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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

K. Saariaho - Kammermusik für Streich-instrumente Vol. 1
Meta4, A Laakso (Klavier), M. Myöhänen (Elektronik)

(2013)
Ondine / Vertrieb: Naxos

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Kaija Saariaho - Kammermusik für Streichinstrumente Vol. 1

Spannende Saariaho-Kammermusikretrospektive

von Rainer Aschemeier  •  23. August 2013
Katalog-Nr.: ODE 1222-2 / EAN: 0761195122228

Die 1952 geborene Komponistin Kaija Saariaho kann heute mit Fug und Recht als die wohl bekannteste und am breitesten wahrgenommene Komponistin Finnlands betrachtet werden. Zwar läuft ihr unter den männlichen „Mitbewerbern“ in Finnland ohne Zweifel der große alte Mann der finnischen Musikszene, Einojuhani Rautavaara, in Sachen Popularität sicher noch den Rang ab, jedoch ist Kaija Saariaho auf dem besten Wege in seine Fußstapfen zu treten.

...wenn auch ihre Musik ganz anders gelagert und vor allem nicht unumstritten ist. Während sich Rautavaara nach einem Beginn als Avantgardist und sogar einer kurzen serialistischen Phase inzwischen einer gemäßigten Postmoderne zugewandt hat, ist Saariaho weiterhin die Komponistin, die für atonale Musik steht.
Das finnische Label Ondine hat nun eine CD-Edition gestartet, die sich der Kammermusik Saariahos für Besetzungen mit Streichinstrumenten widmet. Das erste Album in der auf zwei Teile angelegten Ausgabe beleuchtet den Werdegang der Komponistin von 1987 bis in die jüngste Zeit.
Es umfasst Stücke für Soloinstrumente (Violine, Cello) ebenso, wie ein Streichquartett mit Live-Elektronik oder die klassische Besetzung aus Violine und Klavier.
Auch wegen der unterschiedlichen Besetzungen wird der Werdegang, die kompositorische Entwicklung Saariahos weniger nachvollziehbar, als das bei vergleichbaren Editionen anderer Komponisten der Fall ist. Dies liegt aber auch an Saariahos beneidenswerter Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit. Egal, welches Stück man auf dieser CD anhört: Saariahos Stil klingt immer anders, erweist sich als extrem wandlungsfähig – und bleibt trotzdem unverkennbar ihr ureigener Stil. Saariahos Handschrift ist oft schon nach wenigen Momenten in einem Werk identifizierbar, macht ihre Arbeit unverwechselbar.

Diese außerordentliche Flexibilität unter steter Beibehaltung einer unverwechselbaren persönlichen Identität ist das eigentlich Besondere an Saariahos Musik. Und vielleicht erklärt dies auch den ungeheuren Erfolg, den die Komponistin auf der ganzen Welt genießt mit Auftragswerken aller großen Orchester, von den Berliner Philharmonikern bis hin zu den „Big Five“ in den USA.

Auf der vorliegenden CD spielt das Streichquartett „Meta4“, das zu den Ensembles gehört, mit denen die Komponistin selbst immer wieder zusammenarbeitet, die im engeren Sinne zum musikalischen Umfeld Saariahos gerechnet werden können und sollten. Mit Anna Lakso (Klavier) und Marko Myöhänen (Elektronik) fanden sich zudem zwei Gäste ein, die auf diesem Album eine wichtige Rolle spielen.
Die Interpretationen sind durch die Bank authentisch, unprätentiös, durchaus vorbildlich. An die mittenbetonte, sehr helle Klangfarbe des Quartetts „Meta4“ muss man sich zwar erst einmal gewöhnen, doch das fällt ob der vorzüglichen interpretatorischen Qualität des Ensembles nicht über Gebühr schwer. Außerdem haben wir hier auch das Quartett, das die Komponistin inzwischen so oft konsultiert hat, dass wir davon ausgehen dürfen, dass der „Meta4“-Sound auch in Kaija Saariahos Sinne liegt.

Der Klang der Aufnahme kann mich (wie oft bei Ondine) nicht 100%ig überzeugen, klingt (wie oft bei Ondine) nicht offen, nicht frei, immer ein wenig topfig, ein wenig eng. Das Niveau, auf dem ich hierbei meckere, ist allerdings sehr hoch. Mühelos versteht es diese Kammermusikaufnahme die meisten Veröffentlichungen der Mainstream-Labels in den Schatten zu stellen. Aber sie ist eben auch wiederum nicht in der Lage, sich in obere HiFi-Sphären zu erheben.

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