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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Live In Toronto (vinyl only)
Ween (feat. The Shit Creek Boys)

(2006)

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Ween (feat. The Shit Creek Boys) - Live In Toronto

von Frank Castenholz  •  26. Oktober 2006

„It turned out to be the most rewarding experience of our musical career. I don´t think we played a bad show the whole tour – the 8 piece band sounded like a 747 landing on your house.“
(Dean Ween)

Auf gut Glück und aus schier verschwenderischer Kauflaune heraus erwarb ich neulich diese Doppel-LP , die bereits im September diesen Jahres veröffentlicht wurde. Es handelt sich um eine Aufnahme der Tour zum „12 Golden Country Greats“-Album vom 23.10.1996 in Toronto mit einem Haufen altgedienter Nashville-Musiker, die zum Teil auch auf dem Studioalbum mitspielten. Das Konzert war bereits Ende der 90er Jahre einmal in kleiner Auflage veröffentlicht worden, die längst vergriffen ist und zu entsprechend hohen Auktionspreisen führte. Nun erscheint die Doppel-LP also nochmals in, wie man hört, strikt limitierter, jedenfalls aber prächtiger Vinyl-Only-Auflage mit Klappcover, Hardcoverinlays und Ween-Aufkleber auf 180 g weiß marmoriertem Vinyl. Kein Fehlkauf, ein Glück!

Entgegen der recht zahmen Studioversionen, die die wilden Texte konterkarrieren, rockt das Konzert sehr ordentlich; die Einspielungen sind oft flotter und druckvoller, und auch der Gesang ist ungebügelter. Der Sound ist ebenfalls angemessen kernig. Hier spielt zudem keine Session-Truppe mehr, sondern eine gewachsene Liveband. So macht mir die Live-Aufnahme auf Anhieb mehr Spaß als das Studioalbum, das m.E. zum Teil auch recht nah an der Albernheit entlangschrammt, vielleicht weil der Gesang sehr präsent ist und somit die betont schrägen Texte zu sehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Live hingegen wirkt die Inszenierung für WEEN-Verhältnisse nahezu seriös, der Eindruck von Parodie und Pose kommt – jedenfalls bei den Country-Stücken – nicht auf. Die Coverversion von Billy Joels „Piano man“ hingegen, die an sich sehr nah am Original bleibt, hält die Ernsthaftigkeit dann natürlich doch nicht ganz bis zum Ende durch…

Neben den Country-Songs gibt es noch eine Auswahl anderer Nummern (insbes. von „Chocolate & Cheese“), die aber keiner Country-Rosskur unterzogen wurden, sondern teilweise recht heftig krachen, was dem homogenen Gesamteindruck des Konzerts seltsamerweise kaum schadet. Nur das etwas lang geratene Riffungetüm „Poopship Destroyer“ wäre mit einer weniger ausladenden Fassung besser weggekommen. Dafür wird die ausgedehnte Jam-Fassung von „Fluffy“ wiederum mit jeder Minute toller.

Fazit: Für Bewunderer der „12 Country Greats“ unverzichtbar und für die (vermutlich kleine) Zielgruppe, die sich gleichermaßen an aufsässiger, nicht-depressiver Country-Musik, der ausgefuchsten Wucht der Melvins und der genialisch-respektlosen Ideenflut eines Frank Zappa erfreuen kann, allemal ein Versuch wert.

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