Beethoven und seine Lehrer - Musik für Klavier, vierhändigAufschlussreiche Schwelgerei im Originalklangvon Rainer Aschemeier • 21. März 2011 Horcht man allerdings der besprochenen CD mit zwei so schön klingenden und gut aufgenommenen Instrumenten wie den hier zu hörenden Flügeln von Caspar Katholnig (ca. 1805-1810) und Johann Nepomuk Tröndlin (1830), fragt man sich, ob das nicht doch deutlich (!) schöner ist, als der gleichmacherische, „patentierte“ Steinway-Sound, der uns heute von wirklich jeder Bühne entgegentönt. Robert Schumann - Musik für Cello und KlavierIn die Irre geführtvon Rainer Aschemeier • 21. März 2011 Kenner werden ob des Titels der hier besprochenen CD womöglich stutzen, denn der Anteil Musik, den Robert Schumann neben seinem furiosen Cellokonzert noch für das Instrument komponiert hat, ist (vermeintlich) verschwindend gering. Lediglich eine Kammermusikkomposition ist überliefert, die zudem kaum ein CD-füllendes Programm darstellen würde. Wie also haben Karine Georgian und Jan Willem Nelleke die vorliegende CD überhaupt zusammenstellen können? SARAH JAFFE ∙ Suburban Naturevon Frank Castenholz • 13. März 2011 Durch eine Radiosendung, Roots mit Wolfgang Doebeling auf Radio Eins, bin ich letztens dankenswerterweise auf diese LP aufmerksam gemacht, die in den USA bereits Mitte 2010 auf CD und Vinyl (mit Bonus-Track „Vulnerable/Alternate Version“) veröffentlicht wurde. Die Texanische Singer/Songwriter-Dame hatte bereits 2008 eine erste EP namens „Even Born Again“ eingespielt (gerade wiederveröffentlicht – bislang nur auf CD). „Suburban Nature“ schafft das Kunststück, einerseits in sich schlüssig und homogen zu klingen und eine überzeugende Ökonomie der Arrangements zu pflegen, andererseits jedem einzelnen Track einen eigenen Ausdruck, eine Individualität zu verleihen. Gitarren, Violinen, Cello, Piano, Wurlitzer, Vibraphon, Akkordeon setzen dezente songdienliche Akzente, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht aber immer der (glücklichweise nie aufdringlich expressive oder zu sehr nach vorne gemischte) Gesang, dessen „girl next door“-Charme nicht über Sarah Jaffes Kunstfertigkeit hinwegtäuscht. Man könnte bei ihr wohl Spuren z.B. von Heather Nova, früher Tori Amos, mehr noch von frühen Bright Eyes (z.B. „Watch Me Fall Apart“), Ryan Adams (zu „Love Is Hell“-Zeiten: man höre sich „Swelling“ an) oder Alela Diane ausfindig machen, in manchen Fällen aber eher unter dem Vorzeichen „die Platte, die X schon immer gerne mal aufgenommen hätte“. Die genannten Referenzen zeigen jedenfalls den Drang zur Intimität auf. Die Grenzen zur plakativen Emotionalisierung (etwa im Sinne der ersten Jewel-LP) oder auf der anderen Seite zum gefühligen Easy Listening (Norah Jones) werden aber zum Glück nie überschritten. Dass sie schon sowohl mit Lou Barlow (Dinosaur Jr.) als auch mit Norah Jones auf Tour war, steckt den Rahmen gleichwohl ganz gut ab. Aufgrund des hervorragenden Songmaterials gibt es neben dem durch seine Eingängigkeit hervorstechenden Clementine bis zur letzten Minute sehr viel zu entdecken. Für mich ein guter Grund, meine Top 10 von 2010 neu zu ordnen. ![]() The Steinways - You’ve Been Leadin’ Me Onvon Frank Castenholz • 16. Januar 2011 A: You’ve Been Leadin’ Me On Diese Single, die beiderseitig vom Ende einer Beziehung kündet, ist ein einziger Glücksfall und vereint alle Qualitäten, die man mit Northern Soul landläufig assoziert: Motown-inspirierter Girl Group Sound, aber kantiger produziert und weniger schematisch strukturiert, flott und enorm eingängig und natürlich rar und ziemlich teuer (deutlich dreistellig). Erfolgreich war dieser doppelte Geniestreich nicht, Sängerin Frankie Gearing nahm nach einer weiteren Single für Oliver mit anderen Gruppen u.a. für Chips Moman (The Glories auf Date) und Willie Mitchell (Quiet Elegance auf Hi) auf und veröffentlichte auch ein paar Solo-45s. Wanda Jackson - Right Or Wrong/Funnel of Lovevon Frank Castenholz • 16. Januar 2011 A: Right Or Wrong Der Country-Heuler “Right Or Wrong” ist schon schön, aber bereitet nicht im Entferntesten darauf vor, was einen auf der anderen Seite erwartet. Da treffen Rhythm & Blues, Rockabilly und Country so unvermittelt aufeinander, dass eine Verschubladung unmöglich scheint. Gesanglich gelingt Wanda eine unvergleichliche Gratwanderung zwischen Country-Schmelz und guttural derbem Rockabilly-Twang. „Here I go, Niemand wird diesen Song je so perfekt interpretieren können wie sie – nicht mal Mark E. Smith. (Die Single ist nicht selten, dürfte aber in sehr guten Zustand durchaus ihre 20 – 30 € Wert sein.) The Paper Dolls - My Life (Is In Your Hands)von Frank Castenholz • 16. Januar 2011 A: My Life (Is In Your Hands) Tiger, Spyder und Copper – so nannten sich die perückenbewehrten Mitglieder der UK-Girl Group The Paper Dolls, die auf Pye einige sympathische Singles und ein Album („Paper Dolls House“) veröffentlichten. In ihrem Sound kann man sowohl Spuren von Motown (mit weniger Soul und Swing, dafür einer ordentlichen Portion Britishness), der opulenten Pop-Epen der Walker Brothers (allerdings mit mehr Niedlichkeit, schlichteren Arrangements und weniger dramaturgischer Finesse) und sicherlich noch diversen anderen orchestralen Brit- und US-Pop-Nummern der 1960er Jahre finden. Mit ihrer ersten Single „Something Here In My Heart (keep’s a-tellin’ me no)“ hatten sie einen UK-Chart-Erfolg, den sie mit späteren Veröffentlichungen nicht mehr wiederholen konnten – auch nicht mit dieser, ihrer zweiten Single. Ich könnte mir vorstellen, dass die Aufnahmen bereits zu Zeiten der Veröffentlichung etwas nostalgisch klangen. Ein Lob dieser 7“, die von Tony Macaulay arrangiert und produziert wurde, lässt sich wohl nur aussprechen, indem man ihre Schwächen benennt und sie als Stärken versteht. Der vernuschelte Strophen-Gesang bei „My Life“, der kaum gegen die Big Band ankommt, ist süß und weckt Helferinstinkte, der etwas holperige Orchesterbeat und der leicht unbeholfene Wechsel zwischen Strophe und Refrain sind erfrischend und der ein wenig zu sehr auf Eingängigkeit und Schmiss getrimmte Refrain ist auch im Scheitern noch hübsch. Tanzen kann man darauf, glaube ich, nicht. Dann aber die Flipside „There’s Nobody I’d Sooner Love“, bei der plötzlich alles stimmt, der Groove, die Dramaturgie, das Ineinandergreifen von Leadgesang und Chor, die laszive Lässigkeit des Strophengesangs und eine unwiderstehliche Melodie, Widerstand zwecklos. Spontan assoziiert: So hätte Nina Persson mit den Cardigans Ende der 60er klingen können, im besten Fall. (Die UK-Single ohne Picture Sleeve ist für wenige Pfund zu haben, Exemplare mit Sleeve wie diese norwegische Ausgabe sind deutlich seltener.) Wendy Warner & Irina Nuzova - Russische Musik für Cello und KlavierSchwelgerische Musik angenehm nüchtern interpretiertvon Rainer Aschemeier • 16. November 2010 Eine CD, die sich der Verbreitung seltenst zu hörender und zutiefst originär russischer Musik widmet, würde man auf den ersten Blick nicht unbedingt beim Label Cedille vermuten. Denn „Cedille Records“ ist das Plattenlabel der Chicago Classical Recording Foundation, einer Stiftung, die sich der Dokumentation von Tonaufnahmen von Künstlern aus dem Großraum Chicago gewidmet hat und in den sonst finanziell doch eher unspaßigen USA tatsächlich von der Steuer befreit ist. Fördert der US-amerikanische Staat also nun den alten Klassenfeind? Dio at Donington - Live 1983 & 1987Rare Livedokumentevon Rainer Aschemeier • 14. November 2010 Echte, nimmermüde und nimmersatte Dio-Fans kannten die Aufnahmen, die nun als erste „Nachlese“ nach dem Tode des großen, einflussreichen Metalsängers Ronnie James Dio das Licht der Welt erblickten längst. Die hier versammelten BBC-Live-Mitschnitte der beiden Gastauftritte des stimmgewaltigen Sängers beim „Monsters of Rock“-Festival in Castle Donington in den 1980er-Jahren genießen ohnehin Kultstatus. Asia - OmegaGenau wie anno Dunnemals...von Rainer Aschemeier • 7. September 2010 Es gibt Rockbands, deren Fans ans Unverwüstliche grenzen. Egal, ob die Band gerade ein Spitzenalbum abgeliefert hat oder doch mal wieder nur Durchschnittsware produziert: die Helden werden gnadenlos abgefeiert – …von denen, die sie schon immer abgefeiert haben. Der Rest der Welt sieht die Sache meist weniger durch die rosarote Brille. Ein Fall von dieser Art war und ist auch die in Fankreisen legendär zu nennende Band „Asia“. Iron Maiden - The Final Frontier"Eddie" im Weltraumvon Rainer Aschemeier • 28. August 2010 “’The Final Frontier‘ ist ein Album, das die Urteilskraft des zufälligen Hörers testet. Aber Iron Maiden waren nie auf solche Kunden angewiesen. Die Millionen ihrer Getreuen werden jede Sekunde innig lieben.“ |
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