"Klassiker des Monats" Februar

von Rainer Aschemeier  •  14. Februar 2013

Nachdem ich es im Dezember 2012 und im Januar 2013 nicht geschafft hatte, unseren Lesern einen „Klassiker des Monats“ bereitzustellen, möchte ich im Februar endlich eine meiner absoluten Lieblings-CDs wieder ins Licht der Öffentlichkeit zurückholen.
Dabei handelt es sich um eine der letzten Studioaufnahmen Eugen Jochums vor seinem Tod. Die 1986 bei Ariola Eurodisc (hier und da auch unter dem kurzlebigen „Orbis“-Label) erschienene Produktion der Beethoven-Ouvertüren, eingespielt von Jochums langjähriger großer Liebe – den Bamberger Sinfonikern – hat bis heute nichts von ihrer Strahlkraft und ungemein faszinierenden Eindringlichkeit verloren.

Zwar ist das alles aus heutiger Sicht natürlich äußerst „überromantisch“ und unzeitgemäß musiziert, doch kann zumindest ich mich der dramatischen Kraft dieser Einspielungen kaum entziehen. Mit teilweise sehr langsamen Tempi hat Jochum hier seinerzeit zwar eine der wohl bis heute langsamsten „Egmont“-Ouvertüren abgeliefert, doch wie großartig ist die Dynamik, die Spielkultur, die klangliche Fülle, die Jochum und seine Bamberger hier auf’s Parkett legen!

Diese CD war noch eine von der Sorte, die man gemeinhin als „Erlebnis“ verbucht. Und demzufolge hört man hier eben keinen Beethoven „von der Stange“, sondern einen zutiefst individuellen, vielleicht etwas zu viel in der romantischen Tradition verwurzelten Musikdramatiker von einiger Sprengkraft.
In unserem the-listener-webradio kann sich nun jeder wieder selbst einen Eindruck verschaffen von dieser großartigen CD mit Dokumentcharakter, die vollkommen unverständlicherweise nach ihrer Erstauflage in den 1980er-Jahren bislang noch nicht wieder (noch nicht einmal in irgendeiner „Billig-Serie“) wiederveröffentlicht wurde. Es wäre dringend an der Zeit, dieses Tondokument von Rang aus dem Archivkeller zu holen – dies zumal, weil es eine der raren Aufnahmen Jochums aus der damals bereits in voller Blüte stehenden Digitalära ist.