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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

C. M. v. Weber - Klarinetten-Konzerte
Bamberger Sinfoniker - R. Szulc; K. H. Steffens (Klarinette)

(2011)
Tudor

• • •

Carl Maria von Weber - Klarinettenkonzerte 1 & 2; Concertino

Spritzige Musik, farblos interpretiert

von Rainer Aschemeier  •  14. November 2011
Katalog-Nr.: / EAN

Wenn man ein Produkt in einem umkämpften Markt erfolgreich platzieren will, muss man schon einiges „auf der Pfanne“ haben, um Kunden zu gewinnnen. Und was die verfügbaren Einspielungen der äußerst beliebten Klarinettenkonzerte des Romantikers und „Freischütz“-Komponisten Carl Maria von Weber angeht, ist das Wort vom umkämpften Markt sicher nicht verkehrt. Die hier neu vom schweizerischen „Tudor“-Label vorgelegte Gesamteinspielung der konzertanten Klarinettenmusik Webers steht im direkten Wettbewerb mit (um nur mal die herausragenden Beispiele zu nennen) einer Einspielung der Staatskapelle Dresden unter Herbert Blomstedt mit Starklarinettistin Sabine Meyer, der Academy of St. Martin-in-the-Fields unter ihrem Gründer Sir Neville Marriner mit dem Solisten und Dirigentensohn Andrew Marriner, dem Leipziger Gewandhausorchester unter Kurt Masur mit der Solistin Sharon Kam und nicht zuletzt den Wiener Philharmonikern unter Sir Colin Davis mit dem „Veteranen der Klarinette“: Ernst Ottensamer.

Nun sind allerdings auch die Bamberger Sinfoniker ein Orchester von absolutem Weltrang und müssen sich sicherlich hinter keinem anderen Ensemble dieses Planeten verstecken. Ganz im Gegenteil: Immer wieder haben die Franken es in der Vergangenheit geschafft, so begeisternde Aufnahmen vorzulegen, dass man oft das Wort „Referenzaufnahme“ in den Mund nehmen konnte, und zuletzt konnten wir von www.the-listener.de das an dieser Stelle ebenfalls tun.
Und so ist auch bei dieser Neuveröffentlichung auf dem Schweizer High-End-Label Tudor der erste Eindruck gar nicht so schlecht. Doch der Teufel steckt im Detail. Obwohl Karl Heinz Steffens, der Solist dieser Aufnahme, bis 2007 Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker war, sind seine Künste doch relativ weit von der emotionalen und dynamischen Ausnahmeklasse entfernt, wie sie zum Beispiel Sabine Meyer stets auszeichnet. Die Soloklarinette wurde bei dieser CD zudem auch klanglich nicht sehr gut getroffen, klingt sogar ein ums andere mal dünn und „piepsig“, was bei einer Aufnahme eines Hifi-Labels so nicht sein sollte. Insgesamt muss festgestellt werden, dass es sich bei dieser CD klanglich zwar um eine ganz ordentliche Leistung handelt, doch beileibe nicht um die audiophile Extraklasse, die man sonst aus dem Hause Tudor gewohnt ist.
Auch das Dirigat des jungen tschechischen Pultstars Radoslaw Szulc, der zurzeit einige beeindruckende Karrieresprünge hinlegt, kann mich bei diesen Darbietungen nicht sehr überzeugen. Obwohl Webers Musik reichlich Möglichkeiten böte, um dem Orchester Dynamik, Verve und vor allem rhythmische Vitalität abzuverlangen, dirigiert Szulc diese Musik erstaunlich matt und eindimensional. Kein Vergleich zum Beispiel zur stets agilen und tänzerisch-fidelen Academy of St. Martin-in-the-Fields, die unter Sir Neville Marriner so spritzig aufspielt, als könne das Orchester die jeweils nächste Note kaum erwarten.

Alles in allem kann ich also eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen. Damit wir uns richtig verstehen: Diese Einspielung ist alles andere als schlecht. Das Orchester spielt sehr gut wie immer, das Dirigat ist routiniert und durchaus qualitätvoll, und Gleiches gilt für den Solisten. Doch in diesem Spitzenklasse-Konkurrenzumfeld (siehe oben) ist das einfach zu wenig. Und wenn man sich in einen Markt begibt, in dem es so viele Spitzentitel gibt, liegt die Messlatte für den „Durchschnitt“ eben extrem hoch. Hart formuliert könnte man also sagen: Diese Neuaufnahme hätte es nicht unbedingt gebraucht.
Am klanglich mediokren Gesamteindruck ändert übrigens auch die SACD-Spur nichts. Alles in allem bleibt die ganze Aufnahme farblos – klanglich und interpretatorisch. Schade!

((Das Hörexemplar der SACD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma Naxos, zur Verfügung gestellt.))

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