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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Wolfgang Amadeus Phoenix
Phoenix

(2009)
Loyauté/V2

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Phoenix - Wolfgang Amadeus Phoenix

Die französische Kneipp-Kur

von Rainer Aschemeier  •  6. Juni 2009

Ich frage mich gerade, ob ich diese Review überhaupt schreiben darf, denn in Sachen „Phoenix“ bin ich, seit mir ein (leider nur sehr sehr selten) auf dieser Seite mitschreibender Kollege vor neun Jahren das geniale Debüt der Band empfahl, dermaßen begeisterter Fan, dass ich mich kaum zu einer objektiven Bewertung eines neuen Albums des Frankreich-Vierers in der Lage sehe. Als im letzten Herbst die ersten Gerüchte über ein neues „Phoenix“-Album durchdrangen, war mir klar, dass es diese Band schafft, mich wieder ins Teenie-Alter zurückzuversetzen. Quasi wöchentlich durchforstete ich das Internet nach Neuigkeiten. Im Oktober 2008 konnte man dann ein erstes reales Lebenszeichen entdecken.

Ja, ich gebe es nicht gerne zu (wie tief bin ich gesunken!), doch auf der Homepage des Juweliers „Cartier“ (!!!) gab es erste Schnipsel von dem, was einmal der Song „Love Like A Sunset“ werden sollte, im Rahmen einer Aktion namens „Love. Cartier“ zum freien Download. Zu meiner und Phoenix‘ Ehrenrettung sei gesagt, dass sich „Phoenix“ auf diesem… ähhh… „Musikportal“ in bester Gesellschaft befanden, denn da gab es auch neue Sachen von „Grand National“, Thomas Dybdahl, „Little Dragon“, Lou Reed, undsoweiter. Lauter gute Leute jedenfalls. Mit sabberndem Munde also zapfte ich mir den neuen Song und war schon damals schwer begeistert, handelte es sich doch um ein rund zehnminütiges „Instrumental“, bei dem nur am Schluss der wie immer großartige Gesang des „Phoenix“-Sängers Thomas Mars aufblitzte.

Interessant ist nun, dass „Love Like A Sunset“ jetzt tatsächlich auch auf dem neuen Album „Wolfgang Amadeus Phoenix“ enthalten ist, und hier ein gänzlich anderes, mit elektronisch verfremdeter Flöte versehenes Arrangement aufweist. Doch vielleicht sollte man von vorne beginnen, denn wenn es etwas gibt, was am neuen Album nicht zu 100% überzeugt, dann ist das der Albumopener „Lisztomania“ (überzeugt nur zu 95%), der für mich völlig unverständlicherweise von Band oder Plattenfirma auch als erste Single auserkoren wurde. Alles, was folgt, liegt ganz im Fahrwasser der bisherigen drei „Phoenix“-Alben „United“, „Alphabetical“ und „It’s Never Been Like That“, die jedes für sich absolute Meisterwerke des gediegenen Alternative-Rocks darstellen.

Diese Franzosen halten nun seit neun Jahren mit jeder CD ein anhaltend und beeindruckend hohes Qualitätslevel, was für mich – ich sag das jetzt mal so – erfreulicher, beruhigender und erholsamer als jede Kneipp-Kur ist. Gehts mir mal schlecht, weil ich an der Musikszene von heute zweifle, kommt „Phoenix“ in den CD-Schacht und ich weiß: Wenigstens in einem kleinen Dorf in Gallien leistet man dem Blödsinn unerbittlich Widerstand. Weil das belohnt werden muss, und weil es die neue, mit rund 36 Minuten leider wieder „Phoenix“-typisch kurze CD der tapferen Franzosen einfach auch völlig verdient hat, gibt’s von mir eine satte 5er-Wertung. Auf dass uns Bands wie diese noch möglichst lange erhalten bleiben!

Ach so, vielleicht sollte ich zum Abschluss dieser Besprechung auch noch mein angekündigtes, subjektives Qualitätsurteil über „Wolfgang Amadeus Phoenix“ abgeben: Diese Platte ist perfekt! GENAU SO muss es sein!

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