IRON MAIDEN
DANCE OF DEATH

EMI
Best.-Nr. 593 0102

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Iron Maiden

DANCE OF DEATH

VON RAINER ASCHEMEIER

Iron Maiden, einst Flagschiff der New Wave Of British Heavy Metal-Welle Anfang der Achtziger, haben wieder zugeschlagen. Aus der einstigen Schülerband von Bassist Steve Harris ist das florierendste Heavy-Metal-Unternehmen der Musikgeschichte geworden.

In der Tat dürfte Iron Maiden wohl derzeit die einzige Metalband auf unserem Planeten sein, die mit einem aktuellen Album derart beeindruckend die Charts knacken können. Hier die bisher höchsten Chartnotierungen für das neue Album „Dance Of Death“:

DANCE OF DEATH (Album)
No 1 Italy, Sweden, Finland, Greece, Czech Republic
No 2 UK, Germany, Switzerland, Slovenia
No 3 France, Spain, Norway, Poland, Hungary, Argentina, Austria,
No 4 Japan, Portugal, Belgium, Iceland
No 5 Canada
No 6 Ireland
No 10 Denmark
No 11 Holland
No 12 Australia
No 18 USA

WILDEST DREAMS (Erste Single-Auskopplung)
No 1 Portugal, Hungary, Norway
No 2 Spain
No 4 Sweden, Italy
No 6 UK
No 9 Denmark
No 19 Ireland
No 27 Germany
No 45 Holland
No 63 France
Quelle: http://ironmaiden.com (die offizielle Bandhomepage)

Immerhin: Wer auf Platz 2 der Deutschen Charts irgendwelche postpubertären sogenannten „Superstars“ erwartet hatte sieht sich entweder hoch erfreut oder schwer enttäuscht: Wieder haben es Iron Maiden geschafft den Pop-Kodex zu knacken. Wieder beweist sich, dass Heavy Metal ebenso hohe Verkaufserfolge erzielen kann wie Wolfgang Petry und Konsorten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, warum das nur bei einer, oder zumindest nur bei ganz wenigen Bands so ist. Außer Iron Maiden sind dies im Metalbereich noch Metallica, Manowar, Motörhead und in Ansätzen Judas Priest. All diese „Mitbewerber“ hatten jedoch in letzter Zeit lange kein wirklich gutes Album mehr im Gepäck: Metallica übten mit „St. Anger“ nichtproduziertes post-Hardcore-Gewinsel, Motörhead zeigten sich auf „Hammered“ entgegen der Titelankündigung eher soft und unkreativ, Judas Priest laborieren seit über zehn Jahren an schmerzlichem Sängerverlust (eine Heilung ist bekanntermaßen endlich eingeleitet worden: Halford kehrte zurück...) und Manowar sind seit Jahren einfach nur schlecht. Punkt!

Doch was ist mit dem Schlachtschiff des britischen 1980-er Jahre Metals? Nun, auch Iron Maiden haben es ihren Fans nicht einfach gemacht: Nach dem Ausstieg von Sänger und „Markenprodukt“ Bruce Dickinson entschied man sich erstaunlicherweise für Ex-Wolfsbane-Röhre Blaze Bailey. Eine ungewöhnliche und von vielen Fans hart kritisierte Wahl. Vielfach wurde sogar die Rückkehr von Uralt-Mitglied Paul Di Anno gefordert. Dabei dürfte jeder halbwegs vernünftige Maiden-Fan wissen, dass Paul Di Anno seit Jahrzehnten im Whiskey-Delirium dahindämmert und seit dem legendären 1982-er Iron Maiden Album „Killers“ nicht ein, aber auch wirklich nicht ein einziges gescheites Produkt auf den Markt gebracht hat.

Nach der Wiedervereinigung mit Bruce Dickinson folgte das obligatorische Album: Brave New World war im Jahr 2000 eine herbe Enttäuschung: Die Band klang einfallslos, ausgebrannt und wie gewollt und nicht gekonnt. Im letzten Jahr folgte die (mittlerweile übliche) Livebedienung: „Rock In Rio“ war das erste gescheite Livealbum der Band seit dem legendären „Live After Death“ von 1985. Nun wartete man allseits gespannt auf das neue Werk.

„Dance Of Death“ ist ein Album mit einem völlig blödsinnigen und fahrlässig schlecht ausgeführten Coverartwork. Das ist unglücklicherweise die erste Auffälligkeit eines neuen Tonträgers der Millionen von Fans weltweit zum Kauf bewegen soll.

Andererseits ist es nach wie vor die Musik die zählt, und zwar NUR die! Überraschenderweise konnten Iron Maiden in dieser Hinsicht wieder gewaltig aufholen! Die beeindruckende Spielfreude, die der geneigte Hörer noch vom „Rock in Rio“-Album im Ohr hat, konnte nun endlich auch im Studio eingefangen werden. Kevin Shirley, der „Brave New World“ zwei Jahre zuvor soundtechnisch total verhunzt hatte, liefert auf „Dance Of Death“ einen fabelhaften Produzentenjob ab. Der Sound knallt!

Das Songmaterial weiß ohne Ausnahme zu gefallen. Einzig der Opener (gleichzeitig die aktuelle Single-Auskopplung) „Wildest Dreams“ gehört ein bisschen zur Kategorie „LariFari“. Songs wie „Montségur“ und „Paschendale“ tragen zwar komische Namen, doch gehören zur musikalisch besten Darbietung der Band seit fast zehn Jahren. Auch der Titelsong „Dance Of Death“ verdient endlich einmal wieder das Wertprädikat „Hymne“ und braucht sich hinter Singalongs wie „Fear Of The Dark“ oder „Caught Somewhere In Time“ nicht zu verstecken.

Fazit: Iron Maiden stülpen mit einem überraschend starken Album der weltweiten Musikszene den Sack über, den sie verdient! Das beste Maiden-Album seit mindestens „X-Factor“...

 

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