Gustav Holst - The PlanetsBerliner Philharmoniker - Sir Simon Rattlevon Rainer Aschemeier • 9. Oktober 2006 Sir Simon Rattle hat es derzeit nicht einfach. Als er noch britische Provinzorchester mit Fleiß, Verve und jugendlicher Unbekümmertheit auf Weltniveau hievte, wurde Rattle als einer der vielversprechendsten Dirigenten seiner Generation gefeiert, wurde im Nullkommanichts von der weltweiten Musikkritik zum Star empor geschrieben, die in jeder neuen CD-Einspielung des Symphonieorchesters der miefigen Industriestadt Birmingham plötzlich wahre Wunder hören wollte. 2002 wurde Simon Rattle GMD der Berliner Philharmoniker und hat damit den begehrtesten Chefdirigentenposten auf dem Erdenrund inne. Seitdem sieht sich Sir Simon dem geballten Kreuzfeuer der Musikkritiker ausgesetzt. Roy Harris - Symphonien Nr. 3 & 4Colorado Symphony Orchestra & Chorus - Marin Alsopvon Rainer Aschemeier • 8. September 2006 Roy Harris muss in den USA eine Art musikalischer Nationalheiliger sein. Dies täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass sein recht umfangreiches Oeuvre im Rest der Welt im Prinzip keine Rolle spielt. Eine Ausnahme hierbei bildet Harris’ dritte Symphonie aus dem Jahr 1938. Leonard Bernstein setzte sich Zeit seines Lebens stark für das einsätzige Stück ein und Sergej Kussewitzkij lobte das Werk nach seiner Uraufführung als „die erste große Symphonie eines Amerikaners“. Johnny Cash - American V: A Hundred Highwaysvon Frank Castenholz • 1. September 2006 Johnny Cashs Schwanengesang beschert uns die wohl am kritischsten rezipierte Veröffentlichung seiner American Recordings. Was wurde im Vorfeld nicht alles befürchtet und beklagt: Produzent Rick Rubin zocke nur ab; Cash habe der Fledderei doch bestimmt niemals zugestimmt; seine mythologische Verklärung steige postum; die erst nach seinem Tod beigefügten Arrangements verfälschten, seien süßlich und verkitscht. The Day The Earth Met The... Rocket From The TombsBesser spät als nievon Frank Castenholz • 1. September 2006 Die Suche nach „missing links“ zwischen Hard/Glam/Garage/...-Rock der frühen 70er und klassischem 76/77er-Punk einerseits sowie zwischen künstlerischer Avantgarde und pöbelndem Rüpelrock andererseits ist wohl letztlich genauso unergiebig wie die Frage, wer wohl der erste wahre Punk (Rocker) war – macht aber gleichwohl einen Heidenspaß. Die kaum bekannte Band Rocket From The Tombs aus Cleveland kann man tatsächlich als eine Art „missing link“ begreifen, um dessen Bergung sich das deutsche Glitterhouse Label durch die Veröffentlichung von „The Day The Earth Met The Rocket From The Tomb“ im Jahr 2002 verdient gemacht hat. Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy (Deluxe Edition)von Frank Castenholz • 1. September 2006 Mit Bernie Taupin als kongenialem Texter legte Elton John im Jahr 1975 ein loses Konzeptalbum über die mühsamen Anfänge ihrer gemeinsamen Karriere vor. Das schöne daran: Man muss von der Thematik gar nicht besonders gefesselt sein, um sich an jeder funkelnden Sekunde von Songs wie „Tower Of Babel“, „Someone Saved My Life Tonight“ oder „Curtains“ zu weiden. Sein neben „Madman Across The Water“ und „Goodbye Yellow Brick Road“ herausragendes – und unter den Dreien ambitioniertestes, geschlossenstes – Meisterstück ist mittlerweile in einer Deluxe-Version erhältlich. Keane - Under The Iron Seavon Rainer Aschemeier • 31. August 2006 Wem der Name „Keane“ bisher nichts sagt, möge kurz aufgeklärt werden. Bei „Keane“ handelt es sich um eine junge britische Band, die innerhalb kürzester Zeit von Null auf Eins in die britischen Charts gehypt wurde. Dabei klingen „Keane“ wie ein exakter Klon aus „Travis“ (Gesang) und den weniger inspirierten Momenten von „Coldplay“ (Musik). Dirty Rig feat. Kory Clarke - Rock Did Itvon Rainer Aschemeier • 31. August 2006 Jaaaaaaaaa! Der personifizierte Wahnsinn in Form von Kory Clarke ist wieder da! „ENDLICH!“ kann man da nur beherzt seufzen. Immerhin ist Kory Clarke nicht nur als Ex-Frontmann von Kultbands wie „Warrior Soul“ oder „Space Age Playboys“ bekannt, sondern auch als einer der gemeinhin eifrigsten Konsumenten harter Drogen die die weltweite Rockszene zu bieten hat. Deswegen bin jedenfalls ich als Fan immer froh, alle paar Jahre wieder zu erfahren, dass der Mann überhaupt noch lebt. Wolfgang Amadeus Mozart - Die ZauberflöteBayerisches Staatsopernorchester - Wolfgang Sawallischvon Rainer Aschemeier • 21. August 2006 „Die Zauberflöte“ dürfte – im ewigen Wettstreit mit „Don Giovanni“ – wohl Mozarts beliebteste Oper sein. Doch wenn wir einmal hinter die Kulissen blicken, wird offensichtlich, wie viel Missverständnisse diese Oper bis heute auslöst. So denkt z. B. immer noch ein Gutteil der Gesellschaft, dass „Die Zauberflöte“ eine „Kinderoper“ sei, ähnlich wie Humperdincks „Hänsel und Gretel“ beispielsweise. Auch soll es immer noch Zeitgenossen geben, die tatsächlich denken, Mozart selbst habe die Handlung der Zauberflöte kreiert und habe so quasi seine vermeintliche „Kindsköpfigkeit“ auf die Bühne übertragen. Ernst Toch - Symphonien Nr. 1-7Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - Alun Francisvon Rainer Aschemeier • 13. August 2006 Die Kunst des 20. Jahrhunderts hat in fast allen Gattungen keinen einfachen Stand bei der Publikumsrezeption. Expressionistische Gemälde werden als „Schmiererei“ abgetan, Bauhaus-Architektur wird als „schmucklos und hässlich“ empfunden, Romane und Bücher erhalten „Prädikate“ wie „zu schwierig“ oder „handlungsleer und sinnlos“. Dennoch: Wohl keine Kunstgattung hatte es seit dem Zeitpunkt ihrer Entstehung so schwer wie die sog. „E-Musik“, also die „klassische Musik“, des 20. Jahrhunderts. Fragt man selbst Leute mit hohem Bildungsniveau nach den maßgeblichen Kompositionen von Schönberg, Schostakowitsch, Hindemith, Bartok oder Strawinsky (den man vielleicht noch als den populärsten unter den sog. „Zeitgenössischen“ durchgehen lassen könnte), stößt man oft auf rudimentäres Halbwissen, noch öfter aber auf gähnende Leere. Ein kleines Wunder ist es deshalb immer wieder, wenn man sich beguckt, mit welchen Repertoire-Seltenheiten das kleine Klassiklabel cpo (classic produktion osnabrück) seinen Lebensunterhalt verdient. Dmitri Schostakowitsch / Rudolf Barshai - Kammersymphonien Nr. 1-5Orchestra Sinfonica di Milano "Giuseppe Verdi" - Rudolf Barshaivon Rainer Aschemeier • 1. August 2006 Rudolf Barshai: Russischer Dirigent von Weltruf. Letzter „Überlebender“ einer Generation russischer Weltklassedirigenten wie z. B. Jewgenij Swetlanow, Kyrill Kondraschin und Gennadij Roshdestwenskij. Studienkollege von Dmitrij Schostakowitsch, Dirigent zahlreicher Uraufführungen seiner Werke. Arrangierte 5 Schostakowitsch-Streichquartette für Kammerorchester zu sog. „Kammersymphonien“. Op. 110 entstand nach Streichquartett Nr. 8 noch zu Lebzeiten des Komponisten, der so begeistert von der Orchesterfassung war, dass er sie als op. 110a in den offiziellen Katalog seines Oeuvres aufnahm. Dmitrij Schostakowitsch: Russischer Komponist von Weltruf. Gilt heute allgemein als bedeutendster Sinfoniker des 20. Jh. Musikalisches Genie und Wunderkind, dem Alexander Glasunow einst attestierte, er sei die „größte musikalische Begabung seit Mozart“. Der persönlichen Missgunst Stalins ausgeliefert, schwebte Schostakowitsch während der Zeit der „Kultursäuberungsaktionen“ durch Schdanow jahrelang in Lebensgefahr – erschütternde Memoiren, die erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden. |
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