ControlAnton Corbijn verfilmt das Leben von Ian Curtis (Joy Division)von Frank Castenholz • 30. Oktober 2007 Letzten Freitag Nacht habe ich im Actor’s Studio, einem äußerst charmant verkommenen Art House-Kino in der Brüsseler Innenstadt, meinen Film des Jahres gesehen. Ich bin ergriffen und erschlagen zugleich.
Einleitend sei bekannt, dass ich weder fanatischer Anhänger der Band noch Intimus der Biographie von Ian Curtis bin. Wenn ich diesen Film nun (Ende Oktober 2007 zugegebenermaßen etwas voreilig) als Jahresliebling ausweise, dann hat das folglich nichts mit voreingenommenem Fantum zu tun. Ich maße mir auch nicht an zu beurteilen, inwiefern die einzelnen Charaktere richtig und gerecht beleuchtet wurden. Das Drehbuch beruht auf den Erinnerungen von Curtis‘ Witwe Deborah. Dass der Film u.a. von ihr und Tony Wilson (Gründer des Factory Labels) co-produziert wurde und der Soundtrack von Curtis‘ ehemaligen Bandkollegen New Order stammt, zeigt jedenfalls, dass der Regisseur Corbijn das Vertrauen derer genoss, die Curtis am intensivsten erlebt haben. They are the Scissor Sisters - and so are weWer tanzt, gewinnt - Columbiahalle, Berlin, 14.4.2007von Frank Castenholz • 16. April 2007 Die erste gute Idee des Abends, bei der man sich fragt, weshalb das nicht andere Bands ebenso machen: Zwischen One-Man-Vorgruppe Snax und dem Auftritt der Scissor Sisters legte für eine kurzweilige halbe Stunde ein DJ auf: sehr coolen, teils poppigen, teils knarzig wummernden Elektro/Techno, der das Publikum bestens bei Laune hielt und zum Tanzen animierte. Als die Scissor Sisters dann auftraten, blieb es dabei, dass man sich eher auf einer Party denn auf einem Konzert fühlte, den Blick zwar grob gen Bühne gerichtet, ansonsten aber stetig am Wippen und Tanzen. Im Publikum herrschte überwiegend lächelnde Freundlichkeit, auch der leider ziemlich dürftige Sound konnte da die ausgelassene Stimmung nicht verderben. Road To Joy: BRIGHT EYES' furiose Flucht aus dem Jugendzimmer26. März 2007, Columbia Club (Berlin)von Frank Castenholz • 28. März 2007 Das für den Bright Eyes-Konzertdebütanten Erstaunlichste vorweg: der Auftritt im ausverkauften Columbia Club bereitete ganz einfach und unangestrengt einen Riesenspaß – zu hören waren keine introvertierten, mitleidheischenden Selbstzerfleischungen eines Postpubertierenden, sondern fast durchgehend druckvolle, gleichwohl luftige, gradlinig nach vorne gehende Band-Arrangements, oft im Stil der aktuellen Auskoppelung „Four Winds“, immer eine Prise beschwingten Country im Rücken, aber auch oft schön hart auf den Punkt gerockt. Jawohl, es war geradezu uplifting. Alles ohne Zucker: Kris Kristofferson beehrt Hamburg11. März 2007, Deutsches Schauspielhausvon Frank Castenholz • 14. März 2007 Kris Kristofferson wird man – auch wenn ihn viele nur noch als B-Movie-Schauspieler in Erinnerung haben mögen – ohne Übertreibung eine Legende nennen können. Dass er einer der profiliertesten und einflussreichsten Nashville-Songwriter im üppigen und schwer nach Genre zu sortierenden Country/Folk/Pop-Gestrüpp der Endsechsziger war, Outlaw schon, bevor es diesen Terminus gab, darf man nie vergessen, selbst wenn ihm schon nach seinem zweiten Album „The Silver Tongued Devil And I“ 1971 zunehmend die Inspiration versiegte und er fortan musikalisch nur noch allenfalls Passables zu leisten vermochte … bis hin zum überraschend überzeugenden Album „This Old Road“ im vergangenen Jahr, das mit wenig Pathos und gänzlich ohne Zucker zeigte, wie ein Mann egal welchen Alters noch die Herzen packen kann, wenn er nur sein eigenes bloß legt. Ob ihm dies auch live gelingen mochte, durfte man mit einiger Spannung erhoffen, ist Kristofferson doch, wie viele seiner Kollegen aus dem niveauvolleren Country-Segment, in Deutschland ein rarer Gast. |
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