dreien ambitioniertestes, geschlossenstes – Meisterstück ist mittlerweile in einer Deluxe-Version erhältlich. Dirty Rig feat. Kory Clarke - Rock Did Itvon Rainer Aschemeier • 31. August 2006 Jaaaaaaaaa! Der personifizierte Wahnsinn in Form von Kory Clarke ist wieder da! „ENDLICH!“ kann man da nur beherzt seufzen. Immerhin ist Kory Clarke nicht nur als Ex-Frontmann von Kultbands wie „Warrior Soul“ oder „Space Age Playboys“ bekannt, sondern auch als einer der gemeinhin eifrigsten Konsumenten harter Drogen die die weltweite Rockszene zu bieten hat. Deswegen bin jedenfalls ich als Fan immer froh, alle paar Jahre wieder zu erfahren, dass der Mann überhaupt noch lebt. Emusic.com - Eldorado für frustrierte Klassikfans?von Rainer Aschemeier • 11. August 2006 Musik-Downloads aus dem Internet sind so eine Sache: Der eine mags, der andere nicht. Was aber, wenn aus dem Händler-Programm längst gestrichene CD’s als Download (wieder) auftauchen? Da mag so mancher seine Ressentiments über Bord werfen und mit Begeisterung die Titel laden, hinter denen man seit Jahren her ist. Für Klassikliebhaber ist das Internet bisher keine allzu große Fundgrube gewesen. Seit einiger Zeit hat sich das geändert: Der amerikanische Anbieter Emusic.com führt in seinem umfangreichen Downloadprogramm sämtliche (!!!) CD’s der Labels Naxos und Marco Polo. Das Wort „sämtliche“ umfasst hierbei auch die längst gestrichenen Titel. A. Vivaldi: Le Quattro Stagioni - Le Humane Passioni - Concerti per le SolennitàSonatori de la gioiosa Marca - Giuliano Carmignolavon Rainer Aschemeier • 17. Juli 2006 Vivaldi-Afficionados wissen es längst: Es gibt kaum bessere Vivaldi-Aufnahmen als die Einspielungen der „Sonatori de la gioiosa Marca“ und ihrem Leiter Giuliano Carmignola. Sowohl in punkto Interpretation als auch in punkto Hifi-Sound gehörten bislang alle Vivaldi-Veröffentlichungen dieses Orchesters zur internationalen Weltspitze, sind nicht selten gar als die unabdingbare Referenz anerkannt. The FirmThe Firmvon Rainer Aschemeier • 30. Juni 2006 Alles begann mit einer Tragödie griechischen Ausmaßes: Am 24. September 1980 verstarb Led Zeppelin-Drummer John Bonham nach einer Orgie (ebenfalls griechischen Ausmaßes) in einer von Zep-Gitarrist Jimmy Page zur Villa umgebauten mittelalterlichen Mühle in Windsor. Einige Monate später war klar: Led Zeppelin waren ein für allemal Geschichte. Mean BusinessThe Firmvon Rainer Aschemeier • 30. Juni 2006 Nach einer Welttournee wurde zunehmend klarer, „The Firm“ einfach keine Band war, sondern 4 Solokünstler, die mehr oder weniger zufällig auf einer Bühne standen. Als dann 1986 das zweite Album „Mean Business“ erschien, war allein das schon eine Überraschung. Das Debüt „The Firm“ war in kommerzieller Hinsicht eher ein mittelprächtiger Erfolg gewesen: Kurze Zeit war es Nr. 17 der US Billboard Charts. In Großbritannien, dem Heimatland aller beteiligten Musiker, lief es nicht viel besser. Business as UsualMen at Workvon Rainer Aschemeier • 29. Juni 2006 Viel geschmäht von den Einen und kultisch verehrt von den Anderen: Die Musik der Achtziger. Dass es neben New Order und Paul Hardcastle auch noch richtig gute handgemachte Musik gab, wird heutzutage leider allzu oft vergessen (im Übrigen aber nichts gegen New Order…). CargoMen at Workvon Rainer Aschemeier • 29. Juni 2006 Das Follow-Up zu Men at Works erfolgreichem Debüt folgte im Prinzip nach Schema F dem auf „Business as Usual“ begonnenen Songbook. Während andere Acts in den 1980-ern dublettenverdächtige Langspielplatten en masse ablieferten und dafür gefeiert wurden, erfolgte bei der Veröffentlichung von „Cargo“ der Großangriff der weltweiten Popkritik. Zu ähnlich sei der „Cargo“-Sound dem gefeierten Debüt. Und dann seien auch noch die Songs qualitativ minderwertiger, und überhaupt… Two HeartsMen at Workvon Rainer Aschemeier • 29. Juni 2006 Das Unglück begann mit „Two Hearts“. In der Tat konnte man beim 1985-er Abschiedsalbum der Australier das Gefühl bekommen, zwei Herzen schlügen in ihrer Brust. Ein Herz wollte gerne wieder catchy rhythmusbetonte Songperlen wie auf „Business as Usual“ und „Cargo“ hervorzaubern. Das andere Herz hatte sich plötzlich schmalzigen Synthie-Soundteppichen und halligen Vocal-Effekten verschrieben. So nimmt es nicht Wunder, dass „Two Hearts“ im Jahr 1985 nicht interessanter daher kam als jedes andere Popalbum. Pearl Jamvon Rainer Aschemeier • 29. Juni 2006 Vier Jahre gingen ins Land, seit dem hervorragenden „Riot Act“-Album. Wirkte das letzte Werk vom optischen Eindruck her eher düster, so überrascht das neue Werk vor allem durch zwei äußere Merkmale: 1.: Der Titel des Albums ist schlicht „Pearl Jam“ betitelt. 2.: Das Cover zeigt eine halbierte Avocado (!). Spielen Pearl Jam damit etwa auf das Denkvermögen von George W. Bush an? Tenvon Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 Als harter Rock Anfang der 1990er Jahre in der Krise war, richteten sich die Augen auf eine Stadt im äußersten Nordwesten der USA: Seattle. Hier hatten bereits seit einigen Jahren Independent Bands versucht, dem üblichen Rock-Einerlei zu entgehen. Seattle war keine farbenfrohe Hollywood-Metropole wie Los Angeles, Seattle war grau und regnerisch, ein bisschen vergessen und ganz bestimmt nicht der Ort wo man eine Revolution der Rockmusik vermutet hätte. In dieser Stadt also entstand aus verschiedenen Vorgängerbands (darunter u.a. Mother Love Bone und Green River) die Formation Pearl Jam. Zusammen mit Nirvana waren sie die ersten, die Einflüsse von Siebziger Jahre-Rock, Independent und Wave sowie Punk zu einer Einheit verschmolzen. Dieser Sound sollte fortan als „Grunge“ von sich reden machen. Das Debüt von Pearl Jam war beiderseits des Atlantiks ein Riesenerfolg. Besonders aber in den USA, wo „Ten“ 1992 auf Platz 2 der Charts schoss. Das Album war ein Parforceritt, ein nie da gewesener Geniestreich einer jungen Band, die bereits mit ihrem Debüt einen mit Hymnen gespickten Klassiker vorlegte. Nicht weniger als drei Hitsingles wurden aus dem Album ausgekoppelt und man fragte sich woher die kreative Energie dieser Bande von Großstadt-Provinzlern stammte, die Legenden wie „Once“, „Jeremy“, „Garden“ und insbesondere das getragene „Alive“ am Fließband abzuliefern schien. Bereits kurz nach dem Erscheinen von „Ten“ war klar, dass das Album in die Rockgeschichte eingehen würde. Pearl Jam hatten sich selbst die Messlatte für alles Kommende extrem hoch gelegt. Einhergehend mit der Veröffentlichung des Albums wurden die Mitglieder der Band über Nacht zu Stars der Jugendkultur. Unzählige Poster und Devotionalien, sowie eine schier nicht enden wollende Tournee quer durch die Vereinigten Staaten machten Eddie Vedder, Stone Gossard, Mike McCready, Jeff Ament und Dave Abbruzzese, kurz Pearl Jam, zu den Helden der sog. „Generation X“. Besondere Kennzeichen: Ausgeprägter Weltschmerz, lässig um die Hüfte geschlungenes Karo-Hemd und kritische Haltung zur damaligen Regierung von George Bush Sr.. Auch aus heutiger Sicht wirkt „Ten“ keineswegs wie ein Trendprodukt, sondern hat auch über zehn Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Faszination verloren. Ein wahrer Klassiker der Rockgeschichte, auch wenn man im Lauf der Zeit einige unausgereifte Arrangements entdeckt, die man seinerzeit kommentarlos schluckte. „Ten“ steht noch immer über den Dingen und bleibt Pearl Jam’s bis heute bestes Album, dies sei vorweg genommen. Vs.von Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 Nach dem Megaerfolg von „Ten“ zu beiden Seiten des Atlantiks warteten die jungen hungrigen Grunge-Fans auf neues Futter von ihren Vorzeigestars Pearl Jam. Obwohl die Musik von „Vs.“ von vielen Fans eher reserviert aufgenommen wurde, wurde es Pearl Jam’s bis dato erfolgreichstes Album und die erste Nr. 1-Platzierung in den Billboard-Charts. „Vs.“ zeigte eine wesentlich besser eingespielte Band. Offenbar hatte sich die Routine die sich während der Mammuttournee zur Promotion des „Ten“-Albums eingestellt hatte durchweg positiv ausgewirkt. Im direkten Vergleich mit „Ten“ merkte man der Band an, dass sie musikalisch, sowohl was die Ideen aber auch was die spielerischen Fertigkeiten angeht, gewachsen war. Dazu kam eine weitere produktionstechnische Glanzleistung von Producer Brendan O’Brian. So dürfte „Vs.“ noch heute das Pearl Jam-Album mit dem besten und kraftvollsten Sound sein. Was die Massen von Fans seinerzeit irritierte, war, dass „Vs.“ keine Hymnen lieferte, so wie man es wohl erwartet hatte. Während es mit Songs wie „Daughter“, „Glorified G.“ und „Go“ wieder reichlich Material zum Abrocken und melancholischen vor sich hindeprimieren gab (und immerhin Material für drei erfolgreiche Hitsingles), vermisste man doch den hymnischen Charakter von Songs wie „Alive“ oder „Jeremy“, die das erste Album so besonders hatten erscheinen lassen (als Hymne könnte man auf „Vs.“ am Ehesten noch die Single „Dissident“ durchgehen lassen). „Vs.“ war jedoch ein deutliches Statement einer Band, die sich mit diesem Album als (im positiven Sinne gesprochen) gewöhnliche Rockband outete. Während viele Grunge-Acts ihren ersten Gehversuche keine gleichwertigen musikalischen Leistungen entgegenzusetzen hatten, bekannten sich Pearl Jam zu Authentizität und Einfachheit und, ganz wichtig, lieferten keinen Abklatsch von „Ten“ ab, sondern ein eigenständiges Album, welches noch heute zu den Besten in Pearl Jam’s Karriere gehört. Vitalogyvon Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 Das Augenfälligste an „Vitalogy“ ist das außergewöhnlich gestaltete Albumcover. In Form eines Buches und somit in einer jedem handelsüblichen CD-Ständer tapfer trotzenden Form kam „Vitalogy“ einst daher und begeisterte landauf landab mit seinem grandiosen Coverkonzept. Diese Wertung bezieht sich nicht nur auf den äußeren Schein, sondern auch auf den Bookletinhalt, der abwechselnd die Texte, in Eddie Vedder-typischer Manier auf irgendwelche Rechnungen oder sonstige Marginalien hingekritzelt, und Auszüge aus den Büchern „Lecture To Boys“ und „Lecture to Girls and Young Women“ (beide wohl um die Jahrhundertwende erschienen) enthält. Während man bei den sexualfeindlichen Texten der zuletzt erwähnten Buchauszüge aus heutiger Sicht das pädagogische Grausen bekommt, erfreut die Musik des Albums um so mehr. 1994 begann aber auch die Phase der Bandgeschichte, in der man es geschickt verstand immer den miesesten Song des Albums als erste Single auszukoppeln und somit eine Hitsingle quasi gezielt zu vermeiden :-). So war die erste Single dieses Albums „Spin The Black Circle“, sicherlich einer der uninspiriertesten „Vitalogy“-Tracks und verdientermaßen in den USA noch nicht einmal in den Top 50 der Charts vertreten (unerklärlicherweise jedoch eine Top Ten-Platzierung in Großbritannien, sehr strange!). Der Großteil der CD war allerdings ein vorzüglicher Mix aus gediegenen Rockern (s. z.B. „Whipping“, „Not For You“, „Satan’s Bed“) und zauberhaften Balladen (insbesondere „Nothingman“, „Better Man“ und „Immortality“). „Vitalogy“ zeigt erstmals eine sehr „erwachsen“ aufspielende Band. Nicht so sehr die jugendliche Aggression der ersten beiden Alben regiert hier, sondern vielmehr eine „Aura des musikalischen Werks“. „Vitalogy“ verdient es als Gesamtkunstwerk betrachtet zu werden. Pearl Jam wiederholten sich auch auf ihrem dritten Album nicht und schafften es wieder musikalische Neuerungen in ihrem Sound zu entwickeln. Zwischenzeitliche psychedelische Ausflüge („Bugs“, „Aye Davanita“ und „Hey Foxymophandlemama, That’s me“) wirkten auf den ersten Blick etwas merkwürdig, bereichern jedoch im Nachhinein die Kernaussage des Albums auf eigenartige Weise. Und wenn sich bei „Bugs“ oder bei „Hey Foxymophandlemama, That’s me“ plötzlich die Nackenhaare senkrecht stellen, dann weiß man, dass auch diese „Songs“ ihren Wert haben. Das Songmaterial kann zwar rein qualitativ nicht ganz gegen die spontane Art von „Ten“ oder „Vs.“ anstinken, dennoch sei jedem angehenden Pearl Jam-Fan das „Vitalogy“-Album hiermit wärmstens empfohlen, auch wenn die CD ein paar Durchläufe braucht um gänzlich erschlossen zu werden. Übrigens: Wer sich nach dem Genuss des vorzüglich gestalteten Booklets das Album trotzdem als gebrannte Raubkopie in den Schrank stellt, kann nur als Rüpel bezeichnet werden und verdient die Bezeichung Pearl Jam-Fan sicher nicht! Merkinball (E.P.)von Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 1995 sah den Großteil von Pearl Jam als Backingband für das „Mirrorball“-Album der amerikanischen Rock- & Folk-Institution Neil Young. Von Pearl Jam plötzlich als „Godfather of Grunge“ hochverehrt, wollte man Neil Youngs Namen bei dieser Gelegenheit wohl auch in die Annalen der eigenen Bandgeschichte einfließen sehen. Ergebnis war die 2-Song-E.P. „Merkinball“, die das Prinzip von „Mirrorball“ kurz und ergreifend ins Gegenteil verkehrte: Hier waren Pearl Jam die Stars und Neil Young durfte ein bisschen schräg Gitarre zupfen. Die beiden Songs auf der E.P. gehören nicht unbedingt zu den Sternstunden der Bandgeschichte, sind jedoch alles andere als schlecht. Klarer Gewinner ist der zweite Song „Long Road“, der seither immer wieder gern von der Band als Opener für ihre legendären Livegigs genommen wird. Außerdem war dieser Track Bestandteil des Soundtracks zum Film „Dead Man Walking“, Pearl Jam’s erster Beitrag zu einer Filmmusik. „I Got I.D.“, der E.P.-Opener, birgt einen kleinen Skandal. Der Song, der sich für amerikanische Verhältnisse verhältnismäßig offen mit Drogen beschäftigt, sollte ursprünglich „I got Shit“ heißen (wobei man ja weiß wofür das Wort „Shit“ im amerikanischen Großstadtslang-Sprachgebrauch vornehmlich verwendet wird). Die Bosse von „Epic“ hatten für diesen Vedder-Text nun überhaupt kein Verständnis und strichen kurzerhand den Songtitel auf die verstümmelte Version „I got I.D.“ zusammen. Fazit: Kein Muss, aber wer die E.P. hat, kann trotzdem zufrieden sein, zumal es sich bei der Mini-LP mittlerweile um ein äußerst begehrtes Sammlerstück in Fankreisen handelt. No Codevon Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 Man hatte es geahnt: Pearl Jam würden nicht immer so kraftvolle Scheiben produzieren wie „Ten“ oder „Vs.“. Auch experimentell Innovatives á la „Vitalogy“ spielt sich eine Band nicht jeden Tag aus dem Ärmel. Krisenstimmung allenthalben, da wundert es nicht, dass sich Drummer Dave Abbruzzese nach einem neuen Job umsah und fortan durch Jack Irons ersetzt wurde. „No Code“ war eine herbe Enttäuschung. Schon der Opener „Sometimes“ zeigt eine ausgebrannte Band, geradezu verzweifelt auf der Suche nach kreativen Ansatzpunkten. Oft scheint auf diesem Album ein Soundeffekt mehr zu zählen als ein Song, oft wirkt das Material von „No Code“ aufgesetzt, gekünstelt und einfach uninspiriert. Die weitgehend im Midtempobereich operierenden Songs scheinen meilenweit entfernt von Geniestreichen wie „Whipping“, „Glorified G.“ oder „Once“ entfernt zu sein. Highlights gibt es keine… Putzig ist, dass „No Code“ quasi zeitgleich mit dem beginnenden Untergang der Grunge-Szene stattfand. Während sich jedoch Bands wie die Stone Temple Pilots konsequenterweise ganz auflösten und sich Alice In Chains ein ausgiebiges Bad im Drogensumpf gönnten, begnügten sich Pearl Jam, Soundgarden und die Smashing Pumpkins vorerst damit, einfach Mist abzuliefern. Das hielt aber das amerikanische Publikum nicht davon ab, auch das „No Code“-Album wieder auf Platz 1 der Billboard-Charts zu hieven. Viele hielten Pearl Jam seinerzeit trotzdem für den nächsten Abschusskandidaten. Ich für meine Person war eigentlich erst nach „Yield“ so richtig besorgt, doch wie sagt Nina Ruge immer: „Alles wird Gut!“, und die scheint es irgendwie zu wissen… ;-) Yieldvon Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 „Yield“ ist Pearl Jam’s Ausflug in die Rockgeschichte. So könnte man es positiv formulieren. Negativ formuliert könnte man auch sagen: Auf „Yield“ klauen die Buben aus Seattle einmal kreuz und quer alles was im kunterbunten Garten der Rockmusik so wächst. Hier ein Schnipsel The Who, da ein Quentchen Neil Young und gaaaaanz viel Led Zeppelin. Das geht sogar soweit, dass die Single des Albums „Given To Fly“ zu weiten Teilen nahezu notengetreu dem Led Zeppelin-Song „Going To California“ entlehnt wurde. Desweiteren vergriff man sich an John Bonhams (.) Drumsound und griff mit dem unbetitelten Instrumental „•“ John Bonhams großartige Idee eines „melodischen Drumsolos“ auf (das „Original“ kennt man als „Bonzo’s Montreux“ von Led Zeppelin’s posthum veröffentlichtem „Coda“-Album). Neben dem ganzen Rumgeklaue gibt es einige hörenswerte Tracks, die einen besseren Eindruck vermitteln als noch kurz zuvor auf „No Code“. Für mich hat das „Yield“-Album den unangenehmen Beigeschmack des Uneigenständigen und „Unrechtmäßig Dauerentliehenen“ (drücken wir’s mal so aus). Nach dem Genuss von „Yield“ war mir eines klar: Die, die da Mucke machen brauchen eine kreative Inspiration. Etwas Neues! Zum Beispiel… einen neuen Drummer…!? Binauralvon Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 Ex-Soundgarden-Drummer Matt Cameron stieg in die Gruppe ein und Pearl Jam gingen mit alter Technologie ins neue Jahrtausend. „Binaural“, der Titel des 2000er Albums, wurde abgeleitet von der sog. binauralen Aufnahmetechnik, die insbesondere in den 1970er Jahren verwendet wurde. Bands wie Led Zeppelin und The Who produzierten ihre Alben in dieser frühen Technik der Stereo-Ära. Dabei wurde das Effektsignal von der Audiospur getrennt und auf dem benachbarten Kanal wiedergegeben. Während also z.B. die Gitarre auf der linken Box zu hören ist, ist auf der rechten Box der Halleffekt zu hören, der der Gitarrenspur zugeordnet ist. Diese Technik, die durch die weit fortschrittlichere Methode, das Audiosignal auf beide Kanäle anteilshalber so zu verteilen, dass ein „Rundum-Stereoeffekt“ erzielt werden konnte, abgelöst wurde, findet aber noch heute ihre Fans, zumal sie einen speziellen Charme des Unvollkommenen transportierte. Außerdem kann man die Instrumentalspuren bei einer guten Produktion in der binauralen Technik glasklar auseinander halten. „Binaural“ ist zwar partiell in dieser alten Technik entstanden, klingt aber im Endeffekt soundmäßig nicht wesentlich anders als jedes andere Pearl Jam-Album, so dass man diesen produktionstechnischen Ausflug als einmaliges (?) Kuriosum verbuchen kann. Musikalisch unterscheidet sich „Binaural“ relativ stark von seinen Vorgängern „No Code“ und „Yield“. Mit mehr Kraft und Selbstbewusstsein werden Songs wie „Breakerfall“, „Evacuation“, „Light Years“ und „Of The Girl“ dargeboten. Der musikalische Wechsel scheint zumindest teilweise durch Neuzugang Matt Cameron bedingt zu sein. Der Ex-Soundgarden-Schlagzeuger liefert auf „Binaural“ einen rundum begeisternden Einstand ab. Man hat den Eindruck, dass Cameron mit den (im Vergleich zu Soundgarden) transparenteren Pearl Jam-Arrangements einfach fantastisch harmoniert und hörbare eigene Akzente setzen kann. Das Songmaterial erweist sich im besten Sinne als ausgereift und wird auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig. „Nothing As It Seems“, „Thin Air“ oder „Sleight Of Hand“ sind zwar keine Hymnen wie seinerzeit auf „Ten“, doch sie zeigen eine Band, die erwachsen geworden ist und es nicht mehr nötig hat (wie noch zuletzt auf „Yield“ geschehen), sich aus dem Fundus des Vergangenen zu bedienen. Man hat wieder einen eigenen Sound. Wie befreiend das auch auf Pearl Jam selbst gewirkt haben muss, merkt man „Binaural“ mit jeder Note an und genau das macht das Album zum Besten der Band seit dem 1994er Werk „Vitalogy“. Grunge ist tot, es lebe Pearl Jam!!! Riot Actvon Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2003 Nach dem künstlerischen Erfolg von „Binaural“ legten Pearl Jam im Spätjahr 2002 ihr Album „Riot Act“ vor. Das Cover der CD ist in dunklen Braunschattierungen gehalten und vermittelt einen eher düsteren Eindruck. „Riot Act“ selbst macht jedoch durchaus keine düstere Figur, sondern greift die lässige Stimmung des Vorgängers „Binaural“ bereits mit dem ungewöhnlich sphärischen Opener „Can’t Keep“ wieder auf. Überhaupt erinnert „Riot Act“ ein ums andere mal an den famosen Vorgänger, was sich sogar bis hin zu der (zumindest von der Form her) identischen Aufmachung des Digipaks zieht. „Riot Act“ kann mit der bisher besten Produktion unter allen Pearl Jam-Alben aufwarten. Auch diesmal lag der Sound in den bewährten Händen von Brendan O’Brian, welcher nunmehr jedoch „nur“ als Mixer, nicht als Produzent in Erscheinung tritt. Die Band macht einen spielfreudigen, vitalen Eindruck, wenn auch Eddie Vedder bei den langsameren Songs des Albums in übertriebenem Maße zum Nuscheln neigt. Die übliche Bandbesetzung wird auf „Riot Act“ durch dezent aber klug eingesetzte Hammondorgel-Parts ergänzt. Dies macht sich insbesondere bei „Love Boat Captain“ und „Thumbing My Way“ bemerkbar, die zu den besten Songs des Albums gezählt werden müssen. „Riot Act“ hinterlässt alles in allem einen hervorragenden Eindruck. Es gehört klar zu den besten Pearl Jam-Alben und hat im Vergleich zu „Binaural“ auch wieder mehr innovative Momente (so z.B. bei „You Are“ und „Arc“). Das Songmaterial erscheint mit üppigen 15 Tracks jedoch etwas zu viel des Guten, zumal nicht alle 15 Songs das hohe Qualitätsniveau der eingangs genannten halten können. Ein experimenteller Polit-Song á la „Bu$hleaguer“ ist zwar inhaltlich recht putzig, doch was nützt das wenn die musikalische Seite zu wünschen übrig lässt? Die gewählte Single „I Am Mine“ kann im Übrigen nur als der neuerliche Versuch betrachtet werden, mehrere mögliche Hitsingles durch die Wahl des potentiell uninspiriertesten Songs gezielt zu umgehen. Als Fazit könnte man also sagen: Außer den wenigen angesprochenen Schwachstellen das vermutlich konsistenteste Album der Band, das eine zusammengewachsene Einheit zeigt und Pearl Jam als die letzte überlebende Macht des Grunge definiert. Pearl Jamvon Rainer Aschemeier • 25. September 2003 Vier Jahre gingen ins Land, seit dem hervorragenden „Riot Act“-Album. Wirkte das letzte Werk vom optischen Eindruck her eher düster, so überrascht das neue Werk vor allem durch zwei äußere Merkmale: 1.: Der Titel des Albums ist schlicht „Pearl Jam“ betitelt. 2.: Das Cover zeigt eine halbierte Avocado (!). Spielen Pearl Jam damit etwa auf das Denkvermögen von George W. Bush an? Könnte immerhin sein, denn schon beim Aufklappen des Digipaks enthüllt sich die schreckliche Wahrheit: Die Band als „Pile of Skulls“, also als enthaupteter Schädelhaufen. Reichlich Kunstblut und Schmodder komplettieren das splattermäßige „Bandfoto“, das zusätzlich noch durch eine – ebenfalls nicht eben gemütliche – Fotomontage eines sich puzzlemäßig auflösenden Kopfes (Vedder?) eingerahmt wird. Die Musik geht so geradlinig und kompromisslos nach vorne los, wie seit mindestens „Vitalogy“ nicht mehr. Insbesondere die höchst gelungene Single-Auskopplung „World Wide Suicide“ könnte auch problemlos in der Playlist von „Vs.“ oder gar dem famosen Debüt „Ten“ stehen. Und so geht es dann erst einmal weiter. Hätte die gute alte Schallplatte noch Konjunktur, würde man vermutlich eine „wütende A-Seite“ attestieren. Wütend sind im Übrigen auch die Texte. Im mit platzenden Schädeln und krabbelnden Kakerlaken passend dekorierten Booklet wird festgestellt, das das Leben ein Vakuum sei und man selbst nicht mehr als ein Objekt. Das Individuum funktioniere am besten als Kanonenfutter im weltweiten Selbstmord. Und wenn man schon eins in die Zähne kriegt, dann aber richtig und gleich noch ein paar Mal nachgelangt. Harter Tobak – insbesondere für eine US-amerikanische Band, die dazu noch absolut massenkompatible Verkaufszahlen aufweist. Musikalisch ist nicht nur die Aggression alter Tage wieder da, sondern es konnte auch das Qualitätsniveau der letzten Veröffentlichungen „Binaural“ und „Riot Act“ weitgehend gehalten werden. Songs wie „Marker in the Sand“ („Four Sticks“-Reminiszenz in der Strophe trifft auf John Denver-mäßige Melodie im Refrain), „World Wide Suicide“ (Finde keine Worte, hart, wütend, Knüller!), „Big Wave“ (hier merkt man einmal mehr den allgegenwärtigen Led Zeppelin-Einfluss) oder „Inside Job“ (resignative Ballade mit einem Anfang á la „Welcome to the Machine“) stellen klar: Hier ist ein Album am Start, das vor guten Songs nur so wimmelt. Prädikat: Unbedingt empfehlenswert! |
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